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Lucerne Festival Orchestra | Yannick Nézet-Séguin, KKL Luzern, 19.8.2023, besucht von Léonard Wüst

Lucerne Festival Orchestra Foto Priska Ketterer
Lucerne Festival Orchestra Foto Priska Ketterer
Yannick Nézet-Séguin und das Lucerne Festival Orchestra Foto Patrick Hürlimann
Yannick Nézet-Séguin und das Lucerne Festival Orchestra Foto Patrick Hürlimann

Besetzung und Programm:
Lucerne Festival Orchestra
Yannick Nézet-Séguin Dirigent
Lili Boulanger (1893–1918) D’un soir triste
Anton Bruckner (1824–1896) Sinfonie Nr. 8 c-Moll WAB 108 Fassung von Robert Haas

Konzerte mit dem Lucerne Festival Orchestra, vor 20 Jahren von Claudio Abbado (1933 – 2014) und Festival Intendant Michael Häfliger gegründet, sind natürlich immer ein  Leckerbissen, besonders dann, wenn ein so extrovertierter Gastdirigent wie der Kanadier Yannick Nézet-Séguin das Zepter übernimmt.

Lili Boulanger (1893–1918) D’un soir triste

Die Komponistin hinter dem Werk: Lili Boulanger

Lili Boulanger Komponistin
Lili Boulanger Komponistin

Lili Boulanger, eine der faszinierendsten Komponistinnen des 20. Jahrhunderts, hinterließ ein beeindruckendes musikalisches Erbe trotz ihres tragisch kurzen Lebens. “D’un soir triste” ist ein Werk von bemerkenswerter Schönheit, das die Zuhörer in eine Welt tiefer Gefühle und klanglicher Poesie entführt.

Klangfarben der Melancholie

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Das Werk beginnt mit einer geheimnisvollen Einleitung, die sofort eine Atmosphäre von Melancholie und Nachdenklichkeit schafft. Die klanglichen Schichten, die Lili Boulanger in diesem Stück geschaffen hat, sind vielschichtig und nuancenreich. Das Lucerne Festival Orchestra unter Yannick Nézet-Séguins Führung fing die subtilen Schattierungen dieser Komposition meisterhaft ein und verlieh jedem Ton eine besondere Bedeutung.

Die Meisterschaft des Orchesters: Interpretation und Emotionen

Unter dem engagierten Dirigat des gestenreich agierenden Kanadiers zeigte der Weltklasseklangkörper eine bemerkenswerte Sensibilität für die feinen emotionalen Nuancen von “D’un soir triste”. Die Streicher setzten ihre Bögen mit zarter Einfühlsamkeit ein, während die Bläser die Melodien mit Ausdruckskraft und Tiefe präsentierten. Die Interpretation des Orchesters war geprägt von einer tiefen musikalischen Verbindung und einer meisterhaften Balance zwischen lyrischen Momenten und dramatischer Intensität.

Ein Dialog der Emotionen: Solistische Passagen

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Die solistischen Passagen im, mit ca. zwölf Minuten Spieldauer relativ kurzen Werk, waren Momente intensiver Intimität. Das Werk bietet den Instrumentalisten Raum für individuellen Ausdruck, und die Musiker*innen des Lucerne Festival Orchestra nutzten diese Gelegenheit, um eine tiefe emotionale Resonanz zu erzeugen. Die klagenden Melodien und die dialogartigen Passagen zwischen den Instrumentengruppen schufen eine eindringliche Klanglandschaft, die die Zuhörer in ihren Bann zog.

Ein musikalisches Erlebnis von großer Schönheit

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Insgesamt war die Umsetzung der Intentionen der schon im Alter von 24 Jahren 1918 verstorbenen Komponistin ein musikalisches Erlebnis von großer Schönheit. Das Werk wurde mit einer Mischung aus technischer Präzision und emotionaler Hingabe präsentiert, die die zarten Klangfarben und die tiefe Bedeutung desselben hervorhoben. Das Publikum wurde auf eine Reise der Gefühle mitgenommen und konnte die musikalische Brillanz von Lili Boulanger durch die meisterhafte Interpretation des Orchesters voll und ganz erleben und honorierte dies auch mit entsprechender Akklamation.

 

 

Anton Bruckner (1824–1896) Sinfonie Nr. 8 c-Moll WAB 108 Fassung von Robert Haas

Grosse Herausforderung auch für Rezensenten

Anton Bruckner Komponist
Anton Bruckner Komponist

Die Zusammenfassung im Telegrammstil könnte so klingen: Der Kopfsatz bannend-genial, das bissige Scherzo herrlich unverqualmt, das Adagio schwefelgelb schwelend vor Intensität, das Finale wohltuend gedrängt, scheinbar aus einem Impuls entwickelt. So kann man das Brucknerkonzert mit Yannick Nézet-Séguin beschreiben. Details, die haften: die einen Moment ins Zeitlose dehnende Pianissimo-Coda des Kopfsatzes. Der lässig-leutselige Schwung der Nebenthemen in Trio und Finale. Und voll dunkler Wucht die Celli und Bässe im Adagio (das fff nach dem letzten fff-Höhepunkt des Orchesters) und im Finale. Unsagbar reich die Kulminationsstellen (Reprise im Allegro moderato). Ach ja, fast selbstverständlich: der schier überwältigende Artikulationsreichtum der Geigen.

 

 

 

Ein Bruckner ganz im Stil des kanadischen Dirigenten!

