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HörCentrum bündelt Expertise für Hörstörungen und Ohrerkrankungen

Seit wenigen Wochen gibt es mit dem HörCentrum der Hochschulmedizin
Dresden eine neue Struktur am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Dresden, die Patientinnen und Patienten ein Kompetenzzentrum für die
Diagnostik und Therapie von Hörstörungen und Ohrerkrankungen bietet.
Künftig können sich Betroffene mit ihren Beschwerden über eine zentrale
Nummer melden und werden an die für sie zuständigen Expertinnen und
Experten weitergeleitet. „Mit dem HörCentrum haben wir alle Strukturen am
Universitätsklinikum rund um das Ohr und das Hören zusammengeführt“, sagt
Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum.

„Das ermöglicht nicht nur transparente Versorgungswege für die
Patientinnen und Patienten, sondern auch eine noch bessere
interdisziplinäre Zusammenarbeit der unterschiedlichen Bereiche.“ Das neue
HörCentrum ist unter Telefon 0351 458 19383 sowie per E-Mail:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. erreichbar.

Zum Welttag des Hörens (3. März) weisen Medizinerinnen und Mediziner aus
der Klinik für Hals-, Nase-, Ohrenheilkunde am Uniklinikum Dresden auf
eine neue Versorgungsstruktur hin. Am HörCentrum, das die langjährige
Expertise in der Untersuchung und Behandlung von Ohrerkrankungen und
Hörstörungen vereint, finden Betroffene schnell zu der für sie individuell
richtigen Spezialsprechstunde. „Symptome und Beschwerden rund um das Ohr
oder das Hören sind vielschichtig. Deshalb ist es uns wichtig, die
individuell passende Diagnostik und Therapie anbieten zu können“, sagt
Klinikdirektor Prof. Thomas Zahnert. Das Spektrum der zu behandelnden
Patientinnen und Patienten reicht vom Säugling bis zu hochbetagten
Seniorinnen und Senioren. Die Möglichkeiten mit dem Gehör einen der
wichtigen Sinne des Menschen zu erhalten beziehungsweise den Verlust durch
technische Innovationen, Therapie und Rehamaßnahmen entgegenzusteuern,
stehen dabei im Mittelpunkt.

Dr. Elisabeth Schumann hat von der Spezialsprechstunde für implantierbare
Hörsysteme ein neues Hörgefühl erhalten. Die 37-Jährige leidet an der
Erbkrankheit Otosklerose. Dabei kommt es zu einer schleichenden
Verknöcherung der Hörknöchelchen. Im Alter von 17 Jahren ließ sie sich das
erste Mal operieren und erhielt eine Steigbügelplastik. Mit 20 Jahren
folgte die OP am anderen Ohr. Seit 2008 trägt die Chirurgin auf beiden
Seiten ein Hörgerät, doch auch damit verschlechterte sich das Hören
zunehmend. Im vergangenen Jahr hat sich die junge Frau für ein Cochleaer
Implantat (CI) auf dem rechten Ohr entschieden. Dieses System ist eine
medizinisch-technische Lösung für Menschen mit schwerer bis völliger
Innenohrschwerhörigkeit. Personen, die an einer solchen Schwerhörigkeit
leiden, können von konventionellen Hörgeräten nicht mehr profitieren.

Ein Cochlea-Implantat-System umgeht den nicht funktionierenden Teil der
Hörschnecke und liefert Schallsignale direkt an den Hörnerv. Auf dem
linken Ohr trägt Elisabeth Schumann weiterhin ein Hörgerät – aber auch
hier könnte irgendwann das Hören über ein Cochlear Implantat ermöglicht
werden. „Ich bin froh über die gute Versorgung am Uniklinikum. Das CI gibt
mir viel Lebensqualität zurück, um meinen Alltag mit Familie und Beruf
normal zu gestalten“, sagt sie. Schon bald wird sie erneut Mutter und
freut sich auf die Zeit. „Das Beispiel zeigt, wie mannigfaltig die Palette
der Möglichkeiten ist, um Hörschäden auszugleichen und den Patientinnen
und Patienten zu helfen“, sagt Prof. Marcus Neudert, Leiter des
HörCentrums. Im Jahr 2022 wurden im SCIC 1.149 Patientinnen und Patienten
in der Rehabilitation und Nachsorge behandelt und 124 Menschen wurden ein-
oder beidseitig neu mit einem Cochlea-Implantat versorgt.

