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Lifestyle

Herbert Hubers Vorliebe für den Safran und was er darüber brechtet

Safran in voller Blüte und schönster Farbe
Safran in voller Blüte und schönster Farbe

Wie ich Safran liebe! Sei es in einem hausgemachten Weisswein-Fischsösschen, in einem Risotto mit Lotoreis aus dem Maggiadelta oder im Emmentaler Lamm-Safran Voressen. Dann die feinen hausgemachten Pastavariationen von «Vilmas Pasta» in Grosswangen oder die fixfertigen Tagliorini aus der Kernser Pasta- Manufaktur. Auch einem Spätzliteig kann man etwas Safran zugeben. Und in der klassischen Bouillabaisse ist er natürlich ein Muss.

Auch vor Süssem macht der «König der Gewürze» nicht Halt. Ihm wird schon in dem Kinderliedchen «Backe, backe Kuchen» mit der Zeile «Safran macht den Kuchen gel» die Ehre erwiesen. Auch eine Caramelcreme, mit Safran und etwas Lavendel gewürzt, mundet herrlich. Das Internet liefert zahllose weitere Rezeptideen mit Safran. Toll sind auch die Safranrezepte von Daniel Bumann, bekannt seit der Sendung «Der Restauranttester». Als gebürtiger Walliser beherrscht er das Kochen mit Safran aus dem FF. Eine meiner eindrücklichsten kulinarischen Erinnerungen mit Safran habe ich damals noch in seinem Restaurant Chesa Pirani erleben dürfen.

Zeus schlief auf einem Safranbett

Die feinen Fäden tragen den Geschmack in sich
Die feinen Fäden tragen den Geschmack in sich

Die Geschichte des Safrans geht weit zurück in die griechische Mythologie, wo behauptet wird, dass Zeus auf einem Bett aus Safran geschlafen habe. Unvorstellbar fast. Verwendet wurde Safran damals schon als Heil- und Würzmittel. Im achten Jahrhundert führten die Araber (Maurenherrschaft) die Spanier in die Safrankultur ein, und über Frankreich gelangte er in die Schweiz. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Österreich das Anbauzentrum Mitteleuropas. Des Safrans höchste Qualität wurde als «Crocus austriacus» bezeichnet. Safran – der wissenschaftliche Name lautet Crocus sativus – ist eine Krokus-Art und hat ihren Namen aus dem Arabisch-Persischen «za’faran». Aus den Stempeln ihrer Blüten wird das ebenfalls Safran genannte Gewürz gewonnen. Nur einmal pro Jahr blüht Safran. Auch bei uns in der Schweiz im Walliser Dörfchen Mund und neustens auch im Bündnerland.

Violettes Blütenmeer in Mund

Safran in voller Blüte
Safran in voller Blüte

Man weiss, dass Safran in ganz Europa schon seit der Renaissance sehr gefragt ist und damit intensiv gehandelt wurde. Die Verwendung von und der Handel mit Safran sind in der Schweiz mindestens seit dem 15. Jahrhundert gut belegt. Aber sein Anbau? Die Legende erzählt, dass Safran im Dorf Mund seit dem 14. Jahrhundert ununterbrochen angebaut wurde. Es ist nur eine sehr geringe Produktion mit zwei bis drei Kilo pro Jahr, aber ihr Ruf geht weit über die Grenzen des Wallis hinaus. Seit 1977 unternehmen die Einwohner des Dorfes alles, um ihr Verschwinden zu verhindern. So ist es ihnen gelungen, diese Kultur zu bewahren und die Produktion noch zu steigern. Das Dorf wurde damit zu einer einmaligen Besonderheit in den Alpen: Es beherbergt eine Safrananbaufläche von gut anderthalb Hektar (14 000 m2).

Schön geöffnet, bereit zum gepflückt werden
Schön geöffnet, bereit zum gepflückt werden

Ich erinnere mich an einen Ausflug nach Mund oberhalb von Naters im Wallis. Grenzenlos war mein Staunen ob des violetten Blütenmeeres. Riechen tut man dabei rein nichts. Der unverkennbare Safrangeruch entsteht nämlich erst nach dem Trocknen der Blüten. Feinsandig, leicht lehmig und lockertrocken – eher mager muss die Beschaffenheit des Bodens sein. Das ist in Mund, auf 1200 Metern über Meer an einem Sonnenhang, der Fall. Eine Reise dorthin lohnt sich. Der hiesige Safran ist AOP-zertifiziert. Da die Nachfrage grösser ist als das Angebot, ist der Safran hier meistens ausverkauft. In den Gaststätten des 700-Seelen- Dorfes sind feinste Safranspezialitäten von Reis über Kuchen und Brot bis hin zum Likör erhältlich. Auf dem beschilderten Safran-Lehrpfad,der durch verschiedene Äcker führt, wird auf Infotafeln Wissenswertes erläutert. Warum Safran so teuer ist, beispielsweise. Um ein einziges Gramm Safran zu erhalten, braucht es nämlich mindestens 180 Blüten. Denn nur die oberen drei Narbenschenkel (Fäden) enthalten das intensive Safranaroma.

