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Lucerne Festival setzt auf die eigenen Stärken

Intendant Michael Häfliger
Intendant Michael Häfliger

Das international renommierte Lucerne Festival will in Zukunft weiterhin auf die eigenen Stärken setzen und sein Profil schärfen: Deshalb fokussiert es sich ab 2020 auf die Weiterentwicklung des Sommer-Festivals. Im Mittelpunkt stehen neben dem Konzertprogramm mit Weltklasseorchestern und -künstlern die eigenen Projekte: das Lucerne Festival Orchestra, die Lucerne Festival Academy, die Lucerne Festival Alumni und Aktivitäten speziell für Stadt und Region Luzern. Als neues Format kommt im Herbst und Frühjahr je ein Wochenende hinzu, das jeweils unter anderem mit eigenen Projekten gestaltet werden soll. Im Zuge dieser Strategie werden das Oster- und das Piano-Festival nicht weitergeführt.

Stiftungsrat und Geschäftsleitung von Lucerne Festival haben die ab dem kommenden Jahr geltende neue Festivalstruktur im Rahmen ihrer periodischen Strategieüberprüfung beschlossen.

Diese ist, wie Stiftungsratspräsident Hubert Achermann und Festivalintendant Michael Haefliger am Dienstag gegenüber Medienvertreterinnen und -vertretern ausführten, darauf ausgerichtet, «die fünf zentralen Erfolgsfaktoren von Lucerne Festival noch stärker zum Tragen zu bringen».

Diese Erfolgsfaktoren sind

–       das Sommer-Festival als eines der international führenden Orchester-Festivals, in dessen Rahmen jeweils die berühmtesten Sinfonieorchester der Welt im KKL Luzern gastieren;

–       das von Chefdirigent Riccardo Chailly geleitete Lucerne Festival Orchestra, das von Claudio Abbado und Michael Haefliger 2003 ins Leben gerufen wurde, und als eines der besten Sinfonieorchester der Welt gilt. Mit seinen internationalen Tourneen wirbt es im Ausland auch als Botschafter für die Tourismus- und Kulturdestination Luzern;

–       die 2004 von Pierre Boulez und Michael Haefliger gegründete Lucerne Festival Academy, heute unter der künstlerischen Leitung von Wolfgang Rihm, als innovative Talentschmiede für Musiker, Dirigenten und Komponisten im Bereich der zeitgenössischen Musik;

–       die Lucerne Festival Alumni, ein weltweit einzigartiges Netzwerk ehemaliger Akademie-Teilnehmer, dessen Bedeutung durch die wachsende Konzerttätigkeit in Luzern und im Ausland stetig zunimmt. Die Alumni repräsentieren das Festival in Europa, den USA und Asien und stärken so ebenfalls den Ruf der Stadt Luzern als internationale Metropole klassischer Musik;

–       Aktivitäten und innovative Konzertformate, die speziell darauf ausgerichtet sind, die Verbundenheit des Festivals mit seiner Heimatstadt und -region Luzern zu vertiefen. Dazu gehören beispielsweise die Konzertübertragung auf dem Inseli, das Festival «In den Strassen», der Erlebnistag oder das Format «40min».

Frühling und Herbst: Wochenenden als neue kreative Rahmen-Formate

Als «strategisch von geringerer Bedeutung» für die weitere Stärkung der Marke Lucerne Festival haben Stiftungsrat und Geschäftsleitung demgegenüber das Oster-Festival und das Piano-Festival bewertet. Deshalb finden diese beiden kleinen Festivals in diesem Jahr zum letzten Mal statt.

Ab 2020 neu ins Leben gerufen werden zwei Wochenenden. Diese sollen dem Publikum jeweils im Frühjahr und Herbst hochkarätige, abwechslungsreiche Konzerte unter anderem mit Eigen­produktionen bieten. «Damit entwickeln wir den Kern unserer Marke mit eigenen Projekten des Lucerne Festival Orchestra, der Akademie, den Alumni und Young konsequent weiter» sagt Intendant Michael Haefliger.

