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MD&M West 2023: Internationale Fachmesse für Medizintechnik-Zulieferer startet Anfang Februar in Kalifornien

Die MD&M West in Anaheim zählt zu den größten internationalen Schauplätzen
für Design und Fertigung in der Medizintechnik. Rund 20.000 Besucher
kommen jährlich nach Kalifornien, um sich über neue Trends der Medtech-
Branche zu informieren. Bei internationalen Komponentenherstellern ist der
Medizintechnik-Marktplatz aufgrund der hohen Internationalität und
Qualität des Fachpublikums zum festen Termin im Messe-Kalender geworden.

Der Gemeinschaftsstand des IVAM-Fachverband für Mikrotechnik ist als
Sonderausstellungsbereich „Micro Nanotech“ in Halle C gekennzeichnet. Dort
präsentieren europäische Hightech-Unternehmen und Forschungsinstitute vom
07. bis 09. Februar 2023 ihre Innovationen.

Die AEMtec GmbH bietet Technologien für komplexe, kundenspezifische
(opto-)elektronische Anwendungen für die Medizintechnik. Das Unternehmen
verfügt über ein umfangreiches Portfolio an High-End-Chip-Level-
Technologien, darunter Wafer-Back-End-Services, Chip-on-Board, Flip-Chip,
3-D-Integration und Opto-Packaging für Medizintechnik. Das
Leistungsspektrum des Unternehmens umfasst Entwicklungsdienstleistungen
sowie auch die Produktion von Testgeräten und Möglichkeiten zur
Serienfertigung.

Die CorTec GmbH ermöglicht die Kommunikation mit dem Nervensystem – zur
Heilung von Krankheiten. Die Brain Interchange Technologie ist ein
implantierbares System zur Messung und Stimulation von Gehirnaktivität im
Langzeit-Einsatz. Das Closed-Loop System steuert sich dabei selbst: Nach
erfolgter Stimulation analysiert das System echtzeitnah das Feedback des
Gehirns. Daneben werden einzelne Komponenten angeboten – flexible
Elektroden, hochkanalige Kapselungen zusammen mit Elektronik und Software.
Diese zeichnen sich durch dieselben Eigenschaften aus: hohe Präzision,
Design-Flexibilität und Kanalzahl.

Das Fraunhofer IMS präsentiert smarte Sensorsysteme für kommende
Medizinprodukt-Generationen. Die Themen-Schwerpunkte reichen von aktiven
Implantaten über die In-situ Diagnostik bis hin zu nicht-invasiven
Healthcare Anwendungen. Prominente Produkte sind z.B. energieeffiziente
Drucksensoren welche eine einzigartige Langzeitstabilität und hohe
Genauigkeit zeigen und in mehreren, CE-zugelassen Implantaten zum Einsatz
kommen. Eins von weiteren Produktbeispielen ist ein smartes Patch, dass
mit der künstlichen Intelligenz einer miniaturisierten Elektronik direkt
am Patienten Vorhofflimmern erkennt.

Die IMT Masken und Teilungen AG bietet kosteneffektive Glaskomponenten für
Life Science, Diagnostik und medizinische Anwendungen. IMT entwickelt und
produziert kundenspezifische Mikrofluidik-Komponenten, optische
Komponenten sowie Sensoren in Glas und Quarz. Zu den Leistungen zählen
strukturierte metallische & dielektrische Schichten, Ätzen von Kanälen und
Nanostrukturen, Integration von „on-chip“-Elektroden, Wellenleitern,
optischen Filtern und strukturierten Blenden. Mögliche Anwendungen sind
Sequenzierung, LOAC, Organ-on-a-Chip, Einzelzellendetektion/–Analyse, HTS
sowie Glaskomponenten für medizinische Instrumente.

