Zum Hauptinhalt springen

Schweiz:Migros Kulturprozent Classics Konzert: Orchestre Révolutionnaire et Romantique, Kulturcasino Bern, 23. November 2013, besucht von Paul Ott

 

Konzertsaal des Kulturcasino Bern

Programm:

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
«Ah, lo previdi… Ah, t’invola», Rezitativ und Arie für Sopran und Orchester, KV 272
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36

Leitung: Sir John Eliot Gardiner, Solistin: Die Schweizer Sopranistin Chiara Skerath

Mozart im diamantroten Plisseekleid

Das Orchestre Révolutionnaire et Romantique spielt Beethoven und Mozart

 

Der Vorteil des unverbildeten Konzertbesuchers ist es, dass er das Ereignis geniessen kann und das Staunen noch nicht verloren hat. Ich besitze zwar die am vergangenen Sonntag in Bern präsentierten Beethoven-Sinfonien auf Tonträgern, wahrscheinlich auf Langspielplatten – ja, ich höre noch Vinyl! –, aber ich habe sie nicht im Kopf. Deshalb bin ich, um es kurz zu sagen, von der Aufführung begeistert. Aber auch die erfahrenen Klassikfans haben anerkennend genickt und ausgiebig Beifall gespendet.

 

Orchestre Revolutionnaire et Romantique unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner

 

Der Abend begann mit Ludwig van Beethovens 2. Sinfonie, zu Beginn etwas matt, erinnernd an die Konsistenz eines Streichkäses. Die Geiger/innen zwangen ihre Oberkörper wie mechanische Puppen zu abrupten Bewegungen, während sie steif auf ihren Stühlen sassen. Faszinierend.

Beethoven nahm langsam Fahrt auf, klang witziger, frischer und anregender, das  Orchestre Révolutionnaire et Romantique wuchs unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner zu einer kompakten Einheit zusammen.

 

Schweizer Sopranistin Chiara Skerath

 

Zwischen den Beethoven-Sinfonien gab es eine Einlage von drei Mozart-Gesangsstücken, gegeben von der jungen Schweizer Sopranistin Chiara Skerath. Aus ihrem diamantroten Plisseekleid explodierte die glockenhelle Stimme: „Wahnbetörter! Mit dem ruhmreichen Schwerte, das mich befreit, durchbohrtest du dein Herz! … Ein Tiger! Ein Tiger nährte dich!“ Ich hab’s zwar eher mit Hauskatzen, aber wenn der Tiger so präsentiert wird, interessieren mich auch wilde Tiere.

 

Wenig Worte gibt es zu Beethovens 8. Sinfonie zu verlieren. Mal hört man ein romantisches Ständchen, zu dem man sich die Geliebte imaginiert, dann reitet eine Jagdgesellschaft durch den Wald, dann belauscht man ein witziges Zwiegespräch und verfolgt ein lockeres Tänzchen. In der Dichte und Vielseitigkeit schlicht grossartig. Für den enthusiastischen Beifall gibt es noch ein melodiöse, tanzartige Zugabe, von der die befragten Experten nicht wussten, was es war, also muss ich es auch nicht wissen. Das Fazit des ganzen Abends: Migros-Kulturprozent-Classics: Wir kommen wieder!

 

Text: Paul Ott www.literatur.li

Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/de/Home

www.gabrielabucher.ch   www.leonardwuest.ch  www.irenehubschmid.ch

  • Aufrufe: 850

Schweiz:All Blues: Neumünster-Konzert Zürich, 25.11.2013, „Réunion Flamenca“, besucht von Irène Hubschmid

Zürich Kirche Neumünster

 

Kirche Neumünster, das tönt irgendwie göttlich, die Musikgötter der Organisatoren (www.allblues.ch) brachten Weltklasse, als sie  im Gottestempel „Réunion Flamenca“ auftreten liessen.

Die drei Musiker und die Tänzerin sorgten für Begeisterungsstürme, das Publikum dankte mit verdienter Standing Ovation.

Der 1961 in Andalusien geborene Gitarrist Gerardo Nùñez, spielt nicht nur der übliche Flamencostil sondern wagt sich auch die Grenzen zu überschreiten, in seiner Art temperamentvolle, rhythmische Virtuosität. Ab und zu leise Töne, dann wieder geradezu orgiastische Höhepunkte. Anfangs begleitete ihn nur ein Musiker, Cepillo auf dem selten zu sehenden Cajón. Mit blossen Händen spielte er Rhythmus, wie ein Bongospieler.

Die anderen beiden  Musiker heissen, David Carpio, vocals und Toño, bass. Die grosse Erscheinung war natürlich die Tänzerin, Carmen Cortés. Wie ein Feuerwerk tanzte sie mit orangefarbenem Kleid über die Bühne. Der Feuervogel ruft zur Hölle hätte man meinen können. Begleitet von spontanen Zwischenrufen aus dem Publikum: olé! Ihren Flamenco untermalten die Musiker auf ihren Instrumenten und mit Klatschen. Ausser Atem ging die Cortés sich umziehen oder setzte sich auf ihren Stuhl, wo sie  mit Klatschen zur Musik beisteuerte.

