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Blutdruckkontrolle – für wen ist sie wichtig

Blutdruckkontrolle Symbolbild
Blutdruckkontrolle Symbolbild

Blutdruckkontrolle ist eine wichtige Maßnahme, um ein gesundes und vitales Leben zu führen. Sie ist ein zentraler Bestandteil einer gesunden Lebensweise und kann helfen, schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen zu vermeiden. Jeder, sollte seinen Blutdruck im Blick behalten, aber für einige Zielgruppen.

Blutdruckkontrolle ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Aber was genau ist Blutdruck und wie wird er gemessen?

Der Blutdruck gibt an, mit welchem Druck das Blut durch die Arterien fließt. Gemessen wird er in zwei Werten: dem systolischen und dem diastolischen Wert. Der systolische Wert zeigt den höheren Druck während des Herzschlags an, während der diastolische Wert den niedrigeren Druck zwischen den Herzschlägen misst.

Es gibt kompakte digitale Blutdruckmessgeräte für zuhause, die für jeden erschwinglich sind. Um den Blutdruck zu messen, wird eine Manschette am Oberarm aufgepumpt und langsam wieder entleert, während ein Stethoskop am Ellenbogen die Geräusche des Blutes registriert. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks ist wichtig, um mögliche Risiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfälle frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Wer bereits eine Blutdruckanomalie hat, sollte seine Werte auf jeden Fall regelmäßig selbst kontrollieren.

Für wen ist eine Blutdruckkontrolle besonders wichtig?

Eine regelmäßige Blutdruckkontrolle ist besonders wichtig für Menschen, die bereits an Bluthochdruck leiden. Aber auch Menschen mit einem familiären Risiko für Bluthochdruck sollten ihre Blutdruckwerte regelmäßig checken.

Weiterhin ist eine Blutdruckkontrolle bei älteren Menschen sowie bei Personen mit Übergewicht oder Diabetes empfehlenswert. Auch Frauen während der Schwangerschaft sollten ihren Blutdruck im Auge behalten, da ein hoher Blutdruck in der Schwangerschaft zu Komplikationen führen kann.

Wie kann man den eigenen Blutdruck kontrollieren und verbessern?

Um den eigenen Blutdruck zu kontrollieren und verbessern, gibt es einige Maßnahmen, die man ergreifen kann. Für die Kontrolle kann ein Messegerät angeschafft werden. Die Werte in Form eines Tagebuchs zu notieren, bietet sich an. Auch Apps können hier hilfreich sein und leiten die Werte auf Wunsch ggf. direkt an den Arzt weiter.

Die Optimierung des Blutdrucks ist da schon herausfordernder. Eine gesunde Ernährung mit wenig Salz und Fett sowie ausreichend Bewegung sind hierbei besonders wichtig. Auch das Vermeiden von Stress und ausreichender Schlaf können dazu beitragen, den Blutdruck zu optimieren. Bewegung und frische Luft helfen ebenfalls.

Durch eine bewusste Lebensweise und gezielte Maßnahmen kann jeder dazu beitragen, seinen Blutdruck auf einem gesunden Niveau zu halten und somit langfristig seine Gesundheit zu fördern.

Warum ist eine regelmäßige Blutdruckkontrolle wichtig?

Eine regelmäßige Blutdruckkontrolle ist von großer Bedeutung, um mögliche gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen und zu behandeln und vor allem, bestehende Probleme unter Kontrolle zu haben.

Ein hoher Blutdruck, auch Hypertonie genannt, kann zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen führen. Besonders Menschen mit bereits bestehenden Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes oder familiärer Vorbelastung sollten ihre Blutdruckwerte im Auge behalten. Aber auch für alle anderen Personen ist eine regelmäßige Kontrolle sinnvoll, um eventuelle Veränderungen frühzeitig feststellen zu können und rechtzeitig reagieren zu können.

Eine einfache Möglichkeit der Kontrolle bietet das Messen des Blutdrucks zuhause oder in der Apotheke. Mit einer regelmäßigen Blutdruckkontrolle kann somit das Risiko schwerwiegender Erkrankungen minimiert werden.

