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Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand!

Deutsche Herzstiftung informiert in den bundesweiten Herzwochen über den
plötzlichen Herztod: Welche Herzerkrankungen gehen dem Sekundenherztod
voraus und wer ist besonders gefährdet? Wie schützen Diagnose und Therapie
davor und welche Warnzeichen sind bekannt?

In Deutschland sterben Jahr für Jahr schätzungsweise 65.000 Menschen am
plötzlichen Herztod, bei dem es für Betroffene scheinbar aus heiterem
Himmel zu einem Herzstillstand kommt. In etwa 80 Prozent der Fälle eines
plötzlichen Herztods liegt allerdings eine langjährige Verkalkung und
Einengung der Herzkranzgefäße, die koronare Herzkrankheit (KHK), zugrunde.
Wissenschaftlichen Berechnungen zufolge ist bei rund fünf Millionen
Menschen in Deutschland eine KHK bekannt, die wiederum durch
Risikokrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und
Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin) entsteht. Deren Ursache sind
meistens Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde
Ernährung und Übergewicht. „Unser Ziel ist, Menschen mit einem Risiko für
plötzlichen Herztod aufgrund ihrer Herzerkrankung oder familiären
Vorbelastung frühzeitig zu identifizieren und Betroffene durch mehr
Aufklärung für die Ursachen und Warnzeichen dieses lebensbedrohlichen
Ereignisses zu sensibilisieren“, betont der Kardiologe Prof. Dr. med.
Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung,
anlässlich der bundesweiten Herzwochen. Deutschlands größte
Aufklärungskampagne auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht
unter dem Motto „Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand!“ mit
einem umfangreichen Informationsangebot unter
<https://herzstiftung.de/herzwochen>
Über die KHK hinaus gibt es noch weitere Herzerkrankungen, die ebenfalls
das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöhen. Dazu zählen die schwere
Herzinsuffizienz, Herzmuskelerkrankungen wie
Herzmuskelerweiterung/-verdickung (dilatative bzw. hypertrophe
Kardiomyopathie), die arrhythmogene Kardiomyopathie, die
Herzrhythmusstörungen verursacht, sowie eine Myokarditis
(Herzmuskelentzündung). Auch angeborene Herzfehler und eine genetische
Veranlagung für vererbbare Herzrhythmusstörungen können das Risiko für
plötzlichen Herztod erhöhen.

Selten ein schicksalhaftes Ereignis, vor dem es kein Entrinnen gibt
Unmittelbarer Auslöser des plötzlichen Herztods ist fast immer eine
lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, die Folge einer Herzerkrankung ist
und die innerhalb weniger Minuten zu einem Kreislaufstillstand führt und
das Herz stillstehen lässt. „Der plötzliche Herztod ist aber selten ein
schicksalhaftes Ereignis, vor dem es kein Entrinnen gibt“, betont
Kardiologe Prof. Voigtländer. Frühzeitiges Erkennen und die konsequente
Behandlung von Herzerkrankungen sowie die Vorbeugung kardiovaskulärer
Risikofaktoren als Treiber der koronaren Herzerkrankung helfen, das Risiko
auf ein Minimum zu reduzieren, dass das Herz plötzlich stillsteht.
„Konsequente Prävention durch einen gesunden Lebensstil muss frühzeitig
beginnen, am besten schon im Kindesalter, und sie muss ein fester
Bestandteil unseres Lebens bleiben“, so Voigtländer, Ärztlicher Direktor
des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses in Frankfurt am Main.

