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Lucerne Festival am Piano erreicht hohe Gesamtauslastung von 85 Prozent

Lucerne Festival am Piano 2013: Foyer KKL: Alessandro d’Episcopo Luzern, den 24.11.2013 Copyright: Lucerne Festival/ Priska Ketterer Mit einem Rezital des Pianisten Maurizio Pollini endete gestern Abend die diesjährige Ausgabe von Lucerne Festival am Piano (21. bis 29. November).Insgesamt rund 12ʼ300 Besucher kamen 2015 zu den 15 Konzerten des Klavier-Festivals, das sind 500 mehr als im Vorjahr. Geboten wurden an neun Tagen ein Klavier-Konzert mit Orchester, sechs Solo-Rezitale und drei Debut-Konzerte in der Lukaskirche. Ein Tastentag am ersten Sonntag des Festivals präsentierte erstmals einen Erlebnistag im Rahmen des Piano-Festivals mit fünf Konzerten in Folge rund um die Orgel, dieser lockte allein 2ʼ100 Besuchern ins KKL Luzern. Darüber hinaus fanden ein Meisterkurs in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik – Luzern und Piano-Lectures statt. Rund 5ʼ000 Jazz-Fans besuchten zusätzlich die Gratis-Veranstaltungen der Reihe Piano Off-Stage in den Luzerner Bars, allein 1ʼ200 Besucher kamen zur Eröffnung am 24. Novem­ber in den Luzerner Saal des KKL Luzern

Sir András Schiff widmete das erste Rezital am Samstag, dem 21. November, der Musik Johann Sebastian Bachs, unter anderem den Goldberg-Variationen. Weitere international renommierte Pianisten wie Radu Lupu, Lise de la Salle, Piotr Anderszewski gestalteten ebenfalls Solo-Abende: Lupu präsentierte ein Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven und Wolfgang Amadé Mozart-Programm, Lise de la Salle setzte einen Schwerpunkt auf Variationen von Johannes Brahms und Piotr Anderszewski stellte seinen Abend aus Werken von J. S. Bach, Szymanowski und Schumann zusammen. Am samstag ist Jean-Yves Thibaudet mit Robert Schumanns Kinderszenen und Maurice Ravels Pavane pour une Infante défunte, sonntags Maurizio Pollini mit einem Schumann- und Chopin-Programm zu erleben. Angela Hewitt begeisterte das Publikum mit zwei Bach- und zwei Mozart-Konzerten, begleitet von den Festival Strings Lucerne. Ihr Debut spielten Pavel Kolesnikov, Denis Kozhukhin und Olga Scheps.

Der Tasten-Tag am 22. November rückte erstmals die Goll-Orgel im KKL Luzern in den Mittelpunkt des musikalischen Geschehens, nacheinander traten das Duo Adrienne Soós und Ivo Haag, Elisabeth Zawadke, Wolfgang Sieber und Franz Schaffner auf, Pierre Pincemaille schlug am Abend einen programmatisch weiten musikalischen Bogen von Johann Sebastian Bach über César Franck bis hin zur französischen Orgeltradition des 19. und 20. Jahrhunderts.

Acht Jazz-Pianisten sorgten bei der Eröffnung von Piano Off-Stage im KKL Luzern und in den folgenden Tagen in den Luzerner Bars für Jazz-Highlights. Jeder von ihnen trat im Foyer und in der Seebar des KKL Luzern, The Hotel, Hotel Wilden Mann, Hotel des Balances, National Bar – Grand Hotel National, Palace Bar – Hotel Palace, Louis Bar – Art Deco Hotel Montana und im Hotel Schweizerhof Luzern auf. www.lucernefestival.ch

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Lucerne Festival am Piano: Rezital 5 Jean-Yves Thibaudet, 28. 11. 2015, besucht von Léonard Wüst

KKL in Luzern Konzertsaal GalerieProgramm:

Robert Schumann (1810-1856)
Kinderszenen op. 15
Klaviersonate Nr. 1 fis-Moll op. 11

Maurice Ravel (1875-1937)
Pavane pour une Infante défunte

 

Miroirs

Rezension:

Jean-Yves Thibaudet wirkt im ersten Moment eher etwas scheu und zurückhaltend wenn er die Bühne betritt, was aber sofort wie weggeblasen ist, wenn er am Konzertflügel Platz nimmt.

