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Maifestival 2019 Kirche Rellingen, Gala der Opernkomponisten, 25. Mai 2019, besucht von Léonard Wüst

Die Salzburger Solisten, Foto Wolfgang Gaedigk
Die Salzburger Solisten, Foto Wolfgang Gaedigk

Ausführende und Programm:

Joris Van den Hauwe   Oboe   Luz Leskowitz   Violine

Vladimir Mendelssohn   Viola    Solenne Païdassi     Violine

Michala Petri                    Blockflöte

Ingemar Brantelid              Violoncello

David Geringas                 Violoncello

Mette Hanskov                  Kontrabass

Misa Hasegawa                Klavier

Joren Pritchin                    Violine

Joachim K. Schäfer           Trompete

Wolfgang Amadé Mozart 1756 – 1791            Ouvertüre zur Oper “Le nozze di Figaro          für Streicher, KV 492

Ernest Krähmer    * 1795, † 1837“Variationen über ein beliebtes Thema aus der Oper

Vincenzo Bellini  1801–1835            Konzert für Oboe und Streicher in Es-Dur                       Larghetto cantabile – Allegro alla polonese

Giuseppe Verdi     1813 – 1901  Fantaisie sur Aïda” für Trompete, Klavier und Kontrabass in B-Dur

Gioachino Rossini      1792 – 1868  Aus dem Duo für Violoncello und                                      Kontrabass der 1. und 3. Satz

Allegro – Allegro zingarese

Jules Massenet    1842 – 1912 Méditation aus der Oper “Thais”  für Violine und Klavier

Richard Strauss   1864 – 1949           Romanze für Violoncello und Orchester                         in F-Dur, Version für Violoncello und Klavier

Andante cantabile

Georges Bizet   1838 – 1975            “Carmen-Fantasie” für Violine und Klavier                       in der Bearbeitung von Franz Waxman (1906-1967)

Rezension:

Nachvollziehbar, dass der Salzburger Festivalverantwortliche ein Werk seines Lands- gar Stadtmannes Mozart für den Start ins Konzert gewählt hatte. Eine Melodie, die das Publikum unvermittelt fesselt und so richtig in Stimmung brachte für den folgenden zweiten Konzertabend des Rellinger Maifestivals.

Ernest Krämer, Variation über ein Thema aus „Die weisse Dame“ von F. A. Boieldieu

Michala Petri, Solistin Blockflöte und Luz Leskowitz
Michala Petri, Solistin Blockflöte und Luz Leskowitz

Michala Petri musste, aufgrund ihrer, bedingt durch eine Verletzung, nicht uneingeschränkt belastbarer Schulter, kurzfristig das vorgesehene Programm umstellen und intonierte mit ihren Blockflöten zwei andere Werke. Sie tat dies mit der ihr eigenen Souveränität einer wahren Meisterin ihres Fachs, eingebettet in den Klangteppich des sie begleitenden Ensembles, belohnt vom Auditorium mit einem kräftigen Beifall.

Vincenzo Bellini, Konzert für Oboe und Streicher

Joris van den Hauwe, Oboe und Luz Leskowitz, Violine Foto Wolfgang Gaedigk
Joris van den Hauwe, Oboe und Luz Leskowitz, Violine Foto Wolfgang Gaedigk

Einen Joris Van den Hauwe in Hochform präsentierte sich uns bei dieser Bellini Komposition, einem „Belcanto“ der Oboe. Das 1823 in Neapel entstandene Werk blieb Bellinis einziges Oboen Konzert, träumte er doch schon damals davon, der bekannteste Opernkomponist Italiens zu werden. Bestehend aus einer pathetischen langsamen Einleitung für Orchester, einem langen, kantablen Oboen Solo und einem virtuosen Hauptteil, den Bellini als brillante Polonaise anlegte. Von besonderer Schönheit ist das Larghetto cantabile, dessen lang gezogene Oboen Melodie Bellinis schönste Belcanto-Arien vorwegnimmt. Dem markanten Intro durch die Streicher folgte die Themaübernahme, die Joris Van den Hauwe glasklar intonierte, die kur-hüpfenden kurzen Läufe optimal präzis platzierte, genauso wie die fast sentimentalen überschwänglichen Sequenzen. Die Streicher blieben dabei immer diskret zurückhaltend, ermöglichten so ihrem Solisten, seine Qualitäten in angemessener Lautstärke zu demonstrieren, ohne „schreierisch“, gar „quengelnd“ werden zu müssen. Die barocken Einflüsse, auf Albinoni verweisend,  in Bellinis Werk traten dadurch auch sehr deutlich hervor, was dem ganzen einen zusätzlichen Reiz verlieh. Das Publikum belohne die Protagonisten denn auch mit einem vierdient langen Applaus.

