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Dionne Warwick, «Heartbreaker»: Das Farewell-Konzert der Soul-Ikone, KKL Luzern,19.05.2022, besucht von Léonard Wüst

Dionne Warwich she is back one last time
Dionne Warwich she is back one last time

Besetzung:

Dionne Warwick, Vocals , – William Hunter, Piano – Danny DeMorales, Bass – Renato Pereira, Percussion – David Elliott, Drums

Marie Dionne Warwick, u.a. fünffache Grammy-Gewinnern, ist laut dem Magazin Rolling Stone die „Pionier-Chanteuse des schwarzen Middle-of-the-Road-Pop“ und wurde besonders als Muse und Interpretin der Kompositionen von Burt Bacharach und Hal David berühmt.

Wichtige Stationen ihres Werdegangs

Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto

Für «Do You Know The Way To San Jose?», einen weiteren Welthit, erhielt Dionne Warwick – übrigens die Cousine von Whitney Houston – 1968 als erste afroamerikanische Sängerin nach Ella Fitzgerald einen Grammy, dem 1970 schon der zweite folgte und danach noch etliche mehr. Warwicks prägnante Stimme und galante Erscheinung veranlasste etliche Stars, ihr Songs auf den Leib zu schreiben, wie Burt Bacharach, Barry Manilow oder Barry Gibb und in den 80er-Jahren begann die glorreiche Zeit ihrer Paar-Duette mit Stevie Wonder, Luther Vandross und Elton John.

Im Rahmen ihrer Abschiedstournee gab sie am 19.5.2022 im KKL Luzern ein letztes Konzert in der Schweiz. Im fast ausverkauften Konzertsaal betraten zuerst die vier Bandmitglieder die Bühne.

 

 

 

 

 

Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto

Dann, recht bedächtig, kam die Soulikone im zitronengelben Outfit auf die Bühne und man frage sich unwillkürlich, ob es diesem Zitronenfalter noch gelingen würde, die Flügel so elegant und kraftvoll wie früher zu entfalten  ( die Flügel der Lungen natürlich). Im Alter von  bald 82 Jahren sicher kein leichtes Unterfangen. Sie sollte die Skeptiker eines Besseren belehren, obwohl sie meistens sitzend intonierte. Natürlich waren die meisten Songs um eine halbe, manche um eine ganze Note nach unten transponiert, da im fortgeschrittenen Alter, aufgrund des schrumpfenden Lungenvolumens,  die ganz hohen Töne nur noch schwer zu singen sieht, wie man das z.B. bei Opernsänger*innen ja auch merkt, die allmählich von der Sopranlage zu Mezzosopran, vom Heldentenor ins Baritonrepertoire wechseln.

Symbolische Übergabe des Zepters an die nachfolgende Generation

Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto

Höhepunkt des Konzertes und gleichzeig so etwas wie eine Stabübergabe an die nächste Generation war das berührende Duett, «I Say a Little Prayer», mit ihrem Sohn David Elliott, der Schlagzeuger in ihrer Band ist und auch schon als Produzent unter anderem für Pink, Jessica Simpson oder Destinys Child tätig war.

Warwick sang praktisch alle ihre Hits, die sie unsterblich machten, von «Heartbreaker» «Brazil» bis «That’s What Friends Are For», aber auch ihre frühen Klassiker wie «Don’t Make Me Over».und unterliess es nicht, ab und zu Anekdoten aus ihrem, wahrlich an Höhepunkten nicht armen Leben, zum Besten zu geben oder etwas zur Entstehung dieses oder jenes Songs zu erzählen.

That what friends are for

Damit verabschiedet sich die grosse US-amerikanische Sängerin von ihrem Schweizer Publikum. Und dieses steht zum zweiten Mal an diesem Donnerstagabend. Der Konzertsaal im KKL Luzern gibt der 82-Jährigen den angemessen würdevollen Rahmen, um noch einmal eindringlich, aber nicht streng, ihren Überzeugungen durch ihre Songs Nachdruck zu verleihen.

