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Vorhofflimmern nach Herz-OP: Forschung zu neuem Therapieansatz

Vorhofflimmern tritt oft nach einer Herzoperation auf. Ob sich das durch
lokal eingebrachte Arzneien während der OP vermeiden lässt, untersucht
eine Ärztin der Medizinischen Hochschule Hannover mit Forschungsförderung
der Herzstiftung

Bis zu 60 Prozent der Patienten entwickeln nach einem Eingriff am Herzen
ein sogenanntes postoperatives Vorhofflimmern (POAF). Das Herz schlägt
unregelmäßig und zu schnell. Die Betroffenen fühlen sich oftmals müde und
benommen, leiden an Brustschmerzen bis hin zu Luftnot und Ohnmacht. Sehr
häufig tritt das Phänomen nach einer kombinierten Bypass- und
Klappenersatz-Operation auf; in vier bis fünf Prozent der Fälle sogar nach
Eingriffen, die nicht am Herzen erfolgt sind. „Jeder dritte Patient kann
vom postoperativen Vorhofflimmern betroffen sein“, betont Dr. med. Ezin
Deniz, M.D., Ärztin in der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations-
und Gefäßchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Es gehört
zu den häufigsten Komplikationen nach einer Herz-Operation und tritt in
der Regel innerhalb der ersten vier Tage nach dem Eingriff auf.“ In einem
von der Deutschen Herzstiftung mit 65.744 Euro geförderten
Forschungsprojekt will die Medizinerin einen neuen Therapieansatz
untersuchen, um postoperatives, das heißt nach dem Eingriff auftretendes,
Vorhofflimmern zu verhindern. Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden,
erhöht sich durch Vorhofflimmern um das Fünffache. „Umso wichtiger sind
innovative Forschungsvorhaben, die dazu beitragen, Vorhofflimmern auch als
Komplikation einer Herzoperation und die damit verbundenen Risiken für die
Patienten zu verhindern. Dr. Deniz leistet hierbei mit ihrem
Forschungsvorhaben an der MHH einen wichtigen Beitrag“, betont Prof. Dr.
med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Die Herzstiftung fördert im Rahmen einer Sonder-Forschungsförderinitiative
mit rund 1 Mio. Euro 14 innovative Forschungsvorhaben zu Vorhofflimmern,
eines davon ist die Studie von Dr. Deniz. Infos: www.herzstiftung.de
/forschung-vorhofflimmern

Längerfristige Folgen des postoperativen Vorhofflimmerns
Meistens handelt es sich bei den Betroffenen um Menschen, die über 65
Jahre alt sind und bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden. Bei
rund 40 Prozent von ihnen ist das POAF eine Woche später verschwunden, 90
Prozent verspüren nach sechs Wochen keinerlei Symptome mehr. Das Problem
jedoch sind die längerfristigen Folgen des postoperativen Vorhofflimmerns.
„Einige Studien haben gezeigt, dass die Betroffenen ein höheres Risiko für
postoperative Störungen der Lungen- und Nierenfunktion oder Schlaganfall
haben“, sagt Dr. Deniz, „und zwar auch die Patienten, die sechs Wochen
nach der OP kein POAF mehr haben.“

Ein Drittel der Betroffenen entwickelt Herzinsuffizienz
Das Risiko, in späteren Jahren nach dem erstmaligen postoperativen
Vorhofflimmern ein entweder dauerhaftes oder wiederholt anfallsartig
auftretendes Vorhofflimmern und infolgedessen eine Herzinsuffizienz zu
entwickeln, ist sogar um das Fünffache erhöht. Das haben
Kontrolluntersuchungen von Betroffenen fünf Jahre nach dem Eingriff
ergeben. „Ein Drittel von ihnen entwickelt eine Herzinsuffizienz“, sagt
die MHH-Ärztin und Forscherin. Denn durch das Vorhofflimmern verändern
sich die Herzmuskelzellen. Sie senden störende elektrische Signale aus und
bringen den Herzschlag durcheinander, was wiederum das Vorhofflimmern
verstärkt. „Auf diese Weise entsteht eine gefährliche Abwärtsspirale“,
erklärt Dr. Deniz.

