Zum Hauptinhalt springen

Bei Herbert Huber hoppeln die Chüngeli auch in die Pfanne

Noch nicht pfannenfertig
Noch nicht pfannenfertig

Kaninchen sind eine gute Alternative zu Gitzi oder Milchlamm. Vielen scheint das aber zu aufwendig oder riskant. Ist es aber gar nicht, wenn man sich beim Kochen an ein paar Regeln hält. Viele Leute machen zwischen Kaninchen und Hase aber nicht mal einen Unterschied. Selbst Profis haben da oft ein Durcheinander, Man unterscheidet aber klar zwischen Wildkaninchen und Feldhasen. Beide gehören zur Familie der „Hasenartigen“. Die Wildkaninchen sind kleiner als die Feldhasen. Sie graben Höhlen und bringen blinden und nackten Nachwuchs zur Welt (Nesthocker). Die Feldhasen hingegen graben in Korn- oder Maisfeldern eine sogenannte Sasse (Grube). Ihre Jungen sind vollständig behaart und sehend (Nestflüchter).

Der Osterhase ist definitiv ein Chüngel

So leben unsere Kaninchen
So leben unsere Kaninchen

Zahm wurden die Kaninchen (Chüngel) erst, als man sie domestizierte, sie züchtete und für sie Ställe baute. Dabei wurden sie grösser und «feisser» als die ständig herumsiebelnden wilden Verwandten. Frischkost ab Hof, Getreide, ungespritztes und sauber gewaschenes Grünzeug stehen im Ernährungsplan der Kaninchen – auch Convenience Food für sie ist im Trend.

 

Einkauf

 

 

Noch können sie das Leben geniessen
Noch können sie das Leben geniessen

In den Auslagen und Tiefkühltruhen von Grossverteilern und konventionellen Metzgereien gibt es sowohl Frischware als auch Gefrorenes. Einheimisches Kaninchenfleisch ist aber nach wie vor knapp. Deshalb stammt es häufig aus Osteuropa, vor allem aus Ungarn. Und dieses wird mit dem ausdrücklichen Vermerk deklariert, dass die Tiere nach Schweizer Kriterien und Vorschriften gehalten und gezüchtet werden. Das höchste der Kennergefühle von Kaninchenfleischgenuss ist aber zweifelsohne eine Schweizer Chüngel, direkt ab dem Hof. Im Internet findet man diverse Adressen oder auch der Metzger Ihres Vertrauens kann bestimmt Auskunft geben.

Zubereitung

Kaninchen Gesellschaft und viel Freilauf
Kaninchen Gesellschaft und viel Freilauf

Kaninchenfleisch ist bei richtiger Zubereitung butterzart und leicht verdaulich. Der Metzger zerlegt das Tier in Rücken, Schlegel (Stötzli) und Schulter (Läffli). Die Knochen kann man für den guten, hausgemachten Jus rösten. Mit der Leber kann man eine spezielle, kulinarische Romanze eingehen: Frisch in Butter sautiert, mit Schalotten und Kräutlein vermischt, auf Risotto und Pasta angerichtet. Oder einfach als Vorspeise mit buntem, knackigem Blattsalat.

Auch Hacktätschli aus Kaninchenfleisch-Abschnitten munden hervorragend. Ein Piccata oder ein Cordon bleu aus Kaninchenfleisch ist eine Bereicherung des kreativen Speiseplans. Oder wie wär es mit einem Geschnetzelten mit frischen Pilzen an Rahmsauce?

Kochtipps:

Gibts ihn doch, den Osterhasen?
Gibts ihn doch, den Osterhasen?

Kaninchenfleisch darf man nie zu heiss anbraten! Es wird rasch sehr trocken. Also ist liebevolles Dünsten in Olivenöl oder Bratbutter angesagt, mit anschliessendem sanftem «Süderlen». Bei einem Voressen (Ragout) dünstet man gleich das Gemüse mit, vorwiegend Knollen- und Wurzelgemüse. Mit Zwiebeln und Knoblauch sollte man sparsam umgehen, ansonsten der Fleischgeschmack vergewaltigt wird. Als natürlicher Saucenbinder gibt man während des Köchelns noch ein Stück altbackenes Weissbrot hinzu. Sowohl in Weisswein (Riesling) wie auch in Rotwein (Merlot) darf ein Kaninchen gedünstet werden.

