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Neuer Vorstand der Deutschen Hochdruckliga rückt Früherkennung von Bluthochdruck in den Fokus

Prof. Markus van der Giet, Berlin, neuer Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Hochdruckliga, und Prof. Dr. Florian Limbourg, Hannover,
stellvertretender Vorstandsvorsitzender, haben ein ambitioniertes Ziel:
Sie möchten die Früherkennung stärken und dadurch das Auftreten
gefährlicher Folgeerkrankungen von Bluthochdruck minimieren. Kurz:
Vorsorge statt Reparatur. So ließe sich die Anzahl kardiologischer,
nephrologischer und neurologischer Folgeerkrankungen deutlich reduzieren.
Einzige Hürde: Der Nutzen der Früherkennung muss allen Menschen bekannt
sein. Hier wünscht sich das neue Vorstandsduo Unterstützung von Politik
und Medien.

Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland hat zu hohe
Blutdruckwerte. Doch viele wissen nichts von ihrer Erkrankung und andere
wiederum sehen keine Notwendigkeit, sie behandeln zu lassen, entweder weil
sie die Erkrankung bagatellisieren („das bisschen Bluthochdruck… hat doch
jeder“) oder dem Vorurteil aufsitzen, dass Medikamente doch „immer
irgendwie schädlich sind, Nebenwirkungen machen und man besser ohne
auskommen sollte“. Letzteres stimmt, wenn man gesund ist. Leidet man aber
unter Bluthochdruck, der sich nicht durch eine Lebensstilumstellung
korrigieren lässt, führt kein Weg an einer medikamentösen Blutdrucksenkung
vorbei. „Durch epidemiologische Untersuchungen und auch
Populationsuntersuchungen wissen wir, dass bereits leicht erhöhte
Blutdruckwerte in mittleren Jahren zu vielen gesundheitlichen Probleme im
höheren Lebensalter führen. Das Präventionspotenzial der
Bluthochdruckkorrektur ist daher enorm“, betont der neue
Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga, Prof. Dr. Markus van der
Giet. Häufige Folgen eines unbehandelten Bluthochdrucks sind Herz-
Kreislauf- und Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall,
Nierenfunktionsverlust, Erkrankungen der Augen bis zur Erblindung und
Demenz.

Die wichtigsten Faktoren, um der Entwicklung von solchen Folgeerkrankungen
entgegenzuwirken, sind neben allgemeinen Präventionsmaßnahmen (ausreichend
Bewegung, gesunde Ernährung, aber auch Stressreduktion) die Früherkennung
und rechtzeitige Behandlung von Bluthochdruck. „Eine frühzeitige Diagnose
von Bluthochdruck und die rechtzeitige Intervention kann viele Schäden,
die im Verlauf des Lebens entstehen, massiv abmildern und damit die
allgemeine Gesundheit im höheren Lebensalter entscheidend positiv
beeinflussen“, führt Prof. van der Giet weiter aus. Sein Kollege und
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga, Prof.
Dr. Florian Limbourg, ergänzt: „In den letzten Jahrzehnten konnten
exzellente Möglichkeiten zur Behandlung eines hohen Blutdrucks entwickelt
werden. Zwar haben wir auch bessere Möglichkeiten, die durch Bluthochdruck
entstandenen Schäden zu behandeln, man denke z.B. an die neue
Substanzklasse der SGLT2-Inhibitoren zum Schutz der Nieren, aber Vorsorge
ist immer besser als Reparatur, die oft auch nur bedingt und auf Zeit
gelingt.“

Das neue Vorstandsduo hat es sich daher zur Aufgabe gemacht die
Früherkennung von Bluthochdruck zu stärken, ebenso wie gezielte
Präventionsmaßnahmen. „Wir müssen uns von einer reparativen Medizin zu
einer präventiven Medizin hin entwickeln. Hier will die Hochdruckliga in
den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag leisten.“ Doch das sei
letztlich nur möglich, wenn in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die
Bedeutung gesunder Blutdruckwerte vorhanden ist. Wer nicht weiß, zu
welchen gesundheitlichen Beeinträchtigungen Bluthochdruck führt, wird
nicht auf die Idee kommen, die eigenen Blutdruckwerte gelegentlich zu
überprüfen.

Prof. van der Giet und Prof. Limbourg sehen hier auch Medien und Politik
in der Verantwortung. „Pro Jahr sterben viele hunderttausend Menschen an
den Folgen von Bluthochdruck, dennoch findet das Thema kaum Eingang in den
öffentlichen Diskurs. Das möchten wir ändern“, erklärte Prof. van der Giet
abschließend.

Zu den Personen:

Prof. Dr. med. Markus van der Giet, neuer Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Hochdruckliga, ist Oberarzt und Leiter des Hochdruckzentrums der
Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische
Intensivtherapie der Charité – Universitätsmedizin. Seine klinischen
Schwerpunkte umfassen die Diagnostik und Therapie der arteriellen primären
und sekundären Hypertonie, die Diagnostik und Therapie chronischer
Nierenfunktionsstörungen, die Nierentransplantation und die Diagnostik und
Therapie des akuten und chronischen Nierenversagens. Themen seiner
Forschungsarbeit sind u.a. die arterielle Hypertonie und die arterielle
Gefäßsteifigkeit und ihre Pathophysiologie.