Systemische Gabe von Antiarrhythmika mit Nebenwirkungen verbunden
Um ein postoperatives Vorhofflimmern und die daraus resultierenden Folgen
abzuwenden, gibt es bislang keine allgemeingültigen Therapien. Aktuell
identifizieren die behandelnden Ärzte vor einer Herzoperation anhand von
Scores Risikopatienten. Scores sind Punktwerte, die aufgrund von
Erfahrungswerten von Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit für das
Auftreten von Vorhofflimmern ermitteln. Die aktuellen Leitlinien der
European Society of Cardiology (ESC) empfehlen bei Patienten mit
Vorhofflimmern die Gabe von bestimmten Antiarrhythmika. Das sind Arzneien,
die die elektrische Herztätigkeit wieder normalisieren sollen. „Dieser
präoperative, das heißt vor der OP erfolgende, systemische Einsatz kann
bei Patienten erwogen werden, die ein sehr hohes Risiko bergen, ein POAF
zu entwickeln“, erklärt die Herzspezialistin Dr. Deniz. Denn die
Medikamente wirken systemisch, das heißt auf den gesamten Körper und
können mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden sein. „Wir wägen es sehr
genau ab, bevor wir vorbeugend Antiarrhythmika einsetzen.“

Neuer Therapieansatz mit lokal aufgebrachter Arznei
Dr. Deniz und ihre Kollegen wollen jetzt in einer Pilotstudie untersuchen,
ob sich bestimmte lokal auf das Herz aufgebrachte Antiarrhythmika dabei
bewähren, Vorhofflimmern bei den Betroffenen zu vermeiden. Es geht dabei
um die Arzneistoffe Amiodaron und Sotalol, die sich zur Behandlung von
Vorhofflimmern als besonders wirksam erwiesen haben. „Nationale und
internationale Studien haben gezeigt, dass die lokale Anwendung von
Antiarrhythmika im Tiermodell effektiv wirkt und die Nebenwirkungen
signifikant niedriger sind“, unterstreicht Dr. Deniz, die die Studie
leitet. „Diese Ergebnisse müssen wir in den klinischen Alltag bringen.“

Medikament wirkt bis zum vierten Tag nach Eingriff
150 Patienten im Alter ab 18 Jahren sind für die Pilotstudie, die im März
beginnen soll, geplant. Bedingung für die Teilnahme an der Studie ist:
Keine sichtbaren strukturellen Veränderungen am Herzen. Die
Studienteilnehmer erhalten das jeweilige Medikament oder ein Placebo
unmittelbar während der Herzoperation direkt sowie den zweiten und dritten
Tag nach dem Eingriff über den Wundschlauch in den Herzbeutel. „Somit kann
das Medikament bis zum vierten Tag nach der Operation wirken, also genau
in dem Zeitraum, in dem das POAF meistens auftritt“, erläutert die Ärztin.
Die erste Folgestudie dann soll Patienten mit einer Herzschädigung
einschließen. „Aber das dauert noch ein paar Jahre. Erst einmal müssen wir
prüfen, ob dieses Verfahren in der Klinik effizient, sicher und machbar
ist“, so Dr. Deniz.

(weg)

Förderinitiative der Herzstiftung zum Vorhofflimmern: 1 Mio. Euro für die
Forschung
Das Forschungsvorhaben von Dr. Ezin Deniz an der MHH ist eines von
insgesamt 14 innovativen Forschungsprojekten im gesamten Bundesgebiet, das
die Herzstiftung im Rahmen einer Forschungsförderinitiative mit einem
Gesamtvolumen von einer Million Euro fördert (Infos: www.herzstiftung.de
/forschung-vorhofflimmern). An der häufigsten anhaltenden
Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern leiden rund 1,5 bis 2 Millionen
Menschen in Deutschland. Die Folgen eines unerkannten und unbehandelten
Vorhofflimmerns können gravierend sein. „Es besteht daher ein dringlicher
Forschungsbedarf – vor allem, weil die Herzrhythmusstörung ein
wesentlicher Risikofaktor für Herzkomplikationen und Schlaganfälle ist“,
betont Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Herzstiftung. Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, erhöht
sich durch Vorhofflimmern um das Fünffache.