Thibaudet JeanYves c DeccaFür den ersten Konzertteil entschied er sich für Werke von Robert Schumann, einem Landsmann seines Vaters, für den zweiten fiel die Wahl auf Kompositionen von Maurice Ravel, einem Kompatrioten seiner Mutter.

Er begann bereits im Alter von fünf Jahren Klavier und Geige zu spielen. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er mit sieben und sein erstes Konzert mit neun Jahren. Mit 12 Jahren trat er dem Pariser Konservatorium bei und studierte bei Aldo Ciccolini und Lucette Descaves. Drei Jahre später gewann er den Premier Prix du Conservatoire.

Schumanns Kinderszenen liegen dem feinfühligen Franzosen, und er präsentierte sie präzis in Betonung, Tempi und Variation. Sei es , wenn er fröhlich, neugierig und leichtfüssig von fremden Ländern und Menschen tastentechnisch parliert, ob er kuriose Geschichten relativ zackig abhandelt, bis er des Glückes genug in die „Träumerei“ gerät, dies aber doch nicht fast zu ernst. Er kann aber auch grollend das Fürchten machen, wenn das Kind am Einschlummern ist und erklärt dann, dass dies keine Komposition für Klaviereleven sei, sondern, wie Schumann einmal ausführte: „Rückspiegelungen eines Älteren und für Ältere“. Die Kinderszenen schrieb Schumann innerhalb weniger Wochen Anfang 1838.

Thibaudet verwob die 13 Szenen zu einem harmonischen Ganzen, bei ihm lief nicht alles auf die „Träumerei“ hinaus, sondern jedes der Werke bekam das gleiche Gewicht. Schumann übrigens, nannte sie „die kleinen putzigen Dinger“ (aus einem Brief des Komponisten vom 19. März 1838, nach Abschluss der Komposition, an Clara Wieck, seine spätere Ehefrau).

Mit der Klaviersonate Nr. 1 ging Schumann völlig neue, eigenständige Wege, nicht an Beethoven oder Schubert angelehnt. Dies er- und anerkannten auch Zeitgenossen wie Hector Berlioz  und Franz Liszt. Schumann veröffentlichte das Werk zuerst 1836 unter dem Titel „Pianoforte Sonate, Clara zugeeignet von Florestan und Eusebius, den zwei Alter Ego des Komponisten. Das Werk, so Schumann später, sei „ein einziger Herzensschrei nach Clara Wieck“, deren Vater auf rigide Art jeglichen Kontakt zwischen den beiden unterbunden hatte. Erst die Neuausgabe 1840 erschien unter dem wahren Namen des Verfassers.

Jean-Yves Thibaudet, Rezital 5Thibaudet stieg mit etwas mehr als Allegro vivace in die Introduzione, auch relativ expressiv, entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten, trotzdem wie immer etwas distanziert reserviert. Je weiter im Werk, umso mehr näherte er sich den Ideen des Komponisten an, legte dessen Intuitionen offen, besonders deutlich in der Aria. Im Scherzo hüpfend verspielt, im Lento majestätisch daher schreitend, pompös ausladend aber nicht ausufernd überbordend. Einem furiosen Finale als grandiosem Abschluss des ersten Konzertteils spendeten die Zuhörer stürmischen Applaus und entliessen den Protagonisten erst nach geraumer Zeit in die wohlverdiente Pause. Als Start in den zweiten Teil des Abends intonierte Thibaudet Ravel`s „Pavane pour une infante défunte“ ohne Tristesse, eher fast tänzerisch beschwingt, perlend überbordend, dann kurz mal düster abgründig, bevor er uns, musikalisch, in die fünf Sätze der Spiegel blicken liess. Entspannt, manchmal gar zurücklehnend, durchmass er Ravels wegweisende Komposition, französische Eleganz und Contenance ausstrahlend, ruhig, in sich ruhend, dann wieder seine instinktive Spielfreude aufblitzen lassend. Dass dies alles scheinbar mühelos und natürlich technisch perfekt daher kam, setzen wir bei einem Künstler seiner Klasse sowieso ganz selbstverständlich voraus. Das Publikum zollte dem Gebotenen den entsprechenden Tribut in Form eines langanhaltenden starken Applauses, für den sich  Thibaudet schlussendlich noch mit einer Zugabe bedankte. Ein weiteres eindrücklich grossartiges Rezital am diesjährigen Lucerne Festival am Piano, das wahrlich nicht arm an Höhepunkten war und schon Vorfreude auf die nächste Ausgabe weckt.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.lucernefestival.ch

