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Bomsori und Festival Strings Lucerne, KKL Luzern, 29.1.2023, besucht von Léonard Wüst

Festival Strings Lucerne im KKL Konzrtsaal
Festival Strings Lucerne im KKL Konzrtsaal

Besetzung und Programm:
Bomsori - Violine
Daniel Dodds - Violine & Leitung
Festival Strings Lucerne
WOLFGANG AMADÉ MOZART: Sinfonie Nr. 25 g-Moll KV 183/173dB
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY: Violinkonzert e-Moll op. 64
LUDWIG VAN BEETHOVEN: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 «Eroica»

WOLFGANG AMADÉ MOZART: Sinfonie Nr. 25 g-Moll KV 183/173dB

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Dieses Werk schrieb der damals 17-jährige Mozart im Oktober 1773, [kurz nach dem Erfolg seiner Opera seria «Lucio Silla» . So kommt sie denn auch jugendlich, frisch, ungestüm unbekümmert daher. Sie wurde angeblich am 5. Oktober, nur zwei Tage nach der Vollendung seiner Symphonie Nr. 24 , in Salzburg vollendet , obwohl dies unbegründet bleibt. Sein erster Satz wurde als Eröffnungsmusik in Miloš Formans Filmbiographie «Amadeus» verwendet .

Da hatten die «Strings» wieder einen perfekten Auftakt ins Konzert gewählt, zumal man ja vom Programm her wusste, dass später etwas beschaulichere Werke kommen würden.

Daniel Dodds leitet, wie fast immer, im Sitzen

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Den markanten, ohrwurmartigen Kopfsatz der wohl selbst den meisten Laien etwas sagen würde, packte Daniel Dodds, wie fast immer sitzend an, trieb seine Mitmusiker*innen zupackend rasant vorwärts, im Gegensatz dazu kommen später die schwelgerischen Oboen Soli bestens zur Geltung, bevor es wieder stürmisch spielerisch vorwärts geht.

.Mozart ausnahmsweise mal in Moll

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Mozarts Ideen-Reichtum brachte eben auch Einfälle und Stimmungen in Moll hervor und nur weil Mozarts Musik im Allgemeinen als fröhlich, leicht und heiter charakterisiert wird, bedeutet das nicht im Umkehrschluss, dass alle Moll Werke besonders persönlich wären oder viel bedeutsamer seien. Sie fallen ob ihrer Seltenheit in erster Linie schlicht mehr auf.

Auffällig schöne, ausgeprägte Oboen Sequenzen

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Die Oboe spielt mit ganzen Noten den Kopf vom ersten Thema, unterlegt von ruhiger Streicherbegleitung. Diese Ruhepassage wird jedoch durch dramatische Einwürfe des ganzen Orchesters im Unisono-Tremolo unterbrochen.

Die Reprise ist ähnlich der Exposition strukturiert. Nach der Wiederholung von Durchführung und Reprise beendet Mozart den Satz mit einer Coda. Diese fängt zunächst als imitatorisch gearbeitete Variante des ersten Themas an, spinnt das Motiv mit seinen Synkopen dann aber fort und schließt den Satz „düster und grossartig» im Tremolo der Violinen über dem ausformulierten g-Moll Dreiklang im Bass.

Die «Strings» brillieren wie immer mit ihrer ausgeprägten Spielfreude, die einen unweigerlich mitreisst und so dürften die Ausführenden denn auch einen stürmischen Applaus ernten

Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll Bomsori Kim, Violine

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

„Klang des Frühlings“ bedeutet ihr, selbst im Korea seltener Name, vom Grossvater so gewünscht, obwohl sie ja eigentlich im Winter, am 13. Dezember 1989, geboren ist. Dafür ist ihr Nachname Kim in ihrem Heimatland in etwa so geläufig wie bei uns Meier oder Müller.

In Süd-Korea ein wahrhaftiger Superstar, ist sie auf bestem Weg, dies auch weltweit zu werden. Die in Daegu geborene Künstlern spielt, dank der Unterstützung der Kumho Asiana Cultural Foundation, derzeit auf einer Violine von Johannes Baptista Guadagnini aus dem Jahr 1774.