Spezialsprechstunden im HörCentrum
Das Universitätsklinikum bietet Patientinnen und Patienten mit Hör- und
Ohrproblemen drei spezialisierte Sprechstunden an. In der
Spezialsprechstunde für implantierbare Hörsysteme erhalten Betroffene
Beratung zu den Möglichkeiten und Grenzen der Versorgung mit voll- und
teilimplantierbaren Hörsystemen. Neben einer ausführlichen Hördiagnostik
einschließlich der Überprüfung der bisherigen Hörgeräteversorgung erfahren
Patientinnen und Patienten anhand der vorliegenden Art und Ausprägung der
Schwerhörigkeit mehr über die Möglichkeiten einer optimalen, individuellen
Therapie.
In der Allgemeinen Ohr- und Hörsprechstunde untersuchen und beraten die
Expertinnen und Experten zu allen Ohrerkrankungen und allen Formen der
Schwerhörigkeit.
Die Sprechstunde für kindliche Hörstörungen (pädaudiologische
Sprechstunde) deckt neben der Früherkennung und Therapie von Hörstörungen
im Säuglingsalter (Neugeborenenhörscreening) auch die Diagnostik von
Hörstörungen bei kleinen Kindern inklusive der Beurteilung des (Sprach-)
Entwicklungsstandes sowie die Beurteilung hinsichtlich hörverbessernder
Operationen in Abhängigkeit des individuellen Hörverlustes ab. Hierbei
geht es auch um die mögliche Einleitung der Versorgung mit modernen
Hörsystemen, implantierbaren Hörsystemen bis hin zu Cochlea-Implantaten in
Abhängigkeit des individuellen Hörverlustes.

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Kongress Armut und Gesundheit diskutiert über mehr gesundheitliche Chancengleichheit

Wie können derzeitige und kommende gesundheitliche Herausforderungen
gemeinsam bewältigt werden? Welche Veränderungen und welche Anreize
braucht es für mehr gesundheitliche Chancengleichheit? Darüber diskutieren
unter dem Motto „Gemeinsam Wandel gestalten“ vom 06. bis 07. und vom 21.
bis 22. März mehr als 2 000 Teilnehmende auf dem Public-Health-Kongress
„Armut und Gesundheit“. Veranstaltet wird der Kongress von Gesundheit
Berlin-Brandenburg e. V. zusammen mit zahlreichen Partnerinnen und
Partnern wie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und
dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) mit Sitz in der BZgA.

Die Schirmherrschaft des Kongresses haben Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey
übernommen, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die
Präsenzveranstaltung am 21. März in Berlin eröffnen.

Als zentrale Handlungsfelder für die Zukunft definieren die Veranstalter
mehr Gesundheitsförderung in Kitas, Schulen, Pflege- oder Seniorenheimen
und die Förderung von Nachbarschaftsnetzwerken und Selbsthilfe. Auch die
persönliche Gesundheitskompetenz der Menschen müsse verbessert werden. Die
Rolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in der kommunalen Landschaft
der Zukunft ist Thema der digitalen Satellitenveranstaltung am 03. März
2023.

Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung: „Der Kongress Armut und Gesundheit hat sich zu
einem der wichtigsten Pfeiler von Public Health in Deutschland etabliert.
Denn Gesundheit hängt mit allen Lebensbereichen, etwa Bildung, Arbeit,
Soziales, Stadtentwicklung, Wohnen oder Klima zusammen; eine ganzheitliche
Sichtweise auf das Thema ist nötig. Daher sind bei der Gestaltung aller
Lebensbereiche die Auswirkungen auf Gesundheit im Sinne von ‚Health in All
Policies‘ unbedingt zu berücksichtigen. Die Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung hat unter anderem mit dem Kooperationsverbund
Gesundheitliche Chancengleichheit, Netzwerk Frühe Hilfen, StadtRaumMonitor
und Impulsgeber Bewegungsförderung in Kommunen wichtige Ansatzpunkte
hierfür geliefert. Deshalb ist für uns die Förderung des Kongresses ein
zentrales Anliegen.“

Auf dem Kongress wird es auch in diesem Jahr Schwerpunkt-Veranstaltungen
zu den Themen der Frühen Hilfen geben: Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen
stellt erste Ergebnisse aus drei neuen wissenschaftlichen Studien zur
Diskussion, die einerseits Belastungen und Ressourcen von Familien
untersucht haben und andererseits Nutzung und Wirkung von
Unterstützungsangeboten wie aufsuchender Begleitung durch
Gesundheitsfachkräfte. Inwieweit Qualitätszirkel und Schulungen von
Kinderärztinnen und Kinderärzten dazu beitragen, den psychosozialen
Hilfebedarf bei Familien zu erkennen, wird mit den Ergebnissen der
P.A.T.H.-Intervention vorgestellt.

Weitere Veranstaltungen im Rahmen des Kongresses unter Mitwirkung der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung befassen sich mit den Themen
„bewegungsfreundliche Kommune“, „Klimawandel mit dem StadtRaumMonitor“ und
der Gestaltung gesundheitsfördernder Settings gemeinsam mit Familien,
Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Beim „Markt der Möglichkeiten“ stellen die Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung und das Nationale Zentrum Frühe Hilfen an ihren
Ständen neue Publikationen vor und laden zum persönlichen Austausch ein.

Der Kongress Armut und Gesundheit macht sich seit 1995 für die
Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit in Deutschland stark.
Die Veranstaltung ist deutschlandweit die größte Plattform für den
Austausch und zu Lösungsansätzen im Bereich von Public Health.

Weiterführende Informationen zum Kongress-Programm unter:
https://www.armut-und-gesundheit.de

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Krankenhausreform: 5-Punkte-Plan für die Diabetologie der Zukunft

Die Krankenhausstrukturreform: weg von Ökonomie und Fallpauschalen, hin zu
mehr Patientenwohl. Doch es zeichnet sich ab, dass das
Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Versorgungsrealität noch an
wichtigen Stellen verkennt.  Neben dem persönlichen Leid für die
Betroffenen habe dies auch hohe finanzielle Folgen für das
Gesundheitssystem, so die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Auf ihrer
Jahrespressekonferenz legen die Experten einen 5-Punkte-Plan vor, dessen
Berücksichtigung eine positive Wende für die Diabetologie in Deutschland
bringen kann.

„Ob die von Lauterbach sogenannte Revolution im Gesundheitssektor gelingt,
wird sich an den vulnerablen Patientengruppen zeigen – den chronisch
Kranken, Kindern und multimorbiden Älteren“, prognostiziert Professor Dr.
med. Andreas Fritsche, Vizepräsident der DDG. „Erst wenn die Reformpläne
auch diese Gruppen berücksichtigen und ihnen eine hohe
Versorgungssicherheit gewährleisten, kann eine Zeitenwende in unserem
Gesundheitssystem gelingen.“ Auf der Jahrespressekonferenz der DDG
diskutieren Expert*innen zu den Chancen und Risiken der Krankenhausreform
in Bezug auf die Diabetologie.

