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Schweiz: Die lustige Witwe am Luzerner Theater, Première 8. November 2014, besucht von Gabriela Bucher

Farbenfrohe "Lustige Witwe" am Luzerner TheaterRezension:

Es ist so eine Sache, wenn man sich nicht haben kann, darf oder sollte. Davon können gleich zwei Paare in der Operette „Die lustige Witwe“ ein Lied singen: Einerseits Valencienne mit ihrem Liebhaber Camille de Rosillon, andererseits die reiche Witwe Hanna Glawari und der Graf Danilo Danilowitsch. Beide Paare haben ihre liebe Mühe, mit ihrer Situation klar zu kommen. So gesehen scheint der filigrane Fransen-Vorhang in Dominique Menthas Inszenierung – einzige Kulisse auf Luzerns Bühne – eine symbolische Bedeutung zu haben. Er trennt, er versteckt, ohne wirklich zu verstecken, erlaubt jenen die Durchsicht, welche sie suchen und kaschiert, wenn‘s nicht gesehen werden will. Mit gekonnt eingesetzten Lichteffekten ergeben sich zudem auch immer wieder neue Stimmungen auf der Bühne. Hinter diesem Vorhang, davor, dazwischen und mitten drin – wenn er als «Pavillon» vom Bühnenhimmel schwebt und die Liebenden umringt – spielt das ganze Geschehen. Jede Bewegung nimmt er auf und gibt sie vervielfacht zurück. Und wenn dann noch ein Sternengewebe hinter diesem weissen Traum von Nichts aufleuchtet, könnte es gut und gerne der siebte Himmel sein. Als Requisiten gibt’s ein paar Holzstühle, sonst nichts. Diese werden mal militärisch aufgereiht, zum Kreis geformt, neu arrangiert. Das karge Bühnenbild bewirkt, dass man sich auf die Sängerinnen und Sänger und die Musik konzentriert. Zudem kommen die wunderschönen Kostüme von Janina Ammon voll zur Geltung. Wenn im zweiten Akt die Witwe Glawari zum Volksfest lädt und die Gäste in traditionellen Trachten erscheinen, die Damen in üppigen Kleidern mit lagenweise farbigem Stoff auf weissem Spitzenunterrock und eng geschnürten Miedern, glaubt man sich in einem Märchen. Die Kostüme gehen von zurückhalten klassizistisch, beinahe züchtig crèmefarben im ersten Akt über opulent ausladend und farbig im zweiten bis hin zu golden verrucht im letzten Akt. Die Männer hingegen scheinen eher etwas verkleidet in ihren Uniformen mit Schärpen, Schleifen und Orden und haben nicht sehr viel zu sagen in dieser Geschichte. Da kann sich zwar Danilo in einer recht gewagten Tanzeinlage wie ein Macho in den Schritt greifen oder die Tänzer mit einer Geisel zu dressieren versuchen und sie wie Löwen in die Knie zwingen, schlussendlich sind’s die Frauen, die entscheiden.

Es war ein höchst vergnüglicher Première-Abend mit einer sehr überzeugten und überzeugenden Jutta Maria Böhmert als Witwe Glawari mit strahlenden Sopran, einem eher ernsthaften Robert Maszl als Grafen Danilo mit weichem Tenor, einem Kai Liemann als Njegus und seinem leicht trotteligen Gegenspieler Flurin Caduff als Baron Mirko, beide mit viel komödiantischem Talent und grosser Spielfreude. Das Orchester unter Howard Arman liebte je nachdem schwungvoll, schmachtend oder lüpfig mit im Dreivierteltakt, Arman selber zeigte zwischenzeitlich seine Fähigkeiten auf der Bühne als Barpianist im Maxims. Eine rundum gelungene Aufführung, dem Premierenpublikum gefiel es. Diese Witwe wird noch so manchen Besucher belustigen, unterhalten und mit der Farbenpracht der Kostüme über die kommenden grauen Monate hinweghelfen.

