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Adipositas ganzheitlich verstehen und behandeln

Übergewicht und Adipositas gehören zu den großen gesundheitlichen
Herausforderungen unserer Zeit. In einem neuen Positionspapier hat die
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
wichtige Grundlagen zur Behandlung und Prävention von Adipositas in der
Hausarztpraxis zusammengefasst und empfiehlt einen holistischen Ansatz in
Prävention und Therapie.

Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für Übergewicht und Adipositas ist
erheblich, auch in Politik und Wissenschaft wird das Thema lebhaft
diskutiert, zumal es inzwischen erweiterte operative Möglichkeiten und
neue medikamentöse Behandlungsstrategien zur Gewichtsabnahme gibt.

In einem neuen Positionspapier fasst die DEGAM aktuelle wissenschaftliche
Ergebnisse zu Übergewicht und Adipositas zusammen und empfiehlt auf dieser
Basis eine holistische Perspektive: Statt einzelne Symptome zu behandeln,
sollte ein heterogenes Krankheitsbild wie Adipositas nicht separat
gesehen, sondern im Kontext anderer Erkrankungen wie beispielsweise
Diabetes, arterielle Hypertonie, Demenz oder Osteoporose verstanden
werden. Gleichzeitig müssen die vielfältigen Ursachen von Adipositas
berücksichtigt werden, also genetische Prädispositionen, aber auch
Ernährungsverhalten, Bewegungsmangel sowie problematische sozioökonomische
Verhältnisse.

Die DEGAM sieht die Behandlung von Adipositas klar in der Hausarztpraxis:
Hausärztinnen und Hausärzte sind spezialisiert auf den ganzen Menschen und
damit prädestiniert dafür, Adipositas zu erkennen, in den Gesamtkontext zu
stellen und zu behandeln. Als Therapieoptionen stehen zur Verfügung:
Ernährungsberatung, Bewegungsempfehlungen (z.B. „Rezept für Bewegung“),
(neue) Arzneimittel sowie bariatrische Operationen. „Trotzdem bleiben
Prävention und Therapie von Adipositas in der Hausarztpraxis eine
Herausforderung, da die messbaren Erfolge selbst bei guter Motivation
meist gering und von kurzer Dauer sind“, kommentiert Prof. Martin Scherer,
Präsident der DEGAM.

Gerade weil Übergewicht und Adipositas durch verschiedene, auch
gesellschaftlich bedingte, Faktoren bedingt sind, weist die DEGAM darauf
hin, dass es sich um gesamtgesellschaftliche Herausforderungen handelt,
deren Bewältigung nicht allein in der Hausarztpraxis liegen kann:
„Adipositas ist nicht selten ein direkter Ausdruck sozialer Ungleichheit.
Es ist seit Jahren bekannt, dass das Risiko für Adipositas stark mit dem
sozioökonomischen Hintergrund korreliert. Deshalb greift eine Therapie,
die alleine auf das individuelle Verhalten abzielt, zu kurz, da auch die
Verhältnisse berücksichtigt werden müssen“, sagt Dr. Thomas Maibaum,
stellvertretender Sprecher der Sektion Prävention der DEGAM, die das
Positionspapier federführend entwickelt hat. „Wir Ärztinnen und Ärzte
müssen immer wieder darauf aufmerksam machen, dass ungleiche
Lebensbedingungen und soziale Spaltung auch harte gesundheitliche
Konsequenzen haben“. So sei es aus Sicht der DEGAM nicht nachvollziehbar,
dass breiter angelegte – und seit Jahren gut erforschte – Initiativen der
Verhaltens- und Verhältnisprävention nicht umgesetzt werden. Bekannte
Beispiele sind die Zuckersteuer oder ein finanzierbares und ausgewogenes
Kita- und Schulessen.

