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Aufbruchstimmung in der Alzheimer-Forschung

Bei der Alzheimer Erkrankung lagern sich Eiweiße im Gehirn ab und
schädigen es. Prof. Dr. Susanne Aileen Funke von der Hochschule Coburg hat
eine Methode gefunden, die solche gefährlichen Eiweißverbindungen
verhindern soll. Es ist angewandte Grundlagenforschung – noch weit
entfernt davon, ein Medikament zu werden. Aber die bisherigen
Forschungsergebnisse sind vielversprechend und stoßen auf großes
Interesse. Die Coburger Wissenschaftlerin hat sie der Fachwelt bei der
diesjährigen Conference on Alzheimer’s and Parkinson’s Diseases (AD/PD)
präsentiert und erklärt sie einer breiten Bevölkerung in der Sendung 4you
von TV Oberfranken.

Wenn ein Mensch an Alzheimer erkrankt, verändert sich etwas im Gehirn:
Zwei köpereigene Proteine fangen an, sich auf eine spezielle Art
zusammenzuballen. Das Amyloid-beta-Peptid verbindet sich mit Peptiden der
gleichen Sorte und lagert sich zwischen den Nervenzellen als Plaques ab.
Und in den Nervenzellen beginnen Tau-Proteine, mit anderen Tau-Proteinen
so genannte Tangles oder Fibrillen zu bilden. „Als einzelnes Protein ist
Tau sehr wichtig für den Körper“, erklärt Prof. Dr. Susanne Aileen Funke
von der Hochschule Coburg. „Aber sobald es mit sich selbst aggregiert,
wird es sehr giftig.“ Nach einiger Zeit sterben die betroffenen
Nervenzellen. Alzheimer-Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung. Die
Betroffenen verlieren kognitive Fähigkeiten. Mehr und mehr Erinnerungen
werden gelöscht, Persönlichkeiten langsam zerstört.
Die Arbeitsgruppe der Coburger Molekularbiologin Funke forscht an kleinen
Eiweißwirkstoffen, Peptiden, die an das Tau-Protein binden. So wird
verhindert, dass Tau mit sich selber aggregieren kann. „Im Reagenzglas
funktioniert das und wir haben inzwischen erste Zellkulturversuche
durchgeführt.“ Von einem Medikament ist das noch weit entfernt: „Da müssen
noch einige Zellkulturversuche folgen und für die weitere Entwicklung
braucht es Kooperationspartner.“ Bis die Wirkstoffe in der Pharmaindustrie
weiterentwickelt und getestet werden, können Jahre, vielleicht Jahrzehnte
vergehen.

Was sich weltweit in der Alzheimer-Forschung tut

Funke berichtet von der 18th International Conference on Alzheimer’s and
Parkinson’s Diseases (AD/PD), einer der wichtigsten europäischen Tagungen
zum Thema mit 4700 Teilnehmenden aus über 70 verschiedenen Ländern. Die
renommierte Alzheimer-Forscherin der Hochschule Coburg hielt dort einen
Vortrag und leitete die entsprechende Session. „Die Atmosphäre war diesmal
anders, es herrscht eine Art Aufbruchsstimmung“, sagt sie. „Es ist ja so,
dass sehr, sehr lange keine neuen Medikamente zugelassen worden sind.“ Nur
die Symptome von Alzheimer konnten bisher behandelt werden. „Jetzt sind
aber beispielsweise in den USA erste Therapien zugelassen worden, die den
Krankheitsverlauf verändern können.“ Der Effekt ist allerdings nicht so
deutlich wie erhofft, die Medikamente sind teuer, haben Nebenwirkungen und
müssen in einer sehr frühen Phase der Krankheit verabreicht werden, was
nicht so einfach ist. Alzheimer wird ja meist erst diagnostiziert, wenn
die Symptome deutlich werden. Bis dahin sind durch die Krankheit aber
unbemerkt schon viele Schäden im Gehirn entstanden, denn sie beginnt viele
Jahre vorher. „Aber auch bei der Biomarker-Forschung, die bei der
frühzeitigen Diagnose hilft, tut sich etwas“, erklärt Funke. Ihre eigene
Forschung ist ein weiterer bedeutender Ansatz: Am Institut für Bioanalytik
der Hochschule Coburg wurde mit Methoden wie dem so genannten Phagen-
Display-Verfahren zwei D-Peptide gefunden, die an genau den richtigen
Stellen des Tau-Proteins andocken. D-Peptide bestehen aus D-Aminosäuren,
diese sind das räumliche Spiegelbild natürlicher L-Aminosäuren. Sie kommen
so in der Natur nicht vor und werden im Körper nicht so schnell wie
natürliche Peptide durch körpereigene Abwehrsysteme angegriffen.
Entscheidend für die gefährliche Verbindung mehrerer Tau-Proteine sind die
Hexapeptid-Motive PHF6* (Aminosäuren 275 bis 280 von Tau, Sequenz VQIINK)
und PHF6 (Aminosäuren 306 bis 311 von Tau, Sequenz VQIVYK). Funkes
Arbeitsgruppe fand dafür zwei ideale D-Peptide: MMD3 bindet an PHF6* und
ISAD1 an PHF6. Die Aggregation von Tau-Proteinen wird damit verändert.

