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Die Folgen der Pandemie belasten Jugendliche weiterhin stark

Wie sich die Coronakrise auf Jugendliche auswirkt – das Deutsche
Jugendinstitut zieht in der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI
Impulse auf Basis von aktuellen Studienergebnissen Bilanz.

Die Folgen der Pandemie belasten Jugendliche und junge Erwachsene in fast
allen Lebensbereichen weiterhin stark. Das zeigen erste Ergebnisse einer
bislang unveröffentlichten Untersuchung im Rahmen des Surveys des
Deutschen Jugendinstituts (DJI), die in der neuen Ausgabe des
Forschungsmagazins DJI Impulse erschienen sind. In der Langzeitstudie
werden regelmäßig etwa 1.500 junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren
befragt. Viele sehen demnach eine der größten Herausforderungen in Schule,
Studium und Beruf: Lediglich 55 Prozent der Befragten waren im Herbst 2021
– also lange nach den Phasen der strikten Lockdowns und des Homeschoolings
– mit ihrer (Aus-)Bildungssituation zufrieden. Das sind 16 Prozentpunkte
weniger als im Jahr 2019 vor der Pandemie. Auch die
Freundschaftsbeziehungen litten in diesem Zeitraum stark: Zwar messen die
15- bis 25-Jährigen ihren Freund:innen nach wie vor hohe Bedeutung zu,
doch der Anteil, der mit dem eigenen Freundeskreis zufrieden ist,
reduzierte sich gegenüber 2019 um fast 20 Prozentpunkte.

„Die Lebenszufriedenheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bleibt in
vielerlei Hinsicht massiv beeinträchtigt“, bilanziert DJI-Direktorin Prof.
Dr. Sabine Walper auf Basis der neuen Forschungsdaten aus AID:A 2021. Zwar
sei Corona wegen weiterer aktueller Krisen medial in den Hintergrund
gerückt, doch der Bedarf an Unterstützung sei nach wie vor hoch. „Gerade
junge Menschen mussten aufgrund der Pandemie auf vieles verzichten, was
Jugend ausmacht“, betont Walper: Der über lange Zeit eingeschränkte
Aktionsradius, die ins Digitale verlagerten Beziehungen zu Gleichaltrigen,
die veränderten Lernbedingungen, die Hürden beim Auszug aus dem Elternhaus
und beim Einstieg in Ausbildung, Studium und Beruf – all dies wirke sich
immer noch negativ auf das Wohlbefinden der Altersgruppe aus. Besonders
betroffen seien junge Menschen aus finanziell benachteiligten Familien.

Im Mittelpunkt der aktuellen Doppelausgabe von DJI Impulse mit dem Titel
„Der lange Weg aus der Pandemie“ stehen deshalb die Erfahrungen
Jugendlicher und junger Erwachsender. Auf Grundlage von vielfältigen
Forschungsbefunden und Praxiserfahrungen analysieren Wissenschaftler:innen
des DJI, aber auch profilierte Forscher:innen aus ganz Deutschland und
Großbritannien sowie Expert:innWie sich die Coronakrise auf Jugendliche auswirkt – das Deutsche
Jugendinstitut zieht in der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI
Impulse auf Basis von aktuellen Studienergebnissen Bilanz.

Die Folgen der Pandemie belasten Jugendliche und junge Erwachsene in fast
allen Lebensbereichen weiterhin stark. Das zeigen erste Ergebnisse einer
bislang unveröffentlichten Untersuchung im Rahmen des Surveys des
Deutschen Jugendinstituts (DJI), die in der neuen Ausgabe des
Forschungsmagazins DJI Impulse erschienen sind. In der Langzeitstudie
werden regelmäßig etwa 1.500 junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren
befragt. Viele sehen demnach eine der größten Herausforderungen in Schule,
Studium und Beruf: Lediglich 55 Prozent der Befragten waren im Herbst 2021
– also lange nach den Phasen der strikten Lockdowns und des Homeschoolings
– mit ihrer (Aus-)Bildungssituation zufrieden. Das sind 16 Prozentpunkte
weniger als im Jahr 2019 vor der Pandemie. Auch die
Freundschaftsbeziehungen litten in diesem Zeitraum stark: Zwar messen die
15- bis 25-Jährigen ihren Freund:innen nach wie vor hohe Bedeutung zu,
doch der Anteil, der mit dem eigenen Freundeskreis zufrieden ist,
reduzierte sich gegenüber 2019 um fast 20 Prozentpunkte.