Guiseppe Verdi, Aida-Fantasie und Traviata Brindisi-Arie

Trompetensolist Joachim Schäfer
Trompetensolist Joachim Schäfer

In dieser, fast Potpourriartigen Darbietung, die oft auch mit Klarinette anstelle der Trompete gespielt wird, kam Pianistin Misa Hasegawa, die sich sonst eher in Zurückhaltung üben und fast etwas im versteckten bewegen musste, nebst der Trompete eine tragende Rolle zu. Wie der Titel versprach eine sehr fantasievolle Interpretation, mit gekonntem Wechselspiel der Protagonisten bevor im Finale Trompetensolist Joachim Schäfer mit dem ultimativen Triumphmarsch als Höhepunkt  brillierte. Das begeisterte Publikum bedankte sich mit stürmischem Applaus.

Gioachino Rossini 1. und 3. Satz aus Duo für Violoncello und Kontrabass

Mette Hanskov Kontrabass
Mette Hanskov Kontrabass

Rosinis Jugendwerk ist eine eingängige Komposition mit einem gewissen „Ohrwurm-Potenzial“, hier mit leichter Artikulation und erfreulich wenig Vibrato intoniert. Der Klang war transparent, in den schnellen Sätzen dominierte die Spielfreude. Das einleitende Allegro in D-Dur beginnt mit einem leisen Tremolo, wie ein Gewitter, das sich von Ferne ankündigt. Gleich darauf poltern beide Instrumente mit kräftigen Abgängen los, so als würde sich das Gewitter plötzlich entladen. Freundlicher wirkt der Nachsatz, geradezu schmeichelnd das Seitenthema des Cellos, das vom Bass beantwortet wird. Danach stürzen sich beide Spieler wieder in die getürmten Klangwogen des Gewitters. Durchführung und Coda werden durch absteigende Pizzicato-Akkorde angekündigt – eine Rossinische Pointe wie so viele in diesem Satz.

Ingemar Brantelid, Violoncello
Ingemar Brantelid, Violoncello

Das abschliessende Allegro zingarese, ein „Zigeunerallegro“ im Rhythmus einer Polonaise. Das munter in die Beine fahrende Thema wird von stürmischen Episoden abgelöst, in denen Rossini beiden Spielern wiederholt das dreifache Forte gestattet. Einem Kontrabassisten musste er das nicht zweimal sagen: Zitat von M. Osbourne, bekannter Musikkritiker: „Rossinis Sinn für die Farben des alten Bassinstruments und dessen Fähigkeit, grummelnde gute Laune auszudrücken, zeigt sich im Finale dieses Werkes deutlich“. Das Zusammenspiel von Cello (Ingemar Brantelid) und Kontrabass (Mette Hanskow) war äusserst gefühl- und rücksichtsvoll, keines der Instrumente war dominant, musikalische Harmonie auf höchstem Niveau, was das Auditorium mit viel Applaus zu würdigen wusste.

Ein absoluter Höhepunkt Jules Massenets -Meditation aus der Oper Thais.

Luz Leskowitz, Gründer der Salzburger Solisten und des Rellinger Maifestivals
Luz Leskowitz, Gründer der Salzburger Solisten und des Rellinger Maifestivals

Die Meditation, die nach Violinsolokonzerten gerne als Zugabe gewährt wird, hatte an diesem Abend für einmal nicht die Rolle des Mauerblümchens und Lückenfüllers. Dank Luz Leskowitz stand das Werk im imaginären „Rampenlicht“ und erstrahlte in demselben. Ausdrucksstark, mit Verve und viel Einfühlvermögen zelebrierte er diese kostbare „Petitesse“ der Musikliteratur. Auch ohne die bei Orchesterkonzerten üblichen gezupften Harfenklänge, die von den Celli übernommen wurden, überzeugte die innige, wehmütige Interpretation. Vor allem, wenn die Partitur in hohe Lagen führte, die der Solist glasklar setzte, zeigte sich die hohe Kunst seines Geigenspiels und schlussendlich streichelte der Salzburger Altmeister die eindringliche Melodie gefühlvoll zu Ende. Wunderbar unterstützt von seinen Mitmusikern und gewürdigt mit stürmischem Applaus vom beeindruckten Publikum war das einer der Höhepunkte des diesjährigen Maifestivals, das an Trouvaillen wahrlich nicht arm war.

