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Kulinarische Reise ins Grill-Restaurant Baulüüt im Campus Sursee

Restaurant Baulüüt Lounge Barbereich
Restaurant Baulüüt Lounge Barbereich

Wie ein gutes Omen schien bei unserem Besuch die Sonne und wir stellten bei den Mitarbeiter*innen eine grosse Erleichterung fest, dass die Pandemie zu Ende ist. Zwei Jahre keine Seminare, keine Events – harte Zeiten. Nun ist das Team freudvoll motiviert und parat die Gäste mit dem Feuer der Begeisterung glücklich zu stimmen. Corinne Knüsel, seit 2017 Restaurationsleiterin, vermittelt das, was ihr Credo ist – zufriedene Gäste mit einem ehrlichen Lächeln. Und so ging es emsig zu und her im Mittagservice. Ein perfektes Teamwork.

Restaurantleiterin Corinne Knüsel

Das Feuer des Grills in der offenen Küche brannte – eifrig wurden Burgers gebrutzelt welche auf dem Tagesmenu gelistet waren. Ich startete mit einem zarten Carpaccio vom Kalb mit grilliertem Thunfisch und leicht geräuchertem Frischkäse. Vom «Soorser Bäcker Stockers» Brot, getunkt im Olivenöl und etwas Balsamico könnte man süchtig werden.

Schön arrangierter Teller im Baulüüt

Der Hauptgang dann war Genuss aus der Region und Nachhaltigkeit in Reinkultur. Ein Lammentrecôte aus dem Entlebuch. Perfekt grilliert, zart wie es sein muss und leicht rosa! Dazu luftige Bärlauch Gnocchi, gebratener grüner Spargel, gedämpfter Blattspinat und Blumenkohlröschen vom Grill. Portwein Jus, Rhabarber Chutney und Bärlauch Butter zur Bereicherung. Im Juni wird die Karte wieder der Saison angepasst – Küchenchef Claudio Renggli (seit Anbeginn im Team) hat wieder einige kulinarische Überraschungen im Repertoire.

Für noch etwas lohnt sich die Reise in den Campus Sursee. Die neue Eventhalle mit bis zu tausend Plätzen mit viel Schweizer Holz beeindruckend gestaltet, zu besichtigen. Dabei ist auch die Baulüüt-Terrasse mit Platz für 30 Gäste erweitert worden. Während den Tatar-Wochen sind ab 20. Juni acht äusserst fantasievolle und so nicht alltägliche Kreationen zu geniessen. Übrigens: Mit www.baulüüt.ch ist man immer à Jour.

Ein Essay von www.herberthuber.ch

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Eine Suppe aus Erdbeeren, gibt es das tatsächlich? Oder einfach ganz nature? möchte Herbert Huber wissen

Rostocker Studie Erdbeeren machen jünger!
Rostocker Studie Erdbeeren machen jünger!

Ja, oh Wonne, jetzt sind sie da, unsere heimischen Erdbeeren. Leider hat die fast ganzjährige Verfügbarkeit, oft zu Tiefstpreisen, dem Ansehen der Erdbeere geschadet. Die beste Zeit, um Erdbeeren zu geniessen, beginnt deshalb jetzt, wenn es wieder Schweizer Erdbeeren gibt. Denn ob man im tiefsten Winter mit Erdbeeren aus Peru oder aus Südafrika oder aus Spanien so richtig glücklich wird, ist fraglich.

Erdbeere  Schwarze Ananas Pflanze
Erdbeere Schwarze Ananas Pflanze

Ich möchte Ihnen nun aber nicht die Lust auf Erdbeeren vergällen. Und dass die Menschen nicht warten mögen, bis die Saison für Erdbeeren da ist, das ist auch keine Erfindung unserer Zeit. Ich erinnere mich da an eine Geschichte, die sich im Palace Hotel Gstaad zugetragen hat, in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts: Es war tiefer Winter. Otto Schlegel, der Küchenchef, sah sich mit dem Wunsch eines Gastes konfrontiert, subito Erdbeeren zu organisieren. Der Gemüselieferant aus Luzern besorgte diese aus Japan. Jede Beere wurde einzeln in Seidenpapier verpackt geliefert. Der Preis sprach sich unter den Angestellten wie ein Lauffeuer herum: drei Franken das Stück. Wir Köche mit unserem Monatslohn von 320 Franken begannen zu rechnen. Sie können es sich vorstellen. Doch nun möchte ich mit zwei ganz besonderen Rezepten den Dessert Alltag verschönern. Auf denn zum Genuss:

