Martha Argerich betritt die Bühne Foto Demian Krieger
Besetzung und Programm: Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia Sir Antonio Pappano (Dirigent) Martha Argerich Solistin am Klavier Carl Maria von Weber – Ouvertüre zur Oper «Euryanthe» Franz Liszt (1811–1886) – Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur Robert Schumann – Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61
Rezension:
Elektrisch geladene Stimmung
Die Erwartungen sind gross. Es ist immer wieder etwas Besonderes, wenn Martha Argerich auf dem Programm steht. Das Publikum reist von weit her, um sich von dieser Meisterin der Klavierkunst verzaubern zu lassen. Schon bei der Billettkasse gibt es einen Andrang auf die letzten Karten, die kurz vor Konzertbeginn für die hoffnungsvollen Studenten zu Sonderpreisen freigegeben werden.
Ungewohnter Beginn
Das Konzert beginnt mit einer Begrüssung durch den Intendanten der Migros Kulturprozent – Classics Konzertreihe, Mischa Damev. Er entschuldigt sich, dass er der Künstlerin nicht untersagen konnte, das Programm zu ändern. Ursprünglich war Chopins Klavierkonzert Nr. 1 auf dem Programm. Doch auf Wunsch der Pianistin wird diesmal Liszts Konzert Nr. 1 gespielt. Zudem wird das Konzept des neuen Konzertformats erklärt. Denn vor dem Hauptgang des Abends steht eine Darbietung von Gewinnern des Migros Kulturprozent Preises an. Verschiedene Darbietungen werden dieses Jahr auf diese Art ins Konzertprogramm eingebunden. Dabei wird der Applaus gemessen und der Gewinner, also der/die meistapplaudierte, darf nächste Saison ein eigenes Konzert in dieser Konzertreihe bestreiten.
Saxophon-Sketches mit erstklassiger Klanggestaltung
Saxophon Quartett
Auf die Bühne kommen vier unterschiedliche Saxophone, getragen von zwei Frauen und zwei Männern. Valentine Michaud hat die Gelegenheit erhalten, sich mit ihrem Quartett (Joan Jordi Oliver Arcos, Faustyna Szudra, Jean-Valdo Galland) in diesem Rahmen zu präsentieren. Das Saxophon hört man selten in klassischen Konzerten, doch scheint es, dass das Interesse am Instrument allgemein und insbesondere in der klassischen Musik wieder am Aufleben ist. Die vier Musiker geben «Sarajevo from Ciudades» von Guillermo Lago und «Tango Virtuoso» von Thierry Escaich zum Besten. Die Schönheit des Saxophonkanges kommt vor allem in der meditativen Stimmung von Sarajevo zum Ausdruck. Der von den Interpreten auch visuell inszenierte Tango steht in starkem Kontrast dazu. Die tanzartigen Bewegungen unterstützen den Ausdruck der Musik. Die Musiker*innen konnten eine grosse Bandbreite ihres Könnens dem Publikum präsentieren, dabei war vor allem die Klanggestaltung ein grosser Genuss.
Pappano bringt das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia nach Luzern
Sir Antonio Pappano mit seinem Orchester
Dem römischen Orchester, welches in der Vergangenheit unter der Führung von Mahler, Strauss, Toscanini und Furtwängler stand, eilt der gute Ruf voraus. Seit der englisch-italienische Dirigent, Sir Antonio Pappano, 2005 das Zepter übernahm, erspielte sich dieses internationales Renommee. Die Früchte dieser langjährigen Zusammenarbeit sind in der Ouvertüre zur Oper «Euryanthe» von Weber und danach in Liszt und Schumann deutlich hör- und spürbar.
Fesselndes Klavierspiel
Martha Argerich freut sich über den Applaus
Martha Argerich ist ein einzigartiges Phänomen. Es gibt auch heute viele Beispiele, bei denen grosse Meisterpianisten vom Alter nicht verschont bleiben und allmählich an Glanz verlieren, doch scheint dies bei Argerichs Kunst keine Spuren zu hinterlassen. Liszts Klavierkonzert Nr. 1 wird als fantastisches Feuerwerk präsentiert, wobei vor allem die lyrischen Seiten zum Vorschein kommen. Allerdings war diese unbändige Bestie von einem Konzert doch zeitweise atemlos und lässt vermuten, dass die Pianistin es doch schon zigmal mit grossen Orchestern zum Erklingen gebracht hat. Dem entgegen gelingt es den erfahrenen Künstlern die Zeit im zweiten Satz zum Stehen zu bringen – ein unvergessliches Erlebnis.
Der bei der Uraufführung von der Kritik verspottete Triangel hat im dritten Satz sowohl musikalisch als auch visuell eine solistische Wirkung – er sitzt vor dem Orchester, fast neben der Pianistin. Das Klavier und Orchester sprühten vor Witz und Lebensfreude.
Als Antwort auf die Standing-Ovation liess sich Argerich zu einer sehr kurzen Zugabe hinreissen: aus Schumann’s Kinderszenen: «Von Fremden Ländern und Menschen».
Schumanns zweite Sinfonie
Dirigent Sir Antonio Pappano
Unter Pappanos Leitung erblüht das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia zu fantastischen Höhen. Erst vor wenigen Jahren haben sie genau diese Sinfonie zusammen mit Schumanns vierter Sinfonie auf CD eingespielt und es scheint, als ob die Musiker diese Musik in Fleisch und Blut aufgenommen haben.