Micro Systems UK ist spezialisiert auf medizinische, biotechnologische und
optische Mikroformlösungen, einschließlich Formen, Validierung und
Lieferung von Komponenten für die Arzneimittelabgabe, medizinische
Diagnostik, Inhalationssysteme und bioresorbierbare Implantate für die
Chirurgie. Weitere Fähigkeiten umfassen die ultrapräzise Mikrobearbeitung
und Nanostrukturierung. Auf der MD&M werden Lab-On-A-Chip- und
Mikrospritzguß-Komponenten mit Toleranzen und Genauigkeiten im
Mikrometerbereich, Komponenten aus komplexen Materialien und optische
Teile mit Oberflächengüte im Nanometerbereich gezeigt.

SCHOTT fertigt hermetische Gehäuse und Durchführungen für den hochwertigen
Schutz von sensibler Elektronik. Mit über 80 Jahren Erfahrung in der
hermetischen Versiegelung mithilfe von Spezialglas unterstützt SCHOTT die
Medizin mit zuverlässigen Komponenten für unterschiedlichste Anwendungen.
Das breite Produktportfolio beinhaltet: Primoceler Glas-Micro-Bonding und
HermeS Glaswafer für miniaturisierte Implantate und Sensoren in Wafer
Level Chip Size (WLCSP), hermetische Konnektoren zum Schutz der Elektronik
von chirurgischen Geräten sowie autoklavierbare Solidur-LEDs.

Screentec ist ein finnisches Unternehmen für Auftragsentwicklung und
-fertigung (CDMO) und Hersteller von medizinischen Einmalelektroden,
Wearables, flexiblen gedruckten Sensoren, flexibler Hybridelektronik (FHE)
und Membranschaltern. Auch Mikrofluidik für diagnostische Tests und andere
Einwegtests können hergestellt werden. Zum Portfolio gehören neben
Auftragsfertigung und Entwicklung von Herstellungsverfahren für
professionelle Elektronik und medizinische Geräte auch aktive, nicht-
implantierbare medizinische Geräte.

Originalpublikation:
https://www.ivam.de/news/md_m_west_2023_international_medical_trade_fair_starts_in_early_february_in_california_?lang=de

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Schneeschippen kann fürs Herz gefährlich werden

Prof. Dr. med. Axel Schmermund, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung und Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB), Frankfurt am Main.  Foto: CCB
Prof. Dr. med. Axel Schmermund, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung und Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB), Frankfurt am Main. Foto: CCB

Risiko für Herzinfarkt und Plötzlichen Herztod steigt – Deutsche
Herzstiftung gibt Tipps für Herzpatienten

Körperliche Anstrengung bei Minusgraden belastet das Herz. Gerade kurze,
schwere Belastungen wie Schneeschippen können für Herzpatienten gefährlich
werden, insbesondere wenn Betroffene ansonsten schlecht trainiert sind.
Einer weltweiten Beobachtungsstudie in 27 Ländern zufolge ist das Risiko,
an einem Herzinfarkt zu sterben, an extremen Kältetagen um 33 Prozent
erhöht (1). „Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße und der Blutdruck
steigt. Kommt dann noch eine ungewohnt starke Anstrengung dazu, kann das
für Herzpatienten gefährlich werden“, warnt Prof. Dr. med. Axel
Schmermund, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen
Herzstiftung und Kardiologe am Cardioangiologischen Centrum Bethanien
(CCB) Frankfurt am Main. Der Herzspezialist rät Patienten dazu, große
Anstrengungen bei Kälte zu vermeiden und das Schneeschippen besser
gesunden Menschen oder professionellen Räumdiensten zu überlassen. Was
Herzpatienten im Winter beachten sollten und bei welchen Warnsignalen sie
unbedingt den Notruf 112 wählen sollten, erfahren Sie unter
www.herzstiftung.de/herzprobleme-bei-kaelte beziehungsweise unter
www.herzstiftung.de/herzinfarkt-anzeichen