Ihre außerordentliche technische Meisterschaft ermöglicht es ihr, jede Nuance auszudrücken – ob im großen dramatischen Ausbruch oder im feinsten lyrischen Detail, ihr Spiel hat etwas zutiefst Persönliches und die Kraft, die Hörer zu berühren.

Mit Virtuo­sität, Präsenz, Klar­heit und einem warmen, fülligen Geigenton ist Bomsori eine agile Gestal­terin des Moments.

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Von der äußeren Form folgt das frühe Violinkonzert dem typischen Erscheinungsbild des Solokonzerts: schnelle Ecksätze und ein kantabler Mittelsatz. Es handelt sich bei dieser dreisätzigen Anlage um einen festen Gattungstypus, der im Wesentlichen auf die zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstandenen Solokonzerte von Antonio Vivaldi zurückzuführen ist. Bemerkenswert ist im ersten Satz die auffällige Folge von Tutti- und Solopassagen, die auf die in der Barockmusik verbreitete Ritornell Form hinweist. Ein kontrastierendes Thema erscheint erst im ersten Solo der Violine, während es im eröffnenden Tutti fehlt. Alles in allem imponiert der Kopfsatz als „Synthese aus Sonatensatzform und barockem Ritornell Prinzip. Diese Bezugnahme auf ältere Konventionen ist geradezu typisch für Mendelssohn, vor dem Hintergrund dessen lebenslanger Beschäftigung mit dem Werk alter Meister. Die Werkentstehung war für Mendelssohn „mit ungeheurer Anstrengung verbunden und beanspruchte etwa sieben Jahre – 1838 – 1845 – von den ersten Anfängen bis zur Fertigstellung, Aufführung und Veröffentlichung“. Gekennzeichnet war dieser Prozess von zahllosen Überarbeitungen, die von erheblichen Selbstzweifeln begleitet wurden. Das Konzert ist während seiner Entstehung „häufiger Gesprächsgegenstand zwischen Mendelssohn und Ferdinand David [dem Solisten der Uraufführung] gewesen.“ Das Konzert folgt ebenfalls der dreisätzigen Anlage der Solokonzertform. Gegenüber dem frühen Violinkonzert befindet sich Mendelssohn hier auf der Höhe seiner Zeit, was am deutlichsten anhand des Kopfsatzes, der, mit Besonderheiten, der Sonatensatzform folgt, erkennbar ist. Diesem folgt ein kantabler zweiter Satz, während der dritte Satz, nach einer mäßig raschen Introduktion in e-Moll, wieder in einem raschen Tempo steht und ein Rondo bildet. Durch den Wechsel zu E-Dur nimmt das Rondo-Finale eine überaus heitere Grundstimmung an, in der das Konzert zu Ende geführt wird. Die junge Koreanerin intoniert flüssig, elegant und mit betörender Souplesse zu dem das Orchester, wie den ganzen Konzert Abend hindurch, den ausserordentlich meisterhaften musikalischen Klangteppich legt.

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Das Spiel der Südkoreanerin war ebenso funkelnd, wie das silbrige Pailettenkleid, das sie an diesem Abend trug. Das Auditorium, beeindruckt und begeistert, würdigte die Leistung von Solistin und Orchester mit einer stehenden Ovation.

LUDWIG VAN BEETHOVEN: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 «Eroica»

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Neben den revolutionären Umständen der Zeit nach 1789, unter deren Eindruck die Sinfonie entstand, war es vor allem die Musik selbst, die wirklich bahnbrechend war. Nicht ohne Grund wird die „Eroica“ heute als der Grundstein der großen klassisch-romantischen Sinfonie-Gattung betrachtet. Alleine die Dimension der Komposition mit einer Aufführungsdauer von bis zu einer Stunde übertraf die Konventionen der Zeit um das Doppelte. Neu war zusätzlich die Ausführlichkeit des Kopfsatzes, die der Schlichtheit des erwähnten Trauermarsches im zweiten Satz kontrastierend entgegen stand. Auch die Kombination von Variation und der barocken Form des Fugato stellt ein absolutes Novum der Musikgeschichte dar.

