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Krebs der Speiseröhre: Präzisionschirurgie ermöglicht große Therapiefortschritte

Krebs der Speiseröhre ist eine gefürchtete Diagnose. Denn oft ist es
nötig, in ausgedehnten und belastenden Operationen viel Gewebe zu
entfernen. Dies kann erhebliche Funktionseinbußen und Einschränkungen zur
Folge haben, etwa Schluckbeschwerden oder eine Verletzung des
Bronchialbaums in der Lunge. Gleichzeitig ist die Prognose eher schlecht,
nur etwa 25 Prozent der Erkrankten leben 5 Jahre nach der Diagnose noch.
Doch mittlerweile etabliert sich in spezialisierten Zentren eine
personalisierte multimodale Krebschirurgie. Mit dem Erfolg, dass
Patientinnen und Patienten nach ihrer Krebsdiagnose heute oft länger und
mit höherer Lebensqualität leben – oder gar geheilt werden.

Im Jahr 2020 erkrankten etwa 5.660 Männer und über 1.700 Frauen an Krebs
der Speiseröhre, gut 4.600 Männer und 1.400 Frauen starben an den
bösartigen Wucherungen (1). Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen
Rauchen, Alkohol, Übergewicht und der sogenannte Reflux. Hier fließt
regelmäßig der stark säurehaltige Magensaft in die Speiseröhre zurück,
Betroffene spüren es durch chronisches Sodbrennen.

Die Entscheidung zur jeweiligen Therapie ist komplex und individuell
Patienten-bezogen
„Die klassische Therapie besteht in der Regel aus einem großen
viszeralchirurgischen Eingriff. Dabei werden anteilig die Speiseröhre mit
dem Tumor und sämtliche in der Nähe befindlichen Lymphknoten vollständig
entfernt“, sagt Professorin Dr. med. Christiane Bruns, Direktorin der
Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Tumor- und Transplantationschirurgie der
Uniklinik Köln und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
(DGCH) 2023/2024. Doch es gibt Fortschritte in der Therapie. „Mittlerweile
richten wir uns bei der Behandlung von Tumoren im Verdauungstrakt sehr an
den Voraussetzungen jedes einzelnen Patienten aus“, so die
Viszeralchirurgin, die auch stellvertretende Leiterin des Centrums für
Integrierte Onkologie (CIO) Köln ist. „So schauen uns dazu etwa die
molekulare Charakteristik des Tumors an“, führt Bruns weiter aus. „Daraus
können wir schließen, auf welche Medikamente der Krebs ansprechen wird und
wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass er im Körper streut.“ Wichtig
seien zur Planung der Behandlung neben Lage und Ausbreitung des Tumors
auch die Konstitution sowie die Vorerkrankungen der Patienten. Auch ihre
Wünsche im Hinblick auf Lebensqualität und Lebenszeit spielen eine Rolle.

Die Therapieentscheidung bestimmen des Weiteren auch Fragen wie: „Kann man
noch beobachtend abwarten (‚active surveillance‘)?“, „Inwieweit ist es
möglich, das Organ bei der Operation zu erhalten beziehungsweise wie
aggressiv muss man Gewebe entfernen?“, „Welche Strahlen-, Chemo- oder seit
Neuestem auch Immuntherapeutika gibt man zu welchem Zeitpunkt?“ Ist der
Entschluss zur Operation getroffen, stehen die offene Chirurgie,
minimalinvasive Verfahren sowie die robotisch unterstützte Chirurgie zur
Wahl.

Robotisch-unterstützte Chirurgie kann den entscheidenden Unterschied zu
mehr oder weniger Lebensqualität nach der OP ausmachen
„Im Gegensatz zur offenen Chirurgie hat die minimalinvasive Roboter-
unterstützte Chirurgie beim Speiseröhrenkrebs viele Vorteile“, sagt Bruns.
„Diese ermöglicht eine mehrfache Vergrößerung des Operationsgebiets und
bietet damit eine deutlich übersichtlichere Darstellung sämtlicher
Strukturen. Zudem kann man mithilfe der Kameras Blickwinkel einstellen,
die man bei der herkömmlichen Chirurgie so nicht hat.“ Mittlerweile kommen
auch neuartige und speziell für die Mikrochirurgie konzipierte
Operationsroboter, die mit einem robotischen Mikroskop vernetzt sind, zum
Einsatz. Mit ihrer Hilfe können so feinste anatomische Strukturen wie
beispielsweise Blutgefäße, Nerven oder Lymphbahnen mit einem Durchmesser
von oft nur 0,3 Millimetern wieder miteinander verbunden werden. Eine
Präzision, die Nerven, Gefäße und andere empfindliche Strukturen auch bei
radikalen Operationen bestmöglich schont. „Das kann nachher den
entscheidenden Unterschied zu mehr oder weniger Lebensqualität ausmachen,
etwa beim Transportieren des Speisebreis zum Magen“, erklärt die
Chirurgin.