Die Coburger Peptide verhindern die giftige Reaktion

„Wir haben die Fähigkeit der D-Peptide, an Tau zu binden und dessen
Fibrillierung zu verändern, durch biochemische, biophysikalische und
bioinformatische Methoden untersucht”, erklärt Funke. Außerdem wurde in
ersten Zellkulturexperimenten gezeigt, dass die D-Peptide von den Zellen
effizient aufgenommen werden und in der Praxis tatsächlich die giftige
Reaktion der Tau-Peptide hemmen. „Das kann sehr interessant für eine
Therapie von Alzheimer sein”, sagt die Professorin vorsichtig. Alzheimer
sei eine sehr komplexe Krankheit, bei der die Ursachen und Zusammenhänge
immer noch nicht ganz klar sind. Außerdem ist nicht gesagt, dass das, was
in Reagenzglas und Zellkultur passiert, genauso im Gehirn eines Menschen
läuft. „Es sind noch viele Schritte nötig, bis MMD3 und ISAD1 vielleicht
als Therapeutika für ein frühzeitiges Eingreifen in die Alzheimer-
Krankheit entwickelt werden.” Funke will keine falschen Hoffnungen
schüren: „Es kann immer ein Punkt kommen, an dem es kippt, an dem man
merkt: Hier funktioniert es doch nicht.“ Aber immerhin wurde bereits für
eine Reihe anderer D-Peptide gezeigt, dass sie nach oraler Verabreichung
die Blut-Hirn-Schranke überwinden – ein wichtiger Punkt, damit ein
Medikament in den Hirnzellen wirken kann. Alle Tests, alle Versuche, alle
Ergebnisse sind bisher positiv gelaufen. Jetzt sucht die Professorin erst
einmal die richtigen Partner, um das Thema weiter voranzutreiben. Wenn aus
der Forschung ein Medikament entwickelt wird, dauert das vielleicht dann
noch zehn, 15 Jahre. „Aber es sieht wirklich aus, als könnte was draus
werden.”

Beitrag von TV Oberfranken

Um die Alzheimerforschung an der Hochschule Coburg geht es am Mittwoch,
22. Mai, auch in der Sendung 4you auf TV Oberfranken: Zu sehen über Kabel
um 18.30 Uhr und über SAT (FrankenPlus) um 19.30 Uhr. Danach ist der
Beitrag in der Mediathek von TVO verfügbar:
http://www.tvo.de/mediathek/kategorie/sendungen/4you/.

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Welthypertonietag: Gute Behandlungsmöglichkeiten bei Bluthochdruck

Viele Menschen kennen ihren Blutdruckwert nicht. Dabei zählt Bluthochdruck
(Hypertonie) nicht nur zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland.
Hypertonie kann auch ernste Folgen haben. Kardiologin Dr. Anne Räthling,
Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, informiert.

Frau Dr. Räthling, warum ist ein hoher Blutdruck so gefährlich?

Das Tückische an der Erkrankung ist, dass sie im schlimmsten Fall
jahrelang unbemerkt bleibt. Wenn dann die ersten Beschwerden auftreten,
ist der Schaden schon angerichtet: Herz, Gehirn, Augen und Nieren können
in ihrer Funktion beeinträchtigt sein. Aus ärztlicher Sicht macht uns das
natürlich betroffen, denn eine regelmäßige, vorsorgliche
Blutdruckkontrolle ist heute ganz einfach in der Hausarztpraxis, in der
Apotheke oder mit dem eigenen Gerät zur Selbstmessung möglich.