Last but not least steht die DEGAM im Positionspapier der geplanten
Einführung eines „Disease Management Programme“ (DMP) zu Adipositas eher
kritisch gegenüber, da es kaum Evidenz für wissenschaftlich fundierte
Therapieoptionen bei Adipositas gibt. „Wie relevant und nachhaltig Abnehm-
Programme in Hinblick auf Morbidität und Mortalität tatsächlich sind, ist
bisher ungeklärt. Präventive Behandlungen zur Änderung des Lebensstils
sind äußerst komplex und nur dann erfolgreich, wenn Autonomie und aktuelle
Lebenssituation der Patientinnen und Patienten berücksichtigt werden. Nur
so kann es zu einer partizipativen Entscheidungsfindung und einer
nachhaltig wirksamen Adipositas-Therapie kommen“, bemerkt Thomas Maibaum
abschließend.

Zum Positionspapier: https://bit.ly/3n0enIU

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Phagen, Antibiotika-Resistenzen, MRE und neue Antibiotika – die leise Pandemie erkennen und bekämpfen

Das Leibniz-Institut DSMZ lädt am 6. Juni 2023 zum Journalisten-Seminar
„Wer nicht PHAGT, der nicht gewinnt!“ ein

Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und
Zellkulturen GmbH führt am 6. Juni 2023 ein Journalistenseminar „Phagen:
Wer nicht PHAGT, der nicht gewinnt!“ durch.

Multiresistente Bakterien sind eine stille, aber tödliche Gefahr für die
Menschheit. Diese „leise Pandemie“ beschreibt die WHO als eine globale
Bedrohung für die Gesundheit und die Entwicklung. Ein sektorübergreifendes
Handeln ist dringend erforderlich. Multiresistente Bakterien töten
jährlich global mindestens 1,2 Millionen Menschen. In Deutschland kommt es
pro Jahr zu 400.000 bis 600.00 nosokomiale Infektionen und daran
versterben zwischen 10.000 bis 20.000 Menschen. Vor diesem Hintergrund
kommt dem zielgerichteten Antibiotika-Einsatz und der Erforschung und
Etablierung neuer Therapiekonzepte große Bedeutung zu. Neue Wirkstoffe
sind beispielsweise Antibiotika. Eine große Bedeutung kommt wahrscheinlich
auch den Bakteriophagen zu.

Bakteriophagen (kurz Phagen) sind Viren, die nur Bakterien erkennen und
mit ihnen interagieren können, sodass sie im nächsten Schritt in die
Bakterien eindringen und sich darin vermehren, um die Bakterien
schließlich aufzulösen (lysieren). Dabei lysieren Phagen spezifisch nur
innerhalb jeweils einer Bakterienart. Phagen sind die natürlichen
Regulatoren der Bakterienmasse der gesamten Biosphäre und gehören
beispielsweise zu den Bestandteilen des Viroms im humanen Mikrobiom.
Überall da wo Bakterien unerwünscht sind, in der Human- und Tiermedizin,
in der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung, können Bakteriophagen
als „Bakterienfresser“ eine bedeutende Rolle spielen. Das letztgenannte
Anwendungsgebiet ist das einzige rein präventive, dagegen stellt die
Anwendung beispielsweise in der Humanmedizin eine Alternativoption
und/oder Ergänzung zur Antibiotikaanwendung dar. Aufgrund ihrer
Wirtsspezifität können Phagen gezielt eingesetzt werden, wenn die
bakteriellen Ziele bekannt sind.

Bakteriophagen können bei antibiotikaresistenten Bakterien effektiv
wirken, wenn sie nachgewiesenermaßen zu den Keimen passen, diese also
effektiv lysieren können. Das muss vorher im Labor in verschiedenen
Experimenten beurteilt werden, auch wenn wir damit nicht die Phagenwirkung
im Patienten vorhersagen können. Im Rahmen der DSMZ-Phagensammlung werden
derzeit etwas mehr als 1.000 verschiedene Bakteriophagen beforscht und
gesammelt. Im Herbst 2022 erhielt mit dem Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche
Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH erstmals ein
wissenschaftliches Institut in Deutschland die GMP-Zertifizierung zur
Identitätsprüfung von Phagen-Prüfpräparaten zur Anwendung am Menschen
gemäß § 64 Absatz 3f Arzneimittelgesetz. Das Leibniz-Institut DSMZ kann
somit die DNA-Sequenzierung zur Identifizierung von Phagen in Projekten,
die an einem therapeutischen Einsatz von Phagen forschen, durchführen. Das
Leibniz-Institut DSMZ befasst sich seit über 30 Jahren mit Bakteriophagen.
Seit vielen Jahren sind die Phagen-Forscher der DSMZ an
Forschungsprojekten beteiligt.

Das Leibniz-Institut DSMZ lädt zum Journalisten-Seminar am 6. Juni 2023
ein. Das Programm entnehmen Sie bitte dem Anhang. Für weitere Auskünfte
steht die Stabsstelle Presse und Kommunikation der DSMZ unter
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. zur Verfügung.

DSMZ-Pressekontakt:
PhDr. Sven-David Müller, Pressesprecher des Leibniz-Instituts DSMZ-
Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Tel.: 0531/2616-300
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Über das Leibniz-Institut DSMZ
Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und
Zellkulturen GmbH ist die weltweit vielfältigste Sammlung für biologische
Ressourcen (Bakterien, Archaeen, Protisten, Hefen, Pilze, Bakteriophagen,
Pflanzenviren, genomische bakterielle DNA sowie menschliche und tierische
Zellkulturen). An der DSMZ werden Mikroorganismen sowie Zellkulturen
gesammelt, erforscht und archiviert. Als Einrichtung der Leibniz-
Gemeinschaft ist die DSMZ mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen
Services und biologischen Ressourcen seit 1969 globaler Partner für
Forschung, Wissenschaft und Industrie. Die DSMZ ist als gemeinnützig
anerkannt, die erste registrierte Sammlung Europas (Verordnung (EU) Nr.
511/2014) und nach Qualitätsstandard ISO 9001:2015 zertifiziert. Als
Patenthinterlegungsstelle bietet sie die bundesweit einzige Möglichkeit,
biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags zu
hinterlegen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die Forschung das
zweite Standbein der DSMZ. Das Institut mit Sitz auf dem Science Campus
Braunschweig-Süd beherbergt mehr als 83.000 Kulturen sowie Biomaterialien
und hat rund 220 Beschäftigte. www.dsmz.de

Über die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 97 selbständige
Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-,
Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und
Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen.
Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den
übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten
wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte
Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im
Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und
informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-
Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - in Form der
Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In-
und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen
Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern
Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die
Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.500 Personen, darunter 11.500
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute
liegt bei 2 Milliarden Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de

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Abführmittel: Möglicherweise ein Demenz-Risikofaktor – und in vielen Fällen vermeidbar

Zwischen Darmflora und Hirngesundheit wurden bereits Zusammenhänge
beschrieben. Eine Studie zeigte nun erstmals, dass der regelmäßige
Gebrauch von Abführmitteln mit einem signifikant höheren Demenzrisiko
assoziiert ist. Laxanzien können die Epithelbarrieren des Darms stören und
den Übergang von aus dem Darmmikrobiom stammenden neurotoxischen
Stoffwechselprodukten in das zentrale Nervensystem erleichtern und
inflammatorische Prozesse begünstigen. Noch gibt es keinen Beweis für
diese Hypothese, aber eine gesunde Ernährung kann womöglich gleich doppelt
vor Demenz schützen: Sie macht Abführmittel häufig obsolet und schützt per
se vor kognitivem Abbau.

In Deutschland leiden 1,6 Millionen Menschen an Demenz, bis 2025 werden es
schätzungsweise 2,8 Millionen sein. Die Ursachen umfassen nicht nur die
hohe und weiter steigende Lebenserwartung und genetische Faktoren, sondern
sind zu einem großen Teil auch in sogenannten modifizierbaren
Risikofaktoren zu suchen. Die rechtzeitige adäquate Behandlung/Vermeidung
dieser Risikofaktoren könnte laut dem Bericht der „Lancet Commission“ 2020
[2] bis zu 40% aller Demenzerkrankungen verhindern. Die zwölf bisher
bekannten Faktoren sind: ein niedriger Bildungsstand, Bluthochdruck,
Schwerhörigkeit, Rauchen, Übergewicht, Depressionen, körperliche
Inaktivität, Diabetes mellitus, wenig Sozialkontakt, exzessiver
Alkoholkonsum, Schädel-Hirn-Traumen und Luftverschmutzung.
Auch der Schlaf scheint eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer
Demenz zu spielen. Weitere Risikofaktoren werden erforscht.