 

Richard Strauss „Romanze“ und „Morgen“ für Cello und Klavier

Misa Hasegawa und  David Geringas
Misa Hasegawa und David Geringas

David Geringas im kongenialen Zusammenspiel mit Misa Hasegawa, erlebten wir bei der nächsten Darbietung. Der Eröffnung der Sonate mit ein paar kurz gesetzten Klavierharmonien, folgt die Themaübernahme durch das Cello. Dann kommen dramatische Sequenzen mit kurzen Klavierläufen, gefolgt von ebensolchen auf dem Streichinstrument, bevor sich die beiden Instrumente vereinen und der Cellist das Thema weiter moduliert, unterlegt von feinen Klavierakkorden, bevor die Pianistin kurz das Diktat übernimmt, danach vereint man sich wieder im harmonischen Zusammenspiel. David Geringas setzt sanfte, sehr schöne Tremolo, lässt auch mal kurz Brummen um sich danach wieder in Höhen zu schwingen, während Misa Hasegawa, durch die im Grossen und Ganzen doch eher bedächtige, aber keinesfalls weniger beeindruckende Komposition, mit sanften Klaviervariationen den Cellisten äusserst beeindruckend supportiert. Der Meister am Cello seinerseits demonstrierte eindrücklich, wieso dieses Instrument einen ganz besonderen Stellenwert im Orchester hat, noch ausgeprägter in einer Kammermusikformation. Das Auditorium zeigte sich sehr beeindruckt und belohnte die beiden mit langem kräftigem Applaus.

Georges Bizet Carmen-Fantasie von Franz Waxmann

vlnr. Aylen Pritchin, Solenne Paidassi, Luz Leskowitz Foto Wolfgang Gaedigk
vlnr. Aylen Pritchin, Solenne Paidassi, Luz Leskowitz Foto Wolfgang Gaedigk

Weniger oft gespielt als die Version von Pablo Saraste, aber mindestens ebenso virtuos und eine grosse Herausforderung für den Solisten, in diesem Fall Aylen Pritchin. Animiert durch  das  fulminante Intro durch Pianistin Misa Hasegawa, spielte sich der junge Vietnam Russe in einen wahren Spielrausch, zündete ein Feuerwerk der überschäumenden Spielfreude. Furios brauste er durch die Partitur, dabei immer äusserst präzis, nicht die geringste „verschwommene“ Passage, ohne die kleinste Unsicherheit, immer unterstützt durch die souveräne junge Japanerin am Klavier. Aber auch in den etwas weniger rasanten Zwischenstücken glänzte Pritchin mit viel Selbstvertrauen, Eleganz, Souplesse, aber auch einer Prise Verschmitztheit und Selbstironie. Die beiden jungen Musiker warfen einander die Töne und Melodiefragmente nur so zu, ein hin und her, dann wieder ein Miteinander, das schlussendlich in einem effektvollen virtuosen Steigerungslauf ins Finale führte. Gefeiert vom begeisterten Publikum strahlten  die Protagonisten um die Wette, ohne dabei ihre gewisse natürliche Schüchternheit zu verlieren.

Was der Junge Violinist Aylen Pritchin so drauf hat, bewies er auch Mitte Juni im Finale beim Tschaikowsky Wettbewerb in Moskau

https://tch16.medici.tv/en/replay/final-with-aylen-pritchin/#filter?candidate=295

Text: Leonardwuest.ch

Fotos: http://www.mrk-rellingen.de und http://www.luz-leskowitz.at/index.html

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Zürcher Kammerorchester Saison 2019/20: Grosse Künstler ganz nah

Daniel Hope und Lena Schneider Foto Melanie Hadam
Daniel Hope und Lena Schneider Foto Melanie Hadam