Prof. Dr. med. Florian Limbourg, neuer stellv. Vorsitzender der Deutschen
Hochdruckliga, ist Koordinator des Hypertoniezentrums in der Klinik für
Nieren- und Hochdruckerkrankungen und Oberarzt an der Medizinischen
Hochschule Hannover (MHH). Seine klinischen Schwerpunkte umfassen die
Diagnose und Therapie der Hypertonie, inklusive digitaler
Gesundheitsapplikationen. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit dem
„Cross-Talk“ zwischen Blutgefäßen und inflammatorischer Zellen.

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Frauen, achtet mehr auf Euer Herz!

Frauenherzen schlagen anders. Aber wie machen sich die
Geschlechterunterschiede bei Herzinfarkt, Herzschwäche oder Bluthochdruck
bemerkbar? Und was sollten Frauen für die Diagnose, Therapie und Vorsorge
beachten? Die Herzstiftung informiert über gendermedizinische Themen auf
dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Geht es bei Frauen um Gesundheitsrisiken, dann stehen oftmals
Krebserkrankungen wie Brustkrebs im Vordergrund. Herz-Kreislauf-
Erkrankungen werden bei Frauen immer noch unterschätzt, dabei sind diese
Erkrankungen mit über 180.000 Sterbefällen im Jahr 2021 die häufigste
Todesursache bei Frauen. Am häufigsten sterben Frauen an der koronaren
Herzkrankheit (KHK) mit über 52.200 Sterbefällen (2021), darunter rund
18.000 am Herzinfarkt, der längst keine „Männerkrankheit“ darstellt (1).
„Auch bei Frauen sind Herzkrankheiten wie die Herzschwäche und die
koronare Herzkrankheit der häufigste Grund für Krankenhauseinweisungen und
vorzeitigen Tod“, warnt der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer,
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Herzerkrankungen und
ihre Komplikationen wie der Herzinfarkt können in der Symptomatik und in
ihrer Entstehung je nach Geschlecht verschieden sein. Auf diese
Besonderheiten müssen wir Frauen aufmerksam machen und für gezielte
Vorsorge-Maßnahmen sensibilisieren“, betont Voigtländer anlässlich der
Initiative Go Red for Women® der US-amerikanischen Herzgesellschaft
(American Heart Association, AHA) mit Aktionen am 3. Februar rund um die
Herzgesundheit bei Frauen. Die Herzstiftung nimmt die Initiative der AHA
zum Anlass, um auch hierzulande Frauen für ihr Herz zu sensibilisieren,
mit Infos unter www.herzstiftung.de/frauenherzen
Die Gendermedizin beschäftigt sich gezielt mit der Erforschung von
geschlechterbezogenen kardiologischen Unterschieden: zum Beispiel bei
Krankheitssymptomen, beim Stoffwechsel, dem Hormon-, Immun- oder dem
Gefäßsystem sowie den Unterschieden hinsichtlich des Alters und der
Genetik. Medikamente können je nach Geschlecht anders wirken und bestimmte
Eingriffe im Ergebnis verschieden ausfallen. Deshalb sollten Medikamente
und Therapieverfahren gleichermaßen an Frauen wie Männern erprobt werden
(häufig nicht der Fall). Über solche Unterschiede und ihre
Wechselwirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und weitere wichtige Themen
rund um die Herzgesundheit bei Frauen wie die Vorsorge informiert die
Herzstiftung auch in Form von Ratgebern und Podcasts die kostenfrei unter
Tel. 069 955128-400 angefordert bzw. unter www.herzstiftung.de/podcasts
abgerufen werden können.

Herzinfarkt-Warnsignale: Symptome werden verschieden wahrgenommen
Was Frauenherzen so besonders macht, zeigt sich am Beispiel Herzinfarkt
(keineswegs eine reine Männerkrankheit): Der Herzinfarkt bei Frauen ist
anhand der Symptome oftmals nicht so klar zu erkennen wie bei Männern.
„Häufiger als bei Männern können bei Frauen weniger eindeutige Symptome
auftreten, etwa Atemnot, ein Ziehen in den Armen, unerklärliche Müdigkeit,
Angstzustände, Schweißausbruch, Übelkeit oder Erbrechen, Schmerzen im
Oberbauch oder im Rücken“, erklärt die Kardiologin Prof. Dr. med.
Christiane Tiefenbacher vom Vorstand der Herzstiftung. Bei Frauen kommt es
häufig vor, dass der typische Brustschmerz als Hauptsymptom des
Herzinfarkts nicht im Vordergrund steht wie bei den Männern, sondern
andere Symptome. Informationen: www.herzstiftung.de/herzinfarkt-frauen-
symptome