Eine große prospektive, populationsbasierte Kohortenstudie analysierte den
Zusammenhang zwischen der Anwendung verschiedener Abführmittel (Laxanzien)
und dem Demenzrisiko [1]. Die Daten entstammen einer Biobank aus UK
(˃500.000 Freiwillige, 40-69 Jahre), die Teilnehmenden waren zu
Studienbeginn nicht an Demenz erkrankt. Als chronischer Laxanziengebrauch
galt eine Einnahme an den meisten Tagen einer Woche in den vier Wochen vor
der Studienaufnahme (im Zeitraum 2006-2010). Outcome war die Diagnose
einer Demenz jeglicher Ursache (laut Klinikstatistiken und Sterberegister
bis 2020). Statistisch adjustiert wurden die Ergebnisse hinsichtlich
soziodemografischer Merkmale, Begleiterkrankungen, Familienanamnese und
sonstiger regelmäßiger Medikamenteneinnahme.

Insgesamt konnten 502.229 Teilnehmende ausgewertet werden (mittleres Alter
56,5±8,1 Jahre; 54,4% weiblich); von diesen nahmen 18.235 (3,6%)
regelmäßig Abführmittel. Die Nachbeobachtung betrug durchschnittlich 9,8
Jahre.  In dieser Zeit erhielten 1,3% der Teilnehmenden, die regelmäßig
Abführmittel eingenommen hatten, eine Demenzdiagnose – jedoch nur 0,4% der
Teilnehmenden, die nicht davon Gebrauch machten. Statistisch errechnete
sich bei regelmäßigem Laxanziengebrauch ein signifikant erhöhtes
Demenzrisiko von 50% (HR 1,51). Der Abführmittelgebrauch war dabei
signifikant mit der Entstehung vaskulärer Demenzen assoziiert (HR 1,65),
nicht jedoch mit der Alzheimer-Demenz (HR 1,05). Das Risiko für Demenzen
insgesamt sowie für die vaskuläre Demenz stieg mit der Zahl der
eingenommenen unterschiedlichen Laxanzien an. Von den Teilnehmenden, die
angaben, nur eine Sorte Abführmittel zu nehmen (n=5.800), war nur die
Gruppe der osmotisch wirksamen Abführmittel signifikant mit dem
allgemeinen Demenzrisiko (HR 1,64) und dem für Demenzen vaskulärer Ursache
(HR 1,97) assoziiert. Osmotische Abführmittel „ziehen“ Wasser in das
Darmlumen, was den Stuhl verdünnt. Bei einem zu häufigen Gebrauch oder bei
zu hohen Dosen kann es zu einem gestörten Mineralstoff- und Wasserhaushalt
kommen.

Doch wie können Abführmittel das Demenzrisiko beeinflussen?  Über die
sogenannte Darm-Hirn-Achse (z.B. der Vagusnerv, aber auch Millionen
weiterer Nervenverbindungen) „kommunizieren“ Darm und Gehirn. Bekannt ist,
dass eine gestörte Darmflora (Dysbiose) diese Signalübertragung und sogar
die Produktion von Neurotransmittern beeinflussen kann [3] – und eine
Studie zeigte bereits 2018, dass osmotisch wirksame Laxanzien das
Mikrobiom verändern [4]. Abführmittel können auch die Epithelbarrieren des
Darms stören und den Übergang von aus dem Darmmikrobiom stammenden
neurotoxischen Stoffwechselprodukten in das zentrale Nervensystem
erleichtern und inflammatorische Prozesse begünstigen

„Die Studie ist keine randomisierte-kontrollierte Studie, daher nicht
beweisgebend, dass Abführmittel das Demenz-Risiko tatsächlich erhöhen.
Weitere Untersuchungen sind notwendig. Dennoch raten wir angesichts des
Ergebnisses zur Vorsicht im Umgang mit Laxanzien, gerade vor dem
Hintergrund, dass Demenzerkrankungen immer weiter zunehmen“, erklärt DGN-
Generalsekretär und -Pressesprecher Prof. Dr. Peter Berlit.