Charsmatischer Dirigent Yannick Nézet-Séguin
Charsmatischer Dirigent Yannick Nézet-Séguin

Ansonsten war es ein echter Bruckner. Aufregend ist, dass ein Sinnkern die zahlreichen Themenkomplexe der Ecksätze durchzieht. Dann die bis zu greller Buntheit gesteigerten Farben (was dem Scherzo guttut, im Adagio und Finale für ungewohnt komplexe Hörerlebnisse sorgt). Sodann werden Resignation und Tragik radikal mit subjektiven Gehalten gefüllt. Dazu zählt auch der bis hart an Mahlersche Ausdrucksregionen vorgeschobene Lyrismus des Adagios. das fauchende Brüllen der Tutti-Extasen weist weit voraus. Ja, in diesen Stellen vollziehen sich gar brennpunktartig die Entgrenzungen der Moderne. Adieu, du Vorstellung vom Landei Bruckner. Abschied von der falschen Vorstellung vom biederbösen Gründerjahre Pomp Bruckners.

 

 

 

 

 

Bruckners Sinfonie als 88minütges Finale?

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Von Yannick Nézet-Séguin und seinen Mitmusiker»innen in einer wirklich hochkonzentrierten Aufführung dargebracht. Da greifen alle ineinander, schaffen sich alle ihren Platz, beziehen Stellung, organisieren sich. Alle Sektionen bis in die Haarspitzen motiviert – da arbeiten, und fuhrwerken im besten Sinne des Wortes die Kontrabässe und geben damit überhaupt ein Gerüst, den so wichtigen Halt. Es gerät zum Sieg der Musikalität dieses wirklich außergewöhnlichen Klangkörpers über eine von Überspanntheit und Gereiztheit und bebender Nervosität durchäderte Komposition. Ein Orchester, das sich immer wieder selbst überraschen kann. Sich selbst, und seinen wunderbar transparenten Gastdirigenten. Dem sie hier wirklich ein Geschenk darbringen, wenn sie ihm folgen, seinen kleinen Fingerzeigen, seinem Flackern der linken Hand, wenn es im dritten Satz in eine Adagio hafte Sanftheit und Leisetreterei geht.

Yannick Nézet-Séguin geht auch körperlich an Grenzen

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Yannick Nézet-Séguin, der auch körperlich mächtig Einsatz zeigt, ohne Noten, dafür mit Taktstock leitet, zeigt den Streichern an, die Spannung zu halten, während sich die famosen Holzbläser ein kleines, Menuett artiges Stelldichein mit den drei Klarinetten liefern. Und kurz danach zieht ein Ruck durch den Körper des Dirigenten, er springt beinahe in die Höhe. Sekunden später: Ein anschwellendes Glissando – immer wieder dieses Wechselbad aus hochfahrenden, nachgerade auf die Tube drückenden, pressenden Tempi, gepaart mit einer Dynamik bis an die Grenze des Hörbaren. Jedenfalls im triumphalen Finalsatz, der dem kanadischen Taktgeber und seinen wundervollen weit über 120 Musikern wie eben das eingangs erwähnte Gleißen eines Lichtscheins gelingt. Das Helle, die Erleuchtung behält die Oberhand. Dem Dirigenten gelingt es auf vorbildliche Weise, den dramaturgischen Bogen über die mächtigen Themenblöcke hinweg zu spannen und trotzdem so in Nuancen zu differenzieren, dass es nicht einfach nur möglichst laut ist.

 

 

 

Es wurde schon immer sehr viel über diese Sinfonie philosophiert

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann
Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Wir ersparen uns alles weitere Philosophieren über das Werk und seine Bedeutung und können wohl anmerken: Es ist möglich, Bruckners wahnwitzige, an Wagner anknüpfende Rhythmik, eine Form zu geben. Der Dirigent schleift auch die expressiven Kanten nicht, die sich so wunderbar rau vom Wohltöner Wagner abheben und eben in eine neue Richtung weisen. Es ist ein beinahe körperlicher Akt, der hier stattfindet – athletisch, muskulös. Ja, auftrumpfend. Aber trotzdem, es gibt so viele, auch von Yannick Nézet-Séguin mit den Hörnern im Blech und den Klarinetten und Oboen und Fagotten herausgearbeiteten Miniaturen, die das Monumentale auf die Erde zurückholen, dass es eine Freude ist. Triumphal! Irgendwie ist diese Sinfonie halt doch schon fast ein 90minütiges Finale und Finalissime die derart daherkommen hat das Publikum besonders gern, wenn sie so mächtig martialisch sind. Das Auditorium zeigte sich begeistert und feierte die Protagonist*innen mit frenetischem Applaus, vereinzelten Bravorufen und schlussendlich  einer „Standing Ovation“.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Patrick Hürlimann  www.lucernefestival.ch

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Dirigent Yannick Nézet-Séguin Foto Jan Regan

 

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

Yannick Nézet-Séguin und das Lucerne Festival Orchestra Foto Patrick Hürlimann

 

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

 

Lucerne Festival Orchestra Konzertbild von Patrick Hürlimann

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Israel Philharmonic Orchestra | Lahav Shani, KKL Luzern, 13.8.2023, besucht von Léonard Wüst

Israel Philharmonic Orchestra
Israel Philharmonic Orchestra
 
 

Israel Philharmonic Orchestra Konzertbild von Manuela Jans.