Nun sind gewisse Blutdruckschwankungen im Verlauf eines Tages ja normal.
Es macht auch einen Unterschied, ob jemand körperlich arbeitet oder im
Büro. Eine Messung zum Beispiel nach dem Treppensteigen wird also höher
ausfallen.

Deshalb sollte man regelmäßig im Ruhemodus messen. Die Ruhemessung erfolgt
idealerweise nach fünf Minuten Ruhephase im Sitzen mit einem
elektronischen Oberarmmessgerät. Liegt der Blutdruckwert dabei häufiger
über 135/85 mmHg, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Ab 140/90 mmHg
sprechen wir von einem krankhaft erhöhten Wert, der behandelt werden
sollte.

Wie wird Bluthochdruck behandelt?

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Entstehung von Bluthochdruck häufig
durch einen ungünstigen Lebenswandel begünstigt wird. Daher zählt die
Anpassung des Lebensstils zu einer der wichtigsten Maßnahmen in der
Behandlung. Neben den Lebensstiländerungen stehen uns zur Therapie des
Bluthochdruck Medikamente verschiedener Wirkstoffklassen zur Verfügung,
die in aller Regel gut verträglich sind und zuverlässig wirken. Wichtig
ist, dass Einnahme und Dosierung unbedingt mit dem behandelnden Arzt oder
der behandelnden Ärztin abgestimmt werden sollten. Nur in seltenen
Einzelfällen sind andere Therapieoptionen außer Lebensstiländerungen und
Medikamenten notwendig.

Welche Empfehlungen nehmen Ihre Patientinnen und Patienten am besten an?

Das ist individuell ganz unterschiedlich. Grundsätzlich will man ja den
persönlichen Risikofaktoren begegnen, die das Herz, den Kreislauf und die
anderen zuvor genannten Organsysteme zusätzlich und unnötig belasten.

Werden die eigenen Gewohnheiten selbstkritisch hinterfragt, wird schnell
deutlich, in welchen Bereichen eine Veränderung angebracht ist, hin zu
regelmäßiger Bewegung, salzarmer Ernährung, gesunder Kost, weniger
Alkohol- und Nikotingenuss sowie besserer Körpergewichtskontrolle. Auch
Entspannungsübungen können möglicherweise helfen. Wer diese Themen nicht
alleine angehen möchte und fachliche Unterstützung benötigt, kann sich an
die Hausarztpraxis wenden. Gute Informationen hält auch die Deutsche
Hochdruckliga e.V. bereit. In speziellen Fällen, vor allem bei schwer
einstellbarem Bluthochdruck, sind wir als zertifiziertes Hypertoniezentrum
selbstverständlich für eine Beratung sowie gegebenenfalls weiterführende
Diagnostik und Therapie jederzeit ansprechbar.

Betroffene sind also auch dazu aufgerufen, selbst aktiv zu werden. Darauf
möchten wir im Rahmen der jährlichen Kampagnen zum Welthypertonietag am
17. Mai aufmerksam machen.

Hintergrundinformation:
In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Menschen, die an Bluthochdruck
(Hypertonie) leiden, weiter gestiegen. In Deutschland sind 30 Prozent der
erwachsenen Bevölkerung betroffen, bei den 65-Jährigen sind es bereits
mehr als 50 Prozent. Bis zur Diagnose wissen aber viele Menschen gar
nicht, dass sie erkrankt sind.
Bluthochdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-
Erkrankungen, die zu Herzinfarkten, Schlaganfällen, Nierenproblemen, aber
auch zu Demenz führen können.
(Quelle: www.hochdruckliga.de)

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Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und
Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-
Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, mit 36.000 Patientinnen und Patienten
pro Jahr, davon 14.500 in stationärer Behandlung, zu den größten und
modernsten Zentren seiner Art in Europa.

Die Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie des
HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Volker Rudolph ist
zertifiziertes Hypertonie Zentrum DHL®, zudem anerkanntes Europäisches
Exzellenz-Zentrum zur Bluthochdruckbehandlung, Brustschmerzzentrum (CPU –
Chest Pain Unit) sowie als überregionales Zentrum zur Versorgung
Erwachsener mit angeborenem Herzfehler (EMAH) zertifiziert. Mehr als 5.000
kathetergestützte Verfahren jährlich, modernste diagnostische und
bildgebende Verfahren sichern die bestmögliche und schonende medizinische
Versorgung der Patientinnen und Patienten.

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Das Kind hat Fieber - was tun?

