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Endotoxämie als Triebkraft von chronischen Entzündungen bei Arthritis- Erkrankungen

Die EU hat einem Konsortium unter der Leitung der Universitätsklinik
Helsinki eine Finanzierung in Höhe von 7 Mio. EUR gewährt, um die
Bedeutung der Darmmikrobiota als Triebkraft für chronisch systemische
Entzündungen und ihrer Rolle im Krankheitsverlauf rheumatischer
Erkrankungen zu untersuchen. Das Steinbeis Europa Zentrum unterstützt als
Projektpartner die Kommunikations- und Verbreitungsaktivitäten des
Projektes sowie die Verwertung der Forschungsergebnisse. Das Schweizer
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat
zusätzliche 1,8 Millionen Euro bewilligt. Das Projekt startete im Januar
2023.

Rheumatische Erkrankungen (RE) betreffen mehr als 40 % der europäischen
Bevölkerung und verursachen körperliche Einschränkungen und Schmerzen bei
Betroffenen. Zugleich sind sie eine hohe wirtschaftliche Belastung.

Bisher ist noch unklar, welche Auslöser und Mechanismen für den Ausbruch
von REs verantwortlich sind. Es wird vermutet, dass chronisch systemische
Entzündungen von den Mikroorganismen im Darm (Darmmikrobiota) verursacht
werden, genauer gesagt durch Moleküle, die das Immunsystem aktivieren.
Durch eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms (Darmpermeabilität) können
diese Komponenten aus dem Darm in das Blut übergehen, durch den Körper
wandern und lokale Entzündungen hervorrufen (Endotoxämie).

Das EU-Projekt ENDOTARGET hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, die
Beziehung zwischen Darmmikrobiota, Darmpermeabilität und Endotoxämie für
die drei der am häufigsten vorkommenden RE-Typen Osteoarthritis,
rheumatoide Arthritis und Spondyloarthritis genauer zu untersuchen. Dieses
Ziel soll erreicht werden mit Hilfe von geografisch diversen Kohorten
(Blut- und Stuhlproben), OMICS-basierten Analysen, klinischen Studien,
mechanistischen in vitro Studien (Gewebekulturen, Organ-on-Chip Modellen)
und Machbarkeitsstudien mit dem Fokus auf Ernährung,
Stuhltransplantationen und Medikamenten, die die Darmdurchlässigkeit
beeinflussen. Ganzheitlich soll geklärt werden, (1) welche Rollen die drei
Faktoren Darmmikrobiota, Darmpermeabilität und Endotoxämie beim Ausbruch
und Verlauf von REs spielen, (2) welche Ereignisse für die Entstehung der
Krankheit verantwortlich sind und (3) wie sich das Darmmikrobiom auf die
Gelenke auswirkt.

"In diesem Projekt wollen wir die Beziehung zwischen Darmmikrobiota,
intestinaler Permeabilität und systemischer Endotoxämie untersuchen.
Außerdem wollen wir ihre Rolle als Triebkräfte für den Krankheitsausbruch
und die Krankheitsaktivität bei rheumatoider Arthritis, Osteoarthritis und
Spondyloarthritis verstehen. Die Ergebnisse des vierjährigen
Forschungsprojekts  können zur Identifizierung und Entwicklung neuer
präventiver und therapeutischer Ansätze führen", sagt ENDOTARGET-
Projektleiter Professor Kari Eklund von der HUS.

Die Studien des vom HUS geleiteten Konsortiums umfassen Kohorten- und
Registerstudien, zellmolekulare Funktionsstudien sowie klinische und
diätetische Interventionsstudien zu rheumatischen Erkrankungen.

"Darüber hinaus wird durch die Kombination all dieser Daten ein auf
maschinelles Lernen (ML) und KI basierendes Tool zur Vorhersage
rheumatischer Erkrankungen (RDPT) für Kliniker*innen entwickelt, das ihnen
hilft, Patienten mit erhöhtem Risiko für die Entwicklung der
Zielkrankheiten zu identifizieren", schließt Eklund.

