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Mehr Lebensqualität bei chronischen Knieschmerzen

Schmerztherapien mittels direkter Nervenstimulation kommen in der
Neurochirurgie zum Einsatz. | Chronischer Knieschmerz wird mithilfe einer
dünnen Elektrode einfach ausgeschaltet. | Ein unkomplizierter Test
ermittelt die Erfolgsaussichten bei Patientinnen und Patienten.

In Deutschland bekommen jährlich rund 150.000 Patientinnen und Patienten
ein künstliches Kniegelenk. Häufig ist eine fortgeschrittene Arthrose oder
eine Knieverletzung der Grund für eine solche Operation. Doch trotz guter
Erfolge in der Chirurgie kann es passieren, dass die erhoffte
Schmerzlinderung ausbleibt. Am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Dresden kommt nun eine neuartige Therapie zum Einsatz, die chronische
Knieschmerzen mindert, wenn die erhoffte Linderung nach dem Eingriff
ausbleibt. In der Neurochirurgie des Uniklinikums werden Patientinnen und
Patienten mit einer dünnen Elektrode versorgt, die die Weiterleitung des
Schmerzes an das Gehirn ausschaltet. Ein Test gibt noch vor dem Eingriff
Aufschluss darüber, ob diese Methode erfolgreich ist. „Die periphere
Nervenstimulation hat sich als effektive Therapie bei Schmerzpatientinnen
und -patienten etabliert und sorgt für wesentlich mehr Lebensqualität bei
den Betroffenen“, sagt Prof. Ilker Eyüpoglu, Direktor der Klinik und
Poliklinik für Neurochirurgie. „Dass wir als Maximalversorger Vorreiter in
der Anwendung dieser neuartigen Methode sind, unterstreicht einmal mehr
die große Bandbreite unserer Therapiemöglichkeiten und Expertise“, sagt
Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum.

Neben Verschleißerscheinungen im Alter, wie etwa Arthrose, können Unfälle
oder Sportverletzungen den Einsatz einer Knie-Endoprothese notwendig
machen, auch bei jüngeren Menschen. Doch nicht immer mindert dieser
Eingriff die Schmerzen. Für die Betroffenen beginnt meist eine Odyssee von
einem Behandlungsansatz zum nächsten. Die meisten unterziehen sich
weiteren Operationen am Kniegelenk, was aber selten zu einem
zufriedenstellenden Ergebnis führt. Sind alle operativen Möglichkeiten
ausgeschöpft, kommen oft starke Schmerzmedikamente zum Einsatz. Diese
können allerdings nicht gezielt am Knieschmerz eingesetzt werden, sondern
bereiten sich im ganzen Körper aus. Zudem wird im Schnitt nur bei einem
von fünf Betroffenen eine Verringerung der Schmerzen erreicht. Zusätzlich
überwiegen die oft heftigen Nebenwirkungen den eigentlichen Effekt.

Direkte Neurostimulation schaltet chronischen Knieschmerz aus

Hier bietet die sogenannte periphere Nervenstimulation (PNS) eine
Möglichkeit, den Schmerz direkt und einfach auszuschalten. Ein Vorreiter
der direkten Neurostimulation ist der Experte für periphere Nerven am
Uniklinikum Dresden, Oberarzt Dr. Daniel Martin. Er setzt die Methode bei
Fällen ein, wo Nervenschädigungen nach Verletzungen oder Operationen
aufgetreten und klar umschriebene Schmerzbereiche entstanden sind. Bei der
direkten Neurostimulation wird der betroffene Nerv kontinuierlich durch
elektrische Impulse stimuliert. Als besonders wirksam hat sich diese Art
der Neurostimulation bei Knieschmerzen erwiesen. Dafür wird in einer OP
eine dünne Elektrode direkt auf dem unter mikroskopischer Sicht
freigelegtem Nerv platziert.