„Die Lebenszufriedenheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bleibt in
vielerlei Hinsicht massiv beeinträchtigt“, bilanziert DJI-Direktorin Prof.
Dr. Sabine Walper auf Basis der neuen Forschungsdaten aus AID:A 2021. Zwar
sei Corona wegen weiterer aktueller Krisen medial in den Hintergrund
gerückt, doch der Bedarf an Unterstützung sei nach wie vor hoch. „Gerade
junge Menschen mussten aufgrund der Pandemie auf vieles verzichten, was
Jugend ausmacht“, betont Walper: Der über lange Zeit eingeschränkte
Aktionsradius, die ins Digitale verlagerten Beziehungen zu Gleichaltrigen,
die veränderten Lernbedingungen, die Hürden beim Auszug aus dem Elternhaus
und beim Einstieg in Ausbildung, Studium und Beruf – all dies wirke sich
immer noch negativ auf das Wohlbefinden der Altersgruppe aus. Besonders
betroffen seien junge Menschen aus finanziell benachteiligten Familien.

Im Mittelpunkt der aktuellen Doppelausgabe von DJI Impulse mit dem Titel
„Der lange Weg aus der Pandemie“ stehen deshalb die Erfahrungen
Jugendlicher und junger Erwachsender. Auf Grundlage von vielfältigen
Forschungsbefunden und Praxiserfahrungen analysieren Wissenschaftler:innen
des DJI, aber auch profilierte Forscher:innen aus ganz Deutschland und
Großbritannien sowie Expert:innen aus Fachpraxis und -politik in 17
Beiträgen die Situation der jungen Menschen. Und nicht zuletzt kommen auch
Jugendliche selbst zu Wort.

In einem Interview bezieht Bundesfamilienministerin Lisa Paus politisch
Stellung zu den Ergebnissen der aktuellen Studien. Sie setzt sich unter
anderem dafür ein, jungen Menschen mehr Gehör zu verschaffen und ihre
Beteiligung zu stärken. Hierfür sei der Nationale Aktionsplan Kinder- und
Jugendbeteiligung wichtig, genauso wie die Absenkung des Wahlalters auf 16
Jahre. „Für mich ist ganz klar, wir dürfen die Pandemiebekämpfung nicht
weiter zulasten der Kinder und Jugendlichen betreiben“, sagt Paus im
Gespräch mit DJI Impulse.

Neben einer stärkeren Jugendbeteiligung in Politik und Gesellschaft
fordert Walper im neuen DJI-Videocast Perspektiven differenzierte, gut
vernetzte Angebote für professionelle Unterstützung, Beratung und
Therapie. In der Videoreihe, die ab sofort die thematischen Schwerpunkte
in DJI Impulse begleitet, benennen DJI-Wissenschaftler:innen auf Basis der
wissenschaftlichen Analysen im Forschungsmagazin zentrale
Herausforderungen und formulieren Lösungsansätze. Ziel ist es dabei, die
wissenschaftliche Perspektive crossmedial zu verbreiten und in
gesellschaftliche Debatten einzubringen, um lösungsorientierte
Diskussionen anzustoßen.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet allgemein verständlich über
die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten
sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig
informieren Wissenschaftler:innen über relevante Themen aus den Bereichen
Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik,
Wissenschaft und Fachpraxis.en aus Fachpraxis und -politik in 17
Beiträgen die Situation der jungen Menschen. Und nicht zuletzt kommen auch
Jugendliche selbst zu Wort.