Die Grenzen der operativen und onkologischen Therapie verschieben sich
immer mehr
Durch die neuen Ansätze einer personalisierten und hochpräzisen
Tumorchirurgie verschieben sich die Grenzen der operativen und
onkologischen Therapie. „Bereits heute können wir einzelnen Betroffenen
mit einer nur gering gestreuten Tumorerkrankung im Magen-Darm-Trakt ohne
große Dynamik – einer sogenannten Oligometastasierung – eine längere
Überlebenszeit bieten. Auf dieser Basis – sie umfasst klinische Studien
sowie molekularbiologische Forschung – entwickeln wir ein besseres
Verständnis für die Besonderheiten dieser Krebszellen“, führt Professorin
Bruns aus. Sie hofft, künftig damit auch Patienten mit deutlich weiter
fortgeschrittenen Tumorerkrankungen eine bessere Prognose bieten zu
können.

Die weitere Anfahrt in ein Tumorzentrum zahlt sich meist aus
All dies setzt jedoch voraus, dass sich die Betroffenen zur Behandlung in
ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Tumorzentrum
begeben. „Damit sind hohe Fallzahlen und eine entsprechend große Erfahrung
gegeben. Es wird in Prozessen gedacht und in optimaler interdisziplinärer
Infrastruktur im Sinne jedes einzelnen Patienten gehandelt“, so Bruns. Und
nur hier finden sich gebündelte fachübergreifende Expertise bis hin zur
kostspieligen Ausstattung mit neuester Medizintechnik. „Ein Zentrum kann
den Unterschied machen, ich rate deshalb allen Betroffenen, im Zweifel
eine weitere Anfahrt dafür in Kauf zu nehmen.“

„Die geplante Krankenhausreform berücksichtigt die Zentralisierung von
komplexen Leistungen. Ich bin gespannt, wie personalisierte Therapien, die
ja auch ein interdisziplinäres Vorgehen erfordern, umgesetzt werden
können“, kommentiert Professor Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen
Generalsekretär der DGCH.

Auch auf der Online-Pressekonferenz am 15. April von 10.00 bis 11.30 Uhr
des teilhybriden 141. Deutschen Chirurgie Kongresses (DCK 2024) sind
Therapiefortschritte bei der Behandlung von Tumoren des Magen-Darm-Trakts
durch personalisierte Präzisionschirurgie ein Thema. Der Kongress findet
vom 24. bis 26. April 2024 in Leipzig statt. Zuvor gibt es vom 16. bis 18.
April 2024 das ausschließlich digitale Format DCK.digital mit Nachmittags-
und Abendsitzungen.

Quellen:
(1)
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Speiseroehrenkrebs/speiseroehrenkrebs.html

Terminhinweis Gastvortrag auf dem DCK 2024

Are we ready for clinical surgical AI?
Prof. Dr. Lena Maier-Hein*
Geschäftsführende Direktorin NCT Heidelberg, Leiterin der Abteilung
Intelligente Medizinische Systeme am DKFZ
Termin: Mittwoch, 24 April, 17.10 bis 18.45 Uhr
Ort: Saal 1, HYBRID/LIVESTREAM

*Prof. Dr. Lena Maier-Hein hat für ihre Pionierarbeit zur
Methodenentwicklung der KI-basierten Bildgebung bei onkologischen
Operationen soeben den Deutschen Krebspreis 2024 in der Kategorie
"Translationale Krebsforschung" erhalten.

Ausgewählte Terminhinweise Sitzungen zu chirurgischen Eingriffen im
Verdauungstrakt auf dem DCK 2024

Aktuelle Studien in der Magen- und Ösophaguschirurgie (CAOGI)
Termin: Mittwoch, 24. April, 08.00 bis 09.00 Uhr
Ort: Plenar 1 (Übertragung via Livestream vom DCK 2024-Kongress in
Leipzig)
•       Defining Benchmarks for Gastric Cancer Surgery - A Global
Multicenter Analysis
•       Watchful Waiting versus Operation bei klinischen "Complete
Respondern"
•       Aktuelle Studien zu chirurgischen Techniken
•       Treatment of EGJ Cancer within or outside Clinical Trials - what
are the outcomes?
Link: https://apps.m-anage.com/dck2024/de-DE/pag/session/112738

Komplikationsmanagement in der Ösophaguschirurgie
Termin: Mittwoch, 24. April, 09.15 bis 10.45 Uhr
Ort: Plenar 1
•       Intraoperative Komplikationen – was ist typisch und was ist zu
tun?
•       Management der Duodenalstumpfinsuffizienz
•       Postoperatives Komplikationsmanagement – endoskopisch
•       Bronchusverletzungen – wie behandeln und wann Tracheotomie?
•       Hiatal Herniation after minimally invasive esophagectomy –
Treatment pathway and the role of robotic surgery
Link: https://apps.m-anage.com/dck2024/de-DE/pag/presentation/656032