Und mit dem Handpflücken müssen sich die Erntehelfer beeilen, denn die Narben müssen am gleichen Tag gezogen werden. Es ist also nur verständlich, dass Safran fast wie Gold behandelt wird. Kaufen kann man dieses «rote Gold» in kleinen Portionen als Pulver oder als Safranfäden.

Vorsicht vor Fälschungen

Im Mörser fein zu Pulverzerstossen
Im Mörser fein zu Pulver zerstossen

Es gibt auch Fälschungen, die leider weit verbreitet sind. Ich warne vor Safrankäufen in einem Souk oder Gewürzmarkt eines exotischen Landes. Souvenir hin oder her. Fälschungen können aus einer Kurkumamischung bestehen. In Spanien kann man den sogenannten Colorante kaufen, welcher sehr oft zum Färben der Paella dient, aber niemals den Geschmack echten Safrans hat. Die Farbe allerdings schon. Etwas davon auf die Hosen, das Hemd oder die Bluse – und futsch sind die Kleidungsstücke.

Auch Safranfäden werden gefälscht. Wer mit dem Aussehen und Geruch des richtigen Safrans vertraut ist, kann den Unterschied erkennen. Testen kann man auch, indem man zu einer Lösung des Pulvers Natronlauge beigibt. Handelt es sich um reinen Safran, bleibt die Lösung gelb. Ist Kurkuma drin, wird die Lauge trüb und verfärbt sich rot. Dies nur als guter Tipp, um einem allfälligem «Bschiss» vorzubeugen. Zu Hause allerdings ist dieser Test zu spät.

Konkurrenz im Bündnerland

Auch für eine feine Safransuppe wird er verwendet
Auch für eine feine Safransuppe wird er verwendet

Das Safrandorf Mund hat im Bündnerland Konkurrenz erhalten. Vorerst allerdings zwar nur eine bescheidene: in Mund werden um die 3 kg Trockengewicht geerntet. Doch zumindest stehen die Zeichen gut, dass Schweizer Safran, sorgfältig und selektiv angebaut, noch mehr als bis anhin seine Liebhaber finden wird.

Text   www.herberthuber.ch

Fotos www.pixelio.de

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Safran in voller Blüte

Safran ein edles Gewürz

Filigrane Handarbeit ist gefragt

Ds gelbe Gold ist rar und deshalb sehr teuer

Kein Safran keine Paella

Auch manch Getränk veredelt der Safran

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Festival Strings Lucerne & Kian Soltani, KKL Luzern, 26. Mai 2023, besucht von Léonard Wüst

Die Festival Strings Lucerne bereit zum Spiel in der Salle blanche des KKL Luzern
Die Festival Strings Lucerne bereit zum Spiel in der Salle blanche des KKL Luzern

Ausführende und Programm
Kian Soltani – Violoncello
Daniel Dodds – Violine & Leitung
Festival Strings Lucerne

NIELS WILHELM GADE
Noveletten für Streichorchester Nr. 1 F-Dur op. 53
ROBERT SCHUMANN
Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 «Schottische»

NIELS WILHELM GADE Noveletten für Streichorchester Nr. 1 F-Dur op. 53

Music Director Daniel Dodds

Die Programmverantwortlichen der Festival Strings Lucerne machen das sehr geschickt mit dem «Konzertaufbau», programmieren zum Start meist eher unbekannte Werke, greifen erst danach in die Kiste mit dem «Grossen Repertoire».

Positive Effekte: 1. Das Auditorium lernt andere Kompositionen jenseits von Mozart, Beethoven, Haydn usw. kennen.

2.Die Spannung lässt sich dadurch kontinuierlich steigern, weiss man doch, dass nachher Gastsolisten auftreten, und/oder «grosse» Werke gespielt würden.

So ist ein gelungener Aufgalopp, das wohlwollend aufgenommene Warm Up, schon die halbe Miete. Das war auch an diesem fünftletzten, fast schon sommerlichen Frühlingsabend mit den Kompositionen des bei uns kaum bekannten Dänen Wilhelm Gade nicht anders.