In einem Interview bezieht Bundesfamilienministerin Lisa Paus politisch
Stellung zu den Ergebnissen der aktuellen Studien. Sie setzt sich unter
anderem dafür ein, jungen Menschen mehr Gehör zu verschaffen und ihre
Beteiligung zu stärken. Hierfür sei der Nationale Aktionsplan Kinder- und
Jugendbeteiligung wichtig, genauso wie die Absenkung des Wahlalters auf 16
Jahre. „Für mich ist ganz klar, wir dürfen die Pandemiebekämpfung nicht
weiter zulasten der Kinder und Jugendlichen betreiben“, sagt Paus im
Gespräch mit DJI Impulse.

Neben einer stärkeren Jugendbeteiligung in Politik und Gesellschaft
fordert Walper im neuen DJI-Videocast Perspektiven differenzierte, gut
vernetzte Angebote für professionelle Unterstützung, Beratung und
Therapie. In der Videoreihe, die ab sofort die thematischen Schwerpunkte
in DJI Impulse begleitet, benennen DJI-Wissenschaftler:innen auf Basis der
wissenschaftlichen Analysen im Forschungsmagazin zentrale
Herausforderungen und formulieren Lösungsansätze. Ziel ist es dabei, die
wissenschaftliche Perspektive crossmedial zu verbreiten und in
gesellschaftliche Debatten einzubringen, um lösungsorientierte
Diskussionen anzustoßen.

Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet allgemein verständlich über
die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten
sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig
informieren Wissenschaftler:innen über relevante Themen aus den Bereichen
Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik,
Wissenschaft und Fachpraxis.

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Rheuma heilbar machen: Charitylauf „JoiningForJoints“ der Deutschen Rheumastiftung gestartet

Unter dem Begriff Rheuma werden über 100 Krankheiten zusammengefasst. Die
Deutsche Rheumastiftung (DRS) hat als erklärtes Ziel, Rheuma heilbar zu
machen. Auf dem Weg dorthin, will sie Patientinnen und Patienten durch
vielfältige Therapieangebote unterstützen. Allein ein Viertel aller
Deutschen leidet beispielsweise an muskuloskelettalen Erkrankungen, die
Bewegungen einschränken. Die DRS lädt mit dem Spendenlauf
„JoiningforJoints“ ein, sich zu bewegen und damit für Rheumaerkrankte
etwas Gutes zu bewegen.

Bereits Ende April 2022 fiel der Startschuss zum Charitylauf
JoiningForJoints auf dem Kongress des Berufsverbandes Deutscher
Rheumatologen e. V.. Damit ist der Lauf auch virtuell gestartet. „Wir sind
froh und dankbar, dass wir mit der tollen Unterstützung durch Thomas
Krohne und dem IT-Dienstleistungsunternehmen team neusta Gruppe, Bremen,
den Spendenlauf für die Deutsche Rheumastiftung auf den Weg bringen
konnten“, betont Dr. Florian Schuch, Vorstandsmitglied der Deutschen
Rheumastiftung. „Dieser Lauf soll zukünftig jährlich stattfinden und uns
dabei helfen, unserem Ziel, 'Rheuma heilbar zu machen', Stück für Stück
näher zu kommen. Gleichzeitig wollen wir konsequent auf die Erkrankung
hinweisen und die damit verbundenen erheblichen Folgen für Betroffene ins
Bewusstsein der Öffentlichkeit tragen.“ so Dr. Schuch.

Mitmachen können alle: Die Teilnahme ist virtuell und im Weiteren analog
möglich; Interessierte finden unter www.joiningforjoints.org alle
Informationen. Auch mit dem Kauf unseres Laufshirts können Interessierte
einfach spenden und helfen. Der Kauf ist bereits ein Spendenbeitrag.
Höhepunkt des JoiningforJoints Charitylaufs 2022 wird der analoge Lauf in
Berlin sein. Dieser findet am 3. September 2022 anlässlich des 50.
Kongresses der Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie statt.

„Wir freuen uns über alle, die diesen Weg zur Rheumaheilung unterstützen
und haben auch schon mit Thomas Krone und der ZDF-Journalistin Barbara
Hahlweg zwei großartige Menschen gewonnen, die für unseren Spendenlauf
werben“, so Dr. Schuch.