Wie Kälte und Anstrengung das Herz belasten
Große Kälte hat Auswirkungen auf den ganzen Organismus: Die Blutgefäße der
Haut und anderer Körperregionen ziehen sich zusammen. Der Blutdruck steigt
an, denn das Herz muss das Blut gegen einen größeren Widerstand durch die
Adern pumpen. „Der höhere Widerstand in den Blutgefäßen kann eine hohe
Belastung für den Herzmuskel darstellen“, betont Schmermund. Eine
gefährliche Überlastung des Herzmuskels droht – im Extremfall kann es zum
Herzinfarkt mit schwerwiegenden Folgen oder sogar dem Tod kommen.
Patienten mit Bluthochdruck, Herzschwäche, Koronarer Herzkrankheit oder
Vorhofflimmern sollten daher bei Kälte besonders wachsam sein und große
Belastungen, insbesondere im Freien, vermeiden. Zwar ist regelmäßige
Bewegung auch im Winter empfehlenswert. Statt zu hoher Belastung rät die
Deutsche Herzstiftung Herzpatienten allerdings zu weniger anstrengender
Bewegung wie Spaziergängen oder Walkingrunden. Bei Minusgraden legen sich
Herzpatienten zum Schutz am besten einen Schal über Mund und Nase, so
gelangt die Luft bereits vorgewärmt in die Atemwege.
Auch die Belastung beim Schneeräumen mit Schaufel und Besen kann zu viel
werden – sie ist anstrengender, als viele denken: Schon bei kurzem
Schneeschippen steigen Puls und Blutdruck stark an. Bereits nach zwei
Minuten steigt die Herzfrequenz auf durchschnittlich 154 Schläge pro
Minute an, nach zehn Minuten Schneeschippen noch weiter. Bei vielen
Patienten ist damit die maximale Herzfrequenz erreicht. Ein vorbelastetes
Herz gerät bei einer solch starken Belastung schnell in Gefahr.

Was Herzpatienten im Winter beachten sollten
Grundsätzlich sollten Menschen mit Herzerkrankungen im Winter regelmäßig
ihren Blutdruck messen und besonders sorgfältig ihre Medikamente nehmen.
Ist der Blutdruck zu hoch, muss die Dosis der Arzneien gegebenenfalls in
Absprache mit dem Arzt angepasst werden. Wichtig ist auch der Zeitpunkt
der Medikamenteneinnahme: Da der Blutdruck bei den meisten Patienten nach
dem Aufstehen ansteigt, sollten sie ihre Tabletten in der Regel morgens
nehmen – und zwar bevor sie hinaus in die Kälte gehen.
Sowohl Herzpatienten als auch bisher Gesunde sollten zudem Anzeichen von
Herzproblemen ernst nehmen und nicht auf die Kälte schieben.
Brustschmerzen, Atemnot sowie ein Druck oder Brennen im Brustkorb sind
Warnzeichen, die Betroffene nicht ignorieren dürfen. Auch ein Angstgefühl,
kalter Schweiß und Übelkeit sind Symptome, die auf einen Herzinfarkt
hinweisen können. Verschwinden die Beschwerden nicht nach kurzer Zeit,
sollten Betroffene oder Angehörige nicht zögern und die Notrufnummer 112
wählen. Was Herzpatienten im Winter beachten sollten, erfahren Betroffene
unter www.herzstiftung.de/herzprobleme-bei-kaelte
(cme)

Tipps: Wichtige Tipps zum Thema Kälte bei Herzproblemen bietet die
Herzstiftung unter www.herzstiftung.de/herzprobleme-bei-kaelte kostenfrei
an. Experten-Tipps zum Sport zu Hause bietet die Herzstiftung unter
www.herzstiftung.de/sport-zu-hause an.

