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Lifestyle

Herbert Huber empfindet Meringues wie süsse Küsse

Meringue mit Crème gruyère und Beeren
Meringue mit Crème gruyère und Beeren

Mit Freude erinnere ich mich an die 1970er-Jahre, als meine Gertrude und ich im legendären „Weissen Rössli“ in Zäziwil einkehrten. Der stattliche Landgasthof im Nachbardorf von Konolfingen war über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Weil hier während des Zweiten Weltkrieges die Armeespitze mit General Guisan tagte. Und als wieder Frieden herrschte – diverse Bundesräte in der Generalstube ein Stelldichein gaben. Und weil Liebhaber von deftiger Bernerplatte und deftigem Sonntagsbraten am liebsten ins «Rössli» pilgerten, wohl auch wegen der gastfreundlichen Wirtin. Nach jedem Gang erkundigte sie sich in breitem Berner Dialekt: «Esch es ou rächt gsii, heit Ehr ou gnueg gha?» Insider verzichteten wohlweislich auf ein Supplement. Denn zum Finale des Schlemmermahls gehörte eine Merängge. Im XXL-Format. Dekoriert mit viel, sehr sehr viel Nidle.

Wo gibt es die besten Meränggen?

Kemmeriboden Bad Meringue
Kemmeriboden Bad Meringue

Das «Rössli» trabt seit Jahren nicht mehr. Doch sein ehemaliger «Hoflieferant», die Bäckerei Stein der Familie Riedwyl in Schangnau im hintersten Emmental mit ihren Meringues gibt’s Gott sei Dank noch. Auch die Wirtschaft Kemmeriboden-Bad. Garniert werden die Merängge dort mit Nidle der Bärgchäsi Marbach. Luftig wie ein süsser Kuss.  Was ist denn das Besondere an diesen Meringues? Sie sind im Gegensatz zu den Herkömmlichen nicht schneeweiss sondern leicht bräunlich. Auf der Zunge dann zartschmelzend mit einem leicht karamelisierten Goût. Kein Wunder, nennt man dieses Gebäck aus Eischnee und Zucker in Frankreich baiser (Kuss) und in Deutschland und Österreich Baiser. Vergleichbar mit den Schangnauer  – Meringues sind sie aber nur sehr bedingt.

 

 

Wer hat die Meringues erfunden?

Meringues gibt es auch bunt
Meringues gibt es auch bunt

Wer sie erfunden hat, ist ungewiss. Ob Meringues eine Schweizer Erfindung sind, ist fraglich. Bei uns verbreitet, aber nicht bewiesen ist diese Theorie: Ein italienischer Zuckerbäcker namens Gasparini soll die Meringue um 1600 in Meiringen erfunden haben. In Anlehnung an den Ursprungsort der Kreation aus Zucker und Eischnee habe Gasparini diese «französisierend » Meringue genannt.

Meringue Eiernester
Meringue Eiernester

Gasparini taucht aber auch in einer Geschichte von 1720 auf. Dort ist er nun ein «Schweizer Patissier», der in einem ostdeutschen Ort namens Mehrinyghen die Meringue kreiert haben soll. Mir ist es ehrlich gesagt egal, wo und wann genau die Meringue erfunden wurde. Hauptsache, sie schmeckt gut.

 

 

 

 

 

Kann man Meringues auch selber zubereiten?

Meringues gibts auch lustig
Meringues gibts auch lustig

Sicher, mit Googeln finden sich viele Rezepte. An Kemmeriboden-Qualität kommt man kaum heran, aber mit etwas Übung gelingen eigene Meringues, die im Ofen übrigens mehr getrocknet als gebacken werden. Unerlässlich für die Krönung ist handgeschlagener Rahm, keinesfalls solcher aus der Dose.

 

 

 

 

 

 

Meringues sind luftig leicht
Meringues sind luftig leicht

Meine Gertrude behauptet zu Recht, dass erst die frische Luft den Rahm so luftig macht. Mit einer Kugel sämiger Vanilleglace wird alles noch besser. Und wer abwechseln will, kann auch mal mit Schoggirahm oder pinkfarbenem Himbeerrahm auftrumpfen.

