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Linus Bauer, ein leitender Berater in der Luftfahrtindustrie und Gastdozent des City's Air Transport Management MSc-Programms, City, University of London, befasst sich mit der Zukunft des Luftverkehrs.
Die Reise- und Geschäftsflugbranche hat durch die COVID-19-Pandemie erheblichen Schaden erlitten.
Nach den kürzlich veröffentlichten Zahlen des Internationalen Luftverkehrsverbandes (IATA) wird die weltweite Luftfahrtindustrie im Jahr 2020 252 Milliarden US-Dollar verlieren, wobei viele Fluggesellschaften Insolvenz anmelden und bis zu 90 Prozent ihrer Flugkapazitäten abbauen werden.
Linus Bauer ist ein herausragender Absolvent der City, University of London, Managing Consultant bei Bauer Aviation Advisory und Gastdozent des MSc Air Transport Management-Programms.
City News (CN) fragte nach seinen Einschätzungen über die Zukunft der Geschäftsluftfahrt.
CN: Die Fluggäste haben immer noch ein bedeutendes Maß an Flugangst, selbst wenn sie während der Reise in Flugzeugen Masken tragen und vor dem Einsteigen Temperaturkontrollen durchlaufen hätten. Welche weiteren Maßnahmen können die Fluggesellschaften ergreifen, um ihre Bedenken abzubauen?
LB: Gesundheit und Sicherheit werden zu einem allgegenwärtigen Faktor werden, denn Angst und Vertrauen werden die beiden Emotionen sein, die bei der Planung einer Reise im Vordergrund stehen. In den letzten zwei Wochen haben wir neue Luftwutauslöser erlebt: Fluggesellschaften brechen ihr Versprechen, die mittleren Sitze frei zu halten, und Passagiere treffen keine Vorkehrungen, indem sie nicht auf soziale Distanzierung achten. Die Fluggesellschaften müssen transparenter und selbstbewusster bei der Kommunikation des Protokolls zur sozialen Distanzierung sein, insbesondere im Zeitalter der sozialen Medien. Die Passagiere verlangen, per Videobotschaften darüber informiert zu werden, was die Fluggesellschaften tun, um das Reisen für alle sicher zu machen - von präventiven Maßnahmen an Bord und speziellen Reinigungsprozessen bis hin zu minutengenauen Änderungen der Flugpläne usw. Solche Maßnahmen würden sicherlich die Ängste von gesundheitsbewussten Passagieren und Fluggästen über 50 Jahren verringern. Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass eine Fluggesellschaft ihre Gesundheit und Sicherheit nicht ausreichend respektiert, werden sie schnell eine finden, die dies tut!
CN: Ist angesichts der immer tiefer werdenden Krise in der globalen Luftfahrt und der großen Fluggesellschaften, die Insolvenz anmelden, staatliche Hilfe die einzige Option?
LB: Für eine große Gruppe großer Fluggesellschaften auf der ganzen Welt ist die staatliche Unterstützung die einzige Option für ihr Überleben. In Deutschland zum Beispiel bietet die Wiederanlage von Stabilisierungsfonds mit Sonderkrediten aus der vorangegangenen globalen Finanzkrise die beste Lösung für deutsche Aktiengesellschaften wie die Lufthansa.
CN: Werden Flugpreise bei den derzeit niedrigen Ölpreisen und der entsprechend geringen Nachfrage nach Reisen für Reisende erschwinglicher werden?
LB: Aufgrund der Treibstoff-Hedging-Aktivitäten Ende 2019 wird die Mehrheit der Fluggesellschaften leider derzeit nicht von den niedrigen Ölpreisen profitieren. Die Fluggesellschaften berichten von massiven Verlusten beim Treibstoff-Hedging, da die Treibstoffpreise stark gefallen sind. Die Markt-zu-Markt-Verluste aus den Überschussabsicherungsgeschäft
Aufgrund technologischer Vorteile (z.B. Videokonferenzen) und der wirtschaftlichen Rezession (Insolvenzen von Unternehmen) werden Geschäftsreisen auf die Befriedigung der Grundbedürfnisse beschränkt sein, und ein Teil der Geschäftsreisen wird möglicherweise nie wieder zurückkehren (mittelfristig 5-8% Rückgang). Diese Ereignisse (Kapazitätskürzungen, Nachfragerückgang und höhere Treibstoffkosten als erwartet) werden mittelfristig zu einer Erhöhung der Flugpreise beitragen. Wir können jedoch zu Beginn für einen begrenzten Zeitraum günstigere Flugpreise erwarten, und es werden Methoden entwickelt, um den Verkehr und die Nachfrage während der Erholungsphase anzukurbeln.
CN: Gibt es bestimmte geographische Gebiete oder Reisemärkte in der Welt, die besser darauf vorbereitet sind, zur Normalität zurückzukehren?
LB: Eine Rückkehr zur Normalität ist vor 2023 unwahrscheinlich. Abgesehen davon glaube ich, dass Länder wie Australien und Neuseeland einen geografischen Vorteil haben und während dieser Pandemie eine große Arbeit geleistet haben, um die Verbindungen untereinander zu festigen. Eine Trans-Tasman-Reiseblase wird entstehen, sobald es sicher ist, Flüge zwischen beiden Ländern zu ermöglichen. Wenn es gut funktioniert, könnten sie erwägen, die pazifischen Inseln und Singapur einzuladen, sich dieser Blase anzuschließen. Dieses Modell könnte sich als gutes Beispiel für den Rest der Welt erweisen, um die Reisen zwischen den Ländern Schritt für Schritt in Gang zu bringen.