Prominente Unterstützung:

Thomas Krohne, Medienkaufmann, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied des SV
Werder Bremen und Präsident Deutscher Volleyballverband 2012 bis 2018:
„Aktiv sein, sich bewegen, schmerzfrei seinen Alltag leben, seinen Sport
machen, ist für Gesunde selbstverständlich. Durch die Arbeit im Kuratorium
habe ich erst erfahren, wie sehr rheumatische Erkrankungen Menschen
beeinträchtigen und so sind wir froh hier die Stiftung ganz konkret
unterstützen zu können!“ sagt Thomas Krohne aus München: "Unkompliziert,
offen für alle, egal ob Spazieren, Walken, Joggen oder Wandern, jeder ist
eingeladen ein Zeichen zu setzen."

Barbara Hahlweg, Journalistin Fernsehmoderatorin ZDF: „Wer draußen läuft,
fühlt sich danach immer besser. Noch viel mehr, wenn die Gewissheit dazu
kommt, die Deutsche Rheumastiftung mit einer Spende unterstützt zu haben.
Also: nix wie los! Und: viel Freude dabei!“

Stifterinnen der Deutschen Rheumastiftung sind die Deutsche Gesellschaft
für Rheumatologie e.V. (DGRh) und die Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband
e.V. Sie gründeten die Stiftung, um wissenschaftliche Forschung mit dem
Ziel zu fördern, Rheuma heilbar zu machen und um die Lebenssituation
rheumakranker Menschen zu verbessern.

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Ausgekugelte Schulter - OP oder konservative Therapie?

Eine ungünstige Bewegung mit extremer Krafteinwirkung, ein Sturz oder
gegnerischer Kontakt im Sport und schon ist es passiert: die Schulter ist
ausgekugelt. Bei einer Luxation springt ruckartig ein Knochen aus dem
Gelenk. Im Schultergelenk kommt es dann zu starken Schmerzen und
Bluterguss-Bildung. Die Schulter lässt sich nicht mehr bewegen. In der
Regel trifft dieses Phänomen junge, aktive Patienten, die schnell zurück
in ihren Beruf und auch in ihren Sport wollen. Operieren oder konservativ
behandeln ist dann die Frage.

Ob eine Therapie der luxierten Schulter operativ oder konservativ besser
ist und von welchen Faktoren dies abhängt – darüber referiert Prof. Dr.
Sebastian Siebenlist, Sektionsleiter und Chefarzt der Sportorthopädie, TU
München, auf dem 13. Zeulenrodaer Kongress für Orthopädie und
Sportorthopädie (ZKOS).

Am häufigsten betroffen von einer ausgekugelten Schulter sind Patienten
zwischen 20 und 35 Jahren, zum Teil auch jünger, häufig Männer. Die
Verletzungen entstehen bei ihnen meist in den Wurfsportarten, wie
beispielsweise Handball, Basketball, Volleyball oder in den Vollkontakt-
Sportarten, wie Football, Rugby, Judo oder Eishockey.

Eine zweite Gruppe, die häufig betroffen ist, sind die über 70Jährigen.
Hier wird meist durch häusliche Stürze ein Riss der - in die Jahre
gekommenen - Rotatorenmanschette (Gruppe von Muskel- und Sehnensträngen
unter dem Schulterdach) ausgelöst.
„Bei den jungen Patienten ist die Erst-Luxation meist weichteilig, das
heißt Gelenklippe und Kapsel reißen ab. Der Oberarmkopf hat somit keinen
Halt mehr auf der Schultergelenkpfanne und rutscht dann wie ein Ball nach
vorne oder hinten“, erklärt Prof. Siebenlist.