Diese kräftige, vor Lebensfreude sprühende Interpretation sucht seinesgleichen. Eine gewaltige Farbpalette weist das Orchester im Forte auf. Im Piano klingt es wie ein einziges Instrument. Das Zusammenspiel ist atemberaubend. Alle Mitwirkenden haben sichtlich Spass beim Spielen und das Publikum geniesst die Darbietung umso mehr.
Mit tosendem Applaus bedankt sich das luzerner Publikum. Pappano lässt sich nicht lange bitten und setzt mit Zugaben an: ein ruhiger Respighi und anschliessend ein fantastisch wilder Johann Strauss dargeboten – eine grosse Freude. Die Begeisterung der Zuhörer ist gross und es kommt erneut zur Standing Ovation.
Erinnerungen, die bis in die nächste Generation reichen
Dass das Publikum das Konzert in vollen Zügen genossen hat ist deutlich spürbar. “Dieses Ticket musst du für immer aufbewahren – als Erinnerung an dieses Konzert!”, sagt ein Grossvater zu seiner jungen Enkelin im Menschenstrom Richtung Garderobe. Dies erinnert an eine Aussage von Leon Fleischer, der von einem Konzert von Rachmaninoff schwärmte, welches er als kleiner Junge erleben durfte. Hoffentlich wird auch dieses Konzert zur Inspiration für die nächste Generation von Musizierenden und Musikliebhabern.
Festival Strings Lucerne mit Rudolf Buchbinder am Piano geniessen den Applaus, Foto Fabrice Umiglia
Besetzung und Programm:
Festival Strings Lucerne
Rudolf Buchbinder Klavier und Musikalische Leitung
Ludwig van Beethoven (1770–1827) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73
Rezension:
Erwartungsvolles Publikum im KKL Konzertsaal
Beethoven hat sich sein 1. Klavierkonzert auf den Leib geschrieben. Vieles von seiner pianistischen Vortrags- und Improvisationskunst hat er in dieses frühe Werk einfließen lassen. Die Wirkung des Konzerts beruht aber nicht nur auf den virtuosen Techniken des Klavierparts. Das Intro des Orchesters dauert annähernd drei Minuten, bevor sich das Klavier vorsichtig dazu gesellt und sich, fast unauffällig, in das musikalische Gebilde einfügt. Buchbinder setzte die Harmonien, absolvierte die spannenden Läufe irgendwie losgelöst schwerelos, setzte den oft grimmigen, bärbeissigen Beethoven liebevoll, ja fast zärtlich in Szene.
Der Wiener Meister spielt mit Spott und Ironie
Rudolf Buchbinder am Piano zeigt wos lang geht
Der Solist akzentuierte Beethovens Spott und Ironie auf charmante, neckische Art und liess ihn dadurch auch menschlicher erscheinen, als er oft wahrgenommen wird aufgrund seiner pompösen, manchmal düsteren und mächtigen Sinfonien. Beethoven strebte in diesem Stück auch kompositionstechnische Neuerungen an. Bis dahin stellte man in Konzerten üblicherweise Individuum (den Solisten) und Gruppe (das Orchester) in einem Wechselspiel einander gegenüber. Beethoven fügte dem eine neue Ebene hinzu: Er integrierte das Klavier stellenweise sinfonisch in das Orchesterspiel und verzahnte den Solopart eng mit dem Tutti.
100 Minuten pure Spielfreude
Festival Strings Lucerne mit Rudolf Buchbinder am Piano
Es waren ca. 1 ¾ Stunden inkl. Pause, die das Konzert mit den beiden Klavierkonzerten dauerte und in denen Buchbinder mit den „Strings“ die beiden Klavierkonzerte interpretierte und mit sehr sparsamen Gesten, am Konzertflügel „dirigierend“, leitete, wobei er sich voll und ganz auf die Lucerne Festival Strings verlassen konnte, um in den Solopassagen sein brillantes Klavierspiel voll zu entfalten. Er und die Musiker verstanden sich gefühls- und verstandesmäßig „blind“, ohne große Gesten und Blickkontakte. Sie empfanden die Musik gemeinsam, auf gleicher „Wellenlänge“ in einer Art Seelenverwandtschaft, schienen gemeinsam zu „atmen“, verbanden sich wie „ein Herz und eine Seele“ in „gemeinsamer Sache“ und musikalischen Fragen und interpretierten mit gleichem Können, gleicher Intensität, gleicher geistigen Tiefe, ein Miteinander im Geiste des Komponisten. Auffassung und Ausführung stimmten auf beiden Seiten völlig überein und das auf sehr hohem Niveau. Sie erweckten gemeinsam die Geistes- und Gefühlswelt Beethovens zum Leben.
Rudolf Buchbinder lebt Beethoven
Rudolf Buchbinder gibt den Takt an
Buchbinder und Beethovens Klavierwerke sind längst Synonyme geworden. Sie sind sein Lebenselixier. Er lebt in dieser Gedankenwelt. Mit seinem ausgewogenen Beethovenspiel nähert er sich immer wieder den Intentionen eines genialen Komponisten, der mit den Mitteln der Musik seinen einzigartigen schöpferischen und geistigen Höhenflügen Ausdruck verlieh. Allein Buchbinders hohe Kunst seines klangvollen, differenzierenden Anschlages, die von der jüngeren Generation schon kaum mehr wahrgenommen wird, und sein tiefes, äußerlich völlig unspektakuläres und für ihn scheinbar selbstverständliches Sich-Versenken in Beethovens geistige Höhenflüge sorgten für einen musikalischen Genuss, der seinesgleichen sucht.