Zu den Vorhofflimmer-Forschungsprojekten der Herzstiftung:
www.herzstiftung.de/forschung-vorhofflimmern

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Diagnose und Therapie der Allergischen Rhinokonjunktivitis (AR) bei Kindern und Jugendlichen

Die Allergische Rhinokonjunktivitis (AR) ist nicht nur lästig, sie
beeinträchtigt Kinder und Jugendliche oft langfristig in ihrer
Lebensqualität im Alltag. Wissenschaftlich nachgewiesen sind nicht nur die
auf den ersten Blick sichtbaren Problemen wie Niesen, rote Augen und
verstopfte Nase, auch Schlafstörungen kommen bei moderaten und schweren
Verläufen regelmäßig vor. Dies hat Folgen für die Konzentration an den
nächsten Tagen. Spielen, Lernen und Arbeiten ist schlechter möglich, wenn
Kinder in den Nächten aufgrund ihrer Allergischen Rhinokonjunktivitis
schlecht schlafen.


Es gilt deshalb, die Symptome der Allergischen Rhinokonjunktivitis
wahrzunehmen und nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Der häufig
benutzte Begriff „Heuschnupfen“ verharmlost das Krankheitsbild der
Allergischen Rhinokonjunktivitis und sollte schon aus diesem Grund
vermieden werden.

Wenn die oben genannten Symptome auftreten, ist der erste Schritt die
Behandlung dieser Symptome. Hierzu werden Antihistaminika in Form von
Nasenspray, Augentropfen oder in Tablettenform angewendet. Diese Therapie
führt rasch zu einer Symptomlinderung, löst das ursächliche Problem einer
Allergie aber nicht. Das Ziel der symptomatischen Behandlung ist daher
nur, dass das Kind in der Pollenflugzeit rasch möglichst komplett
beschwerdefreie Freude am Sommer haben kann.

Der nächste Sommer kommt aber bestimmt und die Probleme werden wieder
kommen. Deshalb sollte bereits während der Saison versucht werden, einen
Zusammenhang zwischen Allergieauslösern und Beschwerden herzustellen.
Pollenflugvorhersagen oder Apps sind dabei sehr hilfreich. Mit diesen
Informationen kann dann während oder nach der Saison eine gezielte
Allergiediagnostik veranlasst werden. Ist das auslösende Allergen sicher
identifiziert und waren die Beschwerden belastend und länger anhaltend, so
kommt eine ursächliche Behandlung der Allergie, eine Allergen-
Immuntherapie (AIT) infrage. Durch die AIT kann nicht nur die Symptomlast
deutlich reduziert werden, es ist auch nachgewiesen, dass der Verbrauch
symptomatischer Medikamente gesenkt werden kann. Große Studien, auch an
Kindern und Jugendlichen zeigen, die rechtzeitig eingesetzte Allergen-
Immuntherapie reduziert zusätzlich das Risiko einer Asthmaentwicklung und
wirkt nicht nur über den Zeitraum von 3 Jahren, über den sie durchgehalten
werden muss. Langfristige Wirkungen auch viele Jahre nach Ende der
Allergen-Immuntherapie sind bewiesen.

Eine optimale Kontrolle der Beschwerden in den folgenden Jahren wird durch
die Kombination der Allergen-Immuntherapie mit der dann bedarfsweise
eingesetzten symptomatischen Therapie erreicht. So können eine
beschwerdefreie Saison mit Aktivitäten im Freien und auch eine Reduktion
des Risikos einer Asthmaentwicklung in den meisten Fällen erreicht werden.
Falls sich bereits ein Asthma bronchiale etabliert hat, ist eine Allergen-
Immuntherapie dennoch möglich und sinnvoll. Während der Allergen-
Immuntherapie muss aber besonderer Wert auf eine gute
Asthmasymptomkontrolle gelegt werden.

Deshalb ein Appell an die Eltern: Übersehen sie die „Heuschnupfensymptome“
nicht, nehmen Sie die Allergische Rhinokonjunktivitis ernst und suchen Sie
ärztlichen Rat. Halten Sie jetzt für Ihre Kinder und evtl. auch für sich
selbst die notwendigen Medikamente zur Linderung der Beschwerden bereit,
achten Sie aber auch auf den Zeitraum und die Umgebung bzw. Auslöser der
Beschwerden und versuchen Sie einen Zusammenhang mit der Allergenbelastung
herzustellen. Mittelfristig sollten Sie mit diesen Informationen Rat bei
Ihren allergologisch qualifizierten Kinder- und JugendärztInnen suchen.
Hier kann dann eine gezielte Allergiediagnostik und gegebenenfalls auch
die Behandlung der Ursache mittels Allergen-Immuntherapie erfolgen.