Herzwochen-Aktivitäten für Betroffene und Interessierte bundesweit
Deshalb veranstaltet die Herzstiftung ihre größte bundesweite
Aufklärungskampagne mit dem Ziel, die Bevölkerung für die Ursachen,
Risikofaktoren und Vorboten von Herzerkrankungen, die einem Herzstillstand
vorausgehen, zu sensibilisieren. In zahlreichen Herzwochen-Aktivitäten
(Präsenz- und Online-Veranstaltungen, Herzseminaren, Infomaterialien,
Podcasts, Video-Clips) informieren Herzspezialisten darüber, wie
Vorbeugung, frühzeitiges Erkennen und die konsequente Behandlung von
Herzerkrankungen helfen, das Risiko für den vorzeitigen Herztod auf ein
Minimum zu reduzieren. Infos sind abrufbar unter
<https://herzstiftung.de/herzwochen> Dabei geht es auch um notwendige
Maßnahmen in Diagnose und Therapie (Medikamente, katheterbasierte und
chirurgische Verfahren, Schrittmacher- und Defibrillatortherapie) und was
jeder im Fall eines beobachteten Herzstillstands im Alltag sofort tun
muss, um Leben zu retten (Laien-Wiederbelebung).
Veranstaltungstermine sind unter <https://herzstiftung.de/herzwochen>
abrufbar oder telefonisch zu erfragen unter 069 955128-333. Tipp: Wer
nichts zu den Herzwochen verpassen will, kann unter
<https://herzstiftung.de/newsletter> den kostenfreien Herzstiftungs-
Newsletter abonnieren, der neben Tipps zur Herzgesundheit wichtige Infos
zu den Herzwochen enthält.

Service-Tipps
Die Deutsche Herzstiftung informiert in den bundesweiten Herzwochen 2023
(1.-30. November) unter dem Motto „HERZKRANK? Schütze Dich vor dem
HERZSTILLSTAND!“ darüber, wie Vorbeugung, Erkennung und konsequente
Behandlung von Herzerkrankungen helfen, das Risiko auf ein Minimum zu
reduzieren, dass das Herz plötzlich stillsteht. Infos zur Kampagne mit
kostenfreien Präsenz- und Online-Veranstaltungen, Herzseminaren,
Broschüren sowie Podcasts und Video-Clips unter
https://herzstiftung.de/herzwochen und über die sozialen Medien instagram,
facebook, YouTube, Linkedin und X (Twitter).

Der Ratgeber „Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand!“ (158 S.)
kann kostenfrei per Tel. unter 069 955128-400 (E-Mail:
<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>) angefordert werden. Leicht verständlich
informieren Herzexperten über die wichtigsten Ursachen des Herzstillstands
und wie Vorbeugung, Diagnose und konsequente Behandlung von
Herzerkrankungen helfen, das Risiko eines plötzlichen Herztods auf ein
Minimum zu reduzieren. Überlebende eines plötzlichen Herztods berichten
eindrücklich in Patientenportraits. Weitere Infos unter
https://herzstiftung.de/herzwochen

Experten-Videos und Podcasts zu Themen der Herzwochen bietet die
Herzstiftung unter:
https://herzstiftung.de/herzwochen

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Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. kritisiert, dass in Deutschland noch immer viele PatientInnen mit einer kritischen Ischämie ohne vorherige, leitliniengerechte Diagnostik und Therapie amputiert werden. Hier gil

Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie –
Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. kritisiert, dass in Deutschland noch
immer viele PatientInnen mit einer kritischen Ischämie ohne vorherige,
leitliniengerechte Diagnostik und Therapie amputiert werden. Hier gilt es
zum Wohle der PatientInnen aufzuklären.