Gefährliches Zögern: Frauen warten bei Herzinfarkt oft mit dem Notruf 112
Die diffusere Herzinfarkt-Symptomatik kann auch einer der Gründe dafür
sein, dass Frauen mit dem lebensrettenden Notruf 112 zögern und nicht
rechtzeitig in eine Klinik kommen. Dabei zählt beim Herzinfarkt jede
Minute. Eine polnische Studie hatte gezeigt, dass besonders jüngere Frauen
mit Herzbeschwerden berufliche Verpflichtungen oder die Sorge um die
Kinder voranstellen, bevor sie auf die Symptome reagieren (2). Eine von
der Herzstiftung geförderte Untersuchung („MEDEA“-Studie) konnte zeigen,
dass Frauen, besonders ältere über 65 Jahren, bei ersten Herzinfarkt-
Symptomen häufiger deutlich länger als Männer zögern, bis sie den
Rettungsdienst (112) rufen und in eine Notaufnahme kommen. Allerdings
können die atypischen Infarktsymptome auch ein Alterseffekt sein, so dass
ein fehlender Brustschmerz, Übelkeit und Erbrechen auch bei Männern über
65 Jahren gehäuft vorkommen kann, wie die MEDEA-Studie gezeigt hat (3).
„Bei Frauen über 65 Jahren steigt das Herzinfarktrisiko. Doch auch jüngere
Frauen zwischen 40 und 50 sind der Gefahr ausgesetzt – vor allem dann,
wenn in der Familie häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgetreten sind
oder wenn ein ungesunder Lebensstil durch Bewegungsmangel, Rauchen,
Übergewicht, Dauerstress oder eine Hormontherapie das Infarktrisiko
erhöhen“, betont die Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie und
Pneumologie am Marienhospital Wesel.
Beim Broken-Heart-Syndrom, auch Stress-Kardiomyopathie genannte
Herzmuskelerkrankung, die bei Frauen viel häufiger vorkommt, wird die
Einschränkung der Herzleistung nicht wie beim Herzinfarkt durch ein
vollständig verstopftes Herzkranzgefäß (Thrombus), sondern in den meisten
Fällen durch ein stark belastendes emotionales Ereignis wie Tod eines
Angehörigen, plötzliche Trennung, extreme Stressbelastung verursacht.

Diastolische Herzschwäche: Störung der Füllungsphase bei Frauenherzen
Weibliche Herzen unterscheiden sich auch in Größe und Pumpleistung von
männlichen. Das spiegelt sich in der Form der Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) wider. Frauenherzen sind in der Regel kleiner, steifer
und weniger elastisch als männliche Herzen und können sich schlechter
dehnen und mit Blut füllen. Ausgeglichen wird das über eine höhere
Pumpleistung. Werden Frauen älter, nimmt dieser anatomische Effekt zu. So
verliert das Herz mit zunehmendem Alter an Größe, zum anderen kommt es in
den Wechseljahren neben Blutdrucksteigerungen auch zu einer vermehrten
Bildung von Bindegewebe im Herzen. Das Herz verliert weiter an
Elastizität. Diese Dehnungsstörung des Herzens wirkt sich als Störung der
Füllungsphase (Diastole) mit Blut aus. Diese sogenannte diastolische
Herzschwäche ist bei Frauen häufiger. „Frauen sollten – ebenso wie Männer
- bei Symptomen wie Atemnot, Müdigkeit und einer Unfähigkeit, sich zu
belasten unbedingt zur Kardiologin oder zum Kardiologen und einen
Ultraschall des Herzens vornehmen lassen“, rät Prof. Dr. med. Vera Regitz-
Zagrosek, Kardiologin und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der
Deutschen Herzstiftung. Sowohl die diastolische Herzschwäche als auch die
Herzschwäche als Folge eines Herzinfarkts werden durch Risikofaktoren wie
Rauchen, Übergewicht, hohe Blutfettwerte (hohes LDL-Cholesterin), Diabetes
und Bluthochdruck sowie Schwangerschaftskomplikationen vor vielen Jahren
begünstigt. Frauen sollten daher diese Risikofaktoren für Herzinfarkt und
Herzschwäche durch einen aktiven und gesunden Lebensstil soweit möglich
bekämpfen und dies regelmäßig bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt
kontrollieren lassen. Auch sollten sie unklare Belastungszustände wie
Leistungsschwäche und Unwohlsein abklären lassen“, betont die
Seniorprofessorin „Gender in Medicine“ (GIM) an der Charité
Universitätsmedizin Berlin.

Bluthochdruck bei Frauen besonders nach der Menopause
Die Wechseljahre (Menopause) wirken sich auf die Entstehung des
Bluthochdrucks aus. In Deutschland haben über 20 Millionen Erwachsene
Bluthochdruck. Mehr als die Hälfte der 60- bis 69-jährigen Frauen haben
Bluthochdruck (4). Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen, verdoppelt sich
ihr Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln, weil der Östrogenspiegel im
Blut in der Menopause sinkt. Das weibliche Geschlechtshormon sorgt dafür,
dass die Gefäße elastisch bleiben, wirkt blutdrucksenkend und schützt vor
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei vielen Frauen in und nach den
Wechseljahren kommen Übergewicht, Ängste und Schlafstörungen als weitere
Risiken dafür hinzu, Bluthochdruck zu entwickeln. „Frauen sollten wachsam
für ihren Blutdruck sein und ihn regelmäßig beim Arzt messen lassen oder
ihn selbst messen“, rät Kardiologe Prof. Voigtländer und betont: „Ein
nicht ausreichend behandelter Bluthochdruck ist eines der gefährlichsten
Risiken für Schlaganfall, Herzinfarkt und andere schwere Herz-Kreislauf-
Erkrankungen.“ Info zur Blutdruckmessung: www.herzstiftung.de/blutdruck-
messen

