Schlechter Schlaf und zu wenig davon schädigt dauerhaft Herz und
Kreislauf. Was ein gesunder Schlaf ist und wann Schlafstörungen krankhaft
werden, erklärt ein Herzspezialist im aktuellen Herzstiftungs-Podcast
Gesunder Schlaf wirkt wie ein Medikament: Während der Nachtruhe erholt
sich der Körper, Stoffwechselprozesse wie der Fett- und Zuckerstoffwechsel
werden reguliert, das Immunsystem gestärkt und zelulläre Reparaturprozesse
angestoßen. Auch der Blutdruck wird während der Nachtruhe langfristig
konstant gehalten. Umgekehrt hat Schlafmangel gravierende Folgen für den
Körper – insbesondere für das Herz: „Wer dauerhaft zu wenig oder schlecht
schläft, erhöht dadurch sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder
kann dadurch bereits bestehende Erkrankungen wie die koronare
Herzkrankheit oder das metabolische Syndrom beschleunigen“, warnt der
Herzspezialist Prof. Dr. med. Dr. phil. Anil-Martin Sinha vom
Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung im aktuellen
Herzstiftungs-Podcast der imPULS-Reihe unter www.herzstiftung.de/podcast-
schlaf
Wie viel Schlaf ist gesund, was macht einen „gesunden“ Schlaf aus und
welche Auswirkungen haben schlafbezogene Atemstörungen wie die Schlafapnoe
auf Herz und Kreislauf? Diese und viele weitere Fragen beantwortet der
Chefarzt der Abteilung für Kardiologie, Nephrologie, Pneumologie und
Internistische Intensivmedizin am Sana Klinikum Hof im aktuellen
Herzstiftungs-Podcast.
Dauerhafter Schlafmangel: Warum schädlich für Herz und Gefäße?
Während wir schlafen ist das Gehirn hochaktiv. In den verschiedenen
Schlafphasen formt und festigt sich das Gedächtnis und ein Großteil an
Informationen, die tagsüber aufgenommen wurden, werden beim Schlafen
wieder gelöscht. „Zwischen der Leistungsfähigkeit des Gehirns und der
Qualität des Schlafes besteht ein enger Zusammenhang“, sagt Prof. Sinha.
Nicht nur für die geistige, auch für die körperliche Regeneration ist ein
erholsamer Schlaf wichtig. Denn während wir schlafen, werden
Metabolisierungsprozesse wie Fett- und Zuckerstoffwechselprozess so
reguliert, dass der Körper all das, was er am Tag aufgenommen hat,
verarbeiten kann. Zudem werden Hormone so reguliert, dass sie zur
richtigen Tageszeit zur Verfügung stehen wie das Stresshormon Cortisol
oder das Schlafhormon Melatonin. Umgekehrt bedeutet dauerhaft schlechter
Schlaf Stress. „Der Körper ist aktiv und wird gezwungen, zum Beispiel
seine Stresshormone aufrechtzuerhalten, die sonst runtergefahren werden“,
erläutert der Kardiologe: „Stress aber löst einen zu schnellen Puls und
einen zu hohen Blutdruck aus. Bis der Patient das merkt, ist es allerdings
meistens schon zu spät, weil man hohen Blutdruck zunächst nicht spürt.“
Zudem wirken die gestörten Stoffwechselprozesse „wie ein
Brandbeschleuniger“ auf das metabolische Syndrom, bei dem sich massives
Übergewicht, erhöhte Blutzucker- und Fettstoffwechselwerte sowie
Bluthochdruck bündeln. Das metabolische Syndrom ist eine der Hauptursachen
der koronaren Herzkrankheit (KHK) und lebensbedrohlicher Komplikationen
wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
„Schlaf sollte wohldosiert sein“
Von einer Schlafstörung spricht man, wenn ein Mensch über einen Zeitraum
von einem Monat oder länger mindestens dreimal pro Woche Schwierigkeiten
mit dem Ein- oder Durchschlafen hat. Häufig stecken psychische,
neurologische oder andere körperliche Erkrankungen hinter einer
Schlafstörung. Ein gesunder Schlaf dauert aus Sicht von Schlafmedizinern
zwischen sechs und acht Stunden. „Wobei das individuell und auch in den
Altersgruppen unterschiedlich sein kann“, betont Kardiologe Prof. Sinha im
Podcast. Während Erwachsene meist mit einer Schlafdauer zwischen sechs und
neun Stunden und Senioren manchmal auch mit weniger als sechs Stunden
hinkommen, brauchen Schulkinder in der Regel neun bis elf und Säuglinge
sogar 14 bis 17 Stunden Schlaf. „Schlaf sollte wohldosiert sein“, bringt
es Prof. Sinha auf den Punkt. Denn auch dauerhaftes zu viel Schlafen könne
zu fehlgesteuerten Stoffwechselprozessen führen, die schädlich für den
Körper sind.
