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Schweiz:Migros – Kulturprozent –Classics präsentierte: Das Mariinsky Orchester, Solist am Piano: Denis Matsuev, KKL Luzern, 19. Mai 2014

 

Das Mariinsky Orchestra

 

 

Vorabinformationen:

Als Chefdirigent des Petersburger Mariinsky Orchesters (eines der ältesten Orchester Russlands), folgt Valery Gergiev einer mehr als zweihundertjährigen russischen Musiktradition. Sein aus Irkutsk stammender Landsmann Denis Matsuev (u.a. Preisträger des Tschaikowski-Wettbewerbs 1998) ist einer der anerkannt besten Rachmaninow – Interpreten der Gegenwart.

Der Moskauer Dirigent Valery Gergiev hat sich als einer der faszinierendsten Dirigenten der internationalen Musikszene erwiesen, insbesondere in der Opernsparte. Er gewann den Dirigentenwettbewerb der Sowjetrepubliken (Moskau 1975) und den Herbert von Karajan-Wettbewerb (Berlin 1976), bevor er Assistent Yuri Temirkanovs in Leningrad wurde. 1988 folgte er diesem als musikalischer Leiter des Orchesters des Mariinsky Theaters und ist seit 1996 auch dessen Generaldirektor. Valery Gergiev war erster Gastdirigent der Metropolitan Opera New York (1997–2008) und Musikdirektor der Rotterdamer Philharmonie. Seit Januar 2007 leitet er das London Symphony Orchestra; er wirkt gleichzeitig immer noch in zahlreichen Opernhäusern und Konzertsälen als Gastdirigent.

Programm:

Der Schweizer Komponist Dieter Ammann

 

Dieter Ammann (*1962) Orchesterwerk «Core»

“Das Werk -zum Erklärungsanlass geschrumpft- verschweigt sich und alle seine Möglichkeiten. Zu seinen Möglichkeiten zählen auch die Missverständnisse.”
(Wolfgang Rihm)

Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow (1873 – 1943) 1.Klavierkonzert Fis moll op.1

Peter Iljitsch Tschaikowski(1840 – 1893), Sinfonie Nr. 4 F moll op.36

 

Im Moment werden die Russen ja nicht überall herzlich empfangen, anders war das an diesem Abend im Luzerner Kunst und Kongresszentrum, dem KKL am Europaplatz beim Seebecken. Die Sankt Petersburger Musiker waren ja schon öfters zu Gast in Luzern und man wusste über die aussergewöhnlichen Qualitäten des Orchesters unter dessen Chefdirigenten Valery Gergiev.

Valery Gergiev, Chefdirigent

 

So erstaunte es auch nicht, dass die Virtuosen die Darbietung des Orchesterwerkes „Core“ des Schweizer Komponisten Dieter Ammann nicht als Pflichtaufgabe, quasi Gastgeschenk angingen, sondern das kompakte, rhythmusstarke und doch manchmal auch verwirrend filigrane Werk konzentriert interpretierten, mit Elan und sichtlicher Spielfreude, was die Anwesenden und der auch vor Ort anwesende Komponist mit langanhaltendem Applaus würdigten.

Denis Matsuev, Solist am Piano

 

Dann folgte das 1. Klavierkonzert, das Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow im jugendlichen Alter von gerade mal 18 Jahren komponierte. Am 14. März 1892 wurde in Moskau der erste Satz des Konzerts zur Uraufführung gebracht; zum ersten Mal vollständig erklang das Konzert im Jahr 1900 in London. Das Werk spielt heute innerhalb Rachmaninows Schaffen eine eher untergeordnete Rolle. Umso grösser dann der Genuss, wie Denis Matsuev durch seine Interpretation dem Werk den richtigen Stellenwert verlieh, dies natürlich immer im Zusammenspiel mit dem wandelbaren Orchester, das von Valery Gergiev mit spärlichen Gesten zurückhaltend und dennoch souverän geleitet wurde. Teilweise schien es, als ruhe Gergiev in sich selbst und überlasse das Diktat dem Orchester in eigener Verantwortung. Dieses „blinde“ Verständnis aller Protagonisten entführte uns tief ins Verständnis der sogenannt und vielzitierten russischen Seele. Werke russischer Komponisten von russischen Musikern zelebriert sind deshalb immer wieder etwas ganz Besonderes.