 

 

 

 

Kleine Fotodiashow zur Kolumne:

fotodiashows.wordpress.com/2021/08/19/herbert-huber-empfindet-meringues-wie-susse-kusse/

Text www.herberthuber.ch

Fotos: www.pixelio.de

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Russian National Youth Symphony Orchestra | Valentin Uryupin | Sergej Dogadin, KKL Luzern, 10. August 2021 besucht von Léonard Wüst

Russian National Youth Symphony Orchestra Foto Evgeny Razumny
Russian National Youth Symphony Orchestra Foto Evgeny Razumny

Besetzung und Programm:

Russian National Youth Symphony Orchestra
Valentin Uryupin  Dirigent
Sergej Dogadin  Violine
 
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893)
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35
Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 Pathétique

 

Bei der Rückkehr in eine “Teilnormalität» gehen die Konzertveranstalter verschiedene Wege. Während z.B. das Lucerne Festival und das Zürcher Kammerorchester kein COVID Zertifikat verlangen, dafür die Platzzahl auf 50 Prozent beschränken müssen und eine es besteht Maskenpflicht. Dafür können z.B. die Festival Strings Lucerne, bei denen ein COVID Zertifikat erforderlich ist, die Plätze bis zu 80 Prozent auslasten und die Besucher ohne Maskenpflicht empfangen. Alle Konzerte des diesjährigen Festivals werden aufgrund Corona ohne Pause durchgeführt.

Begrüssung durch den Intendanten

Intendant Michael Häfliger zeigte sich in seinem kurzen Begrüssungsspeech, dass man das Sommerfestival, wenn auch unter bestimmten Voraussetzungen, doch wie geplant durchführen könne, was natürlich besonders auch für die Künstler gelte, die endlich wieder ihren Beruf, der ja in den meisten Fällen auch Berufung ist, wieder ausüben können, nach der langen, anderthalbjährigen Zwangspause

Das Orchester wurde auf Vladimir Putins Wunsch gegründet

Für einmal eröffnete das, von Putin im Mai 2018 initiierte, Russian National Youth Symphony Orchestra das Festival, anstatt wie üblich das Lucerne Festival Orchestra. Es vereinigt die Elite junger Absolventen aus den Konservatorien ganz Russlands und alle Mitglieder sind negativ auf Corona getestet.

Das ganz schwarz gewandete Ensemble das die Konzertbühne enterte, die Musikerinnen mit etwas Glitter dazu, besteht momentan aus 108 Mitgliedern aus 42 Regionen des Riesenreiches. Zu ihnen gesellte sich der schlaksige, hochgewachsene Dirigent Valentin Uryupin, der als Klarinettist über 20 Wettbewerbe gewonnen hatte und weltweit konzertierte, bevor er sich ganz aufs dirigieren konzentrierte.

Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 in der ersten Konzerthälfte

Sergej Dogadin Foto  Anastasia Steiner
Solist Violine Sergej Dogadin Foto Anastasia Steiner

In Clarens am Genfersee entstand Tschaikowskys einziges Violinkonzert: ein
lebensfrohes Werk, das er im Frühjahr 1878  in gut drei Wochen niederschrieb. Als die Instrumente feingestimmt waren betrat auch der 1988 geborene Geigensolist Sergej Dogadin die Szene, der u.a. 2019 als Sieger aus dem renommierten Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb hervor ging. Bei diesem Werk ist, im Gegensatz zu vielen anderen Violinkonzerten, wo die Solisten nur ab und zu ins Geschehen eingreifen, der Solist fast dauernd am Spielen, was natürlich extrem fordernd und anstrengend ist.

Der berühmte Geiger Leopold Auer, dem Tschaikowski das Werk widmen wollte, lehnte es gar als unspielbar ab. Erst im Dezember 1881 fand in Wien die Uraufführung statt – mit dem jungen Geiger Adolf Dawidowitsch Brodsky, der in Wien studiert hatte und die Wiener Philharmoniker und den Dirigenten Hans Richter für das Werk gewinnen konnte. Die Kritiken fielen allerdings nicht rosig aus, so ließ sich etwa der gefürchtete Eduard Hanslick zu folgender Beurteilung hinreißen: «Tschaikowskis Violinkonzert bringt uns zum ersten Mal auf die schauerliche Idee, ob es nicht Musikstücke geben könnte, die man stinken hört.»