Wo der Hase im Pfeffer oder im Stroh liegt
Wo der Hase im Pfeffer oder im Stroh liegt

Den Rücken ganz zu braten, ist eine höhere Kunst. Auf jeden Fall muss das Fleisch beim Servieren am Knochen noch leicht rosé sein. Die Niedergartemperatur – Methode eignet sich bestens bei der Zubereitung von Kaninchenfleisch. Ganze Schulter- und Schlegelstücke schmort man mit Vorteil im Wein und dem eigenen Saft. Für die Sauce gilt: Nachhelfen kann man mit etwas Saucenpaste oder Würfel aus der Industrie – mit Vorteil ungebundene verwenden – oder mit Maizena binden (siehe Rezept)

 

 

 

Coniglio mit Polenta im Tessiner Grotto genossen
Coniglio mit Polenta im Tessiner Grotto genossen

Viele Deutschschweizer kennen das Kaninchen auch als dem Tessin als Coniglio. Dampfend aufgetischt mit Bramata, dem grobkörnigen Mais, herzhaft in einem lauschigen Grotto und von der Nonna persönlich serviert. Ein Grotto kann ich Ihnen nicht anbieten und auch nicht die spezielle Tessiner Atmosphäre – aber zumindest eines meiner Lieblingsrezepte aus der Sonnenstube der Schweiz.

Für 4 Personen

Zutaten:

 

4 Kaninchenschenkel

Salz und weisser Pfeffer aus der Mühle

2 EL Bratbutter

50 g Bratspeckwürfelchen

2 Wacholderbeeren

4 kleine Salbeiblätter

1 Zweiglein Rosmarin und 1 Zweig Thymian

1 dl Weisswein /Riesling) oder Rotwein (Merlot)

1dl Wasser

3 Esslöffel Marsala oder Malaga

Zubereitung:

Fast zu niedlich zum Verspeisen
Fast zu niedlich zum Verspeisen

Die Kaninchenschenkel salzen und pfeffern

1 In einem Bratschlitten oder einer ofenfesten Form die Bratbutter erhitzen. Die Kaninchenschenkel mit Speck, Wacholderbeeren in die Form geben. Das Fleisch im auf 220 Grad vorgewärmten Ofen ungedeckt zirka 30 Minuten anbraten. Die Schenkel während des Bratprozesses mindestens 2- bis 3-mal wenden und mit der Bratbutter begiessen (arrosieren)

2 Dann die Ofentemperatur auf 120 Grad reduzieren. Wein und Wasser dazugeben und das Kaninchen weitere 15 Minuten «süderlen» lassen. Gegen Ende die Ofentemperatur auf 90 Grad reduzieren und den Marsala oder Madeira in die Sauce rühren. Das Fleisch ungedeckt noch zirka 20 Minuten nachgaren lassen. Mit Rosmarin, Thymian und den Salbeibättern garnieren

Ist die Sauce zu dünn? Wenig Maizena mit Wein anrühren zum binden.

Was passt zu Kaninchen als Beilage?

Polenta, Risotto (Loto aus dem Maggia Delta), Nudeln (die feinen Tagliarini oder die breiten Papardelle), oder neue Bratkartoffeln

Gemüse: Bei uns gibt es dazu Blattspinat oder feine grüne Bohnen. Aber auch ein gemischtes Wurzelgemüse passt hervorragend.

Kleine Fotodiashow zur Kolumne:

fotodiashows.wordpress.com/2021/04/17/kaninchen-pfannenfertig/

Text: www.herberthuber.ch

Fotos: www.-pixelio.de

Homepages der andern Kolumnisten: annarybinski.ch  www.noemiefelber.ch

www.gabrielabucher.ch    www.leonardwuest.ch  http://paul-lascaux.ch/

  • Aufrufe: 81

Diese Grünen muss man mögen und gleich in die Pfanne legen, meint Herbert Huber

Grünspargel ist auch im Hausgarten einfach anzubauen
Grünspargel ist auch im Hausgarten einfach anzubauen

Wieso ist der Grünspargel grün? Auf was sollte ich beim Einkauf achten? Darf man Grünspargel auch einfrieren? Haben Sie ein par Kochtipps. Der grüne Spargel ist eine Sorte, die im Gegensatz zum weissen Spargel „über“ der Erde wächst. Durch die Sonneneinstrahlung bildet sich bei der Photosynthese der grüne Pflanzenfarbstoff Chlorophyll.

