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Deutschlandweit einzigartig: Prof. Dr. Heike Rittner übernimmt den Lehrstuhl für Schmerzmedizin

Zum 1. November hat Prof. Dr. Heike Rittner den neu eingerichteten
Lehrstuhl für Schmerzmedizin an der Medizinischen Fakultät übernommen. Es
ist der bislang einzige Lehrstuhl dieser Art in Deutschland / Vielfältige
Angebote für Patienten / Etablierte Forschungsgruppe

Würzburg. Die Universitätsmedizin Würzburg stärkt die Schmerzmedizin. Zum
1. November hat Prof. Dr. Heike Rittner den neu eingerichteten Lehrstuhl
für Schmerzmedizin an der Medizinischen Fakultät übernommen. Es ist der
bislang einzige Lehrstuhl dieser Art in Deutschland.

Prof. Rittner leitet seit 2021 das Zentrum für interdisziplinäre
Schmerzmedizin (ZiS) der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie,
Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am
Universitätsklinikum Würzburg, zudem ist sie Wissenschaftliche
Koordinatorin der Klinischen Forschungsgruppe KFO5001 „ResolvePAIN“. Dort
werden die Mechanismen der Schmerzauflösung untersucht. „Mit dem nun
etablierten Lehrstuhl wird die Bedeutung der Schmerzmedizin am Standort
Würzburg nochmals deutlich gestärkt. Das ist auch eine große Anerkennung
für die Forschungsgruppe und für die Arbeit des Zentrums am
Universitätsklinikum“, betont der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof.
Dr. Matthias Frosch.

Molekulare Mechanismen im Blickpunkt

In der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten
Forschungsgruppe steht die Frage im Vordergrund, warum bei manchen
Menschen Schmerzen trotz bestehender Schäden abklingen, während bei
anderen Patienten die Schmerzen chronisch werden. „Dabei wollen wir
speziell die molekularen Mechanismen der Schmerzauflösung besser
verstehen, um personalisiert und passgenau zu therapieren. Das wird in den
kommenden Jahren ein wichtiger Forschungsschwerpunkt bleiben“, erklärt
Prof. Rittner. Insgesamt neun Arbeitsgruppen umfasst die Forschungsgruppe.

Im Bereich der Krankenversorgung umfasst das ZiS am UKW verschiedene
Schwerpunkte. Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachdisziplinen und
Therapeutinnen und Therapeuten unterschiedlicher Berufsgruppen arbeiten
hier Hand in Hand. Neben der ambulanten Behandlung bietet die eigene
Schmerztagesklinik auch ein Angebot für Patientinnen und Patienten an, die
eine interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie benötigen. Dabei werden
verschiedene Therapieelemente aufeinander abgestimmt miteinander
kombiniert. Moderne Therapien wie ambulante Versorgungsformen oder der
Einsatz virtueller Realität werden in Studien zunächst erprobt, um dann
den Patientinnen und Patienten zur Verfügung zu stehen. Ähnliche Programme
finden in Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie
und der Kinderklinik am UKW statt.

Interdisziplinäre Versorgung gewinnt an Bedeutung

„In Zukunft werden ambulante und interdisziplinäre Versorgungsangebote für
Patientinnen und Patienten zusätzlich an Bedeutung gewinnen. Daher wollen
wir auch die Zusammenarbeit sowohl innerhalb des UKW mit gemeinsamen
therapeutischen Angeboten sowie mit den niedergelassenen Kolleginnen und
Kollegen weiter ausbauen“, sagt Prof. Dr. Meybohm, Direktor der Klinik und
Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und
Schmerztherapie am Universitätsklinikum Würzburg.