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Lucerne Festival am Piano: Rezital 4 Piotr Anderszewski, 26. 11. 2015, besucht von Léonard Wüst

Das Kultur- und Kongresszentrum KKL LuzernProgramm:

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Partita e-Moll BWV 830

Karol Szymanowski (1882-1937)
Métopes. Drei Poèmes für Klavier op. 29

Robert Schumann (1810-1856)
Papillons op. 2

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Englische Suite Nr. 6 d-moll BWV 811

 

Rezension:

Einen mir relativ unbekannten (polnisch – ungarischen) Pianisten zum ersten Mal live zu erleben, ist immer eine ganz spezielle Erfahrung und ein Annäherungsversuch der besonderen Art. Schon die Programmkonstellation war sehr ungewöhnlich, erschien mir gar etwas gewagt und machte natürlich umso neugieriger. Im sehr gut besetzten Konzertsaal packte er Bach an den Wurzeln und liess ihn entstaubt völlig modern erklingen, zeitgemäss, schnörkellos aber dennoch mit sehr viel Passion, was sich aber trotzdem fröhlich und entspannt anhörte, dies alles mit sehr viel Respekt, aber ohne Furcht vor dem Allmächtigen, dem Übervater aller Komponisten und Musikern, dargeboten. Nicht distanziert kühl, sondern mit viel Herzlichkeit, die wohlige Wärme verbreitete und in eine akustische Wohlfühloase entführte, staunend, wo der Pianist so viele Finger hernimmt für die unzähligen Noten, die von Bach in den Partituren untergebracht wurden. Besonders ersichtlich auch durch Anderszewskis Körpersprache, die auffällig längere Fixierung der Tastatur ganz zu Beginn, den wiegenden Oberkörper bei der Sarabande.  Fasziniert und gebannt, Aug und Ohr höchst konzentriert, damit einem kein Detail entgeht von diesem 35minütigen Hochgenuss, der den Konzertsaal in eine strahlende Kathedrale verwandelte. Das Publikum wusste das auch entsprechend zu würdigen, nicht überbordend, sondern mit der gebührenden Hochachtung und Dankbarkeit für diese halbe Stunde, während der man irgendwie in die Ewigkeit blicken konnte, zumindest eine kleine Ahnung spürte, wie die in etwa sein könnte, so es sie denn gibt.

Dann der Spagat zum, leider selten gespielten, Meisterwerk „Métopes“ seines oft unterschätzten Landmannes Karol Szymanowski, das aber immerhin auch zum Repertoire des ebenfalls polnisch stämmigen Ausnahmepianisten Arthur Rubinstein (1887 – 1982) gehörte. Szymanowski  hat die frühgeschichtlichen Mythen und Erzählungen, bekannt als Homers „Ilias“, quasi in drei Sätzen musikalisch umgesetzt, dementsprechend handwerklich anspruchsvoll ist es denn auch. Höchstschwierigkeit reiht sich an technische Herausforderungen, dies ununterbrochen während fast 20 Minuten. Eindrücklich die Gestaltung der verführerischen, harfenartigen Klänge der Sirenen, die Odysseus, gefesselt an einen Segelmast, ertragen musste, vermittelt durch eine Steigerung in rasante Akkordkaskaden. „Calypso“, der zweite Satz, freitonal – schwebend, fast schon dekadente Raffinesse, bevor die Königstochter „Nausicaa“ im dritten Satz ihre Verführungskünste testet, die über ein gewaltiges Crescendo zu einer letzten Springflut an Akkorden führt, die sich in der rechten Hand über die weissen und in der linken Hand über die schwarzen Tasten ergiesst, also nichts von edler Einfalt und stiller Grösse in des Komponisten Antike. Anderszewski hatte den Spagat geschafft in einer mehr als überzeugenden Art und Weise, entsprechend frenetisch beklatschten die Zuhörer diesen perfekten ersten Konzertteil und begaben sich beeindruckt und aufgewühlt in die Pause.