Das Zürcher Kammerorchester und Music Director Daniel Hope starten im Herbst in die
vierte gemeinsame Saison. Noch persönlicher, noch offener und interaktiver soll das
Publikum in Zukunft Klassik erleben. Herausragende Künstler aus der ganzen Welt
unterstützen das Orchester dabei, «berührend und nahbar» zu sein. Ein Motto, welches das
ZKO mit rund 40 Tournee-Konzerten auch im Ausland umsetzt.
In der vergangenen Saison hat das ZKO mit Sinneserlebnissen experimentiert und
die Musik unter anderem mit Düften oder kulinarischen Eindrücken verbunden. Das Ziel,
Konzertbesucher auf überraschende Art und Weise zu berühren, wird in der kommenden Saison 2019/20 noch intensiver verfolgt. «Berührend und nahbar» werden die Musikerinnen und Musiker das volle Gefühlsspektrum der klassischen Musik mit dem Publikum teilen. Für Daniel Hope ist es die vierte Saison als Music Director des ZKO. «Ich freue mich auf viele berührende Begegnungen – mit dem Orchester, mit Solisten, die wir einladen, mit unseren Zuhörern, aber auch mit uns selbst», sagt er.
Neue Reihen
2019/20 kooperiert das ZKO mit grossen Künstlern wie der Sängerin Vesselina Kasarova, dem Celllisten Lynn Harrell, dem Mandolinisten Avi Avital, den jungen Pianisten Maxim Lando und Jan Lisiecki oder dem Ehrendirigenten Sir Roger Norrington.
Die Saison 2019/20 bringt das Orchester musikalisch zu vielen Begegnungen mit dem Meister Ludwig van Beethoven. Ausserdem präsentiert das Orchester drei neue Konzertreihen. Bei «Mostly Baroque» kommen Liebhaber der Musik von 1600 bis 1750 auf ihre Kosten und bei «Hope and Friends» lädt Music Director Daniel Hope Musikerfreunde aus aller Welt zu sich auf die Bühne. Die bereits etablierte Reihe
«Kammermusik@ZKO», bei der ZKO-Musikerinnen und -Musiker ihre Lieblingswerke spielen, bildet ein weiterer Schwerpunkt. Und natürlich widmet sich das Orchester den beliebten Familienkonzerten, die sich zum festen Programmbestandteil des ZKO etabliert haben.
Der Limmatstadt verbunden – international vernetzt
Das ZKO freut sich sehr, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Tonhalle Maag, dem Schauspielhaus  Zürich sowie dem Fraumünster fortzusetzen und auch das ZKO-Haus weiterhin als Spielstätte zu nutzen.
Die Begeisterung für klassische Musik trägt das Zürcher Kammerorchester über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus. Als Botschafter der Schweiz und Zürichs gibt das Orchester 2019/20 rund 40 Konzerte im Ausland. Im August spielt das Orchester ein grosses Open-Air-Konzert am «Citadel Music Festival» in Berlin, weitere Tourneen führen in die USA, nach Cremona und Meran in Norditalien sowie
mehrere Male nach Deutschland – in die Elbphilharmonie Hamburg, das Konzerthaus Berlin, die Frauenkirche Dresden, die Alte Oper Frankfurt, die Tonhalle Düsseldorf und noch einige mehr. Wichtigster Konzertort ist und bleibt jedoch Zürich: Hier tankt das Orchester Energie und Kraft und kreiert innovative Konzertideen.
Saisonprogramm

Das Saisonprogramm finden Sie online unter: https://zko.ch/news/publikationen/

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Mediendinner des Zürcher Kammerorchesters zur Saison 2019/20: Grosse Künstler ganz nah, besucht von Léonard Wüst

Zürcher Kammerorchester ZKO Foto Sandro Diener
Zürcher Kammerorchester ZKO Foto Sandro Diener

Es orientierten: Music Director Daniel Hope,Lena-Catharina Schneider Head of Artistic Administration&Planning und Daniela Wachter, COO Head of Communication

Das Zürcher Kammerorchester und Music Director Daniel Hope starten im Herbst in die
vierte gemeinsame Saison. Noch persönlicher, noch offener und interaktiver soll das
Publikum in Zukunft Klassik erleben.

Daniel Hope und Lena Schneider Foto  Melanie Hadam
Daniel Hope und Lena Schneider Foto Melanie Hadam

Noch persönlicher, noch offener und interaktiver soll das
Publikum in Zukunft Klassik erleben. Herausragende Künstler aus der ganzen Welt
unterstützen das Orchester dabei, «berührend und nahbar» zu sein. Ein Motto, welches das ZKO mit rund 40 Tournee-Konzerten auch im Ausland umsetzt, so die Programmverantwortlichen Daniel Hope und Lena Schneider Ich beschränke mich in meiner Berichterstattung auf ein paar Anekdoten von Daniel Hope, die er am Rande des Events zum Besten gab, Das Jahresprogramm sowie die Medienmitteilung des ZKO finden Sie über unten eingefügte Links.

Der Limmatstadt verbunden – international vernetzt

Daniela Wachter COO Head of Communication Foto Sandro Diener
Daniela Wachter COO Head of Communication Foto Sandro Diener

Der musikalische Leiter zeigte sich erfreut, dass die Anerkennung für „sein“ Orchester ebenso im Ausland kontinuierlich wächst und man nun regelmässig dort engagiert werde. Aber auch auf Sachen, die sich seit Jahren, gar Jahrzehnten bewährt hätten, lege man weiterhin viel Aufmerksamkeit. So pflege man z.B. das sehr. beliebte Nuggikonzert für die Kleinsten mit ihren Mamis und Papis genau so weiter, wie das einmalige Silvester – bzw. Neujahrskonzert. Ebenso das Projekt mit einer Klasse der Volksschule Zürich, die man während drei Jahren intensiv begleite, mit der man gemeinsam musiziere, musiktheoretische Projekte erörtere, mit dem Ziel, am Ende des Projektes ein gemeinsames Konzert zu zelebrieren.

