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Welt-Parkinson-Tag am 11. April: Warum Schlaf vor Parkinson schützt – und welche neuen Therapien Betroffenen helfen

Die Parkinson-Forschung ist hochdynamisch und hat in den letzten Monaten
zu neuen Erkenntnissen geführt: Schlaf ist ein wichtiger Faktor für die
Parkinson-Prävention. Warum das so ist, zeigte eine Arbeit in der
renommierten Fachzeitschrift „Nature“. Auch zur Therapie gibt es Neues:
Eine Pumpentherapie wird die Versorgung von Parkinson-Kranken deutlich
verbessern. Zwar kann auch sie die Erkrankung nicht heilen, stellt aber
dennoch einen Durchbruch dar, weil sie Betroffenen mehr qualitative
Lebenszeit schenkt. Versagt die medikamentöse Therapie, kommt häufig die
sog. Tiefe Hirnstimulation zum Einsatz, auch mit guten Langzeiteffekten,
wie eine aktuelle Studie zeigt.

Schlaf ist aktive Parkinson-Prävention: Bei der Entstehung
neurodegenerativer Erkrankungen spielt die Ablagerung molekular
fehlgefalteter  Proteine eine Rolle (z. B. α-Synuclein bei M. Parkinson).
Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang das erst vor ca. 10 Jahren
nachgewiesene gliale lymphatische System, ein  „Entsorgungssystem“ für
zelluläre Abfallprodukte. Über das glymphatische System werden
Metaboliten/Zellabfälle (meist lösliche Proteine) aus dem Gehirn
„gespült“. Bei verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen wird ein
Nachlassen dieser Reinigungsfunktion, die praktisch nur nachts während des
Non-REM-Schlafs aktiv ist, diskutiert. Wie genau diese Selbstreinigung
funktioniert, ist noch Gegenstand der Forschung; eine nun in „Nature“
publizierte Arbeit [1] konnte aber wichtige Fragen klären. Es wurde
gezeigt, dass neuronale Netze einzelne Aktionspotentiale (das sind
elektrische Signale) synchronisieren und bündeln, wodurch rhythmische,
sich selbst verstärkende hochenergetische Ionenwellen entstehen, die den
„reinigenden“ glymphatischen Fluss in Gang bringen. Die experimentelle
Störung dieser Wellen verhinderte im Experiment weitgehend die Reinigung
des Gehirnparenchyms. Umgekehrt konnte durch transkranielle Stimulation
(mit Optogenetik) die Wellenbewegung und der Fluss interstitieller
Flüssigkeit verstärkt werden. Aus den Ergebnissen könnten sich künftig
neue prophylaktische und therapeutische Ansatzpunkte ergeben. „Schlaf ist
ein wichtiger, aber oftmals unterschätzter Faktor, um Gehirn und Nerven
gesund zu halten. Durchschnittlich werden 7–8 Stunden Schlaf empfohlen –
und dieses Präventionspotenzial sollten wir nutzen“, erklärt Prof. Dr.
Peter Berlit.

Auch zur Therapie gibt es Neuigkeiten: Bei der medikamentösen Behandlung
des M. Parkinson mit Levodopa kommt es (nach ca. 5–8 Jahren) häufig zu
starken motorischen Fluktuationen, d. h. zu starken tageszeitlichen
Schwankungen zwischen Phasen guter Mobilität und Steifheit („On-
Off“-Phasen). Erklärt wird dies durch ein zunehmendes „end of
dose“-Phänomen: Die Wirkung des Medikaments lässt nach, Dopamin kann nicht
mehr ausreichend „gespeichert“ werden und irgendwann kann die Dosierung
nicht weiter erhöht werden, ohne dass es zu überschießenden Dopamin-
Konzentrationen kommt. Denn genauso schlimm wie die Steifheit in Folge von
zu wenig L-Dopa sind die unangenehmen Nebenwirkungen (z. B. störende
Dyskinesien) bei zu hohen Dosen. In dieser Situation kann eine
Pumpentherapie helfen. Sie führt zu konstanten Wirkspiegeln über den Tag
und damit verbesserter Lebensqualität durch weniger „Off“-Zeit.