Piotr Anderszewski Geradezu genial   der zweite Teil des Konzertes mit Schumann, der  die Verbindung der Musik mit außermusikalischen, häufig literarischen Ideen suchte, also immer noch der Romantik zuzuordnen ist, was dem Tastenpoeten entgegenkommt, der sich ja auch selbst schon als absoluten Schumannverehrer deklarierte, Zitat: «Schumanns Vielschichtigkeit und Zerbrechlichkeit berührt mich ganz besonders.». Das war denn auch bei der Interpretation der „Papillons“ erfahrbar, wie er die entpuppte, ihre Flügel entfaltete und sie durch die Lüfte schweben, aber auch mal von Winden durchwirbeln, liess. Das tief beeindruckte Auditorium dankte dem Pianisten denn ausgiebig mit grossem Applaus, den Anderszewski sichtlich gerührt genoss, bevor er sich wieder an den Flügel setzte, um den Kreis des Rezitals zu schliessen, indem er fast nahtlos, von der Romantik zurück in das „Zeitlose“, also zu Bach, wechselte, genauer zu dessen „Englischer Suite Nr. 6“. Dies mit einer Souveränität und Abgeklärtheit die fast schon stoisch wirkte, einen kurzen Moment gar irritierte, bevor man wieder gefangen war in dieser in sich geschlossenen Welt, in die man sich, eingeschlichen, fast ertappt fühlte. Ein grandioses Konzert mit einem Meister seines Fachs, den man sich öfters zu hören wünscht, wie das Publikum durch seine Standing Ovation auch nachdrücklich verdeutlichte.

Dafür revanchierte sich der Gefeierte, indem er sich zurück zu seinen  Wurzeln begab  bei der Zugabe, die er uns in Form des „Ungarischen Volksliedes Nr. 3“ von Béla Bartók gewährte.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.lucernefestival.ch

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Lucerne Festival am Piano: Rezital 3 Lise de la Salle, 25. 11. 2015, besucht von Léonard Wüst

Das Kultur- und Kongresszentrum Luzern KKL bei NachtProgramm:

Johannes Brahms (1833-1897)
Variationen d-Moll op. 18b (Klavierfassung des Variationssatzes aus dem Streichsextett op. 18)

Maurice Ravel (1875-1937)
Gaspard de la nuit

Claude Debussy (1862-1918)
Les sons et les parfums tournent dans l’air du soir aus Préludes pour Piano, 1er livre
Les fées sont d’exquises danseuses aus Préludes pour Piano, 2ième livre
La fille aux cheveux de lin aus Préludes pour Piano, 1er livre
La danse de Puck aus Préludes pour Piano, 1er livre
Danseuses de Delphes aus Préludes pour Piano, 1er livre
Ce qu’a vu le vent d’ouest aus Préludes pour Piano, 1er livre

Johannes Brahms (1833-1897)
Variationen und Fuge über ein Thema von Händel B-Dur op. 24

 

Rezension:

Trotz ihres immer noch jugendlichen Alters (*1988) ist die französische Pianistin schon fast Stammgast am Lucerne Festival, nahm sie doch nach 2008, 2011 und 2013 bereits für ihr viertes Rezital am Flügel im grossen Konzertsaal des KKL Platz. Ungewöhnliche Konzertprogrammierung mit eher bodenständig bedächtigem Brahms über die quirlig expressiven Ravel und Debussy zurück zu Brahms.