Auftrittsmöglichkeiten als Solisten für „Eigengewächse“

Music Director Daniel Hope Foto Sandro Diener
Music Director Daniel Hope Foto Sandro Diener

Daniel Hope will vermehrt Mitgliedern aus seinem Orchester, einer jungen, verschworenen Gruppe sehr guter Musiker*innen, wie er ausführte,  die Gelegenheit geben, sich als Solisten zu profilieren. Sie sollen deshalb ab und zu, statt extra engagierter externer Solisten, Gelegenheit erhalten, an ausgewählten Konzerten für einmal selber im Mittelpunkt zu stehen. Über das dafür nötige musikalische Rüstzeug verfügen sowieso sämtliche Mitglieder des ZKO ist Daniel Hope überzeugt und betont  gleichzeitig, dass er im Moment über ein junges, ausserordentlich engagiertes Orchester verfüge und er es, mit grosser Freude und auch Stolz, geniesse, als Primus inter Pares, deren Chef zu sein.

Daniel Hope als Sprengstofftransporteur?

Als  Hope einmal die Sicherheitskontrolle am Zürcher Flughafen passierte um für ein Konzert ins Ausland zu reisen, meldete der Detektor: Sprengstoff im Geigenkasten¨! Anschaulich, ironisch und trotzdem gelassen humorvoll schilderte der Meistergeiger, was darauf geschah. Das äusserst penible „erforschen“ des Geigenkastens brachte nichts zutage, trotzdem schlug der Detektor noch immer Alarm. Daraufhin wurde Grossalarm ausgelöst, gar Teile der Abfertigungshalle abgesperrt, man weiss ja nie. Irgendwann war das Problem gelöst und Hope erreichte den Flug noch. Er erfuhr später von einem Chemiker, dass eventuell Spuren  des Kolophonium, (Bernsteinartiges Harz Art zum Einreiben der Saiten), Grund für die Alarmauslösung gewesen sein könnten.

Visaprobleme infolge fataler Verwechslung

Lena Catharina Schneider,Head of Artistic Administration&Planning
Lena Catharina Schneider,Head of Artistic Administration&Planning

Böse Überraschung auch vor einer Asienreise. Die den Reisenden erteilten Visa verorteten alle als Afrikaner, war doch als Nationalität Swasiland, statt Switzerland  eingetragen. Dass die Schweiz schon mal mit Schweden verwechselt wird, ist man ja noch gewohnt. Aber bei einer Visaerteilung ein Land vom schwarzen Kontinent, statt Switzerland? So ein kapitaler Bock sollte wirklich nicht geschossen werden. Die Verantwortlichen des ZKO waren denn auch recht am Rotieren, bis dieses Missverständnis korrigiert war und man sich mit den korrekten Dokumenten auf die lange Reise machen konnte. Wie sich herausstellen sollte, war dies das kleinere Problem als das, welches noch auf die Reisegesellschaft wartete, denn nachdem man aus der Volksrepublik ausgereist war, um im Korea zu konzertieren, wollte man über Hongkong für weitere in China geplante Konzerte, wieder einreisen. Erstaunt musste man die Feststellung der Zollbehörden zur Kenntnis nehmen, dass die Visa nur zur einmaligen Einreise berechtigten, also nicht mehr gültig seien, deswegen verlängert werden müssten. So mussten die Verantwortlichen ein Amt finden, wo dies vorgenommen werden könnte. Tatsächlich wurde man, obwohl schon Abend war, doch noch fündig und begab sich schnellstmöglich dorthin. Angekommen in diesem Office,  erhielt man den Bescheid, man könne das umgehend erledigen, sobald 6000 US Dollar, nicht etwa Hongkong Dollar bar bezahlt würden. Da mittels Kreditkarte keiner so viel Cash am Automaten beziehen konnte, machten sich etliche Orchestermitglieder auf zu diversen Bankomaten, bis die Summe zusammen war und die dann den Beamten auf den Tisch gelegt werden konnte. Dann ging es schnell und man verfügte wieder über gültige Dokumente, um die Reise, wie vorgesehen, fortsetzen zu können und die Asientournee weiterzuführen. Eine Tournee übrigens, die sehr erfolgreich verlief und die Konzertbesucher in der diversen asiatischen Ländern in vollen Konzertsälen, zu begeistern wusste.