Bluthochdruck bei jungen Frauen wegen „der Pille“ und in der
Schwangerschaft
Auch junge Frauen sind nicht vor einem Bluthochdruck gefeit. Fünf bis zehn
Prozent der Schwangeren entwickeln im Laufe der Schwangerschaft einen
Bluthochdruck. Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist der Hauptgrund von
Erkrankungen und Sterblichkeit sowohl der Mutter als auch des ungeborenen
und neugeborenen Kindes. In einer 2020 in „Hypertension“ veröffentlichten
Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (5) haben
Wissenschaftler Hinweise darauf gefunden, dass sich ein erhöhter Blutdruck
in der Schwangerschaft insbesondere auf den weiblichen Nachwuchs
überträgt. Frauen, die zur Verhütung „die Pille“ einnehmen, die eine
Kombination von Östrogen und Progesteron, enthält, können einen
Bluthochdruck entwickeln. Progesteron ist das in den Eierstöcken gebildete
Gelbkörperhormon, das vor allem den Menstruationszyklus, die
Schwangerschaft sowie die Entwicklung des Embryos regelt. „Ungefähr fünf
Prozent der Frauen, die ein solches Kombinationspräparat einnehmen,
reagieren mit einem bedeutsamen Blutdruckanstieg“, sagt die Kardiologin
Dr. med. Christa Bongarth vom Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung
und Ärztliche Direktorin der Klinik Höhenried. „Frauen, die die Pille
einnehmen und außerdem übergewichtig sind, tragen ein zwei- bis dreifach
hohes Risiko für Bluthochdruck.“ Liegen gleichzeitig mehrere
Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Rauchen oder Übergewicht vor, sollten
Frauen keine oralen Kontrazeptiva einnehmen, sondern andere
Verhütungsmethoden verwenden, so die Ärztin.

Achten Sie auf Ihr Herz! Herzstiftungs-ExpertInnen raten Frauen:
Risiko-Vorsorge

- Lassen Sie regelmäßig Blutdruck, Blutzucker, Körpergewicht und Blutfette
kontrollieren, z. B. beim regelmäßigen Check-Up bei der Hausärztin oder
dem Hausarzt. Frauen zwischen 18 und 34 Jahren können einmalig einen
Gesundheits-Check-up durchführen lassen. Ab dem 35. Lebensjahr ist die
ärztliche Gesundheitsuntersuchung alle drei Jahre möglich. Die Kosten
übernimmt die Krankenkasse.
- Achten Sie insbesondere im mittleren Lebensalter auf ein normales
Körpergewicht; seien Sie körperlich aktiv, essen Sie salzarm und gesund
mit viel Obst, Gemüse und wenig Fleisch, Fett und Zucker. Verzichten Sie
auf Alkohol und Zigaretten.

Herzschwäche

- Geraten Sie bei kleinen Belastungen in Atemnot und sind schnell
erschöpft, bitten Sie Ihren Arzt, einen Ultraschall des Herzens
vorzunehmen.
- Erbitten Sie beim Arzt eine Blutuntersuchung. Eisenmangel kann ein Indiz
für eine Herzschwäche sein. Außerdem sind bei der Herzschwäche zwei
wichtige Marker, die natriuretischen Peptide ANP und BNP, erhöht. Wichtig:
Bei Frauen sind auch leicht erhöhte Werte Warnzeichen.

Medikamente

- Fragen Sie Ihren Arzt, ob die empfohlene Arznei an Frauen erprobt worden
ist und ob spezielle Dosierungen angeraten sind.
- Frauen benötigen niedrigere Dosen von ACE-Hemmern und Betablockern als
Männer. Digitalis verursacht möglichweise mehr Komplikationen.
- Einige Bluthochdruckmedikamente wie etwa ACE-Hemmer oder Sartane dürfen
in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden.
- Die Gabe von Arzneien gegen Herzrhythmusstörungen sollte gut mittels EKG
überwacht werden.
- Ändern Sie bei möglichen Nebenwirkungen eines Medikamentes nicht auf
eigene Faust die Dosis oder setzen es ab, sondern sprechen Sie mit Ihrem
Arzt.

Bluthochdruck

- In den Wechseljahren sollten Sie regelmäßig den Blutdruck vom Arzt
kontrollieren lassen oder selbst messen.
- In der Menopause kann eine Hormonersatztherapie den Blutdruck positiv
beeinflussen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über seine Empfehlung.
- Im Falle einer Schwangerschaft sollten Sie, wenn Sie Bluthochdruck haben
oder gefährdet sind, einen zu entwickeln, engmaschig Ihren Arzt aufsuchen
und sich je nach Höhe des Blutdruckes medikamentös behandeln lassen.
- Der Bluthochdruck während der Schwangerschaft kann ohne Komplikationen
bleiben – es kann aber auch zu einer gefährlichen Präeklampsie kommen.
Davon betroffen sind vor allem Erstgebärende, Vielgebärende und Frauen mit
Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen, vorbestehendem
Bluthochdruck und dem sog. Antiphospholipidsyndrom (APS). Gehören Sie zu
den genannten Fällen, lassen Sie sich engmaschig von Ihrem Arzt betreuen.
- Hatten Sie in einer zurückliegenden Schwangerschaft Bluthochdruck oder
sogar eine Präeklampsie, sollten Sie auf einen gesunden Lebensstil achten
und sich mindestens einmal im Jahr vom Hausarzt untersuchen lassen.
- Haben Sie bereits erhöhten Blutdruck, leiden an Übergewicht und rauchen,
sollten Sie nicht „die Pille“ nehmen, sondern eine andere
Verhütungsmethode verwenden.