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Hirnstamm-Screening bei Schlaganfall-Patienten - Mit Ultraschall frühzeitig Post-Stroke-Depressionen erkennen

Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen eines Schlaganfalls.
Bisher konnte man nicht sicher voraussagen, welche Patientinnen oder
Patienten eine sogenannte Post-Stroke-Depression entwickeln werden. Jetzt
zeigt die prospektive Studie „PROMoSD“, dass Veränderungen am Hirnstamm
ein Biomarker dafür sein könnten. Die Deutsche Gesellschaft für
Ultraschall in der Medizin (DEGUM) begrüßt diese vielversprechenden
Erkenntnisse. Im Rahmen eines Hirnstamm-Ultraschalls könnten
Risikopatienten in Zukunft frühzeitig erkannt und behandelt werden. Das
schonende Verfahren ist leicht durchzuführen, flächendeckend verfügbar und
kostengünstig.

Neueste Ultraschall-Untersuchungen zeigen, dass bei etwa jeder/m vierten
Schlaganfall-Patientin und -Patienten die sogenannten mesenzephale Raphe-
Kerne des Gehirns strukturell verändert sind. „In dieser Region des
Hirnstamms zeigen sich auch bei Menschen mit einer unipolaren Depression
Anomalien“, weiß Professor Dr. med. Christos Krogias, Leiter der DEGUM-
Sektion Neurologie und Chefarzt der Klinik für Neurologie am Evangelischen
Krankenhaus Herne. „Damit haben wir einen evidenten Hinweis auf einen
Zusammenhang zwischen der Hirnstamm-Veränderung und der Entwicklung einer
Post-Stroke-Depression.“ Diese Erkenntnis könnte wegweisend für die
Prävention von Depressionen bei Schlaganfall-Betroffenen sein. Auf der
European Stroke Organisation Conference in München im Mai 2023 haben er
und sein Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum erste Ergebnisse
ihrer, zu diesem Thema weltweit ersten prospektiven Studie PROMoSD
vorgestellt.1 Dabei spielt der transkranielle Ultraschall am Hirnstamm
eine entscheidende Rolle.

Raphe-Kerne des Hirnstamms als potenzieller Biomarker für Depression
Bei fast 70 Prozent aller untersuchten Menschen mit Depressionen zeigt
sich, dass die Raphe-Kerne im Hirnstamm Veränderungen aufweisen.2 Auch bei
Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Huntington oder
Morbus Parkinson mit diagnostizierter Depression wurde diese anatomische
Auffälligkeit inzwischen nachgewiesen.3 Die Beobachtungen legen nahe, dass
es eine physiogenetische Veranlagung für Depressionen in diesem Areal zu
geben scheint. Der transkranielle Ultraschall (TCS), eine recht neue
Neuroimaging-Methode, hat diese Erkenntnisse möglich gemacht. „Moderne
TCS-Geräte können die Gehirnstruktur inzwischen teilweise hochauflösender
darstellen als ein MRT“, erklärt Krogias. „So zeigen beispielsweise die
Raphe-Kerne bei vielen Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen und
Depressionen eine geringere Echogenität – also weniger
Schallwellenreflexion – als bei gesunden Menschen, was auf eine
Strukturveränderung hinweist“, führt Krogias aus. „Für PROMoSD haben wir
bewusst diese Methodik gewählt. Sie ermöglicht uns, Veränderungen der
Raphe-Region sichtbar zu machen. Dadurch können wir Rückschlüsse auf die
Entwicklung einer Depression nach einem Schlaganfall ziehen.“ Die Studie
könnte dazu beitragen, eine Post-Stroke-Depression künftig besser
vorherzusagen. Ein wichtiges Forschungsgebiet, denn: jeder Dritte leidet
nach einem Schlaganfall unter Depressionen, was diese zur häufigsten
nicht-motorischen Komplikation macht.

Nach Schlaganfall Gefäße und Hirnstamm screenen
„Unsere Studie gibt einen klaren Hinweis darauf, dass Veränderungen der
Raphe-Kerne einen eigenständigen Risikofaktor für eine Post-Stroke-
Depression darstellen. So zeigen unsere vorläufigen Ergebnisse, dass das
Vorhandensein dieser Veränderungen die Chancen auf eine Post-Stroke-
Depression um das 6-fache erhöht“, so Dr. med. Daniel Richter, Erstautor
der PROMoSD-Studie. „Bestätigen sich die bisherigen Ergebnisse nach
Studienabschluss, wäre eine standardisierte Ultraschalluntersuchung des
Hirnstamms nach einem Schlaganfall absolut empfehlenswert, um
Risikopatientinnen und -patienten frühzeitig zu identifizieren.“ Der
Neurologe weist darauf hin, dass dies eine schnell durchführbare Ergänzung
zum bisher üblichen Gefäß-Screening per Ultraschall wäre. Sei eine
Hirnstamm-Anomalie gegeben, könnten Betroffene gezielter präventiv betreut
werden. Engmaschige Kontrolluntersuchungen und gegebenenfalls eine
medikamentös oder psychotherapeutisch Behandlung könnten die Depression
abmildern oder gar verhindern. Das würde die Lebensqualität und -erwartung
der Patientinnen und Patienten deutlich verbessern.