Das ENDOTARGET-Konsortium wird außerdem Bürger*innen und Patient*innen
dazu befähigen, sich besser um ihre eigene körperliche Gesundheit und ihr
Wohlbefinden  zu kümmern, indem es ein neues evidenzbasiertes Modell
erprobt, das Ernährungswissen ("klinische Kulinarik"), und die Anwendung
von Ernährungsstrategien zur Gesundheitsförderung und der Verringerung der
Krankheitsaktivität bei rheumatischen Erkrankungen verbindet.

Neben der HUS besteht das Konsortium aus  führenden europäischen
Forschungseinrichtungen wie der Universität Helsinki und Forschungsgruppen
aus der Schweiz, Portugal, Spanien, Italien, Österreich und Estland. Dem
Konsortium gehören auch Industriepartner an, die auf Bioinformatik,
künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Kommunikation
spezialisiert sind.

Das Steinbeis Europa Zentrum unterstützt als Projektpartner die
Kommunikations- und Verbreitungsaktivitäten des Projektes sowie die
Verwertung der Forschungsergebnisse.

Das ENDOTARGET Konsortium: Koordinator HUS Universitätsklinik Helsinki
(Finnland), Universität Helsinki (Finnland), Universität Tartu (Estland),
Universität Campania “L. Vanvitelli” (Italien), Universität Lissabon
(Portugal), Galizischer Gesundheitsdienst (SERGAS) (Spanien), Technische
Universität Wien (Österreich), Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
(ETH Zürich) (Schweiz), Schweizer Institut für Bioinformatik (SIB)
(Schweiz), Biomedizinisches Forschungsinstitut von Salerno (Italien), NEC
Laboratories Europe GmbH (Deutschland), Steinbeis Europa Zentrum
(Deutschland).

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Am 11. Januar geht es los: Altersmediziner starten regelmäßige Webinare für Geriatrie-Nachwuchs und -Interessierte

Praxisnah, interaktiv und kostenlos: Am kommenden Mittwoch, 11. Januar,
startet die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) um genau 13.15 Uhr
mit einer Reihe an State-of-the-art-Lectures mit namhaften Expertinnen und
Experten aus der Geriatrie. Die Webinar-Serie soll dann an jedem zweiten
Mittwoch des Monats zur gleichen Uhrzeit stattfinden. Angesprochen werden
Ärztinnen und Ärzte, die in der Geriatrie arbeiten, sich jedoch in
Weiterbildung für Innere Medizin, Allgemeinmedizin oder Neurologie
befinden, Fachärztinnen und -ärzte in der Weiterbildung Geriatrie, an
Geriatrie interessierte Ärztinnen und Ärzte, die aber derzeit in anderen
Fachrichtungen tätig sind, wie auch Medizinstudierende.

Das Webinar kann alleine vor einem Bildschirm verfolgt werden, soll aber
ausdrücklich auch als interaktive Abteilungsfortbildung für Gruppen
genutzt werden. Eine Vorab-Anmeldung ist nicht notwendig – einfach
einschalten und mitdiskutieren!

Den Anfang macht am 11. Januar DGG-Präsident Professor Rainer Wirth mit
dem Thema „Ich werd' Dir was husten – vom Symptom zur richtigen Dysphagie-
Diagnose“. „Die DGG-Webinare sollen ein Fort- und Weiterbildungsangebot
für das gesamten Ärzteteam werden“, erklärt Wirth. „Ich wünsche mir
Kleingruppen, die aus einem Raum in der Klinik gemeinsam dem Webinar
folgen, dann Fragen stellen, aber auch im Nachgang noch vor Ort über die
Thematik diskutieren, reflektieren, den Inhalt des Gelernten gleich mit in
ihren Alltag tragen.“ So sollen die Vorträge sehr praktisch orientiert und
wissenschaftlich natürlich up to date sein, sich jedoch nicht an
Lehrbuchsystematiken ausrichten. „Es soll schlichtweg Spaß machen
zuzuhören, miteinander dann in den Austausch zu gehen – und natürlich die
große Bandbreite unseres Faches abbilden“, so Wirth, Direktor der Klinik
für Altersmedizin und Frührehabilitation am Marien Hospital in Herne.