CN: Wird sich die Luftfahrtindustrie zum Besseren verändern? Könnte COVID-19 angesichts der Rolle, die die staatliche und private Finanzierung bei der Umstrukturierung von Fluggesellschaften spielen kann, die bereits schlecht verwalteten Fluggesellschaften zwingen, effizienter zu werden?
LB: Jede einzelne Krise führt zu neuen Möglichkeiten, die Dinge zu verbessern. Was in der Vergangenheit als Fehler angesehen wurde, kann jetzt korrigiert werden. Nach einem Weckruf aus dieser Krise wird Themen wie Nachhaltigkeit und Umwelt viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt, was zu einer höheren betrieblichen Effizienz für die Zukunft führt.
CN: Wie wird sich die Pandemie auf die Ausbildungspipeline der Piloten auswirken?
LB: Piloten, Flugbegleiter und Flugsteigbedienstete sind die Gruppen, die am unmittelbarsten von dem starken Rückgang der Passagiernachfrage betroffen sind, seit die Pandemie weltweit ausgebrochen ist und den Flugverkehr für Millionen von Menschen im Wesentlichen zum Erliegen gebracht hat. Die COVID-19-Krise hat den weltweiten Mangel an Piloten in einen Überschuss verwandelt. Die gegenwärtige Krise hat alles verändert, einschließlich der Fluggesellschaften, die aufgrund des starken Kapazitätsabbaus für die nächsten drei Jahre Tausende von Piloten entlassen.
Klares smaragdgrünes Wasser, dichte Wälder und hohe Berge, versteckte und versunkene Städte – das hat die lykische Küste zu bieten. Und Kas, das Kleinod Städtchen am Meer. Ein guter Ausgangsort für Entdeckungsreisen in die Region. So habe ich die Türkei im „original“ fernab von Massentourismus erlebt. Das war 2015...
Osman, ein väterlichvertrauenswürdiger Fahrer erwartet mich am Flughafen Antalya. Ein paar Brocken Deutsch und Englisch spricht er. Er fährt gut und rassig westwärts An die 400 Kilometer lange lykische Küste. Die lykische Küste verdankt ihren Namen der historisch geprägten Landschaft Lykien, die sich bäuchlings zwischen Antalya und dem Köycegiz-See ins Meer vorschiebt. Ruinen über Ruinen sind Zeitzeugen der Antike und eine der ältesten Mittelmeerkulturen, deren Artefakte bis ins Jahr 3000 vor Christus zurückreichen. So hinterliess das von Rätseln umgebene Volk der Lykier eine eigene Schrift, einzigartige Grabmonumente und mit dem Lykischen Bund, dem Rat der Städte, schufen sie das erste demokratische Bündnis der Welt.
Duft von Jasmin und Wacholder
Schon bald sehe und fühle ich eine andere Türkei. Das Aquamarin und Smaragdgrün des schimmernden Meeres. Die Pinien-Kiefergrün-Mischung der üppigen Wälder. Darüber die kargen Dreitausender des Taurusgebirges, welche oft bis im Mai mit Schnee bedeckt sind. Nach einer Stunde Fahrt öffnet Osman das Fenster, deutet auf seine Nase und sagt: Du, riechen – smell! Ich inhaliere die erfrischenden Düfte von Jasmin und Wacholder, die Frische des dichten Waldes. Kurze Zeit später deutet Osman auf seinen Bauch. Ich kapiere und nicke. In einer romantischen, mit Einheimischen besetzten Gartenbeiz wird ohne zu fragen aufgetischt: Herrliche Meze, lauwarmes Fladenbrot, heisse Forellenfilets mit Ziegenkäse überbacken. 15 Euro – für zwei Personen inklusive Getränke.
Pensionen am Meer und im Dorf
Plötzlich deutet Osman auf seine Augenbraue und sagt: „Kas“ - Die Augenbraue zählt zu den schönsten kleinen Städtchen an der Südküste der Teke-Halbinsel, dem antiken Lykien. Einst auch Land des Lichts genannt. Kas ist ein sehr typischer türkischer Ort. Mit Gassen und Gässchen. Mit Basaren und Wasserpfeifen-Rauchecken. Mit Boutiquen und Teppichgeschäften. Mit Tee- und Kaffeenischen.
Mit Düften nach Gewürzen. Und mit unzähligen Beizen, welche (noch) mit einheimischer Küche um die Gunst der Gäste buhlen. Kas zählt 8000 Einwohner, mit den Touristen gang und gäbe das Doppelte. Kas kennt trotzdem (noch) keinen Massentourismus. Kleine Pensionen, meistens Familienbetriebe direkt am Meer oder im Dorf beherbergen die Gäste. „All inclusive“ ist „out“. Mein Hotel „Kale“ gehört zu den Besten und liegt oberhalb des Dorfes. Mit Aussicht auf das Meer. Mit kleinem schmucken Gärtchen und Gartenwirtschaft. Die Zimmer sind sauber, schlicht, mit türkischen Möbeln eingerichtet. Das Wasser ist ab Hahn trinkbar. Das „Kale“,was Burg heisst, ist keine Bettenburg. 18 Zimmer, 6 Juniorsuiten und 6 Appartements kann man buchen.