Kleine Fotodiashow von Ingo Höhn vom www.luzernertheater.ch

http://fotogalerien.wordpress.com/2014/11/07/premiere-die-lustige-witwe-am-luzerner-theater-8-november-2014-besucht-von-gabriela-bucher/

Kurzer Trailer der Aufführung:

http://art-tv.ch/11162-0-Luzerner-Theater-Die-lustige-Witwe.html

Text: www.gabrielabucher.ch

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www.irenehubschmid.ch  http://beatricewuest.ch/ Paul Ott:www.literatur.li

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Accessoires Modetrend für den Winter: Opulente Steine, Pop-Pelz und Animal-Print

Auffälliger ModeschmuckWer im Winter trendy sein will, greift zu modischen Accessoires wie Tüchern, Schals, Gürtel, Hüte und Taschen. Damit lassen sich vorhandene Kleidungsstücke schnell modisch aufpeppen und die Outfits Richtung Cool, Cosy oder Grung stylen. Zu den wichtigsten Accessoires der Saison gehört Schmuck mit großen Steinen sowie derbe Gliederketten in Schwarz und Silber, die das Handgelenk oder den Hals schmücken. Auffallend und im Trend: Opulente Single-Ohrringe. Schals, Stolen und Capes aus sogenanntem Pop-Pelz, bei denen das Kunstfell in knalligen Farben eingefärbt wird, sind wahre Hingucker, lange grobgestrickte Schals und große Tücher mit Karomuster dürfen im Herbst nicht fehlen. Zum Key-Piece avancieren Seidentücher, sogenannte Foulards.

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Schweiz,Migros Kulturprozent Classic, Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau: Leitung, Vladimir Fedoseyev, Solist am Klavier Rudolf Buchbinder, Tonhalle Zürich, 24. Oktober 2014, besucht von Irène Hubschmid:

Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau

 

Programm erster Teil:

Johannes Brahms (1833-1897), Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15 Maestoso, Adagio, Rondo. Allegro non troppo

Programm zweiter Teil:

Peter Tschaikoswki (1840-1893), Sinfonie Nr. 6 h-Moll op.74 “Pathétiqiue”, Adagio-Allegro non troppo, Allegro con grazia, Allegro molto vivace, Finale Adagio lamentoso

Rezension: Das zahlreich bestückte Orchester begleitete den temperamentvollen Wiener Klaviervirtuosen Rudolf Buchbinder optimal. Fast meinte man der Meister hätte das „wehklagende und laut jubelnde“ Konzert von Brahms (Zitat von Robert Schumann), selber komponiert. Er versank derart in der Musik, dass es einem unter die Haut ging. Anfangs fühlte man sich in eine herbstliche, bunte Stimmung versetzt, das Finale erinnerte an einen überfallartigen Herbststurm.

Rudolf Buchbinder, Solist am Klavier

 

Tschaikowki`s “Pathétique” sei seine Biografie in Tönen, wie viele renommierte Musikkritiker meinen. Im zweiten Satz sind Walzerrhythmen zu hören, so fein, dass man imaginäre Balletttänzer vor sich sieht. Peter Tschaikowski starb eine Woche nach der Uraufführung, also in jungem Alter, unter bis heute nicht genau geklärten Umständen.

 

Vladimir Fedoseyev, Dirigent

 

Zum Orchester: Der Dirigent Fedoseyev, leitete seine Musiker mit einer grandiosen Verve. Das russische Sinfonieorchester spielte auch schon etliche Uraufführengen u.a.: Werke von Prokofieff, Mjaskowsky, Khatchaturian, Gubaidulina und Schnittke, um nur die wichtigsten zu nennen.

Am Schluss spielten sie zwei kurze russische Volksweisen als Zugaben.

Das Konzert war ein wahrhafter Publikumserfolg. Die Zuhörer liessen sich durch das Gebotene zur Standing Ovation hinreissen.

 

Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/de/Home

Text: www.irenehubschmid.ch 

Homepage des Orchesters:

http://www.tchaikovsky.bso.ru/en/orchestra

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Schweiz:Luzerner Theater The Black Rider, für uns besucht von Gabriel Bucher – Liechti

The Casting of the Magic Bullets Schauspielmusical von William S. Burroughs, Tom Waits und Robert Wilson In verschiedenen Sprachen


 

Produktionsteam

Daniel Perrin Musikalische Leitung
Andreas Herrmann Inszenierung
Marcel Leemann Choreografie
Max Wehberg Bühne
Sabin Fleck Kostüme
Mariella von Vequel-Westernach Licht
Carolin Losch Dramaturgie