Das wirksamste Parkinson-Medikament L-Dopa konnte für eine kontinuierliche
Gabe bislang nur über eine Sonde durch die Bauchdecke in den Magen gegeben
werden. Jetzt gibt es in Deutschland eine neue Option: Eine
multizentrische internationale Phase-3-Studie [2] untersuchte
randomisiert, doppelblind und kontrolliert die Wirksamkeit der
kontinuierlichen subkutanen Gabe (n=128) von Levodopa-Carbidopa (ND0612)
im Vergleich zur oralen Gabe (n=131) bei Parkinson-Betroffenen mit
motorischen Fluktuationen (mittlere „On“-Zeit 9,4 h/Tag und Off-Phasen
≥2,5 h/Tag). Die Therapieeinstellung wurde durch die Pumpe mit subkutanem
L-Dopa signifikant verbessert; es konnte gegenüber der oralen Behandlung
eine zusätzliche tägliche „On“-Zeit von 1,72 Stunden (p<0,0001) gewonnen
werden. Die Off-Phasen wurden vermindert (-1,40 h/Tag) und auch weitere
sekundäre Endpunkte (klinische Scores, z. B. MDS-UPDRS-II) verbesserten
sich – bei insgesamt günstigem Nebenwirkungsprofil. Eine nun folgende
Open-Label-Verlängerungsphase soll Daten zur langfristigen Wirksamkeit und
Sicherheit der subkutanen Gabe liefern.

Bei Versagen der medikamentösen Therapie ist die Tiefe Hirnstimulation ein
etabliertes invasives Behandlungsverfahren. Dafür erfolgt die Implantation
von Elektroden in bestimmte Gehirnareale. Von einem individuell
programmierten Impulsgenerator werden wie bei einem Herzschrittmacher
elektrische Stimuli abgegeben, was in Kombination mit Medikamenten die
Parkinson-Symptomatik sowie Lebensqualität deutlich verbessert. Eine
aktuelle, prospektive Studie an drei europäischen Zentren [3] zeigt
erstmals Langzeitergebnisse über mehr als drei Jahre. Sie verglich die
Tiefe Hirnstimulation plus Standardmedikation mit der alleinigen
Standardtherapie. Nach fünf Jahren hatte sich die Lebensqualität gemessen
am Parkinson-Fragebogen (PDQ-8) und die Aktivitäten des täglichen Lebens
(ADL) in der Vergleichsgruppe signifikant verschlechtert (PDQ-8: -10,9;
p=0,01 und ADL: -2,0; p=0,002), während sie in der Gruppe, die die Tiefe
Hirnstimulation erhalten hatte, stabil blieben (PDQ-8: -4,3; p=0,34 und
ADL: -0,8; p=0,38). Diese Unterschiede ergaben sich hauptsächlich durch
die bessere Wirkung der Tiefen Hirnstimulation auf die Mobilität. Die mit
der Tiefen Hirnstimulation Behandelten hatten außerdem weniger motorische
Komplikationen und einen geringeren täglichen Levodopa-Äquivalenzdosis-
Bedarf.

„Noch können wir die Parkinson-Erkrankung nicht heilen, aber die Forschung
trägt zusehends dazu bei, dass die Symptome der Erkrankung über eine lange
Zeit zurückgedrängt werden können“, so Prof. Dr. med. Lars Timmermann,
Mitautor der aktuellen Studie zur Tiefen Hirnstimulation [3] und Präsident
der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. „Am Welt-Parkinson-Tag liegt
uns aber vor allem die Prävention am Herzen. Die Deutsche Hirnstiftung ist
hier ein wichtiger Partner der DGN. Hier finden Betroffene und
Interessierte umfassende Informationen zu einem gesundheitsbewussten
Lebensstil, mit dem sich neurodegenerative Krankheiten wie M. Parkinson
vorbeugen lässt.“