Doch der vermeintliche «Gestank» verbreitete sich bald als beliebter konzertanter Wohlklang in der ganzen Musikwelt. Hanslicks Kritik erscheint auch insofern unverständlich, setzte doch Tschaikowski gerade im Violinkonzert äußerst subtil die thematischen Einfälle um. Die slawisch-romantische Ausdruckssprache ist von Innigkeit und Tiefe erfüllt, gerät nie an die Oberfläche und verbreitet nicht den Geruch des ungustiös Plakativen. In der Form und Gestaltung behält Tschaikowski klassisches Ebenmaß. So wie bei den Tonarten-Genossen, den Violinkonzerten von Beethoven und Brahms, verschmelzen in Tschaikowskis D-Dur-Konzert lyrisch-gesangliche Eigenschaften, wie sie zum Charakter des Soloinstrumentes gehören, mit symphonischen Konturen.

Aus verhaltener Bewegung zu epischer Grösse

Der Kopfsatz (Allegro moderato) entwickelt sich aus verhaltener Bewegung allmählich zu epischer Größe, bis am Ende der Exposition erstmals das edle Hauptthema im ganzen Orchester auftrumpft. Tschaikowski verdichtet dann Schicht für Schicht das Geschehen. So verteilt er etwa das Hauptthema auf virtuoses Figurenwerk der Solovioline, die die zunächst kantabel geschwungene Thematik zunehmend dramatisch verdichtet, darin unterstützt vom Orchester. Auch in der Kadenz, die im Rahmen des thematischen Prozesses bereits am Ende der Durchführung platziert ist, setzt die Violine die motivische Entwicklung fort und gefällt sich nicht bloß in virtuoser Selbstdarstellung. In der Reprise verstärkt Tschaikowski durch wonnevolle Ausbreitungen die Bedeutung des Seitenthemas. In der Coda zieht er das Tempo an und erzeugt die Wirkung einer Stretta. In der Canzonetta (Andante) folgt einem Holzbläservorspiel eine innige Hauptmelodie in der Violine, mit der Tschaikowski noch einmal in die Welt des melancholischen Lenski in der Oper «Eugen Onegin» eintauchte. Das zweite Thema bringt freudige Bewegung ins Spiel, bis die Kantilene, nun von typischen Tschaikowskischen Tontupfern in den Holzbläsern begleitet, wiederkehrt.

Akkord wie ein Peitschenschlag

Wie ein Peitschenschlag saust ein Akkord dazwischen, mit dem das Orchester das Finale (Allegro vivacissimo) eröffnet und ein Thema in Gang setzt, das – in der Canzonetta schon in einer Vorgestalt leise angekündigt – nun zur Triebfeder eines mitreißenden Rondos wird. Die Gestalt des Hauptmotivs hat durch und durch russische Wurzeln, die zu einem anderen Werk ausschlagen: Das Motiv ähnelt stark dem zweiten Thema aus Michail Glinkas Fantasie «Kamarinskaja», das wiederum auf ein russisches Volkslied zurückgeht. Das Seitenthema des Tschaikowski-Finales lässt sich hingegen in seinen Ursprüngen der russischen Zigeunermusik zurechnen (wir kennen eine solche volksmusikalische Note von Brahms, der gerne magyarische Anklänge ins Spiel brachte). Auch in dieses furiose Finale schiebt Tschaikowski noch lyrische Perioden mit einem sehnsuchtsvoll von der Oboe angestimmten und von Klarinette, Fagott und Solovioline aufgegriffenen dritten Themengebilde ein und schafft damit einen zyklischen Stimmungsbogen, der mit einem brillanten Ausklang geschlossen wird.

Der Solist meistert alle technischen Klippen bravourös

Alle technischen Klippen, die im Werk vom Komponisten *eingebaut» wurden, meisterte Sergej Dogadin ohne die geringste Unsicherheit in höchster technischer Perfektion und kraftvoll- emotionaler Ausdrucksweise, mit vollem Körpereinsatz und kongenialer Unterstützung durch seine jungen Mitmusiker. Den langanhaltenden kräftigen Applaus belohnte der Solist schliesslich mit einer kurzen Improvisation als Zugabe

Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 Pathétique in der 2. Konzerthälfte

Dirigent Valentin Uryupin Foto Daniil Rabovsky
Dirigent Valentin Uryupin Foto Daniil Rabovsky

Ist die sechste Sinfonie tatsächlich so etwas wie ein selbst verfasstes Requiem? Auftrieb erhält diese Theorie durch die „düstere“ Tonart h-Moll, die für große Leidenschaft und Tragik steht, und durch den ungewöhnlichen formalen Aufbau: Das Motiv einer fallenden Sekunde, das man als Klageruf deuten kann, durchzieht das ganze Werk. Nach der langsamen, dunklen Einleitung (ohne Geigen, ohne hohe Bläser) folgt ein Sonatensatz. Der Seitensatz ist dabei durch sein Andante-Tempo deutlich vom ersten Teil abgegrenzt. Nachdem es im völligen Pianissimo ausklingt, beginnt die Durchführung mit einem stürmischen Fugato. Nach einer Beruhigung und einem etwas versteckten Zitat aus der russisch-orthodoxen Totenliturgie vermischt sich im weiteren Verlauf die motivische Arbeit des Hauptsatzes mit der Reprise. Die Koda schließlich steht in ruhigem H-Dur.

Ungewöhnlicher 5/4 Takt

Der zweite Satz, eine Art Menuett oder Walzer, hätte kaum Ungewöhnliches an sich, stünde er nicht komplett im 5/4-Takt. Zwar ist dieser „krumme“ Takt in der russischen Volksmusik durchaus üblich und so bereits in zwei Opern Michail Glinkas, des „Vaters“ der russischen Oper, zu finden. In die große Sinfonik hatte er sich bisher jedoch nicht „verirrt“. Der dritte Satz beginnt als leise dahinhuschendes Scherzo. Allmählich setzt sich ein zunächst nur versteckt im Hintergrund erklingendes Marschthema durch, das immer mehr die Oberhand gewinnt und schließlich so lange durchgeführt wird, dass sich eine Finalwirkung einstellt. Der dritte Satz Scherzo beginnt ohne Thema – aufgeregte Vorbereitungen für ein großes Ereignis. Als dieses in Gestalt eines strahlend-fatalen Marsches eintritt, schlägt die Stunde des Schlagzeugs! Und hier führt der Dirigent sein Orchester nahe an die Grenze der noch ertragbaren Lautstärke ins vermeintliche Finale  „Wie so oft klatsche das Publikum spontan nach diesem Satz“,

Beim Finale führt Tschaikowsky uns an der Nase herum

Die Sinfonie ist hier jedoch noch nicht zu Ende, sondern es folgt als wirkliches Finale ein leidenschaftliches Adagio lamentoso. Beim Hauptthema verwendet Tschaikowsky einen besonderen Instrumentierungstrick. Die Töne der absteigenden Melodie sind abwechselnd auf die beiden Geigengruppen verteilt, sodass sich der gewünschte Klangeindruck nur aus dem Zusammenspiel der beiden ergibt. Der Schluss der im Pianissimo ausklingenden Sinfonie bleibt Celli und Kontrabässen vorbehalten.

Nach einem längeren Moment der absoluten Stille realisierte das Auditorium, dass dies das Finale war und es folgte ein donnernder Schlussapplaus.

Nachtrag: Rucksacktouristen der anderen Art

Bei der Anreise betraten wir zu zweit das 20 Plätze umfassende Zugabteil und erschraken, dass 15 Plätze schon belegt waren und zwar folgendermassen: 3 Damen, 5 Herren und 7 Rucksäcke. Da niemand die Idee hatte, von sich aus ihrem Rucksack im Gepäckfach oder sonst wo zu deponieren, musterte ich alle, überlegend, wer am wenigsten erbost reagieren würde, wenn ich um ebendieses bat. So nahm ich all meinen Mut zusammen, näherte mich einem jüngeren Herrn mit meiner Bitte, wohl wissend, dass, falls er dieser nachkam, ich mir seines abstrafenden Blickes bis zu unserem Ausstieg in Luzern sicher sein konnte. Dass aber je länger je mehr, diese Rucksäcke auch in die Konzert- oder Theatersäle mitgenommen werden, ist für mich unbegreiflich, kann man diese doch, notabene, fast überall kostenlos, an den Garderoben deponieren. Zudem ist sehr lästig für andere Konzertbesucher, wenn man äusserst aufpassen muss, dass man nicht über diese stolpert, wenn man seinen Platz aufsucht, da diese Utensilien ja am Boden, immerhin nicht auf einem Stuhl, herumliegen. Natürlich auch hier abstrafende Blicke, wenn man höflich bittet, die Dinger doch aus dem Weg zu räumen. Wahrscheinlich dauerts nicht mehr lange, bis die ersten auch noch das Picknick auspacken, die Petflasche in der Hand ist ja bereits Usus. Man kann nur hoffen, dass diese Unsitte bald aus den Konzertsälen verbannt wird.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch  Peter Fischli und Priska Ketterer

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Auch ein Hofnarr hat nicht alle Narrenfreiheiten

Das grandiose Rigoletto Bühnenbild Foto Max Thürig
Das grandiose Rigoletto Bühnenbild Foto Max Thürig

Ein Opern-Highlight steht an: Giuseppe Vedis «Rigoletto» – ein Spektakel der besonderen Art! Aufgeführt auf der Seebühne Bregenz. Also machen wir uns auf und fahren frühzeitig Richtung Vorarlberg los.

Bei guter Unterhaltung und «rigolett’schen», spassigen Einlagen geniessen wir die Fahrt, sind uns des Weges völlig sicher, bis auch uns – eine Vorahnung auf den Verlauf von Verdi’s Oper? – die Gewissheit widerfährt, dass wir auf dem falschen Weg sind und dafür eine kleine Sightseeingtour schmunzelnd und lächelnd mit dem Navi zielsicher abschliessen…

Regenwasser und Lichtspiele

Regenschutz war angesagt für das Spiel auf dem See Foto Max Thürig
Regenschutz war angesagt für das Spiel auf dem See Foto Max Thürig

Das Wetter spielt schlecht mit und so besteigen wir die Tribüne statt in noblen Roben eben im Regenschutz und wasserfestem Zubehör, nehmen unsere Plätze ein und sind vom Anblick des Bühnenbildes überwältigt! Da ragt er aus dem Wasser; der 35 Tonnen schwere Kopf mit der «Bregenzerhand» zu seiner Linken und der «Lindauerhand» zu seiner Rechten! Beeindruckend! Spassig wird versucht, das Regenwasser – durchmischt mit Lichtflecken – von der Spielfläche zu wischen. Eine gelungene Aktion!

 

 

 

Feststimmung jäh unterbrochen

Das Auditorium harrt gebannt der Dinge die da kommen Sollen Foto Max Thürig
Das Auditorium harrt gebannt der Dinge die da kommen Sollen Foto Max Thürig

Pünktlich ertönt das «Orchestra in Residence» – die Wiener Symphoniker – welches mit dem Prager Pilharmonischen Chor die Musik Verdis zum Besten gibt und mit den Sängerinnen und Sängern das dramatische Geschehen auf der Bühne exzellent umsetzt! Konzentriert und in den Bann gezogen verfolgen die Zuschauer und Zuschauerinnen auf den Rängen die Inszenierung! Der Auftritt Rigolettos gleich am Anfang bei der Feststimmung mit dem Hofstab und das Erscheinen des Grafen Monterone führen uns mitten ins Geschehen: Er verflucht Rigoletto und den Herzog von Mantua für ihr unmoralisches Tun!

 

 

Einsicht? Fehlanzeige

Der Zremonienmeister bittet zum Spiel Foto Max Thürig
Der Zremonienmeister bittet zum Spiel Foto Max Thürig

Die Drohung wird gehört und es stellt sich für mich die Frage, ob diese auf das weitere Handeln der beiden Protagonisten einen Einfluss hat. Mitnichten! Sie spinnen ihre Fäden weiter und sind sich ihrer Sache immer sehr sicher. Einzig Rigoletto scheint sich um seine Tochter Sorgen zu machen. Menschliche – wenn auch egoistische – Züge tauchen auf! Seiner allerliebsten Tochter darf nichts geschehen, sie muss vor dem Herzog versteckt werden. Kann man/darf man das? Und: Weshalb erzählt Gildas Vater ihr seine eigene Geschichte nicht? Hat er Angst die Kontrolle zu verlieren? Muss er vermehrt auf die Aktivitäten seiner Tochter ein Auge werfen? Für mich ist es eine wunderschöne Metapher, als sich die Augen aus dem Gesicht des prominenten Kolosses selbständig machen… Bedeutet das jetzt aber das genauere Hinsehen oder der Verlust der Sehkraft? Fragen über Fragen!
Ich merke, dass Kontrolle und Intrigieren für die Hauptfigur von zentraler Bedeutung sind, Rigoletto sich aber dann wieder wie ein Esel vor den Karren spannen lässt, als es um die vermeintliche Entführung seiner «Geliebten» geht…