«We Are the World» – ­zusammen etwas verändern

Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto

Drei Viertel ihres Lebens habe sie der Musik gewidmet, sagt Warwick. Und da sind die Jahre vor ihrer Solokarriere ab 1962 nicht mitgerechnet. In Zahlen sind das sechs Grammy Awards und über 80 Singles in den Charts. Im Alter hat sie als «Auntie Dionne» (Tantchen) auch noch angefangen zu twittern, sie hat einst Rapper Snoop Dogg wegen frauenfeindlicher Texte und jüngst den 30-jährigen DaBaby wegen homophober Kommentare und seiner Falschinformationen zu AIDS in die Schranken gewiesen.

Dionne Warwick weiss, dass ihre Kräfte nachlassen..Das macht aber auch schmerzlich bewusst, wie sehr sie selber an Stimmkraft und Sicherheit verloren hat.

Mit «Heartbreaker», geschrieben von den Bee Gees, gibt’s merklich Bewegung im Saal. Eine Frau auf dem Balkon ist zum Tanzen aufgestanden. Mit «We Are the World» – auch bei «USA for Africa» war sie dabei – wird das Konzert zur grossen Mitsingparty. Diesen letzten Block aber leitet Warwick ein mit den Worten: «I think we have to start the art of conversation again.» Die Konflikte in und ausserhalb der USA würden sich nur lösen lassen, wenn die Leute wieder anfangen, tatsächlich miteinander zu reden.

«What the World Needs Now» schliesst unmittelbar an diese Botschaft an. «What the world needs now is love, sweet love» – Liebe, Toleranz, Respekt sind es, was die Welt braucht. Einer aus der ersten Reihe steht auf und streckt ihr einen riesigen Blumenstrauss entgegen.

Vorbild und Vorreiterin – auch für Whitney Houston

Dionne Warwick
Dionne Warwick

Dionne Warwick hat sich in keine musikalische Schublade stecken lassen und sich nie den Mund verbieten lassen. Sie strahlt eine natürliche Autorität und Würde aus, ist und bleibt für viele ein Vorbild. Auch Snoop Dogg hat sich die Worte von Auntie Dionne zu Herzen genommen. Als Afroamerikanerin, die mit Tante Cissy Houston im Gospelchor der New Baptist Church von Newark angefangen hat, erarbeitete sie sich einen Platz in der Popkultur zwischen Schwarz und Weiss – und wurde dafür von beiden Seiten kritisiert. Damit hat sie den Weg bereitet für ihre Cousine Whitney Houston oder Alicia Keys.

Zm Abschluss stehend

Für «That’s What Friends Are For» steht Dionne Warwick auf. Es ist ihre Art, sich vom Schweizer Publikum zu verabschieden, goodbye und farewell mag sie nicht. «See you next time» ist ihr lieber. Irgendwie tröstlich zu erfahren, dass nicht nur an Normalsterblichen, sondern auch an Musiklegenden der Zahn der Zeit nagt und auch sie den Naturgesetzen, in diesem Fall dem Alter, Tribut zollen müssen.

Trotz all den Abstrichen ein denkwürdiges Konzert, zieht sich doch wieder eine der grossen Diven  ihrer Zeit, , von der Klasse einer Shirley Bassey, auch auf deren Augen- bzw. Stimmhöhe, von der Bühne zurück.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:      Gabriela Wyss und  www.allblues.ch

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Standing Ovations bei Abschied von Dionne Warwick Foto Manuela Jans
Standing Ovations bei Abschied von Dionne Warwick Foto Manuela Jans
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
Dionne Warwick Konzert Szenenfoto
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DAVID HELFGOTT Abschiedstournée, KKL Luzern, 23. Mai 2022, besucht von Léonard Wüst

David Helfgott am Piano sitzend
David Helfgott am Piano sitzend

Programm

BACH – ITALIAN CONCERTO
BEETHOVEN – SONATA NO.23 OP 57 THE APPASSIONATA
ADDINSELL – WARSAW CO CERTO – SOLO VERSION
LISZT – MEPHISTO WALTZ NO. 1
LISZT – BALLADE NO. 2 B MINOR

Ob man die Auftritte, die Rezitals von David Helfgott überhaupt noch als Klavierkonzert bezeichnen kann oder will, sei jeder, jedem selbst überlassen.