Rudolf Buchbinder, Daniel Dodds und Thomas Schrott
So kann man das Klavierkonzert in c-Moll, op. 37, von Ludwig van Beethoven kaum je hören: so tief empfunden, so innig ausgesungen, so spannend in der Beziehung zwischen Solo und Tutti. Der Maestro, am Flügel sitzend, lässt das Allegro con brio des Kopfsatzes hell aufleuchten, so dass die Wendung von c-Moll nach Es-Dur und vom Piano ins Forte etwas Elementares erhält. Von kompakter Kraft zumal die ersten Violinen, doch die Pauke, sie wird mit den kleinen Holzschlegeln geschlagen, die ihr den klaren Ton unserer Tage verleihen – von dem heroisierenden Pulverdampf, dem patriotischen Nihilismus, die sich bei diesem Stück gern einstellen, ist jedenfalls nicht die Spur auszumachen. Dann aber: der Einsatz des Solisten. Ganz weich nimmt Rudolf Buchbinder die im Forte aufsteigenden Läufe und das abschliessende Sforzato; was oft mit einem Ausrufezeichen versehen wird, klingt hier geradezu fragend. Überhaupt legt Buchbinder seinen Part ganz auf Kantabilität an – und wie ihm das gelingt, wie er das Perkussive des Klaviers vergessen lässt, das Instrument vielmehr zum Singen bringt, das wird in dem zart genommenen Seitenthema zum Ereignis. Dort wird dann auch bewusst, wie der Wiener Solist mit der Musik atmet, wie er die Phrasen in ihren emotionalen Dimensionen auslotet und sie ganz natürlich miteinander verbindet. So scheint es wenigstens; in Wirklichkeit ist es die Summe lebenslanger Auseinandersetzung mit dem Notentext. Viel wäre darum noch zu berichten – etwa von dem gelösten Konzertieren mit den Holzbläsern in der Durchführung und der Beleuchtung der Nebenstimmen in der Kadenz, aber auch von dem ohne jeden Drücker genommenen und darum so anrührenden Mittelsatz und dem funkelnden Rondo. Das sachkundige Publikum im komplett belegten Konzertsaal überhäufte die Künstler mit stürmischem Applaus und begab sich gutgelaunt in die Pause.
2. Konzertteil mit dem 5. Klavierkonzert
Cellistinnen v.l. Sylvia Zucker und Anne-Christine Vandewalle.
In England trägt das Konzert den Beinamen „Emperor“, also „Kaiser“ oder „Herrscher“. Manch einer sieht darin die „Befreiung des Individuums“: Kühn und wild kann sich der Solist am Klavier Freiheit erkämpfen. Freies Fantasieren bestimmt auch die lyrischen Teile.
Solist Rudolf Buchbinder hochkonzentriert
Als junger Virtuose wird Ludwig van Beethoven vor allem für sein brillantes Klavierspiel und seine phantasievollen Improvisationen gefeiert. Aus einfachsten Tönen kann er aus dem Stegreif heraus immer neue Melodien entwickeln. In den Noten schreibt er für sich selbst oft nur einzelne Motive auf – als Erinnerungsstützen. Seine fertigen Werke spielt er aus dem Gedächtnis oder erfindet sie beim Spielen einfach neu.
Tönt wie eine freie Fantasie
Die Festival Strings Lucerne mit Rudolf Buchbinder am Piano
Genau so beginnt sein 5. Klavierkonzert in Es-Dur op. 73: wie eine freie Fantasie, eine Solo-Kadenz mit rauschenden Passagen. Allerdings ist hier jede Note aufgeschrieben, denn 1809, mit knapp vierzig Jahren, ist Beethoven fast vollständig taub. Er kann sein op. 73 nicht mehr selbst aufführen und traut das auch keinem anderen mehr zu. Jede Kleinigkeit wird exakt in den Noten festgehalten. Das Werk, allein schon von der Tonart her interessanter, das jetzt zu den beliebtesten und meistaufgeführten Klavierkonzerten weltweit gehört und als Gipfel der Weiterentwicklung dieses Genres nachhaltig spätere Komponisten und die weitere Entwicklung dieser Gattung beeinflusst hat.
Das Werk verblüfft mit neuartiger Einleitung
Festival Strings Lucerne mit Rudolf Buchbinder am Piano harmonieren perfekt
Die Komposition besticht immer wieder mit ihrer neuartigen Einleitung, der die virtuose, auskomponierte Kadenz und prächtige Klavierpassagen in einem Dialog zwischen Orchester und Klavier in verschiedenen Klangfarben, Motiven und Tonarten folgen, brillant und strahlend gespielt bis zum „donnernden“ Fortissimo, das trotz aller Ausdruckstärke in angemessener Temperamentsentfaltung bei Buchbinder nie hart wirkt. Hier betonte der Solist seinen Solistenpart etwas deutlicher als im ersten Konzertteil ohne aber deshalb dominant zu wirken, er war bloss ein bisschen weniger unauffällig. Das Konzert war eine „Ode an die Freude“, geschrieben vom überzeugenden österreichischen Protagonisten unterstützt vom gewohnt souveränen Luzerner Orchester.