Academic surgical oncology – integrated approach from basic research to
clinical health care for upper GI and HPB cancer
Termin: Donnerstag, 25. April, 08.00 bis 08.15 Uhr
Ort: Mehrzweckfläche (MZF) 3 (Übertragung via Livestream vom DCK
2024-Kongress in Leipzig)
Teil der Session: Joint JSS/DGCH Session
Link: https://apps.m-anage.com/dck2024/de-DE/pag/presentation/659106

Die Entwicklung der Ösophagustumorchirurgie – von Pioniertaten zu High-
Tech
Termin: Donnerstag, 25. April, 09.15 bis 09.36 Uhr
Ort: Saal 1 (Übertragung via Livestream vom DCK 2024-Kongress in Leipzig)
•       Teil der Session: Geschichte der Chirurgie aktuell
Link: https://apps.m-anage.com/dck2024/de-DE/pag/presentation/657286

TIVITA - HSI Ösophaguskarzinom
Termin: Donnerstag, 25. April, 17.42 bis 17.51 Uhr
Ort: Saal 1 (Übertragung via Livestream vom DCK 2024-Kongress in Leipzig)
•       Teil der Session: CTAC Preisträgersitzung - Innovationen für die
digitale Chirurgie
Link: https://apps.m-anage.com/dck2024/de-DE/pag/session/112820

Onkologische Viszeralchirurgie – Aktuelle Publikationen, die man kennen
muss!
Termin: Freitag, 26. April, 11.15 bis 12.45 Uhr
Ort: Mehrzweckfläche (MZF) 3 (Übertragung via Livestream vom DCK
2024-Kongress in Leipzig)
•       Hepatobiliäre Chirurgie
•       Chirurgie des unteren Gastrointestinaltraktes
•       Chirurgie des oberen Gastrointestinaltraktes
•       Studienlage OGI onkologisch - was man wissen muss
•       Endokrine Chirurgie
Link: https://apps.m-anage.com/dck2024/de-DE/pag/session/112889

State of the art in Gl surgery - today and tomorrow
Termin: Freitag, 26. April, 14.00 bis 15.30 Uhr
Ort: Mehrzweckfläche (MZF) 3 (Übertragung via Livestream vom DCK
2024-Kongress in Leipzig)
State of the art in colon cancer surgery
•       Surgery in Crohn´s disease – state of the art
•       Gastric cancer – the Asian perspective
•       State of the art in esophageal cancer surgery in Europe
Link: https://apps.m-anage.com/dck2024/de-DE/pag/session/112850

****************************************************************
Online-Pressekonferenz anlässlich
des 141. Deutschen Chirurgie Kongresses (DCK 2024)
„Gemeinsam lernen und heilen“

Termin: 15. April 2024, 10.00 bis 11.30 Uhr
Link zur Teilnahme:
https://attendee.gotowebinar.com/register/4565734566190714717

Vorläufige Themen und Referenten:

141. Deutscher Chirurgie Kongress (DCK 2024): Highlights
Professorin Dr. med. Christiane Bruns
Direktorin der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Tumor- und
Transplantationschirurgie der Uniklinik Köln und stellvertretende Leiterin
des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) Köln
DGCH-Präsidentin 2023/2024

Innovationen in der Chirurgie: personalisierte Präzisionschirurgie,
Prähabilitation, Robotik, VR und KI am Beispiel Speiseröhrenkrebs
Professorin Dr. med. Christiane Bruns

Diagnose Bauchfellkrebs: State of the Art der Therapie
Professor Dr. med. Dr. h.c. Pompiliu Piso
Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Krankenhaus
Barmherzige Brüder Regensburg
DGAV-Präsident

Gesundheitsrisiko Kinderspielzeug – Update aus Sicht der Kinderchirurgie
Professorin Dr. med. Felicitas Eckoldt
Klinikdirektorin, Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Jena

Kriegs- und Katastrophenverletzungen – für den Ernstfall bereit sein: Was
erwartet Chirurginnen und Chirurgen?
Professor Dr. Dietmar Pennig
Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und
Unfallchirurgie (DGOU)

Krankenhausreform: jetzt die Weichen für eine gute Versorgung in der
Chirurgie auch morgen sicherstellen
Professor Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen
Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)

Anpassung der chirurgischen Weiterbildung im Rahmen der Krankenhausreform:
notwendige Schritte
Professor Dr. med. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer
Präsident Bundesverband der Deutschen Chirurgie (BDC)

Moderation: Dr. Adelheid Liebendörfer, Pressestelle DCK 2024

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Herausragende Forscher*innen in der Onkologie mit dem Deutschen Krebspreis ausgezeichnet