Erdbeersuppe:

Erdbeersuppe mit Orangen-Basilikum-Mousse
Erdbeersuppe mit Orangen-Basilikum-Mousse

Die Hälfte der gekauften, schön reifen Erdbeeren pürieren und daraus mit Zucker und Prosecco eine suppenflüssige Sauce zubereiten. Total rechnet man etwa 250 Gramm pro Person. Mit etwas Zitronensaft und einer Umdrehung schwarzen Pfeffers aus der Mühle abschmecken. Die restlichen Erdbeeren in Scheiben schneiden und in die Suppenteller legen. Die Sauce darüber geben. Die Beeren müssen zugedeckt sein. Kurz vor dem Servieren eine Kugel Erdbeerrahmeis (oder auch Sorbet) darauf platzieren. Das Ganze dann mit etwas Pfefferminze oder speziell mit Basilikumstreifen bestreuen.

Mit Erdbeeren gefüllte Crêpes:

Erdbeeren - lecker und gesund
Erdbeeren - lecker und gesund

In eine feuerfeste Portionenform eine dünne Crêpe hineinlegen. Mit ein wenig Zucker und einem Schuss Grand Marnier erwärmte und gescheibelte Erdbeeren darauf geben. Das Ganze mit einer zweiten Crêpe bedecken. Etwas geschlagenen Vollrahm mit einem Eigelb vermischen und diesen Mix über die Crêpes verteilen. Bei starker Oberhitze im Ofen auf oberster Rille bei 220 Grad kurz überbacken. Zuletzt eine Kugel Vanilleeis darauf platzieren und sofort servieren.

Schwarzwälder Erdbeertorte
Schwarzwälder Erdbeertorte

Übrigens, wussten Sie, dass der Schlagrahm aus der Dose wohl aus Schweizer Milch stammt, aber zur Abfüllung nach Belgien oder Italien gekarrt wird, um dann wieder im Verkaufsregal gezuckert oder eben «ohne», feilgeboten wird? So meinte ich, dass von Hand geschlagener Rahm nicht nur ein Ritual ist, sondern auch besser mundet. Warum denn in die Ferne schweifen liegt, doch das Glück so nah? Nämlich Doppelrahm (Crème Gruyère) oder «Beeri»-Rahm aus der Schweizer Molkerei mit heimischen Beeren. Und für Liebhaber noch ein «Chugeli» Glace vom Buurehof. Wahre Glücksmomente für Augen und Gaumen.

Text www.herberthuber.ch

Fotos: www.pixelio.de

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Weisse, grüne, am liebsten aber doch rote Erdbeeren
Weisse, grüne, am liebsten aber doch rote Erdbeeren
Rostocker Studie Erdbeeren machen jünger!
Rostocker Studie Erdbeeren machen jünger!
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“Licht & Schatten” Hélène Grimaud & Festival Strings Lucerne , KKL Luzern, 25. Mai 2022, besucht von Léonard Wüst

Hélène Grimaud mit den Festival Strings Lucerne Foto Fabrice Umiglia
Hélène Grimaud mit den Festival Strings Lucerne Foto Fabrice Umiglia

Besetzung und Programm:

Hélène Grimaud – Klavier & Leitung (Klavierkonzerte)
 
Daniel Dodds – Leitung & Violine (Orchesterwerke)
 
Festival Strings Lucerne
 
WOLFGANG AMADÉ MOZART
Ouvertüre zu «Don Giovanni» KV 527
Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466
VALENTIN SILVESTROV
«Der Bote» (The Messenger) für Streichorchester und Klavier
«Zwei Dialoge mit Nachwort» für Streichorchester und Klavier
WOLFGANG AMADÉ MOZART
Sinfonie Nr. 34 C-Dur KV 338 & Menuett C-Dur KV 409

Kurze, aufgrund eines Mikrofonausfalls, etwas missglückte Begrüssung und  Ansprache des Intendanten der Strings, Hans Christoph Mauruschat, in der er erklärte, dass das Programm, aufgrund der aktuellen Ereignisse auf Wunsch der Pianistin umgestellt wurde.