Webinare für die systematische geriatrische Weiterbildung

Entstanden ist die Idee der Webinar-Reihe gemeinsam mit der
Weiterbildungsbeauftragten Professorin Katrin Singler, Oberärztin der
Geriatrischen Klinik am Klinikum Nürnberg. „Wir haben im DGG-Vorstand über
Möglichkeiten beraten, wie wir ein Dilemma der Geriatrie lösen können:
Denn Assistenzärztinnen und -ärzte, die in geriatrischen Fachabteilungen
arbeiten, sind in der Regel in internistischer, allgemeinmedizinischer
oder neurologischer Weiterbildung. Daher bemühen sich alle Beteiligten um
die entsprechende Facharzt-Weiterbildung. Die systematische geriatrische
Weiterbildung kommt dabei oft zu kurz“, so Singler. „Entsprechend soll
unsere Webinar-Reihe in den nächsten Jahren genau hier ansetzen und die
geriatrischen Kliniken bei der systematischen geriatrischen Weiterbildung
unterstützen.“

30 Minuten Vortrag, 15 Minuten Zeit für Fragen und Diskussionen

Jedes Webinar wird moderiert und folgt der gleichen Struktur: 30 Minuten
Vortrag, 15 Minuten Zeit für Fragen und Diskussionen. Für diejenigen, die
den Zeitpunkt am Mittwochmittag nicht realisieren können, wird das
aufgezeichnete Webinar um 20 Uhr nochmals als Livestream wiederholt.
Teilnehmen kann jeder, der auf der DGG-Website den Link zur Webinar-
Plattform anklickt. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. „Wir haben
die Hürden bewusst niedrig gehalten“, betont Singler. „Natürlich kann man
sich auch nur gezielt einzelne Themen aussuchen, die Webinare werden nicht
aufeinander aufbauen“, erklärt DGG-Präsident Wirth. „Doch es wäre schön,
wenn wir eine richtige Fortbildungsgruppe etablieren, in der sich auch
eine lebendige Diskussion entwickelt.“

Jetzt vormerken: Folgende Webinar-Termine 2023 stehen bereits fest:

11. Januar      Prof. Rainer Wirth; Herne: „Ich werd' Dir was husten – vom
Symptom zur richtigen Dysphagie-Diagnose“

8. Februar      PD Dr. Alexander Rösler; Hamburg: „Ich bin doch nicht blöd
– kognitive Störungen bei internistischen Erkrankungen“

8. März Prof. Andreas Wiedemann; Witten: „Brennen tut es nicht – kann es
trotzdem eine Harnwegsinfektion sein? Was mache ich, was gebe ich?“

12. April       Prof. Katrin Singler; Nürnberg: „Mach Dich nicht verrückt
– wie Delir-Management gelingen kann“

10. Mai Prof. Clemens Becker; Stuttgart: „Stolpern Sie noch oder stürzen
Sie schon? –
Wie kläre ich die Ursachen ab und was ist wirksam in der Therapie?“

14. Juni        Dr. Johannes Trabert; Frankfurt a. M.: „Vertigo – aus dem
Reich der Alten –
rationelle Schwindeldiagnostik und -therapie“

Bitte reservieren Sie sich schon einmal den Termin um jeweils 13.15 Uhr!
Weitere Informationen und den Link zum jeweiligen Webinar finden Sie
unter:
www.dggeriatrie.de/webinare

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Zahlen zur Gewebespende 2022: Mangel an Herzklappen immer größer

3.070 Menschen spendeten in 2022 Gewebe – ein neuer Rekord. Im Vergleich
zum Vorjahr konnte die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation
(DGFG) die Gewebespende erneut steigern: 53 Gewebespendekoordinator:innen
bearbeiteten knapp 45.000 Spendermeldungen, führten 7.915
Aufklärungsgespräche und erhielten 3.367 Zustimmungen. 42,5 Prozent aller
Spender:innen und Angehörigen stimmten einer Gewebespende zu.
Spendenstärkstes Bundesland in 2022 ist mit 448 Gewebespenden Nordrhein-
Westfalen, dicht gefolgt von Sachsen mit 446 Gewebespenden. Insgesamt
erhielten 7.111 Patient:innen ein Gewebetransplantat aus dem Netzwerk der
DGFG.