Hintergrund:
In Deutschland sind mehr als 23 Millionen Personen von langanhaltenden,
chronischen Schmerzen betroffen. Weltweit leiden immer mehr Menschen an
chronischen Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen. Dabei hat oft der Schmerz
seine ursprüngliche Warnfunktion verloren und beeinträchtigt das Leben
dieser Menschen enorm.
Prof. Rittner: „Wenn der Schmerz trotz leitliniengerechter Therapie nach
drei bis vier Monaten nicht zurückgeht, sollte man eine Expertin oder
einen Experten für Schmerzmedizin aufsuchen, denn dann besteht leider die
Gefahr einer Chronifizierung des Schmerzes.“

Zur Person:
Prof. Dr. Heike Rittner ist Fachärztin für Anästhesiologie und
Schmerztherapeutin. Sie arbeitet seit 2008 am Universitätsklinikum
Würzburg. Zuvor war sie 2 Jahre an der Mayo Clinic in den USA sowie an der
Charité in Berlin tätig, wo sie 2008 habilitierte. Sie verfügt über die
Zusatzbezeichnungen „Palliativmedizin“ und „Spezielle Schmerztherapie“.

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Schutz vor Atemwegserkrankungen: Medizinverbände empfehlen neue RSV- Impfung

Neuer Schutz vor schweren Atemwegserkrankungen: Expertinnen und Experten
von elf medizinischen Fachgesellschaften und Institutionen rufen jetzt
insbesondere Über-60-Jährige mit Vorerkrankungen auf, sich gegen das
Respiratory Syncytial-Virus (RSV) impfen zu lassen. In einem heute
gemeinsam veröffentlichten Positionspapier heißt es: „RSV-Infektionen
gefährden nicht nur Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder, sondern können
auch bei älteren und vorerkrankten Erwachsenen schwere Krankheitsverläufe
und Komplikationen von vorbestehenden Erkrankungen auslösen.“

Erstmals überhaupt sind nun zwei Impfstoffe gegen das RS-Virus in der
Europäischen Union zugelassen worden. Die konkrete Empfehlung:
„Insbesondere Erwachsene mit deutlich eingeschränkter Immunabwehr oder
schweren Lungen- sowie Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen empfehlen wir eine
Impfung“, sagt Co-Autor Professor Wolfram Windisch, Präsident der
Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), unter
deren Leitung das Empfehlungspapier entstanden ist.

Vor allem in den Wintermonaten treten RSV-Infektionen gehäuft auf. „In den
Kliniken beobachten wir eine vergleichbare Krankheitslast und Sterberate
wie bei Lungenentzündungen nach Influenza- oder Pneumokokken-Infektionen.
Besonders gefährdet sind auch Menschen mit bösartigen
Blutkrebserkrankungen wie Leukämie oder Multiples Myelom“, erklärt
Professor Martin Witzenrath, federführender Autor des neuen
Positionspapiers und Direktor der Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin
und Intensivmedizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Er warnt
zudem vor dem Risiko schwerer Folgeerkrankungen, die durch eine RSV-
Infektion ausgelöst werden können.

Nach Pandemie: RSV-Erkrankungen wesentlich häufiger – Oftmals unerkannt

Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass insbesondere nach den ersten Wellen
der COVID-19-Pandemie RSV-Erkrankungen wesentlich häufiger vorkommen.
„Diese Erkrankungen sind aber nicht neu und waren schon vor COVID-19
häufig. Allerdings ist der Nachweis durch eine zusätzliche
Laboruntersuchung aufwendig“, sagt Witzenrath. Daher werde beim Hausarzt
nur selten eine entsprechende Untersuchung in die Wege geleitet, auch
einen ausreichend sensitiven Schnelltest für Praxen gäbe es bisher nicht.
„Deswegen ist der Anteil von unbekannten Virusinfektionen in der
Bevölkerung recht hoch – oftmals kann dem eine RSV-Erkrankung zugrunde
liegen, die auch im Krankenhaus in der klinischen Routine meist unerkannt
bleibt.“

RSV-Impfung jetzt in der EU zugelassen – Kostenübernahme prüfen lassen

Die European Medicines Agency (EMA) hat in diesem Jahr erstmals zwei
Impfstoffe für die EU zugelassen, die bereits in Apotheken erhältlich
sind. Da die Ständige Impfkommission (STIKO) noch keine entsprechende
Empfehlung für Deutschland ausgesprochen hat, sind die Kosten in der Regel
privat zu tragen. Eine Kostenübernahme kann aber auch individuell bei der
zuständigen Krankenkasse beantragt werden. Grundsätzlich gelte immer, erst
das Beratungsgespräch mit dem eigenen Hausarzt zu suchen.