Besetzung und Programm:
Israel Philharmonic Orchestra
Lahav Shani Dirigent
Louise Farrenc (1804–1875) Ouvertüre Nr. 2 Es-Dur op. 24
Joseph Haydn (1732–1809) Sinfonie D-Dur Hob. I:104
Johannes Brahms (1833–1897) Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68

Das Orchester wurde im Jahr 1936 vom polnischen Geiger Bronislaw Huberman unter dem Namen Palästinensisches Symphonisches Orchester gegründet. Die Vision eines Orchesters hatte Huberman bereits vor der offiziellen Gründung des Staates Israel. Es sollte eine Antwort sein auf das, was in Europa während der Zeit des Zweiten Weltkriegs geschehen war. Nach der Unabhängigkeitserklärung, respektive Staatsgründung des Staates Israel 1948, änderte das Orchester seinen Namen in Israel Philharmonic Orchestra. Das erste Konzert fand am 26. Dezember 1936 in Tel Aviv statt und wurde von dem berühmten italienischen Dirigenten und erklärten Antifaschisten Arturo Toscanini geleitet. Auf dem Programm standen die 2. Sinfonie von Johannes Brahms und die Ouvertüre zur Oper Oberon von Carl Maria von Weber.

Der Dirigent

Israel Philharmonic Orchestra mit Lahav Shani Dirigent Konzertbild von Manuela Jans
Israel Philharmonic Orchestra mit Lahav Shani Dirigent Konzertbild von Manuela Jans

Lahav Shani ist seit 2020, in Nachfolge von Zubin Mehta, der erste Sabra, also im Land Israel geborene Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra, bei dem er aber schon als bloss 16jähriger als Kontrabassist engagiert war. Zwei Jahre später debütierte er als Pianist mit Tschaikowskys erstem Klavierkonzert, und 2010 gab er seinen Einstand am Pult. «Viele Orchestermitglieder kenne ich schon seit meiner Kindheit», erzählt Shani. «Wir gehen direkt miteinander um, es fühlt sich ganz natürlich an.»

Die Israeli starteten ins musikalische Gala Dîner mit einem kurzen Amuse d’oreille einer fast vergessenen, nun wiederentdeckten französischen Komponistin.

Klangliche Wiederentdeckung: Louise Farrencs Ouvertüre Nr. 2 in Es-Dur op. 24

So wurden wir reich beschenkt durch das Israel Philharmonic Orchestra unter der leidenschaftlichen Leitung von Lahav Shani, das die Ouvertüre Nr. 2 in Es-Dur op. 24 von Louise Farrenc tonal erstrahlen lässt.

Eine Schatztruhe der Melodien

Komponistin Louise Farrenc
Komponistin Louise Farrenc

Die Ouvertüre beginnt mit einer bezaubernden Melodie, die das Herz sofort einfängt und den Hörer auf eine musikalische Reise entführt. Das Orchester unter Lahav Shanis Führung interpretiert Farrencs Komposition mit bemerkenswerter Hingabe und entfaltet die reichen Klangfarben und Emotionen, die in der Partitur verborgen sind.

Ein Tanz der Instrumente

Die verschiedenen Instrumentengruppen des Orchesters verschmelzen zu einem harmonischen Tanz, bei dem jedes Instrument seine eigene Stimme erhält und dennoch nahtlos in das Gesamtklangbild integriert wird. Shanis resolutes Dirigat verleiht der Aufführung eine lebendige Dynamik, die das Stück vorantreibt und den Zuhörer in seinen Bann zieht.

Dynamik und Emotionen in Einklang

Die Aufführung zeichnet sich durch eine eindrucksvolle Balance zwischen dynamischen Kontrasten und tief empfundenen Emotionen aus. Von leisen, zarten Momenten bis hin zu kraftvollen Crescendos wird jede Facette der Komposition meisterhaft dargestellt. Das Orchester verleiht Farrencs Musik eine aufrichtige Intensität, die das Publikum berührt.

Ein klangliches Juwel

Israel Philharmonic Orchestra mit Lahav Shani Dirigent Konzertbild von Manuela Jans.
Israel Philharmonic Orchestra mit Lahav Shani Dirigent Konzertbild von Manuela Jans

Das Israel Philharmonic Orchestra und Lahav Shani haben zweifellos ein klangliches Juwel mit der Französin Werk geschaffen. Die Wiederentdeckung dieser Komposition ist eine Hommage an deren künstlerisches Erbe und ihre Fähigkeit, Emotionen durch Musik auszudrücken. Diese Aufführung ist ein Beweis für die zeitlose Schönheit und Relevanz von Farrencs Musik und wurde vom Publikum mit reichlich Applaus belohnt.

Haydns Meisterstück: Sinfonie D-Dur Hob. I:104

Das Israel Philharmonic Orchestra unter der geschickten Leitung von Lahav Shani präsentiert Joseph Haydns Sinfonie D-Dur Hob. I:104 mit meisterhafter Virtuosität und interpretatorischem Geschick.

Klangliche Brillanz und Klarheit

Die Sinfonie entfaltet sich unter Shanis Leitung mit einer beeindruckenden Klangpracht und einer bemerkenswerten Klarheit. Jede Instrumentengruppe des Orchesters wird mit großer Präzision und Sensibilität präsentiert, wodurch ein reiches und ausgewogenes Klangbild entsteht. Die Streicher strahlen in den lyrischen Passagen, während die Bläser mit starker Präsenz und Ausdruckskraft brillieren.