Das Sommer-Festival weiter zu stärken, sei wichtig, da dieses die Basis des nationalen und internationalen Erfolgs von Lucerne Festival sei und diesem seine unverwechselbare Identität gebe. «Wir mussten uns entscheiden, worauf wir uns in Zukunft fokussieren wollen, auch vor dem Hintergrund, dass wir zu 95 Prozent eigenfinanziert sind», erklärt Haefliger, «und wir sind zum Schluss gekommen, dass die geplanten Wochenenden mit den vielfältigen Eigenproduktionen für unsere Weiterentwicklung wichtiger sind als das Oster- und das Piano-Festival».

Gemäss Stiftungspräsident Achermann haben die Hauptsponsoren «zustimmend auf die geplanten Neuerungen reagiert». Sie unterstützten diese und würden insbesondere in der Weiterentwicklung der Auslandprojekte ein grosses Potenzial sehen. Auch zwei Studien, welche das Marktforschungsinstitut GfK in den Jahren 2016 und 2017 bei der Stiftung Freunde von Lucerne Festival und bei weiteren Befragten durchgeführt habe, hätten eine klare Vorliebe für das Sommer-Festival ergeben. Achermann: «Dies hat mit zum Entscheid beigetragen, das Sommer-Festival durch den Ausbau dazu passender Aktivitäten weiter zu stärken».

Dasselbe gelte für die ebenfalls 2017 von der Hochschule St. Gallen durchgeführte jüngste Wirtschaftlichkeitsstudie über Lucerne Festival. «Auch diese Untersuchung», so Stiftungsratspräsident Achermann, «hat klar gezeigt, dass das Sommer-Festival für uns und für den Wirtschaftsstandort Luzern die höchste Wertschöpfung erzielt».

Stiftungsrat und Geschäftsleitung sind deshalb überzeugt, dass die neue strategische Ausrichtung Lucerne Festival zu noch grösserer Anerkennung verhelfen und es noch erfolgreicher machen wird. «Wir haben das getan, was jede gute Firmenführung tut, egal ob im Kultur-, Dienstleistungs- oder Industriebereich: Wir haben unsere Aktivitäten analysiert und beschlossen, uns auf unsere Kernbereiche zu fokussieren, um diese in Zukunft weiter zu stärken» sagen Hubert Achermann und Michael Haefliger. www.lucerbefestival.ch

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"Crescendo"!, Grosse Gala für 10 Jahre Kathleen McNurney, künstlerische Leiterin «Tanz Luzerner Theater» von Gabriela Bucher - Liechti

Crescendo Szenenfoto von Ingo Hoehn
Crescendo Szenenfoto von Ingo Hoehn

Besetzung Tanz Luzerner Theater: Zach Enquist, Carlos Kerr Jr., Aurélie Robichon, Tom van de Ven, Andrea Thompson, Giovanni Insaudo, Sandra Salietti, Valeria Marangelli, Louis Steinmetz, Janne Boere, Francesco Morriello, Hayleigh Smillie, Emelie Söderström

Rezension:

Alles was Rang und Namen, ein Premieren-Abo oder in irgendeiner Form einen Bezug zum «Tanz Luzerner Theater» und zu Kathleen McNurney hatte, war zur Jubiläumsgala erschienen. Da wurde umarmt, geküsst, auf Rücken geklopft, an festlichen Roben gezupft, an Krawatten genestelt, gelacht und geredet in allen möglichen Sprachen. Mitten drin eine strahlende Kathleen McNurney im schwarzen Kleid mit rosa Oberteil. Die Farbe Rosa zog sich durch den ganzen Abend, auch wenn sie, laut Intendant Dominik von Peter, nicht unbedingt Kathleens Lieblingsfarbe sei. McNurney relativierte dies später aber etwas. «Crescendo!» hiess der Galaabend und Crescendo gings auch zu im Foyer des Theaters, wohl nicht zuletzt wegen des zum Empfang offerierten – rosa – Crémants und des Weissweins.