Für ihre exzellenten Arbeiten in der Krebsmedizin und -forschung erhalten
Prof. Dr. Michaela Frye, Prof. Dr. Lena Maier-Hein, beide Deutsches
Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg, und Prof. Dr. Claus Rödel,
Universitätsklinikum Frankfurt, den Deutschen Krebspreis 2024. Der Preis
der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebsstiftung zählt zu
den höchsten Auszeichnungen in der Onkologie und wird jährlich in den
Sparten „Experimentelle Forschung“, „Translationale Forschung“ und
„Klinische Forschung“ vergeben. Im Rahmen des diesjährigen Deutschen
Krebspreises erhält Prof. Dr. Stephanie Stock von der Uniklinik Köln den
Sonderpreis „Versorgungsforschung“, der erstmalig vergeben wird.

Neuartige therapeutische Strategien auf Basis von RNA-Modifikationen

In der Kategorie „Experimentelle Forschung“ erhält Michaela Frye, Leiterin
der Abteilung „Regulatorische Mechanismen der Genexpression“ am DKFZ, den
Deutschen Krebspreis für ihre wegweisenden Forschungsarbeiten über
chemische RNA-Modifikationen, die zur Entwicklung von Krebs,
Metastasierung und Therapieresistenz beitragen. Die Arbeitsgruppe von Frye
ist führend in diesem Forschungsgebiet. Frye wies beispielsweise erstmalig
nach, dass Mutationen in RNA-modifizierenden Enzymen Erkrankungen
verursachen können. Sie entdeckte dabei neue biologische Mechanismen, die
entscheidend zur Tumorentwicklung und zur Chemotherapie-Resistenz
beitragen. Unter anderem zeigte das Team um Frye, dass spezifische RNA-
Modifikationen in Mitochondrien – Zellorganellen, die auch als Kraftwerke
der Zelle bezeichnet werden – an der Metastasenbildung maßgeblich
beteiligt sind. Aggressive, metastatische Krebszellen nutzen
Mitochondrien, um ihren Energiestoffwechsel dynamisch an neue zelluläre
Umgebungen anzupassen. Mitochondriale RNA-Modifikationen fördern die
Ausbreitung von Krebszellen, indem sie die Proteinsynthese antreiben und
dabei die metabolische Flexibilität von aggressiven, invasiven und
metastasierenden Kopf-Hals-Karzinomen erhöhen. Inhibitoren mitochondrialer
RNA-Modifikationen könnten daher ein neues Behandlungskonzept gegen
Metastasenbildung darstellen.

Neue Methoden der KI-gestützten Bildgebung in der onkologischen Chirurgie
etabliert

Die diesjährige Krebspreisträgerin für „Translationale Forschung“, Lena
Maier-Hein, hat Pionierarbeit zur Methodenentwicklung der KI-basierten
Bildgebung bei onkologischen Operationen geleistet. Die
Diplominformatikerin leitet am DKFZ die Abteilung „Intelligente
Medizinische Systeme“ und ist geschäftsführendes Direktoriumsmitglied des
Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg. Maier-Hein
ist als Professorin sowohl an der Medizinischen Fakultät als auch an der
Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität Heidelberg tätig.
Ihre Forschung trägt maßgeblich dazu bei, dass die onkologische Chirurgie
nicht nur von exzellenter individueller Expertise des Operateurs abhängt,
sondern dass zunehmend auch die KI nutzenbringend zum Einsatz kommt. Die
von Maier-Hein entwickelten KI-basierten Methoden eröffnen eine völlig
neue Art der intra-operativen Bildgebung, die in Echtzeit sowohl Struktur
als auch Funktion von Gewebe darstellt. Der Einsatz von KI könnte so
Abläufe während der Operation optimieren und die Behandlungsqualität für
Krebspatient*innen verbessern. Zudem haben ihre Arbeiten zur klinisch
relevanten Validierung von KI-Algorithmen neue Maßstäbe in der
translationalen medizinischen Bildverarbeitungsforschung gesetzt.