Über Treppenstufen ins Wasser
Zeit, mich nach der langen Reise ins bequeme Bett zu legen. Sehr früh um 5.35 wünscht der Muezzin vom benachbarten Minarett mit dem Morgengebet (ab Bändli) im Namen Allahs einen frohen Tag. Ich bin akustisch definitiv in der Türkei. Später erfreue ich mich am reichhaltigen Frühstück (ohne 5-Sterne-Luxus). Dafür mit Eierspeisen von heimischen Hühnern, hausgemachten Tapenaden von Oliven und Tomaten, Salaten, handgerührter Konfiture, Honig, weissem und dunklem Brot und herrlichem Granatapfelsaft. Sogar Müesli gibt’s und frische Früchte. Feinster türkischer Tee und Kaffee. Und überaus freundliche Mitarbeiter. Auch bietet das Hotel eine einfache schmackhafte Küche. Nun, ich wusste im Voraus, dass das «Kale» keinen weissen Sandstrand zu bieten hat. Nach fünf Minuten Fussweg gings in die zum Hotel gehörende Leymona Beach Bar. Dort lege ich mich auf eine der vielen bereit gelegten Matten unter einen schattenspendenden Olivenbaum. Träume in den Tag hinein und plane Ausflüge. Über Treppenstufen bewegt man direkt ins smaragdgrüne meistens ruhige Meer. In Sichtweite tummeln sich Wasserschildkröten.
Auf die Insel und in die Berge
Die Ausflüge sind äusserst preiswert. Per Schiff zur gegenüberliegenden griechischen Insel Kastellorizo. Mit den pittoresken Häusern, der Burg und den Kirchen. Der Coiffeur im Hinterhof frönt an frischer Luft seinem Handwerk. Überzeugend sind die griechischen Fischküchen direkt an der Hafenpromenade. Mit einer handgeschriebenen Rechnung, die wohl kaum je vom Steueramt erfasst wird.
Aber einmalig gut sind der Rotbarsch und der Pulpo vom Grill. Ab in die Berge ist ein Muss – ein Ehepaar und ich dürfen mit Osman, der mich umarmt, als ob wir uns schon lange kennten, hinauf ins Gebirge. Nach Gömbe mit seinem grünen See. Die engen Strassen führen durch kleine Dörfchen, über Hochebenen und Weideland bis zum Staudamm, dem Wasserspeicher für Kas. Kurvenreich und holprig geht die Fahrt weiter zum Ziel auf 2150 Meter über Meer. Die mondlandschaftlich anmutende Bergwelt rund um den grünen See scheint ein Kraftort zu sein. Osman kniet nieder und schlürft genüsslich vom klaren Wasser. Auf dem Heimweg, im Bergdorf Ucarsu mit seinem kunterbunten Markt sitzen wir mitten unter Einheimischen und geniessen mit ihnen würzige Köfte (Hacktätschli) vom offenen Grill.
Zuhinterst im wilden Canyon
Es gibt noch vieles mehr zu entdecken. Sakliklent, die versteckte Stadt, welche nur durch einen eiskalten Fluss in einem wilden Canyon des Taurusgebirges zu erreichen ist. Und Phellos, die Grabanlage oberhalb von Kas, welche unvergessliche Eindrücke aus 700 Jahren v. Chr. vermittelt. Dann Kekova, die versunkene Stadt, welche mich eigentlich mehr lockt als die Ruinen über der Erde. Mit einer luxuriösen Schifffahrt auf einer Privatjacht, wo auf Steuerbordseite der Schiffskoch während der Fahrt Doraden auf dem Holzkohlegrill brutzelt und der Kapitän während des Essens die Geschichte der versunkenen Stadt erzählt.
Gebackener Trompetenfisch
Apropos Essen. Kas hat für jeden Geschmack und jedes Budget eine grosse Anzahl an Restaurants. Deren 150 seien es, verrät mir Hafis Sevign, der Chef meiner Lieblingsbeiz Lola. Wo ich den besten „Octopus en Casserole“ esse.Und, für mich, eine Premiere der gebacke Trompetenfisch ist. Die ottomanisch zubereitete, geschmorte Lammschulter und der pfiffige türkische Sish Kebab mit gehacktem Rindfleisch landen alsbald auf der Favoritenliste. Die cremigen, mit Curry gewürzten Salzkartoffelwürfel ebenso. Meistens trinke ich Bier oder Wein. Als «Verdauerli» einen Raki – ähnlich dem griechischen Ouzo. Die Rechnung liegt jeweils zwischen 15 und 20 Schweizer Franken – alles inklusive.
Wer sich vom Massentourismus mit Gäste - Ghettos, von kilometerlangen Sandstränden und Menschenmassen, die sich an der Sonne rösten, von Schlaraffenland-Buffets mit Kaviar, Hummer und Co. verabschieden und die Türkei einmal anders erleben möchte, liegt an der lykischen Küste smaragdgrün richtig. «Güle güle» – auf Wiedersehen – ruft mir Osman, der Bleibende, Mit «Bol Sans» – alles Gute, verabschiede ich mich als Gehender.
Gut zu wissen
Anreise Flug entweder nach Antalya oder Dalaman. (Edelweiss Air beispielsweise fliegt beide Destinationen an) Die Fahrzeit nach Kas dauert ca. 31⁄2 bzw. 2 Stunden. Transfer Flughafen–Hotel hin und zurück ca. Franken 180.–. Möglicher direkter Reiseanbieter: Brigitte Krickl Reisen, www.brigitte-krickl-reisen.de Tel 0049 711 326 08 46 Währung ist die türkische Lira (TL).Der Kurs schwankt sehr. Im Durchschnitt:100 TL = ca. 30 Franken. Mastercard, Travel Cash und Visa sind praktisch überall akzeptiert.
Im Gegensatz zur Ostküste sind die Preise in TL angegeben. Euro mitzunehmen lohnt sich nicht. Die beste Reisezeit ist von April bis Oktober. (Juli, August sind sehr heiss.) Im September 2015 war es zum Beispiel noch bis 38/40 Grad. Ausflüge bucht man im Hotel – ca. 35 Euro pro Person (inklusive Verpflegung)
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Am Flughafen in Split erwarteten uns Irena und Milan. Irena, die geborene Gastgeberin, lernten wir in einem Hotel im Südtirol als Servicemitarbeiterin kennen. Sie schwärmte von Kroatien und ihrem neuen Haus mit den „ Apartmani“. Was uns im Mai 2016 lockte, dem Ruf zu folgen.
Milan und Irena holten uns am Flughafen in Split ab. Die Fahrt auf Nebenstrassen Richtung Norden vermittelt einen ersten Eindruck. Tiefblaues Meer, karge Berge, unendlich viel Grün. Nach gut zwei Stunden erreichen wir das, an einer Meerzunge gelegene Karin Gornji. Ein Dorf, offenbar vom Rest der Welt vergessen. Niemand weiss genau, wie viele Menschen in den zum Teil neu erbauten Häusern wohnen. 700 oder gar 2000 in der Saison von Juni bis August? Halbfertige und zerstörte Häuser sind Erinnerungen an den letzten Jugoslawienkrieg(1991–1995). Spuren der Vergangenheit, die uns überall auf der Reise begegneten.
Zadar, eine Stadt im Wiederaufbau
Die etwa eine Stunde entfernte Stadt Zadar allerdings scheint den Anschluss in die Zukunft gefunden zu haben. Darüber später. In Karin Gornji hingegen gibt es keine Hotels, nur «Apartamani». Keine Industrie, dafür gesunde Luft. Und eine herzliche Gastfreundschaft. Ab und zu klopft die Gastgeberin an die Türe, lädt uns zum bescheidenen Mittagstisch mit Milan, ihrem Gatten ein. Geschätzte Hausfrauenkost in Anbetracht der vorsaisonbedingt geschlossenen Restaurants. In der Tat, im Mai ist nämlich Vorsaison, was einesteils Vorteile halt – kein Touristenrummel und viel Zeit. Nur leider hat das Wetter nicht immer mitgespielt. Die Bora hat uns ordentlich durchwindet. Die Bora, ist ein meteorologischer Begriff für kalte und böige Fallwinde die an verschiedenen Küsten auftreten. Im Speziellen ist Bora der Name des zwischen Triest und der Drimmündung an der kroatischen und der montenegrinischen Adriaküste auftretenden orkanartigen Landwindes.
Drei Wochen Zeit hat sich Milan genommen um uns seine Heimat zu zeigen. Mit Stolz, aber auch mit stiller Wehmut. Denn auch er war damals im Krieg. Wir erlebten kein Kroatien aus dem Hochglanzprospekt, sondern ein Land mit vielen Sonnen- und auch Schattenseiten. Über den Krieg sprach Milan nur selten und politisieren kam für ihn nicht in Frage.
Die Region rund um Zadar gehört zum abwechslungsreichsten, beeindruckendsten Gebiet Norddalmatiens. Von hier aus gibt es auch zig Möglichkeiten, eine Schifffahrt auf dem Meer zu unternehmen. Begrüsst wurden die Schiffsgäste mit einem Gläschen «Rakjia» (kroatischer Grappa). Wohl prophylaktisch gegen die Seekrankheit. Wir sammeln Eindrücke von den vorbeiziehenden malerischen Örtchen, schifften unter der Hängebrücke durch, welche die zwei Orte Ugljan und Kukljicia verbindet. Dann vorbei an zerklüfteten Felsen und genossen den Blick auf die unendliche Weite des tiefblauen Meers und auf die Schattenspiele unter der Regie von Sonne und Wolken.
Ein Höhepunkt der Schiffsreise
Dies ist zweifelsohne der seit 1980 geschützte Naturpark Kornati. Man erklärte uns, dass zur Römerzeit hier gegen 20000 Menschen gelebt hätten. Auf einer Insel entdeckten wir riesige Kreuze aus Stein. 2007 hatte hier ein verheerender Waldbrand gewütet. Angefacht durch zwei sich bekämpfende Winde: die Schönwetter bringende «Bora» und der Schlechtwetter bringende «Jugo». Fünf wagemutige Männer wollten den Brand löschen und wurden Opfer des Feuers. An sie erinnern die 5 Kreuze. Unübersehbar – unheimlich.
Auf dem malerischen Inselchen „Sali“ mit Post, Bancomat und Beizen gab’s einen Zwischenhalt. Die Preise sind mehr als nur günstig. Zu viert isst man für umgerechnet 60 Franken, inklusive Wein, Wasser und Kaffee.
Die Stadt Zadar ist Handels- und Fremdenverkehrsmetropole.