Drei P’s für eine Ballettmeisterin

Crescendo,Kathleen McNurney im Gespräch mit Moderator Kurt Aeschbacher, Foto Ingo Hoehn
Crescendo,Kathleen McNurney im Gespräch mit Moderator Kurt Aeschbacher, Foto Ingo Hoehn

So gesehen war es fast eine Erlösung, als der Theatersaal seine Türen öffnete. Dort führte Kurt Aeschbacher als Moderator gewohnt professionell, sympathisch und perfekt vorbereitet durch den Abend. Die verschiedenen Gratulanten (Intendant von Peter, Stiftungsratspräsidentin Aufterbeck Sieber, Stadtpräsident Züsli) und Überraschungsgäste (Choreograf Reischl und Direktor Ballett Theater Basel Wherlock) waren gebeten, drei Adjektive für McNurney zu finden. Intendant Dominik von Peter (mit notabene rosa Hosenträgern) wählte die drei P's «perfekt, professionell und pragmatisch» dazu kamen im Lauf der Gratulationen unter anderem «international, inspirierend, irre gelenkig, highly moving, highflying, fördernd, fordernd, erfolgreich, experienced, visionary und dynamisch. »

Dreissig Produktionen

Kathleen McNurney beobachtet die Probe genau
Kathleen McNurney beobachtet die Probe genau

Kathleen McNurney hat den Tanz in Luzern etabliert und sich und ihrer Kompanie einen Namen gemacht, weit über die Region hinaus. Mit sehr wenig hat sie sehr viel erreicht, zeigt immer wieder Neues und hat unzähligen jungen Tänzerinnen, Tänzern und Choreografen eine Chance gegeben. Video-Einspielungen ihrer 30 vergangenen Produktionen zeigten nochmal auf, was für eine unglaubliche Vielfalt an Ausdrucksformen, Geschichten und Emotionen sie in diesen zehn Jahren zusammen mit ihrer Truppe und den Choreografen auf die Luzerner Bühne gezaubert hat.

Zwischen den Gratulationen war selbstverständlich Tanz angesagt: Diverse Stücke der letzten 10 Jahre, alle ganz unterschiedlicher Natur, wurden neu einstudiert. «Sortijas», ein Pas de deux von Cayetano Soto, fünf berückend schöne Minuten voller Intensität zur melancholischen Stimme von Lhasa da Sela. «Äffi» von Marco Goecke, ein Solo, zu Songs von Johnny Cash. Der Tänzer (ein herausragender Louis Steinmetz) versucht, sich mit höchst komplexen, virtuosen Bewegungsabläufen aus seinem Körper zu befreien, das geht unter die Haut. Und, man erlaube die Wiederholung der Bemerkung anlässlich der damaligen Premiere; es fällt auch beim zweiten Mal schwer, den Blick von diesem perfekt gebauten Rücken zu lösen! Als Gegenstück «7,8.» von Georg Reischl, ausgelassen, rasant, jung und frech. «Niflheim» des Taiwanesen Ming-Chien Li ist inspiriert von der asiatischen Mythologie und von Action-Filmen. Kraftvoll, magisch und grossartig, wenn die Tänzer mit ihren schwarz-goldenen Röcken wie Derwische über die Bühne wirbeln. Als letztes der schwebende, poetische, hingehauchte Pas de deux «White fog lifting» von Patrick Delcroix.

Jedes einzelne Stück wurde frenetisch beklatsch und gefeiert. Die Kompanie hat ihr eigenes Publikum, eine treue und begeisterungsfähige Fangemeinde, die an diesem Abend «ihr» Ensemble feierte. Die Tänzerinnen und Tänzer schienen den Erfolg zu geniessen, selten hat man sie so offensichtlich strahlen gesehen.

Rosa bis zuletzt

athleen McNurney umrahmt von, links Intendant Benedikt von Peter, rechts Moderator Kurt Aeschbacher Foto von Ingo Hoehn
Kathleen McNurney umrahmt von, links Intendant Benedikt von Peter, rechts Moderator Kurt Aeschbacher Foto von Ingo Hoehn

Kathleen McNurney zeigte sich abschliessend höchst erfreut über die Gala. Genauso habe sie sie haben wollen. Bevor es zur Premierenfeier ging – mit dunkelrosa Risotto und rosa Cupcakes – versammelten sich alle Tänzerinnen und Tänzer zum letzten Stück, zum Grande Finale mit «Let's dance» frei nach David Bowie (und Georg Reischl), riefen ihre anwesenden früheren Kolleginnen und Kollegen auf die Bühne und verabschiedeten sich vor einer rosa Bühnenwand und unter goldenem Papierschnipsel-Regen tanzend vom begeisterten Publikum.