(wi/weg/akl)

Service

Podcast mit Nele Neuhaus: Der „imPULS“-Podcast mit Nele Neuhaus
„Alarmstufe Rot – Warum gerade Frauen mehr auf ihr Herz achten sollten“
ist abrufbar unter www.herzstiftung.de/alarmstufe-rot-frauenherzen

Infos zu Frauenherzen und Herzinfarkt-Alarmzeichen: Rund um die
Herzgesundheit von Frauen informiert die Herzstiftung mit zahlreichen
Infos unter www.herzstiftung.de/frauenherzen und über die Herzinfarkt-
Warnsignale unter www.herzstiftung.de/herzinfarkt-frauen-symptome

Ratgeber: Der Ratgeber „Koronare Herzkrankheit und Herzschwäche – was ist
bei Frauen anders?“ (20 Seiten) kann kostenfrei bei der Herzstiftung unter
Telefon (0 69) 955128-400 und unter www.herzstiftung.de/bestellung
angefordert werden.

Bildmaterial zu Herzinfarkt-Warnzeichen und Ratgeber kann angefordert
werden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Literatur:
(1) Statistisches Bundesamt (Destatis), 2022, (Stand: 01.02.2023):
(2) ESC-Mitteilung vom 3. März 2019: Women call ambulance for husbands
with heart attacks but not for themselves, https://www.escardio.org/The-
ESC/Press-Office/Press-releases/Women-call-ambulance-for-husbands-with-
heart-attacks-but-not-for-themselves

(3) Ladwig KH et al., Comparison of Delay Times Between Symptom Onset of
an Acute ST-elevation Myocardial Infarction and Hospital Arrival in Men
and Women <65 Years Versus ≥65 Years of Age.: Findings From the
Multicenter Munich Examination of Delay in Patients Experiencing Acute
Myocardial Infarction (MEDEA) Study.Am J Cardiol. 2017 Dec
15;120(12):2128-2134. doi: 10.1016/j.amjcard.2017.09.005.
(4) https://www.aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_19158.html
(5) Birukov A. et al. (2020): Blood Pressure and Angiogenic Markers in
Pregnancy. doi.org/10.1161/HYPERTENSIONAHA.119.13966

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Ernährung und Schluckfunktion bei Multipler Sklerose

SRH Hochschule für Gesundheit lädt am 28. Februar 2023 online zum Health
and Study Talk ein.

„Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des
zentralen Nervensystems, betrifft also sowohl das Gehirn als auch das
Rückenmark. So vielfältig wie die Symptome sind, so unterschiedlich kann
die Krankheit jedoch auch verlaufen, weshalb es kaum möglich ist,
allgemeine Aussagen zu der Erkrankung zu treffen“, erklärt Prof. Dr.
habil. Marcus Grimm, Studiengangsleiter im Bachelor-Studiengang
Ernährungstherapie und -beratung am Campus Rheinland in Leverkusen der SRH
Hochschule für Gesundheit.

Schätzungen zufolge sind weltweit ca. 2,8 Millionen Menschen von Multipler
Sklerose (MS) betroffen, wobei allein in Deutschland laut Angaben des
Bundesversicherungsamtes mehr als 252.000 Patient:innen leben. Damit
gehört Multiple Sklerose zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen in
unserer Gesellschaft. Die SRH Hochschule für Gesundheit wird das Thema und
seine wissenschaftliche Relevanz aus der Perspektive der
Ernährungswissenschaft und der Logopädie am 28. Februar 2023 ab 17 Uhr in
einem Health and Study Talk beleuchten. Prof. Dr. habil. Marcus Grimm und
Prof. Dr. Stefanie Duchac, Professorin im ausbildungsintegrierenden
Bachelor-Studiengang Logopädie, werden unter dem Titel „Ernährung und
Schluckfunktion bei Multipler Sklerose – Was muss ich als Patient:in
beachten?“ online verschiedene Fragen rund um die Erkrankung diskutieren.

Im Fokus des interdisziplinären Gesprächs stehen dabei Fragen wie: Welchen
Einfluss kann die Ernährung auf die Erkrankung nehmen? Dürfen bestimmte
Lebensmittel nicht mehr verzehrt werden? Woran bemerkt man
Schluckstörungen und welche Gefahren drohen? Auf diese Weise soll nicht
nur die Rolle der Ernährungstherapie und -beratung sowie der Logopädie bei
dieser Erkrankung aufgezeigt, sondern Studieninteressierten auch ein
Einblick in mögliche Tätigkeitsfelder nach dem Abschluss gegeben werden.