Dramatisches Finale

Rigolettoinsuzenierung Foto Max Thürg
Rigolettoinszenierung Foto Max Thürg

Die Geschichte fesselt mich immer mehr! Inspiriert mich allenfalls der Fesselballon dazu, der während des ganzen Stückes unbewegt bleibt, eben «gefesselt» ist?
Die ganze Palette der menschlichen Unmoral wird uns vor Augen geführt, als Sparafucile – als Auftragsmörder angeheuert – nicht den Herzog tötet, sondern aus Versehen Rigolettos Tochter! Ein an Dramatik nicht zu überbietendes Finale! Der Fluch ist eingetreten und hat den Schuldigen bestraft. Aber was ist mit dem Herzog von Mantua? Wurde er nicht auch mit demselben Fluch belegt? Gerechtigkeit? Gibt es so was im Leben? Im wirklichen Leben…

Der tobende Schlussapplaus holt mich wieder aus meinen Gedankenspielen zurück und sagt mir, dass ich nicht weiter nach Erklärungen suchen muss, sondern mich an den fantastischen schauspielerischen, musikalischen, gestalterischen und thematischen Perlen erfreuen kann und diesen eindrucksvollen Abend auf der Heimfahrt ausklingen lassen kann!

 

Text: Max Thürig Korrespondent für Süddeutschland und die Deutschschweiz www.wildwaldwalk.ch

Fotos: Max Thürig und  bregenzerfestspiele.com/de

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Eine kulinarische Reise in die fernöstliche Küche unternimmt Herbert Huber

Farbenfrohe asiatische Küche
Farbenfrohe asiatische Küche

Eine «asiatische Küche» existiert genauso wenig, wie eine «europäische Küche». Auch die asiatische Küche kennt ihre landestypischen Besonderheiten und Zutaten. Und sicher ist: Es gibt weit mehr, als die hierzulande bekannte chinesische, thailändische, koreanische, indische oder japanische Küche.

Asiatisch ist nicht gleich asiatisch
Asiatisch ist nicht gleich asiatisch

Ich bin Koch, aber ich masse mir nicht an, Fachmann in asiatischer Küche zu sein. Hätte ich nicht einen Freund, der fünf Jahre in China gelebt hat, sich an der chinesischen Mauer mit einer Chinesin verlobte, sie heiratete und mit Ihr das bekannte Restaurant Jialu im Luzerner National führt, gewagt. Von Lukas Achermann und seiner Frau Jeny wurde ich in ein paar Geheimnisse der chinesischen Kochkunst eingeführt. Eine Aussage blieb mir besonders: «Sweet & sour»-Gerichte seien für Touristen kreiert worden und hätten mit der ursprünglichen chinesischen Küche nichts am Hut.

Was man wissen sollte: Vorab dies: Es ist im Prinzip nicht schwer am häuslichen Herd asiatisch zu kochen. Über etwas Grundwissen sollte man aber trotzdem verfügen. Damit alles möglichst original ist, benötigt man das richtige Geschirr und spezielle Zutaten. Beides besorgen kann man bei den Grossverteilern, im Feinkostladen oder im Asia Food Shop wahlweise auch im Shanghai Shop am Hirschengraben 43 in Luzern.

Was unsere Pfanne, ist in Asien der Wok

Indisches Butter Chicken aus dem Ofen
Indisches Butter Chicken aus dem Ofen

Asiatische Gerichte werden im Wok zubereitet. Hat man den nicht, kann man auch mit einer teflonbeschichteten Pfanne mit hohem Rand pröbeln. Welcher Wok zu welchem Herd? Fragen Sie im Fachgeschäft.

 

 

 

Rezepte findet man in gängigen Kochbüchern  der asiatischen Küche

Thailändisches Essen Leute kochen leckere frische asiatische Gerichte
Thailändisches Essen Leute kochen leckere frische asiatische Gerichte

Für die Zubereitung von Suppen, Frühlingsrollen, Teigtaschen und Süssspeisen empfiehlt Achermann einfach ein gängiges Kochbuch, zum Beispiel „Die 88 Köstlichkeiten“ von Kylie Kwong (eher traditionell) oder „Chinesisch kochen ganz easy“ von Ching-He Huang (eher Mix chineischeuropäisch).

Fleisch sollte auch in diesem Fall regional bezogen werden

Asiatisch hin oder her – Poulet, Lamm, Kalb oder Rind sollte, wenn immer möglich, aus unserer Region sein. Schweinefleisch ist in muslimisch geprägten Ländern nicht im Angebot ebenso nicht das der heiligen Kuh in Indien.