Crescendo, rosa war Trumpf
"Crescendo"!, rosa war Trumpf

Ein lustvoller, unterhaltsamer, bewegender Abend, der in Stimmung, Ausdruck und Begeisterung aufzeigt, was Kathleen McNurney möglich gemacht hat in Luzern. Möge sie dem Theater und uns noch lange erhalten bleiben und ihre Tanz Fans weiterhin begeistern. Danke Kathleen!

«Crescendo!» wird wiederholt am 12. Mai und 9. Juni

Text: www.gabrielabucher.ch Fotos: Ingo Hoehn     luzernertheater.ch

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Festival Strings Lucerne Abschlusskonzert Konzert Reihe Luzern „Kammermusikalische Sinfonik“, KKL Luzern, 2. Mai 2019, besucht von Léonard Wüst

Der Pianist Jan Lisiecki mit den Festival Strings Lucerne im KKL Foto Fabrice Umiglia
Der Pianist Jan Lisiecki mit den Festival Strings Lucerne im KKL Foto Fabrice Umiglia

Besetzung und Programm:

FESTIVAL STRINGS LUCERNE
JAN LISIECKI KLAVIER
DANIEL DODDS LEITUNG & VIOLINE

Frédéric Chopin: Klavierkonzert Nr. 1 e-Moll op. 11, Fassung mit Streichern von R. Hofmann (1877)

Franz Schubert/Mahler: Der Tod und das Mädchen, Streichquartett Nr. 14 d-Moll D. 810, bearbeitet für Streichorchester

Rezension:

1. Konzertteil mit Klavierkonzert Nr. 1 e-Moll op. 11, (Fassung mit Streichern R. Hofmann) von Fréderic Chopin

Scheint Spass zu machen beim Üben
Scheint Spass zu machen beim Üben

Die lange Orchestereinleitung bringt drei Themen: Das erste, pathetisch-strenge in e-Moll, darauf das lyrische Hauptthema, ebenfalls in e-Moll, und das zarte Seiten Thema in E-Dur. Das Klavier setzt kraftvoll, quasi improvisatorisch weit ausholend ein und wiederholt alle drei Themen. Nach außen hin scheint nun der einzige wirkliche Kontrast zwischen Haupt- und Seiten Thema die Dur-Aufhellung, doch trügt dieser Schein: das Geheimnis liegt in der linken Hand des Klaviersatzes begründet. Während nämlich zum Hauptthema leise pochende Akkorde erklingen, folgen dem Melodieverlauf des Seitenthemas weiträumige Bassfiguren.

Zwischen Tristesse und Aufschwung

Musikalischer Leiter Daniel Dodds
Musikalischer Leiter Daniel Dodds

Damit erklärt sich auch der Unterschied im Charakter der Themen, die zwischen Tristesse und positivem Aufschwung pendeln. Der junge polnische Pianist, allem Anschein nach eine Frohnatur, lotete das Werk seines Landsmannes aussergewöhnlich aus, verfiel nie der grossen Versuchung, uns beweisen zu wollen, dass er technisch dem Urheber mindestens ebenbürtig ist. Im zweiten Satz, einer groß angelegten, wunderschönen Nocturne, einer Art Romanze, ruhig und melancholisch über gedämpftem Orchesterteppich, lässt er den Mitmusikern Raum sich auch zu entfalten.

Wohltuende Zurückhaltung des Solisten lässt Raum für das Orchester

Das ermöglicht dem Zuhörer, die feinen Ziselierungen der Violinen, die präzis gesetzten Arpeggio der Celli und die ausladenden Tonbögen der Bratschen deutlicher wahrzunehmen als sonst möglich, da der Solist nicht einfach mit seiner Virtuosität alles überfährt. Diese Virtuosität kann dann der, ehemals als „Wunderkind“ bezeichnete, Tastenakrobat im dritten Satz demonstrieren, denn das finale Rondo ruft mit scharfen Akzenten aus dem Traumland der Romanze zurück in die Welt des polnischen Volkstanzes: Im Rhythmus des Krakowiak hebt das Klavier an und reißt sogleich den ganzen Satz an sich.