Statt der Schmerzen spüren die Patientinnen und Patienten anschließend nur
noch ein minimales angenehmes Kribbeln. Die Stärke des Kribbelns können
die Betroffenen selbst regulieren. Der Großteil von ihnen berichtet von
einer Schmerzreduktion von über 50 Prozent, woraufhin die
Schmerzmedikation reduziert werden kann. In wenigen, einzelnen Fällen ist
sogar eine komplette Schmerzfreiheit möglich. Bei Gerald Jenert, der seit
2022 Patient in der Neurochirurgie des Uniklinikums ist, wurde die
Elektrode im Dezember 2023 implantiert. Dem ging ein langer Leidensweg
voraus. Schon seit 2010 leidet der heute 71-Jährige Dresdner unter starken
Knieschmerzen, war zunächst in ambulanter orthopädischer Behandlung. Dem
folgten mehrere Eingriffe wie Knorpelglättung, Arthroskopie,
Narkosemobilisation, 2016 schließlich ein Prothesenwechsel. Medikamente,
Physiotherapien, Reha, Schmerzarzt – all das begleitet Gerald Jenert seit
vielen Jahren ohne nennenswerte Besserung. Im vergangenen Jahr beginnt er
am Uniklinikum Dresden eine multimodale Schmerztherapie, Ende 2023 wird
die Elektrode für die periphere Nervenstimulation eingesetzt. Die
Handhabung sei einfach, der stechende Knieschmerz seitdem zu 80 Prozent
reduziert. Geblieben ist ein dumpfer Schmerz direkt im Knie. „Das Gehen
von längeren Strecken und allgemein eine größere Belastung sind wieder
möglich“, sagt Gerald Jenert. Obwohl sich an der eingeschränkten
Kniebeugung nichts geändert hat und Treppensteigen nach wie vor nicht im
Wechselschritt möglich ist, bringt die Reduktion des dauerhaften Schmerzes
viel Lebensqualität in den Alltag von Gerald Jenert zurück.

Einfacher Test ermittelt Erfolgsaussichten

Um eine unnötige Operation zu vermeiden, gibt es einen einfachen Test, um
die Erfolgsaussichten besser einschätzen zu können. Dabei betäubt Dr.
Daniel Martin den infrage kommenden Nerv mittels Lokalanästhetikum für
wenige Stunden. Hat diese sogenannte Nervenblockade funktioniert, sind die
Schmerzen unterdrückt – der „richtige“ Nerv ist gefunden und die
Weiterleitung der Knieschmerzen in das Gehirn wird ausgeschaltet. Genau
auf diesen Nerv wird die dünne Elektrode implantiert. Ein leichter
Stromimpuls kann nun wie ein „Störsignal“ die Knieschmerzen dauerhaft
unterbrechen. Ein weiterer Vorteil: Die Betroffenen entscheiden, wann die
Nervenstimulation startet. Grundsätzlich kommt diese Methode bei allen
chronischen Schmerzen nach Nervenverletzungen durch Unfälle oder
Operationen an Armen und Beinen in Frage.

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Intensivpflegegipfel von DIVI und DGF: Konstruktiv voran für die Zukunft der Fachpflegenden!

„Wir befinden uns in sehr turbulente Zeiten mit vielen substanziellen
Veränderungen in der Medizin.“ Mit diesen Worten leitete DIVI-Präsident
Prof. Felix Walcher den dritten Intensivpflegegipfel der Deutschen
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und
der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste
(DGF) Mitte vergangener Woche in Berlin ein.

„Diese Chance gilt es zu nutzen“, so Walcher. In diesem Sinne saßen die
Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege, die Präsidentin des
Deutschen Pflegerates, der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen wie
auch weitere Vertreter aus den Büros der Bundestagsabgeordneten, Vertreter
der Pflegekammern und Pflegeverbänden mit DIVI und DGF am runden Tisch, um
über die Lösungsvorschläge, Reformansätze und Gesetzesentwürfe rund um die
Intensivpflege und Notfallpflege zu sprechen. Und merkten: Alle ziehen an
einem Strang!

Passend zum heutigen Tag der Intensivmedizin deshalb die gute Nachricht:
„Liebe Fachpflegenden, liebe Kollegen, die großen Probleme unseres
Berufsstandes sind auf allen Ebenen bekannt und werden wahrgenommen. Und
es sind schon erste Schritte getan – weil es ohne die Pflege nicht geht,“
resümiert der DGF-Vorsitzende Dominik Zergiebel, Leiter der Aus-, Fort-
und Weiterbildung Pflege und OP am Universitätsklinikum Münster, die
Ergebnisse des Treffens. Das Zusammenrücken der unterschiedlichen Player
war mehr als deutlich spürbar.