[1] Jiang-Xie LF, Drieu A, Bhasiin K, Quintero D, Smirnov I, Kipnis J.
Neuronal dynamics direct cerebrospinal fluid perfusion and brain
clearance. Nature. 2024 Mar;627(8002):157-164. doi:
10.1038/s41586-024-07108-6. Epub 2024 Feb 28. PMID: 38418877.
[2] Espay AJ, Stocchi F, Pahwa R et al. Safety and efficacy of continuous
subcutaneous levodopa–carbidopa infusion (ND0612) for Parkinson's disease
with motor fluctuations (BouNDless): a phase 3, randomised, double-blind,
double-dummy, multicentre trial. The Lancet Neurology, Published: March
15, 2024
[3] Jost ST, Aloui S, Evans J, Ashkan K, Sauerbier A, Rizos A, Petry-
Schmelzer JN, Gronostay A, Fink GR, Visser-Vandewalle V, Antonini A,
Silverdale M, Timmermann L, Martinez-Martin P, Chaudhuri KR, Dafsari HS;
International Parkinson and Movement Disorders Society Non-Motor
Parkinson’s Disease Study Group and EUROPAR. Neurostimulation for Advanced
Parkinson Disease and Quality of Life at 5 Years: A Nonrandomized
Controlled Trial. JAMA Netw Open. 2024 Jan 2;7(1):e2352177. doi:
10.1001/jamanetworkopen.2023.52177. PMID: 38236600; PMCID: PMC10797423.

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Neue Medikamentenpumpe mindert Parkinson-Symptome

Parkinson-Spezialambulanz versorgt am Uniklinikum jährlich mehr als 2.000
Patientinnen und Patienten. // Die Klinik für Neurologie ist
deutschlandweit eine von zwei zertifizierten Parkinson-Spezialkliniken an
einem Universitätsklinikum. // Neuartige Therapien verbessern
Lebensqualität von Parkinson-Patientinnen und -Patienten.

Mindestens 200.000 Menschen in Deutschland leiden unter der
neurodegenerativen Erkrankung Parkinson – Tendenz deutlich steigend.
Bewegungsstörungen wie Zittern und Muskelsteifheit zählen zu den
häufigsten Symptomen, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen.
Am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden werden pro Jahr mehr als
2.000 Patientinnen und Patienten aufgrund einer Parkinsonerkrankung
behandelt. Die Klinik und Poliklinik für Neurologie wurde nun als
Parkinson-Spezialklinik geprüft und zertifiziert. Damit ist Dresden nach
Hamburg deutschlandweit der zweite Uniklinikum-Standort mit dem Zertifikat
des Patientenverbandes Deutsche Parkinson-Vereinigung. Forschung und
Patientenversorgung greifen in der Spezialambulanz eng ineinander. Studien
untersuchen neuartige neuroprotektive und symptomatische Therapien.
„Erneut haben wir für eine unserer Einrichtungen mit der Zertifizierung
Wertschätzung und Anerkennung einer optimalen Versorgung erfahren. Das
macht uns stolz und zeigt uns zudem, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Zertifizierungen sind auch für Patientinnen und Patienten der Schlüssel
dafür, wenn es um die Wahl der für sie richtigen Einrichtung geht“, sagt
Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum.

Die Ursachen für die Entwicklung einer Parkinson-Erkrankung sind bis heute
nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass äußerliche und genetische
Faktoren eine Rolle spielen. Erforscht ist indes, dass bei Betroffenen ein
Mangel an Dopamin, das nicht mehr ausreichend im Gehirn produziert wird,
im Wesentlichen den Kontrollverlust über die eigenen Bewegungen
verursacht. Was mit einem leichten Tremor der Hand oder Unsicherheit beim
Gehen beginnt, mündet bei immer mehr Patientinnen und Patienten in der
Diagnose Parkinson. In den meisten Fällen ist die Erkrankung nicht erblich
bedingt. In der Spezialambulanz für Parkinson-Syndrome der Klinik und
Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Dresden werden Therapien
getestet, die es ermöglichen, dass die Betroffenen ihre Bewegungen wieder
besser kontrollieren können.