Nordischer, aber keinesfalls kühler Ton

Der Auftakt ins Konzert ist geschafft
Der Auftakt ins Konzert ist geschafft

Vorherrschend in Gades Musik ist ein ausgeprägter „nordischer Ton“. Dabei greift er auf die Sagenwelt ebenso zurück wie auf folkloristische Elemente. Er bedient sich jedoch nicht bestehender Volkslieder, sondern erschafft Neues nach folkloristischer Manier und übernimmt es in seinen persönlichen Stil, womit er die national orientierte Symphonik entscheidend prägte.

Einst aus dem internationalen Konzertrepertoire verschwunden, finden seine Werke wieder zunehmende Beachtung. In Dänemark zählt Gade bis heute zu den bedeutendsten Komponisten der Romantik. Diese Romantik setzte das Luzerner Kammerorchester, noch ohne die Bläsersektion, in ein abgerundetes, harmonisch  sympathisches «Wohlhörprogramm» um, intonierten mit viel Feingefühl und Einfühlvermögen.

Bezug zu Robert Schumanns Schaffen

Kian Soltani Konzertfoto von Fabrice Umiglia
Kian Soltani Konzertfoto von Fabrice Umiglia

In Gades gedruckten Werken finden sich insgesamt drei Kompositionen mit dem Titel „Noveletten“. Der Begriff geht vermutlich auf Robert Schumann zurück, der ihn 1838 nach dem Namen der berühmten, englischen Sängerin Clara Novello (1818-1908) für seine acht Noveletten op. 21 für Klavier gebrauchte. “Novelette“ bezeichnet ein Charakterstück mit mehreren, oft unverbunden nebeneinander stehenden Themen.

Die Zuhörenden im sehr gut besetzten Konzertsaal bezeugten ihre Freude am guten Konzertauftakt  mit einem langanhaltenden Applaus.

ROBERT SCHUMANN Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129

Clara Schumann war begeistert von dem Stück ihres Mannes Robert, sie schrieb: “Die Romantik, der Schwung, die Frische und der Humor, dabei die höchst interessante Verwebung zwischen Cello und Orchester ist wirklich hinreissend.“ Wie recht sie hatte. Der hochbegabte Cellist Kian Soltani verschmolz geradezu mit seinem Cello, das Orchester mit ihm  und der künstlerische Leiter ebenfalls.

Über den Solisten Kian Soltani

Der hochkonzentrierte Cellist Kian Soltani inmitten der Strings
Der hochkonzentrierte Cellist Kian Soltani inmitten der Strings

Sein Celloklang ist weich und voll wie Karamel, er spielt mit angenehmer Wärme und zieht das Orchester mit sich wie einen Lichtschein um die Flamme einer Kerze.

Individualität, Ausdruck und Präsenz zeichnen die künstlerischen Fähigkeiten des, als Sohn persischer Eltern im österreichischen Bregenz geborenen, Cellisten Kian Soltani aus.

Das komplexe Notengebilde Robert Schumanns bietet einem Ausnahmekünstler von Weltformat ausreichend Gelegenheiten sein volles Können zu demonstrieren, wenn dabei  so ein grossartiges Orchester wie die Strings auf Augen- respektive Ohrenhöhe agiert, ihm somit den Kang Teppich ausbreitet, auf dem er sich traumwandlerisch sicher  bewegen kann.

Saitensprünge der ganz besonderen Art

Kian Soltani Solist am Cello bei Schumanns Cellokonzert inmitten der Festival Strings Lucerne
Kian Soltani Solist am Cello bei Schumanns Cellokonzert inmitten der Festival Strings Lucerne

Die Partitur bietet genügend Möglichkeiten, mal verträumt sanft, mal offensiv zu agieren, dann schwelgerisch aber nicht süss, resolut aber nicht aggressiv. Soltani wechselt entsprechend den Intentionen des Komponisten die Farbe seines Spiels, wie dies Chamäleons in der Natur mit ihrer Haut tun.

Dieser Cellist lebt die Musik nicht nur mit seinen mal flinken Fingern bei den Läufen, mal weichen feinfühligen bei den Tremolo und Vibrato, er setzt die Partitur auch mit sehr viel Körpereinsatz und Mimik in Szene. Obwohl Solist, nie abgehoben, immer verschmolzen mit dem Orchester als Teil des Ganzen.