Mich erinnern die verstörenden Geschehnisse auf der Konzertbühne eher an die Zeiten, als man in Zirkussen, Zoos und auf Jahrmärkten  Kleinwüchsige als Zwerge, Indianer, Eskimos, Schwarzafrikaner usw. als ganz spezielle Ethnien zum Amüsement der Besucher als Attraktion zur Schau gestellt hat.

Zurschaustellung eines musikalischen Tanzbärs

Das Genie David Helfgott schäkert mit dem Publikum
Das Genie David Helfgott schäkert mit dem Publikum

Die von Helfsgotts Frau Gillian inszenierten Auftritte wirken orchestriert wie die Vorführung eines abgerichteten Tanzbären. Das beginnt, wenn der, unzweifelhaft geniale Pianist, hüpfend, die Arme schlenkernd und vor sich herplappernd die Bühne betritt, eingehüllt mal in ein hellblaues, wie an diesem Abend, mal in ein rotes Kosakenhemd. Es geht weiter, wenn er während des Spiels Selbstgespräche führt, vor sich hinmurmelnd, immer wieder zum Publikum blickend, um Bestätigung für sein seltsames Gehabe zu erhaschen. Wohl niemand kann beurteilen, wie sich der 75jährige Australier dabei fühlt, ich kann mir aber schlicht nicht vorstellen, dass dieses Theater dem mit so viel Talent und Können ausgestatteten Künstler Spass macht, oder freut er sich tatsächlich wie ein Kind, wenn er an den Bühnenrand tritt und die unzähligen Hände schüttelt, die ihm entgegengetreckt werden.

 

 

 

 

 

So viel Talent und Virtuosität ins Lächerliche gezogen

Das Genie David Helfgott schäkert mit dem Publikum
Das Genie David Helfgott schäkert mit dem Publikum

Natürlich spielt er virtuos und perfekt, aber alles seelenlos, ohne inneres Feuer, das erst bei der Zugabe mit dem «Hummelflug» von Nikołaj Rimski-Korsakow etwas aufflammt, offensichtlich, weil er dieses Werk selbst aussuchen durfte, sind doch sonst die Leitplanken ganz klar gesetzt u.a. und vor allem: Finger weg von Rach3.

 

 

 

 

 

 

 

David Helfgott mit Ehefrau Gillian, Managerin und Astrologin
David Helfgott mit Ehefrau Gillian, Managerin und Astrologin

 

 

Auch nicht vorstellbar, dass sich der Autist je in ein Orchester hätte einfügen können, so bleibt es eben bei den Rezitals, die Helfgott seit seiner «Wiedergeburt» weltweit gibt, oder, auf Gillians Geheiss,  geben muss. Ja, gespielt hat er auch, technisch mechanisch, irgendwie ohne inneres mentales Engagement. Das Auditorium zeigte sich trotz allem beeindruckt und applaudierte sich zu einer «Standing Ovation», die, wie vorher schon erwähnt, vom Künstler mit den fliegenden Hummeln verdankt wurde.

Ein Ende dieser öffentlichen Demütigungen wäre David Helfgott zu gönnen

David Helfgott beim intensiven Spiel
David Helfgott beim intensiven Spiel

Wahrscheinlich war das wirklich die allerletzte Abschiedstournee, was dieser verstörten Persönlichkeit zu gönnen wäre, aber ich befürchte, dass die unersättliche Lady im Hintergrund ihn vielleicht in  «down under» noch durch Pianobars tingeln lässt, australische Dollar, auf welch abstruse Art auch eingenommen,  sind ja auch nicht zu verachten. Das war vielleicht das Ende eines Mythos, eines Hypes, der vor allem durch den Oscarprämierten Film «Shine» ausgelöst und durch Helfgotts Frau, auf Kosten des Genies, versilbert wurde.