Etwas positiver Übermut im Finale passte zum jungen Pianisten

Festival Strings Lucerne im Konzertsaal des KKL Luzern
Festival Strings Lucerne im Konzertsaal des KKL Luzern

Das Orchester leitet bald zu einem harschen Temperaments-Ausbruch nach cis-Moll über, um nach einigem beeindruckenden Passagenwerk im A-Dur-Seitenthema zu landen, das unisono wieder ganz den Volksliedgedanken aufgreift. Es ist auch genau dieses Thema, das letztlich dem Satz seine Würze verleiht. Nach dem nochmaligem, variierten Hauptgedanken folgt dem Seitenthema (diesmal in E-Dur) ein temperamentvoller Kehraus in atemberaubendem Tempo, bei dem sich Lisiecki, im positiven Sinn, zu etwas Übermut hinreissen lässt, die aber perfekt zu seiner jugendlich frischen Ausstrahlung und seiner Chopin Auffassung passt.

Dieser perfekte erste Konzertteil wurde vom Publikum mit sehr viel stürmischem, langanhaltendem Applaus verdankt, garniert mit vereinzelten Bravorufen, die den Künstler immer wieder auf die Bühne zurückbeorderten. Für mich erstaunlich, dass der Applaus sich nicht in einer stehenden Ovation fortsetzte. Trotzdem gewährte uns der Künstler noch eine Zugabe in Form einer kurzen Mendelssohn Melodie

Mahlers Schubert im 2. Konzertteil

Gustav Mahler hat das Quartett für Streichorchester bearbeitet. Den zweiten Satz (Variationen Satz) dieser Bearbeitung führte er am 19. November 1894 in einem seiner Hamburger Subskriptionskonzerte auf. Mahlers Transkription des Werks blieb lang unbekannt. Die Partitur mit Mahlers Eintragungen blieb zunächst im Besitz von Mahlers Tochter Anna, die sie schließlich Donald Mitchell übergab. Dieser publizierte die Transkription 1985 gemeinsam mit David Matthews.

Ein Werk, wie geschrieben für die Lucerne Festival Strings

Dieses Stück ist den Strings buchstäblich auf den Leib, bzw. auf die Instrumente geschrieben. Da können sie ihre Kammermusik Qualitäten, im wahrsten Sinn des Wortes, voll ausspielen. Wie meistens sitzt der künstlerische Leiter mit seiner 1. Geige unruhig auf der Stuhlkante und orchestriert die wunderbaren Dialoge zwischen den Instrumenten, wobei er mit seiner Stradivari den Tarif durchgibt, was seine eingeschworene Truppe zu Höchstleistungen antreibt und dabei wirken alle doch sichtlich vergnügt, nie angestrengt, gar verbissen.

Ein Weltklasse Orchester in vollkommener Harmonie

Ob die Celli  mit ihren Pizzicato die Violinen bei ihren Läufen kontrapunktieren oder die sanften, trotzdem resoluten Crescendi der Bratschen zum voluminösen Tutti überführen, der Organismus dieses Klangkörpers atmet in höchster Harmonie, bietet Kammermusik auf Weltklasseniveau. Das haben längst auch ausländische Konzertveranstalter gemerkt, wie die sich mehrenden Auslandsengagements für das Orchester zeigen.

Als erstes Schweizer Orchester in der Hamburger Elbphilharmonie

So waren die „Lucerne Festival Strings“ u.a. das erste Schweizer Orchester überhaupt, das die Ehre hatte, in der Hamburger Elbphilharmonie, dem momentan wohl spektakulärsten und, aufgrund seiner Akustik berühmtesten Konzertgebäude der Welt, zu konzertieren. Dort gastieren sie auch am kommenden 16. Juni wieder, zwei Tage nachdem sie die Berliner im dortigen Konzerthaus beglückt haben werden.