Das Wort Erst-Luxation lässt nicht Gutes ahnen. Und tatsächlich: Studien
zufolge haben unter 30Jährige eine Rezidivrate (wiederholte Auskugelung)
von bis zu 50 Prozent, bis zu einem Alter von 18 Jahren liegt sie sogar
bei bis zu 75 Prozent. Siebenlist: „Das Widerauftreten der Luxation hat
eine hohe Wahrscheinlichkeit, besonders bei den „high-impact“
(Kontakt)-Sportarten. Je nach Alter, Anspruch an das Gelenk und
Morphologie der Verletzung richtet sich dann die Indikation zur OP. Bei
den jungen, aktiven Menschen bringt eine OP sehr gute mittelfristige bis
langfristige Ergebnisse.“

Bei stärkeren Verletzungen, wenn etwa durch einen gegnerischen Anprall an
der Gelenkpfanne auch ein Stück Knochen mit absplittert, sind zur Diagnose
CT und MRT unerlässlich. Wird der Defekt nicht operiert, reibt sich mit
der Zeit der Knochen ab, die Auflageflächen werden immer kleiner,
zunehmend fehlt dann die knöcherne Führung, so Siebenlist.

Eine konservative Therapie kommt heutzutage nur noch bei geringen,
weichteiligen Defekten infrage und – wenn der Patient fast ausschließlich
am Schreibtisch sitzt und auch sonst im Alltag oder Sport einen sehr
niedrigen funktionellen Anspruch an sein Schultergelenk hat.

Primär wird nach Luxation das Gelenk unter einer Schmerzsedierung erst
einmal eingerenkt. Eine Operation erfolgt dann fast ausschließlich
arthroskopisch, also minimalinvasiv über kleinste Schnitte.

Die Ausfallzeit hinterher beträgt in der Regel mind. drei Monate im
Minimum, egal, ob Freizeit- oder Profisportler.  Das Gelenk braucht Zeit
zur Regeneration.

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Schnellere COVID-19-Behandlung möglich: Mediziner fordern zugesicherte Medikamenten-Finanzierung für Kliniken

Die Auslastung mit Corona-Patienten in deutschen Kliniken kann im
kommenden Winter sehr deutlich reduziert werden, wenn der Bund ab sofort
wieder in die Finanzierung der Behandlung mit dem Medikament Remdesivir
einsteigt. Zu diesem Schluss kommen führende Medizin-Fachgesellschaften.

„Bei zugesicherter Kostenübernahme würde Remdesivir – das schwere
COVID-19-Verläufe nachweislich deutlich reduziert – in allen Kliniken
leitliniengerecht eingesetzt werden können. Das führt zu weniger
COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen und so zu mehr Kapazitäten
für andere notwendige Behandlungen“, sagt Professor Torsten Bauer,
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
(DGP). Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
sowie der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) kritisiert die
DGP, dass sowohl die gesetzlichen als auch die privaten
Krankenversicherungen Ende 2021 für die Kostenübernahme von Remdesivir auf
den Dienstweg verwiesen und so zu einer Verschärfung der Situation in den
Kliniken beitragen, wenn die Kostenfrage nicht schnellstmöglich geklärt
wird.

Die Kosten für eine frühzeitige Behandlung mit Remdesivir liegen zwischen
2.000 und 3.000 Euro – je nach Therapiedauer. Auf diesen Kosten bleiben
viele Kliniken derzeit sitzen. Denn der Arzneistoff ist als neue
Untersuchungs- und Behandlungsmethode noch nicht im deutschlandweit
geltenden Pauschalabrechnungssystem der Krankenhäuser enthalten, wonach
die Patientenbehandlung nach diagnosebezogenen Fallgruppen vergütet wird.
Für Remdesivir können die Kliniken lediglich einen Antrag auf eine
zeitlich befristete Vergütung bei den Krankenkassen stellen. Allerdings
kann die Bearbeitung Jahre dauern und es gibt keine Garantie für eine
Bewilligung der Gelder. „Mit dieser Unsicherheit können die Kliniken nicht
arbeiten. Qualität und Wirtschaftlichkeit müssen gerade auch in Corona-
Zeiten in Einklang gebracht werden“, sagt Torsten Bauer. Konkret hieße
das: Werden die Kosten für das hochwirksame Remdesivir nicht übernommen,
könnten sich immer mehr Kliniken allein aus wirtschaftlichen Gründen aus
der regulären Versorgung von COVID-19-Patienten abmelden.