Therapieoptimierung des Rektumkarzinoms durch Vielzahl von Studien

Die Auszeichnung mit dem Deutschen Krebspreis in der Kategorie „Klinische
Forschung“ erhält Claus Rödel, Direktor der Klinik für Strahlentherapie
und Onkologie am Universitätsklinikum Frankfurt sowie Professor an der
Goethe-Universität und Direktoriums-Mitglied des Universitären Centrums
für Tumorerkrankungen (UCT) Frankfurt. Er ist ein international
renommierter Experte für die multimodale Behandlung des Rektumkarzinoms
und langjähriger Sprecher der German Rectal Cancer Study Group (GRCSG). In
Kooperation mit der Assoziation Chirurgische Onkologie sowie den
Arbeitsgemeinschaften Internistische Onkologie und Radiologische Onkologie
der Deutschen Krebsgesellschaft hat die GRCSG in den vergangenen 25 Jahren
eine Vielzahl prospektiver, randomisierter Studien zur Therapieoptimierung
des Rektumkarzinoms durchgeführt. Diese fanden weltweit Beachtung und
führten teilweise zur Etablierung neuer Standardtherapien, wie
beispielsweise die neoadjuvante Radiochemotherapie vor Operation oder die
Entwicklung der sogenannten „totalen neoadjuvanten Therapie“. Nach diesen
neoadjuvanten Behandlungskonzepten kann unter bestimmten Voraussetzungen
eine Operation vermieden und ein Organerhalt ermöglicht werden. Dies hat
die Behandlungsoptionen bei Patient*innen mit Rektumkarzinom entscheidend
erweitert.

Sonderpreis für „Versorgungsforschung“: verbesserte Versorgung von Frauen
mit erblicher Belastung für Brust- und Eierstockkrebs

Erstmalig wird im Rahmen des Deutschen Krebspreises ein Sonderpreis für
„Versorgungsforschung“ vergeben. Dieser geht an Stephanie Stock für ihre
Pionierarbeit zur Stärkung der Patient*innenzentrierung sowie zur
Kompetenzsteigerung der Pflegefachkräfte in der onkologischen Versorgung.
Die Professorin für angewandte Gesundheitsökonomie und patientenzentrierte
Versorgung und Kommissarische Leiterin des Instituts für
Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie an der Uniklinik Köln
konnte mit ihrer Forschung die Versorgung von Frauen mit einer erblichen
Belastung für Brust- und Eierstockkrebs erheblich verbessern. Frauen mit
einer nachgewiesenen BRCA1/2-Mutation haben ein erhöhtes Risiko, an Brust-
oder Eierstockkrebs zu erkranken. Sie haben mehrere Optionen zur
Prävention, hierzu zählt etwa eine intensivierte risikoadaptierte
Früherkennung oder auch eine Mastektomie, eine vollständige oder teilweise
Entfernung der Brust. Mit ihrer Arbeit fördert Stock die
Gesundheitskompetenz der Betroffenen sowie die partizipative
Entscheidungsfindung. Unter ihrer Leitung wurde das erste evidenzbasierte
Entscheidungscoaching für Frauen mit einer BRCA1/2-Mutation entwickelt,
das in Deutschland vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) zur
Implementierung in die Regelversorgung empfohlen wurde.

Der Deutsche Krebspreis
Der Deutsche Krebspreis wird seit 1986 jährlich zu gleichen Teilen für
hervorragende Arbeiten im deutschsprachigen Raum verliehen:
- in der experimentellen onkologischen Grundlagenforschung
(experimenteller Teil),
- in der translationalen Forschung (Transfer experimenteller
Forschungsergebnisse in den klinischen Bereich),
- in der Tumordiagnostik und -behandlung (klinischer Teil).

Jede Kategorie ist mit 7.500 Euro dotiert. Stifter des Deutschen
Krebspreises sind die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche
Krebsstiftung. Mehr auf https://www.deutscher-krebspreis.de

Wissen aus erster Hand – die Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation
des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte
wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum.
Die über 8.300 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die 16
Landeskrebsgesellschaften und 36 Fördermitglieder sind in der Erforschung
und Behandlung von Krebserkrankungen tätig. Die DKG engagiert sich für
eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin,
Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist
Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen
Dekade gegen Krebs“.
https://www.krebsgesellschaft.de/

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Herzkreislauf-Erkrankungen bleiben Deutschlands größte medizinische Herausforderung

Zusammenfassung der Vorträge im Rahmen der Pressekonferenzen zur 90.
Jahrestagung der DGK. Die vollständigen Pressestatements sowie die
Aufzeichnung der Konferenz unter den Links am Ende der Mitteilung.

Düsseldorf/Mannheim, 8. April 2024 – Die 90. Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Kardiologie lockte mehr 7.800 Besucherinnen und Besucher
ins Congress Center Rosengarten in Mannheim. An den vier Kongresstagen vom
3. bis 6. April fanden insgesamt 339 wissenschaftliche, teils
internationale Sitzungen statt. Im Rahmen von zwei Pressekonferenzen
gingen namhafte Referentinnen und Referenten auf die aktuellen Themen in
der Kardiologie ein.