Buchbinders spirituelle Ausstrahlung
Die Festival Strings Lucerne
Buchbinders Klavierspiel hat etwas unmittelbar Faszinierendes, Bezwingendes, eine geistige Ausstrahlung, die sofort gefangen nimmt. Hinzu kommt eine geistige Ausstrahlung, die aus seinem ganz persönlichen Verhältnis zur Musik und einer intensiven Beschäftigung mit den aufgeführten Werken resultiert. Trotzdem: von Schicksal oder Depression kann hier nicht die Rede sein. Feierlich und glorreich wird gekämpft: für die Freiheit und gegen jede Unterdrückung. Während der Komposition stehen die französischen Truppen Napoleons vor Wien und bombardieren die Stadt. Beethoven schimpft über die Belagerung, die schlechte Versorgung und das wüste Leben um ihn herum: „Nichts als Trommeln, Kanonen, Menschenelend in aller Art!“
Bärbeissiger Rheinländer Beethoven erweist sich als sanfter Lyriker
Solist Rudolf Buchbinder bedankt sich bei den Festival Strings Lucerne
Daneben finden sich vor allem im langsamen Satz ungemein zarte, lyrische und suchende Momente. „Ausblicke in die Ewigkeit“ nennt sie der deutsche Pianist Lars Vogt. Die weit ausschweifenden Kantilenen lassen den romantischen Klavierstil Frédéric Chopins vorausahnen. Auch zu Franz Liszt ist es nicht mehr weit. Entfernte Tonarten, rhythmisch herausfordernde Motive und dynamische Extreme bestimmen die musikalische Entwicklung. Unerwartet entpuppt sich ein absichtslos aufgefächerter Es-Dur-Dreiklang als triumphales Rondo-Thema des dritten Satzes. Die aufsteigende Bewegung überschlägt sich geradezu vor Freude. Die Protagonisten entschweben in eine andere Welt voller Spielfreude, fein ziselierter, gestalterischer Ausdrucksweise, geradezu erhabene Grandezza und nehmen uns mit auf diese Reise, die dann, mit einem relativ kurzen, wenig spektakulären Finale, schlussendlich wieder in die Realität zurückführt. Das begeisterte Auditorium spendete einen euphorischen Schlussapplaus, der in eine verdiente stehende Ovation mündete.
Kleine Fotodiashow des Events von Priska Ketterer und Fabrice Umiglia:
hih Wei am Piano, Thomas Ottiger am Bass und Urs Zimmermann am Schlagzeug
Mitwirkende am „Get together, meet the Artist“ nach dem Klosterkonzert im Galeriesaal des Hotel Hirschen Sursee:
Shih Wei Huang, Piano Thomas Ottiger, Bass Urs Zimmermann, Schlagzeug
Ist es einfacher ein klassisches Klavierkonzert zu spielen, oder zu organisieren? Die Frage des Spielens stellte sich mir nicht, da für das Spielen mit Shih Wie Huang, eine äusserst kompetente und versierte Tastenvirtuosin vorgesehen war.
Lösung und Risikominderung bot sich an mit einer Co Veranstalterin
Shih Wei Trioprobe, 3.10.19
Zwar hatte ich schon einige Routine in Organisation von diversen Musikevents, dies aber jeweils im eigenen Hotel – Restaurantbetrieb, die Lokalität stand also jeweils zur Verfügung, inkl. der Infrastruktur wie Klavier usw. Bei einer zufälligen Begegnung mit Edith Budmiger, Gründerin der Buchhandlung Untertor Sursee, der ich vom Vorhaben und meinen Bedenken erzählte, erwähnte sie, dass sie, im Auftrag ( namens) des Zonta Clubs Luzerner Landschaft einen Benfizanlass organisieren sollte. So eröffnete sich mir unverhofft eine Möglichkeit, das Risiko eines Debakels, finanziell und auch Imagemässig, zu mindern, wenn man das Konzert zusammen, also als mit den Zontas als Co Veranstalter, organisieren würde und war heilfroh, dass Edith sofort zustimmte, zumal ich wusste, dass sie, mit ihrer Buchhandlung, Anlaufstelle für Kartenverkäufe diverser Anlässe, jede Menge Erfahrung hatte. Zudem versicherte sie mir, dass unter den Zonta Damen einige sind, die routiniert wären im Verfassen von Pressetexten, Gestaltung von Flyern, Plakaten usw. Sie anerbot sich auch spontan, sich um diese Sachen zu kümmern und anzustossen.
Die Suche nach der idealen Location
Shih Wei mit Mitorganisatorin Edith Budmiger
Nachdem ich ja nun praktisch die ganze Arbeit delegiert hatte, blieb noch das Finden eines geeigneten Lokals für das Konzert. Wenn man aber quasi offiziell ein Konzert organisiert, wird’s schon etwas komplizierter. Dafür müsste man aber besser schon mal wissen, wie viele Besucher denn kommen würden, welche Daten dafür in Frage kämen und ob an diesen die ideale Location noch frei wäre etc. Also : Stadttheater, mit 500 Plätzen wahrscheinlich zu gross und auch zu teuer. Kleintheater Somehuus, wahrscheinlich zu klein und schwierig, einen, teuer zugemieteten Konzertflügel zu installieren. Säle in Restaurants waren zu klein, Pfarreiheim auch nicht ideal, Nord Saal Stadthalle zu gross und, aufgrund der katastrophalen Akustik, völlig ungeeignet.
Wertvoller Hinweis von Carina Wallimann
Carina Wallimann, Mitglied Leiterteam des „Somehuus“
Dank dem Tipp von Carina Wallimann, Mitglied Leiterteam des „Somehuus“ stand dann die Klosterkirche als idealer Platz zuoberst auf der Präferenzliste, dies auch aufgrund den relativ überschaubaren Kosten, der guten Akustik, auch dank des schon vorhandenen Konzertflügels und mit der idealen Grösse von ca. 200 Plätzen. Also Besichtigung vereinbaren zum Abklären der Details und einen Flügeltest durch Shih Wei. Am vereinbarten Termin zur Besichtigung, wurden wir von Klosterwart Roland Kaufmann herzlich empfangen und über die Modalitäten aufgeklärt und auch mit den erforderlichen Dokumenten versorgt. Shih Wie taxierte, nach kurzem Test, den Konzertflügel, obwohl nicht frisch gestimmt, für tauglich.