Trailer SHINE 20th anniversary with Geoffrey Rush, David Helfgott https://www.youtube.com/watch?v=IOf_0v4uKNw

„In fragmentarischem Erzählstil als große Rückblende aufgefächert, entfalten sich die ‚zwei Leben‘ Helfgotts bei aller Emotionalität diskret und unsentimental. Klassische Versatzstücke des Musikerfilms verbinden sich zu einer faszinierenden Suche nach dem Ursprung von Kreativität und Musikalität

GetYourWings | Married to a Genius | David Helfgott

www.youtube.com/watch?v=mxAKzO0qQyg

 

Kleiner Trailer:

www.youtube.com/watch?v=KjTN3rKihsQ

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: Maria Ulrich und  https://gmkonzerte.ch/

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Das Genie David Helfgott und sein Spielobjekt Foto Maria Ulrich
Das Genie David Helfgott und sein Spielobjekt Foto Maria Ulrich
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Beauty Produkte im Internet kaufen - darauf kommt es an

Beauty Produkte Symbolbild Quelle Pixabay
Beauty Produkte Symbolbild Quelle Pixabay

Mittlerweile kann man fast alles online kaufen. Dazu gehören auch die verschiedensten Beautyprodukte. Online zu shoppen macht Spaß, dort lassen sich wunderbar die verschiedenen Produkte vergleichen und anschließend freut man sich auf das Paket. Im Folgenden stellen wir Ihnen daher einige Tipps vor, worauf Sie beim Kauf von Beauty Produkten im Internet achten soll.

 

Beauty Produkte online kaufen - die besten Tipps

Wenn man bereits weiß, welchen Marken man sein Vertrauen schenkt, dann ist das Beauty Online Shopping sehr praktisch. Dabei lassen sich die Preise einfach vergleichen und man erhält viele verschiedene Angebote. Im Laufe der Zeit findet man die richtigen Adressen und weiß, worauf man achten muss. Unter anderem unter www.anadore-kosmetik.de lassen sich tolle Kosmetik und Beauty Produkte finden. Es werden viele hochwertige Marken zu fairen Preisen geführt.

Make-up, Foundation und Co. online shoppen

Wenn man etwas Neues ausprobieren möchte und gerade nicht sicher ist, welche Farbe oder welche Art benötigt wird, lässt sich einfach ein wenig im Internet recherchieren. Egal, ob es sich um ein Nischenprodukt oder die Luxusmarke handelt: zu fast allen Produkten gibt es online Erfahrungsberichte und passende Videos auf YouTube und Co., in denen die Produkte detailliert vorgestellt werden. Das hilft vorab, die Textur, Eigenschaften und Farben kennenzulernen.

Vorsicht bei Beauty-Trends

Bei Trends sollte man immer vorsichtig sein, denn diese kommen und gehen. Ob das neue Parfüm wirklich so gut riecht, wie es in der Werbung versprochen wird und ob der stark pigmentierte Lidschatten zu Ihnen passt? Das sollte lieber zunächst offline im Laden probiert werden. Wenn man Gefallen daran findet, kann man entweder direkt zuschlagen, oder online nach Alternativen und verschiedenen Varianten Ausschau halten. Die Auswahl ist beim Online Shopping um einiges größer als im Laden und zudem sind die Preise in der Regel auch günstiger.

Beauty Produkte online nur bei einem vertrauenswürdigen Händler kaufen

Das online Geschäft hat leider auch ein paar Tücken, daher sollten Sie beim Kauf von Beauty Produkten die Augen offen halten. Prüfen Sie, ob der Shop wirklich vertrauenswürdig und seriös ist, damit Sie keine gefälschten, kaputten oder abgelaufenen Produkte erhalten. Wenn Sie ein komisches Gefühl beim Online Shop haben, dann trifft es meistens auch zu. Online hat man leider kaum eine Chance, ein gefälschtes Produkt zu erkennen. Prüfen Sie zum Beispiel, ob der Shop eine Bewertung bei Trustpilot hat oder ob es Bewertungen dazu gibt. Ebenso hilft ein Blick ins Impressum: Dort sollten Firmensitz und Kundenservice angegeben sein.