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Hohe 30-Tage-Sterblichkeit nach Herzinfarkt: Kein Rückschluss auf Versorgungsmängel in Deutschland

Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) versterben in Deutschland rund 8,5% der Patient:innen,
die wegen eines akuten Herzinfarkts im Krankenhaus aufgenommen werden,
dort innerhalb von 30 Tagen. Der OECD-Durchschnitt liegt mit 6,9% deutlich
niedriger. Dabei nimmt Deutschland in Europa einen Spitzenplatz bei den
Gesundheitsausgaben und der Verfügbarkeit von kardiologischen Verfahren
ein. Ein Team von Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät der
Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen hat diese
widersprüchliche Situation nun genauer untersucht und festgestellt: Die
Situation ist besser als die Zahlen vermuten lassen.

In einem durch die Deutsche Herzstiftung e.V. geförderten Projekt konnten
sie zeigen, dass die Unterschiede in der 30 Tages-Krankenhaussterblichkeit
im Wesentlichen durch Artefakte hervorgerufen werden. Damit sind Faktoren
gemeint, die die Berechnung der Sterblichkeit - aber nicht die
Patientenversorgung beeinflussen. Aussagekräftige Rückschlüsse auf die
Versorgungsqualität können daher nur sehr eingeschränkt gezogen werden.

„In den Niederlanden und skandinavischen Ländern liegt die Sterblichkeit
von Patient:innen, die wegen eines akuten Herzinfarkts in ein Krankenhaus
aufgenommen wurden, zwischen 3 und 4,5 Prozent, das heißt, sie ist nur
etwa halb so hoch wie in Deutschland“, erklärt Dr. Susanne Stolpe,
Erstautorin der kürzlich in „Clinical Research in Cardiology“
veröffentlichten Studie. „Bisher wurde diese vergleichsweise hohe 30-Tages
Krankenhaussterblichkeit nach Herzinfarkt in Deutschland als Hinweis auf
Mängel in der Akutversorgung und der Effizienz des deutschen
Gesundheitswesens gewertet.“ Die Essener Epidemiolog:innen haben
verschiedene Daten gesammelt, um die Lage tiefergreifend analysieren zu
können. Dabei zeigte sich, dass gesundheitliche Risikofaktoren (z.B.
Häufigkeit des Rauchens in den verschiedenen Ländern) und
Begleiterkrankungen der Patienten, aber auch Unterschiede in der
leitliniengerechten Behandlung die großen Unterschiede in der
Krankenhaussterblichkeit nach akutem Herzinfarkt in den europäischen
Ländern nicht erklären konnten. Wichtiger waren Unterschiede in der
Registrierung von Patient:innen bei der Krankenhausaufnahme und
Unterschiede in den Strukturen der Gesundheitssysteme in den miteinander
verglichenen europäischen Ländern.