Die Stiftung Kindergesundheit informiert über Vor- und Nachteile von
Hausmitteln und Medikamenten zur Behandlung erhöhter Temperaturen

Über die Bedeutung des Fiebers bei Kindern gehen die Ansichten von Ärzten,
Ärztinnen und Eltern manchmal stark auseinander. Während Medizinerinnen
und Mediziner in den letzten Jahrzehnten die heilsame Wirkung des Fiebers
in der Bekämpfung von Bakterien und Viren schätzen gelernt haben, sind
viele Eltern nach wie vor überzeugt, gestiegene Temperaturen bei ihrem
Kind sofort und energisch bekämpfen zu müssen. Doch ein vorschneller
Einsatz von fiebersenkenden Medikamenten kann dem Kind mehr schaden als
nutzen, betont die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen
Stellungnahme: Fieber ist lediglich ein Symptom der beginnenden
Erkrankung, ein Warnzeichen, das jedoch für sich allein genommen nicht
gefährlich ist. Eine bewährte Faustregel von erfahrenen Kinder- und
Jugendärzt*innen lautet deshalb: „Die Krankheit behandeln, nicht das
Thermometer“.

Deutlich erhöhte Temperaturen sind der häufigste Grund für die Vorstellung
von Kindern in der Kinder- oder Hausarztpraxis.  Doch wann spricht man
tatsächlich von Fieber? Je nach Tageszeit kann die Körpertemperatur
schwanken, so ist diese z.B. abends meist etwas höher als morgens.

• 36,5°C bis 37,5°C: normale Körpertemperatur eines gesunden Kindes
• 37,6°C bis 38,4°C: erhöhte Temperatur
• Ab 38,5°C: Fieber
• Ab 39°C: hohes Fieber

Achtung: Bei Neugeborenen/jungen Säuglingen (0 bis 3 Monate) spricht man
ab 38,0°C von Fieber!

Fühlt sich das Kind heiß an und erscheint es krank, so sollte die
Körpertemperatur gemessen werden. Dies wird am besten im Po/After (rektal)
mit einem digitalen Thermometer durchgeführt. Dabei sollten Eltern auf
einen vorsichtigen Umgang mit dem Thermometer achten, damit die Messung
schmerzfrei erfolgt. Eine Messung mit einem Infrarotthermometer im Ohr ist
ebenfalls möglich, dies erfordert eine gewissenhafte Handhabung, um
Fehlermeldungen oder Verfälschungen durch z.B. Ohrenschmalz zu verhindern.
Auf eine Messung mit Stirnthermometern sollte verzichtet werden, da diese
nicht sehr genau und zuverlässig sind.

Fieber steigert die Immunkräfte des Körpers
Die Notwendigkeit der Fieberbekämpfung mit Medikamenten wird von vielen
Eltern als selbstverständlich vorausgesetzt. Diese weit verbreitete
Annahme führt jedoch laut Stiftung Kindergesundheit häufig zu einer
unverhältnismäßigen oder sogar schädlichen Anwendung von
fiebersenkenden Medikamenten.

Fieber ist jedoch ein wichtiges Mittel des Organismus, sich selbst zu
heilen, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Es treibt die
Immunkräfte zu Hochleistungen an, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Vor
allem gegen Virus-Infektionen ist Fieber besonders wirksam. Die
Ausbreitung zahlreicher Viren wird bei Temperaturen über 38,5 Grad
deutlich gebremst. Da Kinder noch für viele Viren anfällig sind, gegen die
Erwachsene längst eine Immunität entwickelt haben, setzt ihr Körper das
Abwehrmittel Fieber häufig ein.

Eine Chance für die Selbstheilung
„Bei harmlosen Beschwerden wie leicht erhöhten Temperaturen sollten
Eltern nicht sofort zu Fieberzäpfchen, Säften oder Tropfen greifen,
sondern der Selbstheilung des kindlichen Organismus eine Chance geben und
auch bewährte Hausmittel wie Wadenwickel oder ein Abkühlbad erwägen“,
empfiehlt Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Dr. Berthold Koletzko,
Vorsitzender der in München ansässigen Stiftung Kindergesundheit.