Derzeit nehmen ca. 20 % der Allgemeinbevölkerung und 70 % der
Pflegeheimbewohner [5, 6] regelmäßig Abführmittel ein. Nach Ansicht des
Experten könnten viele Menschen darauf verzichten, wenn sie ihre Ernährung
umstellten und mehr Ballaststoffe, enthalten in Obst, Gemüse und
Vollkornprodukten, und vor allem auch ausreichend Flüssigkeit in Form von
Wasser oder ungesüßten Tee zu sich nehmen würden. „Eine solche
Ernährungsumstellung hat womöglich gleich eine doppelte Schutzwirkung
gegen Demenz: Zum einen lässt sich in vielen Fällen auf Abführmittel
verzichten, die einen potenziell schädigenden Einfluss auf die
Hirngesundheit haben, zum anderen gilt eine gesunde Ernährung per se als
wichtige Säule der Demenzprävention. Für den Erhalt der geistigen Funktion
bis ins hohe Alter lohnt es sich in jedem Fall, seine Ernährung
umzustellen!“

Der Experte betont abschließend die Bedeutung der Demenzprävention: Der
Anteil beeinflussbarer Demenzen liegt Schätzungen zufolge bei etwa 40
Prozent. Die DGN arbeitet zusammen mit der Deutschen Hirnstiftung daran,
das Thema Hirngesundheit und die Bedeutung vermeidbarer
Demenzrisikofaktoren in die Öffentlichkeit zu tragen und möglichst viele
Menschen dafür zu sensibilisieren.

[1] Yang Z, Wei C, Li X et al. Association Between Regular Laxative Use
and Incident Dementia in UK Biobank Participants. Neurology 2023 Feb
22;10.1212/WNL.0000000000207081.
doi: 10.1212/WNL.0000000000207081. Online ahead of print.
[2] Livingston G, Huntley J, Sommerlad A et al. Dementia prevention,
intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet 2020
Aug 8; 396 (10248): 413-446
[3] Luc M, Misiak B, Pawlowski M et al. Gut microbiota in dementia.
Critical review of novel findings and their potential application. Prog
Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry 2021; 104: 110039 doi:
10.1016/j.pnpbp.2020.110039
[4] Lukiw WJ, Li W, Bond T et al. Facilitation of Gastrointestinal (GI)
Tract Microbiome-Derived Lipopolysaccharide (LPS) Entry Into Human Neurons
by Amyloid Beta-42 (Abeta42) Peptide. Front Cell Neurosci 2019; 13:545
doi: 10.3389/fncel.2019.00545
[5] Koloski NA, Jones M, Wai R, et al. Impact of persistent constipation
on health-related quality of life and mortality in older community-
dwelling women. Am J Gastroenterol 2013; 108 (7): 1152-8 doi:
10.1038/ajg.2013.137
[6] Fosnes GS, Lydersen S, Farup PG. Drugs and constipation in elderly in
nursing homes: what is the relation? Gastroenterol Res Pract 2012; 2012:
290231 doi: 10.1155/2012/290231

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Energieeffizienz im Krankenhaus – Ein Handlungsleitfaden zu energiesparenden Ansätzen und Technologien