„Gerade in der Registrierung von Patient:innen und der Organisation der
Gesundheitsversorgung konnten wir erhebliche Unterschiede feststellen. Das
führt bei der Berechnung der Krankenhaussterblichkeit zu verzerrten
Ergebnissen“, so Prof. Dr. Andreas Stang, Leiter des Instituts für
Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) in Essen.
Zwei Faktoren fallen besonders ins Gewicht. „Zum einen spielt die
Nichterfassung von Tagesfällen, also Herzinfarktpatient:innen mit einem
nur sehr kurzen Klinikaufenthalt, eine große Rolle. In den Niederlanden
gehen diese Personen z.B. nicht in die Berechnung ein. Zum anderen werden
Patient:innen für die Akutbehandlung eines Herzinfarkts in Deutschland
seltener verlegt als z.B. in skandinavischen Ländern. Beides führt zu
einer niedrigeren berechneten Krankenhaussterblichkeit.“ In Deutschland
ist die Verlegungshäufigkeit von Patient:innen mit akutem Herzinfarkt
geringer, weil eine Katheteruntersuchung und das Einsetzen von Stents in
vielen Krankenhäusern möglich ist.
Das Autor:innenteam ist deshalb der Meinung, dass der bei der OECD für
Deutschland bereitgestellte Indikator zur Krankenhaussterblichkeit nach
Herzinfarkt (‚AMI 30-day mortality using unlinked data‘) keine validen
Rückschlüsse auf die Qualität der Gesundheitsversorgung zulässt.

Originalpublikation:
OECD indicator ‘AMI 30-day mortality’ is neither comparable between
countries nor suitable as indicator for quality of acute care | Clinical
Research in Cardiology
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s00392-023-02296-z.pdf?pdf=button%20sticky

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Kleiner Lebensretter im Brustkorb

Betroffene mit hohem Risiko für einen plötzlichen Herztod sind neben einer
optimalen medikamentösen Therapie mit einem implantierten Defibrillator
(ICD) am wirksamsten geschützt. Dafür gibt es verschiedene Geräte-Typen.
Eine neue Technologie steht voraussichtlich Ende dieses Jahres zur
Verfügung.

Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 65.000 Menschen am plötzlichen
Herztod. Ursache dieses Sekundenherztods ist in den meisten Fällen ein
lebensbedrohliches Kammerflimmern, bei dem es zu einer unkoordinierten
Serie von schnellen Kontraktionen des Herzens kommt. „Nur wenn innerhalb
weniger Minuten eine Herzdruckmassage durch Laien erfolgt oder ein
sogenannter Defibrillator mit einem Stromstoß das Kammerflimmern beendet,
hat die oder der Betroffene eine Überlebenschance“, betont Prof. Dr. med.
Christian Butter, Leiter der Kardiologie am Immanuel Klinikum Bernau
Herzzentrum Brandenburg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der
Deutschen Herzstiftung anlässlich der bundesweiten Herzwochen (Motto
„Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand!“) mit zahlreichen
Informationsangeboten unter https://herzstiftung.de/herzwochen
An vielen Flughäfen, Bahnhöfen und in öffentlichen Gebäuden sind zunehmend
sogenannte automatisierte externe Defibrillatoren (AEDs) angebracht, die
von medizinischen Laien bedient werden können. Extern deswegen, weil der
Stromstoß von außen mittels Elektroden auf der Brust erfolgt. Auf einem
Display oder akustisch wird man Schritt für Schritt beim Bedienen eines
AEDs angeleitet, bis Ärzte und Sanitäter eintreffen. Infos zur
Wiederbelebung unter <https://herzstiftung.de/wiederbelebung>

Zwei Drittel der Betroffenen sind älter als 60 Jahre alt
„Ein plötzlicher Herztod ereilt etliche Menschen ohne Vorwarnung“, erklärt
Prof. Butter, der sich schwerpunktmäßig mit kardialen elektrischen
Implantaten beschäftigt. Zwei Drittel der Betroffenen sind älter als 60
Jahre alt; Männer trifft es doppelt so häufig wie Frauen. Verlieren
Menschen kurzzeitig das Bewusstsein (Synkope), haben regelmäßige starke
Brustschmerzen oder treten in einer Familie gehäuft Fälle eines
plötzlichen Herztodes auf, sollten sie eine kardiologische Praxis
aufsuchen. Denn dies können Warnzeichen sein, die auf das
lebensbedrohliche Ereignis hinweisen. Auch ein bereits überlebter
plötzlicher Herztod oder bestimmte Herzerkrankungen können die Gefahr
eines plötzlichen Herztods erhöhen. Das ist zum Beispiel bei einer länger
bestehenden Herzinsuffizienz (Herzschwäche) der Fall, bei der das Herz
nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut zu pumpen und den Körper mit
ausreichend Sauerstoff zu versorgen. In jungen Jahren sind insbesondere
Menschen mit entzündlichen Herzmuskelerkrankungen, strukturellen
Veränderungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) oder mit genetisch
bedingten Herzrhythmusstörungen bedroht.