Bei Kindern, die trotz erhöhter Temperatur munter sind und normal essen
und trinken, müssen noch keine Maßnahmen ergriffen werden, betont der
Stoffwechselexperte der Haunerschen Kinderklinik der Universität München.
Steigt die Temperatur aber über 38,5 Grad an, kann der Allgemeinzustand
eines Kindes beeinträchtigt werden: Es fühlt sich schlecht, hat Muskel-
und Gliederschmerzen, ist appetitlos und quengelig. „Wenn ein Kind so
offensichtlich leidet, ist es sinnvoll, das Fieber zu senken“, so Prof.
Berthold Koletzko.
Deshalb gilt: Solange sich das Kind nicht zu krank fühlt und auch sonst
einen guten Allgemeineindruck macht, muss man gegen das Fieber nicht
angehen. Nicht das Fieber macht das Kind krank, sondern der Erreger, der
hinter der Infektion oder der Entzündung steckt. Die Suche nach der
Ursache des Fiebers ist wichtiger als seine Senkung.

Kleine Kinder ertragen hohe Temperaturen überdies in aller Regel viel
besser als Jugendliche oder Erwachsene. Selbst hohes Fieber über 40 Grad
macht ihnen oft nichts aus. Nur dann, wenn das Kind durch das Fieber
leidet, unruhig und quengelig ist, Trinken und Essen verweigert, nicht
schlafen kann, verwirrt ist oder wenn es schon einmal einen Fieberkrampf
hatte, sind Gegenmaßnahmen nötig. Für Neugeborene und Säuglinge gilt dies
selbstverständlich nicht. Sie sollten immer von einer Kinderärztin oder
einem Kinderarzt untersucht werden.

Ärztlichen Rat zum Einsatz von Fiebermedikamenten für Kinder einholen!
Obwohl Medikamente zur Fiebersenkung zu den am häufigsten angewandten
Arzneimitteln der Welt gehören und auch in Deutschland schon lange ohne
Rezept erhältlich sind, sollten Eltern sich wegen ihrer möglichen
Nebenwirkungen zu ihrem Einsatz bei Kindern ärztlich beraten lassen,
unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit. Sie nennt die Gründe für eine
vorsichtige und gezielte Verwendung:

Am häufigsten wurde bisher die Substanz Paracetamol eingesetzt,
vorzugsweise in Form von Zäpfchen. Wird sie zu lange oder zu häufig mit
insgesamt zu hoher Dosis angewendet, besteht die Gefahr von schweren
Leberschäden. Aktuelle Studien weisen zudem auf die Möglichkeit
nachteiliger Wirkungen auf Funktionen und Strukturen des Gehirns und die
Entwicklung einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) hin.

In der Wirksamkeit gegen Fieber ist die Substanz Ibuprofen dem Paracetamol
gleichwertig und zur gleichzeitigen Linderung von Schmerzen sogar besser
geeignet. Sie hat sich so auch bei der Behandlung von
Mittelohrentzündungen bewährt. Mögliche Nebenwirkungen sind jedoch
Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung sowie Blutungen in Magen und Darm.
Auch Störungen der Nierenfunktionen sind möglich.

Acetylsalizylsäure („Aspirin“), sollte wegen des sehr seltenen, aber
gefährlichen Risikos eines „Reye-Syndroms“ (mit der Gefahr einer schweren
Leber- und Gehirnschädigung) bei Kindern unter zwölf Jahren nicht
verwendet werden.

Welche Hausmittel helfen am besten?
Kinder mit Fieber brauchen viel Flüssigkeit, um das durch Schwitzen
verlorene Wasser zu ersetzen. Solange das Kind zu Beginn des
Fieberanstiegs fröstelt, sollten die Eltern - am besten mit einer
Wolldecke oder einer Wärmflasche - für Erwärmung sorgen.
Abkühlungsmaßnahmen empfehlen sich erst dann, wenn sich nicht nur Gesicht
und Stirn, sondern auch die Beine und der übrige Körper des Kindes warm
anfühlen.

Die meisten Kinder baden gern, deshalb empfinden sie ein fiebersenkendes
Abkühlungsbad als angenehm. Die ebenfalls bewährten Wadenwickel müssen
nicht kalt sein: Es reicht völlig, wenn der Temperaturunterschied zehn
Grad beträgt. Verwendet man zimmerwarmes (22 Grad) oder sogar bis zu 30
Grad warmes Wasser, vermeidet man überdies das Erschrecken des Kindes.

Auch das Abwaschen des nackten Körpers mit lauwarmem oder kühlem Wasser
wird von vielen Kindern als angenehm empfunden. Eine „Erkältung“ ist dabei
nicht zu befürchten: Die Ursachen des Fiebers sind nicht die Temperaturen,
sondern die Krankheitserreger.