Mit Vorfreude der kommenden Saison entgegenblicken

Laut den ausführlichen Erläuterungen der Orchesterverantwortlichen, von denen Intendant Michael Bühler aufgrund Erkrankung leider fehlte, kann man gespannt und hoffnungsvoll  einer weiteren eindrücklichen Konzertsaison entgegenblicken, gespickt mit vielen Höhepunkten, mit Altbewährtem, aber  auch mit Aufbrüchen zu neuen, interessanten  Ufern. So kooperiert das ZKO u.a. mit grossen Künstlern wie der Sängerin Vesselina Kasarova, dem Celllisten Lynn Harrell, dem Mandolinisten Avi Avital, den jungen Pianisten Maxim Lando und Jan Lisiecki oder dem Ehrendirigenten Sir Roger Norrington. Alles in allem ein spannender, lehrreicher Spätnachmittag im Seefeld, der mit einem feinen Nachtessen aus der Blauen Ente Küche seinen Abschluss fand.

Zürcher Kammerorchester Saison 2019/20: Grosse Künstler ganz nah, offizielle Medienmitteilung

https://innerschweizonline.ch/wordpress/zuercher-kammerorchester-saison-2019-20-grosse-kuenstler-ganz-nah/

Saisonprogramm

Das Saisonprogramm finden Sie online unter: https://zko.ch/news/publikationen/

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.zko.ch und https://www.padruttpr.ch/

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Landschaftstheater Ballenberg: Romeo und Julia auf dem Dorfe, Première, 3. Juli 2019, besucht von Léonard Wüst

Aline Beetschen rechts als Vreneli und Saladin Dellers als Sali links Foto Markus Flück
Aline Beetschen rechts als Vreneli und Saladin Dellers als Sali links Foto Markus Flück

Produktion und Besetzung:
Autor: Gottfried Keller (1819-1890)
Textbearbeitung: Heinz Stalder
Regie: Andreas Zimmermann
Ausstattung: Dorothee Scheiffarth
Hauptrollen :
Vreneli Aline Beetschen
Sali Saladin Dellers
Gesamte Besetzung:
https://landschaftstheater-ballenberg.ch/de/Romeo_und_Julia_auf_dem_Dorfe/Besetzung

Rezension:

Szenenfoto der Produktion von Markus Flück
Szenenfoto der Produktion von Markus Flück

Leichter Nieselregen erwartete uns am Westeingang des Ballenberg Freiluftmuseums, eine wahre Wohltat nach den vielen heiss- schwülen Hitzetagen der letzten Wochen. Nach einem 40minütigem Spaziergang durch das Freilichtmuseum erreichten wir den Treffpunkt für Begrüssung und Aperitif, direkt gegenüber der gedeckten, 700 Personen fassenden, Zuschauertribüne. Gespielt, so wussten wir, wird auch bei schlechtem Wetter. Absagen der Premiere, wie auch der folgenden Vorstellungen wäre nur bei Sturmgefahr vorgesehen. Begrüsst wurde die die illustre, gutgelaunte Schar der Premierenbesucher  wie gewohnt mit launigen Worten durch  den Präsidenten des Vereins Landschaftstheater Ballenberg, Nationalrat Lorenz Hess. Dieser bedankte  sich auch bei Sponsoren, Gönnern, Mitwirkenden und allen andern, die auf irgendeine Art in das Projekt involviert sind. Anschliessend richtete auch noch Peter Flück, Berner Grossrat und Präsident des Stiftungsrates Freilichtmuseum Ballenberg, einige Worte an die Besucher, die sich anschliessend  an Speis und Trank gütlich taten und sich mit alten und neuen Bekannten bestens unterhielten, bevor man anschliessend  seine Plätze auf der Tribüne einnahm.

Grundlegendes der Aufführungspraxis überdenken

Szenenfoto der Produktion von Markus Flück
Szenenfoto der Produktion von Markus Flück

Dort hiess auch noch Christian Sidler, Geschäfts- und Produktionsleiter des Vereins, das erwartungsvolle Publikum willkommen, bevor es auch schon los ging und die Dorfbevölkerung, voran die Kinder, auf das Spielterrain vor der Kulisse bei den altehrwürdigen Bauernhäusern aus Richterswil ZH und Uesslingen TG, strömten. Ob man sich auch in Zukunft der modernen Audiotechnik verweigern will, sollte man auf dem Ballenberg besser früher als später überdenken. Wenn, wie auch in diesem Falle, etwa 80 % des Stücks neu „erfunden“, d.h. Dialoge neu geschrieben werden und nebst dem Titel, bloss noch ca. 20% Gottfried Keller drin steckt, wär es halt schon gut, wenn die Schauspieler z.B. über Headsets, also mittels am Kopf befestigten Minimikrofonen ihre Texte rezitieren würden. damit man auch etwas hört und mitbekommt, worum es eigentlich geht. Da nützt es nichts, wenn Du Deinen Gottfried Keller auswendig kennst, wenn völlig andere, aber eben unverständliche, da unhörbare,  Mono – und Dialoge gesprochen werden.

