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Zukunft zum Anfassen: von 3D-Druck bis Quartiersumbau bei Werkschau der Hochschule Coburg

Vor der Gridshell auf dem ehemaligen Schlachthofgelände: Jenny Bernhardt und Pauline Kuhn aus dem 6. Semester Architektur.  Quelle: Natalie Schalk  Copyright: Hochschule Coburg
Vor der Gridshell auf dem ehemaligen Schlachthofgelände: Jenny Bernhardt und Pauline Kuhn aus dem 6. Semester Architektur. Quelle: Natalie Schalk Copyright: Hochschule Coburg
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Kreative Köpfe, mutige Entwürfe und überraschende Perspektiven: Bei der
großen Werkschau auf dem Campus Design + Bauen und dem benachbarten
Schlachthofgelände zeigten Studierende der Hochschule Coburg, wie Zukunft
gestaltet wird: 50 verschiedene Projekte von Stadtmöbeln aus dem 3D-
Drucker bis zu nachhaltigen Wohnkonzepten wurden präsentiert – und wer bei
der Jahresausstellung genau aufpasste, konnte manches nicht nur sehen,
sondern auch erleben und ausprobieren.

(Natalie Schalk)

In vielen Städten wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Mehrfamilienhaus-
Siedlungen mit einfachen Mitteln errichtet. Relativ kleine Gebäude,
zwischen denen viel Raum ist – aber ohne attraktive Nutzungskonzepte.
Heute sind die Bauten in die Jahre gekommen und vor allem energetisch
sanierungsbedürftig. Ein typisches Beispiel steht im Coburger Stadtteil
Wüstenahorn. „Charakteristisch ist, dass man immer zwei Zimmer, Küche, Bad
hat“, sagt Prof. Anja Ohliger. „Dadurch ist auch die Bewohnerstruktur
immer ähnlich.“ Und das führt aus sozialer und städtebaulicher Sicht zu
Handlungsbedarf – mit dem sich Architektur-Studierende der Hochschule
Coburg im Sommersemester beschäftigt haben. In Kooperation mit der Wohnbau
Coburg entwickelten sie am konkreten Beispiel Wüstenahorns Entwürfe für
eine Nachverdichtung und Sanierung der 50er-/60er-Jahre-Siedlung.
Studiengangsleiterin Ohliger geht leicht in die Knie; auf Augenhöhe mit
den kleinen Gebäuden eines Modells erklärt sie: „Hier werden zum Beispiel
Brücken eingesetzt, um die einzelnen Gebäude zu verbinden, Laubengänge, um
auch barrierefreie Zugänge beispielsweise für Rollstühle zu schaffen – das
ist ein Trick, um mit wenigen Fahrstühlen auszukommen.“ Inklusives Wohnen,
das bezahlbar bleibt, ist ein großes Thema. „Im Städtebau geht es uns
heute darum, Quartiere mit einer gemischten Bewohnerstruktur zu
entwickeln.“
Die Ergebnisse der Arbeit des Sommersemesters wurden jetzt bei der großen
Werkschau der Fakultät Design + Bauen präsentiert. Aus den Studiengängen
Architektur, Integriertes Produktdesign, Bauingenieurwesen und
Innenarchitektur gab es zu 50 verschiedenen Themen Abschlussarbeiten und
Semesterprojekte zu sehen.

Konkrete Zukunftsbilder für die Region

Hochschulpräsident Prof. Dr. Stefan Gast betonte bei der Eröffnung, wie
stark die Projekte mit der Region verwoben sind: „Sie greifen keine
abstrakten Fragestellungen auf, sondern behandeln ganz konkrete
Entwicklungen hier vor Ort.“ Prof. Dr. Egbert Keßler, Dekan der Fakultät
Design + Bauen freute das große Interesse an der Jahresschau und auch
Oberbürgermeister Dominik Sauerteig hob die Bedeutung des Campus‘ für die
Stadt hervor. Und es wurden die langjährigen Lehrbeauftragten Prof.
Reinhard Menius (Eisenbahnbau) und Ludwig Frenking (Recht) verabschiedet
und der bdia-Preis verliehen.