Kian Soltani ist einzuordnen bei den aktuell ganz Grossen seines Fachs und braucht den Vergleich mit z.B. Mischa Maisky, Sol Gabetta, Gautier Capuçon, David Geringas, Raphaela Gromes, Steven Isserlis, Antonio Meneses etc. keineswegs zu scheuen.

Dieser Meinung war auch das sichtlich beeindruckte Publikum und honorierte die Leistung der Ausführenden auf der Bühne mit stürmischem, langanhaltendem Applaus, der schlussendlich in eine stehende Ovation mündete, für die wir dann

mit einer Zugabe aus Schumanns «Fünf Stücken im Volkston» ursprünglich für Klavier und Cello, hier arrangiert für Cello und Streichorchester, belohnt wurden, bevor sich man in die Foyers begab, wo angeregt über das Gebotene diskutiert wurde.

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 «Schottische»

Solist und Orchester ergänzen sich perfekt
Solist und Orchester ergänzen sich perfekt

Wo machten echte Romantiker*innen im 19. Jahrhundert Urlaub? Natürlich im schottischen Hochland! James Macphersons Ossian-Sagen und die Werke des schottischen Dichters Walter Scott inspirierten sie dazu. Auch den 20-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy zog es dorthin, nachdem er in London als Dirigent und Pianist 1829 eine überaus erfolgreiche Konzertsaison hingelegt hatte. Mit seinem Freund Karl Klingemann zogen sie im Sommer los, um die sagenumwobenen Highlands zu erkunden. Station machten sie auch in Schottlands Hauptstadt Edinburgh und im Schloss Holyrood. Ein Ort mit einer düsteren Vergangenheit: Königin Maria Stuart hatte hier einst residiert. Und hier hatten ihre Gegner 1566 den Privatsekretär David Rizzio bestialisch ermordet – vor ihren Augen. Er habe an diesem Tag, an diesem Ort, den Anfang seiner “Schottischen Sinfonie” gefunden, so schreibt Mendelssohn an seine Familie nach Berlin.

Fortsetzung folgt… zwölf Jahre später

Schöne Bläsereinwürfe prägten Mendelssohns Schottische
Schöne Bläsereinwürfe prägten Mendelssohns Schottische

Doch erst über 12 Jahre später setzt er das Projekt um. Seine Sinfonie a-Moll, vollendet im Januar 1842, wird zwar heute als seine dritte gezählt, ist jedoch eigentlich seine letzte. Robert Schumann lobte in seiner Besprechung die formale Dichte des Werks; es bilde “ein engverschlungenes Ganzes”. Im Gestus erhaben und episch, wie es sich für eine romantische Sinfonie gehört, ist sie innovativ vor allem wegen ihres ausgeprägt lyrischen Stils: Mendelssohn Bartholdy arbeitet mit poetischen Liederthemen, “Liedern ohne Worte”. Liedstrukturen prägen die ganze Sinfonie. Zwar kommt die “Schottische” ohne ein spezifisches Programm aus, sie ist aber durchwirkt von schottischem Kolorit. Hörbar wird das etwa in den Dudelsackanklängen des zweiten Satzes oder im balladenhaften Tonfall des Sinfoniebeginns: “Es war einmal in fernen Zeiten” scheint die Musik hier artikulieren zu wollen. Assoziationen an eine düstere, schottische Landschaft mit verfallenen Gemäuern und versunkenen Geschichten stellen sich beim Hören wie von selbst ein – auch in der schaurigen Sturmmusik am Ende des Kopfsatzes.

Ein Mendelssohn wie ein sehr guter Cuvée aus dem Bordelais

Zur Interpretation passt eigentlich fast perfekt, wie man einen absoluten Spitzenwein aus dem Bordelais  beschreiben würde: Ein voluminöser (Orchester) Körper zusammengesetzt aus diversen Geschmacksnuancen, so dem Schmelz dunkler Schokolade der Celli, himbeerfruchtige Violinen und Violen dazu fügten sich harmonierende, auch etwas aufpeitschende Zitrus Fruchtaromen des Bläserregisters, das Tannin der Bässe, alles gut verbunden, geschmeidig und doch auch  noch vollmundig im Abgang, sprich Finale.

Daniel Dodds für einmal anders leitend

Die Festival Strings Lucerne bedanken sich für den langanhaltenden Schlussapplaus
Die Festival Strings Lucerne bedanken sich für den langanhaltenden Schlussapplaus

Auffallend, dass Music Director Daniel Dodds öfters mittels Gesten mit den Mitspielenden kommunizierte, bei ihm äusserst selten, beschränkt er sich doch sonst auf Zeichen, Aufforderungen etc. mittels Kopfnickens und Augenkontakt. Ein Zeichen der viel Aufmerksamkeit fordernden Partitur oder bloss maximale Absicherung, dass seine Mitmusikerinnen auch ganz im Sinn seiner Partitur Auslegung agieren?