Trotz dieser erfreulichen Entwicklung blickt die DGFG besorgt in die
Zukunft. Denn was fehlt sind lebensrettende Herzklappen. Während die DGFG
die Spende von Augenhornhäuten ausbauen konnte, musste die gemeinnützige
Gesellschaft einen starken Rückgang in der Spende von Herzklappen
hinnehmen. Grund dafür ist insbesondere der Rückgang in der Organspende,
aus der noch immer der Großteil an Herzklappen gewonnen wird. Zusätzlich
gefährdet das im März 2022 in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung der
Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende die Patientenversorgung
erheblich. Die darin festgeschriebenen Zugriffsbeschränkungen (§ 2a Abs. 4
TPG) auf das geplante Register werden den Spendeprozess behindern und zu
einem erheblichen Einbruch der Spendezahlen führen, sollte bis zum
Registerstart an der Gesetzesreform nichts mehr geändert werden.

DGFG kritisiert Gesetzesreform und warnt vor fatalen Folgen für die
Patientenversorgung mit Gewebe

„Das im März 2022 in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung der
Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende wird in dieser Form zu einem
Ausbremsen unserer Arbeit in der Gewebespende führen. Für jeden einzelnen
Fall wären wir auf die Auskunft aus dem Register, die nur über
bevollmächtigte Klinikangestellte mit einem elektronischen
Heilberufeausweis abgerufen werden kann, angewiesen. Bei rund 45.000
Fällen pro Jahr, die wir bei der DGFG bearbeiten, und begrenzten Zeit- und
Personalressourcen auf Klinikseite kann das nicht funktionieren. Mit
diesem extremen Organisationsaufwand für das Abrufen einer möglichen
Entscheidungsdokumentation können wir die Zeitfenster in der Gewebespende
nicht einhalten“, hält Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG, fest.
„Diese Gesetzesreform macht deutlich, dass auf politischer Seite eine
völlige Unkenntnis über die Prozesse in der Gewebespende bestehen. Noch
immer haben wir in der Gewebespende mit einem Mangel, vor allem an
Herzklappen zu kämpfen. Das Netzwerk der DGFG stemmt die Hälfte der
Patientenversorgung mit Gewebetransplantaten. Damit das so bleiben kann,
muss dringend gehandelt werden.“

Immer mehr Augenhornhäute – immer weniger Herzklappen

Auch im dritten Pandemiejahr ist es der DGFG gelungen, die Gewebespende
weiter auszubauen: 7.111 Gewebetransplantate konnte die DGFG erfolgreich
vermitteln, darunter 4.366 Hornhauttransplantate. Die Augenhornhaut ist
mit 83,5 Prozent nach wie vor das am meisten gespendete Gewebe. Neben der
Spende von Augenhornhäuten, Herzklappen, Blutgefäßen und Amnionmembranen
widmete sich die DGFG in 2022 auch der Spende von Knochen, Sehnen und
Bändern (muskuloskelettale Gewebe = MSG). Im Rahmen dieser 28 MSG-Spenden
konnten 388 Präparate gewonnen werden. In der Versorgung mit Herzklappen
zeigte sich ein anderes Bild: Nur 144 Herzklappen konnte die DGFG in 2022
zur Transplantation vermitteln, zehn weniger als im Vorjahr. „Bei mehr als
300 Anfragen für eine Herzklappe ist das bedeutend zu wenig, wenn man
bedenkt, dass hier die Lebenserwartung der Patient:innen drunter leiden
muss. Gerade junge Patient:innen sind auf humane Herzklappen, die
mitwachsen können und keine blutverdünnenden Medikamente erfordern,
angewiesen. Hier müssen wir zusammen mit den Kliniken daran arbeiten, die
Herzklappenspende nach Herz-Kreislauf-Tod auszubauen, um eine verlässliche
Alternative zur Organspende zu haben“, sagt Börgel.