Interessierte können sich für die kostenfreie Online-Veranstaltung am 28.
Februar 2023 ab 17 Uhr hier unverbindlich anmelden:
https://eveeno.com/541203287

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
https://www.srh-gesundheitshochschule.de/unsere-hochschule/hochschulteam
/marcus-grimm/

https://www.srh-gesundheitshochschule.de/unsere-hochschule/hochschulteam
/stefanie-duchac/

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Besteht in meiner Familie ein erhöhtes Krebsrisiko?

Etwa fünf bis zehn Prozent aller Krebserkrankungen entstehen aufgrund
einer erblichen Veranlagung. In den betroffenen Familien tritt Krebs
zumeist gehäuft auf. Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar
informiert das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC)
darüber, wann es sinnvoll sein kann, ein mögliches erbliches Krebsrisiko
abzuklären und wohin sich Ratsuchende wenden können. Das Institut für
Klinische Genetik des Universitätsklinikums Carl Gustav Dresden setzt als
eines der deutschlandweit größten Zentren zur Abklärung von erblichem
Krebs auf eine besonders umfassende genetische Analyse.

Direktorin Prof. Evelin Schröck plädiert zudem dafür, dass die Kriterien
für Gentests künftig deutlich erweitert werden sollten. Aktuell seien die
Einschlusskriterien für Gentests für einige Tumorarten zu eng gefasst,
wodurch die Chance vertan wird, ein mögliches erbliches Krebsrisiko
festzustellen und erblich veranlagte Krebserkrankungen früher zu
behandeln.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ist eine
gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des
Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen
Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und des Helmholtz-Zentrums
Dresden-Rossendorf (HZDR).

Krebserkrankungen entstehen zumeist spontan. Das heißt: Veränderungen im
Erbgut, die gesunde Zellen in Krebszellen umwandeln, entwickeln sich erst
im Laufe des Lebens. Bei etwa fünf bis zehn von 100 Krebspatientinnen und
-patienten ist jedoch eine erbliche Veranlagung ein zentraler Faktor für
die Krebsentstehung. Die Veranlagung wird innerhalb der Familie von
Generation zu Generation mit einem fünfzigprozentigen Risiko
weitergegeben. „Vererbt wird nicht die Krankheit selbst, sondern eine
genetische Veränderung, die ein erhöhtes Risiko bedingt, an Krebs zu
erkranken. Wenn ein solches familiäres Risiko bekannt ist, können oft
engmaschige Früherkennungsuntersuchungen, vorsorgliche Behandlungen oder
gezielte Therapien erfolgen. Im Idealfall können wir den ersten Patienten
einer Familie mit einem erhöhten Krebsrisiko diagnostizieren, um bei
weiteren Angehörigen die Krebserkrankungen möglichst früh zu erkennen oder
künftig hoffentlich sogar zu verhindern“, erklärt Prof. Evelin Schröck,
Direktorin des Instituts für Klinische Genetik des Universitätsklinikums
Carl Gustav Carus Dresden.

Eine erbliche Veranlagung kann prinzipiell bei allen Krebsarten eine Rolle
spielen, wobei noch nicht vollständig geklärt ist, warum der Einfluss
unterschiedlich groß ist. Während beispielsweise bei seltenen Tumoren wie
Paragangliomen (Tumoren von Nervenzellansammlungen) bis zu 30 Prozent und
bei Leiomyosarkomen (Weichteiltumoren mit Ursprung in der glatten
Muskulatur) bis zu 17 Prozent der Erkrankungen auf eine erbliche
Veranlagung zurückzuführen sind, trifft dies nur auf etwa drei Prozent der
Melanome (schwarzer Hautkrebs) zu.

Am Institut für Klinische Genetik des Dresdner Uniklinikums beraten
Expertinnen und Experten jährlich rund 600 bis 700 Familien zu einer
möglichen erblichen Krebsveranlagung. In den meisten Fällen erfolgt auf
Grund der Krankengeschichte und der Familiensituation anschließend eine
genetische Diagnostik. Darüber hinaus sind die Dresdner Ärztinnen, Ärzte
und Forschenden in wichtigen onkologisch ausgerichteten Netzwerken
deutschlandweit und in Europa aktiv und beurteilen z. B. die erblichen
Veranlagungen aller Patientinnen und Patienten im DKFZ/NCT/DKTK MASTER-
Programm. Das Institut ist damit deutschlandweit eines der großen Zentren
zur Abklärung einer erblichen Krebsdisposition. „Das Wissen um familiäre
Veranlagungen ist ein wichtiger Baustein, um Krebs möglichst frühzeitig zu
erkennen und optimal zu behandeln. Wir sind froh, hierfür als Dresdner
Universitätsmedizin einen erheblichen Beitrag zu leisten“, sagt Prof.
Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums. Die
meisten Ratsuchenden stellen sich im Institut für Klinische Genetik mit
Verdacht auf erblich bedingten Brustkrebs vor, gefolgt von Darmkrebs.
Brustkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung der Frau,
Darmkrebs die bei Frauen zweithäufigste und bei Männern dritthäufigste
Krebserkrankung. Darüber hinaus werden Patientinnen und Patienten mit
allen erblichen Tumorrisikosyndromen betreut, z. B. mit dem Li-Fraumeni-
Syndrom, das mit einem sehr hohen Krebsrisiko verbunden ist.