Von Raumluft und Inseln

Bei Prof. Dr. Holger Falter hatten Studierende des Bauingenieurwesens eine
„grüne Insel“ für verschiedene Veranstaltungen in den Sommermonaten
entworfen: mit einem leichten Witterungsschutz überdacht, nachhaltig,
zukunftsweisend und mutig sollten die Konzepte sein. Außerdem wurde
beispielsweise bei Prof. Dr. Michael Schaub eine neu entwickelte
Raumlufttechnikanlage vorgestellt.

Von der Pflege bis Portugal: Innenarchitektur mit Empathie

Auch Innenarchitektur war stark vertreten. Bei Prof. Gemma Koppen
beispielsweise beschäftigten sich Studierende mit der Arbeitswelt von
Pflegenden – konkret am Beispiel des Krankenhauses in Eschwege. Bei Prof.
Michael Haverland ging es um temporäre Unterkünfte für obdachlose Menschen
in Nordportugal. Der Entwurf begann mit einem einwöchigen Workshop vor Ort
– und entwickelte sich zu einem ambitionierten Projekt zwischen Empathie
und Raumplanung.

Material trifft Methode: innovative Stadtmöbel

Ein Projekt im Studiengang Integriertes Produktdesign unter Leitung von
Prof. Natalie Weinmann hatte nachhaltige Textilproduktion als Thema. In
Kooperation mit Rohleder, einem führenden regionalen Hersteller von
Möbelbezugsstoffen, entwickelten Studierende zukunftsweisende Konzepte für
eine kreislauffähige Textilindustrie.
Einige ganz besondere Prototypen aus einem anderen Projekt des
Studiengangs konnten beim Rundgang über den Campus von den Besucherinnen
und Besuchern auch 1:1 getestet werden: Verteilt auf dem Außengelände
präsentierten IP-Studierende gemeinsam mit der Firma Benkert Bänke aus
Königsberg in Bayern innovative Stadtmöbel. Sie wurden durch eine
Kombination aus großformatigem 3D-Druck mit Kunststoff und Edelstahl
hergestellt und demonstrierten, was herauskommt, wenn
anwendungsorientierte Lehr- und Lernformate im Mittelpunkt stehen.

Das Schlachthofareal als Labor für die Stadt von morgen

Starken Praxisbezug haben auch die Projekte rund um die im April eröffnete
Designfabrik auf dem Schlachthofareal – ebenfalls Teil der Werkschau. Über
das Projekt CREAPOLIS+design werden dort Reallabore geplant: für die
anwendungsorientierten Lehre und als Schnittstelle zwischen Hochschule und
Öffentlichkeit. Hier werden Ideen unter realen Bedingungen getestet – ob
Bauprojekte oder Veranstaltungen, die Bürgerinnen und Bürger einladen, an
Forschung teilzuhaben und sich zu begegnen.
Ein Beispiel ist ein überdachter Bartresen aus Stampflehm: ein forschender
Architekturansatz, der im Lauf der Zeit zeigen soll, wie diese
traditionelle Bauweise mit ökologischem Material der Witterung standhält.
Noch auffälliger ist das „CREATIUM“: eine gitterförmige Holzkonstruktion,
die flach auf dem Boden ausgebreitet und anschließend per Kran
aufgerichtet wurde. Diese sogenannte Grid-Shell-Halle hält allein durch
ihre Spannung und prägt nun das Gelände rund um die ehemalige
Schlachthalle, in der heute die Designfabrik untergebracht ist. Entworfen
und gebaut wurde sie von Architektur-Studierenden, die sich bei Prof.
Benedikt Buchmüller und Prof. Anika Neubauer mit dem Areal beschäftigt
haben. In der Designfabrik präsentierten die Studierenden Entwürfe für die
künftige Entwicklung des Schlachthofareals, ergänzt um Dokumentationen zu
bisherigen Projekten und zur Geschichte. „Es ist echt interessant, was da
mal gestanden ist und welche Möglichkeiten es am Schlachthof geben kann“,
sagte Theresia Dill. Zusammen mit Charlotte Ebert schaute sie sich die
Arbeiten an. Beide studieren Architektur im zweiten Semester. „Die
Entwürfe der höheren Semester sind für uns super, genauso interessant ist
es draußen zu sehen, was mit verschiedenen Materialien möglich ist.“ Das
Reallabor lädt ein, angewandte Wissenschaft anschaulich und greifbar zu
erleben – für Studierende ebenso spannend wie für die interessierte
Öffentlichkeit.

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