Die historische Altstadt lädt ein zum Flanieren und zum Verweilen in einer lauschigen Gartenwirtschaft. Nebst dem Tourismus, sind die Nahrungsmittelproduktion, der Schiffbau und die Textilfertigung wichtige wirtschaftliche Säulen. Dazu kommt der (fast) süchtig machende Maraschino – Likör, hergestellt aus den Kirschen des fruchtbaren Umlandes.
Dort, wo Olivenhaine die Landschaft bereichern, aber auch Investoren EU-Gelder für Olivenplantagen erhalten. Plantagen, die sie nach dem Inkasso wieder als Bauland verkauft haben sollen. Immerhin entdeckte ein EU-Inspektor den Betrug, wie uns gesagt wurde. Und auch das Geld tauchte wieder auf, das eine Maklerin für den dreimaligen Verkauf des gleichen Bodens ergaunert haben soll. Räubergeschichten? Sie gehören wohl zu den Schattenseiten eines Landes, das eigentlich an eine prosperierende Zukunft glauben sollte. Genug gejammert.
Ab in die Berge.
Milan verdanken wir einen besonders beeindruckenden Ausflug. Auf den Strassen war allerdings zwingend Vorsicht geboten, vor allem in der Hochsaison. Denn mit Sicherheitslinien, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Licht und Blinker nimmt man’s nicht allzu genau.
Wir tuckerten auf der alten Schotter Verbindungsstrasse zwischen Zagreb und Zadar über das Velebit-Gebirge. Am Fusse der „tulove grede“ steht die Kirche des hl.Franciscus aus dem Jahre 1832, welche der österreichische Kaiser Franz Joseph I. errichten liess. Zum Gedenken an die Arbeiter, die an der Verbindung zwischen dem südlichen und nördlichen Kroatien gebaut hatten.
Grabmäler aus dem Jugoslawienkrieg säumen die Strasse. Neben einem zerstörten Haus wird vor Minen gewarnt. Ein Touristen Paar hat sich in diese gottverlassene Gegend verirrt, wo ein Briefkasten für Karl-May-Fans an einer Mauer hängt und «Winnetou» an die Wand gemalt wurde.
Der Rückweg führte uns über Obrovac zum Fluss Zrmanja der ebenfalls durch Winnetou-Filmszenen berühmt wurde und eine Schifffahrt mehr als nur wert ist. Nach der Ankunft in Karin Gornji verzehren wir für einen Fünfliber eine Pizza allererster Güte.
Nostalgie auf der Bahnstrecke Zagreb–Split
In der kleinen Stadt Grasac gibt es ein Bahnhöfli mitsamt Briefkasten, Wartsaal und zwei Gleisen. Eigentlich wollten wir schon aufgeben. Es schien zu kompliziert, einen Ort an der Bahnstrecke Zagreb – Split zu finden, wo man zusteigen konnte. Doch Milan hat ortskundig recherchiert und gedolmetscht. Wir kauften also zwei Billette beim Bahnhofvorstand. In seinem Büro, welches an das vorletzte Jahrhundert erinnert. Leider könne er nur Hinfahrt buchen, da der Billet Apparat gerade defekt sei. Immehin. Der Zug traf mit nur fünf Minuten Verspätung ein. Die feudale (von Deutschland geschenkte) Dieselkomposition ist mit Touristen gut besetzt.
Bei maximaler Sicherheitsgeschwindigkeit von 60 km/h ziehen Felder, Buschwälder, kleine Seen vorbei. Dazwischen blitzen Hausdächer als rote Farbtupfer auf. An den Bahnhöfen steht jeweils der Bahnhofvorstand mit roter Mütze und Kelle, weiter hinten das Bahnwärterhäuschen, mit Mann und Fahne und Garant für die sichere Durchfahrt. Zur Beruhigung: Auch Ampeln gibt’s. Nostalgie pur und Kroatien Reisenden nur zu empfehlen. Nach gut zwei Stunden Berg-und-Tal-Fahrt mit 600 Metern Höhendifferenz erreichten wir Split, die pulsierende Stadt am Mittelmeer mit Fährschiffen und Menschengetümmel.
Pünktlich nach einer Stunde reisen wir zurück ins verschlafene Karin Gornji. Genossen die Gastfreundschaft von Irena und Milan. Drei Wochen waren im Flug vorbei und Vieles mehr wäre noch zu entdecken gewesen: Die imposanten Krka-Wasserfälle, die pittoresken Plitvicer Seen, die Kvarner Bucht.
Oder Dubrovnik, die Perle der Adria, weiter im Süden. Wir wanderten stattdessen auf den nahegelegenen romantischen Wegen am Karisnica-Fluss, schlenderten durchs Dorf oder an die Strandpromenade, wo wir uns mit Menschen unterhielten, die auf eine bessere Zukunft hoffen. Die Alten werden wohl bleiben. Die Jungen haben das Auswandern im Kopf oder hoffen auf bessere Zeiten.
Gut zu wissen:
Eigentliche Hauptsaison sind die Monate Juni, Juli und August.
Anreise: Split ist ab Italien per Fähre erreichbar. Swiss, Croatia Airlines und Easy Jet fliegen ab Zürich. Easyjet ab Basel.
Übernachten in Karin Gornji:
Bei Irena und Milan
irena alavanja holla
Tel. 00385 989 648 602.