Eine kürzlich im European Journal of Vascular and Endovascular Surgery
veröffentlichte Studie von Makowski et al. (1) vom Universitätsklinikum
Münster zeigt anhand von ca. 40.000 ischämie-bedingten Amputationen der
AOK-Versicherten, dass etwa ein Drittel aller Amputationen auf dem Boden
einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) durchgeführt
wurden, ohne dass ein vorheriger Revaskularisationsversuch zwecks Bein-
Erhalt unternommen wurde. Bei 22% der Amputationen erfolgte noch nicht
einmal eine Bildgebung (intraarterielle DSA, CT- oder MR-Angiographie), um
zu beurteilen, ob eine Revaskularisation möglich und ggf. erfolgreich
gewesen wäre. Dieselbe Arbeitsgruppe hatte bereits 2015 eine ähnliche
Studie anhand der BARMER-Versicherten durchgeführt mit ähnlichen
alarmierenden Zahlen (2).
„Alle nationalen und internationalen Leitlinien zur Behandlung von pAVK
und kritischer Bein-Ischämie propagieren eine rasche Diagnostik - und im
Falle einer relevanten Ischämie - die Durchführung einer
Revaskularisation, sei es endovaskulär oder gefäßchirurgisch“, sagt die
Erstautorin der Studie, Dr. Lena Makowski. Warum das sehr gut evidenz-
basierte und daher in den Leitlinien empfohlene Vorgehen mit adäquater
Diagnostik und Revaskularisation vor einer Amputation nicht konsequent in
die Praxis umgesetzt wird, kann sich Prof. Dr. med. Holger Reinecke,
Direktor der Klinik für Kardiologie I: Koronare Herzkrankheit,
Herzinsuffizienz und Angiologie am Universitätsklinikum Münster, nicht
erklären. „Es ist vorstellbar, dass bei einigen Patienten eine
Revaskularisation nicht möglich oder nicht sinnvoll ist. Wir wissen aber
aus bundesweiten Registern, wie dem CRITISH-Register, dass der Anteil der
primär notwendigen Amputierten <5% beträgt. Und eine erfolgreiche
Revaskularisation kann mittlerweile in Zentren mit hoher
gefäßmedizinischer Expertise bei >95% der Betroffenen erreicht werden, wie
das RECCORD-Register (https://reccord.de/) der Deutschen Gesellschaft für
Angiologie zeigt“, sagt Reinecke.
Die Studie von Makowski et al. zeigt auch einen weiterhin bestehenden
Mangel an sekundär-präventiven Maßnahmen wie die Medikation mit
Plättchenhemmern und Statinen. Beide Substanzen senken nachweislich
kardiale Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle aber auch Bein-
Ereignisse wie Amputation und wiederholte Eingriffe und sind daher in den
Leitlinien mit dem höchsten Empfehlungsgrad versehen. In der aktuellen
Studie zeigt sich, dass in einem zwei-Jahres-Follow-Up nach ischämisch
bedingter Amputation knapp die Hälfte kein Statin und ca. 30% keinen
Plättchenhemmer erhielten. „Dies zeigt eine dramatische Unterversorgung
der pAVK-PatientInnen, welche zum Teil die schlechte Prognose erklären
können. Hier besteht weiterhin ein dringlicher Aufklärungs- und
verbesserungsbedarf“, schlussfolgert Dr. Makowski.

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Uniklinikum Dresden plädiert für Impfung gegen die Influenza

Die Klinikumsvorstände und Pflegedirektorin werben für zeitnahe
Grippeschutzimpfungen.
Die Impfung bietet wirksamen Schutz für Beschäftigte, Patientinnen und
Patienten sowie Bürger. Eine hohe Impfbereitschaft ist für den
reibungslosen Klinikbetrieb und eine ausreichende personelle Besetzung
notwendig. Mit dem Eintreffen der ersten Impfdosen gegen die saisonale
Grippe hat der Betriebsärztliche Dienst des Universitätsklinikums Carl
Gustav Carus Dresden Ende September die diesjährige Impfkampagne für die
Belegschaft gestartet. An diesem Donnerstag (19. Oktober) lassen sich nun
die beiden Klinikumsvorstände Prof. Michael Albrecht und Frank Ohi
öffentlichkeitswirksam gegen die Influenza impfen.

Der damit verbundene Appell richtet sich nicht nur an das eigene Personal,
sondern an alle Mitarbeitende des Gesundheitswesens sowie an die
Bevölkerung. „Ohne eine hohe Zahl an immunisierten Personen besteht die
Gefahr einer massiven Grippewelle. Folgen wären einerseits ein hoher
Personalausfall in den Kliniken, der die Krankenversorgung einschränken
könnte, und andererseits viele schwere Krankheitsverläufe mit einer
überdurchschnittlichen Zahl an Klinikeinweisungen“, sagt der Medizinische
Vorstand Prof. Michael Albrecht.