Pumpe gibt Medikament kontinuierlich unter die Haut

„Seit Januar dieses Jahres testen wir gemeinsam mit unseren Patientinnen
und Patienten subkutane Levodopa-Pumpen aus“, sagt Prof. Björn
Falkenburger, Leiter der Parkinson-Spezialambulanz. Die Pumpe wird
ergänzend zu weiteren Therapien wie etwa der seit 20 Jahren bewährten
Tiefenhirnstimulation eingesetzt. „Die neue Technik funktioniert wie eine
Insulinpumpe: Dem Körper wird das Medikament über die Levodopa-Pumpe in
gleichbleibender Dosis zugeführt, wodurch das Medikament – anders als bei
einer oralen Einnahme – kontinuierlich auf eine bessere Bewegungsfähigkeit
abzielt.“ So können typische Parkinson-Symptome wie Tremor, Restless-Legs-
Syndrom, aber auch Steifheit abgeschwächt werden. „Für die Patientinnen
und Patienten ist das eine große Erleichterung und bringt ihnen im Alltag
eine gewisse Selbstständigkeit zurück“, sagt Prof. Falkenburger.
Deutschlandweit ist das Uniklinikum Dresden einer der ersten
Klinikstandorte, an denen die Levodopa-Pumpe in der Praxis eingesetzt
wird.

Der Selbsthilfeverband Deutsche Parkinsonvereinigung bescheinigt der
Parkinson-Ambulanz am Uniklinikum das hohe Niveau und die große Expertise
in der Versorgung von Parkinson-Patientinnen und -Patienten. „Die
Zertifizierung sagt aus, dass wir unsere Patientinnen und Patienten
mindestens genauso gut wie Reha-Kliniken versorgen, die in diesem Bereich
spezialisiert sind.“ Neben dem Uniklinikum Hamburg ist das Uniklinikum
Dresden erst das zweite deutsche Uniklinikum mit dieser Zertifizierung.
Die Anforderungen sind hoch: In mehreren Gutachten werden vor Ort die
Angebote und Strukturen der Parkinson-Ambulanz geprüft und bewertet. Für
Betroffene und ihre Angehörigen sind umfassende Informationen zu
Sturzprophylaxe und Pumpeneinstellungen eine große Unterstützung. Ein
Parkinson-Treff bietet immer mittwochs die Möglichkeit zum Austausch,
Sporttherapien zeigen Betroffenen auf, wie sie sich im Alltag beweglich
halten. Auch die Expertise und Fortbildungsmöglichkeiten des
pflegerischen, medizinischen und therapeutischen Personals sind Kriterien,
die bei der Zertifizierung bewertet werden. „Das Gutachten belegt
außerdem, dass nicht nur die Versorgung der Patientinnen und Patienten,
sondern auch die Forschung auf sehr hohem Niveau stattfinden“, sagt Prof.
Falkenburger. „Für unser gesamtes Team ist dies eine Bestätigung für die
hervorragende Arbeit.“ Jährlich werden mehr als 2.000 Patientinnen und
Patienten mit Parkinson-Syndromen am Uniklinikum ambulant und stationär
versorgt.

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Pneumologie-Kongress mit 4.400 Teilnehmenden ein voller Erfolg! Preise über 53.000 Euro verliehen

Wir sind überwältigt von der enormen Resonanz auf unserem diesjährigen
Pneumologie-Kongress. 4.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Mannheim
bestätigen das: die Präsenz-Veranstaltung ist ein voller Erfolg“,
bilanzieren Professor Michael Kreuter und Dr. Hubert Schädler in ihrer
Funktion als Kongresspräsidenten. „Wir haben einen spannenden,
mitreißenden, teils auch emotionalen und inhaltlich aufschlussreichen
Kongress erlebt, der unsere Erwartungen voll erfüllt hat. Sehr viele
Kolleginnen und Kollegen sind nach Mannheim gereist, um von führenden
Expertinnen sowie Experten unseres Faches die neuesten Erkenntnisse
präsentiert zu bekommen“.

Darüber hinaus wurden bei diesem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft
für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) die wichtigsten Arbeiten der
Lungenmedizin hervorgehoben und ausgezeichnet.