„Sollte das Pflegekompetenzgesetz in der Form, wie es als
Referentenentwurf noch vor der Sommerpause vorgestellt werden soll, in
Kraft treten“, unterstreicht die Präsidentin des Deutschen Pflegerates,
Christine Vogler, sei dies ein unglaublicher, qualitativer Schritt hin zur
Sicherung der Zukunft des Pflegeberufes.

Forderung I: Verpflichtung zur Fortbildung für Pflegefachpersonen

Eine wichtige Forderung für die Zukunft wurde zudem im Laufe des Treffens
formuliert: Pflegefachpersonen mit und ohne zweijährige Fachweiterbildung
müssen gesetzlich zur stetigen Fortbildung verpflichtet werden! Denn
Menschen, die in hochsensiblen Bereichen arbeiten, müssen stetig ihre
Fertigkeiten trainieren und die Patienten nach dem neuesten Stand der
Wissenschaft betreuen. Zwingende Voraussetzung dieser stetigen Fort- und
Weiterbildungen ist die Finanzierung durch die Krankenkassen.

Forderung II: Finanzierung der zweijährigen Fachweiterbildung unumgänglich

Eine weitere Forderung: Die vollständige Fachweiterbildung von
Pflegefachpersonen muss klar in der Personalausstattung in Theorie und
Praxis (z.B. der Praxisanleitung) finanziert werden. „Eine Weiterbildung
darf nicht zulasten der Teilnehmenden gehen. Und die
Fachweiterbildungsstätten müssen von dem bestehenden Kostendruck entlastet
werden!“, spricht Sabrina Pelz, Sprecherin der DIVI-Sektion
Pflegeforschung und Pflegequalität, für die Anwesenden. „Diese wichtige
Arbeit muss mit ausreichenden Personalressourcen ausgestattet werden
können! Und dies geht nur mit einer externen Finanzierung.“

Professionelle Pflege braucht professionelle Strukturen

„Insgesamt müssen die Qualifikationen sowie die Abschlüsse für die Fort-
und Weiterbildung bundesweit vereinheitlicht werden“, sagt Rolf Dubb,
stellvertretender Sprecher der Sektion Pflegeforschung und Pflegequalität
der DIVI. Derzeit sind die Ausgestaltungen und die entsprechenden
Abschlüsse, auch im Hinblick auf die Akademisierung, sehr unübersichtlich.
„Professionelle Pflege braucht professionelle Strukturen – ganz einfach!“,
schließt sich Dubb den Aussagen des Deutschen Pflegerates an.

Der Vertreter der Pflegekammer NRW, Dominik Stark, führte die aktive Rolle
der Pflegekammern an: Hier werde wichtige Arbeiten geleistet! So hat die
Pflegekammer NRW gemeinsam mit der Pflegekammer Rheinland-Pfalz die
Weiterbildungsordnung gestaltet und aktuell verabschiedet. Christa
Keienburg, stellvertretende Vorsitzende der DGF und Mitglied der
Pflegekammer Rheinland-Pfalz, ergänzte die Wichtigkeit einer Umsetzung,
dass die hochqualifizierten Kompetenzen, die Pflegefachpersonen während
ihrer Fachweiterbildung erwerben, endlich auch rechtmäßig in der
Fachpraxis gelebt werden können.

Mit gutem Beispiel voran

Allerdings: In der Notfall- und Intensivmedizin sei man in puncto
Strukturen bereits in den letzten drei Jahren deutlich vorangekommen,
betont DIVI-Präsident Walcher. „Wir haben hier einen sehr speziellen
Bereich, in dem schon immer keine Profession ohne die andere arbeiten
konnte“, so der Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des
Universitätsklinikums Magdeburg. Entsprechend hätte man sich bereits auf
den Weg gemacht, um heute Impulse in andere Bereiche weitergeben zu
können.

So hat die DIVI Ende 2022 zunächst die Strukturempfehlung zur Ausstattung
der Intensivstation herausgegeben sowie in Zusammenarbeit mit der DGF
nachfolgend Handlungsempfehlungen für die Intensivmedizin und die
Notfallpflege publiziert – Pflegeratspräsidentin Vogler ging hierauf in
einer Stellungnahme dezidiert ein:
„In vielen Punkten kann der DPR in der Sache mitgehen!“ Grundsätzlich
müssten die Kompetenzen für Pflegefachpersonen allerdings für alle
Versorgungsbereiche gelten.