Kleine Fotodiashow von Carmen Cortes und ihren Musikern:

http://fotogalerien.wordpress.com/2013/11/28/allbluesneumunster25-11-2013carmen-cortez-gerardo-nunez/

Das zweite Kleid und ihr Tanzstil erinnerten an einen erotischen Schmetterling, leicht und biegsam. Die Schatten, die die Tänzerin mit ihren eleganten Bewegungen an die die hohen Wände der klassizistischen Kirche projizierte, ähnelten an die Bewegungen einer indischen Tempel-Tänzerin. Während sie sich ein drittesmal umzog, sang David Carpio eine spanische Klageelegie mit weit tragender Stimme, ohne Mikrophon. Señor Toño gab ein Bass-Solo zum Besten.

Gerardo Nunez, Carmen Cortes

 

Mit schwarz-rotem Kleid, Stil Satansweib, tanzte Señora Cortés den zornigen Flamenco. Als leider schon Schluss war, setzten sich die Ensemblemitglieder an die Bühnenrampe und feuerten das enthusiastische Publikum mit seiner Musik noch einmal an.

Das war das einzige Konzert in der Deutschschweiz, ein wenig spanische Allüre und Temperament tat der Seele wohl in der kalten Novembernacht.

 

Kleine Flamencokostprobe von Carmen Cortes:

http://www.youtube.com/embed/hGIbB149cJ8

Text: www.irenehubschmid.ch

Fotos: www.allblues.ch

  • Aufrufe: 676

Schweiz:Lucerne Festival am Piano, Rezital 5, 23. November 2013 | KKL Luzern, Konzertsaal, Lise de la Salle Klavier, besucht von Léonard Wüst

Programm: 1. Teil

Johann Sebastian Bach (1685-1750), Toccata D-Dur BWV 912,   Choralvorspiel Nun komm der Heiden Heiland BVW 659. Bearbeitung für Klavier von Ferruccio Busoni,   Präludium und Fuge a-Moll BWV 543. Bearbeitung für Klavier von Franz Liszt,   Choralvorspiel Ich ruf’ zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639. Bearbeitung für Klavier von Ferruccio Busoni,   Chaconne aus der Partita d-Moll für Violine solo BWV 1004. Bearbeitung für Klavier von Ferruccio Busoni

Programm: 2. Teil
Johannes Brahms (1833-1897)

Variationen d-Moll op. 18b (Klavierfassung des Variationssatzes aus dem Streichsextett op. 18)
Frédéric Chopin (1810-1849)

Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23

Ballade Nr. 4 f-Moll op. 52

Informationen des Lucerne Festivals:

Lise de la Salle privat

 

Mit ihren gerade einmal 25 Jahren wäre Lise de la Salle eigentlich im besten Alter für ein Debutkonzert, aber die junge Französin gibt bereits ihr drittes Rezital bei LUCERNE FESTIVAL! Keine Frage: Bei dieser Pianistin handelt es sich tatsächlich um ein Phänomen, denn sie hat die hohen Erwartungen, die ihre frühen Auftritte weckten, mühelos zu übertreffen gewusst. Und dieses Kunststück gelang ihr durch künstlerische Ernsthaftigkeit: Nie zelebriert Lise de la Salle ihre Virtuosität als Selbstzweck, sie stellt ihre enormen pianistischen Möglichkeiten vielmehr ganz in den Dienst der Musik und einer stringenten Programmdramaturgie, bei der sich dann zum Beispiel der Variationskünstler Brahms organisch an den polyphonen Grossmeister Bach anschliesst. Lise de la Salle legt Wert darauf, dass die Werke, die sie spielt, natürlich klingen, wie ihre eigene Muttersprache: «Während des Übens versuche ich, sie mir anzuverwandeln und restlos zu eigen zu machen, und dann beginne ich, mit ihnen zu leben.»

Konzertsaal des KKL in Luzern

 

Rezension:

Vorsichtig zurückhaltend, ja fast etwas scheu betrat die junge Französin die Bühne, begleitet von einem warmen Willkommensapplaus der Anwesenden. Bachwerke stehen an Klavierrezitals ja eher selten auf dem Programm, umso erfreulicher dann die hohe Qualität der Interpretation. Mal einfühlsam geschmeidig, dann gebieterisch und herrisch, immer dem entsprechenden Werk gerecht werdend. In sich versunken bot Lise de la Salle 40 Minuten Bach`schen Hörgenuss, vom bewegten Publikum auch entsprechend gewürdigt.