Das tief beeindruckte Publikum forderte mit langanhaltendem, nichtendenwollenden Applaus eine Zugabe, die von Denis Matsuev denn auch gewährt wurde.

Nach der Pause folgte Tschaikowskis 4. Sinfonie ( da er diese „mit echter Inspiration vom Beginn bis zum Ende“ sowie „mit Liebe und glühender Begeisterung“ schrieb, gilt sie unter Tschaikowskis Werken als das mit der größten autobiographischen Nähe).

Das KKL am Luzerner Seebecken

 

Auch mit diesem Werk bewies das „Mariinsky Orchestra“ seine überragende Fähigkeit, die Finessen solch bedeutender Kompositionen in all ihren Varianten umzusetzen und damit das «Fatum» – das Schicksal, eine magische Kraft ausüben zu lassen. Das offensichtlich sehr sachkundige Publikum feierte die Akteure dieses unvergesslichen Konzertabends denn auch dementsprechend ausgiebig.

 

Text: www.leonardwuest.ch

Veranstalter und Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/de/Home

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Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester: Frühjahrstournee 2014

Schweizer Jugend-Sinfonie-OrchesterZwischen Celloschmelz und Stahlgewittern

Die Frühlingstournee des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters

Programm:

Antonin Dvořák: Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104
Witold Lutosławski: Konzert für Orchester


Leitung: Kai Bumann
Solist: Lionel Cottet (Violoncello)

Das Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester gastierte am Samstag, 10. Mai, mit seinem ersten Konzert der Frühlingstournee unter der künstlerischen Leitung des Dirigenten Kai Bumann im Kultur-Casino Bern. Zwei anspruchsvolle Konzerte aus Tschechien und Polen standen auf dem Programm.

 
Dirigent Kai Bumann

 

Zuerst einmal soll der erfreuliche Aspekt betont werden, dass nicht nur talentierte Musikerinnen und Musiker auf der Bühne zu bewundern waren, sondern dass auch das Publikum in seiner Mehrheit aus jungen Menschen bestand, ein Umstand, den man nicht genug würdigen kann, denn normalerweise sieht es in Konzertsälen anders aus.

 

 

Der Abend begann mit dem Konzert für Violoncello und Orchester, das Antonin Dvořák 1894/95 am Ende seines Aufenthalts in Amerika schrieb, durchtränkt von der Sehnsucht nach der Heimat und der Wehmut über das Sterben seiner geliebten Schwägerin.

Cellist Lionel Cottet

 

Den Solopart übernimmt mit Lionel Cottet ein international bereits sehr erfolgreicher Cellist, der mit seinem poetischen Spiel Dvořák s Konzert mit zartem Schmelz überzeugend interpretiert. Anklänge an die Spätromantik durchdringen die Musik, manchmal wird eine Pastorale evoziert, dann ein Trauermarsch.

 

Was neben der Brillanz des Solisten nicht ganz aufging, war die Dynamik des Orchesters, das sich konzentriert, aber fast etwas dogmatisch zurückhielt. Man fragte sich, ob das die Rücksichtnahme auf das Cello, die zögerliche Interpretation oder eine gewisse Limitiertheit des jungen Orchesters war … und wurde nach der Pause eines Besseren belehrt.

Vorher aber verabschiedete sich Lionel Cottet in seiner gemessenen Brillanz mit einer Sarabande von Johann Sebastian Bach vom Publikum.

 

Im Konzert für Orchester von Witold Lutosławski spielte das Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester wie befreit auf, es gewann an Prägnanz, Dynamik und Emotion und interpretierte das schwierige Konzert des Polen in mitreissender Gestaltung. Es hatte die zwischen 1950 und 1954 entstandene Musik mit dem Rückgriff auf Themen aus der slawischen Volksmusik und den Stahlgewitterstürmen aus der Kriegszeit in seiner ganzen Dramatik klar im Griff.

 

Die Musikerinnen und Musiker jedenfalls – das legt dieser Abend nahe – werden ihren Weg machen. Hoffen wir, dass auch das jugendliche Publikum mitzieht. Die Frühjahrstournee des Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchesters ist noch in Solothurn, Neuchâtel, Zürich und Chur zu sehen (in Chur zum einladenden Preis von Fr. 5.- für Schüler/innen und Student/innen).