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#SchüttelMichNicht – Eine Puppe klärt am Dresdner Uniklinikum über Gefahren des Schütteltraumas auf

Dank der Initiative #SchüttelMichNicht der Babylotsen der Charité –
Universitätsmedizin Berlin und dem German Council of Shopping Places
(GCSP) kann das Perinatalzentrum des Universitäts-Kinder-Frauenzentrums am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden mit einer gespendeten
Simulationspuppe die lebensbedrohlichen Folgen des heftigen Schüttelns von
Neugeborenen anschaulich demonstrieren. Eltern krank oder zu früh
geborener Babys werden durch das FamilieNetz begleitet und so unter
anderem auf die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt vorbereitet. Dabei
geht es auch um das Bewältigen von Stresssituationen zu Hause.

Eine der Herausforderungen von Eltern zu früh oder krank geborener Kinder
kann darin bestehen, dass sie auf Grund ihrer Unreife häufig und lange
schreien und mitunter schwer zu beruhigen sind. Damit Eltern lernen, mit
dieser Situation zurechtzukommen und nicht in der Stresssituation
überzureagieren, werden sie vom FamilieNetz geschult. Dabei wird nun auch
die gespendete Simulationspuppe eingesetzt.

„Nachdem es gelungen ist, auch die medizinische Versorgung von extrem früh
oder krank geborenen Babys in hoch spezialisierten Zentren verlässlich auf
einem sehr hohen Niveau sicherzustellen, rückte in den vergangenen Jahren
die Lebensqualität dieser Kinder und ihrer Eltern stärker in den Fokus",
sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner
Uniklinikums: "Mit dem Ziel, auch bei den oft intensivmedizinisch
versorgten Neugeborenen so früh wie möglich sichere Eltern-Kind-Bindungen
aufzubauen nimmt unser Projekt 'FamilieNetz' hier eine Vorreiterrolle ein.
Die Simulationspuppe ist in diesem Rahmen ein praxisnahes Mittel, das die
Eltern befähigen kann, auch in Stresssituationen richtig zu agieren.“

„Keine Mutter, kein Vater will seinem Baby schaden. Und doch passiert das
immer wieder“, sagt Josephin Jahnke. Die Diplom-Psychologin arbeitet im
FamilieNetz, einem Versorgungsbereich, der in der Universitäts-
Kinderklinik insbesondere für die psychosoziale und spezielle pflegerische
Begleitung von Familien zu früh oder krank Neugeborener zuständig ist.
Dabei bereitet sie die Familien auch auf die Grenzsituation vor, wenn sich
ein Kind über eine lange Zeit nicht beruhigen lässt und 20 Minuten oder in
extremen Fällen sogar mehr als eine Stunde durchgehend schreit. In solchen
Fällen die Nerven zu verlieren, ist nichts Außergewöhnliches: „Das kann
jedem so ergehen“, ist sich Josephin Jahnke sicher. „Wir schätzen, dass in
Deutschland jedes Jahr bis zu 200 Kinder aufgrund eines Schütteltraumas in
eine Klinik gebracht werden. Die Dunkelziffer liegt vermutlich doppelt so
hoch. Zwischen zehn und 30 Prozent davon überleben die dabei entstandenen
Hirnverletzungen nicht“, sagt Dr. Christian Karpinski von der Klinik für
Kinderchirurgie, der zugleich zur Leitung der Kinderschutzgruppe am
Universitätsklinikum gehört. 50 bis 70 Prozent der Babys, die mit
Schütteltrauma in Kliniken gebracht werden, erleiden schwerste bleibende
körperliche und geistige Beeinträchtigungen. Das sind Krampfanfälle,
Erblindungen, Sprachstörungen, Lernschwierigkeiten oder
Entwicklungsverzögerungen. Lediglich zehn bis 20 Prozent der Säuglinge
überleben ein Schütteltrauma ohne bleibende Schäden.