Am Mittwoch startete der Kongress mit der Eröffnungs-Pressekonferenz.
Tagungspräsident Prof. Christoph Maack referierte zum Thema
„Schnittstellen der kardiovaskulären Medizin“. Viele Forschungsbereiche
der kardiovaskulären Medizinbeschäftigen sich aktuell mit der
„Kommunikation“ zwischen Herz und anderen Organen, da Herzerkrankungen mit
zahlrechen Gesundheitsstörungen anderer Organe zusammen auftreten. Aber
auch Umweltenflüsse, wie klimatische Veränderungen haben einen starken
Einfluss auf die Herzgesundheit, weswegen zukünftig noch stärker die
Schnittstelle „Mensch und Umwelt“ auch in der Kardiologie verankert werden
müsse.

Zu den aktuellen Projekten und Entwicklungen der Nationalen Herz-Allianz
informierte Past-Präsident Prof. Stephan Baldus. Er mahnte an, dass
Deutschland im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern ein
gesteigertes Risikopotenzial für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweise. Das
liege vor allem an einer schlechten Prävention und Früherkennung, weswegen
die NHA derzeit verschiedene Projekte anstößt, um Verbesserungen in diesen
Bereichen zu erzielen.

Über die Prävention bei Fettstoffwechselerkrankungen sprach Prof. Ulf
Landmesser in seinem Vortrag „Prävention und Lipide von VRONI bis Lipid
Snapshot“. Diese sei eine der Hauptursachen für Verkalkungen und
Verengungen der Herzkranzgefäße, was zur Ausbildung einer koronaren
Herzerkrankung (KHK) führt. Mit VRONI zur Früherkennung der familiären
Hypercholesterinämie und der Lipid Snapshot-Studie zur Zielwerterreichung
bei Hyperlipidämie laufen hierzu aktuell zwei Projekte. Diese sollen mehr
Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema lenken und die
Patientenversorgung verbessern.

Um die koronare Herzerkrankung ging es auch im Vortrag des amtierenden
DGK-Präsidenten Prof. Holger Thiele. In seinem Vortrag zum Thema „Moderne
Diagnostik der chronischen KHK“ machte er auf die Wichtigkeit einer
präzisen und interdisziplinären Befundung von Schnittbildverfahren
aufmerksam, um sowohl schwere Erkrankungen zweifelsfrei zu erkennen als
auch eine Überdiagnostik und nicht-indizierte Behandlungen zu vermeiden.

Die Fachpressekonferenz am Donnerstag mit dem Titel „Besonderes
Studienjahr 2023 – Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick“ eröffnete
Prof. Nikolaus Marx. Er referierte in seinem Vortrag über die „Bedeutung
von GLP-1-Rezeptor-Agonisten bei SELECT und STEP-HF“. Insbesondere die
Rolle von Semaglutid in der Therapie von HFpEF-Patientinnen und -Patienten
mit Adipositas stand hierbei im Fokus.

Nach den Erkenntnissen aus ORBITA-2 und anderen Studien ist die „PTCA nun
doch wirksam“. Die Diskussion hierüber vertiefte Frau Prof. Tanja Rudolph.
In ihrem Vortrag erklärte sie, wann bei einer Angina Pectoris eine
medikamentöse Therapie oder eine PTCA angezeigt sei, und was dies für
behandelnde Ärztinnen und Ärzte bedeuten könne.
Zu Risiken und Nebenwirkungen, aber auch zu Chancen bei neuen
Antikoagulanzien wie DOAKs und Faktor-XIa-Inhibitoren referierte Prof.
Thorsten Lewalter. Er stellte die wichtigsten Erkenntnisse aus AZALEA und
weiteren Studien vor.

Renale Denervation als neu zugelassene Therapie-Option bei Bluthochdruck
war das Thema des Vortrags von Prof. Felix Mahfoud mit dem Titel
„Interventionelle Hochdrucktherapie: Empfehlungen nach Studien und
erfolgter Zulassung“. Das minimalinvasive Verfahren wurde kürzlich von der
FDA als Therapie zugelassen. Sie wird auch in Europa durch neue Leitlinien
empfohlen und wohl etablierte Praxis bei schwer kontrollierbarer
Hypertonie werden können. Zudem werde es aktuell auch für andere
Indikationen wie Arrhythmien und Herzinsuffizienz geprüft.

Die vollständigen Pressestatements der Referentinnen und Referenten zu
ihren Vorträgen stehen unter https://herzmedizin.de/meta/presse/dgk-
jahrestagung-2024.html
zur Ansicht und zum Download zur Verfügung. Die
Videoaufzeichnungen der Pressekonferenzen können außerdem auf https://dgk
.meta-dcr.com/jt2024/library/events angesehen werden.

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Parlamentarischer Abend: Fachvertretende erläutern drängende Themen zur Frauengesundheit

Unter dem Motto „Gemeinsam stark für die Frauengesundheit -
Zukunftssichere
flächendeckende Strukturen für Geburtshilfe, Gynäkologie und
Endokrinologie“ nutzten
Fachvertretende aus der Frauenheilkunde den Parlamentarischen Abend 2024
in Berlin, um
Gästen aus der Politik drängende Probleme und innovative Konzepte zur
Versorgung von
Patientinnen und ihren Kindern in Deutschland zu präsentieren und
gemeinsam Lösungen zu
diskutieren.