Text:  Paul Ott:www.literatur.li

Fotos: Homepage des www.sjso.ch

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Schweiz: Stefano Severini, KONZERTREIHE VON PIANO:ATTIVO MEETING 2014

 

Stefano Severini, locker und entspannt vor dem Auftritt

 

Vorab einige allgemeine Informationen über den Protagonisten Stefano Severini 

Stefano Severini wurde kürzlich von der Liszt Society of London als 1. Preisträger mit dem Liszt Society Piano Prize 2013ausgezeichnet.

2009 verlieh ihm Crédit Agricole Suisse den 1. Preis der Association des Membres de l’Ordre des Palmes Académiques Suisse in Lugano.

Anerkennung als Finalist bei internationalen Wettbewerben wurde ihm unter anderem in Stresa (1994), beim Wettbewerb G. B.Pergolesi in Neapel (1998), beim Wettbewerb C.Vidusso in Mailand (1998), an der Università Cattolica in Rom (2000) sowie in Görz (2001) zuteil.

 

 

KONZERTREIHE VON PIANO:ATTIVO MEETING 2014

Haus zum Lindengarten Zürich, Mittwoch 7. Mai

KONZERT von Stefano Severini

Programm 1. Teil:

Johannes Brahms

Drei Klavierstücke Opus 118

Intermezzo, A Moll

Intermezzo, A Dur

Ballade, G Moll

 

Programm 2. Teil:

Franz Liszt

“Années de Pèlerinage, Première Année: Suisse”
Chapelle de Guillaume Tell
Au lac de Wallenstadt
Pastorale
Au bord d’une source
Orage

Vallée d’Obermann
Eglogue

Während einer kurzen Unterhaltung mit Stefano Severini vor dem Konzert kündigte er uns einen Konzertprogrammwechsel an: Statt wie vorgesehen nur Liszt – Kompositionen, neu der erste Programmteil mit Werken von Johannes Brahms.

Stefano Severini, konzentriert am Instrument

 

 

 

Der anstrengende Aufstieg über das alte Treppenhaus im Haus zum Lindengarten wurde belohnt mit dem Eintritt in die Welt einer früheren Zeit, als Hauskonzerte die Regel waren und grosse Konzertsäle kaum zur Verfügung standen, ausser bestehende Theatersäle, die man aber vor allem für Orchesterkonzerte beanspruchte. So kamen wir in den Genuss in einem schönen Raum in kleinem, intimen Rahmen der Darbietung des oft preisgekrönten Klaviervirtuosen (u.a. 1. Preisträger des Liszt Society Piano Prize 2013) beizuwohnen.

 

Bechstein-Flügel

 

Severini zelebrierte die, von Johannes Brahms 1983 in Bad Ischl und Clara Schuman zu deren Geburtstag gewidmeten Klavierstücke mit viel Wärme, ja liebevoll zärtlich, die unerfüllte Liebe Brahms zu Clara Schumann erahnen lassend. Fast ehrfürchtig lauschten die Anwesenden dem Virtuosen Severini zu. (Dargeboten wurde das Konzert auf einem Bechstein –Flügel, einem der diversen Tasteninstrumente die im Haus zum Lindengarten zur Verfügung stehen und dort auch sorgfältig und mit viel Liebe gewartet und gepflegt werden).

 

 

Es folgte der zweite Programmteil mit Liszt- Kompositionen, eindrückliche Interpretationen aus der „Pèlerinage suisse“, vom preisgekrönten Pianisten mit viel Engagement und Verve energisch, aber nie bombastisch umgesetzt.

Impression zu Lac de Wallenstadt

 

Die Zuhörer würdigten dies auch entsprechend mit ihrem Applaus und bekamen dafür als Zugabe: Franz Liszt, Sonetto 104 del Petrarca (Petrarca–Sonett 104).

Ueberaus sympathisch, dass der junge Künstler anschliessend das eine oder andere Wort mit den Besuchern wechselte, auch Fragen mit viel Geduld und lateinischem Charme beantwortete.

 

Auch bemerkenswert, dass Severini nicht nur als Pianist bei dieser Konzertreihe auftritt. Er ist der Gründer, Initiant, Intendant, Manager, Marketingstratege, Programmgestalter usw., also Männchen für alles, des PIANO:ATTIVO MEETING http://piano-attivo.net/

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Homepage Attivo meeting, Facebookseite Stefano Severini und

http://www.lindengarten.ch/home

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Schweiz: Migros Kulturprozent Tanzfestival Steps: «L-E-V» mit «HOUSE» im Luzerner Theater

«L-E-V» mit «HOUSE»

 

Im ImRahmen des Tanzfestivals Steps zeigte die Choreographin Sharon Eyal mit der von ihr und Gai Behar im 2012 gegründeten Compagnie L¬E¬V im Luzerner Theater das Stück «House».