Ratespiel statt Theater

Szenenfoto der Produktion von Markus Flück
Szenenfoto der Produktion von Markus Flück

Es ist schlicht nicht mehr zumutbar, dass ich mich als Zuschauer, oder besser Zuhörer, einem Ratespiel ausgesetzt sehe. Ich bekomm dann zwar mit, dass die beiden Nachbarn sich mit Mist ab ihren jeweiligen Miststöcken bewerfen, also nicht so gut miteinander auszukommen scheinen, das sprichwörtliche Heu nicht auf der gleichen Bühne haben. Sogar einige verbale Anwürfe sind, da genügend laut gesprochen, respektive geschrien, bekomme ich mit, aber die weit interessantere Unterhaltung der „Dorfweiber“ am Rande des Geschehens verschliesst sich meiner. Schade, sind  es doch gerade die wahrscheinlich geschliffenen, ironischen, lustigen, banalen oder gar dramatischen Texte, die ein Schauspiel ausmachen.

Durch Effekthascherei Verlust des Wesentlichen

Szenenfoto der Produktion von Markus Flück
Szenenfoto der Produktion von Markus Flück

Dieser Verlust des Wesentlichen ist durch spektakuläre, effekthascherische Auftritte mittels Traktoren, Chilbiwagen, fahrbarer Glacéwagen usw. nicht wett zu machen. Aber leider scheint sich „Ballenberg“ nun auch diesem Trend, den schweizweit viele Freiluftspiele einschlagen, also Richtung „Karls kühne Gassenschau“, mehr und mehr anzuschliessen. Im Moment sieht und lacht das doch sehr treue Ballenberg Stammpublikum noch darüber hinweg, nur, wie lange noch?

Aufgabe der Einmaligkeit auf dem Ballenberg?

Szenenfoto der Produktion von Markus Flück
Szenenfoto der Produktion von Markus Flück

Ausgerechnet hier, wo man die Kulisse quasi frei Haus geliefert bekommt und nicht jedes Jahr neu erfinden muss, sollte man diesen Trumpf, der diese Spielstätte auszeichnet, nicht so leichtfertig verspielen. Wär doch traurig, wenn sich das Publikum nur noch nicht Stück gerechten Auftritten von unnötigen Requisiten amüsiert, statt an süffigen Gotthelf Wahrheiten, bitterbösen Dürrenmatt – oder zynischen Max Frisch Zitaten. Wieso nicht weiter mit Ochsenkarren, Kühen, Eseln, Hühnern und was sonst noch zur Genüge auf dem natürlichen Gelände vorhanden sind. Ein aufgescheuchtes Federvieh ist alleweil amüsanter als ein Motorroller, der Lärm verursachend über das Gelände fährt und die so schon unhörbaren Unterhaltungen noch zusätzlich übertönt.

Szenenfoto der Produktion von Markus Flück
Szenenfoto der Produktion von Markus Flück

Ich bin absolut nicht ein Ewiggestriger und Neuinszenierungen sehr zugetan, aber an einem Ort, der sich ja der Erhaltung von Bewährtem verschrieben hat, seien es Bauernhäuser aus den verschiedensten Kantonen zu retten, abzubauen und zwecks Erhalt, auf dem Ballenberg originalgetreu wieder aufzubauen, an dem in Kursen das Ausüben von ganz oder fast ausgestorbenen Handwerken usw. vermittelt wird,  passt das schlicht und einfach nicht. Punkt. Livio Andreina hat doch letztes Jahr mit seiner Umsetzung von „Steibruch – zrugg us Amerika“ gezeigt, wie man die natürlichen Ressourcen, über die der Ballenberg mehr als genug verfügt, nutzen kann, um spannend, stilgerecht und dennoch modern zu inszenieren.

Noch etwas zur Aufführung

Szenenfoto der Produktion von Markus Flück
Szenenfoto der Produktion von Markus Flück

Unter der Regie von Louis Naef war „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ 1991 die erste Freilichtinszenierung auf dem Ballenberg. 2019 feiert das Landschaftstheater Ballenberg seine 25. Inszenierung und greift daher das bekannte Stück von Gottfried Keller, in neuer Bearbeitung von Heinz Stalder, wieder auf. Aus oben genannten Gründen schwer zu beurteilende Inszenierung. Aber aus Erfahrung von früheren Produktionen weiss ich, dass immer ausgezeichnete Schauspieler agieren, ca. 40 Laiendarsteller/innen, altgediente „Schlachtrösser“, aber auch Kinder und Jugendliche aus der Region, nebst, je nach gewähltem Stück, eine/r oder mehrere Profischauspieler/innen.