Datenkollission mit dem Kirchenchor als Knacknuss
Aber da waren noch zwei Probleme, darunter ein ganz grosses. Das kleinere: Am gewünschten Abend war das Refektorium, vorgesehen für das „Get together, meet the Artist“ nach dem Konzert, schon reserviert. Das war nicht so schlimm, dafür würde sich ein anderes Lokal finden lassen, wo man noch etwas essen und trinken konnte, zu den Klängen des noch ad hoc zu formierenden „Shih Wei Jazz Trio“. Das grössere: an gewünschtem Datum, dem 31. Oktober, dem Tag vor Allerheiligen, dieses Jahr ein Donnerstag, war die wöchentliche Donnerstagsprobe des Kirchenchores. Der Klosterwart, so sein Angebot, probiere alles, dass der Chor die Probe für einmal in der gegenüber liegenden Pfarrkirche abhalten würde.
Klosterwart als „Retter“ des Vorhabens
Roland Kaufmann brachte es tatsächlich fertig, den Kirchenchor zum Lokalwechsel zu bewegen, sodass wir definitiv mit den Vorbereitungen für das Konzert beginnen konnten. Nun musste ich Shih Wie noch von meinem „Geheimplan Meet the Artist mit Jazz Trio“ erzählen und sie davon auch überzeugen. Für mich war eigentlich klar, dass für eine so begnadete Pianistin, ein solcher Paradigmenwechsel problemlos wäre, also hatte ich das vorher nur so nebenbei erwähnt, wahrscheinlich zu naiv in meiner Euphorie, selbstverliebt in diese “grandiose“ Idee. Natürlich hatte ich die beiden Mitmusiker schon auf dem Kieker, nur wussten diese auch noch nichts von ihrem „Glück“.
Es gibt viel zu tun, packen wir’s an, auch ohne externe Unterstützung
Die äusserst symphatische Ausnahmepianistin Shih Wei Huang umrahmt von Lucette Achermann und Léonard Wüst
Welche Baustelle zuerst angehen?, prioritäres zuerst erledigen, also den Vorverkauf für das Klosterkonzert zuerst auf die Beine stellen. Während ich mich mit dem Onlineverkauf befasste und bei Ticketino eine entsprechende Seite erstellt hatte, fragte ich diverse kulturelle Institutionen erfolglos um finanzielle Zuwendungen an. Besonders ärgerte mich, dass die Stadt Sursee nicht einmal einen Link auf den Event auf der Homepage platzieren wollte, wäre es doch auch im Interesse der Stadt, wenn solch hochklassige Anlässe von Privaten organisiert werden und sie, ausser den 10 Minuten für das Aufsetzen des Links, keine weiteren Aufwände, insbesondere nicht finanzieller Art, hätte.
Das Zontateam hatte mehr Erfolgserlebnisse
Derweil organisierte Edith den Vorverkauf in der Buchhandlung, kümmerte sich um Sponsorensuche, fand in „Mitzonta“ Claudia Walder die kompetente Flyer – und Plakatgestalterin usw. Da der Event auch unter dem Titel „In Memoriam Lucette Achermann – Wüst“ lief, hatte Vanessa, Lucettes ältere Tochter die gute Idee, Lucettes Freund und Bekannte per ganz normalem Brief, also nicht nur per Mail vom Event zu informieren, was sich als äusserst effektiv erweisen sollte, da der Online Vorverkauf nur sehr harzig anlief. Erfreulich, dass sich relativ schnell waren freiwillige Helferinnen als Platzanweiserin usw. relativ schnell meldeten, wir waren also ready im Backstage Bereich. .
Organisation „Get together, meet the Artist“
Voraussetzung war, dass das Lokal, nebst einer netten Lokalität, über ein Piano im Hause verfügte, somit kam in Sursee nur der „Hirschen„ in Frage. Der Galeriesaal war am gewünschten Datum noch frei, also ging es noch um die Auswahl des Speiseangebotes. Da meines Erachtens doch etliche Konzertbesucher vorher schon ein Abendessen eingenommen haben dürften, machte ein üppiges Menu keinen Sinn und wir einigten uns relativ schnell auf einen Hors d`oeuvre Teller, der auch als vegetarische Version zu haben wäre, dazu anschliessend noch einen assortierten Dessertteller.
Fehlen noch zwei für das „Shih Wie Trio“
Thomas Ottiger, Bass, Symbolbild
Da ich schon vor ein paar Jahren anlässlich des Auftritts meines guten Freundes, des Wiener Bougie Wooge & Bluespianisten Michael Pekny zwei Kollegen dazu bat, sodass das Ad hoc Trio komplett war, fragte ich auch diesmal wieder Urs Zimmermann, u.a. 30 Jahre Schlagzeuger des Sursee`r Stadttheaterorchesters und Thomas Ottiger, seit über 40 Jahren in diversen Formationen als Bassist tätig und gefragt, ob sie wieder, für Wurst und Brot, mit dabei wären. Während Urs relativ schnell zusagte, dauerte es bei Thomi und brauchte doch etwas Überzeugungskraft, da er, sein Licht unter einen Scheffel stellend meinte, das sei für ihn eine Nummer zu gross, mit solch einer Pianistin. Aber, weder Urs, noch gar nicht ich, liessen so schnell locker, da wir seine musikalischen Qualitäten kannten und erhielten schlussendlich Thomis provisorische Zusage, vorausgesetzt, dass es vorher 2, 3 Proben gäbe. Da sich auch Shih Wie mit diesem Arrangement anfreunden konnte, machten die drei diese unter sich auch umgehend aus und mir fiel ein weiterer, grosser Brocken vom Herzen.