Die grüne Sorte soll ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammen, wo sie öfter verspeist wird als ihr weisser Artgenosse, sich aber auch bei uns an zunehmender Beliebtheit erfreut.

Spargel Frischetest

Wenn man grünen Spargel kauft, sollte man ihn genau prüfen. Frische Ware erkennt man an den prallen, sattgrünen Stangen welche, je nach Handelsklasse durchaus gekrümmt sein dürfen. Glänzen die Enden und sind die Köpfe noch grösstenteils geschlossen ist ein weiteres Qualitätsmerkmal. Grüner Spargel mit vertrockneten oder angeschimmelten Enden und geöffneten Köpfen sollte man liegenlassen.

Anbau und Ernte ist kinderleicht und sollte auch für Sie kein Problem sein
Anbau und Ernte ist kinderleicht und sollte auch für Sie kein Problem sein

Verbraucht man den Spargel nicht sofort, kann man ihn im Gemüsefach des Kühlschranks drei bis vier Tage lang frisch halten. Dazu am besten in ein sauberes angefeuchtetes Geschirrtuch wickeln. Einfrieren funktioniert auch, allerdings muss man die Stangen vorher gründlich waschen und die Enden ca. 2 cm abschneiden. Im Tiefkühler hält sich grüner Spargel etwa sechs bis acht Monate. Fürs Zubereiten ist vorheriges Auftauen nicht nötig.

Grünspargel kochen und ein paar Tipps

Bei der Ernte wird vorsichtig bodentief abgeschnitten, um die nachwachsenden Triebe nicht zu beschädigen
Bei der Ernte wird vorsichtig bodentief abgeschnitten, um die nachwachsenden Triebe nicht zu beschädigen

Die grünen Stangen sind meist sehr viel dünner als die des weissen Kameraden. Entsprechend kürzer ist auch die Garzeit So lässt sich auch grüner Spargel auf sehr unterschiedliche Weise zubereiten, was ihn zu einer besonders vielfältigen Zutat in der Gemüseküche macht. Je nach Garmethode ist grüner Spargel schon nach wenigen Minuten mit seinem nussigen Geschmack parat.

Spezialkulturen Dämme auch beim Grünspargel
Spezialkulturen Dämme auch beim Grünspargel

Grüner Spargel kocht man in reichlich kochendem Salzwasser mit etwas Zucker und 2 TL Butter. Die Garzeit beträgt ca. 8 Minuten. Tipp zur Zubereitung. Grüner Spargel vor dem Kochen mit Küchengarn zusammenbinden, um ihn dann einfacher mit einer breiten Schaumkelle aus dem Kochtopf zu heben.

Dazu klassisch eine (handgefertigte) Hollandaise oder Mayonnaise.

Asparagus pasta Pasta mit Grünspargel
Asparagus pasta Pasta mit Grünspargel

Gebratener Spargel: diagonal in ca. 4 Stücke pro Stange schneiden. Olivenöl in Pfanne erhitzen und Spargel für ca. 5 Minuten braten. Knoblauch dazu geben.  Salz und Pfeffer. Etwas Balsamicoessig, wenig Zucker und geröstete  Pinienkerne dazu geben. Weitere 5 Min. in der Pfanne mischen und mit hauchdünn geschnittenen Parmaschinken oder Pata Negra servieren. Eine herrliche Vorspeise.

Grünspargel Tarte
Grünspargel Tarte

Meine Frau beglückt mich jeweils mit ihrem Spargelkuchen. Kuchenblech Durchmesser ca. 27 cm mit Blätterteig auslegen Mit einer Gabel einstüpfen, Den Boden mit gerösteten Speckwürfeli (freiwillig) belegen. Kurz blanchierter grüner Spargel auf den Teig verteilen. Mit einem Guss (3 Eier – 2dl saurer Halbrahm mit 2 El Rahm verquirlt) aufgiessen. Auf der untersten Rille im vorgewärmten Ofen ca. 180°

40 Minuten backen.

Frühlingssalat mit Grünspargel  ein leckeres Hauptgericht
Frühlingssalat mit Grünspargel ein leckeres Hauptgericht
Überbackener Grünspargel
Überbackener Grünspargel

Beim Kauf von Grünspargel sollte man zuwarten. Denn ab April bis Juni ist auch Schweizer Grünspargel erhältlich. In bester Qualität vom Feld direkt in die Pfanne.