Apartmani für 2 Personen zwischen 40 und 50 Euro pro Tag. (Schlafzimmer, Bad/Dusche, Aufenthaltsraum mit kleiner Küche. Grosse Dachterrasse. Balkon mit Meersicht.)
Währung: 700 kroatische Kuna = ca. 100 Franken. Visa wird meistens akzeptiert. Travel Cash in Landeswährung aus dem Bancomaten. In Grossstädten kann mit Euro bezahlt werden. (Trinkgeld nicht inbegriffen)
Automiete: Empfehlenswert ist, das Auto gleich mit dem Flug zu buchen, Vollkasko ohne Selbstbehalt.
Küche: Viele Restaurants sind in der Nebensaison geschlossen. Hingegen ist in
den Pecenjarnica’s (öffentliche Bratstationen) Dalmatiens «Hausspezialität» auf
Vorbestellung erhältlich: ganze am Drehspiess gebratene Spanferkel und Lämmer.
Weitere Spezialitäten sind Cevapcici, das Gebäck Borek, Eintöpfe (Ragu) und
Am Meer Fische in Variationen (Pulposalat zum Einstieg).
Kroatische Hausmannskost: Eintopf mit Schweinefleisch. Borek – ein traditionelles Gebäck, gefüllt mit Fleisch oder Schafskäse.
Kleine Fotodiashow der Reise von Herbert Huber:
Text und Fotos: www.herberthuber.ch
Homepages der andern Kolumnisten: annarybinski.ch www.noemiefelber.ch
www.gabrielabucher.ch www.leonardwuest.ch Paul Ott/Lascux:http://paul-lascaux.ch/
Ganze 32 Jahre sind ins Land gegangen, seitdem ich das letzte und bisher einzige Mal in Wien war, damals die östlichste Hauptstadt Westeuropas, kurz vor dem „Eisernen Vorhang“, dahinter war der Ostblock. Im Oktober 1987 reisten wir, sechs Kollegen, Stammtischhobbyjasser, mit der, damals noch existierenden, stolzen Swissair an. Diesmal, alleine, reiste der Kluge im Zuge, in Kopf Erinnerungen an damals abrufend und, wie Teile eines zerstörten Mosaiks, die einzelnen Stückchen zusammensetzend. Damals dauerte so ein Trip drei, vier Nächte und man nannte sowas Städtereise und das kostete ein Vielfaches dessen, was man heutzutage dafür berappen muss.
Geldwechsel war damals und auch heute angesagt
Damals wie heute war Geldwechsel angesagt, damals erhielt man für einen Schweizer Franken 12 Alpendollar, wie die österreichischen Schillinge liebevoll betitelt wurden. Diesmal wechselte ich halt unser Fränkli in Euro, da reicht so einer aber nicht mal für einen ganzen dieser europäischen Währung. Damals war mir, nebst der Reise an sich, wichtig, dass in der Pauschale auch ein Ticket für das Musical „Cats“ mit Angelika Milster in der deutschen Erstfassung am „Theater an der Wien“ mit dabei war. (Diese Tickets wurden damals fast wie Wertpapiere gehandelt, waren entsprechend schwierig, oder eben, nur durch Reisebüros, die über zugeteilte Kontingente verfügten, zu erhalten). Meine Kollegen, der Bitte eher skeptisch nachgebend, nach dem Besuch so hell begeistert, dass wir unsere Programme von einem Taxi ins Hotel bringen liessen, da es ja noch weiter ging ins berühmte Wiener „Bermuda Dreieck“, um uns, wie jeden Abend, (man war ja noch jung), ins Nachtleben zu stürzen.
Kulturprogramm, damals eher nebensächlich, lief tagsüber so nebenher, also z.B. die Besichtigung des Hundertwasserhauses, eine Führung durch die Staatsoper, ein Kaffee mit Torte im Hotel Sacher, Besuch des Stephansdomes, natürlich des Zentralfriedhofes etc. Bei den nächtlichen Aktivitäten ergaben sich einige erfreuliche Kontakte, vor allem mit jungen Musikern im legendären „Roten Engel“, einige dieser Freundschaften dauern bis heute an.
Grundsätzliches zum „Roten Engel“
Mehr als 7000 Live-Auftritte mit mehr als 60.000 Zuhörern – 5840 Nächte wurden hier zum Tag gemacht. „Im Roten Engel der Achtzigerjahre habe ich gelernt, um das Publikum zu kämpfen. Und ich habe damals auch gelernt, mein Lampenfieber in den Griff zu bekommen, denn ich habe mich anfangs vor jedem Auftritt ,angspiebn’“, erinnert sich zum Beispiel der heute weltbekannte Hubert von Goisern.
„Wir sind alle Engel und der Teufel der kriegt Prügel, wo Musik ist, lass dich nieder und das tun wir immer wieder. Wir sind alle Engel, haben zwar nur einen Flügel, doch wir spielen und wir toben, hier im roten Himmel oben“ – die Zeilen widmete einst Musiker Tschako dem Wiener Kult-Lokal „Roter Engel“, jenem Club im Bermudadreieck, wo viele Musikerkarrieren ihren Anfang nahmen.
Ein grösseres Konzert von Tschako, dessen Lieder damals zensuriert und am Radio nicht gespielt werden durften, erlebten wir an einem andern Abend noch in einem Kellerlokal nahe des Zentralfriedhofes. Mit dem Boogie Woogie – Bluespianisten Michael Pewny, der damals während seines Studiums ab und an im „Roten Engel“ engagiert war und den ich spontan für einen Frühlingsball in der Schweiz engagierte, verbindet mich bis heute eine herzliche Freundschaft.