Wie dem auch sei, dem Auditorium wars egal, bekam es doch eine ausserordentlich aufwühlende Intonation der «schottischen» vor Ohren geführt und genoss jede Note, jeden Takt des akustischen Mendelssohnschen Geniestreichs und bedankte sich dafür mit einem lautstarken, nicht enden wollenden Schlussapplaus.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:  Fabrice Umiglia www.fsl.swiss

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Kian Soltani Violoncello

Der Auftakt ins Konzert ist geschafft

Blickkontakt zwischen Solist Kian Soltani und Dirigent Daniel Dodds links vorne sitzend

Kian Soltani Solist am Cello bei Schumanns Cellokonzert inmitten der Festival Strings Lucerne

Volle Konzentration bei den Cellospielenden

Kian Soltani beim hingebungvollen Spiel

Solist Kian Soltani vertieft in sein Spiel

Die Festival Strings Lucerne bedanken sich für den langanhaltenden Schlussapplaus

 

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Saisonabschluss der Festival Strings Lucerne Chamber Players Kammerkonzert «Zu Acht» im Schweizerhof

Zeugheersaal im Hotel Schweizerhof Luzern

Das letzte Luzerner Konzert der Festival Strings Lucerne führt nach Osten. Im Kammerkonzert am Sonntag, 4. Juni im Zeugheersaal des Schweizerhof Luzern spielen die Festival Strings Lucerne Chamber Players in grosser Besetzung von acht Musikerinnen und Musikern zwei wichtige Werke aus Osteuropa. Unter der Führung von Daniel Dodds erklingt das berühmteste Streichquartett von Antonín Dvořák, das «Amerikanische», entstanden während seines langen und glücklichen Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten. Danach dann das selten zu hörende Meisterwerk, das Streichoktett, des rumänischen Komponisten George Enescu. Geschrieben vom gerade einmal 19jährigen Enescu spiegelt es das Paris der Belle Époque wider. Als Schüler von Gabriel Fauré und Jules Massenet hat Enescu das französische Idiom aufgenommen, bevor er der bedeutendste Komponist Rumäniens und später noch der Lehrer von Yehudi Menuhin wurde.

Daniel Dodds ©Fabrice Umiglia

Mit diesem Konzert verabschieden sich die Festival Strings Lucerne Chamber Players vom Luzerner Publikum, bevor das Orchester mit Kian Soltani zum Würzburger Mozartfest und mit der Oboistin Christina Gómez Godoy zum Rheingau Musik Festival und zum 1. Städtepartnerschaftskonzert nach Potsdam bei Berlin geht.

 

SO 04.06.2023 17.00 UHR

Schweizerhof Luzern, Zeugheersaal

«ZU ACHT»

Festival Strings Lucerne Chamber Players

Daniel Dodds Violine

Thomas Schrott Violine

Regula Dodds Violine

Izabela Iwanowska Violine

Dominik Fischer Viola

Katrin Burger Viola

Jonas Iten Violoncello

Alexander Kionke Violoncello

 

ANTONÍN DVOŘÁK

Streichquartett F-Dur op. 96

«Amerikanisches»

 

GEORGE ENESCU

Streichoktett C-Dur op. 7

 

Karten von 10 bis 40 CHF
Kartenverkauf: www.fsl.swiss &  | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. | 041 420 62 37

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NDR Elbphilharmonie Orchester / Iveta Apkalna / Esa-Pekka Salonen, Elbphilharmonie Hamburg, 11. Mai 2023, besucht von Léonard Wüst

Elbphilharmonie Foto Maxim Schulz
Elbphilharmonie Foto Maxim Schulz
 
 

Aufwärts gehts in der Elphi Richtung der Konzertsäle

Besetzung und Programm:

NDR Elbphilharmonie Orchester
Iveta Apkalna
 Orgel
Esa-Pekka Salonen
Dirigent

Jean Sibelius
Rakastava (Der Liebende) op. 14 / Suite für Streichorchester, Pauken und Triangel
Esa-Pekka Salonen
Sinfonia concertante / Kompositionsauftrag von National Symphony NOSPR Katowice, Berliner Philharmoniker, Finnish Radio Symphony Orchestra, Philharmonie de Paris, Los Angeles Philharmonic und Elbphilharmonie Hamburg
Hector Berlioz
Liebesszene / aus: Roméo et Juliette / Dramatische Sinfonie op. 17
Alexander Skrjabin
Le poème de l’extase für großes Orchester op. 54