Weitere Links zum Thema:
Chest-Pain-Units (CPU): www.herzstiftung.de/herznotfallambulanz
Herzinfarkt-Symptome: www.herzstiftung.de/herzinfarkt-anzeichen

Literatur:
(1) B. Alahmad et al.: Associations Between Extreme Temperatures and
Cardiovascular Cause-Specific Mortality: Results From 27 Countries; 12 Dec
2022 https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.122.061832 Circulation.
2023;147:35–46
https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.122.061832

Zusammenfassung in aerzteblatt.de:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/139576/Herz-Kreislauf-Erkrankungen-
Mehr-Todesfaelle-an-kalten-als-an-heissen-

Tagen?rt=c97a354ace78fc5651f45bf8f83ea095

Weitere Quellen:
https://newsroom.heart.org/news/snow-shoveling-can-be-hazardous-to-your-
heart
Claeys M. J., European Heart Journal (2017) 38, 955–960:
doi:10.1093/eurheartj/ehw151
Ryti N. R. I. et al, Sci. Rep. 2017

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Medizinische Privatbehandlungen ohne Qualifikation: Ärzteverbände sehen Qualität der Patientenversorgung in Gefahr

Zwei kürzlich ergangene Berufungsurteile könnten für privat versicherte
Patientinnen und Patienten sowie die Ärzteschaft in Deutschland insgesamt
eine Zäsur darstellen. Denn nach diesen Urteilen dürfen Ärztinnen und
Ärzte medizinische Leistungen auch in Fachgebieten erbringen und mit der
privaten Krankenversicherung abrechnen, für die sie nicht ausreichend
weitergebildet sind. Darf ein Gynäkologe künftig also auch Kreuzschmerzen
und eine HNO-Ärztin einen Leistenbruch behandeln? Medizinische
Fachverbände warnen vor den Folgen der Urteile.

Konkret geht es um zwei Urteile des Bayerischen Obersten Landesgerichtes
und des Oberlandesgerichtes Frankfurt am Main aus dem Jahr 2022. Beide
Verfahren befassten sich mit der Frage, ob Orthopäden Leistungen, die sie
mittels Magnetresonanztomographie (MRT) bei privat versicherten
Patientinnen und Patienten erbracht hatten, mit deren privater
Krankenversicherung abrechnen durften. Die beiden Ärzte waren nach den
Maßstäben der ärztlichen Weiterbildungsordnung für diese radiologischen
Leistungen nicht ausreichend qualifiziert. Die private Krankenversicherung
der betroffenen Patientinnen und Patienten hatte daher die Abrechnungen
beanstandet und dagegen geklagt.

Sowohl das Bayerische Oberste Landesgericht als auch das Oberlandesgericht
Frankfurt am Main haben entschieden, dass eine MRT, die ein Arzt außerhalb
seiner eigenen Fachgebietsgrenzen und ohne die einschlägig geforderte
Zusatzweiterbildung erbringt, nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) mit
privaten Krankenversicherungen abgerechnet werden darf. Der Besuch von
Lehrgängen reichte den Gerichten als Qualifikationsnachweis hierfür aus.

Urteile mit gravierenden Folgen für Patientenversorgung und Ärzteschaft

Solche Lehrgänge entsprechen vom Umfang und Inhalt her aber bei weitem
nicht den Anforderungen der für Ärztinnen und Ärzte maßgeblichen
Weiterbildungsordnungen (WBO) der Landesärztekammern. Das bedeutet:
Künftig reicht allein die Approbation aus, um als Ärztin oder Arzt auch
außerhalb eigener fachärztlicher Gebietsgrenzen Leistungen bei privat
Versicherten zu erbringen und mit der privaten Krankenversicherung
abzurechnen. Demgegenüber greifen in der gesetzlichen Krankenversicherung
verbindliche Regeln zur Qualitätssicherung, die dies bislang ausschließen.