Prallgefüllte Kulturprogrammagenda
Also war eigentlich ein „Vorbeischauen“ im „Roten Engel“ in Begleitung von Michael Pewny eingeplant, aber erstens kommt es anders und eben, anders als man plant. Diesmal reiste ich mit reichgefüllten Kulturprogramm an, darunter zwei Opern Besuche an der Staatsoper, ein Sinfoniekonzert im Konzerthaus und nicht fehlen durfte selbstverständlich auch ein Heurigenabend mit der von mir so geliebten „Schrammelmusik“. Auch eine Rundfahrt mit dem Hop on hop off Touristenbus hatte ich im Voraus gebucht, die bequemste Art, einige der interessantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt in kompaktem, gerafftem Durchlauf zu besichtigen, vom Stephansdom über den Prater bis Schloss Schönbrunn gabs viel zu bestaunen.
Im Übrigen: für die Fahrten zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten bietet sich auch der ÖPNV bzw. die von den Einheimischen liebevoll „Öffis“ genannt, perfekt an. Alle Sehenswürdigkeiten und Attraktionen sind, für nähere Erkundungen, problemlos auch per Bus, Tram oder U-Bahn zu erreichen. Kulinarisch hab ich mir das berühmte Wiener Schnitzel verkniffen, nicht aber einen Tafelspitz mit Apfel – Oberskren. Den obligaten Apfelstrudel natürlich verkostet, für die Sachertorte im gleichnamigen Hotel hats nach dem Café Demel Besuch, wo ich mit einer Wiener Reisejournalistin, die ich auf einer Pressereise in Potsdam kennen gelernt hatte, verabredet war, nicht mehr gereicht, Palatschinken steht dann irgendwann in Budapest wieder mal auf dem Speiseplan, obwohl die mir im allgemeinen einfach zu üppig sind, ob in Wien oder irgendwo in Ungarn. Zum Naschmarkt hab ich es ebenso wenig geschafft, wie zum Theater an der Wien, schlicht zu gedrängtes Programm.
War 1987 eher Nachtleben angesagt, stand diesmal Kultur an erster Stelle
Dafür hatte sich mir, vor dem Konzertbesuch im Wiener Konzerthaus, eine neue kulinarische Seite der Wiener Gastronomie eröffnet. Wiener Schmankerln, die in eine neue, überraschende Welt zeitgenössischer österreichischer Gastronomie entführten, dies vor dem Jubiläumskonzert zu 100 Jahre Oslo Philharmonic Orchestra im grossen Saal des stolzen Wiener Konzerthauses, unweit des Gebäudes des legendären „Wiener Musikvereins“, in dem jeweils das weltweit beliebte Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker stattfindet. Und in ebendiesem Haus befindet sich auch das Restaurant „Weinzirl“, das selbsternannte „Domizil der kleinen Gerichte“. Nachdem ich kurzfristig, ich verfügte über zwei Pressekarten, mit der extrovertiert-amüsanten, kultivierten Wiener Schriftstellerin Cara Roth noch eine adäquate Begleiterin „auftreiben“ konnte, stand einem grossartigen Abend nichts mehr im Weg.
So liessen wir uns denn mit den, sowohl geschmacklich, wie auch optisch perfekten Schmankerln verwöhnen, genossen den Gaumen- vor dem anschliessend noch zu geniessenden Ohrenschmaus im Konzertsaal.
Hatte ich 1987 noch eine Fahrt auf mit dem Wiener Riesenrad und eine Runde Achterbahn, inkl. Looping absolviert, reichte es diesmal nicht mal zu einem kurzen Besuch des Praters, ebenso liess ich das „Hundertwasserhaus“ diesmal links liegen.
Auf den Spuren von Harry Lime
Dafür schaffte ich es diesmal in die Wiener Unterwelt, nicht grad so tief wie Harry Lime im Film „Der dritte Mann“, aber etliche Meter unter die Oberfläche gings schon beim Besuch des Stadtheurigen in einem der Keller im „Zwölfapostelkeller“. Ein Abstieg, der aufgrund der steilen Stufen, trotz Handlauf, nicht ganz ohne ist und „angesäuselt“ wohl besser gemieden werden sollte.
Gestärkt durch einen üppigen Heurigenschmaus mit der dazu passenden Schrammelmusik hatte uns die Wiener Oberfläche wieder und ein kurzer Verdauungsspaziergang zum unweit gelegenen Stephansdom war der logische Abschluss des Heurigenprogrammes.
