40 Jahre am Puls des Waldes

Vor 40 Jahren wurde ICP Forests gegründet. Das internationale
Kooperationsprogramm war eine direkte Reaktion auf die
Luftverschmutzungen, die die Wälder in vielen Regionen Europas geschädigt
haben.
Mit zwei umfangreichen Monitorings werden seither Daten zum Zustand
der Wälder erhoben. Sie sind nicht nur Grundlage für die Forschung,
sondern auch für politische Entscheidungen und Maßnahmen zum Schutz der
Wälder.
Eberswalde/Dresden (19. Mai 2025). Die Bilder der abgestorbenen Bäume in
den 1980er Jahren haben sich tief in das kollektive Gedächtnis Europas
eingeprägt. Als direkte Reaktion auf Luftverschmutzung, sauren Regen und
die dadurch ausgelöste Debatte übers Waldsterben wurde vor 40 Jahren das
Internationale Kooperationsprogramm zur Erfassung und Überwachung der
Auswirkungen von Luftverschmutzungen auf Wälder (ICP Forests) gegründet.
Ein Grund zum Feiern: Vom 19. bis 23. Mai kommen in Dresden unter dem
Motto „Am Puls der europäischen Wälder: 40 Jahre paneuropäisches
Waldmonitoring – von Luftverschmutzung bis Klimawandel“ Fachleute aus
Wissenschaft, Praxis und Politik zusammen, um gemeinsam Geschichte,
Gegenwart und Zukunft dieses wegweisenden Monitoring-Programms zu würdigen
und zu diskutieren.
Die Aufgaben für ICP Forests allerdings sind größer denn je: Heute setzen
Klimaextreme wie Trockenheit, Hitzewelle und Stürme, Artenschwund und
Schädlingsbefall den europäischen Wäldern zu. „In solchen Zeiten sind
Programme wie ICP Forests wichtiger denn je“, sagte Prof. Dr. Birgit
Kleinschmit, Präsidentin des Thünen-Instituts in ihrer Welcome-Note. Denn:
„Wir brauchen paneuropäische standardisierte, transparente, robuste und
offene Daten und Methoden. Wir brauchen unabhängige Wissenschaft, um die
Politik glaubwürdig zu beraten. Und wir müssen Fake News entgegentreten –
mit Fakten, Klarheit und Transparenz“, so Kleinschmit. Das Thünen-Institut
koordiniert ICP Forests im Auftrag des Bundesministeriums für
Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH).
Das Programm ist im Verlauf seines Bestehens zu einem zentralen Element
der langfristigen, europaweiten Überwachung von Waldökosystemen geworden.
Es liefert nicht nur einzigartige Datenserien für die Wissenschaft,
sondern spielt auch eine wesentliche Rolle beim Verständnis der
Auswirkungen von Luftverschmutzung, Klimawandel und anderen Umweltfaktoren
auf Wälder. „Unsere Wälder stehen unter Druck. Ohne eine international
abgestimmte langfristige Überwachung wären wir blind und nicht in der
Lage, Veränderungen zu erkennen, Muster zu identifizieren, Ursachen zu
ermitteln und letztlich Lösungen zu finden“, sagte Dr. Marco Ferretti,
Vorsitzender des ICP Forests und Leiter der Forschungseinheit
Waldressourcen und Waldmanagement an der Schweizer Forschungsanstalt für
Wald, Schnee und Landschaft WSL. Auch Birgit Kleinschmit betonte: „Mit
über 6.000 Level-I-Flächen und mehr als 800 intensiven Level-II-Flächen
bietet ICP Forests einen unvergleichlichen Blick auf die Wälder Europas.
Nur durch langfristige, konsequente Beobachtung können wir die Risiken
verstehen, denen die Wälder durch menschliche Aktivitäten und natürliche
Stressfaktoren ausgesetzt sind.“
Jubiläumskonferenz in Dresden
Für die Festwoche in Dresden hat das Sächsische Staatsministerium für
Umwelt und Landwirtschaft die Schirmherrschaft übernommen. Neben einer
Festveranstaltung im Deutschen Hygiene-Museum wird es eine
wissenschaftliche Konferenz und eine Exkursion ins Osterzgebirge geben.
Die vom Staatsbetrieb Sachsenforst organisierte Exkursion bietet den
Teilnehmern die Möglichkeit, die Forschungsergebnisse und Fortschritte im
Waldschutz aus erster Hand zu erfahren. Vorgestellt wird zudem ein
Jubiläumsbericht, der die wichtigsten Ergebnisse aus 40 Jahren ICP
Forests, Wissenschaftsgeschichten sowie einen Ausblick auf die künftige
Entwicklung des Programms zusammenfasst.
Über ICP Forests
Das 1985 gegründete International Co-operative Programme on Assessment and
Monitoring of Air Pollution Effects on Forests (ICP Forests) hat das Ziel,
umfassende Informationen über den Zustand der Wälder für Wissenschaft,
Politik und die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Insgesamt
überwachen die 42 Mitgliedsstaaten auf mehr als 6.000 Versuchsflächen den
Einfluss von Luftschadstoffen sowie des Klimawandels auf den Zustand und
die Veränderung der Waldökosysteme. ICP Forests ist Teil des Genfer
Luftreinhalteabkommens (UNECE Air Convention). Das Programm arbeitet mit
einer europaweit standardisierten Methodik, um die Vergleichbarkeit der
Ergebnisse über nationale Grenzen hinweg zu gewährleisten. Deutschland hat
die Federführung von ICP Forests inne. Das Thünen-Institut für
Waldökosysteme koordiniert das Programm für das Bundesministerium für
Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH).