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Master-Studiengang Gesundheit und Diversity in der Arbeit reakkreditiert

Bundesweit einzigartiger Studiengang bietet nun Wahlmöglichkeiten in den
Schwerpunkten Sozialraum, Kulturelle Diversität, Inklusion und Pflege

In Organisationen arbeiten Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts
mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, ungleichen
gesundheitlichen Voraussetzungen und in oft grundsätzlich verschiedenen
Lebensphasen mit jeweils anderen Anforderungen. Von den Betrieben
verlangen diese bunten Belegschaften Flexibilität und Rahmenbedingungen,
die es erlauben, Leistungsanforderungen mit individuellen Bedürfnissen in
Übereinstimmung zu bringen und die Beschäftigten gesund und leistungsfähig
zu halten. Um das zu bewerkstelligen bedarf es Menschen, die dazu
ausgebildet sind, die oft gegensätzlichen Ansprüche zu koordinieren und
erfolgreich zu kommunizieren. „Diese Fachkräfte möchten wir in unserem
Master-Studiengang Gesundheit und Diversity in der Arbeit ausbilden“,
erläutert Prof.in Dr.in Gudrun Faller, Professorin für Kommunikation und
Intervention im Kontext von Gesundheit und Arbeit und Prodekanin des
Department of Community Health an der Hochschule für Gesundheit (HS
Gesundheit) in Bochum. Der Studiengang wurde nun vom Akkreditierungsrat
für acht Jahre reakkreditert und kann in Voll- und Teilzeit studiert
werden.

„Arbeit ist ein zentraler menschlicher Lebensbereich, und die Art, wie
Arbeitsbedingungen gestaltet sind, hat unmittelbare Auswirkungen auf
Gesundheit und Wohlbefinden“, erläutert Gudrun Faller. „Gleichzeitig wird
die Arbeitswelt immer vielfältiger, und es braucht mehr denn je
Expert*innen, die in der Lage sind, gemeinsam mit Betrieben und
Organisationen geeignete Konzepte für Gesundheit und Diversität zu
konzipieren, zu implementieren und weiterzuentwickeln. Aufgrund der
ständigen Veränderungen in Gesellschaft und Arbeit ist es zudem
entscheidend, diese Expert*innen in die Lage zu versetzen, sich und die
eigenen fachlichen Kompetenzen nach Abschluss des Studiums selbstständig
weiter zu entwickeln.“ Dazu haben die Verantwortlichen den Studiengang,
der in dieser Form in Deutschland einmalig ist, vor der Reakkreditierung
weiter optimiert. Die wichtigste Änderung dabei ist, dass die Studierenden
nun über mehr Wahlmöglichkeiten verfügen. Gudrun Faller: „Das bedeutet,
dass sie ihr Studiengangsprofil stärker nach ihren eigenen Interessen
gestalten können. Beispielsweise können sie Schwerpunkte in den Bereichen
Sozialraum, aber auch Kulturelle Diversität, Inklusion oder Pflege setzen.
Dadurch bietet der Studiengang nun noch mehr Anknüpfungspunkte und
Weiterentwicklungsmöglichkeiten für die Absolvent*innen unserer
verschiedenen Bachelorstudiengänge.“

Beibehalten wird hingegen das doppelte Angebot des Studiengangs in Form
eines Vollzeit- und Teilzeitmasters. „Beide Optionen wurden in der
Vergangenheit rege nachgefragt. Das zeigt uns, dass auf Seiten der
Studierenden ein Bedarf besteht, das Studium nach eigenen Vorstellungen zu
gestalten und es mit der eigenen Lebenssituation in Beruf und Familie in
Übereinstimmung zu bringen. Dem kommen wir mit unseren Angeboten nach“, so
Gudrun Faller.

Studiengang soll Fachkräftemangel entgegenwirken
„Viele Unternehmen und Organisationen erleben in ihren Branchen gerade
einen gravierenden Fachkräftemangel und stellen sich die Frage, wie sie
zusätzliche Arbeitskräfte gewinnen können. Aus unserer Sicht ist es für
sie wichtig, den Bedarfen vielfältiger Beschäftigtengruppen nachzukommen.
Nur so ist es möglich, sie gesund und motiviert an der Arbeit teilhaben zu
lassen“, sagt Gudrun Faller. Die Studierenden werden im Studium deshalb
darauf vorbereitet, vielfalts- und gesundheitsorientierte Konzepte
gemeinsam mit Betrieben und außerbetrieblichen Organisationen zu
entwickeln, in den Betrieben zu implementieren und weiterzuentwickeln. Das
lernen die Studierenden nicht nur theoretisch, sondern auch im Hinblick
auf die praktische Umsetzung und Bewältigung der damit verbundenen
alltäglichen Herausforderungen. Das Konzept der gleichzeitigen
Berücksichtigung von Gesundheit und Diversität im Kontext Arbeit ist als
Studiengang in Deutschland einzigartig und kann nun wieder und weiterhin
in Bochum studiert werden.

„Wir freuen uns, dass mit der Beschlussfassung im Akkreditierungsrat am
27. Juni nun auch der letzte Schritt in einem arbeitsreichen
Akkreditierungsverfahren erfolgreich gegangen wurde“, sagt Prof. Dr.
Michael Wessels, Dekan des Department of Community Health. „Wir sind stolz
darauf, dass wir die Akkreditierung wieder ohne Auflagen erreicht haben.
Damit haben Bewerber*innen nun die Sicherheit, dass sie sich bei uns in
ein hochwertiges und wissenschaftlich fundiertes Masterprogramm
einschreiben. Die Absolvent*innen des Studiengangs werden sehr gute
Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt haben und in einem Tätigkeitsfeld
arbeiten dürfen, das nie langweilig wird.“

Kein NC-Verfahren für Vollzeit-Studiengang notwendig
Für ein Studium der Vollzeit-Variante des Studiengangs ist kein NC-
Verfahren notwendig, lediglich die Zeitzeit-Variante ist derzeit mit einem
Numerus clausus belegt. „Auch bei den fachlichen Voraussetzungen sind wir
relativ offen, weil wir finden, dass alle in einem vorausgehenden
Studiengang erworbenen Kompetenzen eine wertvolle Ressource bieten, die
wir in unserem Master weiterentwickeln und ergänzen wollen. Als
Vertreter*innen der neuen Disziplin ‚Community Health‘ verstehen wir uns
als neuronales Netz, das aus vielen disziplinären Zellen besteht, die in
ihrem Zusammenwirken ein intelligentes und leistungsfähiges Ganzes
bilden“, so Gudrun Faller.

Über die Hochschule für Gesundheit in Bochum:
Die Hochschule für Gesundheit in Bochum hat den ambitionierten Anspruch,
die führende Bildungseinrichtung für Gesundheit in Deutschland zu sein.
2009 mit fünf Studiengängen gestartet, studieren heute über 1.800
Studierende in vielfältigen und innovativen Bachelor- und Masterprogrammen
an unserer Hochschule. Ob sie in unseren Studiengängen die Qualität der
gesundheitlichen Versorgung verbessern, den gerechten Zugang zu Gesundheit
für vielfältige Gruppen sicherstellen oder Konzepte entwickeln, wie sie
mit knappen Ressourcen im Bereich Gesundheit wirtschaftlich und
nutzbringend umgehen. Es geht uns immer darum, einen Beitrag zur
Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung der Menschen zu leisten.
Unser Studienangebot schließt aktuelle Themen wie Digitalisierung im
Gesundheitssektor, Nachhaltigkeit und Diversität aktiv mit ein.
Fachspezifisch geprägte Skills-Labs zum berufspraktischen Kompetenzerwerb,
Computerräume sowie Kommunikations- und Bewegungslabore sorgen für
hervorragende Studienbedingungen. Zudem bieten zahlreiche Kooperationen
mit unterschiedlichen Einrichtungen der Versorgungspraxis ideale
Bedingungen für praktische Studienphasen im In- und Ausland.
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Pressekontakt: Hochschule für Gesundheit - University of Applied Sciences,
Gesundheitscampus 8, 44801 Bochum, Jan Vestweber, Pressesprecher, T +49
234 77727 - 353, Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Web: www.hs-
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Kommentar zur neuen Krankenhausreform

Gestern haben sich die Bundesregierung und die Länder auf Eckpunkte bei
der Krankenhausreform geeignet. Dr. Andreas Beivers, Professor für
Gesundheitsökonomie an der Hochschule Fresenius in München, ordnet die
Ergebnisse der Gespräche ein.

Es war ein langes und zähes Ringen zwischen Bund und Ländern, doch nun ist
scheinbar die Einigung erreicht, auch wenn der formale
Gesetzgebungsprozess erst nach der Sommerpause, sprich im Herbst beginnt.
Im Kern beabsichtigt die Reform drei zentrale Ziele: Gewährleistung von
Versorgungssicherheit (Daseinsvorsorge), Sicherung und Steigerung der
Behandlungsqualität sowie Entbürokratisierung, wie das Eckpunktepapier vom
10. Juli 2023 selbst attestiert.

Die Fallpauschalen werden in ihrer Bedeutung deutlich gestutzt

Im Detail: Als äußerst positiv ist anzumerken, dass sich Bund und Länder
nun auf den grundlegenden Modus Operandi der zukünftigen
Krankenhausfinanzierung geeinigt haben: Die Fallpauschalen werden in ihrer
Bedeutung deutlich gestutzt, eine Vorhaltekostenfinanzierung der Kliniken
in Höhe von 60 Prozent soll kommen. Auch wenn dieser Prozentsatz aus
gesundheitsökonomischer Sicht als etwas zu hoch erscheint und die Gefahr
mit sich bringt, dass sich Mehrleistungen für Kliniken nicht mehr so
lohnen, sprich der Anreiz für Fleißige damit gedrosselt wird, ist dies ein
Schritt in die richtige Richtung. Ziel war es, die Kliniken aus dem
Hamsterrad, durch immer mehr Fälle ihre Kosten finanzieren zu können, zu
befreien. Das ist gelungen. Reduziert man aber Leistungsanreize zu stark,
besteht die Gefahr von Rationierung und Wartezeiten – wie wir es aus
staatlichen Gesundheitssystemen kennen.

Planungshoheit bleibt bei den Ländern

Gut ist, dass die Planungshoheit bei den Ländern verbleibt. Denn gerade in
der Pandemie hat man ja gesehen: Gesundheitsversorgung ist eine regionale
Aufgabe, die sich immer im Spannungsbogen zwischen sinnvollen,
bundeseinheitlichen Vorgaben auf der einen, und regionalen
Lösungskonzepten auf der anderen Seite bewegt.

Mangelnder Investitionskostenfinanzierung führt zu Insolvenzen

Schade ist, dass kein Bund-Länder-Durchbruch bei der Lösung der maroden
Investitionskostenfinanzierung der Kliniken gelungen ist. Im Grunde bleibt
hier vieles beim Alten, erweitert um einen Krankenhausstrukturfonds, den
es schon gibt. Wie auch die Prognosen des aktuellen Krankenhaus Rating
Reportes zeigen, sind viele deutsche Kliniken von Insolvenz bedroht – und
dies ist auch ein Grund mangelnder Investitionskostenfinanzierung, die in
den jeweiligen Bundesländern sehr heterogen ist. Dies gefährdet nicht nur
die Existenz vieler Krankenhäuser an sich, sondern kann auch zu einer
Verstärkung und Manifestation sozioökonomischer Versorgungsunterschiede in
Deutschland führen. Gerade in vermögenderen Bundesländern und Regionen
sind die Länder, aber auch einzelne Kommunen und Städte eher in der Lage
ihre Kliniken finanziell zu unterstützen und somit Insolvenzen abzuwenden.
In heute schon strukturschwachen Regionen mit hoher kommunaler
Überschuldung und ggfs. schlechterem Gesundheitszu-stand sowie geringerer
Lebenserwartung kann sich dies anders dar-stellen. Es wäre fatal, wenn ein
kalter Strukturwandel dazu führen würde, soziale Unterschiede – gerade
auch in der Gesundheitsversor-gung – zu vergrößern.

Als besonders positiv ist hervorzuheben, dass sich Bund und Länder nun auf
eine Konkretisierung der Aufgaben, der Rolle und der Finanzierung
sogenannter Ii-Kliniken einigen konnten. Diese sektorenübergreifenden
Versorger (sogg. Level Ii-Krankenhäuser) sind auch in Zukunft
Plankrankenhäuser, und werden auf solide finanzielle Füße gestellt.
Dadurch kann es zum ersten Mal seit Jahrzenten gelingen, die sektorale
Trennung des Gesundheitssystems zwischen ambulant und stationär zu
durchbrechen und gerade auch den Pflegefachberufen eine sehr attraktive
berufliche Perspektive zu bieten. Deren Rolle wurde nun durch den
folgenden Kompromiss gestärkt.

„Eine gute Hüfttransplantation folgt in Bayern keinen anderen Regeln und
Kriterien als in Berlin oder Bremen.“

Lobenswert ist auch, dass die Länder bei der Klassifikation ihrer Kliniken
– beispielsweise im Bereich der Fachkrankenhäuser, maßgebli-che
Mitspracherechte haben bzw. behalten. Dies schaff Flexibilität in den
Ländern und in der Versorgung vor Ort. Das ist zentral – dann die
Versorgung in den Regionen kann nicht aus Berlin vom Schreibtisch aus
geplant werden. Was aber bundeseinheitlich erfolgen sollte, sind Vorgaben
von Qualitätskriterien. Eine gute Hüfttransplantation folgt in Bayern
keinen anderen Regeln und Kriterien als in Berlin oder Bremen. Hier haben
Bund und Länder nun scheinbar gute und pragmatische Lösungen gefunden, die
auch anerkennen, dass Qualität nicht einfach zu messen ist und es
statistische Fallstricke gibt – und dennoch Datentransparenz hergestellt
werden kann, damit die Versorgung zum Wohle der Patientinnen und Patienten
besser wird.

Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Berlin, Düsseldorf,
Frankfurt am Main, Hamburg, Id-stein, Köln, München und Wiesbaden sowie
dem Studienzentrum in New York gehört mit über 18.000 Studierenden zu den
größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Sie
blickt auf eine 175-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius
Fresenius in Wiesbaden das „Chemische Laboratorium Fresenius“, das sich
von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbildung widme-te.
Seit 1971 ist die Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt über ein
sehr breites, vielfältiges Fächer-angebot und bietet in den Fachbereichen
Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie
Wirtschaft & Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie
berufsbegleitende und aus-bildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die
Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat instituti-onell
akkreditiert. Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere ihr
„breites und innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“,
„ihre Internationalität“ sowie ihr „überzeugend gestal-teter Praxisbezug“
vom Wissenschaftsrat gewürdigt. Weitere Informationen finden Sie auf
unserer Websi-te: www.hs-fresenius.de

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Herztod-Risiko bei jungen Menschen: Ärztinnen und Ärzte sollten auf diese Warnhinweise achten

Haus- und Allgemeinärzte können für Risikopatienten für plötzlichen
Herztod erste Anlaufstellen bei Gesundheitsproblemen sein und sind somit
Weichensteller für die Spezialversorgung

Der plötzliche Herztod ist mit jährlich über 65.000 Verstorbenen die
häufigste Todesursache außerhalb von Krankenhäusern in Deutschland. Bei
einem Großteil der Betroffenen bestand eine langjährige Erkrankung der
Herzkranzgefäße, die koronare Herzkrankheit (KHK). Weil die KHK als
häufigste Risikokrankheit des plötzlichen Herztods meistens erst bei
älteren Menschen konkret in Erscheinung tritt, nehmen viele Menschen den
plötzlichen Herztod und seine Ursachen eher als ein Problem des Alters
wahr. „Allerdings kommt es auch bei jungen sportlichen Menschen unter 40
Jahren – wenn auch selten – zu einem plötzlichen Herztod“, sagt
Herzspezialist Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Herzstiftung. Viele dieser Todesfälle in jungen Jahren ließen
sich vermeiden, wenn die Betroffenen und ihre Familien, etwa bei einer
erblichen Vorbelastung, über ihr Risiko für den „Sekundentod“ Bescheid
wüssten und sich in medizinischer Betreuung befänden. „Leider wissen nur
viele dieser betroffenen Familien nicht, dass auch sie sich untersuchen
lassen sollten. Für Angehörige von Betroffenen kann dieses Wissensdefizit
ebenfalls fatale Folge haben“, betont Prof. Dr. Silke Kauferstein,
Leiterin des Zentrums für plötzlichen Herztod und familiäre
Arrhythmiesyndrome am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums
Frankfurt am Main.

Aufklärungskampagne adressiert auch Ärztinnen und Ärzte
Mit der Initiative „Gemeinsam gegen den plötzlichen Herztod“ haben die
Deutsche Herzstiftung, das Zentrum für plötzlichen Herztod und familiäre
Arrhythmiesyndrome am Universitätsklinikum Frankfurt und die Sportmedizin
Saarbrücken/Universität des Saarlandes jetzt eine Aufklärungskampagne
gestartet. Sie machen auf Informationsangebote für Betroffene und auf
Spezialambulanzen mit Diagnose-, Therapie- und Präventionsangeboten unter
https://herzstiftung.de/junge-herzen-retten aufmerksam.
Adressaten der Kampagne sind darüber hinaus Haus- und Allgemeinärzte sowie
Internisten. Ziel ist es, auch sie für diese Patientengruppe und die
klassischen Vorboten eines plötzlichen Herztods zu sensibilisieren und
zugleich die Informationen darüber an ihre Patienten weiterzugeben. Die
Initiative bietet für Arztpraxen, Kliniken und Apotheken ein kostenfreies
Info-Paket mit Plakaten und Postkarten zur Auslage an. Es kann über die
Kampagnenseite im Internet, per Telefon unter 069 955128-400 oder per Mail
unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. (Stichwort: „Info-Paket gemeinsam gegen
plötzlichen Herztod“) bestellt werden.

Auf Warnsignale für ein Herztod-Risiko in jungen Jahren achten
In etwa 40 Prozent der Fälle sind die Betroffenen eines plötzlichen
Herztodes im Alter zwischen 15 und 65 Jahren. Im Alter von eins bis 40
Jahren kommt es schätzungsweise zu jährlich 1.000 bis 2.000 Todesfällen
durch plötzlichen Herztod in Deutschland – bei hoher Dunkelziffer. Prof.
Kauferstein und der Herzstiftungs-Vorsitzende Prof. Voigtländer fordern
deshalb mehr Aufklärung in der Bevölkerung – und auch unter
niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. „Der plötzliche Herztod bei jungen,
scheinbar gesunden Menschen erscheint zwar oft als das erste Anzeichen der
zugrundeliegenden Erkrankung am Herzen, weil diese lange ohne eindeutige
Beschwerden verlaufen können“, erläutert Prof. Kauferstein. „Allerdings
sehen wir bei unseren detaillierten Untersuchungen von plötzlichen
Herztodesfällen durchaus Warnsignale, die oftmals verkannt wurden.“
Medizinerinnen und Mediziner sollten daher auf die folgenden Warnsignale
achten:

- Kurze Bewusstlosigkeiten (Synkopen), besonders bei spezifischen
Auslösern wie Stress, schriller Wecker, sportlicher Belastung
- Krampfanfälle ohne eindeutig pathologische Befunde (z. B. Epilepsie)
einer Elektroenzephalographie (EEG)
- plötzliche ungeklärte Todesfälle in jungen Jahren in der Familie
- plötzlicher unerwarteter Tod im Wasser
- nicht erklärbarer Autounfall (auch bei bekannter Epilepsie)
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und/oder Herzschrittmacherpflichtigkeit
vor dem 50. Lebensjahr

„Wer beispielsweise ohne erkennbaren Grund einfach so auf dem Weg zum
Supermarkt in Ohnmacht fällt, sollte diesen Ohnmachtsanfall beim Arzt
abklären lassen“, betont Prof. Kauferstein im Herzstiftungs-Podcast zu
diesem Thema. Dieser ist zu hören unter https://herzstiftung.de/junge-
herzen-retten

„Aufgrund möglicher erblicher Komponenten, die diese lebensgefährlichen
Herzereignisse begünstigen, müssen wir potenzielle Risikogruppen – allen
voran Angehörige, die in der Familie bereits einen jungen Menschen mit
einem plötzlichen Herztod haben – für diese Thematik sensibilisieren“, so
Prof. Kauferstein. Denn das kann auch Geschwister oder die Eltern selbst
schützen.

Was führt am häufigsten zum plötzlichen Herztod im jungen Alter?
Ursachen des Herztodes im jungen Alter sind neben angeborenen Herzfehlern
sowie Veränderungen der Herzkranzgefäße (Koronaranomalien) und
Herzmuskelentzündung (Myokarditis) vor allem genetisch bedingte
Herzerkrankungen. Genvarianten zählen zu den häufigsten Ursachen des
plötzlichen Herztods im jungen Alter. Zugleich stellen sie einen großen
Anteil an plötzlichen Herztodesfällen, die trotz Obduktion ungeklärt
bleiben: immerhin 40 Prozent der Herztodesfälle bei den 1- bis
40-Jährigen. Diese Fälle werden auch „Sudden Arrhythmic Death Syndrome“
(SADS) genannt. Hinter SDAS können sich Genvarianten verbergen, die zu
elektrischen Herzerkrankungen, so genannten Ionenkanalerkrankungen, mit
Potenzial für bösartige Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern führen
(z. B. Long-QT- und Brugada-Syndrom, katecholaminerge polymorphe
ventrikuläre Tachykardie, kurz: CPVT). Andere Genvarianten können aber
auch zu strukturellen Veränderungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien)
führen wie beispielsweise der arrhythmogenen rechtsventrikulären
Kardiomyopathie (ARVC).

Familienangehörige potenzielle Risikopatienten: Untersuchungen können
schützen
Bei ungeklärten plötzlichen Herztodesfällen in jungen Jahren – hierzu
können auch der Tod im Schlaf oder der unerklärbare plötzliche Tod im
Wasser zählen – wird eine Untersuchung der Verstorbenen inklusive
postmortaler Gendiagnostik empfohlen. Auch die Untersuchung der
Angehörigen in direktem Verwandtschaftsverhältnis wird dringend empfohlen.
Die betroffenen Familien können sich dazu an eine eigens dafür
eingerichtete Spezialambulanz wenden, wo bei ihnen selbst eine
kardiologische und gegebenenfalls genetische Untersuchung im Hinblick auf
ein Risiko für einen plötzlichen Herztod erfolgt. Das Frankfurter Zentrum
für plötzlichen Herztod ist eine solche Anlaufstelle für Betroffene.
„Familienangehörige sind potenzielle Risikopatienten, weil die genetisch
bedingten Herzerkrankungen häufig mit einem 50-prozentigen Risiko für
Angehörige ersten Grades einhergehen, selbst Träger der Genveränderung zu
sein“, erklärt die Molekularbiologin Kauferstein. Eine kardiologische
Untersuchung dieser Verwandten ersten Grades „kann daher Hinweise
erbringen, die zur Prävention des plötzlichen Herztodes oder von anderen
lebensbedrohlichen Herzereignissen beitragen“. Denn viele dieser
Erkrankungen sind gut behandelbar bzw. es gibt Vorsichtsmaßnahmen.
(wi)

Info-Service

Aufklärungskampagne der Initiative „Gemeinsam gegen den plötzlichen
Herztod“
Zahlreiche Informationen für betroffene Familien, medizinische Fachkreise
und Interessierte bietet die Initiative „Gemeinsam gegen den plötzlichen
Herztod“ der Deutschen Herzstiftung, des Zentrums für plötzlichen Herztod
und familiäre Arrhythmiesyndrome und der Sportmedizin Saarbrücken auf der
Landing Page unter https://herzstiftung.de/junge-herzen-retten

Ärzte-Infopaket
Für Arztpraxen, Kliniken und Apotheken stellt die Initiative daher ein
kostenfreies Info-Paket mit Plakaten und Postkarten zur Auslage zur
Verfügung. Es kann per Telefon unter 069 955128-400 oder per Mail unter
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. (Stichwort: „Info-Paket gemeinsam gegen
plötzlichen Herztod“) bestellt werden.

Herzstiftungs-Podcast über den plötzlichen Herztod bei jungen Menschen:
Der Podcast „Herzstillstand bei Teenagern – Schicksal oder vermeidbar?“
mit der Molekularbiologin und Rechtsmedizinerin Prof. Dr. Silke
Kauferstein (Universitätsklinikum Frankfurt am Main) ist abrufbar unter
https://herzstiftung.de/service-und-aktuelles/podcasts/herzstillstand-
teenager

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Herzschwäche: Prognose mit Blick in die Augen?

Lässt sich der Verlauf einer Herzinsuffizienz anhand der Pupillengröße und
der Reaktion der Pupille auf einen Lichtreiz vorhersagen? Eine Studie
hierzu am Herzzentrum Brandenburg in Bernau unterstützt die Herzstiftung
mit rund 68.000 Euro

Augen sagen mehr als tausend Worte. Sie sind nicht nur Spiegel der Seele,
sondern lassen bisweilen den Zustand innerer Organe erkennen. Einige
Krankheiten wie etwa die Alzheimer-Krankheit, Morbus Parkinson,
Depressionen, Diabetes, Rheuma, Fettstoffwechselstörungen,
Schilddrüsenerkrankungen oder Bluthochdruck lassen sich auch mit einem
Blick in die Augen ablesen. Die Ärzte benutzen dazu ein so genanntes
Pupillometer. Es sieht aus wie eine kleine Kamera, die einen Lichtblitz
aussendet und daraufhin die Größe und die Reaktion der Pupille innerhalb
weniger Sekunden misst. Das Messverfahren nennt man Pupillometrie und
liefert Medizinern Hinweise zu bestimmten Erkrankungen.