Kleine Fotodiashow zur Kolumne:

fotodiashows.wordpress.com/2021/04/04/wieso-ist-der-grunspargel-grun-auf-was-sollte-ich-beim-einkauf-achten-fragt-herbert-huber/

Text: www.herberthuber.ch

Fotos: www.-pixelio.de

Homepages der andern Kolumnisten: annarybinski.ch  www.noemiefelber.ch

www.gabrielabucher.ch    www.leonardwuest.ch  http://paul-lascaux.ch/

  • Aufrufe: 73

Vom Nischenprodukt zum Zukunftstrend dank IGF: Schlüsseltechnologie für die Herstellung von Fleischersatzprodukten

Forschte im Rahmen des IGF-Projekts an der TU Berlin – und heute auf Unternehmensseite: Elisabeth Högg bei Nassextrusionsversuchen.  Philipp Arnoldt  © PhilippArnoldt / TU Berlin
Forschte im Rahmen des IGF-Projekts an der TU Berlin – und heute auf Unternehmensseite: Elisabeth Högg bei Nassextrusionsversuchen. Philipp Arnoldt © PhilippArnoldt / TU Berlin

Noch vor einigen Jahren fristeten Tofu-Wiener, Erbsen-Patties oder Soja-
Schnitzel ein Nischendasein. Inzwischen sind sie im Kühlschrank vieler
Menschen angekommen: Im ersten Quartal 2020 stieg der Absatz auf rund
20.000 Tonnen, das entspricht einem Anstieg um 37 Prozent gegenüber dem
Vorjahresquartal. Eine dynamische Entwicklung wie nie zuvor wird für die
kommenden Jahre erwartet – globale Kampagnen wie der Veganuary (ein
“veganer Januar”) tragen auch hierzulande dazu bei: Ethische,
gesundheitliche und ökologische Gründe sprechen für viele Verbraucherinnen
und Verbraucher für den Konsum der pflanzenbasierten Alternativen zum
Fleisch.

Doch der Veggie-Boom konnte erst an Fahrt aufnehmen, seitdem die Qualität
stimmt und die Produkte nicht mehr etwas versprechen, was sie nicht halten
können – vor allem die Strukur und die Konsistenz vieler Produkte war bis
vor wenigen Jahren nicht wirklich überzeugend: Der typische Biss der
fleischbasierten Vorbilder fehlte.

Dies zu ändern, war das Ziel eines Projektes der Industriellen
Gemeinschaftsforschung (IGF), das über den Forschungskreis der
Ernährungsindustrie e.V. (FEI) koordiniert wurde. Drei
Wissenschaftlerteams der Technischen Universität Berlin, des Deutschen
Instituts für Lebensmitteltechnik in Quakenbrück und des Karlsruher
Instituts für Technologie (KIT) haben gemeinsam daran geforscht. Mit
großem Erfolg!
Unterstützt und begleitet wurde das 2018 abgeschlossene Projekt von einem
Ausschuss aus 21 Unternehmen, darunter 12 kleinen und mittelständischen
Unternehmen sowie drei Branchenverbänden.

Um die Weichen für eine gleichbleibend hohe Qualität der
Alternativprodukte zu stellen, nahm das Projektteam eine
Schlüsseltechnologie unter die Lupe, die auch zuvor schon für die
Produktion von pflanzlichen Fleischalternativen eingesetzt wurde: Die
Nassextrusion, auch High-Moisture-Extrusion genannt. Doch das hohe
Potential dieses Verfahrens konnte vor Beginn der Forschungsarbeiten 2015
nur unzureichend ausgeschöpft werden. Denn wie der Prozess im Detail
funktioniert und welche Wechselwirkungen dabei eine Rolle spielen, war
weitgehend unbekannt – eine Black Box für jeden Hersteller. Sie mussten
bei der Entwicklung hochwertiger neuer Produkte auf einen zeit- und
kostenaufwändigen Trial-and-Error-Prozess setzen und fanden bei
Qualitätsschwankungen häufig nicht die Ursache.