Eigengewächs in der weiblichen Hauptrolle

Szenenfoto der Produktion von Markus Flück
Szenenfoto der Produktion von Markus Flück

Dieses Jahr waren es, wenn man so will, anderthalb, denn das „Vreneli“, Aline Beetschen, ist eigentlich ein „Eigengewächs“, spielte als Kind und Jugendliche schon  zusammen mit ihren Eltern auf dem Ballenberg, später in Hauptrollen in Ballenberger Gotthelf Produktionen, absolvierte erfolgreich die Ausbildung zur Köchin, bevor sie sich noch entschloss, ein Bachelorstudium im Bereich Theater an der Hochschule der Künste in Bern zu absolvieren und so ihr grosses Hobby zum Beruf zu machen.

Shootingstar als Ballenberger Romeo

Julia und Romeo finden sich doch noch
Julia und Romeo finden sich doch noch

Ihr Romeo, resp. „Sali“, Saladin Dellers, entdeckte die Liebe zum Schauspielberuf durch sein Engagement im Jugendtheaterclub der «Jungen Bühne Bern», spielte die Hauptrolle im Kinospielfilm «Silberwald» (Regie Christine Repond), für die er für den Schweizer Filmpreis als bester Hauptdarsteller nominiert wurde  und ergänzte seine Ausbildung durch ein  Schauspielstudium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz. Die beiden Hauptdarsteller kamen in dieser Neufassung leider erst relativ spät in den Focus, spielte sich ihre Love Story doch fast im Zeitraffer gegen Ende des Stücks ab. Dem Auditorium hat es trotzdem gefallen, zwar fiel der Schlussapplaus nicht so kräftig und langanhaltend aus wie in früheren Jahren, von einer „Standing Ovation“, wie früher üblich, war man weit weg, wusste aber die Leistung der Protagonisten, die dem Dauerregen zum Trotz, ihr Bestes gegeben hatten, sehr wohl zu würdigen. Hätte man alles, oder zumindest das meiste auch akustisch, statt nur visuell mitbekommen, könnte man es wohl als gelungene Produktion bezeichnen, so bleiben nur die diversen Äusserungen von Zuschauern auf dem Rückweg zum Parkplatz nach Ballenberg West betreffend schlechter Akustik, in Erinnerung. Grob geschätzt, würde eine Audioausrüstung mit Head – oder Earsets ( für 50 Schauspieler), inkl. Lautsprecher usw. wohl maximal um die 150`000 Franken kosten. Mit einem Zuschlag von 1 Franken pro Ticket wäre diese Investition innert 10 Jahren, oder mit 2 Franken innert 5 Jahren amortisiert, ein Zuschlag der, so bin ich überzeugt, jeder gern bezahlen würde, um dafür die Produktion ganz, also sowohl visuell, aber vor allem auch akustisch zufriedenstellend, geniessen zu können.

Persönliche Meinung als Nachtrag:

Die Liebe kommt doch noch zu ihrem Recht
Die Liebe kommt doch noch zu ihrem Recht

Statt 80 Prozent des ursprünglichen Stoffes ändern und es trotzdem noch als Gottfried Keller zu verkaufen, wünschte ich mir die Originalversion oder sonst 100% neue Geschichte: Wieso, statt „Romeo und Julia auf dem Dorfe“, denn nicht „Romeo und Julia auf dem Balkan“? Da böte  sich mehr als genug Stoff zu einer modernen Interpretation: Kroatin verliebt sich in Serben, (Väter sind, waren Bürgerkriegsgegner). Statt Mist fliegen Handgranaten, fast alle unmittelbaren Nachbarn wären zerstritten, der Viehhändler ( die UNO, vertreten durch die NATO), mischt sich genau am falschen Ort ein, befeuert so die Konflikte, statt sie zu entschärfen, die Weltbank gibt Kredite für Waffen, statt für wirtschaftlichen Wiederaufbau usw.

Kleine Fotodiashow der Produktion von Markus Flück:

fotogalerien.wordpress.com/2019/06/30/landschaftstheater-ballenberg-romeo-und-julia-auf-dem-dorfe-premiere-3-juli-2019-besucht-von-leonard-wuest/

Fotos: Markus Flück,

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Landschaftstheater Ballenberg landschaftstheater-ballenberg.ch/de/2014/Willkommen

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Paul Ott/Paul Lascaux:www.literatur.li

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