Neue S3-Leitlinie Nackenschmerzen

Bewegung und entsprechende Patientenedukation sind die wichtigsten Ansätze
zur erfolgreichen Behandlung von Nackenschmerzen – diese und weitere
Botschaften hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und
Familienmedizin (DEGAM) in der neuen S3-Leitlinie zu Nackenschmerzen
zusammengefasst.
Nackenschmerzen gehören zu den häufigsten Beratungsanlässen in der
hausärztlichen Praxis. Für den unteren Rücken liegt eine Nationale
Versorgungsleitlinie vor, für den oberen Rücken gibt es seit rund 20
Jahren eine DEGAM-Leitlinie für die hausärztliche Praxis. Vor einigen
Tagen wurde ein Update und Upgrade als S3-Leitlinie „Nicht-spezifische
Nackenschmerzen im hausärztlichen Setting“ veröffentlicht. Update und
Upgrade wurden vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses
gefördert.
Nackenschmerzen haben in der Regel keine gefährliche Ursache. „Trotzdem
gilt es auch hier, genau hinzuschauen, um die (wenigen) abwendbar
gefährlichen Verläufe herauszufiltern. Insofern ist die Behandlung dieser
Schmerzen ein Paradebeispiel für die Arbeitsweise in der Allgemeinmedizin,
deren Ziel es ist, das richtige Maß zu treffen – also das Richtige zu tun
und das Überflüssige oder gar Schädliche zu unterlassen“, erklärt Prof.
Martin Scherer, Präsident der DEGAM, der vor rund 20 Jahren die erste
Version der Leitlinie zu Nackenschmerzen im hausärztlichen Setting
erarbeitet hat.
In der Leitlinie wird die aktuelle Evidenz zusammengefasst: Am wirksamsten
ist Bewegung. Überschätzt werden hingegen die Effekte von Analgetika,
passiven Therapien (Massage, Akupunktur, physikalische Methoden, Taping
etc.) sowie die Rolle von bildgebenden Verfahren. Damit übernimmt die neue
Version der Leitlinie zentrale Therapieempfehlungen aus der
Vorgängerversion. Wichtige Änderungen gibt es bei den Empfehlungen zur
Patientenedukation: In der Leitlinie wird aufgezeigt, dass eine gelingende
Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten gute Ergebnisse in der
Therapie bringt.
„Die Leitlinie zeigt uns ganz deutlich, dass Bewegung bei Nackenschmerzen
das Maß aller Dinge ist. Um Patientinnen und Patienten dazu zu motivieren,
braucht es ein gutes, wertschätzendes Gespräch“, kommentiert Prof. Thomas
Kötter, federführender Autor der Leitlinie für die DEGAM. Dass ein
stärkerer Fokus auf der Kommunikation liegt, ist berechtigt. Denn die
Wirksamkeit von Bewegung bei Nackenschmerzen ist noch nicht überall
angekommen. „Viele Patientinnen und Patienten fürchten, dass Bewegung
schaden könnte. Eine gute Kommunikation bedeutet, diese Ängste ernst zu
nehmen. Es ist wichtig, über individuelle Krankheitsvorstellungen, Sorgen
und Erwartungen offen zu sprechen und verschiedene Ansätze vorzustellen,
um Bewegung zu ermöglichen“, so Thomas Kötter weiter. Hier sei es wichtig,
auf entsprechende Schmerzmittel hinzuweisen. Auch Wärmeanwendungen sind
als Mittel zum Zweck sinnvoll und tragen dazu bei, eine Schonhaltung zu
vermeiden, die die Schmerzen in der Regel verstärken würde.
Hier kommen Sie zur S3-Leitlinie Nicht-spezifische Nackenschmerzen der
DEGAM: https://www.degam.de/leitlinie