Mit den Ergebnissen des IGF-Projekts wird Herstellern von
pflanzenbasierten Proteinprodukten nun ermöglicht, bereits im Vorfeld der
Produktion und in Abhängigkeit der eingesetzten Rohstoffe die
erforderlichen Parameter des Extrusionsprozesses festzulegen und so
hochwertige Produkte mit gewünschter Struktur herzustellen. Die Gefahr von
Ausfallzeiten und Fehlchargen wird dadurch erheblich minimiert. Dies ist
besonders für kleine und mittlere Unternehmen bedeutend, da diese in
diesem kontinuierlich wachsenden Markt besonders aktiv sind.

Dass auch junge Unternehmen von Industrieller Gemeinschaftsforschung
profitieren, bestätigt Dr. Achim Knoch, Head of R&D/Quality bei der Like
Meat GmbH in Düsseldorf, die 2013 gegründet wurde und auf das Know-How aus
der Forschung setzt: "Die Ergebnisse des IGF-Projekts haben dazu
beigetragen, dass wir heute mit weniger Verlusten und effektiver Produkte
von hoher Qualität herstellen können."

Durch die gezielte Variation von Rezeptur und Bearbeitungsparametern
gelingt es inzwischen vielen Unternehmen kontinuierlich besser, die
Struktur von Produkten aus Pflanzenproteinen noch genauer an die von
unterschiedlichen Fleischarten anzugleichen und damit den Erwartungen von
Verbraucherinnen und Verbrauchern zu entsprechen. Sie leisten damit einen
Beitrag zur Erhöhung des Anteils an pflanzlichem Protein in der Ernährung
der Bevölkerung.

Der entwickelte Modellierungsansatz wurde nach Abschluss des IGF-Projektes
vertieft – im Rahmen eines Kooperationsprojektes des Zentralen
Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM), das ebenso wie die Industrielle
Gemeinschaftsforschung von Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
gefördert wird.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Forschungsstellen:
Technische Universität Berlin, Institut für Lebensmitteltechnologie und
Lebensmittelchemie, FG Lebensmittelbiotechnologie und -prozesstechnik
Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e.V. (DIL), Quakenbrück
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Bio- und
Lebensmitteltechnik, Teilinstitut I: Lebensmittelverfahrenstechnik

  • Aufrufe: 72

Das Schweigen der Lämmer interpretiert Herbert Huber

Das Schweigen der Lämmer
Das Schweigen der Lämmer

Lamm – mmhh – einfach wunderbar In aller Regel fragen wir bei einer privaten Einladung, was die Gäste nicht mögen. Eine der wenigen Ausnahmen: Für gute Freunde kochten wir mal ein Stroganoff. Mit Lammfleisch (siehe Rezept), ohne vorher zu fragen und auch ohne ihnen vor dem Essen etwas zu verraten.

Lammstroganoff
Lammstroganoff

Nach dem Schmaus waren die Gäste voll des Lobes über das gelungene Werk. Als wir ihnen dann «beichteten», dass es Lammfleisch gewesen sei, kamen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was, Lammfleisch? Das habe ja gar nicht geböckelt.

Auch den Gaumen kann man überlisten. Wer Stroganoff automatisch mit Rind assoziiert, kommt wohl gar nicht auf die Idee, dass es anderes Fleisch sein könnte. Vielleicht war es auch die pfiffige Paprikasauce, die das helle Fleisch fast schon zur Nebensache machte. Was man aber so oder so wissen sollte: Lammfleisch böckelt überhaupt nicht.

Dazu eine weitere Anekdote.

Gekräuterte Lammlachse
Gekräuterte Lammlachse

Es war vor Jahren in einem Urner Seerestaurant. Am Nebentisch vier Herren. Der Wirt empfahl ihnen direkt am Tisch «wunderbares Lamm oder für Fischliebhaber Felchen aus dem See». Bei einem der Herren kam es wie aus der Kanone geschossen: «Also Schaf esse ich prinzipiell nicht, ich hasse alles, was böckelt.» Der Wirt liess sich nicht aus der Fassung bringen: «Entschuldigung, ich sagte Lamm, in diesem Fall sogar Milchlamm. Das böckelt nicht», sagte er und ergänzte: «Wenn etwas am Tisch böckelt ist es sicher nicht mein Lamm.» Das sass. Alle bestellten das Lammgericht – und waren begeistert.