 

«Im Rausch der Liebe»,  Motto des Internationalen Musikfest Hamburg 2023

Grundsätzliches zum Dirigenten – Komponisten

Der Allmacht des Orgelklangs stellt der Dirigent Salonen in einem klug komponierten Programm Orchesterwerke zwischen »soft« und »powerful«, zärtlicher Liebe und fast wahnsinniger Ekstase gegenüber. Jean Sibelius fing in seiner Suite »Rakastava« (Der Liebende) mit den bescheidenen, aber ungeahnt visionären Farben von Streichorchester und Schlagzeug eher die lyrisch-gefühlvollen Momente einer jungen Liebe ein – so wie sie in den inspirierenden Gedichten aus Elias Lönnrots finnischer Volkssammlung »Kanteletar« geschildert werden.

JEAN SIBELIUS (1865 – 1957) Rakastava (Der Liebende) – Suite op. 14 für Streichorchester, Pauken und Triangel

Der-Autor-im-Foyer-der-Elbphilharmonie
Der-Autor-im-Foyer-der-Elbphilharmonie

Jean Sibelius war lange ein Streitfall. Einerseits wurde er bewundert für
den langen Atem und die genial geplante »Architektur« seiner Werke.
Andererseits kam der Finne gerade in den mitteleuropäischen Hochbur-
gen der Musik nicht gut weg. Am prominentesten äußerte der Musik-
philosoph Theodor W. Adorno sein Unbehagen an der finnischen Kultur.
Sibelius, so Adorno, sei nicht einmal im Stande, »einen vierstimmigen
Satz auszumessen«. Seine »Originalität« bestünde in einer »Hilflosig-
keit«, die »ein unverständliches Ganzes aus den trivialsten Details« pro-
duziere.

 

 

 

 

 

 

Weiter mit dem Lift in den 15. Stock
Weiter mit dem Lift in den 15. Stock

Zum Glück sind solche Worte heute passé. Sibelius ist heute regelrecht
beliebt – und Gründe für die Anerkennung liefert unter anderem seine klei-
ne Suite »Rakastava«, zu Deutsch: der Liebende.

In späteren Jahren einige Male umgeschrieben

Blick von der Elbphilharmonie Plaza auf Hamburg
Blick von der Elbphilharmonie Plaza auf Hamburg

Ursprünglich im Jahre 1893 für Chor komponiert, überarbeitete Sibelius das Werk einige Male, aber erst 1912 bearbeitete der Finne die Geschichte aus dem finni-
schen Nationalepos »Kanteletar« rein instrumental um für Streicher,
Pauken und Triangel.

Es ist eine luftige, sanfte instrumentierte Musik in drei abwechslungsrei-
chen Sätzen mit verschiedenen Stimmungen. Vor allem der zweite Satz, den er mit einem Violinen Pizzicato eröffnet, zeigt Sibelius’ ganz eigenwilligen Personalstil. Um nur wenige Zentraltöne kreisen die Streicher in  ihrer fließenden Triolen-Bewegung und in mancher Wiederholung. zeugen von der enormen Spannung, die Salonen dieser Partitur zu verleihen vermag.

Salonen motiviert das Orchester zu Höchstleistungen

Esa Pekka Salonen in der Elbphilharmonie Foto Clive Barda
Esa Pekka Salonen in der Elbphilharmonie Foto Clive Barda

Die Phrasierungen sind stets bestens aufeinander abgestimmt, Bögen werden weit gespannt und verlieren nicht an Binnenspannung, hier wird einfach eine in allen Details überzeugende, hervorragende Interpretation geboten. Denn selten hört man ein Orchester, das scheinbar bis in die Fingerspitzen angespannt ist, um die Vorgaben seines Dirigenten umzusetzen. So entsteht eine energiegeladene Realisation, die an Verve und Freude am Detail schwer zu überbieten ist.

Diese Meinung schloss sich das Publikum mittels eines langanhaltenden Applauses an.