Diese Produktinformationen sollten Sie auf der Seite des Internetanbieters finden

Nur wenn die Firma hinter dem Onlineshop den Sitz in der EU hat, sind die Produkte auch nach EU Regularien verkehrsfähig. Zudem müssen Waren und Gebrauchshinweise in deutscher Sprache auf kosmetischen Mitteln zu finden sein. Die Produkte müssen geltende europäische Gesetze erfüllen und entsprechend gekennzeichnet sein. Dazu zählt zum Beispiel die Füllmengenangabe und Hinweise zur sicheren Anwendung. Aber auch der Verwendungszweck und eventuelle Einschränkungen müssen angegeben werden. Die Etiketten sind auf den Abbildungen der Produkte häufig nicht lesbar, weshalb die Produktkennzeichnung auf der Produktseite des Anbieters zusätzlich veröffentlicht sein sollte.

 

Bevorzugen Sie vor allem Onlineshops, welche zu jedem Produkt eine vollständige Liste der Inhaltsstoffe aufführt. Diese Informationen sind gerade für Menschen mit Allergien wichtig. Aber auch helfen die Angaben, um das Preis-Leistungs-Verhältnis zu beurteilen und bedenkliche Inhaltsstoffe zu erkennen. Zudem helfen vorhandene Kosmetiksiegel, um eine nachhaltige Auswahl zu erleichtern.

 

 

 

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City of Birmingham Symphony Orchestra Mirga Gražinyte˙ -Tyla, Leitung – Gabriela Montero, Klavier, KKL Luzern, 22. Mai 2022. besucht von Léonard Wüst

City of Birmingham Symphony Orchestra
City of Birmingham Symphony Orchestra

Besetzung und Programm:
City of Birmingham Symphony Orchestra
Gabriela Montero – Klavier
Mirga Gražinyte -Tyla – Leitung

Peter Tschaikowski Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll op. 23 (ca. 35’)
Allegro non troppo e molto maestoso
Andantino semplice — Prestissimo
Allegro con fuoco
Anton Bruckner Sinfonie Nr. 6 A-Dur (ca. 55’)
Majestoso
Adagio. Sehr feierlich
Scherzo. Nicht schnell — Trio. Langsam
Finale. Bewegt, doch nicht zu schnell

Infos zu den beiden Damen, den Hauptfiguren dieses Konzertes

Geradezu atemberaubend verläuft die Karriere von Mirga Gražinytė-Tyla: Mit 29 wurde sie Chefdirigentin in Birmingham, als Nachfolgerin von Rattle, Oramo & Co. Schon etwas länger ist Gabriela Montero im Geschäft – die Frau, die für ihre fulminanten Klavierimprovisationen geliebt wird.

Tschaikowski Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll op. 23

Grundsätzliches zur Komposition:

Wie man sich täuschen kann … Als Peter Tschaikowski seinem Freund und Mentor Nikolai Rubinstein Ende 1874 das Klavierkonzert b-Moll präsentierte, bezeichnete dieser das neue Werk als trivial und vulgär und riet zu Änderungen. Der konsternierte Tschaikowski wandte sich daraufhin an einen anderen Pianisten, Hans von Bülow, der das Stück mit grossem Erfolg zur Uraufführung brachte. Heute zählt das b-Moll-Konzert zu den berühmtesten romantischen Klavierkonzerten überhaupt.

Das markante dieses Tscvhaikowski Werkes liegt in erster Linie an dem berühmten Anfangsthema, jener schwelgerischen Geigenmelodie, die das Klavier mit mächtigen Akkorden rahmt – ein echter Ohrwurm. Das Interessante dabei: Es handelt sich hier «bloss» um die Einleitung zum ersten Satz; im schnellen Hauptteil kehrt das Thema nicht wieder. Und auch sonst hält Tschaikowski so manche Überraschung parat. Etwa wenn in die Melancholie und Selbstvergessenheit des zweiten Satzes ein freches französisches Chanson platzt. Oder wenn er das Finale mit einem stampfenden ukrainischen Tanz eröffnet, der sofort in seinen Bann zieht.