Eine Reise durch Kontraste

Joseph Haydn
Joseph Haydn

Haydns Sinfonie Nr. 104 ist bekannt für ihre kontrastreiche Struktur, und das Israel Philharmonic Orchestra verleiht diesen Kontrasten eine faszinierende Tiefe. Die Verschmelzung von leisen und lauten Momenten, von sanften Melodien und kraftvollen Rhythmen, wird von Shani meisterhaft gesteuert. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Stimmungen werden nahtlos und mit beeindruckender Geschmeidigkeit gemeistert.

Lebendige Erzählung und Präzision

Das Orchester erzählt die musikalische Geschichte von Haydns Sinfonie mit lebhafter Erzählkunst. Jeder Satz wird mit einer klaren Struktur und einem tiefen Verständnis für die musikalische Intention präsentiert. Shanis präzises Dirigat führt das Orchester durch die komplexen Rhythmen und harmonischen Wendungen der Sinfonie und verleiht der Musik eine unvergleichliche Lebendigkeit.

Ein Triumph der Interpretation

Israel Philharmonic Orchestra mit Lahav Shani Dirigent Konzertbild von Manuela Jans
Israel Philharmonic Orchestra mit Lahav Shani Dirigent Konzertbild von Manuela Jans

Das Israel Philharmonic Orchestra und Lahav Shani liefern eine wahrhaft triumphale Interpretation von Joseph Haydns letzter Sinfonie. Diese Aufführung würdigt die Genialität von Haydns Schaffen und lässt seine Musik in voller Pracht erstrahlen. Die harmonische Einheit des Orchesters und die einfühlsame Leitung von Lahav Shani machen diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis für Liebhaber klassischer Musik. Das Auditorium, sichtlich beeindruckt, spendete langanhaltenden, stürmischen Applaus und begab sich darauf in die Foyers und auf den Vorplatz des KKL in die Pause, wo angeregte Gespräche über das Gehörte geführt wurden.

Emotionale Tiefe und Majestät: Brahms’ Sinfonie Nr. 1

Nach der Pause folgte dann noch die Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 von Johannes Brahms, die Richard Wagner mal spottend Beethovens Zehnte nannte. Hier konnte sich der Dirigent fast entspannt zurücklehnen, hatte doch „sein“ Israel Philharmonic Orchestra das Ganze total im Griff, bzw. in den Instrumenten und bot eine berauschende Demonstration orchestraler Leistung

Das Israel Philharmonic Orchestra unter der inspirierten Leitung von Lahav Shani entfesselt die kraftvolle Emotion und majestätische Schönheit von Johannes Brahms’ Meisterwerk in einer beeindruckenden Darbietung.

Eine Ode an die Emotionen

Ludwig Michalek  Portrait  Johannes Brahms 1891
Ludwig Michalek Portrait Johannes Brahms 1891

Brahms’ Sinfonie Nr. 1 ist ein Werk von tiefer emotionaler Resonanz und das Israel Philharmonic Orchestra versteht es meisterhaft, diese Emotionen zu vermitteln. Unter Shanis einfühlsamer Führung entfalten sich die melodischen Linien mit einer außergewöhnlichen Intensität. Die Streicher drücken sehnsüchtige Melancholie aus, während die Bläser kraftvolle Ausbrüche von Leidenschaft liefern.

Dynamik und Spannung

Die Aufführung zeichnet sich durch eine beeindruckende dynamische Bandbreite aus, die von leisen, zarten Passagen bis hin zu kraftvollen und mitreißenden Momenten reicht. Lahav Shani lenkt das Orchester geschickt, um die dramatischen Kontraste von Brahms’ Komposition zu betonen. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Stimmungen sind fließend und gut ausgearbeitet und der Dirigent formt mit Gestik und Mimik das Ganze zu einem, dem Sommerfestival 2023 Motto «Paradies» entsprechenden, paradiesischem Klangerlebnis

Orchesterklang in Perfektion

Israel Philharmonic Orchestra mit Lahav Shani Dirigent Konzertbild von Manuela Jans
Israel Philharmonic Orchestra mit Lahav Shani Dirigent Konzertbild von Manuela Jans

Das Israel Philharmonic Orchestra präsentiert sich als homogenes und klanglich ausgereiftes Ensemble. Die instrumentale Präzision und die Fähigkeit der Musiker, miteinander zu verschmelzen, verleihen der Aufführung eine beeindruckende klangliche Einheit. Die einzelnen Stimmen treten hervor und fügen sich gleichzeitig nahtlos in das Gesamtklangbild ein.

Ein Höhepunkt der sinfonischen Kunst

Die Interpretation von Johannes Brahms’ Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 durch das Israel Philharmonic Orchestra unter Lahav Shanis Leitung ist zweifellos ein Höhepunkt der sinfonischen Kunst. Diese Aufführung ehrt die tiefe emotionale Intensität und die musikalische Raffinesse von Brahms’ Werk. Die starke emotionale Verbundenheit aller Protagonisten war fast körperlich zu spüren. Die herausragende Leistung des Orchesters und die einfühlsame Leitung von Lahav Shani machen diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis für Musikliebhaber. Dies sahen auch die Konzertbesucher so und feierten die Protagonisten heftig mit einer Akklamation, die schlussendlich in die verdiente Standing Ovation führte.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Manuela Jans  www.lucernefestival.ch