Die beim Pneumologie-Kongress verliehenen Preis sind insgesamt mit 53.000
Euro dotiert und honorieren Arbeiten, die von besonderer Relevanz für die
Forschung sowie den klinischen Alltag sind und damit auch für Patientinnen
und Patienten sowie deren Angehörige. „Insbesondere
Nachwuchswissenschaftlern geben wir hier die Möglichkeit, sich mit ihren
eigenen Arbeiten zu präsentieren und so ein breiteres Publikum auf ihre
Forschungsaktivitäten aufmerksam zu machen“, erklärt Michael Kreuter,
Leiter des Lungenzentrums der Universitätsmedizin und des
Marienhausklinikums Mainz. „Uns lag in diesem Jahr besonders am Herzen,
die Menschen unseres Berufsfeldes – egal welcher Generation – mit modernen
und lebendigen Kongressformaten zusammenzubringen und ins Gespräch
miteinander zu bringen. Das ist unser Beitrag, die sektorenübergreifenden
Tätigkeiten in der Pneumologie zu fördern und fit zu machen für die
Zukunft“, ergänzt Hubert Schädler, niedergelassener Pneumologe aus
Heidelberg.

Relevante Themen diskutiert: Hybrid-DRGs, Lungenkarzinom-Behandlung,
Aromen-Verbot bei E-Zigaretten und neue Empfehlungen zur Krankenhaus-
Pneumonie

Heiß diskutiert wurden in Mannheim auch zahlreiche
öffentlichkeitsrelevante Themen: Pünktlich zum Kongress wurde ein neues
Positionspapier zur Ambulantisierung in der Pneumologie fertiggestellt.
Auf dieser Basis hat die DGP noch vom Kongress aus die Spitzenverbände
DKG, KBV und GKZ zur Zusammenarbeit bei Hybrid-DRGs aufgefordert. Außerdem
wurde die neue Living Guideline zur Behandlung des Lungenkarzinoms
vorgestellt. Darüber hinaus haben die Medizinerinnen und Mediziner auf der
Basis neuester Studiendaten ein Verbot von Aromen in E-Zigaretten
gefordert und dazu ein Positionspapier vorgestellt. Noch während des
Kongresses hat der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) getagt und der
Veröffentlichung des vom eigenen Innovationsauschuss geförderten
Leitlinien-Updates zur nosokomialen Pneumonie zugestimmt. Diese
aktualisierten Empfehlungen zur Krankenhaus-Pneumonie verbessern die
Diagnose und Therapie – die neuen Erkenntnisse wurden noch beim Kongress
diskutiert.

Hunderte Interessenten beim Patientenforum – Expertinnen und Experten
geben hilfreiche Tipps

Bereits einen Tag vor Kongressbeginn hat ein erfolgreiches Online-
Patientenforum stattgefunden. Unter dem Motto „Patienten fragen – Experten
antworten“ haben Hunderte Interessenten an dieser virtuellen Veranstaltung
teilgenommen. „Dieses Forum ist uns ein absolutes Herzensanliegen. Hier
haben sich namhafte Expertinnen und Experten aus allen Lungen-
Fachbereichen zusammengefunden, um den zahlreich virtuell erschienenen
Betroffenen neue Erkenntnisse der Lungenmedizin zu erläutern und ihre
vielfältigen Fragen rund um die verschiedenen Erkrankungen der Lunge zu
beantworten. Auch der direkte Austausch hat hier wunderbar funktioniert,“
erklären die beiden Kongresspräsidenten. Veranstaltet wird das
Patientenforum zum DGP-Kongress vom Lungeninformationsdienst des Helmholtz
Zentrums München und dem Deutschen Lungentag in Kooperation mit dem
Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL).

Terminhinweis:

Jetzt schon vormerken: Der nächste Kongress der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) findet vom 9. bis 12. April 2025 im
Congress Center Leipzig statt.