Beim Schütteln schleudert der Kopf unkontrolliert hin und her. Denn der
Säugling kann – wegen seiner schwachen Nackenmuskulatur – den Kopf noch
nicht allein halten. Die gewaltsamen Bewegungen führen dazu, dass das
Gehirn im Schädel hin- und hergeworfen wird. Dabei können Nervenbahnen und
Blutgefäße reißen. Rein äußerlich sind diese Verletzungen oft nicht
sichtbar. Die akut auftretenden Symptome könnten auch andere Ursachen
haben. Typische Anzeichen sind Blässe, Reizbarkeit, Apathie, Erbrechen,
Krampfanfälle oder Atemstillstand.

Babys schreien in den ersten Lebenswochen besonders häufig

Im Mittel schreien Babys ab der 2. bis zur 6. Lebenswoche zwei Stunden am
Tag. Dies reduziert sich danach schrittweise und sinkt nach der 12.
Lebenswoche auf durchschnittlich weniger als eine Stunde täglich. Gerade
in den ersten Monaten scheinen viele Schreianfälle unvorhersehbar und
lassen sich nicht nachvollziehen. In bis zu zehn Prozent dieser Anfälle
ist das Baby untröstlich. Alle Versuche der Eltern, das Kind zu beruhigen,
bleiben erfolglos. Dies kann bei den Eltern Gefühle der Hilflosigkeit,
Frustration und Wut auslösen und schließlich zum Schütteln des Kindes im
Affekt führen.
Die noch immer verbreitete Ansicht, dass das Schreien in den ersten
Lebensmonaten auf Probleme des Darmtrakts – sogenannte „Dreimonatskoliken“
– zurückzuführen sei, ist nach heutigen Erkenntnissen nicht mehr
zutreffend. Vielmehr gehen die Expertinnen und Experten davon aus, dass
das Schreien mit verschiedenen Reifungsprozessen zusammenhängt. In den
ersten Lebensmonaten lernt der Säugling in einem Anpassungs- und
Reifungsprozess Schlaf- und Wachzustände, Hunger und Sättigung zu
regulieren. Insbesondere bei zu früh geborenen Babys können hier
Verzögerungen auftreten, so dass die Eltern dieser Kinder häufiger und
intensiver mit dem Problem konfrontiert werden.

Wann das Schreien auffällig wird

Der amerikanische Kinderarzt Morris Wessel benannte 1954 Kriterien, nach
denen das Schreien eines Säuglings als exzessiv beurteilt wird: Die
tägliche Schreidauer liegt über drei Wochen an mindestens drei Tagen der
Woche bei mindestens drei Stunden. Das betrifft zwischen fünf und 19
Prozent der Säuglinge. Babys schreien, weil sie ihre Bedürfnisse noch
nicht anders ausdrücken können. Sie können erkrankt sein und schreien in
der Folge der mit der Erkrankung verbundenen Schmerzen – hier ist
unbedingt die kinderärztliche Untersuchung angezeigt. Schreien ist für sie
aber auch der einzige Weg zu zeigen, dass ihnen etwas fehlt. „Trösten Sie
Ihr Kind, wenn es schreit. So erlebt ihr Kind, dass sie für es da sind,
und es kann Vertrauen aufbauen“, sagt Josephin Jahnke. Ursachen, weshalb
Babys schreien, sind Müdigkeit oder Hunger, das Gefühl, dass es ihnen zu
warm oder zu kalt ist, dass sie eine nasse oder volle Windel haben, sie
eine zu laute Umgebung stört oder ihnen gerade körperliche Nähe vor allem
zu Mutter oder Vater fehlt oder aber auch zu viel wird. „Wichtig zu wissen
ist, dass Babys niemals schreien, um ihre Eltern oder andere Menschen zu
ärgern. Zu so einem absichtsvollen Handeln sind Babys noch gar nicht in
der Lage“, betont die Diplom-Psychologin.