ESA- PEKKA SALONEN (*1958) Sinfonia concertante für Orgel und Orchester

Die spektakulär  in den Konzertsal integrierte Orgel der Orgelbaufirma Klais in Bonn
Die spektakulär in den Konzertsal integrierte Orgel der Orgelbaufirma Klais in Bonn

In seinem neuen Werk »Sinfonia concertante« widmet sich der hochproduktive Komponist der »Königin der Instrumente«, also der Orgel, die ja mit ihren mannigfachen Pfeifen und Registern locker ein ganzes Orchester ersetzen könnte. Am spektakulären Surround-Instrument der Elbphilharmonie: nahm nun deren Titularorganistin, die Lettin Iveta Apkalna, die am 11. Januar 2017 auch als Solistin beim Eröffnungskonzert der Elbphilharmonie mit von der Partie war, Platz.

Iveta Apkalna Foto B. Schaeffer
Iveta Apkalna Foto B. Schaeffer

Der erste mit dem Titel Pavane and Drones beginnt mit einer schönen Klangmischung aus Piccoloflöte und kristallklaren hohen Orgelregistern. Was darauf folgt ist leider zum größten Teil atonales melodisches Material, das zwischen verschiedenen Orchestergruppen hin und her geschoben und dabei ordentlich durchgenudelt wird. Für die Orgel ist dieses Konzept denkbar ungeeignet. Hier gibt es pro Ton nur die Wahl: an oder aus, Luft durch die Pfeife oder nicht. Das macht es nicht leicht, aus einem undifferenzierten Notenstrom Phrasen herauszuschälen.

Salonens Streicher aber sind äußerst effektiv und lassen das NDR Elbphiharmonieorchester gleichzeitig dicht und durchscheinend klingen. Es ist auch aufregend zu hören, wie Apkalna von ihrem Platz an der Orgel aus das gesamte Orchester überstrahlt – sie bespielt das ganze Gebäude. Nach dem eher traditionellen Höhepunkt der Sinfonia kommt von der Lettin ein Ton, der so tief ist, dass der Saal fast bebt. Leider vergeudet Salonen hier seine Chance und macht fast sofort weiter.

Der zweite Satz

Meister am Pult Esa-Pekka Salonen
Meister am Pult Esa-Pekka Salonen

Der zweite Satz der Sinfonia concertante, Variations and Dirge, beginnt mit einer einzigen gestrichenen Crotale: ein hübscher Klang, wenn auch ein wenig wie Neue Musik von 2012. Salonen meint Variationen eindeutig im klassischen Sinne, und es ist ihm hoch anzurechnen, dass die üppige Streichermelodie, die auf den Crotale-Ton folgt, in ihren verschiedenen Entwicklungen leicht nachzuvollziehen ist. Diese Leistung erscheint nur noch größer, wenn man bedenkt, dass die Melodie atonal ist, mit wenigen intervallischen Kombinationen, die für sich genommen auffällig sind und dass Salonen die Variationen gut orchestriert.

Auch in diesem Satz gibt es Figurationen ohne Ziel, das uninspirierte Material wird hier zum verbindenden Element. Die Orgelkandenz am Ende ist allerdings der beste Teil des ganzen Werks: Sie bewegt sich in einem weichen, hauchdünnen Bereich und gibt die Figurationen zugunsten von Erkundungen von Intervallen und Klangfarben auf. Ein besseres Stück in einer anderen Dimension.

Deutlicher ausgearbeitet im finalen Satz

Iveta Apkalna Foto Kristaps Anskens
Iveta Apkalna Foto Kristaps Anskens

Der letzte Satz, Ghost Montage, arbeitet mit deutlicher erkennbaren, eigenständigeren melodischen Zellen. Damit ist die Krux des ersten Satzes gelöst; Salonen hat sich für eine Seite entschieden. Aber die traditionelleren Motive bringen ein weiteres Problem mit sich. Der Satz klingt ein bisschen zu sehr nach einer Verfolgungsjagd auf Kinoleinwand, mit durchdringenden Streicheroktaven und virtuosen steigenden Sequenzen in der Orgel. Außerdem ist er durchweg sehr laut, und wie jeder, der schon einmal neben sich ein Telefongespräch in der U-Bahn erlebt hat, weiß, gibt es häufig eine Korrelation zwischen Lautstärke und Nerv Potential. Wenigstens endet die Sinfonia concertante nicht mit einem effektheischenden Knall, sondern schon fast  unspektakulär.