Dabei kommen sie überein, dass die verantwortliche Regierungskommission
dringend anerkennen muss, dass Diabetes mellitus im bisherigen System der
diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG) viel zu wenig Berücksichtigung findet.
„Die Endokrinologie und Diabetologie sind mitunter die reformbedürftigsten
Sektoren hinsichtlich Finanzierung und Versorgungsstrukturen. Schon jetzt
ist die Versorgung der Betroffenen auf Krankenhausstationen akut
gefährdet“, betont Fritsche. Die stark steigenden Diabeteszahlen auf
erwartete 12 Millionen in den kommenden zehn Jahren, drohen den ambulanten
sowie den stationären Sektor zu überlasten, so der Diabetologe vom
Universitätsklinikum Tübingen. „Doch derzeit scheinen die politisch
Verantwortlichen diese Versorgungslage noch zu sehr zu unterschätzen.“

Fritsche weist darauf hin, dass in Krankenhäusern inzwischen jeder fünfte
Patient über 20 Jahren Diabetes hat, was jährlich etwa drei Millionen
Krankenhausbehandlungen mit und wegen Diabetes bedeutet.1 Hinzu kommt,
dass die Betroffenen bereits in jungen Jahren ins Krankenhaus müssen,
längere stationäre Aufenthalte und mehr Komplikationen haben als
stoffwechselgesunde Mitmenschen – das zeigt eine aktuelle Studie.2 „Im
Alter zwischen 40 und 50 Jahren sind sie darüber hinaus dreimal mehr von
Schlaganfall und Myokardinfarkt betroffen, was wiederum ihr Sterberisiko
erhöht“, führt Studienautor Alexander Eckert, Wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und
medizinische Biometrie am ZIBMT, aus.

Das mangelnde Bewusstsein für Diabetes in Kliniken resultiert aus
fehlenden Diabeteskenntnissen. Nur 17 Prozent der Kliniken halten eine
ausreichend qualifizierte Diabetesexpertise gemäß DDG Zertifizierung vor,
mit sinkender Tendenz. Dies schlägt sich auch im Umgang mit den
Diabetespatient*innen nieder. Bisher wird bei stationärer Aufnahme nicht
flächendeckend und nach einheitlichen Standards auf Diabetes gescreent und
behandelt. Dabei zeigen Untersuchungen, dass bis zu 23 Prozent aller
Patient*innen in Notaufnahmen einen nicht bekannten Diabetes haben. Einer
Umfrage zufolge hat fast jeder dritte Mensch mit Diabetes Typ 1 schlechte
Erfahrungen in einer nicht-Diabetes-zertifizierten Klinik gemacht.
Insbesondere Insulinpumpenpatient*innen blieben in über 80 Prozent ohne
Ansprechpartner für ihre Technologie.3 „Der Aufenthalt in Krankenhäusern
könnte für Diabetespatient*innen zunehmend gefährlich und tödlich werden“,
mahnt Fritsche.

Die DDG fordert auf Grundlage dieser Erkenntnisse die Schaffung besserer
Versorgungsstrukturen an Kliniken und stellte dafür auf der
Jahrespressekonferenz folgenden 5-Punkte-Plan auf:

1.      Einrichtung von DIABETES UNITS in Krankenhäusern
2.      Im Rahmen der geplanten Krankenhausstrukturreform qualifizierte
zertifizierte und abgestufte Diabetesbehandlung auf allen Ebenen. Diabetes
droht, entweder ganz vergessen zu werden oder eine Verbannung auf den
untersten Level der Versorgung.
3.      Versorgungsqualität muss sich lohnen! Krankenhäuser mit
Diabetesbehandlungsstrukturen sollten finanzielle Zuschläge erhalten,
Einrichtungen ohne diabetologische Expertise finanzielle Abschläge.
4.      Vulnerable Gruppen schützen! Kinder oder multimorbide ältere
Patienten mit einem Diabetes brauchen besondere Pflege und zeitintensive
ärztliche Betreuung. Das muss kostendeckend abgebildet sein.
5.      Ein obligates Diabetesscreening (HbA1c) und Management in den
Notaufnahmen und Stationen der Krankenhäuser

Literatur:

1Auzanneau M, Fritsche A, Icks A, Siegel E, Kilian R, Karges W, Lanzinger
S, Holl RW. Diabetes in the Hospital—A Nationwide Analysis of all
Hospitalized Cases in Germany With and Without Diabetes, 2015-2017. Dtsch
Arztebl Int. 2021 Jun 18;118(24):407-412. doi: 10.3238/arztebl.m2021.0151.