Homepages der andern Kolumnisten:  www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch  www.maxthuerig.ch  www.marinellapolli.ch

Israel Philharmonic Orchestra Konzertbild von Manuela Jans

Dirigent Lahav Shani Foto Marco Borggreve

Israel Philharmonic Orchestra Konzertbild von Manuela Jans

Israel Philharmonic Orchestra mit Dirigent Lahav Shani Konzertbild von Manuela Jans

Israel Philharmonic Orchestra Konzertbild von Manuela Jans

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Parfums mit Wiedererkennungswert – persönlichen Signature-Duft finden

Parfums Symbolbild
Parfums Symbolbild

Wer einmal einen guten Duft gefunden hat, wird ihn ungern gegen einen anderen eintauschen. Mit
der Zeit kann ein Duft nahezu zum Synonym für die Person werden, die ihn Tag für Tag trägt. Doch
das perfekte Parfum zu finden, fällt bei der großen Auswahl nicht immer leicht. Obwohl ein guter
Herrenduft eine sehr individuelle und subjektive Angelegenheit ist, gibt es jedoch glücklicherweise
ein paar Tipps, die bei der Auswahl eines Parfums hilfreich sind.


Der Geruchssinn ist der stärkste aller Sinne


Ein Duft ist ein unsichtbarer Teil des persönlichen Stils. Er hat einen starken Einfluss darauf, wie
andere Menschen uns wahrnehmen und in Erinnerung behalten. Ein gutes Parfum zeichnet sich
daher durch mehrere Vorteile aus. Es lässt seinen Träger attraktiver wirken und es hilft dabei, sich
selbstbewusster und gepflegter zu fühlen. Tatsächlich kann ein Geruch sogar eine tiefere emotionale
Verbindung zu unseren liebsten Menschen herstellen. Der Geruchssinn ist schließlich der stärkste
aller Sinne. Trotz all dieser Vorzüge trägt ein Großteil der Männer nicht regelmäßig ein Parfum. Oft ist
der Grund dafür sehr einfach: Sie wissen nicht, welcher Duft ihnen steht.


Zeitlose Herrendüfte nutzen


Parfumeinsteiger sollten zunächst auf altbewährte, klassische und dezente Herrenparfums setzen,
um sich an ihren ganz persönlichen Signature-Duft heranzutasten. Und wer weiß? Vielleicht ist bei
diesen Klassikern sogar schon der eine perfekte Duft dabei.
Zeitlose Herrenparfums zeichnen sich durch klassische und ausgewogene Duftnoten aus. Sie sind
besonders harmonisch, schlicht und dabei elegant. Sie folgen keinen aktuellen Trends. Die
Inhaltsstoffe sind hochwertig. Die Düfte haben Qualität und Beständigkeit über die Jahre bewahrt.
Bei vielen Menschen wecken zeitlose Düfte positive Emotionen und Erinnerungen, indem sie mit
einem geliebten Menschen oder einem großen Vorbild in Verbindung gebracht werden.
Zu den beliebtesten zeitlosen Herrendüften gehören:


● Acqua di Parma Colonia
● Chanel Pour Monsieur
● Guerlain Vetiver
● Dior Fahrenheit
● Hermès Terre d’Hermès
Dior Sauvage
Yves Saint Laurent Y
● Boss Boss Bottled
● Dolce und Gabbana K


Aufgrund der hochwertigen Ingredienzien sind die zeitlosen Herrendüfte in der Regel besonders
hochpreisig. Es empfiehlt sich daher, in der Parfümerie zunächst nach Parfumproben zu fragen. Jeder
Duft sollte mehrere Tage hintereinander getragen werden, um festzustellen, wie man sich mit dem
Geruch fühlt und welche Reaktionen er bei den Menschen in der Umgebung hervorruft.



An den Signature-Duft herantasten

 
Obwohl es eine unendliche Anzahl von Duftnoten und -kombinationen gibt, fühlen sich die meisten
Menschen immer wieder zu bestimmten Dufttypen hingezogen. Wer also anhand der
Parfumklassiker festgestellt hat, welcher Duft ihm grundsätzlich zusagt, kann sich über die Duftnoten
im Parfum an weitere Parfums herantasten. Es gibt vier Duftfamilien: holzig, blumig, Amberdüfte und
frische Düfte. Diese Duftfamilien nehmen jeweils einen Platz auf dem Duftrad ein, einem
kreisförmigen Diagramm, das die vier Geruchsrichtungen im Verhältnis zu ihren jeweiligen
Unterfamilien darstellt. Unterfamilien, die auf dem Rad nebeneinander liegen, sind sich am
ähnlichsten und werden daher mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Parfüm gut zusammenpassen,
während Familien, die weiter voneinander entfernt sind, weniger miteinander verwandt sind. Die
Holzduftfamilie umfasst warme und opulente Gerüche wie Sandelholz und Patschuli. Unterfamilien
sind moosige Hölzer und trockene Hölzer. Wem ein Parfum mit holziger Duftnote besonders gefällt,
kann weitere Parfums mit Noten aus diese Duftfamilie ausprobieren und sich auf diese Weise nach
und nach zu seinem individuell perfekten Duft vorarbeiten.