Retour ins Jahr 1987
Bei einem Abendessen spätnachts, d-h. nach Mitternacht verkaufte ein Zeitungverkäufer im Restaurant die druckfrische „Kronenzeitung“ mit der Schlagzeile: Am gestrigen 11. Oktober wurde der deutsche Politiker Uwe Barschel, ehemaliger Ministerpräsident von Schleswig-Holstein (1982 – 87), tot in der Badewanne seines Zimmers im Genfer Hotel „Beau Rivage“ aufgefunden. Die genauen Umstände seines Todes, ob Suizid, Mord oder natürlicher Tod, sind bis heute nicht restlos geklärt. Es war auch die Zeit des „Lucona Skandals“ in dem der damalige Prokurist des Wiener Kaffeehauses Demel und Enfant terrible der Wiener Gesellschaft, Udo Proksch, offensichtlich Drahtzieher und Nutzniesser eine grossen Versicherungsbetruges war. Zur Klärung der Verwicklung von Politikern in den Fall, insbesondere politischer Verbindungen zur SPÖ („Club 45), wurde zwischen 1988 und 1989 ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt, in dessen Folge der Nationalratspräsident Leopold Gratz und der Innenminister Karl Blecha (beide SPÖ) zurücktraten. Die juristische Aufarbeitung des Vorfalls stürzte das Land in einen nie da gewesenen Politskandal: 16 Politiker, Juristen und Spitzenbeamte wurden von ihren Posten entfernt, angeklagt oder verurteilt; der österreichische Verteidigungsminister Karl Lütgendorf starb bereits 1981, vermutlich durch Suizid. Politisch also eine durchaus turbulente Zeit damals, die wir auch in Wien, trotz ausgiebigem Nachtleben, durchaus mitbekamen.
Eine der involvierten Personen hielt später meine Erinnerung an Wien wach
Greta Fischer, damalige Geschäftsführerin des Demel und Freundin von Udo Proksch, soll in dieser Angelegenheit auch nicht ganz aussen vor gestanden haben. (Ein Strafgericht im Kanton Fribourg verurteilte Erwin Egger, Inhaber der Decobul und Greta Fischer, Verwalterin von Prokschs Briefkastenfirma Zapata wegen Urkundenfälschung und Betrug. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Lieferung der Urananlage mittels gefälschter Papiere lediglich vorgetäuscht wurde. Schriftgutachter waren zu dem Schluss gekommen, dass einige der Dokumente, die der Bundesländerversicherung nachgereicht wurden, erst nach dem Untergang der Lucena angefertigt worden waren). Diese besagt Greta Fischer ist u.a. „mitschuldig“, dass ich diese Wienreise nie ganz aus dem Kopf bekam, denn eines Tages, ca. Mitte 1988, stellte mir eine meiner Kellnerinnen eine Dame, die in unserem Bistro einen Kaffee trank, als ihre Wohnungsnachbarin, Frau Greta Fischer, vor. Meine Nachfrage, ob sie aus Wien stamme, bejahte sie. So kam die ehemalige Demel Geschäftsführerin, die jetzt in einem kleinen Nachbardorf lebte ab und zu nach ihren Einkäufen in unserer Kleinstadt auf einen Kaffee und einen kurzen Schwatz über Gott und die Welt, aber sicher nicht über Lucona, bei uns vorbei, wobei sie sich als kluge, äusserst gebildete Person entpuppte. Auch die Konzertauftritte von Michael Pewny, den ich noch ein paarmal engagierte, hielten meine „Memories of Vienna“ immer latent am Köcheln und bestärkten mich im Wunsch, diese charmante Stadt, von der ich, zumindest bei Tageslicht, noch nicht so viel gesehen hatte, wieder mal zu besuchen. Als es mir in Mai 2019 überraschend gelang, das Online Ticketsystem der Wiener Staatsoper zu überlisten und vorzeitig Karten zu bestellen, war ein Besuch für den folgenden Oktober schnell fixiert, die Akkreditierung für 2 Personen für das Jubiläumskonzert des Oslo Philharmonic Orchestra wurde umgehend erteilt, ein Gegengeschäft mit dem Zwölfapostelkeller schnell eingefädelt. Zudem buchte ich eine gemütliche Wohnung anstelle eines Hotelzimmers, damit ich genügend Platz hatte, die für meine Arbeit unerlässlichen elektronischen Geräte, Laptop, I Pad usw., anzuschliessen und zu platzieren. Da ich sowieso relativ weit in den Osten fuhr, drängte sich ein anschliessender Besuch der nahe gelegenen slowakischen Hauptstadt Bratislava geradezu auf, zumal ich diese noch nicht kannte. Da auch dort eine Mozart Oper und ein Sinfoniekonzert programmiert waren die mich interessierten, war auch dieser Besuch relativ schnell organisiert, inklusive Akkreditierungen für genannte zwei Events, sowie der Transfer mit dem „Twin City Liner“ auf der Donau von Wien nach Pressburg. Von den sechs Reiseteilnehmern von 1987 sind drei inzwischen leider viel zu früh verstorben, sodass ich meine neuen Wienerfahrungen nur noch mit zweien erörtern kann.
Links auf die andern Artikel von Wien und Bratislava:
Konzerthaus Oslo Philharmonic orchestra Leif Ove Andsnes, 19.10.19
A midsummer nights dream Staatsoper Wien 13. Oktober 2019
Heuriger mit Schrammelmusik im 12 Apostelkeller Wien, 15. Oktober 2019, eine Reportage von Léonard Wüst
Die Frau ohne Schatten, Staatsoper Wien 19. Oktober 2019
Nationaltheater Bratislava, Wolfgang Amadeus Mozart Così fan tutte, 23. Oktober 2019, besucht von Léonard Wüst
Slovak Philharmonic Konzert zum 70. Geburtstag , 25. Oktober 2019
Text und Fotos: www.leonardwuest.ch
Paul Ott: http://paul-lascaux.ch/
www.oursecretlibrary.wordpress.comwww.weinzirl.at/www.zwoelf-apostelkeller.athttp://www.pewnyboogie.at/german.htm