Der Grundgedanke von DIVI und DGF sei immer die interprofessionelle
Zusammenarbeit in den Hochrisikobereichen Intensivstation und Notaufnahmen
sowie die Erweiterung der Handlungskompetenzen und Befugnisse der
Fachpflegenden durch Fort- und Weiterbildung sowie die konsequente
Weiterentwicklung der Akademisierung, so Walcher weiter. „Und hier sind
wir ganz nah beieinander!”, sagt auch Claudia Moll, Bevollmächtigte der
Bundesregierung für Pflege. „So muss und kann es weitergehen.“

Wir wollen, dass die Pflege beim Pflegekompetenzgesetz gehört wird!

„Das Pflegekompetenzgesetz ist von größter Wichtigkeit“, betont Thomas van
den Hooven, Pflegedirektor am Universitätsklinikum Münster und Vertreter
der Gesundheitsfachberufe im DIVI-Präsidium. „Ich sage es deshalb noch
einmal ganz deutlich: Es wäre inhaltlich ein Meilenstein für die
Profession Pflege!“ Er verweist – aktuell in Bezug auf die Entwicklungen
der Landeskrankenhausreform in NRW – aber auch auf die weiterhin fehlende
Einbindung der Profession Pflege. Es bestehe die große Gefahr, so van den
Hooven, dass in dieser schwierigen Situation noch mehr Menschen dem Beruf
den Rücken kehren, da die Berufsbedingungen der Pflege bei solchen
Reformvorhaben nicht berücksichtigt werden.

Es gilt deshalb, im Dialog zu bleiben! Eine Berufspolitik, die einer
entscheidenden Profession übergestülpt werde, könne in sämtlichen
Reformvorhaben nicht funktionieren – auch hier war man sich einig. „Der
nächste Baustein ist auf jeden Fall das Pflegekompetenzgesetz“, pflichtet
DGF-Vorsitzender Dominik Zergiebel bei. „In dieses Gesetz setzen wir große
Hoffnungen! Hierbei wollen wir entsprechend gehört werden. Hier müssten
die angesprochenen Themen – Fachweiterbildung, Finanzierung sowie weitere
Entwicklung von Befugnissen und Kompetenzen für die Pflegefachpersonen mit
und ohne zweijähriger Fachweiterbildung – beinhaltet und mitgedacht
werden. „Damit geht die Arbeit an einer geltenden bundesweiten
Musterweiterbildungsordnung tatsächlich endlich los! Wir sind dafür
bereit!“, so Zergiebel.

„Wir hoffen hier entsprechend auf eine Einladung“, summiert DIVI-Präsident
Walcher und schaut dabei in die Richtung der Mitarbeiter aus den Büros der
gesundheitspolitischen Sprecher. „Weil wir es alle tagtäglich leben!“

HINTERGRUND:

Die drei wichtigsten Punkte für die Zukunft der Intensivpflegenden wurden
bereits im Dezember 2022 in der „Berliner Erklärung“ von DIVI und DGF
festgehalten. Gemeinsam will jeder Teilnehmende des Intensivpflegegipfels
seine Energie und Einflussmöglichkeiten geltend machen, um diese wichtigen
Ziele absehbar zu erreichen. Hier sei noch nicht viel passiert, wurde am
Mittwochnachmittag angemahnt.

•       Download der „Berliner Erklärung der Pflegefachpersonen in der
Intensivmedizin“: https://www.divi.de/joomlatools-files/docman-
files/dokumentenordner/221219-divi-berliner-erklaerung.pdf

•       Download „Hintergrundtext zur Berliner Erklärung“:
https://www.divi.de/joomlatools-files/docman-files/dokumentenordner/221219
-divi-berliner-erklaerung-hintergrund.pdf


•       PM: Initiative zur Stärkung und Zukunft der Intensiv- und
Notfallpflege fordert mehr politische Unterstützung ein (15. Juni 2021):
https://www.divi.de/joomlatools-files/docman-files/pressemeldungen-nach-
themen/notfallversorgung-in-deutschland/210621-pressemeldungen-divi-dgf-
initiative-zur-staerkung-der-intensivpflege-und-stern-petition.pdf