Der vierte Winter mit Covid-19 steht bevor und viele Menschen stehen vor
der Entscheidung, gegen welche Infektionskrankheiten sie sich impfen
lassen sollen. Denn neben SARS-CoV-2 kursieren noch andere Erreger, die
Atemwegsinfektionen auslösen können. Aktuell zirkulieren hauptsächlich
Rhinoviren, die in erster Linie Erkältungen verursachen. Doch auch die
Grippe rückt wieder in den Fokus. „Der Grippeschutz sollte in dieser
Saison nicht unterschätzt werden. Die echte Grippe – Influenza – ist keine
einfache Erkältung, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung“, sagt Prof.
Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden. Sie ist
häufig mit hohem Fieber verbunden und kann den Körper so stark schwächen,
dass Erkrankte nicht selten länger arbeitsunfähig sind. „Wenn eine solche
Grippewelle durch unsere pflegerischen oder ärztlichen Teams rollt,
geraten wir an unsere Grenzen.“

Auch Frank Ohi, Kaufmännischer Vorstand des Uniklinikums, weist auf die
Bedeutung der Immunisierung hin. „Die Impfangebote – sei es die gegen die
Grippe oder bei Bedarf eine Covid-Boosterimpfung – sind uns sehr wichtig.
Wir sorgen so für die Gesundheit unseres Personals sowie die Sicherheit
der zu betreuenden Patientinnen und Patienten. Wir sehen uns hier als
Arbeitgeber in der Pflicht. Dies ist unser Beitrag in der Bekämpfung
möglicher Wellen im Herbst und Winter“, sagt er.

Pflegedirektorin Jana Luntz ergänzt: „Wir müssen unbedingt verhindern,
dass Personal in Größenordnung ausfällt. Deshalb haben wir unsere interne
Impfkampagne so frühzeitig gestartet und sind guter Hoffnung, dass sich am
Uniklinikum die guten Impfquoten der vergangenen Jahre noch einmal
erhöhen.“

Die Impfung dient dem persönlichen Schutz der Mitarbeitenden, die häufiger
als andere Berufsgruppen mit Influenzaerkrankten in Kontakt kommen. Ferner
folgt die Impfung des medizinischen Personals dem ethischen Gebot,
Patientinnen und Patienten nicht zu schaden. Denn viele dieser Menschen
sind wegen bestehender Grunderkrankungen einem erhöhten Risiko ausgesetzt,
eine schwere, eventuell tödliche Verlaufsform der Influenza zu entwickeln.
Auch wenn die Immunisierung keinen hundertprozentigen Schutz gewährleisten
kann, sorgt sie für zusätzliche Sicherheit, vor allem unter den älteren
Patientinnen und Patienten. „In der letzten Wintersaison mussten rund 15
Prozent der Influenza-Fälle im Krankenhaus behandelt werden“, sagt Dr.
Katja de With, Leiterin des Instituts für Infektiologie und
Krankenhaushygiene am Uniklinikum. Mehr als 90 Prozent der an Influenza
Verstorbenen waren 60 Jahre oder älter.

Auch bei SARS-CoV-2 stellt ein höheres Alter ein Risiko für einen schweren
Krankheitsverlauf dar, so Dr. de With. Derzeit empfiehlt die Ständige
Impfkommission (STIKO) eine Covid-19-Auffrischimpfung für eben jene
Menschen ab 60 Jahre und im Abstand von etwa einem Jahr zur letzten
Impfung oder Infektion. Schützen sollten sich aber auch Menschen mit einer
Grunderkrankung, etwa mit chronischen Erkrankungen wie der Lungenkrankheit
COPD, des Herz-Kreislauf-Systems, der Nieren und der Leber. Die Impfung
gegen Covid-19 und Influenza kann kombiniert verabreicht werden, ein
Impfabstand ist nicht mehr erforderlich.

Auch Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping appelliert: „Eine Grippe
ist keine harmlose Erkältung. Wir dürfen diese Krankheit nicht auf die
leichte Schulter nehmen. Bitte vereinbaren Sie jetzt einen Impftermin bei
Ihrer Hausärztin, Ihrem Hausarzt oder lassen Sie sich beraten, wenn Sie
unsicher sind.“ Wie gewohnt kann sich die Bevölkerung in den
Hausarztpraxen und den Impfstellen des öffentlichen Gesundheitsdienstes
impfen lassen.