Wann soll im Zusammenhang mit Fieber ärztlicher Rat eingeholt werden?

• Wenn ein Neugeborenes/junger Säugling (0 bis 3 Monate) eine Temperatur
von 38°C und mehr hat bzw. bereits bei einer geringeren Körpertemperatur,
wenn das Baby nicht trinkt, schlapp ist und/oder Hautveränderungen
auftreten
• Bei Kindern unter zwei Jahren: Wenn das Fieber länger als einen Tag
andauert
• Bei Kindern über zwei Jahren: Wenn das Fieber länger als drei Tage
andauert
• Wenn das Fieber trotz fiebersenkender Mittel nicht sinkt
• Wenn weitere Krankheitssymptome wie z.B. Kopfschmerzen, Durchfall,
Erbrechen, Berührungsempfindlichkeit, Hautausschlag, „Nackensteife“,
Teilnahmslosigkeit o.ä. auftreten
• Wenn Ihr Kind trotz fiebersenkender Maßnahmen immer noch deutlich
beeinträchtigt ist
• Wenn das Kind bei Fieber nicht trinken will
• Wenn die Eltern unsicher sind und nicht genau wissen, was Ihrem Kind
fehlt

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Bluthochdruck: Gefahr für Herz und Gehirn – Jetzt Blutdruck checken

„Leiser Killer“ Bluthochdruck erhöht auch Risiko für Demenz. Wer früh
seinen Blutdruck misst und hohen Blutdruck behandelt, erhöht seinen Schutz
vor Demenz und Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall / Infopaket
zum Welthypertonietag

Über 20 Millionen Menschen haben in Deutschland einen hohen Blutdruck,
etwa jeder dritte Erwachsene. Allerdings wissen sehr viele nichts von
ihrem Bluthochdruck. Dabei kann ein nur unzureichend oder nicht
behandelter Bluthochdruck von mehr als 140/90 mmHg (mmHg: Millimeter-
Quecksilbersäule) auf lange Sicht zu Herzerkrankungen wie Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) und Vorhofflimmern oder zu Komplikationen wie
Gehirnblutung, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen führen. Wie
Studien zeigen, kann auch das Risiko für eine Demenz durch einen
unbehandelten Bluthochdruck begünstigt werden.  „Bluthochdruck ist wie ein
leiser Killer, weil sich seine Dauerbelastung auf Gefäße und Organe nicht
unbedingt mit Beschwerden bemerkbar macht, aber lebenswichtige Organe
möglicherweise bereits geschädigt sind“, warnt der Kardiologe Prof. Dr.
med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung,
anlässlich des Welt-Hypertonie-Tags mit einem Infopaket unter
https://herzstiftung.de/welthypertonietag zum Bluthochdruck (Ursachen,
Prävention, Diagnose, Therapie). Symptome wie Schwindel, Ohrensausen,
Kopfschmerzen oder gar Nasenbluten können, müssen aber nicht auftreten.
Umso wichtiger und ganz leicht im Alltag umzusetzen ist das frühzeitige
und regelmäßige Messen des Blutdrucks. Somit kann der Blutdruck
gegebenenfalls medikamentös und mit einem gesunden Lebensstil gut
eingestellt werden, bevor es zu schwerwiegenden Komplikationen kommt.
„Jeder kann selbst aktiv werden und seinen Blutdruck messen und bei zu
hohen Werten mit ärztlicher Hilfe regulieren“, so der Kardiologe und
Intensivmediziner Prof. Voigtländer. Denn nur wer den erhöhten Blutdruck
konsequent behandeln lässt, wie Voigtländer betont, kann dadurch
Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie eine dauerhafte
Schädigung des Herzmuskels (hypertensive Herzkrankheit „Hochdruckherz“)
vermeiden.

Die beste Vorsorge: Blutdruckmessen
Die Deutsche Herzstiftung und Herzspezialisten empfehlen allen Erwachsenen
folgende Zeitintervalle für eine Blutdruckmessung:
- mit optimalen Blutdruckwerten (unter 120 mmHg/80 mmHg) mindestens alle
fünf Jahre,
- mit normalen Werten (120-129 mmHg/80-84 mmHg) alle drei Jahre,
- mit hochnormalem Blutdruck (130-139 mmHg/85-89 mmHg) mindestens einmal
im Jahr und
- mit Bluthochdruck Grad 1 (ab 140 mmHg/ab 90 mmHg) regelmäßig zu Hause.