Großteil der Herzklappen stammt aus der Organspende

Nach wie vor ist die Organspende wichtig für die Patientenversorgung
insbesondere mit kardiovaskulärem Gewebe (KVG), d. h. Herzklappen und
Blutgefäßen: Insgesamt stammten 322 Gewebespenden von Organspender:innen
(10,5 %). Bei 55 Prozent dieser Gewebespenden konnte das Herz für die
Gewinnung der noch funktionsfähigen Herzklappen und Gefäße entnommen
werden. Da im Unterschied zur Organspende die Gewebespende nicht an die
Hirntoddiagnostik gebunden ist, treibt die DGFG seit einigen Jahren das
von der Organspende unabhängige Programm der KVG-Spende bei Herz-
Kreislauf-Verstorbenen voran. Eine Entnahme von Herzklappen und Gefäßen
ist bis zu 36 Stunden, eine Augenhornhautspende sogar bis zu 72 Stunden
nach Todeseintritt möglich. „Wir haben in der Gewebespende nicht die
Situation, dass eine Herzklappe genau wie ein Herz binnen vier Stunden
nach Entnahme bei Patient:innen implantiert werden muss. Wir haben bis zu
36 Stunden Zeit, das Herz zu entnehmen und in eine Gewebebank zur
Aufbereitung zu bringen. Das medizinische Screening, die
Aufklärungsgespräche und Entnahmen erfolgen über unser eigenes Personal.
Von den Kliniken benötigen wir neben einer zeitnahen Spendermeldung und
zügigen Überführung der Verstorbenen in eine Kühlung auch einen
Entnahmeraum. Hier bedarf es noch mehr Unterstützung auf Klinikseite“, so
Börgel.

Immer mehr Mediziner:innen greifen auf Alternative zur
Amnionmembrantransplantation zurück

Als Alternative zur herkömmlichen Amnionmembrantransplantation, bei der
die dünne Eihaut aus der mütterlichen Plazenta auf die Augenoberfläche
genäht wird, greifen immer mehr Augenärztinnen und -ärzte auf den
AmnioClip-plus (AC+) zurück. 140 dieser Clips konnte die DGFG in 2022
vermitteln, rund 60 Stück mehr im Vergleich zum Vorjahr. Der AC+ ist eine
Innovation aus dem DGFG-Netzwerk. Er kann ähnlich wie eine Kontaktlinse
auf das erkrankte oder verletzte Auge gelegt werden. Vorteil: Die
Amnionmembran ist in ein Ringsystem eingespannt und kann nach erzieltem
Erfolg wieder herausgenommen werden. Eine zusätzliche Naht entfällt, was
für einen schonenderen Heilungserfolg bei Patient:innen sorgt. Gewonnen
wird die Amnionmembran im Rahmen der Plazentaspende, einer Lebend-
Gewebespende bei geplantem Kaiserschnitt. In 2022 konnte die DGFG 21
Plazentaspenden realisieren.

Über die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG)

Die DGFG fördert seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in
Deutschland. Auf Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten
und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle
Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre
Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten
Warteliste. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von
der DGFG beziehen. Als unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft wird die
DGFG ausschließlich von öffentlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens
getragen: Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule
Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-
Klinikum Neubrandenburg. Die DGFG ist in ihrer Aufbaustruktur, der
Freiwilligkeit der Unterstützung durch die Netzwerkpartner:innen und ihrer
Unabhängigkeit von privaten oder kommerziellen Interessen einzigartig in
Deutschland.

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Deutsche Leberstiftung zum Jahreswechsel: So wird 2023 zum Jahr der Lebergesundheit

Bereits jetzt wird das Leben in Deutschland nur noch durch sehr wenige
Corona-Maßnahmen bestimmt. Und anscheinend wird es auch über den
Jahreswechsel hinaus keine Einschränkungen wie beispielsweise die
Schließung von Sportstätten oder Fitness-Studios geben. Somit gibt es
keine Ausrede mehr, warum im neuen Jahr ausreichende Bewegung und
sportliche Betätigung – neben der Ernährung wichtige Faktoren für die
Gesundheit – zu kurz kommen sollten.