Lise de la Salle auf der Konzertbühne

 

Äusserst geschickt auch die Werkauswahl für den Konzertteil nach der Pause: den etwas zurückhaltenderen Brahms (Variationen D – Moll, seiner angebeteten Clara Schumann zu deren 40sten Geburtstag gewidmet) intonierte Lise de la Salle äusserst zärtlich, ja fast intim, als ob sie Johannes Brahms Gefühlswelt nachvollziehe, was sie wahrscheinlich auch tat. Diese Interpretation war die perfekte und doch eigenständige Verbindung vom Puristen Johannes Sebastian Bach zu den nun folgenden Balladen des Bonvivant Frédéric Chopin. (Auch hier überzeugte die clevere Werkauswahl, nicht die feurigen Polonaisen oder Etuden, sondern die doch etwas ruhigeren Balladen standen auf dem Programm). Das heisst ja keineswegs, dass Chopin`s Balladen weniger virtuos und perlend sind als seine anderen Kompositionen, aber man erlebt durch die Wiedergabe von Lise de Salle, den etwas ruhigeren, poetischen, nicht so rast- und ruhelosen Komponisten. Wie auch immer:  Madame de Salle: Hut ab für Bach und Brahms, Chapeau für Chopin. Das begeisterte Auditorium entliess die Interpretin natürlich nicht ohne Zugabe, die dann auch in Form einer Prélude ihres Landsmannes Claude Débussy, zu dessen Ehren und zu unserem Genuss gewährt wurde.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: Wikipedia und www.lucernefestival.ch

 

  • Aufrufe: 577

Schweiz:Luzerner Theater 99 Elefanten:Ein magisch-musikalisches Kinderstück mit Alex Porter Von Alex Porter, Patrizia Wenk und Benno Muheim In schweizerdeutscher Sprache

                                      Der Zirkusdirektor August hat einen Traum


 

Premiere- Uraufführung des magisch-musikalischen Kinderstücks von Alex Porter, Patrizia Wenk,  und Benno Muheim, in schweizerdeutscher Sprache, empfohlen ab 6 Jahren, besucht von Irène Hubschmid und ihrer 6 jährigen Grossnichte Maya Schiesser am 20. November 2013.

Alex Porter nimmt sich Zeit fürs Erzählen, fürs Zaubern. Er führt sein Publikum in magische Welten, verblüfft mit überraschenden Tricks und bezaubert mit fantastischen Geschichten. Im Programm steht in einem Gespräch zwischen Luca 7 Jahre alt mit Alex Porter auf die Frage von Luca: Wie lange dauert es, bis ich zaubern kann? Antwort: So zwischen fünf Minuten und dreissig Jahren, je nachdem, was du vorführen willst. Ach ja, und noch ganz etwas Wichtiges: Vergiss den Spass beim Üben nicht!!

Rezension:

Gleich zu Beginn leitete der Magier das lärmende, wilde jugendliche Publikum im Zuschauerraum in vollkommene Stille und zwar nicht mit einem warnenden: Pssst, sondern mit Seifenblasen. Ganz geruhsam verwandelte  er die eine verbleibende in eine Kristallkugel um.  Schon war das erste, staunende: Ohh! hörbar. Bis zum zersägten Mann hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so gespannt waren die Zuschauer, auch die Erwachsenen. Als dann die Szene kam mit der Zweiteilung riefen etliche Kinder erstaunt: Wiä macht dä das!?! Überhaupt  die spontanen, begeisterten Zwischenrufe und das Kinderlachen während des unterhaltsamen Stückes  klangen herzergreifend, stimulierend. Die Aufmerksamkeit der Kinder während der ganzen, entzückenden Aufführung liess keine Sekunde nach. Das beweist wieder einmal, dass live viel beeindruckender ist als digital.  Auch die Musik war passend, ein wenig erinnerte sie an Nino Rotta aus Fellini-Filmen. Die Spielfreude der variablen Schauspieler übertrug sich wunderbar auf das Publikum. Viele strahlende Kindergesichter waren zu sehen. Die waghalsigen Akrobatik- Kunststücke vorgeführt von den Kindern auf der Bühne, animierten meine  Grossnichte im Zug zurück nach Zürich im Spiel-Wagon es ihnen gleichzutun. Sie erzählte den kleinen Mitreisenden allen von den 99 Elefanten in Luzern.  Der Theaterbesuch ist wahrlich eine Reise wert!  Empfehlung: Ein Theaterbesuch ist eine bleibende Erinnerung  für jung oder alt. Und was gibt es wertvolleres, als eine schöne Erinnerung?

Farbenfrohe Fotodiashow von Ingo Höhn über diesen Link:

http://fotogalerien.wordpress.com/2013/11/21/luzerner-theater-alex-porter99-elefanten-20-november-2013-irene-hubschmid-foto-dia-show/

Darstellerinnen und Darsteller: Alex Porter, Suramira Vos, Simon Labhart, Lea Witting, Jörg Dathe, Kinder: Emma Ambauen, Riddhi Baumann, Anouk Davi, Jannis Davi, Mauren Davi, Jana Dittrich, Simona Dittrich, Jonas Escher, Ruben Gander, Somé Gander, Lia Porter, Oona Porter, Zacharias Zumthurn

Musikerinnen: Andrea Martina Brunner, Stefanie Hess

Inszenierung: Benno Muheim

Text: www.irenehubschmid.ch   Fotos: Ingo Höhn www.luzernertheater.ch

www.gabrielabucher.ch  www.leonardwuest.ch

  • Aufrufe: 1296