Weiterhin rückläufiger Schaffleischkonsum

Bacon Lamm mit Bärlauchrisotto
Bacon Lamm mit Bärlauchrisotto

Nicht alle rücken so schnell von vorgefassten Meinungen ab. Lamm und Schaffleisch ganz allgemein sind mit Vorurteilen behaftet. 1,17 Kilo betrug 2018 bei uns der Pro-Kopf-Konsum Schaffleisch (inklusive Lamm). Zum Vergleich: Rind 11,36 Kilo, Schwein 21,64 Kilo, Kalb 2,57 Kilo. Obwohl bereits auf tiefem Niveau, fällt beim Schaffleisch die Kurve kontinuierlich leicht ab.

 

 

Ostern ist eine gute Gelegenheit, es wieder einmal zu versuchen.

Lammkeule
Lammkeule

Lamm, Hammel oder Schaf? Das hängt vom Alter der Tiere ab. Schaffleisch ist der

Oberbegriff für alles und bezieht sich auf männliche wie auch auf weibliche Tiere. Hammel sind nicht älter als zwei Jahre, wobei es sich um kastrierte männliche

oder weibliche Tiere ohne Nachwuchs handeln kann. Böcke wiederum sind männliche, nicht kastrierte Tiere, die älter als ein Jahr sind. Ihr Fleisch hat einen strengen Geschmack, eben, es böckelt.

Nicht so die Lämmer. Sie werden geschlachtet, bevor sie zwölf Monate alt sind. Unterschieden wird zwischen dem Milchlamm (2 bis 6 Monate) und dem etwas jüngeren Lamm, desto heller das Fleisch. Beim Mastlamm ist es bereits dunkelrosa und leicht mit Fett marmoriert. Beim Kauf von Schaffleisch fragen Sie den Metzger woher das Fleisch stammt und wo die Tiere geweidet haben.

Ca 58 Prozent wird bei uns zwar importiert, was aus dem Ausland kommt ist Topqualität. Das Beste, aber auch das Teuerste stammt aus Frankreich, wo die Lämmer auf den Salzwiesen der Normandie und der Bretagne weiden, was dem «Agneau pré-salé» seinen einzigartigen Geschmack verleiht. Auch Lämmer aus Irland und Schottland sind häufig von hervorragender Qualität. Grossverteiler beziehen «Schöfigs» eher aus Neuseeland und Australien.

Tipps für die Zubereitung

Oster Lammkeule
Oster Lammkeule

Klassisch schmoren: Dazu eignen sich Lammhaxen, Schulter, Keule. Dauer: zirka 2 Stunden bei 180 Grad im Ofen für 1 kg Fleisch mit Knochen. Kurz anbraten und mit in Würfel geschnittenem Wurzelgemüse in den Bräter geben und dann ab in den Ofen. Etwas Wasser, Gemüsebouillon oder dunkles Bier dazugiessen.

Das Bratgeschirr sollte zugedeckt sein. Ist die Kerntemperatur von

75 Grad erreicht und hat sich das Fleisch leicht vom Knochen gelöst ist es fertig.

Mit dem Stabmixer den Saft und das Gemüse verquirlen – Eine wunderbare Sauce!

Niedergaren: Dazu eignen sich saftige Keulen und Schulter. Scharf anbraten und in eine Braisière (Schmortopf) legen. Bei 90 bis 110 Grad 5 bis 7 Stunden

garen. Die Kerntemperatur beträgt ebenfalls 75 Grad. Sauce siehe oben.

Kurz braten oder grillieren: Geeignet für Lammkoteletts, Lamm-Entrecôtes, Gigot, Lamm-Steaks: Braten wie Steaks auf dem Grill oder in der heissen Pfanne. Bitte

das Lammfleisch nicht «totbraten». Perfekt ist es rosa, mit einer Kerntemperatur von ca. 58 Grad.