WOLFGANG AMADÉ MOZART Ouvertüre zu «Don Giovanni» KV 527

Die Festival Strings  Lucerne konzertieren hochkonzentriert Foto Fabrice Umigllia
Die Festival Strings  Lucerne konzertieren hochkonzentriert Foto Fabrice Umigllia

Die Ouvertüre zur Oper Don Giovanni ist erst in der Nacht vor der Premiere geschrieben worden. Sie besteht aus zwei Teilen: einer langsamen Einleitung folgt ein schneller Teil, der in Sonatenhauptsatzform gehalten ist. Der langsame Teil der Ouvertüre führt unmittelbar in das dramatische Geschehen der Oper ein. Vier Komturmotive, die die musikalische Substanz des Auftritts des Komturs am Ende der Oper im Speisesaal in Don-Giovannis-Schloss bilden, werden hier vorgestellt. Die ersten vier Takte bestehen aus einem wuchtigen Synkopen Motiv, der melodische Kern wird aus einer absteigenden Quart gebildet. Diesem einleitenden Quartschritt des Komtur-Motivs folgt ein punktierter Viertelnoten-Rhythmus, dem ein Motiv in den Streichern mit dem Kennzeichen eines aufsteigenden Sekundschrittes nachfolgt. Daniel Dodds führt sein Orchester, wie immer sitzend, zügig durch das aufbrausende Motiv der Ouvertüre, eine geglückte Ouvertüre in das Konzert.

Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466

Hélène Grimaud und Daniel Dodds im Einklang Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Hélène Grimaud und Daniel Dodds im Einklang Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Dann kommt die Pianistin zum „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 d-Moll, KV 466“ von Wolfgang Amadeus Mozart auf die Bühne. Es dauert über 2 1/2 Minuten bis die Solistin zum ersten Mal ins Geschehen eingreifen kann. Die klassische Struktur des Werks, die Zwiesprache zwischen Orchester und Solistin würde allein schon zufrieden stellen Hélène Grimaud aber geht einen entscheidenden Schritt weiter. Sie begeistert mit Tonkaskaden, mit abrupten Rhythmuswechseln, mit einer Klangfülle, die von einem Moment zum andern ins Nichts abfällt, um von einem anderen Standort aus neu zu beginnen.

Grimauds Meinung

Die Französin zu Mozarts Klavierkonzerten: Sie, so schreibt es Grimaud im Booklet, habe bei Mozart die «brodelnden Kräfte hinter der äusseren Heiterkeit und Beschwingtheit» entdeckt, das spüre man «vor allem in seinen in Moll komponierten Werken» wie dem d-Moll- Klavierkonzert KV 466. Die Kehrseite der beklemmenden Schattenwelt hinter der äusseren Beschwingtheit in Mozarts Moll-Werken ist das hellstrahlende Licht der Dur-Werke Mozarts.

Die Solistin erlebt die Töne als Farben

Die Synästhetikerin Hélène Grimaud sieht die Töne in Farben, das d-Moll in Blau. Die Zuhörer/innen dagegen leben in den Emotionen mit. Der Choreographie des Abends jedenfalls ist es geschuldet, dass die Pianistin, nach dem minutenlangen Applaus,  von der Bühne abtritt, während die Zuhörer noch ergriffen in den Stühlen sitzen.


Nach einer kurzen Verschnaufpause setzt sich die Pianistin wieder an den Konzertflügen für die nun, infolge der Programmumstellung, vor statt nach der Pause folgenden zwei Werke des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov, nach denen man, auf Wunsch der Aufführenden, in Gedenken der Opfer, bitte nicht applaudieren sollte.

Über den Komponisten

Die Strings in völliger Harmonie  Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Die Strings in völliger Harmonie Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Valentin Silvestrov: “Was macht ihr Kremlteufel?” “Das Gesicht Russlands ist nicht Putin, sondern die russische Kultur”, sagt Valentin Silvestrov, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten der Ukraine. Er wollte bis zuletzt seine Heimatstadt Kiew nicht verlassen. Auf Drängen seiner Familie und seines Freundeskreises sowie unter dem Eindruck der zunehmenden Bedrohung entschied der 84-jährige Komponist schließlich doch, mit Tochter und Enkelin nach Berlin zu fliehen, wo er sich seit dem 8. März 2022 aufhält.