„TCS wird künftig noch eine größere Rolle in der psychiatrischen und
neurologischen Diagnostik spielen“, prophezeit Krogias. Die bisherige
Studienlage sei vielversprechend – auch was psychiatrische Erkrankungen
wie unipolare und reaktive Depression betreffe. „Ein großer Vorteil ist,
dass TCS schnell verfügbar, kostengünstig und ohne Nebenwirkungen
durchführbar ist.“ Zur Anwendung reiche bereits eine DEGUM Stufe
I-Zertifizierung, bei der die Hirnstamm-Sonografie im Curriculum gelehrt
wird.

Informationen zur PROMoSD-Studie:
Die PROMoSD-Studie wurde in Kooperation der von Professor Dr. Ralf Gold
geleiteten neurologischen Universitätsklinik im St.-Josef-Hospital Bochum
und des von Professor Dr. Georg Juckel geleiteten psychiatrischen LWL-
Universitätsklinikums Bochum durchgeführt und von der medizinischen
Fakultät der Ruhr-Universität Bochum gefördert.

Literatur:
[1] Richter, D., Ebert, A., Mazul-Wach, L. et al. Prognostic markers of
post-stroke depression (PROMoSD): study protocol of a prospective single-
center observational study on raphe hypoechogenicity as a predictor of
post-stroke depression. Neurol. Res. Pract. 4, 59 (2022).
https://doi.org/10.1186/s42466-022-00225-5
[2] Milija D. Mijajlovic, Transcranial Sonography In Depression.
https://doi.org/10.1016/S0074-7742(10)90018-4
[3] Krogias C., Transcranial Sonography Findings in Depression in
Association
With Psychiatric and Neurologic Diseases: A Review, J Neuroimaging
2016;26:257-263.
DOI: 10.1111/jon.12328

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Praxen besser vernetzen - Neu an der UDE/am UK Essen: Michael Pentzek

Läuft’s gesundheitlich schlecht, sind Hausarztpraxen oft erste
Anlaufstelle. Dr. Michael Pentzek, neuer Professor für
Primärversorgungsforschung an der Medizinischen Fakultät der Universität
Duisburg-Essen (UDE), möchte die Forschung in und mit den Praxen stärken.
Aktuell koordiniert er am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) den Aufbau
eines NRW-weiten hausärztlichen Forschungspraxennetzes. Zudem erforscht er
die hausärztliche Erkennung und Versorgung chronischer Erkrankungen.

Forschungspraxennetze wie das in NRW, kurz: HAFO.NRW, ermöglichen
Hausärzt:innen nicht nur den Austausch mit Fachkolleg:innen, sondern auch
mit allgemeinmedizinischen Universitätsinstituten. Das bietet die Chance,
Untersuchungen auf den großen Bereich der ambulant versorgten
Patient:innen auszuweiten und aktuelle Forschungserkenntnisse direkt in
die alltägliche Versorgung zu integrieren. Diese Netze bestehen schon in
mehreren Bundesländern, gefördert werden sie vom
Bundesforschungsministerium (BMBF). In NRW beteiligen sich am
Forschungspraxennetz HAFO.NRW aktuell acht allgemeinmedizinische
Universitätsinstitute für Allgemeinmedizin.

Professor Pentzek untersucht für den Aufbau und die Koordination von
HAFO.NRW unter anderem die Forschungskonzepte von Hausärzt:innen und
Medizinischen Fachangestellten. Auch weitere allgemeinmedizinische
Grundlagen erforscht er: „Mich interessiert, wie die Nähe in der Beziehung
zwischen Patient:in und Ärzt:in aussieht, wie Entscheidungen gemeinsam
gefunden werden und welche Wirkung eine kontinuierliche Versorgung hat“,
erklärt der Psychologe. Inhaltlich widmet sich der 47-Jährige chronischen
Erkrankungen wie Demenz und Diabetes sowie ihrer ambulanten Versorgung.
„Ich werde mich insbesondere beim Ausbau der demenzbezogenen
Versorgungsforschung in Essen einbringen, bin aber auch an anderen
klinischen Fragen der Primärversorgung interessiert.“