„Wir befürchten, dass die beiden Urteile zu einer nicht hinnehmbaren
Gefährdung der Qualität fachärztlicher Leistungen führen. Sie bedeuten in
der Konsequenz, dass die Sicherheit von Patientinnen und Patienten nicht
mehr gewährleistet ist“, sagt Professor Gerald Antoch, Direktor des
Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am
Universitätsklinikum Düsseldorf, stellvertretender Präsident der Deutschen
Röntgengesellschaft (DRG) und Sprecher Gesundheitsstrategie des Vorstandes
der DRG.

„Die Aufweichung fachärztlicher Gebietsgrenzen widerspricht auch dem
Grundgedanken einer wirtschaftlichen medizinischen Versorgung. Wenn zum
Beispiel die Durchführung und Befundung einer MRT und die daraus folgende
Therapieentscheidung in der Hand nur einer Ärztin oder eines Arztes liegt,
kann das dazu führen, dass Leistungen ausgeweitet werden und damit die
Kosten für die private Krankenversicherung und die Beihilfe enorm
steigen“, warnt Prof. Antoch.

Die jüngsten Urteile alarmieren nicht nur die Radiologinnen und
Radiologen, sondern die Ärzteschaft insgesamt. So hat zum Beispiel auch
der 126. Deutsche Ärztetag im Mai 2022 das Problem erkannt und die
ärztliche Selbstverwaltung aufgefordert, die Qualität der ärztlichen
Leistung sicherzustellen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.

Die radiologischen Fachorganisationen fordern zur Sicherung der Qualität
und Patientensicherheit in der privatärztlichen Versorgung von der
Selbstverwaltung und dem Gesetzgeber, dass

-       die ärztliche Tätigkeit in einem Fachgebiet zwingend auch eine
entsprechende Weiterbildung (gemäß WBO) voraussetzt,

-       die Erbringung und Abrechnung privatärztlicher Leistungen in der
GOÄ unter einen Qualifikationsvorbehalt (gemäß WBO) gestellt wird und

-       die Heilberufsgesetze der Länder so präzisiert werden, dass der
hier bereits heute definierte Gebietsvorbehalt bei fehlender Qualifikation
als Verbotsgesetz wirkt.

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Digitales Interventionsprogramm für Long-COVID-Patient:innen gestartet

n einem gemeinsamen Projekt der medizinischen Fakultät Mannheim der
Universität Heidelberg und der SRH Hochschule Heidelberg wurde ein
hochinnovatives digitales Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogramm
für Long-COVID-Betroffene entwickelt. Die Pilotstudie startet im Januar
2023.

Corona ist noch nicht vorbei, leider. Die Langzeitfolgen werden noch
jahrelang spürbar sein, sowohl für die Wirtschaft als auch für die Medizin
und Gesellschaft. Konservativ geschätzt, sind allein in Deutschland etwa
drei Millionen Menschen in Deutschland von Long-COVID betroffen. Speziell
die hausärztlichen Praxen sind stark belastet, haben kaum noch
Kapazitäten, um auf die vielfältigen, individuellen Symptome einzugehen.
Wissenschaftler:innen der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität
Heidelberg und der SRH Hochschule Heidelberg haben im Rahmen des Projekts
AMBIGOAL-ANCOR ein 12-wöchiges digitales Gesundheitsförderungs- und
Präventionsprogramm entwickelt, das im Januar 2023 mit 600 Patient:innen
in Baden-Württemberg startet. Die Studie heißt „MiLoCoDaS“, was sich aus
„mild to moderate long covid digital intervention study“ zusammensetzt.
Aktuell läuft die Aufnahme der interessierten Patient:innen in das
Studienprogramm über die teilnehmenden hausärztlichen Praxen. Betroffene
können sich hierzu an die Studienkoordination über die folgende Homepage
wenden: http://www.wieder-fit-nach-covid.de/.

„Die Situation in den hausärztlichen Praxen ist schwierig“, sagt
Projektleiter Prof. Dr. Joachim E. Fischer, Leiter der Abteilung
Allgemeinmedizin am Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit
(CPD) der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg.
„Angesichts des Versorgungsdrucks fehlen schlichtweg die Ressourcen, um
Patient:innen mit Long-COVID zu behandeln. Darunter leiden nicht nur die
Patient:innen selbst, sondern auch die Wirtschaft.“ Gemeinsam mit der
Psychologie-Professorin Dr. Nadia Sosnowsky-Waschek von der SRH Hochschule
Heidelberg startet er ein ambitioniertes Projekt: 600 Patient:innen
erhalten Zugang zu einer digitalen Lernplattform und können über einen
Zeitraum von zwölf Wochen an einem Online-Gesundheitstraining teilnehmen.
Hierzu gehören u.a. solche Module wie Akzeptanz, Schmerz- und
Emotionsregulation, kognitive Leistungsfähigkeit, Ressourcentraining oder
Stressbewältigung. Ein Teil der Patient:innen erhält zusätzlich zu den
z.T. interaktiven Übungen auf der Lernplattform, auch einen Zugang zu
einem kursleitergestützten Webinar, in dem die Modulinhalte zusammen mit
anderen Betroffenen im geschützten Rahmen erarbeitet werden.  Ziel der
Studie ist es, das allgemeine Befinden und die Selbstkompetenz der
Patient:innen mit den Folgen ihrer COVID-19 Infektion besser umgehen zu
können, signifikant zu verbessern. Gelingt dies den Wissenschaftler:innen,
wäre hiermit ein wichtiger Schritt in Richtung evidenzbasierter digitaler
Gesundheitsanwendungen (DiGa) getan. Die Digitalisierung in der
medizinischen Versorgung zu verbessern, ist auch ein erklärtes Ziel des
Gesundheitsstandortes Baden-Württemberg.

„Und genau diese Herausforderung im Kontext von Long-COVID gilt es zu
meistern! Die Patient:inen brauchen Unterstützung. Die Studienlage zeigt,
wie heterogen und individuell das Beschwerdebild postviraler
Krankheitsverläufe speziell nach einer COVID-19-Infektion ist. Das
Spektrum reicht u.a. von Erschöpfung, über respiratorische,
kardiovaskuläre oder neurologische Symptome hin zu diversen
psychologischen Beschwerden“, sagt Prof. Sosnowsky-Waschek.  „Im Rahmen
des Milocodas-Programms haben wir eine große Bandbreite zentraler
Gesundheitskompetenzen abgedeckt. Evidenzbasierte psychologische Techniken
der Gesundheitsförderung haben wir multiprofessionell und systematisch mit
ärztlichen und ernährungsphysiologischen Informationen sowie
physiotherapeutische Übungen kombiniert. Dieser Ansatz kann durchaus als
innovativ und zeitgemäß bezeichnet werden“, so die Professorin.

Bereits seit 20 Jahren entwickelt Prof. Sosnowsky-Waschek,
Studiengangsleiterin und Studiendekanin, gesundheitspsychologische
Programme, unter anderem gemeinsam mit Studierenden der SRH Hochschule
Heidelberg, welche auch als Trainer:innen eingesetzt werden. Die
Hochschule wird damit ihrer langen Tradition der angewandten Forschung
gerecht.

Die Studie MiLoCoDaS erfolgt im Rahmen des Projektes AMBIGOAL-ANCOR, einem
Living Lab für Corona-Langzeitfolgen im Nordschwarzwald. Es nutzt
bestehende hausärztliche Prozesse, um ein digital-basiertes,
patientenzentriertes Pandemie-Behandlungskontinuum (Patient Journey) mit
Fokus auf Post-COVID-19-Erkrankungen zu etablieren. Das Projekt wird vom
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
gefördert. Aktuell ist ein Folgeprojekt im betrieblichen Setting geplant,
kündigt das wissenschaftliche Projektteam an. Hierfür werden noch
teilnehmende Unternehmen gesucht. Bei Interesse kann Prof. Dr. Nadia
Sosnowsky-Waschek kontaktiert werden.

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