Die Stiftung Münch hat einen Leitfaden herausgegeben, wie Kran-kenhäuser
ihre Energieeffizienz erhöhen können. Damit kann nicht nur ein wichtiger
Beitrag zum Klimaschutz geleistet, sondern ins-besondere Geld eingespart
werden. Dabei sind viele Technologien und Maßnahmen einfach umsetzbar und
amortisieren sich bereits nach wenigen Jahren. Der Leitfaden wurde vom
Institute for Health Care Business GmbH (hcb) erarbeitet und ist
kostenfrei abrufbar unter https://www.stiftung-muench.org/wp-
content/uploads/2023/03/Leitfaden-Energieeffizienz.pdf

Krankenhäuser haben einen hohen Bedarf an Energie, insbesondere an Strom
und Gas. Doch viel Energie wird dabei verschwendet: Durch den großen
Investitionsstau ist oft die Bausubstanz veraltet und die Gebäudetechnik
nicht mehr zeitgemäß. Lange Zeit war auf-grund der hohen
Arbeitsbelastungen der Kliniken durch Strukturwandel, Personalmangel und
häufige Gesetzesänderungen das Thema Energie nachrangig. Doch die
gestiegenen und schwankenden Energiepreise zeigen, dass eine geringe
Energieeffizienz finanzielle Probleme für Krankenhäuser unerwartet
verschärfen kann.  Durch die Energiewende zur Abmilderung des Klimawandels
dürften fossile Energieträger zukünftig ohnehin teurer werden. Damit wird
das Thema Energieeffizienz im Krankenhaus zu einer eigenen neuen
Herausforderung.

Die Studie der Stiftung Münch zeigt, dass Effizienzpotenziale
grundsätzlich in allen Energiebereichen vorliegen und auf verschiedenen
Wegen realisiert werden können. Einspareffekte gelingen bereits mit
geringinvestiven Maßnahmen und auch größere Investi-tionen können sich
häufig schon nach wenigen Jahren amortisieren.

Aufgezeigt werden Handlungsmöglichkeiten bei Licht und Beleuchtung,
Zirkulations- und Umwälzpumpen, dem Einsatz von Sonnenenergie und
Photovoltaik sowie bei Raumklima und Kühlung. Dargestellt wird auch, wann
die Installation von Blockheizkraftwerken sinnvoll sein kann und welche
Optionen bei Heiz- und Dampfkesseln bestehen. Außerdem wird aufgeführt,
wie sich die Gebäudedämmung in Kombination mit anderen Maßnahmen auswirkt.
Energiesparendes Verhalten von Mitarbeitern kann ebenfalls zu Einsparungen
beitragen.

Licht und Beleuchtung: Bei der Beleuchtung kann durch den Einsatz von LED
wirkungsvoll Strom eingespart werden. Sie hat zudem eine längere
Lebensdauer im Vergleich zu anderen Leuchtmitteln und die Umstellung
amortisiert sich in der Regel nach rund zwei Jahren.

Zirkulations- und Umwälzpumpen: Zirkulations- und Umwälzpumpen gehören oft
zu den versteckten Stromverschwendern im Krankenhaus. Je nach Bauart und
Gebäudestruktur kann ein Haus sehr viele Pumpen benötigen, was die
Energieverschwendung verviel-facht. Der Austausch und Einbau moderner
Hocheffizienzpumpen reduziert den Stromverbrauch auf einen Bruchteil und
amortisiert sich darum innerhalb weniger Jahre.

Sonnenergie und Photovoltaik: Photovoltaikanlagen können nahezu an jedem
Krankenhaus angebracht werden, ob an Dach oder auch Fassade. In
Kombination mit Batteriespeichern kann der erzeugte Strom auch nachts oder
für die Sicherheitsstromversorgung genutzt werden. Mit Solar-
Hybridkollektoren lässt sich neben der Lichtenergie auch die Wärmeenergie
der Sonne nutzen.

Raumklima und Kühlung: An das Raumklima werden in einigen Bereichen des
Krankenhauses höchste hygienische Anforderungen gestellt. Einsparungen in
der Klima- und Kältetechnik lassen sich bereits durch eine
raumnutzungsgemäße Anpassung der Betriebs-parameter wie Luftwechselrate
und Temperatur erzielen. Einige Stromeinsparungen dürften auch in der
Nutzung von Abwärme durch Wärmerückgewinnung erreicht werden.