Die Prognose einer Herzschwäche in den Augen sehen
Ob sich bei Patienten anhand der Augen auch der Verlauf einer Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) vorhersagen lässt, untersucht jetzt ein Team aus Ärzten
und Forschern am Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg,
Universitätsklinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg, in einer
umfassenden Studie. Die Forschungsarbeit mit dem Titel „Die Pupillometrie
zur Vorhersage von patientenrelevanten Endpunkten bei Patienten mit akuter
Herzinsuffizienz (PURE)” wird von der Deutschen Herzstiftung mit 68.120
Euro gefördert. „Die Herzinsuffizienz kann einen dramatischen Verlauf bis
hin zur notfallmäßigen Klinikeinweisung nehmen. Gefragt sind deshalb
innovative diagnostische Verfahren, die frühe Anzeichen einer solchen
Entgleisung der Herzschwäche erkennen lassen. Für neue Erkenntnisse auf
diesem Gebiet fördern wir deshalb die Studie am Herzzentrum Brandenburg“,
betont der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung, Prof. Dr.
Thomas Voigtländer.

Mithilfe einer Augenmessung Leben retten
Herzinsuffizienz ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen. In
Deutschland leiden rund vier Millionen Menschen an Herzschwäche. Das
Problem: „Bislang lässt sich schlecht vorhersagen, wie der Verlauf einer
Herzinsuffizienz ist. Manche Patienten sind unter der medikamentösen
Therapie lange stabil, andere jedoch erleiden nach kurzer Zeit einen
schweren Rückfall“, sagt Dr. Tanja Kücken, Oberärztin
Funktionsdiagnostik/Ultraschall im Herzzentrum Brandenburg in Bernau und
Studienleiterin. Fast eine halbe Million Menschen hierzulande muss
jährlich mit einer Entgleisung der Herzinsuffizienz, einer so genannten
akuten kardialen Dekompensation, als Notfall ins Krankenhaus. Die
Betroffenen leiden an lebensgefährlichen Wasseransammlungen in der Lunge,
an starker Kurzatmigkeit oder gar schwerer Atemnot (Infos:
https://herzstiftung.de/herzinsuffizienz-symptome). Rund 40.000 von ihnen
sterben. Weitere tödliche Gefahren sind Herzinfarkt oder Schlaganfall.
„Wenn wir mithilfe der Pupillometrie die Wahrscheinlichkeit für einen
schweren Krankheitsverlauf inklusive Herz-Kreislauf-Komplikationen
abschätzen könnten, würde man diese Patienten engmaschiger überwachen und
auf eine erneute Dekompensation rechtzeitiger reagieren können“, erklärt
Dr. Kücken.

Autonomes Nervensystem steuert Pupille und Herzschlag
Doch was haben die Augen mit dem Herzen zu tun? Die Augen, genauer gesagt
die Reaktion der Pupillen, werden vom so genannten autonomen Nervensystem
gesteuert. Dieses regelt alle unwillkürlichen Grundfunktionen im Körper
wie zum Beispiel die Atmung, Verdauung, den Blutdruck und Herzschlag. Bei
einer Herzinsuffizienz kommt das autonome Nervensystem jedoch im Laufe der
Erkrankung ins Ungleichgewicht. Es kompensiert nur noch eingeschränkt die
bei Herzinsuffizienz-Patienten erhöhte Herzfrequenz. Hält dieser Zustand
länger an, können weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten. Da das
autonome Nervensystem auch die Reaktion der Pupillen steuert, könnten
möglicherweise nahende schwerwiegende Folgen am Herzen an den Pupillen
abzulesen sein.