Einschlusskriterien für Gentests zu eng gefasst

Verschiedene Faktoren wie die Häufung bestimmter Krebserkrankungen in der
Familie, Tumorerkrankungen bei vergleichsweise jungen Erwachsenen und im
Kindesalter können Anhaltspunkte für eine mögliche familiäre
Krebsveranlagung sein. „Zunächst bitten wir Ratsuchende darum, uns
grundlegende Angaben zu Krebserkrankungen in der Familie zukommen zu
lassen. Auf dieser Grundlage können wir einschätzen, ob eine genetische
Beratung und Diagnostik hilfreich sein kann. Eine direkte Anfrage an eine
genetische Ambulanz ist immer möglich“, empfiehlt Prof. Schröck.

Im Anschluss an die ausführliche Erhebung aller Informationen und die
Aufklärung in der Sprechstunde entscheiden die Patientinnen und Patienten
gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten auf Grundlage verschiedener
Einschlusskriterien darüber, ob eine genetische Diagnostik hilfreich sein
könnte. „Insgesamt wäre es wünschenswert, dass der Rahmen für Gentests zum
Wohl der Patientinnen und Patienten beispielsweise beim
Bauchspeicheldrüsenkrebs künftig deutlich erweitert wird. Internationale
Untersuchungen zeigen, dass mit den aktuellen Kriterien nur rund die
Hälfte der Personen mit einer erblichen Krebsveranlagung erfasst wird. Wir
konnten kürzlich in einer deutschlandweiten Studie zeigen, dass bei
Patienten mit seltenen Tumorerkrankungen eine erbliche Disposition in 75
Prozent der Fälle nur durch zusätzliche Untersuchungen im Rahmen der
Studie diagnostiziert wurde. Hier sehen wir auch einen politischen
Handlungsbedarf. Eine größere Anzahl an genetischen Analysen ist natürlich
immer auch eine Geldfrage. Allerdings sind die Kosten für einen
entsprechenden Test im Vergleich mit den Kosten für eine Krebstherapie
sehr gering. Wenn sich hierdurch viele Erkrankungen früher erkennen
ließen, könnte das durchaus kosteneffizient sein“, so Prof. Schröck.

Genetische Sprechstunde und Diagnostik

In der genetischen Sprechstunde wird die gesundheitliche Vorgeschichte der
Familie besprochen und ein Stammbaum erstellt, in dem alle
Krebserkrankungen der Familie aufgeführt sind. Die bisherigen Befunde
aller Krebserkrankungen werden beurteilt. Außerdem erfolgt eine genaue
körperliche Untersuchung und es werden auch persönliche Verhaltensweisen
nachgefragt, z. B. zum Alkoholkonsum, Rauchen und dem beruflichen oder
privaten Umgang mit Giftstoffen. Auf dieser Grundlage erfolgt eine
detaillierte Risikoanalyse und möglicherweise eine Empfehlung für eine
genetische Diagnostik.

Bei der genetischen Diagnostik werden anhand einer Blutprobe die für die
erblichen Krebserkrankungen bisher bekannten Risiko-Gene untersucht. „Eine
genetische Diagnostik ist immer freiwillig und erfolgt erst nach
ausführlicher Aufklärung und Einwilligung. Wenn möglich wird die
Diagnostik bei einem bereits erkrankten Familienmitglied vorgenommen. Wird
hier eine Veränderung der DNA gefunden, die als pathogene Variante für ein
genetisches Tumorrisikosyndrom bewertet wird, kann anschließend bei
anderen Familienmitgliedern gezielt danach gesucht werden. Wir setzen auf
eine sehr umfassende Analyse und werten in jedem Fall mindestens 60 Gene
aus, dies wird bisher noch nicht routinemäßig durchgeführt“, erklärt Prof.
Schröck. Durch die umfangreiche Analyse lassen sich zum Teil Mutationen in
Krebsgenen identifizieren, die vorwiegend für andere Tumorarten typisch
sind und sonst nicht erfasst würden.

Wenn die Ärztinnen und Ärzte einen Gentest befürworten, werden die
entsprechenden Kosten vielfach durch die Krankenkasse getragen. Bei Brust-
und Eierstockkrebs sowie bei Darmkrebs sind die Kriterien hierfür
besonders klar definiert und die Kostenübernahme meist unproblematisch.
Oft ist aber auch eine Klärung mit der jeweiligen Krankenkasse nötig, was
für die Patientinnen und Patienten zu einer zusätzlichen Belastung führt.
Ist die Tumorpatientin oder der -patient bereits verstorben, gibt es
aktuell meist keine Möglichkeit, eine genetische Analyse für die
Familienangehörigen vorzunehmen.