HECTOR BERLIOZ (1803 – 1869) Scene d’amour aus der Symphonie Dramatique „Romeo et Juliette“ op. 17

Ähnlich unspektakulär machte es Hector Berlioz in seiner romantischen musikalischen Fassung der berühmten »Balkonszene« aus Shakespeares »Romeo und Julia«. Mit fluoreszierenden Farbpigmenten, brillanter Transparenz sogar bei hohen Lautstärken und einer pointierten Modellierung der dramatischen Akzente durch die diversen Register und Soloseqenzen.. Beim Residenzorchester und Salonen stimmt jeder Akzent. Akustisch gerät Berlioz› Geniestreich zu einer idealen Wiedergabe, die trotz ihrer geschmeidigen Eloquenz und vitalen Leichtigkeit nicht zum dramatischen Fliegengewicht wird gegenüber dem vorherigen und dem nun nachfolgenden Werk. Auch hier geizte das gutaufgelegte Publikum nicht mit Applaus.

Alexander Skrjabin Le poème de l’extase für großes Orchester op. 54

Dirigent Esa-Pekka Salonen
Dirigent Esa-Pekka Salonen

Alexander Skrjabin dagegen beließ es in seinem riesig besetzten »Poème de l’extase« von 1908 nicht bei sanften Andeutungen. Sein von manchem Zeitgenossen als »obszön« empfundenes Werk gipfelt in einem wahren Orchesterrausch. »Es war wie ein Eisbad, Kokain und Regenbogen«, kommentierte das der amerikanische Schriftsteller Henry Miller. Auf dem Weg von der Romantik zur Moderne stand die Auflösung der Tonalität durch den synthetischen, sogenannten mystischen Akkord aus sechs überlagerten Quarten, dem Skrjabin symbolischen Wert zumaß. Außerdem die assoziative Verbindung von zwei Sinneserfahrungen: Tönen und Farben – do entspricht Rot, re dem Gelb, sol Orange.
Skrjabin wollte ein Gesamtkunstwerk schaffen, anders zwar als Richard Wagner, doch mindestens so anspruchsvoll. Sogar Körperempfindungen sollten mit Klängen verbunden werden. Als junger Musiker stand er unter dem Einfluss von Chopin und Wagner. Tschaikowskys Musik lehnte er als „schlechte Volkstümlichkeit“ ab. Denn Kultur war für Skrjabin höchste Vergeistigung. Im Laufe der Jahre hat er sich ohnehin von allen befreit und entwickelte seinen radikal persönlichen Stil.
Der 2. Sinfonie c-Moll von 1901 hat er eine Art Programm unterlegt: Lebenskampf – Sieg oder Untergang, aber ohne Gesang auf Worte wie noch in seiner Ersten. Vier Sätze rahmen – jeweils zwei und zwei attacca verbunden – einen langen naturszenenen Mittelsatz. Den Schlusssatz, der nach Dur wechselt und Fanfarentriumph hören lässt, soll Skrjabin selbst als etwas missglückt beurteilt haben. Zu plakativ!  Aber es gelingt Salonen und den Musikern des NDR Elbphilharmonieorchesters, ihn dank Dynamik
und Phrasierung und mit feiner Tonbildung ohne falsches Pathos zu spielen. Zudem klingt durchgängig überzeugend, wie das Motto oder Thema der Sinfonie behandelt wird: Es tritt sehr oft auf – was man als Hörer erst nach und nach wahrnimmt, denn es klingt immer wieder neu. Die Interpretation bietet dem Ohr eine sprechende und bedeutungsnuancierte, farbige Klangwelt.Dann richtete der russische Komponist nach und nach mit der grösseren Kelle an und überführte die Partitur in einen äusserst geschickten, nervenaufreibenden Schlussteil.
Der finnische Dirigent mäanderte dem Finale entgegen kontinuierlich die Spannung aufbauend die schlussendlich in einen akustischen Orgasmus mündete.Das begeisterte Auditorium feierte die Ausführenden mit einer langanhaltenden Standing Ovation.

Die längste Rolltreppe  Westeuropas in der Elbphilharmonie Hamburg

www.youtube.com/watch?v=3r2JAQYcCIY

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Léonard Wüst und ttps://www.ndr.de/orchester_chor/elbphilharmonieorchester/

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Elbphilharmonie grosser Konzertsaal Foto Christian Charisius Header

Iveta Apkalna Orgel Foto Aiga Redmane

Das NDR Elbphilharmonieorchester im grossen Saal der Elbphilharmonie

Die spektakulär in den Konzertsal integrierte Orgel der Orgelbaufirma Klais in Bonn

Dirigent Esa Pekka Salonen Foto Annick Ramp

Iveta Apkalna Foto B. Schaeffer

Die Elbphilharmonie im Querschnitt

 

Esa Pekka Salonen in der Elbphilharmonie Foto Clive Barda

Iveta Apkalna Symbolfozto von Foto Pablo Castagbola

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