Betroffene Eltern sollten fachlichen Rat einholen

Anhaltendes, unstillbares Schreien kann bei den Betreuungspersonen zu
starker Erschöpfung und Gefühlen der Hilfslosigkeit, aber auch zu Ärger
und Wut führen. Diese Anspannung und Erregung überträgt sich auf das Kind.
Zudem können vielen verschiedene Beruhigungsversuche zu einer weiteren
Überreizung des Kindes führen: Es entsteht ein Teufelskreis und die
Beziehung zwischen Säugling und Bezugsperson ist zunehmend gestört.
Deshalb sollten sich Eltern, die vom Schreien ihres Kindes stark
verunsichert sind, sich erschöpft fühlen und in Folge dessen ihrem Kind
gegenüber negative Gefühle empfinden, frühzeitig professionelle Hilfe
suchen. Hierfür stehen die kinderärztlichen Praxen, die sogenannten
Schreiambulanzen oder die Familien- und Erziehungsberatungsstellen zur
Verfügung. Die Stadt Dresden selbst unterhält die
(Schrei-)Babysprechstunde; am Universitätsklinikum sind beispielsweise das
FamilieNetz in der Nachsorge und das Sozialpädiatrische Zentrum der Klinik
und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin oder die Mutter-Kind-Ambulanz
der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik zuständig.

Weiterführende Informationen

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung informiert auf seinen Internetseiten
weiterführend über die Ursachen des Baby-Schreiens, gibt Tipps für
einfache Hilfen und bietet Unterstützung bei der Suche nach wohnortnahen
Schreiambulanzen an:

       https://www.elternsein.info/schreien/baby-schreit-viel/
       https://www.elternsein.info/schuetteln/gefahr-schuetteln

https://www.elternsein.info/fileadmin/user_upload/elternsein.info/pdf
/NZFH-Schuetteltrauma-Flyer.pdf

       https://www.elternsein.info/suche-schreiambulanzen

Kontakt für Eltern

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
FamilieNetz in der Nachsorge
Tel.: 0351 458 10421
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
www.ukdd.de/kik/familienetz

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Blutzucker senken, und zwar natürlich

Prof. Dr. Dorothea Portius von der SRH Hochschule für Gesundheit ist zu
Gast bei „MDR um 4“.

„Sich gesünder zu ernähren, mehr Sport zu treiben, Gewicht zu reduzieren –
all das gehört zu den oft genannten Vorsätzen fürs neue Jahr. Doch wenn
man auf die Kalorien achtet, sollte man auch bedenken, dass die einen
Kalorien stärker auf die Hüften gehen als die anderen und dass Kalorien
bei jedem ganz unterschiedlich vom Körper verarbeitet werden. Das liegt an
Faktoren wie dem Alter, dem Geschlecht oder auch bestehenden Erkrankungen.
Dennoch gibt es ein paar Tipps, wenn es darum geht, was satt macht und
trotzdem nicht dick“, erläutert Prof. Dr. Dorothea Portius, praktizierende
Ernährungstherapeutin und Studiengangsleiterin im Bachelor-Studiengang
Ernährungstherapie und -beratung an der SRH Hochschule für Gesundheit am
Campus Gera.

In der Sendung „MDR um 4“ wird sie am 12. Januar als Expertin zu Gast sein
und darauf eingehen, wie der Blutzuckerspiegel auf natürliche Weise
gesenkt werden kann, um so Krankheiten wie Diabetes Typ II vorzubeugen
oder Beschwerden zu lindern. Im Rahmen dessen wird sie einige Lebensmittel
vorstellen, die dem Körper bei diesem Prozess helfen können, darunter
Nüsse, Haferflocken oder verschiedene Öle. Zuschauer:innen können zudem
während der Sendung anrufen und ihre Fragen zur gesunden Ernährung an
Prof. Dr. Dorothea Portius stellen.

Ihr Wissen gibt sie auch als Professorin an der SRH Hochschule für
Gesundheit an angehende Ernährungsberater:innen und
Ernährungstherapeut:innen weiter. Studierende lernen im NC-freien
Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie und -beratung an den Campus in
Gera und Rheinland in Leverkusen alles rund um die Zusammensetzung und
Wirkungsweise unserer Ernährung. Dabei wird von Anfang an nicht nur
medizinisches und ernährungstherapeutisches Fachwissen sowie
Methodenkompetenz vermittelt, sondern auch mit zahlreichen praxisnahen
Projekten wissenschaftlich fundiert und durchdacht der Weg für die Arbeit
als Ernährungstherapeut:in geebnet. Damit sind die Studierenden nach ihrem
Abschluss in der Lage, ernährungsbedingte Krankheiten zu erkennen, zu
verstehen und zu behandeln.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.srh-gesundheitshochschule.de/unsere-hochschule/hochschulteam
/dorothea-portius/

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