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Weltweit massive Zunahme der Schlaganfall-Last – DGN fordert zum Weltschlaganfalltag verbesserte Präventionsmaßnahmen

Die globale Krankheitslast durch Schlaganfälle wird bis 2050 um bis zu 50
% ansteigen – so die alarmierende Prognose der WSO („World Stroke
Organisation“) - Lancet Neurology Commission [1]. In Europa scheint es
durch die zunehmend flächendeckenden Versorgungsstrukturen zu einer
Stagnation und in Deutschland sogar zu einer rückläufigen Tendenz zu
kommen. Dennoch muss, da weltweit (auch in „high-income-countries“) die
altersstandardisierte Schlaganfall-Inzidenz in jüngeren Altersgruppen <55
Jahren zunimmt, die Prävention unbedingt einen höheren Stellenwert
erhalten – fordert die DGN zum Weltschlaganfalltag am 29. Oktober.

Schlaganfälle sind weltweit die zweithäufigste Todesursache,
dritthäufigste Ursache für Behinderung und eine der häufigsten Ursachen
für Demenz. Zu den globalen Nachhaltigkeitszielen der WHO Agenda 2030
gehört die Verringerung der globalen Krankheitslast durch Schlaganfälle,
d. h. der Zahl der Menschen, die an Schlaganfällen sterben oder danach
eine Behinderung aufweisen. Kurz vor dem Welt-Schlaganfalltag erschien nun
eine Studie der „Lancet Neurology Commission“, die jedoch eine
ernüchternde Prognose abgibt – sie besagt, dass bis 2050 weltweit die
absolute Zahl der Menschen, die an Schlaganfällen sterben, um 50 % steigen
wird: von 6,6 Millionen im Jahr 2020 auf 9,7 Millionen im Jahr 2050. Da
nicht alle Betroffenen versterben, wird auch die Belastung durch
Behinderung (DALYs/„disability-adjusted life-years“) im gleichen Zeitraum
zunehmen – um 31 % von 144,8 auf 189,3 Millionen. Die Prognosen zur
globalen Schlaganfall-Last basieren auf Schätzungen von Mortalität,
Inzidenz und Prävalenz; wichtige Faktoren bei der Prognose sind auch
Alterung und Wachstum der Bevölkerung.

Die absolute Zahl der Menschen, die von einem Schlaganfall betroffen sind,
hat sich in den letzten drei Jahrzehnten fast verdoppelt. Der größte Teil
der aktuellen Schlaganfall-Last entfällt dabei auf Länder mit niedrigem
und mittlerem Einkommen, nämlich 86% der weltweiten Schlaganfall-
Todesfälle und 89% der weltweiten Schlaganfall-DALYs im Jahr 2020. Bis
2050 werden dort die schlaganfallbedingten Todesfälle von 5,70 auf 8,81
Millionen steigen (und die DALYs von 128,81 auf 173,68 Millionen). Dagegen
ist in Ländern mit hohem Einkommen kein Anstieg, sondern eine rückläufige
Tendenz der Schlaganfall-Last zu erwarten, von weltweit 920.000 auf
910.000 Todesfälle (und von 15,95 auf 15,56 Millionen DALYs) – was die
Kluft zwischen armen und reichen Ländern weiter vergrößern wird. Parallel
zur steigenden globalen Schlaganfall-Last ist ein dadurch verursachter
Kostenanstieg zu erwarten. Die geschätzten direkten (d. h. Behandlung und
Rehabilitation) und indirekten (Produktivitätsverlust) durch Schlaganfälle
verursachten Kosten beliefen sich 2017 weltweit auf über 891 Milliarden
US-Dollar; sie werden bis 2050 auf 2,31 Billionen US-Dollar/Jahr steigen.

Die Analysen deuten darauf hin, so die Kommission, dass unzureichende
Versorgungsstrukturen und ein ungleicher Zugang zu hochwertigen
Präventions-, Akut- und Rehabilitationsmaßnahmen eine große Rolle spielen
– weltweit, jedoch insbesondere in „low income“-Ländern. Besonders
besorgniserregend sei, so die Kommission, dass die altersstandardisierte
Schlaganfallinzidenz weltweit in armen wie auch in reichen Ländern bei
Menschen unter 55 Jahren zunimmt (die Altersstandardisierung dient dem
Vergleich von Krankheitsraten unter Berücksichtigung von Unterschieden der
Altersstrukturen). Diese Zunahme stimme mit dem Prävalenzanstieg von
Diabetes mellitus und Übergewicht in jüngeren Altersgruppen überein.