Besetzung

Christian Baus Bertram, Förster, Daniela Britt Stelzfuss, Jörg Dathe Wilhelms Onkel, Hans-Caspar Gattiker Robert, Jägerbursche, Emma-Lou Herrmann Eine Brautjungfer, Wiebke Kayser Anne, Juliane Lang Käthchen, Bettina Riebesel Der Herzog und sein Bote, Clemens Maria Riegler Wilhelm, Schreiber, Samuel Zumbühl Kuno, Erbförster

Band: Christian Arregger, Roland Bucher, Daniel Perrin, Adrian Rohner, Adrian Schmid, Marcel Vogler, Philipp Z’Rotz
Rezension:

Nach den beiden Musiktheaterstücken «Woyzeck» und «Alice» inszeniert Andreas Hermann im Luzerner Theater nun «The Black Rider» und vervollständigt so die Trilogie, «allerdings in umgekehrter Reihenfolge», stellte die Dramaturgin Carolin Losch fest, welche ins Stück einführte. Sie wünschte den Besuchern viel Vergnügen bei diesem «Höllenritt». Und ein Höllenritt ist es in der Tat. Erzählt wird die Geschichte «Der Freischütz», in einer sehr eigenwilligen Version. Wobei «erzählt» nicht der richtige Ausdruck ist. Es wird rezitiert, musiziert, gesungen, gespielt, geschrien, gelitten und gelebt mit vollem Einsatz in diesem Werk. Es ist auch keine reine Nacherzählung, vielmehr ein Kondensat, in welchem aber alle ursprünglichen Elemente des «Freischütz» enthalten sind. Der Wald, in welchem die Geschichte spielt, wird in der Luzerner Inszenierung übersetzt in ein riesiges Auge mit changierender Iris, in dessen Pupille Kuno, der Erbförster, das Geschehen von oben betrachtet und ab und zu sein „tut was ihr wollt, das ist die Regel“ herunter ruft. Zusammen mit den raffinierten Lichteffekten und den mehrheitlich in Schwarz und Weiss gehaltenen Kostümen entstehen so dramatisch düstere Bilder und eindrückliche Stimmungen.

 

Beherrscht wird die Geschichte vom Teufel, oder in diesem Fall von der Teufelin, von Stelzfuss, einer herausragenden Daniela Britt. Verrucht, lasziv, verführerisch, mit samtig-rauchiger Stimme, teuflisch eben, zieht sie Wilhelm den Schreiber in ihren Bann. Dieser will oder muss sich sein geliebtes Käthchen „er-schiessen“, will es doch die Tradition, dass der Schwiegersohn ein tüchtiger Jäger ist und erfolgreich den Probeschuss absolviert. Nun muss er beweisen, dass er, der Schreiber aus der Stadt, diese Kunst auch beherrscht. Einen kurzen Moment wird man bei seinen ersten Schiessversuchen an die Schiessbuden erinnert, welche zu dieser Jahreszeit ein paar hundert Meter weiter stehen. Wilhelm, alias Clemens Maria Riegel, lässt sich auf den Deal mit den Teufelskugeln von Stelzfuss ein. Dem Schauspieler wird in dieser Rolle alles abgefordert. Und wenn er am Ende, nachdem er sein Käthchen tatsächlich erschossen hat, seinen Kummer herausschreit und dem Wahnsinn verfällt, ist das so glaubhaft gespielt, dass man den verstörten jungen Mann tröstend in die Arme schliessen möchte. Auch die übrigen Darsteller überzeugen, Jörg Dathe begeistert mit seinen komikhaften Auftritten und Hans-Caspar Gattiker als Jägerbursche Robert beschert dem Publikum einen musikalischen Hühnerhaut-Moment im zweiten Akt. Nicht alle Stimmen sind allerdings den Waits Melodien vollends gewachsen, aber das tut dem Stück keinen grossen Abbruch. Die Musiker des «Johnny Four Fingers and the Pipefixer Glass Orchestra» machen das wett und werden Tom Waits melancholisch-düsteren, schmachtend-schmelzenden Melodien mehr als gerecht.

Leichte Kost ist dieser Black Rider nicht, die Bilder, die auf die Bühne gezaubert werden, haben etwas Zerstörerisches, Verstörendes, müssen erstmal verdaut werden und bleiben über Stunden irgendwie dunkel-düster präsent.

Kurzer Trailer der Produktion:

http://www.art-tv.ch/11106-0-Luzerner-Theater-The-Black-Rider.html?reg=3144

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