2Eckert AJ, Fritsche A, Icks A, Siegel E, Mueller-Stierlin AS, Karges W,
Rosenbauer J, Auzanneau M, Holl RW. Common procedures and conditions
leading to inpatient hospital admissions in adults with and without
diabetes from 2015 to 2019 in Germany : A comparison of frequency, length
of hospital stay and complications. Wien Klin Wochenschr. 2023 Feb
10:1-11. doi: 10.1007/s00508-023-02153-z. Online ahead of print.

3Hess G, Weber D, Kellerer M, Fritsche A, Kaltheuner M. Erfahrungen von
Diabetes Typ 1 Patienten bei stationären Behandlungen - eine
Patientenbefragung von winDiab.  Diabetologie und Stoffwechsel 2023 in
press

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Herzkrank und erkältet: Wann darf man wieder Sport machen?

Husten, Schnupfen und Fieber sind bei wechselhafter Wetterlage keine
Seltenheit. Wann können herzkranke Menschen nach einer Erkältung oder
grippalem Infekt wieder Sport treiben? Ein Sportkardiologe gibt Rat

Heute noch mild, morgen schon wieder kalt: Plötzlich wechselnde
Wetterlagen gehen oftmals auch mit einer steigenden Zahl an grippalen
Infekten, mit Husten, Schnupfen und Fieber einher. Gerade für Menschen mit
Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern, einer koronaren Herzkrankheit (KHK)
oder einer Herzklappenerkrankung ist der Schutz ihres Herzens vor einer
möglichen zusätzlichen Schädigung durch eine Grippe (Influenza) oder einen
grippalen Infekt wichtig. Häufige Fragen vieler Herzpatienten sind in
diesem Zusammenhang: Wie erkenne ich, dass mein Herz infolge einer Grippe
geschädigt ist? Kann ich mich durch eine Grippeimpfung davor schützen? Und
wie lange muss ich nach einer Erkältung, einem grippalen Infekt oder einer
Grippe mit dem Sport pausieren? Antworten auf diese und viele weitere
Fragen gibt hier Sportkardiologe Prof. Dr. med. Jürgen Scharhag vom
Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Infos sind auch
unter www.herzstiftung.de/sport-nach-erkaeltung abrufbar.

Wichtig für Herzkranke: Grippeimpfung zum Schutz vor Herzbeteiligung
„Eine Grippeimpfung ist gerade für Herzpatienten in jedem Fall ratsam.
Denn eine echte Grippe, die Influenza, wirkt sich bei etwa jedem zehnten
Erkrankten auch auf das Herz aus“, sagt Prof. Scharhag, der die Professur
für Sport- und Leistungsphysiologie am Zentrum für Sportwissenschaft und
Universitätssport der Universität Wien innehat. „Unter anderem kann eine
Herzmuskelentzündung, die Myokarditis, die Folge sein.“ Daher sind ohnehin
Herzkranke bei einer Grippe eher gefährdet, dass es zu weiteren
Herzproblemen kommt. Mit einer Impfung gegen Grippe (Influenzaviren) lässt
sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit oder zumindest die Schwere einer
Influenza verringern – und damit auch das Risiko einer
Herzmuskelentzündung.
Allerdings werden die meisten Infektionen der oberen Atemwege nicht durch
Influenzaviren, sondern durch andere Viren wie Adenoviren oder Rhinoviren
hervorgerufen. Man spricht dann von einem grippalen Infekt im Unterschied
zu einer Grippe – auch wenn mitunter die Symptome ähnlich sind. „Auch
diese Viren können – wenn auch seltener als Influenzaviren – eine
Herzmuskelentzündung begünstigen, vor allem, wenn sich der Erkrankte nicht
genügend schont und auskuriert“, betont Scharhag.

Herzbeteiligung: Was sind typische Anzeichen?
Die Anzeichen einer Herzbeteiligung sind relativ unspezifisch, am
häufigsten anzutreffen sind
- Müdigkeit,
- Abgeschlagenheit,
- Kurzatmigkeit oder
- Engegefühl in der Brust bzw. Schmerzen hinter dem Brustbein oder
- Herzstolpern (bei etwa jedem fünften Betroffenen).