Anlässlich des bevorstehenden Jahreswechsels und der aktuellen Ergebnisse
des globalen Statusberichtes zur körperlichen Aktivität der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), bei dem Deutschland
überdurchschnittlich schlecht abschneidet, ruft die Deutsche Leberstiftung
dazu auf, das Jahr 2023 mit mehr Bewegung und gesunder Ernährung zu einem
Jahr der Lebergesundheit zu machen.

Beim globalen WHO-Statusbericht zur körperlichen Aktivität belegen die im
Oktober 2022 veröffentlichten Ergebnisse, dass Millionen Menschen weltweit
sich nicht genug bewegen und dass daraus dramatische Folgen resultieren:
Im Zeitraum von 2020 bis 2030 könnten fast 500 Millionen Menschen weltweit
mangels Bewegung unter anderem an Herzkrankheiten, Fettleibigkeit,
Diabetes, Depressionen und Demenz erkranken. Die Kosten für die Behandlung
dieser 500 Millionen Menschen könnten laut WHO insgesamt 27,5 Milliarden
Euro betragen – ein Betrag, der besser für die Prävention eingesetzt
werden sollte.

Dabei ist die aktuelle WHO-Empfehlung für körperliche Bewegung einfach zu
realisieren: Mindestens 150 Minuten, also zweieinhalb Stunden pro Woche,
sollten sich Erwachsene körperlich betätigen. Die WHO stellt klar, dass es
sich hierbei nicht unbedingt um intensives Training handeln muss, bereits
Fahrradfahren oder schnelles Zufußgehen halten fit und beugen Krankheiten
vor. Doch vor allem in den reichen Ländern schaffen viele Menschen diese
150 Minuten in der Woche nicht. Auch in Deutschland sind die Menschen laut
den WHO-Ergebnissen viel zu träge. 44 Prozent der Frauen und 40 Prozent
der Männer über 18 Jahre sind zu bewegungsfaul. Bei den Teenagern wird die
Lage sogar als dramatisch eingestuft: Hierzulande bewegen sich von den 11-
bis 17-Jährigen 88 Prozent der Mädchen und 80 Prozent der Jungen zu wenig.

Die Deutsche Leberstiftung und deutsche medizinische Fachgesellschaften
machen bereits seit vielen Jahren auf die Problematik Übergewicht und
Fettleibigkeit (Adipositas) aufmerksam: „Die Zahl an übergewichtigen und
fettleibigen Erwachsenen und Kindern steigt. Übergewicht und Adipositas
begünstigen die Entstehung einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL), die
das Risiko für weitere schwere Lebererkrankungen und Leberzellkrebs
erhöhen kann“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender
der Deutschen Leberstiftung, und ergänzt: „Zwar steigt die Häufigkeit von
Übergewicht und Adipositas mit dem Alter an, doch wir wissen, dass die
Gewichtsprobleme bei den meisten Betroffenen schon im frühen
Erwachsenenalter beginnen. Übergewicht, das in der Kindheit entwickelt
wurde, wird meistens ein Leben lang beibehalten und nimmt häufig zu.
Deswegen richtet die Deutsche Leberstiftung zum Jahreswechsel einen
dringenden Appell an die Menschen und ruft dazu auf, das Jahr 2023 als
Start in ein gesünderes und bewegteres Leben zu nutzen – auch für die
Kinder.“