Begeistertes Publikum feierte die Musiker

Jan Lisiecki Solist am Piano
Jan Lisiecki Solist am Piano

Das diesen Musikern treue Publikum im sehr gutgefüllten Konzertsaal, belohnte die Protagonisten mit einem langanhaltenden, starken Applaus, was diesen ein Lächeln in die glücklichen Gesichter zauberte, zumal die einzelnen Register jeweils noch eine Sonderakklamation abholen durften. Ich bin mir sicher, dass es, Dank solch grossartigen Konzerten, nicht mehr lange dauert, bis ich schreiben kann. vor ausverkauften Rängen und nicht mehr im sehr gut besetzten Konzertsaal.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos:  Fabrice Umiglia  http://www.festivalstringslucerne.org/de/home

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Luzerner Theater, Don Giovanni Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, besucht von Léonard Wüst

Vuyani Mlinde als Leporello,. Foto Ingo Hoehn
Vuyani Mlinde als Leporello,. Foto Ingo Hoehn

ProduktionsteamMusikalische Leitung: Clemens Heil / William Kelley (01.03. / 17.03. / 23.03. / 22.04. / 28.04.) Inszenierung: Benedikt von Peter Bühne: Katrin Wittig Kostüme: Geraldine Arnold Licht: David Hedinger-Wohnlich Video: Bert Zander Choreinstudierung: Mark Daver Dramaturgie: Klaus Angermann, Julia Jordà Stoppelhaar
BesetzungVuyani Mlinde (Leporello) Jason Cox (Don Giovanni) Rebecca Krynski Cox (Donna Anna) Emanuel Heitz (Don Ottavio) Boris Petronje (Il Commendatore) Solenn Lavanant Linke (Donna Elvira) Flurin Caduff (Masetto) Diana Schnürpel (Zerlina) (13.01. / 18.01. / 23.01. / 27.01. / 07.02. / 17.02. / 01.03. / 23.03. / 22.04. / 08.06.) Abigail Levis (Zerlina) (20.01. / 03.02. / 16.02. / 17.03. / 28.04. / 29.05.) Carlos Isabel Garcia (Live -Kamera) Chor des LT Luzerner Sinfonieorchester

 

Rezension:

Benedikt von Peter Inszenierung
Benedikt von Peter Inszenierung

Don Giovanni existiert nicht, er ist bloss die personifizierte Lust und Begierde, die in jedem von uns schlummert und uns ab und an zu Voyeuren mutieren lässt. Dies macht uns Regisseur Benedikt von Peter weis, indem er diesen Verführer gar nie auf die Bühne lässt. «Don Giovanni ist als Prinzip und in seiner Radikalität eine Sehnsuchtsfigur, ein Versprechen, anders zu leben, anders zu lieben.» so Benedikt von Peter. Oder lackmeiert uns die Inszenierung gar doppelt, ist es doch so, dass in der Astronomie gewisse grosse Himmelskörper auch nur nachweisbar sind, indem man die Umlaufbahnen anderer Planeten beobachtet und daraus schliesst, dass diese Bahnen von einem grösseren Planeten bestimmt sind, dessen Anziehungskraft die Ellipsen und Geschwindigkeiten der Rotationen bestimmt und so im Gleichgewicht hält, dass sie nicht auf ihn stürzen. Bei Da Ponte und Mozart sind diese Trabanten Donna Elvira, Donna Anna, Zerlina, Masetto usw. und die Gravitation des Gestirns Don Giovannis ist zu gross, lässt seine Trabanten ins Strudeln kommen und schliesslich abstürzen.

Aufgrund Abwesenheit umso präsenter

Vuyani Mlinde als Leporello,. Foto Ingo Hoehn
Vuyani Mlinde als Leporello,. Foto Ingo Hoehn

Diese Implosion wird vom Librettisten Lorenzo Da Ponte und vom Komponisten W.A. Mozart dramaturgisch verstörend spannend chronologisiert und vom Ensemble des Luzerner Theaters grandios und ungewöhnlich umgesetzt. Indem am Luzerner Theater der Regisseur den Verführer nicht sichtbar macht, ist dieser umso präsenter. Da sind: Donna Anna, die Tochter des Komturs, die er zu verführen versucht und deren Vater er im Zweikampf tötet,( Don Giovannis Gegenspieler,der Komtur, der Inbegriff von Sitte und Gerechtigkeit). Da sind Donna Elvira, die er verlassen hat und die zwischen Liebe und Haß schwankt. Zerline, ein junges Bauernmädchen vom Lande, das seiner Werbung fast erliegt.