Bei diesen Symptomen sollte man umgehend zum Arzt, der bei Verdacht auf
eine Beteiligung des Herzens neben der Anamnese und einer körperlichen
Untersuchung, ein EKG, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und eine
Blutuntersuchung vornehmen wird. Lässt sich mit den aufgeführten
Untersuchungen eine Beteiligung des Herzens nicht zweifelsfrei nachweisen
oder ausschließen, ist als nächster Schritt eine Kernspintomographie
(Kardio-MRT) des Herzens erforderlich.

Wie lange nach einem Infekt bis zum sportlichen Neustart pausieren?
Gegen einen grippalen Infekt gibt es keine spezifische Therapie. Dennoch
lassen sich die Symptome – wie auch bei einer Influenza – durch
Erkältungsmittel wie Nasentropfen oder fiebersenkende Mittel häufig
bessern. Oft empfinden Betroffene auch das Inhalieren als hilfreich. Wer
sich wieder fitter fühlt, kann zunächst Spaziergänge an der frischen Luft
absolvieren.
Auf Sport sollte man hingegen generell für die Dauer der Erkrankung
verzichten, rät Sportkardiologe Scharhag. Der Körper sei in dieser Phase
geschwächt. Eine sportliche Belastung beeinflusse dann das Immunsystem und
könne somit schädlich sein. „Wie lange die Sportpause sein sollte, lässt
sich pauschal nicht sagen, weil jeder Infekt unterschiedlich verläuft und
sich jeder Betroffene individuell unterschiedlich schnell erholt.“ Meist
liege man bei einem gewöhnlichen grippalen Infekt der oberen Atemwege mit
einer Pause zwischen sieben und 14 Tagen richtig. Bei einer Influenza
sollte man sogar mindestens 14 Tage pausieren. „Bis zu einem sportlichen
Neustart mit zunächst niedrigen Belastungsintensitäten sollten wenigstens
zwei bis drei symptomfreie Tage vorliegen.“

Generell sind bei Erkältung, grippalem Infekt oder Grippe folgende Punkte
zu beachten

- Je stärker der Infekt war, desto länger die Pause.
- Bereits bei leichten Symptomen wie Halsschmerzen, Schnupfen oder Husten
auf Sport und Training verzichten.
- Bei Gliederschmerzen oder Fieber ist körperliche Schonung erforderlich
und Sport absolut tabu.
- Sind die Beschwerden/Symptome weg und es besteht wieder eine gute
Leistungsfähigkeit im Alltag (z.B. erkennbar beim Treppensteigen), kann
sanft mit lockerem bzw. erholsamem Training gestartet und dieses behutsam
nach Befindlichkeit über ein bis zwei Wochen gesteigert werden. Dabei
immer auf den eigenen Körper achten und z.B. den Puls kontrollieren.
- Bei Mattigkeit/Energielosigkeit mit dem Sport lieber noch warten. Und
bei Unklarheiten hinsichtlich der Belastbarkeit sicherheitshalber beim
Arzt vorstellen.
- Wurde eine Herzbeteiligung/Myokarditis festgestellt, muss mindestens
drei Monate pausiert werden und die Sporttauglichkeit von einem
Sportkardiologen u. a. mit Ruhe-EKG, Herzultraschall und Belastungs-EKG
beurteilt werden. Bei regelrechten Befunden kann dann wieder mit dem Sport
begonnen werden.

(ne/wi)

Tipps:
Eine Sprechstunden-Antwort bietet die Herzstiftung unter
www.herzstiftung.de/sport-nach-erkaeltung

Tipps für Herz-Kreislauf-Patienten zum Thema Kälte bei Herzproblemen:
www.herzstiftung.de/herzprobleme-bei-kaelte

Experten-Tipps zum Sport zu Hause bietet die Herzstiftung unter
www.herzstiftung.de/sport-zu-hause an.

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