Berlin, im März 2024 – Auf dem ersten Parlamentarischen Abend nach der
Pandemie kamen Fachvertretende der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie
und Geburtshilfe e.V. (DGGG) mit Gästen aus der Politik in Berlin zum
fachlichen Austausch zusammen. Im Zentrum der Debatte stand die aktuelle
Krankenhausreform und die damit verbundenen Bestrebungen für eine
Teilambulantisierung von klinisch erbrachten Leistungen und die Einführung
von HybridDRGs sowie die Neustrukturierung der klinischen Geburtshilfe in
Deutschland.

„Der Dialog mit der Politik ist für uns elementar wichtig, um
gesetzgeberische Initiativen im Sinne unserer Patientinnen mit der
Versorgungswirklichkeit abzugleichen und unsere Fachempfehlungen bereits
im Vorfeld einzubringen. Auch mit Blick auf die aktuellen
Herausforderungen im Gesundheitswesen freuen wir uns auf weiterführende
Hintergrundgespräche.“
- Prof. Barbara Schmalfeldt, DGGG-Präsidentin

Keine ausreichenden Strukturen für eine Ausweitung ambulanter Operationen
in Deutschland vorhanden

Die Fachvertretenden warnten die Gäste aus der Politik am Beispiel der
gynäkologischen Onkologie vor negativen Auswirkungen der Ambulantisierung,
die derzeit umgesetzt wird, ohne vorher die dafür nötigen Strukturen
geschaffen zu haben. Dazu gehören u.a. die präoperative Aufklärung
(Edukation der Patienten und ihres Umfeldes) und die postoperative
Betreuung am Wohnort durch Fachpersonal. Des Weiteren müssen die gesamten
komplexen Behandlungsfelder abgebildet werden, die bisher stationär
erfolgen. Bei onkologischen Erkrankungen beispielsweise schließt dies eine
qualifizierte psychoonkologische und psychosoziale Versorgung ein, die im
ambulanten Bereich derzeit nicht existiert. Ebenso muss eine zuverlässige,
sektorenübergreifende Qualitätssicherung etabliert werden. Zudem
befürchten die Fachvertretenden ein „Rosinenpicken“. Komplikationsarme
Operationen
könnten in den ambulanten Bereich verlagert werden, wobei komplexe
Operationen in der
Klinik verbleiben. Die Folge sei unter anderem eine Unterfinanzierung
durch eine verzerrte
Mischkalkulation von ambulanten Erlösen und Hybrid-DRGs. Des Weiteren ist
ein Verlust an Qualifikation und qualifiziertem Personal in den Kliniken
zu befürchten und eine Verknappung der ärztlichen Aus- und Weiterbildung,
die überwiegend im stationären Bereich erfolgt. Die Entscheidung über
ambulante oder stationäre Leistungserbringung soll mit Blick auf die
Patientinnensicherheit grundsätzlich durch die behandelnden Ärztinnen und
Ärzte erfolgen. So lautet eine fachliche Kernempfehlung. Notwendig seien
zudem Netzwerke und geregelte, barrierefreie Versorgungswege im Fall von
Komplikationen. Bis zu 6% der ambulanten Operationen in der Gynäkologie
werden aufgrund von unerwünschten Ereignissen in ein stationäres Setting
übergeleitet. Krankenhäuser sind hierfür ausgerüstet und müssen in diese
Netzwerke zwingend eingebunden sein.

„Ambulantisierung ist möglich und sinnvoll, wenn zuerst die nötigen
Strukturen geschaffen werden. Die aber existieren in Deutschland erst
rudimentär.“
- Prof. Anton J. Scharl, DGGG-Vizepräsident

Zentrenmodell als Antwort auf ungeordnete Kreißsaalschließungen

Mit Blick auf zukunftssichere Strukturen in der klinischen Geburtshilfe
stellten die Fachvertretenden der DGGG e.V. ein Zentrenmodell vor, das im
Rahmen regionaler Versorgungspläne angewendet werden kann. Das zugrunde
liegende Positionspapier (1) ist ein fachlich fundiertes Angebot, um
ungeordnete Kreißsaalschließungen zu verhindern. Das Modell ermöglicht
bundesweit eine selbstbestimmte individuelle Geburtshilfe bei maximaler
Sicherheit. Es schafft attraktive Arbeitsplätze für alle beteiligten
Berufsgruppen und vernetzt die Niedrig- und Hochrisikogeburtshilfe und
Betreuung von Schwangeren. Innerhalb der Zentren kann, so die DGGG-
Empfehlung, exzellente Geburtshilfe angeboten werden. Das reiche dann
unter einem Dach von primär hebammengeleiteter (low-risk) Geburtshilfe bis
zu primär ärztlich geleiteter (high-risk) Geburtshilfe. Mit Blick auf die
Sicherheit von Mutter und Kind sollte hebammengeleitete Geburtshilfe
ausschließlich mit direktem Übergang in eine perinatologische Versorgung
angeboten werden, lautete eine nachdrückliche Fachempfehlung. Nur in
diesem Setting können Notfälle gemanagt werden.