Richtig testen


Wer ein Parfum testet, sollte es vor dem Kauf immer auf der Haut ausprobieren. Ein und dasselbe
Parfum kann an verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich riechen. Für den Test auf dem
Handrücken oder dem Handgelenk wird das Parfum aus etwa zehn Zentimeter Abstand aufgesprüht.
Das Parfum sollte nicht verrieben und an der Luft getrocknet werden. Anschließend kann man an der
Haut riechen, ohne diese mit der Nase zu berühren.
Übrigens: Kaffeebohnen neutralisieren Gerüche. Deswegen stehen oftmals Kaffeebohnen in
Parfümerien. Wer Parfums mit Teststreifen testet, sollte zwischen zwei Düften an den gerösteten
Bohnen schnuppern.

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Seebühne Bregenz Puccinis Madame Butterfly. 8. August 2023, besucht von Léonard Wüst

Szenenfoto Madame Butterfly, Butterfly mit Papierschiff
Szenenfoto Madame Butterfly, Butterfly mit Papierschiff

Besetzung Cio-Cio-San (genannt Butterfly) Elena Guseva
Suzuki Aytaj Shikhalizada
B. F. Pinkerton Łukasz Załęski
Sharpless Yngve Søberg
Goro Spencer Lang
Der Fürst Yamadori Patrik Reiter
Onkel Bonzo Levente Páll
Kate Pinkerton Hamida Kristoffersen
Der kaiserliche Kommissar Matthias Hoffmann
Kind Aurel Boss
Musikalische Leitung Yi-Chen Lin
Bregenzer Festspielchor
Tänzer:innen der Bregenzer Festspiele

Wired Aerial Theatre
Statisterie der Bregenzer Festspiele 
Prager Philharmonischer Chor
Wiener Symphoniker

Meine persönliche Spiel auf dem See Geschichte begann im Jahre 1992, mit Julia Migenes in der Titelrolle bei Georges Bizets «Carmen», diejenige des Spiel auf dem Sees an sich schon im Jahre 1946 mit einem Konzert auf zwei zusammengebundenen Lastkähnen beim Spielort Gondelhafen

https://chronik.bregenzerfestspiele.com/saison-1946

in den folgenden drei Jahren am Spielort Strandbad

https://chronik.bregenzerfestspiele.com/saison-1947/die-entfuehrung-aus-dem-serail

bevor im Jahr 1950 mit der Operette «Gasparone» von Karl Millöcker der heutige Ort Seebühne seine Feuertaufe erlebte und von dem aus die schier unglaubliche Erfolgsgeschichte begann und bis heute mit pro Saison 26 ausverkauften Vorstellungen mit jeweils 7000 Zuschauern anhält und für die Tickets am Platz vor der Bühne vor Vorstellungen wie Wertpapiere gehandelt werden.

https://chronik.bregenzerfestspiele.com/saison-1950 .

Mein Pakt mit dem Bregenzer Wettergott

Voraussetzung für gelungene Open Air Events jeglicher Art ist natürlich gutes Wetter. Ich buche immer für den ersten Samstag im August und mein «Wetterpoker» war bis jetzt, also über 30 Jahre noch immer erfolgreich, mit exakt drei «Zittertagen»:

Turandot 2016: ca. 20 Minuten nach Beginn, also um etwa 21.20 Uhr ein unverhoffter Platzregen und kurze Flucht in den Innenbereich der Seebühne, wo man Regenkapuzen erstehen konnte, wenns dann weiterginge. Nach ungefähr fünf Minuten war der Spuk vorbei, die Bühne ausreichend abgetrocknet und von Pfützen soweit gereinigt, dass ein gefahrloses agieren auf derselben wieder möglich war. Also seinen Platz wieder einnehmen, den man mit einem Taschentuch sitztauglich getrocknet hatte und schon gings weiter ohne Wetterkapriolen bis zum Schluss, Glück gehabt.

Rigoletto 2021: Nicht grad optimistische 14 Tage Wetterprognose, die aber, je näher der 1. August Samstag rückte, immer ein bisschen besser wurde, aber bis am Samstag selbst noch immer Regen im «Programm» hatte. Bei unserer Abfahrt um ca. 13.00 Uhr trübte denn auch ein Nieselregen unsere Vorfreude leicht, konnte aber meinen Optimismus auf sich bessernde Bedingungen bis zur Spielzeit um 21.00 Uhr nicht «überstimmen». Da es aber während unserer ungefähr 2 ½ stündigen Anreise nicht aufhörte zu regnen, waren wir schon nicht mehr grad in Festlaune. Auch auf dem Fussmarsch vom Parkplatz zur Seebühne war ein Schirm von Vorteil, aber immerhin war es jetzt, ca. fünf Stunden vor Beginn, nur noch ein Nieselregen und es deutete sich an, dass es nächstens ganz aufhören würde, da sich ab und zu auch ein Sonnenstrahl durch die Wolken schmuggelte. Wir genossen ein feines Nachtessen im Gastronomiezelt vis a vis der Seebühne und das Wetter wurde besser und besser und war bis zum Spielbeginn fast so gut wie unser Essen und unsere Stimmung, als etwa eine Stunde vor Start die ordentliche Durchführung der Vorstellung über Lautsprecher verkündet wurde.