In der asiatischen Küche spielen Gewürze eine ganz grosse Rolle

Kua Mee  gebratene Nudeln aus Laos
Kua Mee gebratene Nudeln aus Laos

Chili, Curry, Kreuzkümmel, Kurkuma, Koriander, Ingwer und Kardamom prägen die asiatischen Küche. Von grosser Bedeutung ist das Zitronengras, es ist Geschmackslieferant (wird aber nicht mitgegessen). Das erfrischende Aroma harmoniert hervorragend mit Fisch, Meeresfrüchten und Geflügelfleisch.

 

 

 

 

 

Und so würzt man die Suppen

Typisch asiatische Gerichte in Buffetform serviert
Typisch asiatische Gerichte in Buffetform serviert

Sambal Oelek ist in der chinesischen Küche verpönt. Saucen sind meistens pikant. Besonders die Sojasauce wird als Würzmittel, Marinade oder Dip bei den Frühlingsrollen verwendet. Fischsauce gehört zu den ältesten Würzsaucen überhaupt und wird vor allem in Thailand oder Vietnam verwendet.

Auch andere Würzmittel braucht man oft

Die dickflüssige «Oyster Sauce», leicht süss-salzig gibt vor allem den chinesischen Gerichten den richtigen «Kick».

Grosse Auswahl an Curry-Pasten

Diese sind geprägt vom Chili- Anteil, je mehr davon, desto schärfer. Curry ist kein eigenständig gewachsenes Gewürz, sondern ein Sammelsurium von Gewürzen. Bekannt bei uns ist die gelbe, rote und grüne Currypaste. Kokosmilch verleiht vielen asiatischen Gerichten ihren exotischen Geschmack vorab in der ostasiatischen und indischen Küche.

Reis und Nudeln kennt man schon seit Urzeiten

Schnelles Thai Curry mit Huhn  Paprika und feiner Erdnussnote
Schnelles Thai Curry mit Huhn Paprika und feiner Erdnussnote

Reis wird seit über 10 000 Jahren in China angebaut und veredelt. Basmatireis gilt als König der Düfte, der Jasminreis die Königin. Für Sushi wird Rundkornreis verwendet. Reis wird je nach Gericht klebrig oder körnig serviert. Nudeln sind aus Reismehl hergestellt und deshalb hell in der Farbe. Weizennudeln heissen in China «Mian/Mie», in Japan Men». Die Glasnudeln werden aus Mungobohnenstärke produziert. Kurze Kochzeit und Transparenz sind ihre Eigenschaften. Die Udon-Nudeln sind weiss bis gelblich, aus Weizen, Wasser und Salz hergestellt. Sie haben eine weiche elastische Konsistenz. Ursprünglich aus China sind diese heute in der japanischen Küche verbreitet.

Allgemeine Tips rund um asiatisches Essen

Würzig  mit ganz viel Umami Geschmack Gebratene Nudeln mit Rind
Würzig mit ganz viel Umami Geschmack Gebratene Nudeln mit Rind

Was trinkt man zu asiatischen Gerichten? Bier oder einen fruchtigen Rosé, einen leichten Landwein oder Tee. Zum Schluss einen warmen Reiswein. Bevor Sie sich mit Stäbchen-Essen blamieren, verwenden sie doch lieber europäische Essutensilien. Es macht zwar schon Spass, ein Kenner zu sein, aber dazu sollte man erst etwas üben. Achten Sie im Restaurant auf die Schärfegrad-Markierung der Speisen was vor feurigen Überraschungen bewahren kann. Brennt es im Hals, nie mit Eiswasser kühlen. Milch anschliessend oder Joghurt und Quark als Begleiter während des Essens mildern die Schärfe. Auch trockenes Brot und eine Banane können nachträglich helfen. Noch etwas: Die asiatische Küche, vor allem die Gewürze, haben eine erotisch aphrodisierende Wirkung. Es soll im Nachhinein also niemand sagen er oder sie habe das halt nicht gewusst.

Ein paar Asiarezepte über diesen Link erreichbar:

 

Kleine Fotodiashow zur Kolumne:

fotodiashows.wordpress.com/2021/07/30/kulinarische-reise-in-die-fernostliche-kuche-unternimmt-herbert-huber/

Text www.herberthuber.ch

Fotos: www.pixelio.de

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