Japanische Forscher finden erste Indizien
Erste Hinweise dafür, dass ein Zusammenhang zwischen der Pupillenreaktion
auf einen Lichtreiz sowie der Pupillengröße und der Prognose für
Herzinsuffizienzpatienten besteht, haben japanische Wissenschaftler um Dr.
Kohei Nozaki vom Kitasato University Hospital, Sagamihara vor wenigen
Jahren gefunden. „Doch die Ergebnisse lassen noch keine eindeutigen
Rückschlüsse zu“, sagt Dr. Susanne Fichtner, Koordinatorin der Studie am
Herzzentrum Brandenburg. Denn die individuellen Unterschiede in der
Pupillengröße variieren zu sehr, als dass man allgemeine Rückschlüsse
daraus ziehen könnte. Zudem beeinflussen bestimmte Substanzen wie Koffein,
Nikotin, Medikamente oder bestimmte kognitive Beanspruchungen die Pupille.
Auch unterscheiden sich die Pupillen-Eigenschaften bei Asiaten und
Europäern.

Studie untersucht 100 Patienten mit Herzinsuffizienz
Aus diesem Grund gehen die Bernauer Herzspezialisten diesen ersten
Indizien genauer auf den Grund. Sie untersuchen die Pupillen von 100
Studienteilnehmern mit akuter Herzinsuffizienz. Die erkrankten
Studienteilnehmer sind in der Regel 75- bis 80-jährige Patienten, die
meist über die Rettungsstelle mit einer akuten kardialen Dekompensation
ins Herzzentrum Brandenburg eingeliefert werden und stationär behandelt
werden müssen. An einer Kontrollgruppe mit 55 gleichaltrigen herzgesunden
Probanden nehmen Wissenschaftler der kooperierenden Universität Potsdam
die Tests vor.

Welche Pupillenreaktionen sagen Herzrisiko voraus?
In einem ersten Experiment messen die Ärzte nach der Klinikeinlieferung
direkt am Krankenbett mit einem Handpupillometer die Reaktionen der
Pupille auf einen Lichtreiz. Diese Messung wird kurz vor der Entlassung
wiederholt. Die jüngst begonnene Studie ist auf die Dauer von zwei Jahren
angelegt. Die Studienteilnehmer werden nach 90 Tagen und Ablauf eines
Jahres noch einmal kontaktiert. „Wir versuchen herauszufinden, ob
bestimmte Messwerte wie etwa Durchmesser der Pupille, Geschwindigkeit der
Reaktion, Beschleunigung, Latenz- und Entspannungszeit mit einem erhöhten
Risiko für einen früheren Rückfall und andere gravierende Herz-Kreislauf-
Komplikationen einhergehen“, erklärt Studienleiterin Dr. Kücken.

Ärzte untersuchen auch kognitive Leistungsfähigkeit
In einem weiteren Versuch werden mit einem so genannten Eyetracker die
Pupillen analysiert während die Studienteilnehmer eine kognitive Aufgabe
lösen. Die Patienten sollen bei diesem Versuch Zahlenreihen vorwärts und
rückwärts wiedergeben, die ihnen während der Pupillenmessung per
Lautsprecher vorgespielt werden. In einem zweiten Durchgang wird die
Zahlenreihe immer um eine Ziffer verlängert, wenn die Teilnehmer alles
richtig gemacht haben. Sinn und Ziel dieses zweiten Experimentes ist es,
die Pupillenreaktion auch bei geistiger Beanspruchung zu untersuchen.
Finden die Bernauer Herzspezialisten in ihrer Studie entscheidende
Pupillenwerte, ließe sich die Augenmessung als einfache, schnelle und
kostengünstige Methode in Kliniken und Praxen etablieren, um das Risiko
von Herzinsuffizienz-Patienten einzuschätzen und ihr Leben besser zu
schützen.
(weg)

Forschung nah am Patienten
Dank der finanziellen Unterstützung durch Stifterinnen und Stifter,
Spender und Erblasser kann die Deutsche Herzstiftung gemeinsam mit der von
ihr 1988 gegründeten Deutschen Stiftung für Herzforschung (DSHF)
Forschungsprojekte in einer für die Herz-Kreislauf-Forschung
unverzichtbaren Größenordnung finanzieren. Infos zur Forschungsförderung
der Deutschen Herzstiftung: https://herzstiftung.de/forschung-und-
foerderung

Service für Patienten:
Infos zu Ursachen, Diagnostik, Therapie und Symptomen der Herzschwäche
bietet die Deutsche Herzstiftung unter
https://herzstiftung.de/herzschwaeche und in der aktuellen Ausgabe der
Zeitschrift HERZ heute 2/2023 „Hilfe für das schwache Herz“, kostenfrei
anzufordern unter Tel. 069 955128-400 oder unter
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