Worauf bei der Blutdruckmessung genau zu achten ist, darüber informiert
ein Experten-Beitrag unter https://herzstiftung.de/blutdruck-messen Darin
werden häufige Fragen geklärt wie: Wann und wie häufig sollte man messen?
Wie ist die richtige Position beim Messen? Warum sollte man auf Kaffee vor
dem Messen verzichten?

Schutz vor Schlaganfall und Demenz
Beständig hoher Blutdruck belastet nicht nur die Gefäße des Herz-
Kreislauf-Systems, sondern auch die Hirngefäße. Somit schützt ein normaler
Blutdruck definitiv das Gehirn vor einem Schlaganfall und entsprechend
wird versucht, erhöhte Werte konsequent unter 140/90 mmHg – am besten auf
Werte zwischen 120-130 mmHg (systolisch) – zu senken. Die Ergebnisse
mehrerer aktueller Studien sprechen inzwischen für einen positiven Effekt
der Blutdrucksenkung auch auf das Demenzrisiko.  „Es kommt durch chronisch
hohen Blutdruck vermutlich auch zu strukturellen Veränderungen und zu
einer Volumenreduktion im Gehirn. Die betroffenen Regionen sind
mitverantwortlich für die kognitive Leistung“, erläutert der Kardiologe
Prof. Dr. med. Michael Böhm, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der
Deutschen Herzstiftung und Direktor der Klinik für Innere Medizin III am
Universitätsklinikum des Saarlandes unter https://herzstiftung.de
/bluthochdruck-demenz und verweist hierbei auf die aktuelle Studienlage.

Blutdrucksenken verringert Demenzrisiko
So haben australische Forscher in einer Auswertung von fünf Studien (1)
mit insgesamt über 28.000 Patienten aus den Daten von Patienten mit und
ohne Demenz ermittelt, dass bereits das medikamentöse Absenken des
Blutdrucks um 10 mmHg systolisch und 4 mmHg diastolisch das Demenzrisiko
um über zehn Prozent verringern kann. Und: Je ausgeprägter die
Blutdrucksenkung war, desto mehr wurde das Risiko einer Demenz vermindert.
Dieser lineare günstige Effekt war bis zu einem Blutdruck von 100/70 mmHg
nachweisbar. Es gab auch keinen Hinweis auf einen Schaden durch die
Blutdrucksenkung.
Eine chinesische Beobachtungsstudie (2) mit rund 34.000 Chinesen bestätigt
den positiven Effekt einer guten Blutdruckkontrolle auf geistige
Fähigkeiten. U. a. zeigte sich bei denjenigen, die an einem überwachten
Blutdruck-Behandlungsprogramm teilnahmen, dass die im Schnitt 63-jährigen
Teilnehmer dieser Gruppe ein deutlich reduziertes Demenz-Risiko hatten und
auch der geistige Abbau geringer war als in der Vergleichsgruppe ohne
gezielte Therapie.

Blutdrucksenkung nutzt in jedem Alter
„Die Behandlung erhöhter Blutdruckwerte nutzt in jedem Alter und schützt
dabei nicht nur vor einem akuten Schlaganfall oder anderen Herz-Kreislauf-
Ereignissen. Auch längerfristig zahlt es sich aus, da es seltener zu einer
Demenz kommt“, bestätigt Kardiologe und Bluthochdruck-Spezialist Prof.
Böhm und appelliert: „Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Blutdruck und
gehen Sie bei erhöhten Werten zum Arzt, um Gefäße und Organe zu schützen.“
Eine Hilfe beim täglichen Messen und Protokollieren des Blutdrucks ist der
kostenfreie Blutdruck-Pass unter https://herzstiftung.de/blutdruckpass
Welche Altersgruppen besonders von der Blutdrucksenkung profitieren, um
auch das Demenzrisiko zu verringern und warum auch ein Herzinfarkt den
Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit begünstigten kann, erläutert Prof.
Böhm in seinem Beitrag unter https://herzstiftung.de/bluthochdruck-demenz