Blockheizkraftwerke: Wenn ein Krankenhaus für die kommenden Jahre einen
gleichmäßigen und planbaren Energieverbrauch hat, können
Blockheizkraftwerke effizient Strom und Wärme erzeugen.
Durch ihre effiziente Energieerzeugung und staatliche Förderung
amortisieren sich die hohen Investitionskosten bereits nach einigen
Jahren. Besonders zukunftsträchtig sind Blockheizkraftwerke dann, wenn sie
mit Biogas oder sogar Wasserstoff betrieben werden können.

Heiz- und Dampfkessel: Krankenhäuser haben einen großen Wärmebedarf, den
sie häufig noch mit veralteten Öl- und Gaskesseln bereitstellen. Viele
Dampfkessel sind zudem überdimensioniert. Eine Gebäudeheizung mit
Großwärmepumpen ist theoretisch sehr effizient. In der Praxis dürfte sie
aber ohne ergänzende Maßnahmen nicht in jedem Fall wirtschaftlich sein.
Darum stehen auch effiziente Brennwertkessel zur Wahl, die perspektivisch
auch mit Wasserstoff betrieben werden können.

Gebäudedämmung: Ein gedämmtes Krankenhaus benötigt deutlich weniger
Wärmenergie. Je nach Beschaffenheit des Gebäudes kommen verschiedene Arten
der Dämmung in Frage. Erst durch eine optimale Gebäudedämmung entfalten
andere Energiesparmaßnahmen ihre volle Wirkung. Krankenhäuser im Bestand
benöti-gen dafür jedoch hohe Investitionsmittel.

Energiesparendes Handeln: Die Mitarbeiter im Krankenhaus können durch ihr
Handeln Energie sparen und somit Verschwendung ver-meiden. Sinnvoll
unterstützen kann man sie, indem Anlagen und Geräte möglichst automatisch
und intelligent an- und abgeschaltet werden. Zudem sollte bei der
Beschaffung von Medizintechnik zunehmend ein Blick auf den Energiebedarf
im Betrieb und Standby geworfen werden.

Die Studie „Energieeffizienz im Krankenhaus – Ein Handlungsleitfaden zu
energiesparenden Ansätzen und Technologien“ wurde im Auftrag der Stiftung
Münch von Dr. Sven Lueke und Dr. Adam Pilny, hcb GmbH, erstellt.

Sie ist online kostenfrei abrufbar:
https://www.stiftung-muench.org/wp-content/uploads/2023/03/Leitfaden-
Energieeffizienz.pdf


Am 21. April 2023 findet von 16 – 17 Uhr eine Online-Veranstaltung statt,
bei der die Autoren die Studie vorstellen und Fragen beant-worten.

Sie können mit folgendem Link teilnehmen:
https://us06web.zoom.us/j/86235382108?pwd=UDFkWHpNd2dFZ0lUVGJXU3VNY2puQT09
Meeting-ID
: 862 3538 2108
Kenncode: 178299

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Die Stiftung Münch wurde 2014 von Eugen Münch ins Leben gerufen. Das
Stiftungsziel ist es, trotz einer alternden Gesellschaft weiterhin allen
Menschen den Zugang zu nicht rationierter Medizin zu ermöglichen. Als
Grundlage dient das von Eugen Münch entwickelte Konzept der
Netzwerkmedizin. Die Stiftung unterstützt Wissenschaft, Forschung und
praxisnahe Arbeiten in der Gesundheitswirt-schaft und fördert den
nationalen und internationalen Austausch. Sie arbeitet unabhängig und
stellt ihr Wissen öffentlich zur Verfügung. Den Vorstand bilden Prof. Dr.
Boris Augurzky (Vorsitz), Eugen Münch (stellv. Vorsitz), Prof. Dr. med.
Bernd Griewing und Dr. Christian Zschocke; die Geschäftsfüh-rung liegt bei
Annette Kennel.

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