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Süße Herzen sterben langsam

Forschungsergebnisse zur Herzinsuffizienz bei Diabetes zeigen: Endgültiger
Zelltod durch anhaltende Glukoseakkumulation nicht zu verhindern

Hohe Zuckerwerte schädigen Herz und Gefäße, das ist wissenschaftlich
belegt. Doch warum Diabetes die Entstehung der Herzinsuffizienz triggert
und welche Mechanismen genau dahinterstecken, daran wird intensiv
geforscht. Etwas Licht ins Dunkel könnte eine aktuell in Diabetes, Obesity
and Metabolism publizierte Untersuchung mit Beteiligung der Stiftung DHD
(Der herzkranke Diabetiker) bringen. In ihr wurde untersucht, was auf
zellulärer Ebene passiert und zur Pathogenese der diabetischen
Kardiomyopathie beiträgt. „Glukoseüberladung bremst den Stoffwechsel aus
und führt zum Energiedefizit. Glukose wird nicht verstoffwechselt, sondern
akkumuliert“, erklärt Studien-Erstautor PD Dr. rer. nat. Bernd Stratmann
aus Bad Oeynhausen. Der Tricarbonsäurezyklus ist Drehscheibe biochemischer
Reaktionen im Stoffwechsel. Beim Abbau von Proteinen, Fetten und
Kohlenhydraten entsteht Acetyl-Coenzym A als nutzbare Energiequelle für
Organismen. Komme es wie bei Diabetes durch reaktive Glukosemetabolite
(z.B. Methylglyoxal) und Glykierungsprodukte (z.B. AGEs: advanced
glycation endproducts) zum vermehrten Einstrom von Glukose in die Zelle,
sei der Metabolismus dauerhaft gestört, so Stratmann. Eine normale
Herzfunktion setzt einen intakten kardialen Stoffwechsel voraus. Sind die
energieliefernden Prozesse verlangsamt, fehlt dem Myokard essentieller
Brennstoff zur Muskelarbeit. „Schon zu Beginn der diabetischen
Kardiomyopathie gibt es aufgrund der Hyperglykämie komplexe Veränderungen
in den Spiegeln struktureller zellbezogener Proteine, auch in Zellen, die
noch insulinsensitiv sind“, sagt Stratmann. Ob es therapeutische
Möglichkeiten gebe, den massiven chronischen Einstrom von Glukose auf
zellulärer und struktureller Ebene zu überwinden, sei noch nicht geklärt.
In jedem Fall ist die Progression der Herzinsuffizienz bei Diabetes ein
schleichender Prozess. „Das süße Herz stirbt langsam, Symptome treten
meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf“, betont Prof. Dr. med. Dr.
h.c. Diethelm Tschöpe von der Stiftung DHD, Düsseldorf. Das sei einer der
Gründe, warum Herzinsuffizienz bei Diabetes oft übersehen und nicht
rechtzeitig behandelt werde. „Ungünstig für die Prognose von Betroffenen“,
so der Stiftungsvorsitzende. Bei Diabetes sei die
Überlebenswahrscheinlichkeit per se geringer. „Die Ergebnisse der
aktuellen Forschungsarbeit weisen darauf hin, dass der endgültige Zelltod
aufgrund der Zellstörung durch anhaltende Glukoseakkumulation nicht
verhindert wird.“ Kompensatorische Reparaturreaktionen würden zwar
angeschaltet, aber nicht durchgreifen, ergänzt Tschöpe.

Über die Stiftung DHD (Der herzkranke Diabetiker)
1999 als eigenständige Themenstiftung unter dem Dach der Deutschen
Diabetes Stiftung gegründet, ist es Auftrag der Stiftung DHD, zum
Krankheitsverständnis beizutragen, die Bevölkerung über das Risiko für
Herz- und Gefäßkomplikationen aufzuklären und den Dialog zwischen
behandelnden Ärzten über Fachgrenzen hinaus zu fördern. Die Stiftung DHD
dient dem gemeinnützigen Zweck und ist ehrenamtlich tätig. Ziel ist es
auch, die Versorgung von Menschen mit Diabetes, die am Herzen und an den
Gefäßen erkrankt sind, zu verbessern. Im November 2023 wurde die DHD-
Geschäftsstelle von Bad Oeynhausen nach Düsseldorf verlegt. Aktueller
Standort ist das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ), das sich bundesweit als
Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes mellitus versteht. Das DDZ
leitet federführend die multizentrisch aufgebaute Deutsche Diabetes-
Studie, gehört der „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“
(WGL) an und ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD
e. V.).

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