Ein solcher Rückgriff auf die Volksmusik seiner Heimat (es ist nicht der einzige in diesem Konzert) zeigt, was Tschaikowski hier anstrebte: die zentraleuropäisch geprägte Gattung Klavierkonzert um einen ursprünglich russischen Beitrag zu bereichern. Im Westen kam das nicht überall gut an; der gefürchtete Wiener Kritiker Hanslick etwa rümpfte über die «Kosakenlustigkeit» des Stücks die Nase. Beim Publikum setzte sich das b-Moll-Konzert jedoch rasch durch, und sogar Nikolai Rubinstein revidierte sein ursprüngliches Urteil und übernahm bei etlichen Aufführungen den Solopart.

Zur Interpretation:

Gabriela Montero hochkonzentriert
Gabriela Montero hochkonzentriert

Gabriela Montero agiert vor allem in den Überleitungen pianistisch vollgriffig brillant, immer wieder aber auch lyrisch schwelgerisch. Die Durchführung verzahnt zunächst im Orchesterspiel das erste und das dritte Thema, ehe das Klavier mit donnernden Oktavketten übernimmt und über zweites und erstes Thema „frei phantasiert“, schließlich auch im Wechselspiel mit dem Orchester, ehe das erste und das dritte Thema, um die Vorherrschaft streitend, zur Reprise führen. Die ausgeschriebene Klavierkadenz bietet weitere Metamorphosen der drei Themen, bis die Coda des ersten Satzes mit dem dritten Thema ansetzt und der Satz effektvoll abgerundet wird.

Eine träumerische Melodie, von der Solistin schwelgerisch, nicht aber süss interpretiert,  prägt den zweiten Satz, ein Andantino semplice, zuerst erklingt die Melodie von der Flöte gespielt, dann übernimmt das Klavier, und das Geschehen wird in Sechzehntel Girlanden weitergesponnen. Völlig überraschend bricht ein irrwitzig filigran-virtuoses Prestissimo in den Satz, spukhaft rasch, fast wie ein verkapptes Scherzo, sanft aber heftig treibend, bis eine Klavierkadenz zur träumerischen Melodie zurückführt, die Montero fein ziseliert und so  den Satz feinfühlig zu Ende führt.

Die temperamentvolle Dirigenti Mirga Gražinyte Tyla
Die temperamentvolle Dirigenti Mirga Gražinyte Tyla

Drei Themen auch im dritten Satz, Allegro con fuoco – das erste ein Höllenritt, intoniert von der südamerikanischen Pianistin dämonisch kraftvoll, dennoch düster. Das zweite ein übermütig enthusiastisches Volksfest, bei dem sich die Pianistin zur schalkhaft -lustigen Musikantin wandelte, das dritte ein ganz großer Melodiebogen, voluminös nachgezeichnet von Montero, die sich zum Ende hin „freikämpft“ und mit einer alles überstrahlen wollenden Apotheose triumphiert. Wunderbar, dass sich die Pianistin sehr sparsam des Pedals bediente und somit die Variationen immer gestochen scharf und nie verschwommen daherkamen, wenn auch alles etwas brachial, manchmal zu kantig. Es war eine atemberaubende Interpretation, wahnwitziger Tastendonner, aberwitzig virtuos, und wo es ruhiger zugeht, zeigt sich Gabriela Montero als große, souveräne Gestalterin, getragen von einem grossartigen Orchester unter engagierter Leitung von Mirga Gražinyte. Klar bediente diese Umsetzung des Tschaikowski Klassikers sämtliche Clichées russischer Musik Seele, aber genau dies schien dem Auditorium im sehr gut besetzten Konzertsaal zu gefallen. Dies manifestierte sich in einer wahren Applauskaskade, die die Solistin und die litauische Dirigentin mehrere Male zurück auf die Bühne beorderte

Gabriela Montero Foto Anders Brogaard
Gabriela Montero Foto Anders Brogaard

Gabriela Montero brilliert ja häufig mit Improvisationen über eine Melodie, die ihr jeweils von jemandem aus dem Publikum zugerufen wird Das war auch hier und jetzt nicht anders und so servierte uns die Venezolanerin als Zugabe eine sehr lange Improvisation über Maurice Ravels «Bolero».