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Neuartiges Polymer für Wundauflagen, die sich dadurch schmerzfrei und ohne Rückstände ablösen lassen

Ein neuartiger Ansatz ermöglicht Verbände, die bei Körpertemperatur fest
auf der Haut haften, sich aber in Kombination mit einer Kältepackung
leicht und schmerzfrei entfernen lassen.
Der Verband haftet fest auf der Haut oder der Wundstelle ohne die
Bewegungsfreiheit des Patienten einzuschränken. Durch Kühlung z.B. mit
einer Kältepackung lässt er sich leicht und ohne Schmerzen wieder
abnehmen. Zudem bleiben keine Kleberückstände am heilenden Gewebe haften.
TLB ist mit der Verwertung dieser zukunftsweisenden Technologie beauftragt
und bietet Herstellern von Wundmaterialien Möglichkeiten der Lizenzierung,
Kauf des Patents oder Kooperationen in der Weiterentwicklung.

Ein Pflaster oder eine Wundauflage soll eine Wunde steril abdecken,
schützen und dabei zuverlässig kleben, aber trotzdem möglichst schmerzfrei
wieder abgezogen werden können. Auch sollte die Hauterneuerung nicht
wieder beschädigt werden. Ein neu entwickelter Ansatz in der
Wundversorgung ermöglicht Verbände, die bei Körpertemperatur fest auf der
Haut haften, sich aber in Kombination mit einer Kältepackung leicht und
schmerzfrei entfernen lassen.

Noch heute basiert der Großteil der selbstklebenden Wundauflagen auf einem
vor mehr als 100 Jahren entwickelten System auf Basis von Zinkoxid-
Kautschukkleber. Da das Entfernen von Pflastern und anderen
selbstklebenden Wundauflagen sehr schmerzhaft sein kann und dabei das
regenerierte Gewebe wieder verletzt wird, wird seit mehr als 30 Jahren an
alternativen Klebematerialien auf Basis des „bond / debond-on-
demand“-Prinzips geforscht. Denn für Allergiker, für Verbrennungswunden
oder chronischen Wunden bei Diabetikern zum Beispiel gibt es derzeit noch
keine geeignete Lösung.

Forschende der Universität Freiburg haben nun in einem von der Baden-
Württemberg Stiftung geförderten Projekt ein innovatives Polymer für
Wundauflagen entwickelt, welches temperaturgesteuert sicher klebt, sich
aber leicht wieder ablösen lässt. Der innovative Ansatz ermöglicht
Verbände, die bei Körpertemperatur fest auf der Haut oder der Wundstelle
haften ohne die Bewegungsfreiheit des Patienten einzuschränken. Wird der
Verband aber gekühlt, z.B. durch eine Kältepackung, lässt er sich ganz
leicht und ohne Schmerzen wieder abnehmen. Zudem bleiben keine
Kleberückstände am heilenden Gewebe haften. Die Eigenschaft des
Klebematerials, also eine „schaltbare Klebrigkeit“ wird durch einen
Kristallisationsprozess erreicht.

Das Forscherteam am Institut für Makromolekulare Chemie der Universität
Freiburg hat unter der Leitung von Prof. Dr. Rolf Mülhaupt (PhD) und Prof.
Dr. Thorsten Steinberg (PhD), der von der Medizin her am
Universitätsklinikum Freiburg das Projekt betreute und die Materialien
klinisch/biologisch evaluierte, einen Klebstoff entwickelt, der aus
Copolymeren und PVA-Fettsäureestern mit kristallisierbaren Seitenketten
und unterschiedlicher Zusammensetzung besteht. Die Strategie beruht auf
thermoresponsiven Polymeren, welche bei Raumtemperatur fest und bei
Körpertemperatur geschmolzen vorliegen und nur im geschmolzenen Zustand
Haftung aufweisen.
Durch Kühlen kristallisieren diese Seitenketten, was zum Verlust der
Haftung auf der Haut führt. Die Kristallisation bewirkt dabei eine
physikalische Vernetzung des Materials, wodurch die Haftung auf der Haut
stark gehemmt wird und gleichzeitig die Kohäsion des Materials zunimmt.
Dadurch lässt sich die entsprechende Wundauflage an einem Stück ohne
Kleberückstände und ohne Schmerzen zu verursachen entfernen. Gleichzeitig
kommt es zu einer Volumenverkleinerung, wodurch die Kontaktfläche zwischen
Wundauflage und Haut verringert und ein Ablösen der entsprechenden
Wundauflage unterstützt wird.