Umfassende Versorgung und Forschung

Den Weg einer genetischen Beratung und Analyse sind auch Katrin Uhlworm
(39) und ihre Familie gegangen. Nach ihrer Brustkrebserkrankung vor neun
Jahren und einer Häufung der Erkrankung in der Familie wurde bei der
Dresdnerin eine Mutation im „Brustkrebs-Risikogen“ BRCA1 nachgewiesen, die
auch mit einem stark erhöhten Risiko für Eierstockkrebs verbunden ist.
„Obwohl meine Krebstherapie mittlerweile abgeschlossen ist, werde ich
weiterhin engmaschig überwacht und habe mich zudem für eine vorsorgliche
Entfernung der Eierstöcke entschieden. Auch meine Mutter und mein Bruder
sind von der Mutation betroffen. Wir sind froh über die umfassende
Versorgung“, sagt Katrin Uhlworm. „Das Wissen um das Vorliegen einer
Mutation in einem Risiko-Gen gibt uns die Möglichkeit, die Patientinnen
und Patienten in der Vor- und Nachsorge sehr umfänglich zu betreuen. Hier
sind auch zusätzliche Untersuchungen wie eine regelmäßige
Magnetresonanztomografie möglich. Wenn Betroffene mit erblicher
Disposition bereits erkrankt sind, können wir sie häufig mit speziell
zugelassenen Medikamenten behandeln, die das Rückfallrisiko deutlich
senken“, betont Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Klinik für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Dresden.

Auch das psycho- und gynäko-onkologische Beratungsangebot spielt eine
wichtige Rolle. „Die Diagnose einer erblichen Krebsveranlagung kann eine
starke seelische Belastung sein. Häufig stellt sich für Betroffene vor dem
Hintergrund des eigenen Erkrankungsrisikos oder einer möglichen Weitergabe
der genetischen Veränderung die Frage nach der Kommunikation dessen in der
Familie. Wie spreche ich mit meinem Partner oder meinen Kindern darüber?
Wir stehen bei Fragen und Ängsten unterstützend zur Seite“, sagt Beate
Hornemann, Leiterin des psychoonkologischen Dienstes am Nationalen Centrum
für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC), „oft hilft auch der Austausch in
einer Selbsthilfegruppe.“ „Die Universitätsfrauenklinik bietet im Rahmen
des Netzwerks FertiPROTEKT jungen Betroffenen vor Beginn einer
Krebstherapie zudem eine Beratung und gegebenenfalls geeignete Maßnahmen
zum Erhalt der Fruchtbarkeit an“, betont Prof. Wimberger.

Unter dem Dach des NCT/UCC Dresden treiben Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler auch die Forschung zu erblichen Krebserkrankungen weiter
voran. „Wir suchen beispielsweise bei Hochrisiko-Familien nach bislang
unbekannten genetischen Ursachen, wenn keine bekannte Risiko-Mutation
nachgewiesen wird“, so Prof. Schröck.

Wenn sich in einer Familie trotz mehrerer Krebsbetroffener keine bekannte
Erbgut-Veränderung nachweisen lässt, kann das zum Beispiel daran liegen,
dass Veränderungen vorliegen, die mit den derzeit in der Routine
angewendeten Methoden nicht aufgedeckt werden können. Möglich ist auch,
dass verschiedene Erbgut-Faktoren zusammenkommen, die das Krebsrisiko
jeweils nur geringfügig erhöhen. Auch Lebensstil- und Umweltfaktoren
können das individuelle Krebsrisiko beeinflussen. Teilweise sind mehrere
Mitglieder einer Familie den gleichen Risikofaktoren ausgesetzt, wenn sie
sich beispielsweise ähnlich ungesund ernähren, rauchen oder sich wenig
bewegen.

Spezialisierte Zentren, Beratungsstellen, Patientenorganisation (Auswahl)

Für Ratsuchende mit einer (möglichen) familiären Belastung für Brust- und
Eierstockkrebs gibt es deutschlandweit spezialisierte universitäre
Zentren, die sich in einem Verbund – dem Deutschen Konsortium Familiärer
Brust- und Eierstockkrebs – zusammengeschlossen haben. Die Zentren bieten
ein besonders umfangreiches Versorgungskonzept auf dem neuesten
Wissensstand. Das zertifizierte Zentrum Familiärer Brust- und
Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Dresden, in dem Expertinnen und
Experten aus Gynäkologie, Klinischer Genetik, Radiologie, Pathologie,
Psychoonkologie und weiteren Fachdisziplinen eng zusammenarbeiten, ist
Teil des Konsortiums.

Auch für familiären Darmkrebs gibt es einen deutschlandweiten Verbund, das
Deutsche Konsortium für Familiären Darmkrebs. Teil des Konsortiums sind 16
klinische Zentren, die das Ziel verfolgen, die Identifikation, Versorgung
sowie Vorsorge von Patientinnen und Patienten mit einem erblichen
Tumorsyndrom des Magen-Darm-Trakts entscheidend zu verbessern. Das
Institut für Klinische Genetik des Universitätsklinikums Dresden ist
ebenso Teil des Konsortiums. Die Zentren der Konsortien können von
Ratsuchenden direkt kontaktiert werden.

Eine deutschlandweite Übersicht über genetische Sprechstunden und
Forschungsaktivitäten für erbliche Tumorerkrankungen bietet die Deutsche
Gesellschaft für Humangenetik e.V.

Kontakt zu anderen Betroffenen kann das BRCA-Netzwerk vermitteln. Diese
große Selbsthilfeorganisation berät und unterstützt deutschlandweit
Betroffene mit familiärem Brust- und Eierstockkrebs und weiteren erblichen
Krebserkrankungen. Hier finden auch Betroffene Rat, bei denen eine
familiäre Häufung an Krebserkrankungen ohne nachgewiesene Genmutation
vorliegt.

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