Natürlicher Blutdrucksenker: gesunder Lebensstil
Erhöhte Blutdruckwerte lassen sich durch einen gesunden Lebensstil senken,
allen voran mit Ausdauerbewegung, Abbau von Übergewicht und der
konsequenten Einnahme der blutdrucksenden Medikamente. Als optimale
Blutdruckzielwerte gelten aktuell für jüngere Patienten bis zum Alter von
65 Jahren weniger als 130 mmHg systolisch, sofern sie es vertragen.
Patienten über 65 sollten auf systolische Werte unter 140 mmHg kommen, um
Nebenwirkungen zu vermeiden. Die genannten Werte gelten auch für Patienten
mit Nebenerkrankungen wie Diabetes, koronare Herzkrankheit (KHK) und nach
einem Schlaganfall.
Regelmäßiges Ausdauertraining – wie Radfahren, Walken, Joggen oder
Schwimmen – kann den Bluthochdruck sowie die Wahrscheinlichkeit, weitere
Risikofaktoren für Herzkrankheiten zu entwickeln senken. Die Herzstiftung
empfiehlt Bluthochdruckpatienten, sich mindestens dreimal pro Woche für 30
bis 45 Minuten bei moderater Intensität zu bewegen. Geeignet wäre
demzufolge ein Training bei einer Belastungsintensität von etwa 70 Prozent
der maximalen Herzfrequenz. Als allgemeine Faustregel gilt hier „Laufen,
ohne zu schnaufen”: Man sollte sich während der Belastung noch unterhalten
können. „Mit Hilfe des gesunden Lebensstils insbesondere durch
Ausdauerbewegung lassen sich auf niederschwellige Weise Folgeerkrankungen
wie Herzschwäche und Vorhofflimmern sowie Komplikationen wie Herzinfarkt
und Schlaganfall wirksam vorbeugen“, so Kardiologe Prof. Voigtländer. In
Bezug auf den Bluthochdruck ist eine Kombination von Ausdauer- und
Krafttraining optimal und sehr zu empfehlen.

Positiver Effekt auch durch Krafttraining
Ein moderates, dynamisches Kräftigungstraining hat einen positiven Effekt,
wenn es richtig durchgeführt wird. Ratsam sind Kräftigungsübungen mit
niedrigerer Belastung und hoher Wiederholungsrate (z.B. 30 % der
Maximalkraft bei 20 Wiederholungen). Pressatmung sollte beim Training
unbedingt vermieden werden. Auch ein isometrisches Krafttraining, also ein
Training mit Halteübungen (z. B. 4 x 2 Minuten Wandsitzen), hat laut
aktuellen Studien (3) einen großen Effekt auf den Blutdruck. Grundsätzlich
sollten sich Patienten von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin individuell
beraten lassen, welches Training für sie das richtige ist. Prinzipiell
ungeeignet ist ein Maximalkrafttraining wie das klassische Gewichtheben.
Auch bei Sportspielen mit hoher Belastung wie Squash ist Vorsicht geboten
und eine ärztliche Rücksprache erforderlich. Generell ist aber jedem gut
eingestellten Bluthochdruckpatienten ohne Endorganschaden ausdrücklich
angeraten, sportlich aktiv zu sein.
(Wi/Ne)

Quellen

(1) Blood pressure lowering and prevention of dementia: an individual
patient data meta-analysis; European Heart Journal, ehac584,
https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac584
(2) A village doctor-led multifaceted intervention for blood pressure
control in rural China: an open, cluster randomised trial; Lancet April
2022, DOI:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)00325-7
(3) Exercise training and resting blood pressure: a large-scale pairwise
and network meta-analysis of randomised controlled trials; British Journal
of Sports Medicine 2023;57:1317-1326.

Infos-Service zum Welthypertonietag (17. Mai)
Ein kostenfreies Info-Paket rund um Bluthochdruck (Ursachen, Prävention,
Diagnose, Therapie) bietet die Herzstiftung anlässlich des
Welthypertonietags. Das Infomaterial mit Ratgebern und einem Blutdruck-
Pass hilft dabei, selbst aktiv zu werden, den Blutdruck zu regulieren und
seine Gesundheit optimal zu schützen. Jetzt bestellen unter
https://herzstiftung.de/welthypertonietag oder unter Tel. 069 955128-400

Blutdruck-Pass: Eine Hilfe beim täglichen Messen und Protokollieren des
Blutdrucks ist der kostenfreie Blutdruck-Pass unter
https://herzstiftung.de/blutdruckpass

Bluthochdruck und Demenz: Über die positiven Effekte der
Bluthochdrucktherapie auf das Demenzrisiko informiert der Beitrag von
Prof. Dr. Michael Böhm unter https://herzstiftung.de/bluthochdruck-demenz

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