 

 

 

Zwei Dialoge mit Nachwort» für Streichorchester und Klavier

Irritierende akustische Erinnerungen durch ein leichtes Walzermotiv hervorgerufen, die sich in Nachdenklichkeit verwandelt. Schwer einzuordnende Komposition, wohl von den kriegerischen Geschehnissen geprägt, lassen ein etwas ratloses Auditorium sich selbst überlassen.

Der Bote» (The Messenger) für Streichorchester und Klavier

Vollmotivierte Bläser Foto Fabrice Umiglia
Vollmotivierte Bläser Foto Fabrice Umiglia

Der Anfang von «Der Bote» gemahnt an ein Motiv von Mozart. Überlang verharren  Akkorde im Raum. Ausführlich Zeit, in die sich neue Motive einnisten können. Die gradlinige, schnörkellose Interpretation von Hélène Grimaud lässt alles irreal wirken. Klänge wie aus anderen Sphären scheinbar substanzlos und doch sehr eindringlich.

Einige konnten das applaudieren dann doch nicht unterlassen.

 

 

 

Wolfgang Amadé Mozart Sinfonie C-Dur KV 338

Die Orchestrierung in den Sätzen 1 und 3, mit Pauken und Trompeten und in der blockhaften Gestaltung verleiht ihnen den festlichen Charakter, gar etwas Barockes und den Typus der Italienischen Ouvertüre. Man verfolgt das Sonatenschema (wie gestaltet Mozart erstes und zweites Thema, wie die Durchführung etc.) und schon bald ist man wieder fasziniert von Mozarts Schattierungskunst, von seiner farbigen Orchesterbehandlung, seinem Spiel mit Motiven und vor allem auch vom Dur-Moll Wechsel im ersten Satz, der ohne Wiederholungen abläuft.

Eigenständiger zweiter Satz

Helene Grimaud bedankt sich applaudierend bei ihren Mitmusikern Foto Fabrice Umiglia
Helene Grimaud bedankt sich applaudierend bei ihren Mitmusikern Foto Fabrice Umiglia

Der zweite Satz, „Andante di molto più tosto Allegretto“, zweiteilig (der zweite Teil variiert den ersten leicht), packt mich in seiner Gesanglichkeit genauso wie mit einigen auf sich aufmerksam machen wollenden (zum Teil synkopischen) Akzenten.
Das festlich-flotte 6/8 Finale, „Allegro vivace“, wieder fast barock anmutend, setzt in seinem Achtelbewegungs-Drive die feine motivische und farbliche kompositorische Arbeit fort. Es ist wieder ein Sonatensatz, diesmal werden aber sowohl die Exposition als auch Durchführung/Reprise wiederholt. Klar, es gibt herausragendere Symphonien Mozarts, KV 338 ist quasi „die letzte vor den ganz Großen“, aber allein mit den Farbmischungen des Werks, von Daniel Dodds und «seinen» Lucerne Festival Strings klangschön in die Ohren gezaubert, packt einen die Mozart Magie auch hier. Ein Konzertabschluss ganz nach dem Gusto des sachkundigen Publikums, das sehr zahlreich erschienen war, sogar die Orgelempore war fast besetzt, und die Darbietenden entsprechend beklatschte. Die einzelnen Register durften sich über einen Sonderapplaus freuen.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: Fabrice Umiglia   https://www.fsl.swiss/

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Die Künstler bedanken sich für den Schlussapplaus Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Die Künstler bedanken sich für den Schlussapplaus Konzertimpression von Fabrice Umiglia
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Luzerner Theater, Ineptie, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn

Produktionsteam
Choreografie: Laurence Yadi Bühne und Kostüme: Valentin Köhler Licht: Clemens Gorzella Musik: Simon Beaumont Dramaturgie: Wanda Puvogel
Besetzung
TanzLuzern: Carlos Kerr Jr. , Dario Dinuzzi , Valeria Marangelli , Lisa Gareis , Phoebe Jewitt , Igli Mezini , Flavio Quisisana , Mathilde Gilhet , Mathew Prichard , Gabriele Rolle , Marija Burceva , Marta Llopis Mollá , Isabel Kooring

TanzLuzern zeigt in der Box ein Stück über die Rückkehr zur Normalität, zur Nähe, nach der Pandemie.