Während Deutschland bei der Einstufung der WHO in ihrem globalen
Statusbericht zur körperlichen Aktivität bei der Bewertung von 194 Staaten
eine hintere Position einnimmt, zeigen aktuell veröffentlichte Zahlen für
Deutschland Steigerungen in anderen Bereichen: Am 6. Dezember 2022
veröffentlichte das Statistische Bundesamt zur „Zahl der Woche“, dass 2021
in Deutschland 1,07 Millionen Tonnen Schokoladenerzeugnisse, also fast 13
Kilo Schokolade pro Kopf, hergestellt wurden. Umgerechnet entspricht die
Schokoladenmenge circa zweieinhalb Tafeln wöchentlich pro Kopf. Im
Vergleich zu 2020 war das eine Steigerung von 3,4 Prozent; verglichen mit
2019 waren es sogar 6,4 Prozent mehr. Eine weitere „Zahl der Woche“, die
einen „Aufwärtstrend“ aufzeigt, veröffentlichte das Statistische Bundesamt
am 1. November 2022: Im Jahr 2021 wurden im Vergleich zum Vorjahr 12,1
Prozent mehr Nahrungsergänzungsmittel produziert. Das entspricht einem
deutschlandweiten Umsatz von rund 2,69 Milliarden Euro. Diese beiden
„Aufwärtstrends“ sind – in Kombination mit den WHO-Ergebnissen zur
unzureichenden körperlichen Aktivität – gefährlich für die Gesundheit.
Auch wenn in der Rangliste bei den „Gute Vorsätze-Umfragen“ für 2023
wieder „gesünder ernähren“ und „mehr Sport treiben“ die obersten Plätze
belegen, scheint es offensichtlich sehr schwer zu sein, der Gesundheit
tatsächlich einen höheren Stellenwert im Leben zu geben.

„Die nicht-alkoholische Fettleber ist – wie viele andere sogenannte
Wohlstandserkrankungen – oft ein vermeidbares Gesundheitsproblem. Auch
eine bereits geschädigte Leber kann in einem frühen Stadium der Verfettung
durch einen veränderten Lebensstil positiv beeinflusst werden. Die
empfohlene Therapie zielt in erster Linie auf eine Lebensstil-Veränderung
mit einer Ernährungsumstellung und mehr Bewegung ab. Dabei ist eine
abwechslungsreiche, gesunde Ernährung ausreichend. Gesunde Menschen ohne
nachgewiesene Mängel benötigen keine Nahrungsergänzungsmittel. Jede
langfristige Nutzung von Nahrungsergänzungsmitteln oder auch von
Naturheilpräparaten sollte mit dem Hausarzt abgestimmt werden. Neben
Ernährung und Bewegung, die eine große Rolle für die Lebergesundheit
spielen, ist auch das frühzeitige Erkennen von Lebererkrankungen wichtig“,
erläutert Prof. Manns und erinnert daran: „Seit Oktober 2021 ist das
einmalige Screening auf Hepatitis B und C Teil der Gesundheitsuntersuchung
ab 35 Jahren. Beide Erkrankungen verlaufen zu Beginn oftmals völlig
symptomlos, daher ist ein Screening die einzige Möglichkeit, die
Krankheiten früh zu entdecken. Auch eine Kontrolle der Leberwerte bei
Verdacht auf eine Fettlebererkrankung ist sinnvoll.“

Für ein (leber-)gesundes Jahr 2023 ist neben der Eigenverantwortlichkeit
der Menschen auch das Engagement der Politik wichtig. Auch die Politik ist
gefordert, bei Themen wie beispielsweise Adipositas und den Folgen wie
Lebererkrankungen, Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs gezielte Kampagnen
zu starten und auch deutliche Markteingriffe durchzusetzen.

Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen
und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch
Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern.
Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die
öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt
und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem
Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und
Apotheker in medizinischen Fragen. Weitere Informationen zur Stiftung
unter https://www.deutsche-leberstiftung.de. Auf der Website finden Sie
unter anderem umfangreiche Informationen sowie Bildmaterial für
Betroffene, Interessierte, Angehörige der Fachkreise und Medienvertreter.

NEUERSCHEINUNG: „Das große Kochbuch für die Leber“ – 122 Rezepte mit allen
wichtigen Nährwertangaben; wichtige Küchentipps und Regeln für eine
lebergesunde Ernährung, September 2022. Das Buch ist im Buchhandel
erhältlich: ISBN 978-3-8426-3100-7 € 28,00 [D]. Weitere Informationen:
https://www.deutsche-leberstiftung.de/Kochbuch-Leber/.

BUCHTIPP: Jetzt in der vierten, aktualisierten und erweiterten Auflage:
„Das Leber-Buch“ informiert umfassend und allgemeinverständlich über die
Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien. Es ist im
Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-8426-3043-7, € 19,99 [D].
Weitere Informationen: https://www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch/.

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