Wie wichtig das kognitive und seelische Befinden von Menschen ist,
interessierte ihn schon in seinem Psychologie-Studium (1996-2002) an den
Unis Trier und Düsseldorf. Seine Diplomarbeit schrieb er über
Geruchsstörungen bei Patient:innen mit Alzheimer Demenz und Depressionen,
in seiner Promotion (2009) beschäftigte er sich mit der Diagnostik von
Demenzen in Hausarztpraxen. Seine Forschung an der Uni Düsseldorf
verfolgte er am Institut für Allgemeinmedizin (2002-2012) und am Institut
für Medizinische Psychologie (2005-2007), von 2012 bis 2023 war er
Gesamtkoordinator der Forschung am Institut für Allgemeinmedizin. Vor
seiner UDE-Berufung hatte er die Professur für Klinische und Grundlagen-
bezogene Forschung in der Primärversorgung an der Uni Witten/Herdecke
inne.

Hinweis für die Redaktion:
Ein Foto von Prof. Dr. Michael Pentzek (© UDE / Fabian Strauch) stellen
wir Ihnen für die Berichterstattung als Download zur Verfügung:

https://www.uni-due.de/imperia/md/images/pool-ps/personen/pentzek-
michael-2023-015-c-fabian-strauch.jpg


Weitere Informationen:
Hausärztliches Forschungspraxennetz NRW:
www.hafo.nrw
https://desam.de/forschungspraxennetze

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Stichwort „menschlich“: Intensive Patientenbetreuung und Teamarbeit auf Augenhöhe: in der Radioonkologie fest verankert

Als Technikfach kämpft die Strahlentherapie gegen das Vorurteil der
„Maschinenmedizin“. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Technologische
Innovationen schaffen den Radiokonkologinnen und -onkologen Freiräume für
die individuelle Beratung und Betreuung der Krebspatientinnen und
-patienten, ebenso wie neue Konzepte zur interprofessionellen
Aufgabenverteilung. Wichtig ist darüber hinaus, dass genügend Nachwuchs in
das Fach kommt – die AG Junge DEGRO liefert hier wichtigen Input für die
Verbesserung der Weiterbildung.

Patientenpartizipation bedeutet, dass die Patientinnen und Patienten
befähigt werden, zusammen mit den Behandlern eine informierte
Therapieentscheidung zu treffen. Dabei geht es sogar um mehr als „nur“ um
die Entscheidung für den individuell besten Therapieweg, der sich optimal
in die persönliche Lebenssituation der/des Betroffenen einfügt und
Kriterien wie Therapieziel, Nebenwirkungsprofil, wahrscheinliches
Therapieergebnis und Outcome berücksichtigt. „Aus Studien wissen wir, dass
Patientinnen und Patienten, die informiert sind, ein besseres Outcome
haben, das gilt insbesondere für Krebspatientinnen und -patienten“,
erläutert Professor Dirk Vordermark, Halle, Präsident des 29. Kongresses
der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie.

Wie der Experte herausstellt, ist es daher wichtig, die Betroffenen in die
Lage zu versetzen, selbst-bestimmt Therapieentscheidungen treffen zu
können. „Gerade in der Radioonkologie hat das Gespräch mit Patientinnen
und Patienten einen hohen Stellenwert – und das, obwohl wir als technik-
affines Fach immer wieder mit dem Vorurteil der ‚entmenschlichten
Maschinenmedizin‘ kämpfen müssen.“ Dabei seien es gerade technische
Innovationen, die mehr Freiräume für umfassende Beratungsgespräche
schaffen.

Eine Patientenumfrage aus München, deren Ergebnisse auf dem DEGRO-Kongress
präsentiert werden, untersuchte den Status quo des „Aufklärungsgrads“ und
die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten mit der Beratung [1].
Insgesamt wurden 22 Fragen zur Bewertung der Auswirkungen einer
Krebsdiagnose auf die Gesundheitskompetenz, die gemeinsame
Entscheidungsfindung, die Kontrolle der Patientinnen und Patienten über
ihre Behandlung und die Kommunikation mit dem Fachpersonal gestellt.
Erfreulich war: Insgesamt fühlen sich die meisten Patientinnen und
Patienten ausreichend über ihre Krankheit und den Behandlungsverlauf
informiert. Allerdings gab es auch einen signifikanten Anteil der
Befragten, die sich nicht gut über ihre Erkrankung (18,1 %) und/oder die
Behandlung (14,0 %) informiert fühlen, darunter waren insbesondere
Betroffene mit Hochrisikotumoren. „Das ist eine wichtige Umfrage, denn sie
illustriert, dass wir Krebsmedizinerinnen und -mediziner noch intensiver
beraten und aufklären und im klinischen Alltag mehr Zeit dafür aufwenden
müssen“, so das Fazit von Prof. Vordermark.