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn

Ganz sanft bauschen sich die lilafarbenen Vorhänge rund um die Box am Theaterplatz, das verleiht ihr eine Leichtigkeit, als wollte sie gleich abheben. Hinter dem Vorhang die Silhouette einer Tänzerin schwach erkennbar. Ein paar Mitglieder des Tanzensembles in knallfarbigen Anzügen, Jeans, weissen Kitteln, grünen Crocs, Sneakers und Schlappen überqueren die Strasse vom Theater in die Box, die Nähe der neuen Tanzproduktion von TanzLuzern ist schon vor Aufführungsbeginn spürbar.

In der Box ist die Tanzfläche mit demselben feinen Vorhang abgegrenzt gegen die Stuhlreihen ringsum. Draussen quaken Enten, zwitschern Vögel, die Silhouette des Wasserturms ist verschwommen sichtbar, ein paar Touristen machen Fotos, die Vorhänge erstarren plötzlich in Unbeweglichkeit.

Suche nach Nähe und Normalität

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn

Um die Pandemie geht es im Stück «Ineptie» (Unsinn, Sinnlosigkeit) der Genfer Choreografin Laurence Yadi, die Pandemie, die mittlerweile schon weit zurückzuliegen scheint. Um die vorübergehend verlorene Nähe, die verlorenen Möglichkeiten von Begegnungen und die Rückkehr zur Normalität. Eine erste Tänzerin erscheint zu sphärischer Musik auf der Tanzfläche, nach und nach kommen andere dazu, bewegen sich alle im selben Tempo, im selben Schritt. Eine versucht kurz auszubrechen, windet sich, fällt wieder in sich zusammen und reiht sich ebenfalls ein. Der Gleichschritt aller hat etwas von Gehorsam, vom Befolgen von Regeln, Bewegung zwar, aber auf Distanz untereinander und zum Publikum. Dann erscheinen die Tänzer, mit ihnen fallen die Vorhänge rund um die Tanzfläche. Es folgt ein erstes Ausbrechen, die Bewegungen werden fliessender, gehen ineinander über. «FuittFuitt» nennt Yadi diesen speziellen Tanzstil, inspiriert von den Maqâms, einem Tonsystem der traditionellen arabischen Musik. Annäherungen geschehen, Verflechtungen, die Tänzer*innen wellen sich an- und gegeneinander, winden sich in fast unmöglichen Körperhaltungen mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Die Musik wird lebendiger, das Ganze erinnert manchmal an die Tanzfläche einer Disco, aber vor allem auch an Ritualtänze. Der Moment der Nahkämpfe in Zeitlupe zeigt auf, wie absolut die Tänzer*innen ihre Körper beherrschen, denn diese unglaubliche Nähe und Langsamkeit verzeihen gar nichts. In die spezielle Bewegungssprache wird auch das Mienenspiel mit einbezogen, als würden sich die Körperverrenkungen bis ins Gesicht weiterziehen.

Aufforderung zum Tanz

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn

Mit einer Handbewegung werden die Fratzen weggefegt, die Musik nimmt noch mal Tempo auf und die kollektive Freude, die fast frenetischen Rhythmen lassen Bilder von arabischen Hochzeiten aufkommen, Bilder von Festen, bei welchen sich die Beteiligten in eine Art Trance tanzen. Der Beat, die Freude an der Bewegung, die lachenden Gesichter sind ansteckend. Im Publikum sind mehr und mehr wippende Füsse zu sehen. Am Ende der Produktion wird man dann auch aufgefordert, mit auf die Tanzfläche zu kommen. Überraschend viele folgen der Aufforderung, überraschend viele überraschen mit überraschend viel Fantasie und Tanzfreude.

Die Nähe des Publikums muss eine grosse Herausforderung sein für die Tänzer*innen, sie ist aber auch eine spezielle Erfahrung für das Publikum: Es entsteht eine Verbundenheit mit dem Ensemble, wie sie so auf der grossen Bühne nie möglich ist. Man wird belohnt mit direktem Augenkontakt, mit einem persönlichen Lächeln, begegnet den Tänzer*innen als «normalen» Menschen, sieht sie mit anderen Augen in ihren Alltagskleidern und, wie um das zu bekräftigen, wird man am Ausgang von einem der Tänzer mit einem fröhlichen: «Tschüss» verabschiedet.

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: Szenenfotos von Ingo Hoehn www.luzernertheater.ch

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Max Thürig  www.maxthuerig.ch

Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
Ineptie Tanz Szenenfoto Ingo Hoehn
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