Impression der DarbietungEs mutet etwas seltsam an, wenn einerseits die Tänzer des Luzerner Theaters an einem Ballettabend selber im Saal sitzen, andererseits an der Eingangstüre zum Theatersaal Oropax angeboten wird. Aber es war eben alles etwas anders an diesem Abend. Die Bässe der Technomusik von Ori Lichtik seien ziemlich durchdringend, meinte die Dramaturgin und Compagnie Managerin des Luzerner Tanzensembles Lucie Machan in ihrer Einführung, und der Tanzstil, «Gaga» genannt, speziell. Eine Übung z.B. bestehe darin, dass die Tänzer sich vorstellen, ein Ball rolle dem Körper entlang, dem folgen sie in ihren Bewegungen.

Steps Solotänzerin

 

Das Stück beginnt mit schemenhaften, beigefarbenen Figuren im Lichtkegel einer Deckenlampe. Aus diesem neblig-gelblichen Licht schälen sich mit der Zeit alle 8 Tänzer, tanzen mal synchron, mal schiebt sich einer in den Vordergrund, mal bilden sich Paare. Oft fangen sie an mit ganz normalen, klassischen Bewegungen, um sich dann in unglaublichen Biegungen, Wellenbewegungen, Verrenkungen, Verschiebungen von Becken, Füssen, Beinen, Händen, Armen zu verlieren, teilweise roboterhaft eckig, dann wieder fliessend poetisch. Da bewegt sich alles mit- und doch losgelöst voneinander, Hände fliegen, Finger stehen zitternd im Raum, Becken scheinen sich loslösen zu wollen, Wangen beben, Wellen gehen durch den ganzen Körper. Es wird getanzt mit allem, was zur Verfügung steht, auch mit Gesicht, Augen, Zunge.


Es sind nicht wirklich Geschichten, die sich da abspielen, viel mehr Emotionen. Da wird gelitten, geliebt, begehrt, da wird geschrien, gekämpft, da ist Lust, Leidenschaft, Angst, Demut, Neugier. Als Zuschauer verliert man sich ab und zu fasziniert im Betrachten eines Tänzers, eines Paares, einer Emotion und verpasst, was drum herum geschieht.

Choreografin Sharon Eyal

 

Die Trikots der Tänzer, enganliegend wie eine zweite Haut, lassen jede Bewegung mit verfolgen und unterstreichen sie. Die Choreografin selber tritt in ihren Soloauftritten in glänzendem Schwarz auf, was je nach Beleuchtung den Fokus auf ihre Hände und ihr Gesicht legt und sie wie körperlos erscheinen lässt. Die Lichttechnik ist faszinierender Bestandteil des Stücks: manchmal lässt sie die Tänzer nur schemenhaft im Nebel erahnen, dann wieder werden nur einzelne Körperteile beleuchtet, Unterschenkel, Gesicht, Hände. Das kann bedrohlich wirken, beängstigend, befremdlich, ausserirdisch, aber immer faszinierend.

Choreograf Gai Behar

 

Als Zuschauer bleibt man hochkonzentriert, beinahe atemlos. Im letzten Stück zur etwas leichter zugänglichen Musik passiert dann eine Art Auflösung, man lehnt sich zurück, geniesst das Spiel mit dem Licht, die ungewohnten Bilder. Und hat man sich anfänglich bei den ersten Takten gefragt, ob man das 60 Minuten durchstehen wird, fragt man sich am Schluss, wenn der schwarze Vorhang ganz langsam die letzten zwei Tänzer in den Boden zu drücken scheint, wie es möglich ist, dass bereits eine Stunde vergangen sein soll.

Die Compagnie L¬E¬V wurde vom Publikum im fast ausverkauften Theater frenetisch gefeiert!

Text:  www.gabrielabucher.ch

Fotos  http://2012.steps.ch/Hintergrund/Steps

http://www.luzernertheater.ch/

http://www.migros-kulturprozent.ch/

 

Kurzfilm Interview mit den Choreografen der Produktion der Produktion:

http://art-tv.ch/10730-0-Tanzfestival-Steps-2014-Interview-LEV.html?reg=3144

 


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