Engpass erwartet: Nur ein Drittel aller Kliniken beantragt Remdesivir-
Zuschuss

Schon jetzt sei in vielen Bundesländern zu erkennen, dass immer mehr
Krankenhäuser keine Corona-Patienten mehr aufnehmen – und damit andere
Einrichtungen umso mehr belasten. Engpässe im Winter seien zu erwarten.
Eine konkrete Zahl der Häuser sei derzeit schwer zu erfassen: „Allerdings
ist schon auffällig, dass lediglich rund ein Drittel aller Kliniken für
dieses Jahr einen Zusatzantrag für die Sondervergütung von Remdesivir
gestellt hat. Wer also keine Restbestände des Arzneimittels haben sollte,
wird Remdesivir wohl auch nicht mehr zum Einsatz bringen“, erklärt Bauer.
Eine Anfrage beim Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) der
DGP zeigt auf: von 1.903 Krankenhäusern hatten lediglich 675 Einrichtungen
einen Antrag für die Remdesivir-Vergütung für das Jahr 2022 gestellt. Wer
den Antrag noch nicht gestellt hat, muss nach aktueller Regelung die
Kosten auf jeden Fall selbst tragen – oder eben auf den Einsatz des
Medikamentes verzichten. Die Antragsfrist zur Kostenübernachte durch die
Krankenkassen für das Jahr 2023 läuft am 31. Oktober dieses Jahres ab.

Vorhersehbar: Ohne Finanzierung fehlen im Winter die
Behandlungskapazitäten

Für die klinisch tätigen Ärztinnen und Ärzte ist das Szenario
vorhersehbar: „Wird die Finanzierung von antiviralen Mitteln wie
Remdesivir vom Bund nicht schnellstmöglich zugesichert, werden es immer
weniger Kliniken einsetzen. Das führt wieder zu mehr schwerwiegenden
Coronafällen und mehr Patienten, die wesentlich länger im Krankenhaus
behandelt werden müssen. Das belastet wiederum zwangsläufig die
Intensivstationen und nimmt Behandlungskapazitäten für andere
Krankheitsfälle“, sagt Torsten Bauer. „Und wir gehen davon aus, dass in
diesem Winter die Zahl schwerer akuter respiratorischer Infektionen – zum
Beispiel Atemwegsinfekte durch Bakterien wie Pneumokokken und
Influenzaviren – wieder steigen wird“, so der Pneumologe.

Leitliniengerechte Therapie ist möglich – mit Medikament von nationaler
Bedeutung

Dabei wollen die Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken möglichst allen
betroffenen Patienten eine leitliniengerechte Behandlung zukommen lassen.
Die DGP, DGIM und DGI haben bereits früh in der Corona-Pandemie mit elf
weiteren wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften eine Leitlinie
zur stationären Behandlung von COVID-19-Patienten erarbeitet, die
Empfehlungen über den gesamten Verlauf der stationären Behandlung von
COVID-19 umfasst – von der Aufnahme und Diagnostik über die Therapie bis
hin zum weiteren Krankheitsverlauf. „Diese leitliniengerechte Therapie in
den Krankenhäusern braucht jetzt die zugesicherte Finanzierung von
Remdesivir – im COVID-19-Kontext ist es ein Medikament von nationaler
Bedeutung und gehört bereits diesen Winter in das Behandlungsangebot aller
deutschen Krankenhäuser“, sagt Bauer. Und er ergänzt: „Auch die
Finanzierung von zukünftigen Medikamenten zur COVID-19-Behandlung muss
schon jetzt seitens des Staates gesichert werden – für die ambulante wie
stationäre Behandlung.“ Bauer erinnert daran, dass bei der Abgabe von
wirksamen Corona-Medikamenten wie Paxlovid und Molnupiravir die
Notaufnahmen der Krankenhäuser nicht einbezogen worden sind.

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