Traditioneller Vorverkauf und Sponsorensuche entwickelte sich positiv
Währenddessen waren die Zontafrauen auf sehr gutem Wege und schon bald waren die nötigen Sponsoren gefunden, konnten Flyer platziert und verteilt, A5 Plakate gehängt werden. Ebenso entwickelte sich der Vorverkauf relativ erfreulich und die Zuversicht wuchs, dass die Klosterkirche gefüllt werden konnte. Parallel dazu tröpfelten auch die ersten Anmeldungen für das „Get together, meet the Artist“ ein. Also wuchs auch diesbezüglich die Hoffnung auf ein erfolgreiches Gelingen und das ad hoc Trio hatte die ersten zwei Proben absolviert und auch dort verbreitete sich Zuversicht. So fieberten alle recht positiv gestimmt, dem grossen Tag entgegen. Für die kurze Ansprache und Begrüssung der Konzertbesucher stellte sich die Präsidentin des Zonta Clubs, Antoinette Hess – Felber zur Verfügung, die dies am Anlass dann auch souverän meisterte.
Dann war er da, der 31. Oktober, der Tag der Wahrheit
Shih Wei Trio kurz vor dem Auftritt
Nachmittags noch ein kurzer Soundcheck im Hirschen, mit dem Vortags gestimmten Klavier. Dieser Verlief zur Zufriedenheit der drei Triomitglieder, dann noch ein kurzer, auch erfolgreicher Test des, auch Vortags gestimmten Konzertflügels in der Klosterkirche durch Shih Wei, Empfang und Instruktion der Helferinnen durch Tätschmeisterin Malass (Marlis Schwerzmann), Herrichten der Abendkasse durch die Zonta Damen und schon trafen die ersten Konzertbesucher ein. Platzierung der „Ehrengäste“ 8Delegation der taiwanesischen Botschaft, Stadträtinnen usw.), Absprache wer wem wann den Blumenstrauss überreicht usw. Dies alle verlief schon fast unheimlich reibungslos.
Shih Wie widmete das Konzert ihrer kürzlich verstorbenen Mentorin und Freundin Lucette Achermann – Wüst
Shih Wei am Konzertflügel in der Klosterkirche
Nach der kurzen Ansprache durch die Zonta Präsidentin war sie auch schon am Flügel, sie, auf die alle, die sie noch nie gehört hatten, sehr neugierig und diejenigen, die sie schon kannten, freudig gespannt waren. Nach dem kurzen Statement von Shih Wie, dass sie dieses Konzert ihrer vor einem halben Jahr verstorbenen Mentorin und Freundin Lucette Achermann – Wüst widmete, griff sie auch schon in die Tasten für das erste Werk des Konzertes. Ein sehr ungewöhnliches Konzertprogramm übrigens, keine der üblichen, vielgespielten Dauerrenner, sondern ausgesucht äusserst schwer zu spielende Kompositionen, typisch für Shi Wei, die die Herausforderungen liebt, je schwieriger umso lieber. Es war ein wundervolles, äusserst anspruchsvolles Konzert, forderte auch die Zuhörer, die sich begeistert zeigten ob der Virtuosität, aber auch der Aura der taiwanesischen Künstlerin, die eine Spielfreude ausstrahlte, die ihre stupende Technik als das natürlichste der Welt erschienen liess. Die Anerkennung in Form grosser, langanhaltender Applauskaskaden nach den einzelnen Stücken war denn auch dementsprechend und wenig überraschend, dass der Schlussapplaus in eine „Standing „Ovation mündete. Diese wiederum verdankte die Künstlerin in Form der Zugaben Nocturne Nr. 20 cis-Moll von Frédéric Chopin und dem Leitthema aus dem Blockbuster „Pirates of the Carribean“.
Dislozieren zum Get together, meet the Artist
Shih Wei am Klavier im Galeriesaal des Hirschen
Etwa 70 Personen, vorwiegend solche, die Shih Wie vorher schon kannten und O.K. mit Helferinnen und Kolumnistinnen der www.innerschweizonline.ch trafen sich anschliessend im Galeriesaal des Hirschen um sich zu verköstigen, aber, vor allem natürlich auch, um Shih Wei in einem anderen Musikgenre zu erleben. Die Getränke waren anserviert, die Instrumente aufgestellt, als es an mir war, eine kurze Ansprache zu halten (was mir überhaupt nicht liegt, gar Horror ist für mich, aber halt schon erwartet wurde). Als ich damit fertig war, hatte ich, trotz Notizen, das für mich wichtigste, was ich sagen wollte, natürlich vergessen, was mich aber andererseits als Politiker qualifizieren würde.