Ruchloser Verführer ohne Verantwortungsgefühl

Don Giovanni Szenenfoto von Ingo Hoehn
Don Giovanni Szenenfoto von Ingo Hoehn

Don Giovanni verkörpert eine Naturgewalt ohne Empfinden für Moral und Verantwortung. Sein Lebensziel ist es, dasjenige weibliche Wesen zu erobern, in das er momentan verliebt ist. Aber sie alle, inklusive Anhang folgen der Einladung des Sevillaners zu einem Festmahl in seinen Gemächern. So äugen wir zum Beispiel durch das, auf eine grosse Leinwand auf der Bühne projizierte Geäst eines Baumes und beobachten fasziniert das unmoralische, sitten – und zügellose Treiben des Unsichtbaren mit seinen diversen Damen, neiden ihm seine üppigen Fress- und Sauforgien, amüsieren uns schadenfreudig über die betrogenen, mit ihrem Schicksal hadernden und auf Rache sinnenden Ehemänner. Aber selbst diese sind auf eine fatale Weise gepackt vom Geschehen, lassen sich gar hinreissen, bei Orgien  mitzumachen. Um sich der Rache zu entziehen und unbemerkt unterzutauchen, zwingt Giovanni seinen Diener, sich zu verkleiden und seine Rolle zu übernehmen, was dieser zuerst widerwillig, mit der Zeit aber sogar, den Damen sei Dank, freudig tut. Als es der skrupellose Verführer aber zu weit treibt und überheblich das steinerne Grabdenkmal des von ihm ermordeten Komturs vom Friedhof zum Gastmahl einlädt und den Ruf zur Buße und Reue mit 3-maligem „Nein“ zurückweist, verschlingen ihn die Flammen der Hölle.

Da war doch noch was

William Kelley Dirigent
William Kelley Dirigent

Ja klar, Mozarts wunderbare Musik, akzentuiert interpretiert vom Luzerner Sinfonieorchester und Valeria Polunina am Hammerflügel, unter der Leitung von Wiliam Kelley, deren Beachtung, aufgrund des spannenden Geschehens auf der Bühne, etwas in den Hintergrund gedrängt wurde, aber ebenso viel zu dieser Weltklasseperformance beigetragen hat, wie das Agieren und Singen der Darsteller, die Gestaltung des Bühnenbildes von Katrin Wittig und die Videos von Bert Zander.

Glanzleistungen der Darsteller

Don Giovanni Szenenfoto von Ingo Hoehn
Don Giovanni Szenenfoto von Ingo Hoehn

Der fabelhafte Vuyani Mlinde mutiert als Leporello, (Wolferl hätte seine Freude gehabt), dank aller andern grossartigen Darsteller nicht zum Alleinunterhalter, soll hier aber dennoch etwas vorhergehoben werden, legt er doch eine überragende Parforceleistung auf die Bühne. Der Chor, ab und zu auf den Balkonen agierend, wo später auch noch ein paar Streicher erschienen, fügte sich nahtlos ins Geschehen ein, auf gleich hohem  Niveau performend.

Und dann war er doch noch da auf der Bühne

Jason Cox (Don Giovanni)
Jason Cox (Don Giovanni)

Den Spiegel auf so amüsante Art vorgehalten zu bekommen, lässt man sich doch gerne gefallen, meinte das gutgelaunte Publikum im praktisch vollen Theatersaal und belohnte das Ensemble mit einem  stürmischen Schlussapplaus, gefolgt von einer langen stehenden Ovation, wozu er dann doch noch auf der Bühne zu sehen war, der Don Giovanni, respektive sein Nichtdarsteller Jason Cox.

Kleine Fotodiashow der Produktion von Ingo Hoehn:

fotogalerien.wordpress.com/2019/05/02/luzerner-theater-don-giovanni-oper-von-wolfgang-amadeus-mozart-besucht-von-leonard-wuest/

Trailer der Produktion:

https://vimeo.com/312096306#at=9

Text: www.leonardwuest.ch Fotos:Ingo Hoehn     luzernertheater.ch

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