-Wann wird Lammfleisch eingelegt (mariniert)? Nur dann, wenn es sich um ältere Tiere handelt. Ab einem Alter von 10 Monaten entwickelt sich der typische Schafgeschmack. Junges Lammfleisch sollte man nicht marinieren, es sei denn, man möchte eine bestimmte Geschmacksnote mit Kräutern geben. Auch Senf passt zu Lamm. Und in England ist Pfefferminz ein guter Begleiter.

Was hat das Lamm mit Ostern zu tun?

Das Schweigen der Lämmer
Das Schweigen der Lämmer

Je nachdem, wen man fragt, kriegt man leicht voneinander abweichende Erklärungen, weshalb zu Ostern Lamm gegessen wird. Vage erinnern kann ich mich,

wie mir meine sehr katholische Grossmutter einst zu erklären versuchte, dass das Lamm mit dem lieben Gott etwas gemeinsam habe. Das Lamm sei das Symbol für Reinheit, Unschuld und Frömmigkeit. Ich kapierte wenig bis nichts, nickte aber lammfromm zu ihren Ausführungen.

Später im Religionsunterricht lernte ich, dass das Lamm auch zum Osterfest gehört. Und das Gebet Agnus Dei («Lamm Gottes ») wurde so lange (lateinisch) geübt, bis es ohne Stolperer sass. Mit dem «Lamm Gottes» ist also Jesus gemeint, das «Opferlamm Gottes, das die Sünde der ganzen Welt wegnimmt» . Bei den Juden ist es das österliche „Pessach“ Fest. Das mehrtägige Fest erinnert an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei.

Und zum Schluss – mein Stroganoff Rezept für einmal nach Ostern

Zutaten für 4 Personen

800 g Lamm-Entrecôte, in grobe Würfel geschnitten

Bratbutter zum Anbraten (Variante: Erdnussöl)

1 mittelgrosse Zwiebel, gehackt

2 Knoblauchzehen, fein gehackt

200 g Peperoni (rote und grüne), in feine Streifen geschnitten

200 g Champignons, in Scheibchen geschnitten

100 g Essiggurken, in feine Streifen geschnitten

1 weitere mittelgrosse, in feine Scheiben geschnittene Zwiebel 2 dl kräftiger Rotwein (am besten den, welchen man danach auch dazu trinkt)

Oder: 1 Glas für den Koch, eines zum ablöschen und den Rest für die Gäste!

1 EL Paprika scharf, für «milde Esser» edelsüss

1 dl Bratensauce, gebunden

2 dl Rahm

Etwas Sauerrahm, für Dekor am Schluss

Salz, Pfeffer, Sojasauce (zum Beispiel von Kikkoman), evtl. etwas Tabasco

1 TL Zitronensaft

Zubereitung

Das Fleisch portionenweise in der heissen Bratbutter oder dem Erdnussöl kurz und kräftig anbraten, herausnehmen. Warm stellen. Fleisch muss noch saignant sein.

Zwiebeln und Knoblauch in derselben Pfanne in Bratbutter andämpfen. Mitsamt dem Paprika leicht anrösten (gibt den urigen Paprika-Gout). Mit dem Wein ablöschen. Kurz einkochen. Mit der Bratensauce und dem Rahm auffüllen, aufkochen.

Abschmecken mit Salz und Pfeffer. Nach Bedarf ein paar Spritzer Sojasauce und Tabasco dazu, sowie Zitronensaft.

In separater Pfanne geschnittene Gurken, Pilze, Peperoni und Zwiebeln knackig andünsten.  Das Fleisch in die Sauce zurück. Ganz kurz aufkochen. Anrichten.

Die Pilze, Gurken, Peperoni, Zwiebeln über das Fleisch

geben. Einen Tupfer Sauerrahm darauf. Subito servieren.

Dazu passen: Spätzli, Kartoffelgnocchi, Trockenreis oder Rösti

von rohen Kartoffeln.

Text: www.herberthuber.ch

Fotos: www.-pixelio.de

Homepages der andern Kolumnisten: annarybinski.ch  www.noemiefelber.ch

www.gabrielabucher.ch    www.leonardwuest.ch  http://paul-lascaux.ch/

  • Aufrufe: 88