Das Wichtigste, was ich eigentlich noch sagen wollte
In Zusammenarbeit mit Edith Budmiger für ein Benefizkonzert mit dem Zonta Club Luzerner Landschaft ist dieser Event zustande gekommen, gedacht auch als willkommene Möglichkeit, mein Onlineportal die www.innerschweizonline.ch einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die „Macherinnen“ des führenden Kultur Onlineportals der Zentralschweiz kurz vorgestellt Folgende Damen und Herren sind für Sie unterwegs, um über die verschiedensten kulturellen Events zu berichten:
Dank unserer Fachkompetenz sind wir überall herzlich willkommen und die Türen stehen uns offen, ob am www.luzernertheater.ch , am www.lucernefestival.ch, an der www.geneveopera.ch/accueil/ ,am Landestheater Innsbruck, am hessischen Staatstheater Wiesbaden, an der Semper Oper, den Opernhäuser in Barcelona, Madrid, Málaga, Bratislava, in der Casa da Musica in Porto, ja sogar in Wien an der Staatsoper grad vorletzte Woche und auch an der Kathedrale der Oper schlechthin, der Mailänder Scala. Orchestriert und ergänzt wird das Team durch Léonard Wüst www.leonardwuest.ch mit den Schwerpunkten Lokalpolitik, lokale Events, Musik und internationale Reportagen. Als kleines Dankeschön für Ihre treue Gefolgschaft und Unterstützung und als Anregung mal reinzuschauen für alle, die uns noch nicht kennen, organisierten wir für Sie, in Zusammenarbeit mit dem Zonta Club Luzerner Landschaft diesen heutigen, ganz speziellen Event. Ganz so selbstlos ist das Ganze dann doch nicht, darf ich mich doch ab und zu beim Besuch eines Klavierkonzertes im Luzerner KKL mit einer sehr attraktiven und erst noch äusserst kompetenten Begleiterin schmücken, kommt Shih Wei doch auch ab und zu mit zur „Werkspionage“.
Ad hoc Trio unterhielt bestens
Shih Wei am Piano, Thomas Ottiger am Bass und Urs Zimmermann am Schlagzeug
Mit dem Klassiker aus dem Jahre 1933 „Blue Moon“ von Richard Rodgers (Musik) und Lorenz Hart (Text) starteten die drei ins erste Set und bald schon wähnte man sich in einer schönen alten Piano Bar. Urs Zimmermann moderierte das ganze etwas, indem er zu den verschiedenen Songs jeweils kurze Erklärungen abgab. Während dem wurde aus der Hirschen Küche der Hors d`oeuvre Teller serviert und man unterhielt sich angeregt an den Tischen. Die Sorser Rhythmus Section aus Schlagzeug und Bass supportierte die Pianistin souverän, die internationale Verständigung klappte ausgezeichnet. Dies sahen auch die Anwesenden so und geizten nicht mit Applaus. Shih Wie liess es sich auch nicht nehmen, alle Gäste, von denen sie die meisten schon kannte, persönlich zu begrüssen, ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Dann genoss man noch den schön assortierten Dessertteller bei swingenden Klängen des“Shi Wei Trios“. So kamen die Anwesenden Gäste unverhofft noch in den Genuss einer veritablen Weltpremiere, denn dieses Trio hatte vorher noch nie konzertiert. Bald schon, viel zu früh, war es Zeit um aufzubrechen, waren doch auch Gäste anwesend, die mit Bern oder Zürich, eine etwas weitere Heimreise hatten als die meisten anderen. Bleibt mir noch, allen irgendwie involvierten recht herzlich zu danken und denke, dass es für alle, ob vor oder hinter den Kulissen, ein unvergessliches Erlebnis war.
Besetzung und Programm: Slovak Philharmonic James Judd Dirigent Martin Ruman Viola Jozef Lupták Cello Vladimír Godár Dariachanga’s Orchard. A myth after Othar Chiladze for viola, cello and orchestra Antonín Dvořák Symphony No. 8 in G Dur, Op. 88
Rezension:
Dirigent James Judd
Begrüsst zu diesem Jubiläumskonzert zum 70sten Geburtstag der „Slowakischen Philharmonie“ wurden wir in der Reduta, der Konzerthalle des Staatsorchesters, von deren Präsidenten im prächtigen, mit vielen Blumen geschmückten grossen Konzertsaal, der natürlich voll besetzt war.
1. Konzertteil Dariachanga’s Orchard. A myth after Othar Chiladze for viola, cello and orchestra
Dariachanga’s Orchard Vladimír Godár
Reichlich futuristische Klänge hörten wir beim „Der Obstgarten von Dariahangin, der Mythos von Otar Ciladze für Solobratsche, Solocello und Orchester von 1986 bis 1987, ist eine Synthese aus einem Doppelkonzert, einem symphonischen Gedicht und einer Symphonie. Die Komposition der Komposition wurde von dem ersten Roman des georgischen Schriftstellers Otar Čiladze Gzaz erthi kaci midioda (1972) inspiriert, der in tschechischer Sprache unter dem Titel Ich gehe zu meinem Zorn (übersetzt von Václav A. Černý, Prag 1978) und in slowakischer Sprache unter dem Titel Kam ideš, muž … Pavel Branko, Bratislava 1985 erschien).
Uraufführung 1086 in Anwesenheit des Autors der Grundlage der Vertonung
Martin Ruman Solo Bratschist der Slowakischen Philharmonie
Die Uraufführung des Stückes wurde, in Anwesenheit von Otar Čiladze am 7. Januar 1988 in Bratislava gespielt, die Bratsche von Ladislav Kyselák, das Cello von Jozef Podhoranský, das Orchester von Andrew Parrott geleitet. Nach 31 Jahren stand die Komposition zum zweiten Mal im Programm der Slowakischen Philharmonie “.Es gibt eine ästhetische Beziehung zur alten Musik, auch vorbarock, ohne jedoch in eine unpersönliche und nutzlose Nachahmung abzuweichen. Der Komponist weiß, wie man mit den Streichern die nötige Intensität mit kleiner oder mittlerer Wirkung erzeugt, um auch diese Melodienbögen mit auffälligen Effekten zu verschönern. von diesen Konstruktionen und Entwicklungen, die einen in diesem Zeitfenster festsetzen. Denn darum geht es bei Vladimir Godars Intention, einer Musik, die aus der Zeit, aus den Zeiten reist.