Madame Butterfly 2023: Nach reichlich Sonnenschein und teils sehr hohen Temperaturen im Juni und Juli waren die Wetteraussichten für das vergangene Wochenende sehr betrüblich und das Ende meines Wetterglücks in Bregenz rückte äusserst bedrohlich nahe. Da ich aber, wie meist die letzten Jahre, Hotelzimmer gebucht hatte, war für mich eine Nichtanreise undenkbar, immer in der Hoffnung, dass die Voraussagen der Metereolog*innen  nicht zutreffen würden. Bei Abreise mit dem Zug zuhause war es immerhin trocken, was meine Hoffnung nährte, doch noch erfreulich überrascht zu werden. Auf der Fahrt im Intercity von Luzern Richtung Bodensee, trübte der Himmel, somit auch meine Stimmung ein und schon kurz vor Zürich konnte der Himmel seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Auch auf der weiteren Fahrt Richtung Bregenz liess der Regen nicht, oder kaum nach und meine Glückssträhne schien tatsächlich zu reissen.

Hoffnung keimte auf, als mein Bregenzer Wettergott eingriff

Dann aber, kurz hinter St. Gallen, schaltete sich mein Bregenzer Wettergott ein und entzog Petrus nach und nach den Flüssigkeitsnachschub, sodass wir in Bregenz auf dem kurzen Weg vom Bahnhof Bregenz Hafen zum Hotel die mitgenommenen Schirme nicht aufspannen mussten und trockenen Fusses dort ankamen. Auch der Himmel hatte sich aufgehellt, Regenwolken waren verschwunden und so spazierten wir nach dem Zimmerbezug erwartungsvoll gutgelaunt der ca. einen Kilometer langen Strandpromenade entlang Richtung Seebühne, um vor der Veranstaltung noch im Gastronomiezelt vis a vis, wie jedes Jahr, gepflegt zu dinieren und mit einem perlenden Glas Festspielcuvée auf das kommende Erlebnis anzustossen. Sogar die Sonne lugte hervor, um uns zu begrüssen, also alles bestens, der Entwarnung folgte Erleichterung und Vorfreude.

Die beeindruckende Kulisse

Seebühne mit Papierboot  Seitenansicht Foto Felix Kästledpa
Seebühne mit Papierboot Seitenansicht Foto Felix Kästle dpa

Die Seebühne in Bregenz bietet eine imposante Kulisse für Giacomo Puccinis Oper “Madama Butterfly”. Die Seebühne, Spielort seit 1950, erstaunt immer wieder mit imposanten Bühnenbildern, besonders spektakulär für Verdis “Rigoletto” in den Jahren 2019 und 2021, beeindruckend auch für die japanische Butterfliege, wenn auch vielleicht nicht ganz so spektakulär auf den ersten Blick. Dennoch täuscht der erste Eindruck, denn das von Bühnenbildner Michael Levine entworfene Papierblatt ragt 23 Meter in die Höhe und wiegt fast das Doppelte der damaligen Rigoletto-Figur.

Zitat aus dem Liebherr Magazin

Die Idee zum Bühnenbild stammt von dem gebürtigen Kanadier Michael Levine. Seit fast vierzig Jahren ist er an den renommiertesten Spielstätten der Welt tätig und nun zum ersten Mal in Bregenz dabei. Dafür hat er zunächst ein Modell entworfen und digitalisiert. Seine Vorstellung: Auf dem Bodensee treibt ein hauchdünnes, großes Pergamentblatt– achtlos zerknüllt und ins Wasser geworfen. An einer Seite wölbt es sich leicht nach oben über den See. Auf dem strahlenden Weiß ist die Tuschzeichnung einer japanischen Landschaft zu erkennen. Das Blatt ist schutzlos den Wellen ausgeliefert. An seine rechte Seite schmiegt sich ein Papierschiff, mit Elementen der amerikanischen Flagge bemalt. Als „kunstvoll und zerbrechlich“ empfindet Intendantin Elisabeth Sobotka das Bühnenbild. Denn das Papier steht in seiner Zartheit und Zerbrechlichkeit für die Hauptfigur in der tragischen Oper. Zitatende

Die Wiener Symphoniker und die Dirigentin Yi-Chen Lin

Dirigentin Yi-Chen Lin
Dirigentin Yi-Chen Lin

Die Wiener Symphoniker spielen auf der Bühne des Bregenzer Festspielhauses, während der Orchesterklang auf den See übertragen wird. Unter der Leitung der in Wien aufgewachsenen, gebürtigen Taiwanesin Yi-Chen Lin interpretieren sie Puccinis feingesponnenes Notengeflecht intensiv und gefühlvoll und lassen den Stimmen auf der Bühne genug Raum und Volumen zur Entfaltung.

Die Dirigentin Yi-Chen Lin

Die Dirigentin Yi-Chen Lin stammt aus einer Musikerfamilie aus Taipei und begann schon im zarten Alter von vier Jahren mit dem Geigenunterricht. Als außergewöhnlich begabt erwiesen, wurde sie mit neun Jahren zur Vorbereitungsklasse der Wiener Musikhochschule zugelassen. Yi-Chen Lin gab ihr Debüt als Dirigentin 2009 mit dem RSO Wien und ist seit der Saison 2020/21 Kapellmeisterin und musikalische Assistentin an der Deutschen Oper Berlin.

Weltklasse Klangqualität dank ausgetüfteltem System

Das-ausgefeilte Tontechnik-System-der-Seebuehne
Das-ausgefeilte Tontechnik-System-der-Seebuehne

Die Qualität der Musikübertragung vom Festspielhaus zur Bühne ist inzwischen von derart hoher Qualität, dass die Bregenzer Festspiele sich trauen, “Madama Butterfly” in das Programm aufzunehmen. Regisseur Andreas Homoki stellt keine aktuelle Sextourismusgeschichte dar, sondern setzt die Oper in eine erstarrte japanische Kultur zum Ende des Shogunats und ein Amerika der 1950er-Jahre. Die Inszenierung beeindruckt durch ihre ruhige Hand und poetische Bilder.

