Endotoxämie als Triebkraft von chronischen Entzündungen bei Arthritis- Erkrankungen
Die EU hat einem Konsortium unter der Leitung der Universitätsklinik
Helsinki eine Finanzierung in Höhe von 7 Mio. EUR gewährt, um die
Bedeutung der Darmmikrobiota als Triebkraft für chronisch systemische
Entzündungen und ihrer Rolle im Krankheitsverlauf rheumatischer
Erkrankungen zu untersuchen. Das Steinbeis Europa Zentrum unterstützt als
Projektpartner die Kommunikations- und Verbreitungsaktivitäten des
Projektes sowie die Verwertung der Forschungsergebnisse. Das Schweizer
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat
zusätzliche 1,8 Millionen Euro bewilligt. Das Projekt startete im Januar
2023.
Rheumatische Erkrankungen (RE) betreffen mehr als 40 % der europäischen
Bevölkerung und verursachen körperliche Einschränkungen und Schmerzen bei
Betroffenen. Zugleich sind sie eine hohe wirtschaftliche Belastung.
Bisher ist noch unklar, welche Auslöser und Mechanismen für den Ausbruch
von REs verantwortlich sind. Es wird vermutet, dass chronisch systemische
Entzündungen von den Mikroorganismen im Darm (Darmmikrobiota) verursacht
werden, genauer gesagt durch Moleküle, die das Immunsystem aktivieren.
Durch eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms (Darmpermeabilität) können
diese Komponenten aus dem Darm in das Blut übergehen, durch den Körper
wandern und lokale Entzündungen hervorrufen (Endotoxämie).
Das EU-Projekt ENDOTARGET hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, die
Beziehung zwischen Darmmikrobiota, Darmpermeabilität und Endotoxämie für
die drei der am häufigsten vorkommenden RE-Typen Osteoarthritis,
rheumatoide Arthritis und Spondyloarthritis genauer zu untersuchen. Dieses
Ziel soll erreicht werden mit Hilfe von geografisch diversen Kohorten
(Blut- und Stuhlproben), OMICS-basierten Analysen, klinischen Studien,
mechanistischen in vitro Studien (Gewebekulturen, Organ-on-Chip Modellen)
und Machbarkeitsstudien mit dem Fokus auf Ernährung,
Stuhltransplantationen und Medikamenten, die die Darmdurchlässigkeit
beeinflussen. Ganzheitlich soll geklärt werden, (1) welche Rollen die drei
Faktoren Darmmikrobiota, Darmpermeabilität und Endotoxämie beim Ausbruch
und Verlauf von REs spielen, (2) welche Ereignisse für die Entstehung der
Krankheit verantwortlich sind und (3) wie sich das Darmmikrobiom auf die
Gelenke auswirkt.
"In diesem Projekt wollen wir die Beziehung zwischen Darmmikrobiota,
intestinaler Permeabilität und systemischer Endotoxämie untersuchen.
Außerdem wollen wir ihre Rolle als Triebkräfte für den Krankheitsausbruch
und die Krankheitsaktivität bei rheumatoider Arthritis, Osteoarthritis und
Spondyloarthritis verstehen. Die Ergebnisse des vierjährigen
Forschungsprojekts können zur Identifizierung und Entwicklung neuer
präventiver und therapeutischer Ansätze führen", sagt ENDOTARGET-
Projektleiter Professor Kari Eklund von der HUS.
Die Studien des vom HUS geleiteten Konsortiums umfassen Kohorten- und
Registerstudien, zellmolekulare Funktionsstudien sowie klinische und
diätetische Interventionsstudien zu rheumatischen Erkrankungen.
"Darüber hinaus wird durch die Kombination all dieser Daten ein auf
maschinelles Lernen (ML) und KI basierendes Tool zur Vorhersage
rheumatischer Erkrankungen (RDPT) für Kliniker*innen entwickelt, das ihnen
hilft, Patienten mit erhöhtem Risiko für die Entwicklung der
Zielkrankheiten zu identifizieren", schließt Eklund.
Das ENDOTARGET-Konsortium wird außerdem Bürger*innen und Patient*innen
dazu befähigen, sich besser um ihre eigene körperliche Gesundheit und ihr
Wohlbefinden zu kümmern, indem es ein neues evidenzbasiertes Modell
erprobt, das Ernährungswissen ("klinische Kulinarik"), und die Anwendung
von Ernährungsstrategien zur Gesundheitsförderung und der Verringerung der
Krankheitsaktivität bei rheumatischen Erkrankungen verbindet.
Neben der HUS besteht das Konsortium aus führenden europäischen
Forschungseinrichtungen wie der Universität Helsinki und Forschungsgruppen
aus der Schweiz, Portugal, Spanien, Italien, Österreich und Estland. Dem
Konsortium gehören auch Industriepartner an, die auf Bioinformatik,
künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Kommunikation
spezialisiert sind.
Das Steinbeis Europa Zentrum unterstützt als Projektpartner die
Kommunikations- und Verbreitungsaktivitäten des Projektes sowie die
Verwertung der Forschungsergebnisse.
Das ENDOTARGET Konsortium: Koordinator HUS Universitätsklinik Helsinki
(Finnland), Universität Helsinki (Finnland), Universität Tartu (Estland),
Universität Campania “L. Vanvitelli” (Italien), Universität Lissabon
(Portugal), Galizischer Gesundheitsdienst (SERGAS) (Spanien), Technische
Universität Wien (Österreich), Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
(ETH Zürich) (Schweiz), Schweizer Institut für Bioinformatik (SIB)
(Schweiz), Biomedizinisches Forschungsinstitut von Salerno (Italien), NEC
Laboratories Europe GmbH (Deutschland), Steinbeis Europa Zentrum
(Deutschland).
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