Vorgeschlagene Lösungen zur Senkung der globalen Schlaganfall-Last
umfassen die Verbesserung des weltweiten Monitorings der
Schlaganfalldaten, z. B. mit nationalen Schlaganfallregistern (derzeit nur
in 31 der 216 WHO-Mitgliedsländer vorhanden). Eine ideale Überwachung, wie
sie die WHO empfiehlt, umfasst landesweit repräsentative Indikatoren der
Schlaganfall-Last, also Daten zur Inzidenz, Prävalenz, Rückfallraten und
den Folgen (Mortalität, Behinderung) sowie zur Qualität der Versorgung von
Schlaganfällen und darüber, ob Risikofaktoren vorlagen. Register dienen
als Basis für die Verbesserung des Schlaganfallmanagements und es können
davon ausgehend Strategien zur Reduzierung der Schlaganfallbelastung
entwickelt werden. Deutschland ist hier relativ gut aufgestellt: 1999
wurde von der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft, der Deutschen
Gesellschaft für Neurologie und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
die ADSR (Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Schlaganfall-Register) [2]
gegründet, die 20 evidenzbasierte Qualitätsindikatoren definiert hat und
jedes Jahr ca. 300.000 Datensätze standardisiert auswertet.

Der zweite Ansatz zur Senkung der Schlaganfalllast ist die Stärkung und
Verbesserung der Prävention. Zu den wichtigsten modifizierbaren
Schlaganfall-Risikofaktoren gehören Bluthochdruck, Diabetes mellitus,
Vorhofflimmern, Übergewicht, erhöhte Blutfette und eine ungesunde
Lebensweise (schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, Stress, Rauchen,
Drogen/Alkohol), aber auch psychosoziale Faktoren und Umweltfaktoren wie
z.B. Luftverschmutzung. Beispielsweise kann auf Bevölkerungsebene eine
Senkung des systolischen Blutdrucks um nur 2 mm Hg zu einem Rückgang der
Schlaganfallneuerkrankungsrate um etwa 10–24 % führen. Nach Ansicht der
Lancet-Kommission müssten Gesundheitsbewusstsein und -kompetenz der
Bevölkerung verbessert werden; Schwerpunkt präventiver Strategien müsse
demnach eine Änderung des Lebensstils bilden. Ein individuelles
Risikoscreening mit Hilfe digitaler Technologien könne sensibilisieren.
Nach Ansicht der Kommission müsste ein fester Anteil des jährlichen
Gesundheitsbudgets für die Schlaganfallprävention bereitgestellt werden.

„Angesichts der Ergebnisse dieser Erhebung unterstützt die Deutsche
Gesellschaft für Neurologie zum Weltschlaganfalltag die politische
Forderung zur Verbesserung der Schlaganfallprävention weltweit“, so Prof.
Dr. med. Peter Berlit, Pressesprecher der DGN. „Obwohl wir in Deutschland
im weltweiten Vergleich, insbesondere bei der akuten
Schlaganfallversorgung, sehr gut dastehen, ist auch bei uns im Bereich der
Prävention noch viel Raum für Verbesserungen. Gemeinsam mit der Deutschen
Hirnstiftung leisten wir hier gerne unseren Beitrag zur Information der
Bevölkerung.“

[1] Feigin VL, Owolabi MO; World Stroke Organization–Lancet Neurology
Commission Stroke Collaboration Group. Pragmatic solutions to reduce the
global burden of stroke: a World Stroke Organization-Lancet Neurology
Commission. Lancet Neurol. 2023 Oct 6:S1474-4422(23)00277-6. doi:
10.1016/S1474-4422(23)00277-6. Epub ahead of print. PMID: 37827183.
https://doi.org/10.1016/S1474-4422(23)00277-6
[2] https://www.schlaganfallregister.org/

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