Das Drama der Handlung

Aufmarsch der Geishas
Aufmarsch der Geishas

Die Oper erzählt vom Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Zivilisationen: dem amerikanischen Marineleutnant B. F. Pinkerton, der eine Scheinehe mit der jungen Japanerin Ciò-Ciò-San eingeht. Diese nimmt die Ehe ernst und wartet drei Jahre lang auf ihn, während er mit seiner neuen, amerikanischen Frau zurückkehrt, um das gemeinsame Kind mitzunehmen. Doch das einstige Papierboot hat sich zu einem überdimensionalen Symbol entwickelt und die Tragödie nimmt ihren Lauf.

Eine Inszenierung voller Poesie

Cio-Cio-San-Butterfly-ihre-Dienerin-Suzuki-und-Goro
Cio-Cio-San-Butterfly-ihre-Dienerin-Suzuki-und-Goro

Die Inszenierung von Andreas Homoki besticht durch ihre Poesie und durchdachte Gestaltung. Sie vermeidet Effekthascherei und gibt den Akteur*innen und der Musik genug Raum zur Entfaltung. Die Hauptfigur, gespielt von Elena Guseva, überzeugt mit ihrer lyrischen und anrührenden Darbietung und auch die andern Darstellenden agieren auf höchstem Niveau. Primus inter pares bei den männlichen Darstellern ist Yngve Søberg, der den amerikanischen Konsul Sharpless verkörpert. Die Inszenierung bleibt wie ein Kammerspiel fokussiert auf die Titelfigur. Die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Yi-Chen Lin fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein und die Soundanlage bewährt sich.

Zweiter Teil der zweistündigen Inszenierung

Madama-Butterfly-wartet-in-Bregenz-mit-vielen-Effekten-auf-Figuren-auf-einem-zerknitterten-Tuschebild
Madama-Butterfly-wartet-in-Bregenz-mit-vielen-Effekten-auf-Figuren-auf-einem-zerknitterten-Tuschebild

Auch in der zweiten Hälfte bleibt die Inszenierung im Vergleich mit vergangenen Festspielproduktionen weniger spektakulär, dafür sehr ästhetisch. Es ist weiter das Spiel mit dem Licht, das das Bühnenbild von Michael Levine, ein 1.340 Quadratmeter großes Blatt “Papier”, in immer neue Stimmungen und Zusammenhänge taucht. Ganz auf Spektakel wird freilich nicht verzichtet. So wird etwa Fürst Yamadori (Patrik Reiter) in einer Art Sänfte, die im Wasser um die Seebühne getragen wird, in das Spiel eingeführt. Als am Ende Madame Butterfly stirbt, ziehen Flammen als Projektion über die Bühne, die am oberen Ende des Bühnenbilds – das Blatt Papier ist abgebrannt – in echtes Feuer übergehen.

Madame-Butterfly-Szenenfoto
Madame-Butterfly-Szenenfoto

Das Auditorium war begeistert und spendete einen langanhaltenden stürmischen Shlussapplaus für den schlussendlich auch noch Dirigentin Yi-Chen Lin aus dem nahen Festspielhaus herbeieilte.

 

 

Fazit und Ausblick

Butterfly vermisst Pinkerton sehnlichst Foto Angela Henzi
Butterfly vermisst Pinkerton sehnlichst Foto Angela Henzi

„In des Welt-Atems wehendem All – ertrinken, versinken, unbewusst – höchste Lust!“ Butterfly rammt sich einen Dolch in den Leib, Tosca stürzt sich in die Tiefe, Carmen wird vom eifersüchtigen José erstochen, Alfredo kommt zu spät: seine todkranke Geliebte Violetta stirbt in seinen Armen. Nirgendwo wird so schön und virtuos gestorben wie auf der Bregenzer Seebühne.

 

 

 

 

Elena Guseva gibt eine  überragende Butterfly
Elena Guseva gibt eine überragende Butterfly

Bereits jetzt blickt man erwartungsvoll auf 2024/25, wenn Carl Maria von Webers “Freischütz” die Seebühne entern wird, bei der, ausnahmsweise,  keine Dame im Finale das Zeitliche segnen muss.

.youtube.com/watch?v=JtZ2Sokm2i0&t=9s

Szenenfoto Diashow  Madame Butterfly von Anja Köhler und Karl Forster

fotodiashows.wordpress.com/2022/08/08/madame-butterfly-seebuhne-bregenz-6-august-2022/

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: bregenzerfestspiele.com/de

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Madame Butterfly Szenenfoto

Geishas auf einem zerknitterten Tuschebild

Madame Butterfly Seebèhne in der Abendsonne

Stetes Feilen an der Technik auf der Seebühne

Zuschauertribüne Foto Anja Köhler

 

Die Protagonist*innen beim Schlussapplaus

Konzert auf dem See im Gondelhafen 1946

Die Entführung aus dem Serail Spielort Strandbad 1947

Erster Event auf der Seebühne Gasparone Karl Millöcker 1950

Puccinis Turandot Seebühne 2016

Turandot 2016

Rigoletto Seebühne 2019

Verdis Rigoletto spektaskulär in Szene gesetzt 2021

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