Sonden des Defibrillators überwachen den Herzrhythmus
„Patienten, die ein hohes Risiko für einen plötzlichen Herztod tragen,
sind neben einer optimalen medikamentösen Therapie mit der Implantation
eines Defibrillators (ICD) am wirksamsten geschützt“, betont Prof. Butter.
Die Abkürzung ICD steht für „Implantierbarer Cardioverter Defibrillator“.
Das kleine Gerät – die modernen Ausführungen sind maximal fünf Zentimeter
groß und zirka einen Zentimeter dick – wird meist in der linken Schulter
unter der Haut eingesetzt. Es besteht aus der Steuereinheit inklusive
Batterie sowie mindestens einer Sonde, die über die Vene in die rechte
Herzkammer gelegt wird. Diese Sonde überwacht den Herzrhythmus. Tritt das
gefährliche Kammerflimmern auf, normalisiert der Defibrillator mit einem
Stromstoß die Herzaktivität. Daneben kann das Gerät bestimmte regelmäßig
auftretende Herzrhythmusstörungen mittels Stimulationsimpulsen beenden
oder aber den Herzschlag wie ein Schrittmacher beschleunigen, wenn er zu
langsam ist. Davon merken die Patientinnen und Patienten nichts. „Eine
ICD-Schockabgabe dagegen ist für die meisten Patienten schmerzhaft“, sagt
Prof. Butter. „Er ist vergleichbar mit einem Schlag auf den Brustkorb.“
Allerdings würden die Betroffenen bei sehr schnellen Herzrhythmusstörungen
wie Kammerflimmern meist nach wenigen Sekunden bewusstlos werden, sodass
sie den Stromstoß nicht miterleben.

Mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Medizin
In der Regel reichen für die Implantation eines ICD-Defibrillators eine
lokale Betäubung sowie eine leichte Narkose. Die Patienten können am
selben oder am nächsten Tag die Klinik verlassen. Allein im Jahr 2021
wurden in Deutschland rund 20.000 ICD neu implantiert. „Ein ICD wacht über
den Herzrhythmus, kann lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen beenden und
so Leben retten“, so der Herzspezialist aus Bernau. „Bei der Entscheidung
für die Implantation eines ICD steht diese Schutzfunktion, einen
plötzlichen Herztod zu verhindern, im Vordergrund. Der ICD lindert keine
akuten Beschwerden wie Luftnot, Brustschmerzen oder geschwollene Beine.
Dafür kommen andere Therapien wie Medikamente oder interventionelle
Verfahren zum Einsatz.“ Patienten mit einem implantierten ICD werden
engmaschig kontrolliert. Dennoch kann es, verbunden mit einem ICD, zu
Risiken und Nebenwirkungen kommen. Die häufigste unerwünschte Nebenwirkung
sind sogenannte inadäquate Stromstöße, weil das Gerät harmlose
Herzrhythmusstörungen fehldeutet oder die Sonden falsche Messdaten
liefern. Das kann für Patienten psychisch sehr belastend sein.
Entzündungen im Bereich des implantierten Defibrillators oder der Sonden
können ebenfalls eine Folge sein. Um mögliche Komplikationen in solchen
Fällen zu vermeiden, muss der ICD dann meist entfernt werden. „Doch die
lebensrettende Wirkung der Defibrillator-Therapie, das geschenkte Leben,
überwiegt die möglichen Nebenwirkungen“, sagt Herzstiftungs-Experte Prof.
Butter. „Die Medizin hat mehr als 40 Jahre Erfahrung mit dem ICD-System.
Das ist der Goldstandard in der Defibrillator-Therapie.“
(weg)

Verschiedene Defibrillator-Typen

       Transvenöse Defibrillatoren werden unterhalb des Schlüsselbeins
auf dem Brustmuskel implantiert. Über die Schlüsselbeinvene werden ein
oder mehrere Sonden in die rechte Herzkammer gelegt. Dieses System heißt
„Implantierbarer Cardioverter Defibrillator“(ICD).