Doch wie schafft man dafür Freiräume? „In der Radioonkologie bewahrheitet
sich gewissermaßen der alte Slogan der Autoindustrie ‚Vorsprung durch
Technik‘“, so der Kongresspräsident. Berechnungen des Zielvolumens und die
Strahlendosisverteilung mussten früher zeitaufwendig „per Hand“ berechnet
werden, heute wird dafür moderne Software eingesetzt. Selbst die
Bildauswertung erfolge heute KI-gestützt. „Darüber hinaus werden auch
Konzepte durchgespielt, wie eine verbesserte interprofessionelle
Aufgabenverteilung zum Wohle der Patientinnen und Patienten eingesetzt
werden kann, um mehr Zeitressourcen für die wichtigen Beratungsgespräche
zu schaffen “, so Vordermark.

Eine Arbeitsgruppe aus Hamburg und Osnabrück [2] thematisiert auf dem
Kongress die Frage, in-wieweit die sog. adaptive Strahlentherapie, die KI-
gestützt funktioniert, von Medizinischen Technologinnen/Technologen für
Radiologie (MTR) durchgeführt werden kann, und startete ein Pilotprojekt.
Fazit der Autorinnen und Autoren: „Kernaufgabe der Strahlentherapeutinnen
und -therapeuten ist die Festlegung des individuellen Behandlungskonzepts
sowie die Überwachung von Therapieerfolg und Nebenwirkungen. Die
Entkopplung von Absicht und Umsetzung bedeutet, dass adaptive
Planänderungen keine Änderung der ärztlichen Behandlungsabsicht
darstellen, sondern deren optimaler Umsetzung dienen.“

Wie der Kongresspräsident ausführt, ist die Teamarbeit auf Augenhöhe seit
Langem fest in der Radioonkologie verankert. Eine weitere wesentliche
Voraussetzung für die umfassende Beratung und Betreuung von Patientinnen
und Patienten ist aber natürlich auch, dass sich ausreichend viele junge
Ärztinnen und Ärzte für das Fach Radioonkologie entscheiden. Die AG Junge
DEGRO liefert hier wichtigen Input, um zur Verbesserung der Weiterbildung
beizutragen und somit die Attraktivität des Fachs weiter zu erhöhen.
Aufschlussreich ist eine aktuelle Umfrage der Sektion Weiterbildung der AG
Junge DEGRO [3] zur aktuellen Situation der Weiterbildung von Ärztinnen
und Ärzten in der Radioonkologie, deren Ergebnisse auf dem Kongress in
Kassel vorgestellt werden. Interessant war: Neben strukturierten
Weiterbildungsgesprächen mit den Weiterbildungsbeauftragten wünschten sich
die Befragten auch die Teilnahme an Tumorboards, Evaluationsgespräche mit
Vorgesetzten und klinikinterne Leitlinien. Bemängelt wurde insgesamt eine
Heterogenität der angewandten Lehrmethoden und 89 Prozent der Befragten
wünschten sich daher ein bundesweit einheitliches sowie verpflichtendes
Curriculum für die Weiterbildung. „Die DEGRO wird hier ihre Hausaufgaben
machen, um den radioonkologischen Nachwuchs noch besser zu fördern“,
versprechen Prof. Vordermark und die Pressesprecherin der DEGRO, Prof.
Stephanie Combs.

Literatur
[1] Marco M.E. Vogel, Carmen Kessel, Stephanie E. Combs. [VS05-1-jD]
Patient Empowerment – der nächste Schritt zur personalisierten
Krebstherapie? Umfrage in einem deutschen Onkologischen Zentrum.
[2] Matthias Kretschmer, Klaus Brinkmann, Thomas Schneider et al. [P17-4]
Adaptive RT nur durch Ärzte? – Gestaltung von MTR-Weiterbildung für die
Adaptivtherapie mit dem ETHOS System.
[3] Daniel Fleischmann, Marcel Büttner, Michael Oertel et al. [P21-7-jD]
Aktuelle Situation der Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten in der
Radioonkologie – eine Umfrage der Sektion Weiterbildung der AG Junge
DEGRO.

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