Solist am Cello Jozef Lupták
Sie stoppt, bildlich gesprochen Uhren und andere Zeitmesser jeglicher Art, verbindet gestern und heute in einem esoterischen Moment, das Alte mit dem Modernen in einem Akt der Erinnerung oder entfernt in gewisser Weise vorübergehend jede Bedeutung von Worten, eine Musik, die über Worte und Noten hinausgeht, fast schon spirituell. Diesen (Zeit) Geist des Komponisten zu transportieren, respektive eben, anzuhalten, war die Herausforderung für die Musiker, welche sie souverän lösten, die beiden Solisten harmonierten perfekt mit dem Orchester, zusammengeführt – und gehalten vom amerikanischen Chef Dirigenten James Judd. Das Publikum wusste die Darbietung zu würdigen mit kräftigem, langanhaltendem Applaus, der sich noch steigerte, als der Dirigent den anwesenden Komponisten auf die Bühne bat.
2. Konzertteil mit der Symphonie Nr. 8 in G Dur, Op. 88 vonAntonín Dvořák
Wie bei Brahms steht der Kopfsatz im Dreivierteltakt und ist als leuchtendes Naturidyll angelegt. Das Hauptthema erwächst aus einem Quarten Ruf, fast wie ländliches Musizieren. In seiner Terzen Seligkeit gemahnt es an die Themen im Kopfsatz der Zweiten von Brahms. Ein Cellowalzer und eine H-Dur-Melodie der Oboe gesellen sich im Seitensatz hinzu und machen das melodische Glück in diesem herrlichen Satz perfekt.
Dvorak orientiert sich an Vorbild Johannes Brahms
Slovak Philharmonic
Das Adagio offenbart, wie sehr sich Dvorak hier – zwei Jahre nach seiner „Entdeckung“ durch Brahms – am großen Vorbild orientierte. In einem Bläser-„Vorhang“ wird das Kopfmotiv bereits bedeutungsvoll verarbeitet, bevor die Geigen daraus das herrliche Hauptthema entwickeln. Immer wieder kommt es zu solchen „Brahmischen“ Momenten der Themenverarbeitung in einem melodisch wundervollen Satz, der zu den großen Adagios in Dvoraks Schaffen gehört.
Der erste Satz beginnt mit einem verhaltenen Thema von Flöte und Cello. Sein dreiteiliger Aufbau enthält alle wichtigen motivischen Bausteine für die Gesamtkonzeption des Satzes, welcher in Sonatensatzform steht. Dieses Thema wird erweitert und vom ganzen Orchester aufgenommen und ausführlich bearbeitet. Ein zweites Thema in h-Moll (aus y und z abgeleitet) wird nach Dur geführt und schließlich jubelnd vom ganzen Orchester vorgetragen.
Im Scherzo siegte Dvoraks böhmisches Temperament über formale Skrupel: Es ist ein Furiant, ein Volkstanz, der zwischen Zweier- und Dreiermetrum in aufreizender Weise schwankt. Der rustikale Mollton wird im Trio von duftigen Holzbläsern verdrängt. Im Finale ist die Parallele zu Brahms wiederum deutlich: ein verhaltenes Hauptthema im Alla breve, das später strahlend hervortritt und einer gründlichen Verarbeitung unterzogen wird.
Die Wiener Philharmoniker werteten die Symphonie als unaufführbar.
Übrigens lehnten die Wiener Philharmoniker die Symphonie nach einer ihrer berüchtigten Durchspielproben als unaufführbar ab. Dvorak und Hans Richter dirigierten das Werk daraufhin höchst erfolgreich in Prag und London. (Karl Böhmer). Mit seiner sechsten Sinfonie wollte Dvorak, der seinen deutsch/österreichischen Nachbarn als eher undisziplinierter melodienseliger böhmischer Musiker galt, dem eine „ernsthafte“ sinfonische Verarbeitung von Motiven fremd ist, beweisen, dass seine Sinfonik mit nicht weniger Disziplin einhergeht als die Sinfonik eines Johannes Brahms.
Die ideale Komposition für das Orchester um Glanzpunkte zu setzen
Die Musiker*innen des slowakischen Nationalorchesters nutzten das Werk des, zwar in Nelahozeves, im heutigen tschechischen Teil der ehemaligen Tschechoslowakei geborenen, aber trotzdem irgendwie nationalen Komponisten, zur Demonstration ihrer musikalischen Virtuosität, dies bar jeglicher böhmelnder Anmutung, ein präzises Abbild der kompositorischen Vorlage abliefernd. Das klingt mitunter in der Tat eher nach Brahms als nach Dvorak. Einer, der seine slawische Seele der Romantik unterordnete, ohne aber zu verleugnen, denn trotzdem schimmern seine Wurzeln durch. Diese glanzvolle Umsetzung des Werkes durch das Orchester, mit einem unaufgeregten, souveränen Dirigenten am Pult, überzeugte das begeisterte Publikum, dessen Schlussapplaus in eine verdiente stehende Ovation mündete.