       Subkutane Defibrillatoren (subkutane ICD oder s-ICD) werden
unterhalb der linken Achsel zwischen Muskelschichten eingebracht, die
Sonden neben dem Brustbein unter der Haut platziert. Sie werden mit dem
Gerät per Kabel unter der Haut verbunden. Vorteil: Keine Gefahr von
schweren Infektionen. Nachteil: Sie können nicht wie die ICDs bestimmte
Herzrhythmusstörungen beheben oder als Schrittmacher fungieren.

       Extravaskuläre Defibrillatoren haben eine neue Technologie, die
voraussichtlich Ende 2023 zur Verfügung stehen wird. Das Aggregat wird in
der Achsellinie implantiert, die Elektrode hinter dem Brustbein auf dem
Herzen. Diese können Stimulationsimpulse abgeben und so bestimmte
regelmäßig auftretende Herzrhythmusstörungen beheben.

       Kardiale Resynchronisationssysteme (CRT) mit Defibrillator sind
besondere Herzschrittmacher, die über zwei Elektroden beide Herzkammern
erreichen und dafür sorgen, dass diese synchron aufeinander abgestimmt
schlagen. Dadurch verbessern sich bei Patienten mit Herzinsuffizienz die
Symptome. Diese Systeme haben häufig zusätzlich eine Defibrillatorfunktion
(CRT-D).

       Defibrillatorwesten sind Textilwesten mit Gurten, in die eine
Elektronik integriert ist, die den Herzrhythmus überwacht und falls
notwendig einen Stromstoß abgibt. Mittels Stimulationsimpulsen kann sie
bei Herzrhythmusstörungen auch den normalen regelmäßigen Herzschlag
ermöglichen. Die Westen werden vorübergehend von Patienten mit neu
diagnostizierter Herzinsuffizienz getragen oder wenn die Implantation
eines ICD noch unklar ist. Die Westen werden mit WCD abgekürzt für
„Wearable Cardioverter Defibrillator“.

(weg)

Service-Tipps
Die Deutsche Herzstiftung informiert in den bundesweiten Herzwochen 2023
(1.-30. November) unter dem Motto „HERZKRANK? Schütze Dich vor dem
HERZSTILLSTAND!“ darüber, wie Vorbeugung, Erkennung und konsequente
Behandlung von Herzerkrankungen helfen, das Risiko auf ein Minimum zu
reduzieren, dass das Herz plötzlich stillsteht. Infos zur Kampagne mit
kostenfreien Präsenz- und Online-Veranstaltungen, Herzseminaren,
Broschüren sowie Podcasts und Video-Clips unter
<https://herzstiftung.de/herzwochen> und über die sozialen Medien
instagram, facebook, YouTube, Linkedin und X (Twitter).

Der Ratgeber „Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand!“ (158 S.)
kann kostenfrei per Tel. unter 069 955128-400 (E-Mail:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) angefordert werden. Leicht verständlich
informieren Herzexperten über die wichtigsten Ursachen des Herzstillstands
und wie Vorbeugung, Diagnose und konsequente Behandlung von
Herzerkrankungen helfen, das Risiko eines plötzlichen Herztods auf ein
Minimum zu reduzieren. Überlebende eines plötzlichen Herztods berichten
eindrücklich in Patientenportraits. Weitere Infos unter
https://herzstiftung.de/herzwochen

Experten-Videos und Podcasts zu Themen der Herzwochen bietet die
Herzstiftung unter:
<https://herzstiftung.de/herzwochen>

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