Vorsicht bei Verdacht auf Schlafapnoe
Zu einer der häufigsten Schlafstörungen zählt die Schlafapnoe, bei der es
während des Schlafs immer wieder zu Atemaussetzern kommt. Rund acht bis
zehn Prozent der Männer und zwei bis fünf Prozent der Frauen in
Deutschland sind nach Experten-Angaben von Schlafapnoe betroffen. Kurze
Aufwachreaktionen, die wir meist gar nicht bemerken, sind harmlos. Bei
Patienten mit der Schlafapnoe treten sie aber bis zu 300-mal pro Nacht
auf, bedingt durch Atemaussetzer. Dauert dabei die Atempause mindestens
zehn Sekunden, spricht man in der Medizin von einer gestörten Atmung.
Typische Symptome der Schlafapnoe sind Schnarchen und eine große
Tagesmüdigkeit. Schnarchen allein ist – außer für den Bettnachbarn – kein
Problem. „Erst wenn es beim Schnarchen zwischendrin zu den Atemaussetzern
kommt, liegt eine Schlafapnoe vor“, erklärt Sinha. „Und diese
Atemnaussetzer, die sind dann schon ein mords Stress, den man dem Körper
zumutet.“ Denn Zellen und Organe werden nicht mehr ausreichend mit
Sauerstoff versorgt und der Körper gerät dann in einen Alarmzustand, so
dass Blutdruck und Herzfrequenz steigen. Bei mehr als 15 Atemaussetzern
pro Stunde liegt eine moderate Schlafapnoe vor, bei mehr als 30 Aussetzern
pro Stunde spricht man von einer schweren Schlafapnoe. Bei Verdacht auf
Schlafapnoe sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen, rät der
Kardiologe: „Eine unbehandelte Schlafapnoe erhöht das Risiko für
Herzinfarkt, Herzschwäche und Schlaganfall und verkürzt die
Lebenserwartung.“
Tipps für einen besseren Schlaf
Neben körperlichen Ursachen können auch Stress im Alltag, schwere
Mahlzeiten am Abend oder generell ein ungesunder Lebensstil
Schlafstörungen begünstigen. Wer schlecht ein- oder durchschläft, sollte
daher abends nur leichte, proteinreiche Mahlzeiten zu sich nehmen und
mindestens vier Stunden vor dem Schlafengehen keinen Kaffee mehr trinken.
Weitere Tipps für einen gesunden Schlaf sind unter anderem:
- Sorgen Sie für eine Art Abend- und Schlafroutine: Gehen Sie abends etwa
immer zur gleichen Zeit ins Bett. Einschlaf- und Aufstehzeit sollten
jeweils nicht um mehr als 30 Minuten variieren.
- Das Schlafzimmer sollte kühl, ruhig und abgedunkelt sein – ideal sind 18
Grad. Frische Luft sorgt ebenfalls für besseren Schlaf.
- Regelmäßige Schlafrituale wie Atemübungen, das Anhören ruhiger Musik
oder Meditation helfen dabei, zur Ruhe zu kommen und besser einzuschlafen.
- Meiden Sie am späten Abend elektronische Geräte wie Computer, Smartphone
oder Tablet (Blaulichtemissionen!).
- Regelmäßiger Sport verbessert den Schlaf – allerdings nicht, wenn Sie
spät abends aktiv sind. Verlegen Sie Ihre körperliche Aktivität daher auf
die Zeit vor 18 Uhr.
Service
Mehr Tipps für einen gesunden Schlaf sowie Informationen zu Ursachen und
Folgen von Schlafstörungen erhalten Sie im aktuellen Herzstiftungs-Podcast
„Warum wird unser Herz krank, wenn uns Schlaf fehlt?“ unter
www.herzstiftung.de/podcast-schlaf und in der Ausgabe 2/2022 der
Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ heute mit dem Titel „Herzgesund schlafen“.
Ein Exemplar dieser Ausgabe kann kostenfrei unter Tel. 069 955128-400 oder
unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. angefordert werden. Unter
www.herzstiftung.de finden Sie per Suchfunktion-Eingabe „Schlaf“ weitere
hilfreiche Infos.