Das bedeutet in der Anwendung, dass sich das Material durch Körperwärme
verändert und klebt dadurch. Durch Auflegen eines Kühlakkus kristallisiert
das Material wieder und haftet dadurch nicht mehr an der Haut. Das
Material tritt dabei nicht in die Wunde ein. Geeignet ist diese
Wundauflage daher vor allem bei Verbrennungen oder bei allergischer,
empfindlicher Haut bzw. infizierten Wunden, da Hautverletzungen oder
-ablösungen vermieden werden. Auch bei der stationären Wundbehandlung von
Patienten oder bei großen Wunden ist eine solche Wundauflage ideal, da
keine Haftmittel zurückbleiben und das Haftmittel zudem eine exzellente
Biokompatibilität aufweist.

Die Erfindung wurde zum Patent angemeldet (WO2023/134899A1). Die
Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH unterstützt die Wissenschaftler der
Universität Freiburg und die Baden-Württemberg Stiftung bei der
Patentierung und Vermarktung der aktuellen Entwicklung. TLB ist mit der
Verwertung dieser zukunftsweisenden Technologie beauftragt und bietet
Herstellern von Wundmaterialien Möglichkeiten der Lizenzierung, Kauf des
Patents oder Kooperationen in der Weiterentwicklung.

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EHA 2024: Berichte der Expert:innen aus dem Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. (KML) sind jetzt online!

Heute Mittag endete im sonnigen Madrid der diesjährige Kongress der
European Hematology Association (EHA 2024). Neun anerkannte Expertinnen
und Experten haben im Auftrag des KML die wichtigsten hämatologischen
Highlights dieses Kongresses zusammengestellt. Erstmals berichtet das KML
mit einem Leukämie SPECIAL auch über myeloische Leukämieerkrankungen. Die
Kongressberichte finden Sie im KML-Kongressportal unter
<https://lymphome.de/eha2024>.

In der Reihe "LymphomKompetenz KOMPAKT" berichten neun ausgewiesene
Expertinnen und Experten für das Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. (KML)
vom diesjährigen Jahreskongress der European Hematology Association
(EHA2024). Für dieses Meeting, das als hybride Veranstaltung in Madrid
stattgefunden hat, haben sich rund 20.000 Ärztinnen und Ärzte aus Europa
und aller Welt registriert. Im Mittelpunkt der prägnanten Videoberichte
stehen aktuelle Forschungsergebnisse und neue Standards der klinischen
Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Lymphom- und
Leukämieerkrankungen.

Diese Beiträge finden Sie im KML-Videoportal unter:
<https://lymphome.de/eha2024>

• Grußwort & Kongresshighlights | M. Hallek, Köln
• Chronische lymphatische Leukämie (CLL) | B. Eichhorst, Köln
• Morbus Waldenström (WM) & Marginalzonen-Lymphom (MZL) | C. Buske, Ulm
• Follikuläres Lymphom (FL) | K. Hübel, Köln
• Mantelzell-Lymphom (MCL) | M. Dreyling, München
• Diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) | B. Chapuy, Berlin
• Hodgkin Lymphom (HL) | P. Borchmann, Köln
• Multiples Myelom (MM) | K. Weisel, Hamburg
• ZNS-Lymphome | E. Schorb, Freiburg
• Leukämie SPECIAL | L. Frenzel, Köln

Sie haben Fragen an unsere Experten? Schreiben Sie an:
<Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.>. Gern leiten wir Ihre Fragen weiter.

Sponsoren dieses Events: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Amgen GmbH,
AstraZeneca GmbH, Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, GlaxoSmithKline
GmbH & Co. KG, Hexal AG, MSD Sharp & Dohme GmbH. Die Firmen haben keinen
Einfluss auf die Inhalte. Die Höhe der Zuwendungen kann der Seite
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