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 6 A-Dur

Mirga Gražinyte -Tyla zeigt wos lang geht
Mirga Gražinyte -Tyla zeigt wos lang geht

Keck“ und „kühn“: Solche Attribute wird man für eine Sinfonie von Anton Bruckner eher nicht in Anschlag bringen. Aber der Komponist hat das selbst getan, und zwar mit Blick auf seine Sechste, die tatsächlich eine Sonderstellung im sinfonischen Bruckner-Kosmos einnimmt. Romantisches Pathos, sakrale Andacht und kontrapunktische Meisterschaft, Kennzeichen der Vorgängerwerke, werden weitgehend vermieden, vom typischen Hineinhorchen in den Klang ist keine Rede. Selbst die Grundtonart A-Dur kommt bei Bruckner selten vor.

Vielmehr wirkt die Sechste wie der sinfonische Gegenentwurf zur monumentalen, hochpathetischen Fünften. Deutlich zupackender, geerdeter kommt sie daher, aber auch kantiger, voll musikalischer Kontraste. Auf das Strahlen des 1. Satzes folgt ein Adagio mit Trauermarsch, auf ein ruppiges Scherzo das festliche Finale. Hat Bruckner sich sinfonisch neu erfinden wollen?

Nun, vielleicht liegt der Grund näher, quasi vor der Haustür. Nach Vollendung der Fünften (1876) dauerte es drei Jahre, bis sich Bruckner wieder an ein Sinfonieprojekt wagte. Im Sommer 1880 unternahm er eine Urlaubsreise, ging gleich nach der Rückkehr erneut ans Werk und beendete die Komposition binnen Jahresfrist. Diese Reise – die längste seines Lebens – führte ihn u.a. durch die Schweiz. Schlugen sich die Eindrücke von unterwegs in der Sechsten nieder? Es gibt Interpret*innen, die das nicht ausschliessen. Dann wäre die direktere Sprache dieser Sinfonie mit ihren Hell-Dunkel-Kontrasten, dem Wechsel zwischen weichen und schroffen Passagen Ausdruck einer ganz konkreten Lebens- und Naturerfahrung.

Zur Interpretation durch die Birminghamer

Dirigentin Mirga Gražinyte -Tyla will immer hoch hinauf
Dirigentin Mirga Gražinyte -Tyla will immer hoch hinauf

Der 1. Satz, das „Majestoso“ wurde dem Namen entsprechend geboten, schlicht und einfach grandios majestätisch, wenn auch etwas sehr laut.

Das „Adagio“ des 2. Satzes berührend ans Herz klopfend, da hatte die Litauerin am Pult die Lautstärke wohltuend zurückgenommen.

Das „Scherzo“ des 3. Satzes genau richtig im Tempo, die optimale Spannung aufbauend für den abschliessenden 4. Satz, folgerichtig als „Finale“ (bewegt, doch nicht zu schnell), betitelt.

Die ganze „Sechste“ kam wunderschön wogend, wo gefragt auch furios glorifizierend und berauschend daher, Bruckners Gedanken perfekt umgesetzt und interpretiert.

Nebenbei: was mir bis anhin auch noch nie aufgefallen war:

Leonard Bernstein verwendete (plagiierte) wahrscheinlich ein Bläsermotiv des zweiten Satzes für sein „Somewhere“ in der „West Side Story“, präziser: bei der Textpassage „There`s a Place for us, somewhere a Place for us“.

Fazit: besser geht Bruckner fast nicht, beeindruckend berührend und aufwühlend, dann wieder versöhnlich besänftigend, nicht kirchlich mystifiziert sondern erstaunlich weltlich und aktuell. Das Publikum sichtlich gerührt und ergriffen ob der grandiosen Darbietung spendete den Applaus langanhaltend respektvoll aber nicht überbordend, ein Applaus, der schlussendlich in eine stehende Ovation mündete. Eine weitere Perle in der Kette der Kulturprozent Classics.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Ute Witassek und  http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/  

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Die Solistin, die Dirigentin und das Orchester geniessen den langanhaltenden Applaus
Die Solistin, die Dirigentin und das Orchester geniessen den langanhaltenden Applaus
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