Diabetes: Psychische Belastung berücksichtigen
Interdisziplinäre Therapie verspricht bessere Lebensqualität – Deutsche
Diabetes Gesellschaft (DDG) zeichnet Psychologen am HDZ NRW erneut mit
Nachwuchs-stipendium aus
„Chronisch kranke Menschen profitieren deutlich, wenn sie von
interdisziplinären Behandlungsteams versorgt werden“, sagt Adrian
Grimshaw. Der 34-jährige Fachpsychologe DDG arbeitet seit fast vier Jahren
im Diabeteszentrum unter der medizinischen Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c.
Diethelm Tschöpe am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad
Oeynhausen. Und fasst mit seiner Aussage zusammen, was zahlreiche
wissenschaftliche Studien belegen.
Grimshaws Herzensthema ist die enge therapeutische Einbindung von
Psychologen in das diabetologische Behandlungskonzept. Dieses Anliegen hat
bereits doppelte Anerkennung der Deutschen Diabetes Gesellschaft gefunden,
die ihn im Rahmen ihrer Nachwuchsförderung 2021 zur Herbsttagung nach
Wiesbaden und in diesem Jahr zum Jahreskongress nach Berlin eingeladen
hat. Die in seinen Motivationsschreiben formulierten Thesen zur
Interdisziplinarität stießen bei der Fachgesellschaft auf offene Ohren:
Unter den Stipendiaten in Wiesbaden war Adrian Grimshaw der einzige
Psychologe. In Berlin haben nur zwei Psychologen gemeinsam mit zahlreichen
jungen Ärztinnen und Ärzten das begehrte Reisestipendium erhalten.
„Diabetes mellitus bezeichnet ja eigentlich als Sammelbegriff sehr
vielfältige Störungen des menschlichen Stoffwechsels mit ebenso komplexen
Auswirkungen auf fast alle wichtigen Organe“, sagt Adrian Grimshaw.
„Betroffene werden daher mit den unterschiedlichsten und oft sehr
belastenden Problemen konfrontiert, die bewältigt werden müssen. Eine
psychologische Mitversorgung kann dabei entscheidende Hilfen anbieten und
zu einem zufriedenstellenden Ergebnis beitragen. Das funktioniert
nachweislich am besten in engem Zusammenschluss mit dem gesamten
Behandlungsteam.“ Im Diabeteszentrum am HDZ NRW liegen die
Arbeitsschwerpunkte des Fachpsychologen in der Beratung und Unterstützung
von Menschen mit Diabetes und ihren Angehörigen. Zum Angebot zählen unter
anderem die Medizinische Hypnose und Entspannungsverfahren. Über die
Therapieergebnisse nach interdisziplinärer Zusammenarbeit wird sich
Grimshaw vielleicht auf der diesjährigen DDG-Herbsttagung wieder mit
anderen Experten austauschen können. Die Bewerbung auf sein drittes
Stipendium ist bereits auf dem Weg. „Das wäre dann aber meine letzte
Teilnahme als Youngster“, sagt Grimshaw augenzwinkernd. „Im nächsten Jahr
bin ich zu alt für die Nachwuchsförderung.“
Quellen:
Lobmann, R., Rümenapf, G., Lawall, H. et al. Interdisziplinär versorgen.
ProCare 23, 20–25 (2018). https://doi.org/10.1007/s00735
Spraul, M. Interdisziplinäre Behandlung des diabetischen Fußsyndroms.
Diabetologe 5, 78 (2009). https://doi.org/10.1007/s11428
Hintergrundinformation:
Zur Förderung diabetologischer Nachwuchskräfte vergibt die Deutsche
Diabetes Gesellschaft (DDG) jährlich Stipendien zur Teilnahme an ihren
Jahresveranstaltungen, die in Form von einer Reisekostenpauschale, der
Tagungsgebühr und einer kostenlosen Workshop-Teilnahme gewährt werden.
Info: herbsttagung-ddg.de/tagung
In den Fachbereichen der Diabetologie, Herzchirurgie und Kardiologie
kümmert sich das Team der Medizinischen Psychologie am Herz- und
Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, unter der Leitung von Dr.
phil. Dipl.-Psych. Katharina Tigges Limmer um die psychologische
Behandlung von Patientinnen und Patienten. Schweigepflicht, Freiwilligkeit
und Angebotscharakter sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine
psychologische Versorgung. Im HDZ NRW bilden Gesprächstherapie,
Verhaltenstherapie, Hypnotherapie, Familientherapie, Entspannungsverfahren
und neuropsychologische Therapie die Säulen der Arbeit. Die Abteilung ist
mit acht Psychologinnen und Psychologen, einem Transplantationsberater und
einer Verwaltungskraft besetzt. www.hdz-nrw.de
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