„Die Neustrukturierung der geburtshilflichen Versorgung ist dringend
erforderlich. Eine Zentralisierung mit Satellitenkliniken und
Versorgungszentren stellt einen adäquaten Lösungsansatz dar, um die
Sicherheit von Gebärenden und ihren Kindern bundesweit flächendeckend zu
gewährleisten.“
- Prof. Angela Köninger, DGGG-Vorstandsmitglied

Fertilitätserhalt vor einer Krebsbehandlung wird nicht für alle Menschen
erstattet

Hinsichtlich der Sicherstellung der Fertilität nach Therapie eines
Karzinoms, einer Stammzelltherapie oder Entfernung der Eierstöcke bzw.
Hoden machten die Fachvertretenden auf Defizite in der Kostenerstattung
aufmerksam. Für Patientinnen mit Hormonrezeptor positivem Brustkrebs, der
etwa 40% aller Fälle ausmacht, gebe es aktuell keine Erstattung durch die
Krankenkassen. Ebenfalls ausgeschlossen seien Kinder vor Einsetzen der
Pubertät und Patientinnen, die an Universitätskliniken behandelt werden.
Diese Lücke gelte es zeitnah zu schließen.

Ärztliche Aus- und Weiterbildung gefährdet

Die ärztliche Aus- und Weiterbildung ist die Voraussetzung für ein
nachhaltiges Gesundheitssystem. Aus- und Weiterbildung und entsprechende
Qualifizierung findet im operativen Bereich fast ausschließlich in den
Kliniken statt. Ein Mangel an Fachärzten und Spezialisten bedroht bereits
heute die medizinische Versorgung. Beispielsweise ist zu befürchten, dass
bereits in wenigen Jahren die Zahl hochqualifizierter Operateure nicht
mehr ausreicht, um die minimale Ausstattung zertifizierter onkologischer
Zentrumsstrukturen zu erfüllen. Das Problem ist, dass ärztliche Aus- und
Weiterbildung bei der Reformierung der Krankenhausstrukturen nicht
mitgedacht wird. Sie ist seit Jahren nicht finanziell abgebildet. Aus- und
Weiterbildung ist „kein Produkt der ärztlichen Tätigkeit“, sondern
bedeutet zeitlichen und finanziellen Aufwand. Dieser ist in der
Erlössystematik der Kliniken nicht ausreichend berücksichtigt. Auch bei
den derzeitigen Planungen der Krankenhaustrukturreform gehört sie nicht zu
den prioritär zu erfüllenden Bedarfen, sondern wird allenfalls im
Nebensatz als „auch noch relevant“ erwähnt. Aus Sicht der Fachvertretenden
der Frauenheilkunde muss die Nachwuchsgewinnung und die Aus- und
Weiterbildung aber bei jeder Reform des Gesundheitswesens primär
mitgedacht werden.

Endokrinologische Weiterbildung findet in Deutschland nur noch marginal
statt

Notwendig sei zudem die zeitnahe Schaffung neuer Lehrstühle und
Sektionsstrukturen an
Universitätsfrauenkliniken. Letzteres, weil die endokrinologische
Weiterbildung während der Facharztweiterbildung nur rudimentär
stattfindet. Die Arbeitsgemeinschaft Universitärer
Reproduktionsmedizinischer Zentren (AG URZ) fordert in ihrer von der DGGG
e.V. mitgetragenen Stellungnahme „Situationsbeschreibung, zukünftige
Herausforderungen und Vorschläge zur Stärkung der universitären
Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin – das Marburger
Manifest“2 einen Schulterschluss von Politik und Wissenschaft, um die
Schaffung neuer Lehrstühle und Sektionsstrukturen zur Aufhebung des
akademischen Defizits in der medizinischen Ausbildung zu Gynäkologischer
Endokrinologie und Reproduktionsmedizin zu beheben.

Literatur

1 https://www.dggg.de/stellungnahmen/fachempfehlung-modelle-zu-
versorgungsstrukturen-in-der-klinischen-geburtshilfe-in-deutschland

2 https://www.dggg.de/stellungnahmen/stellungnahme-marburger-manifest

Originalpublikation:
https://www.dggg.de/presse/pressemitteilungen-und-nachrichten
/fachvertretende-erlaeutern-draengende-themen-zur-frauengesundheit

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