Rezital 3  Lise de la Salle Aber ungewöhnlich ist bei der, in eine Künstlerfamilie hinein geborenen Lise da la Salle so vieles, wie auch ihr folgendes Zitat belegt: „Ich möchte die Zuhörer vergessen lassen, dass das Klavier ein perkussives Instrument ist. Ich will damit singen“,  Anfänglich löste sie bei Brahms Variationen, vom Komponisten seiner verehrten Clara Schumann zu deren 41sten Geburtstag gewidmet, die Harmonien ruhig filigran in ihre Bestandteile auf, trat dem aber in der Folge mit energischem Zugriff sofort wieder entgegen, um zurückzukommen und anzudeuten, dass es halt doch die Klavierfassung des zweiten Satzes aus einem Streichersextett ist. Mit verblüffend wenigen Tempovariationen beendete sie den ersten Part fast gemächlich und nahm den folgenden grossen Applaus eher kühl gelassen entgegen. Einer Lise de la Salle jubelt man halt nicht zu, man huldigt ihr. Auffallend, dass für so ein Rezital, relativ viele Plätze unbesetzt blieben, vor allem im Parterre. Die elegant gekleidete Französin setzte sich wieder ans Instrument und startete schön definiert in Ravels „Ondine“, dem ersten Teil aus seinem „Gaspard de la nuit“, der auf Poesie seines Landsmannes Aloysius Bertrand fusst. Lise de la Salle gestaltete den, mit „lent“ vorgegebenen Satz, denn auch wortgetreu aus, ebenso den als „très lent“ geschriebenen zweiten. Umso moderater kam dann der „Scarbo“ (bei  Bertrand der Name eines grotesken Höllenzwergs, mit dem der Dichter darüber verhandelt, was nach seinem Tod mit seinem Körper geschehen soll). Eben diese Verhandlungen setzte die Künstlerin in diesem, technisch äusserst anspruchsvollen, Schlusssatz konsequent rational um, distinguiert, mit regungsloser Miene erntete sie dafür den begeisterten Applausorkan des Auditoriums, das erst nach längerer Zeit zögerlich den Saal für die folgende Konzertpause verliess. Als ich, wie immer, etwas früher als die anderen in den Saal zurück kam, war der Klavierstimmer noch mit dem Justieren der Filzbolzen des Konzertflügels beschäftigt. Als dies erledigt war, setzte sich die Solistin wieder auf den Schemel und startete den zweiten Konzertteil mit Debussys ausgewählten Préludes, wehmütig und sehnsüchtig schwebend im ungewöhnlichen 5/4 Takt, gefolgt von leichtfüssig tanzenden Feen, gefasst in perlende Tastenläufe. Nachhaltiger, fast entrückt die Interpretation von „la fille auch cheveux de lin“, das sie sanft ausklingen liess. Umso fulminanter der folgende „dance de puck“, darauf etwas schwermütig elegant, manchmal fast dumpf die „Danseuses de Delphes“, bevor sich der Reigen mit der sechsten Prélude, dargeboten rauschend eloquent die Gischt im turbulenten Westwind versprühend, ja fast orkanartig tobend, grandios schloss. Das begeisterte Publikum zollte dieser Demonstration denn auch stürmischen langanhaltenden Beifall, auch diesmal von der Pianistin ohne gross erkennbare Emotionen zur Kenntnis genommen. Dann begab man sich wieder in ruhigere, traditionelle Gefilde mit den Variationen über ein Thema von Händel von Brahms. Selten klang ein Händel so nach Bach, erinnerte die Interpretation derart intensiv an Glenn Gould (1932 – 1982), den introvertierten, scheuen kanadischen Klangzauberer.

Rezital 3  Lise de la Salle Diesmal gab Lise de la Salle doch etwas mehr von sich preis, schien nicht mehr ganz so unnahbar. Eine Yuja Wang ist sicher hin- und mitreissender, diese Künstlerin hingegen ist „nur“ faszinierend, aber dies sehr nachhaltig. Das goutierte auch das Auditorium und erwirkte mit dem grossen Schlussapplaus noch Zugaben.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.lucernefestival.ch

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