Ihre Wirkung erzielt die „Eroica“ auch ohne ihren geplanten Beinamen, zudem wird sie heute zu den bedeutendsten Werken des Komponisten gezählt. Das fand auch Beethoven selbst, als er auf die Frage des österreichischen Dichters Christoph Kuffner, welche seiner Sinfonien er für seine bedeutendste halte, antwortete: „Die Eroica.“

Dass es nicht unbedingt ein anzahlmässiges Riesenorchester braucht, um die «Eroica» würdig und kompakt auf die Bühne zu bringen, demonstrierten die «Strings» eindrücklich.

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Zwei Akkorde wie geballte Fäuste!! Dann sofort – tief und leise (wie hinter vorgehaltener Hand) – das Hauptthema in den Violoncelli; in den Violinen die Reaktion darauf: ein Aufleuchten in den Augen – was für eine Idee! Nun gilt es Mut und Kraft, sie zu verwirklichen…wovon die Rede ist? Von der Idee der Freiheit! Die Eroica ist die erste politische – oder philosophisch gesagt: die erste weltanschauliche Synphonie der Musikgeschichte. Sie war zu ihrer Zeit Zukunftsmusik, und sie ist es auch heute, denn Freiheit bleibt immer Ziel. In dieser breit angelegten Synphonie – sie dauert über fünfzig Minuten – stehen nicht die Themen im Vordergrund (das Hauptthema begann unscheinbar), sondern die sich daraus entwickelnden gewaltigen Steigerungen.

Das Seitenthema – ein inständiger, zwischen Bläsern und Streichern wechselnder Choral – ist wie ein Blick ins menschliche Herz: da sind Liebe und Hoffnung, Tränen und Zweifel…

Die Schlußgruppe ist wie ein kategorischer Imperativ: handle! Sechs Akkordschläge – sind es Schüsse? – markieren den kriegerischen Ernst.

Die dramatische Durchführung kennt Kampf, Sieg, Schmerz und Niederlage; besonders schön ist das erschöpfte Thema der Klage. Dieses prägt auch die nächtliche Coda, bevor die Sonne aufgeht…

Die edelste Fähigkeit der menschlichen Gesellschaft ist die, zu trauern, Schuld zu bekennen, zu vergeben. Dem dient der erschütternde, grandiose Marcia funebre. Nur wer so am Boden liegt, hat die Freiheit verdient…

Das Scherzo beginnt wie das erste Atemholen in der neuen Freiheit. Da Beethoven in der Eroica drei Hörner verwendet, können die Hornisten ein prächtiges Trio gestalten – dafür müssen sie nur – in Freiheit – sehr gut Atem holen!

Im Finale gibt sich die „prometheische“ Gesellschaft der Zukunft eigene Gesetze: das Passacaglia Thema (Pizzicato) setzt den Rahmen, die Variationen gestalten das Leben darin.

Konzertimpression von Fabrice Umiglia
Konzertimpression von Fabrice Umiglia

Kompromisslos, puristisch und gänzlich auf den heroischen Charakter der Sinfonie fokussiert, leitet Daniel Dodds hier mit dem Fuß auf dem Gaspedal – ein wirklich spannender Beethoven bis zum letzten Takt und ei mehr als würdiges Schlussbouquet des Konzertes. Dis sah UCH DAS Publikum so und bedachte die Protaggonist*innen mit langanhaltendem, stürmischen Schlussapplaus.

Epilog

Es ist bezeugt, wie Beethoven die Titelseite der Eroica mit der Widmung an Konsul Bonaparte wütend zerriss, als dieser sich 1804 zum Kaiser Napoleon krönte: „Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, ein Tyrann werden!“

Der Dichter Franz Grillparzer forschte Beethoven aus: „Wenn man wüsste, was Sie bei Ihrer Musik denken…“ Beethoven dachte nicht bei Musik, er dachte in Musik – dennoch: die EROICA als utopische Synphonie der demokratischen Gesellschaft zu denken ist verlockend.

Zitat Mathias Husmann, Wiener Kritiker im Jahre 1804:Schon zu Ehren dieser herrlichen Musik müssen wir Freiheit verwirklichen, leben und schützen! Dieser Erkenntnis ist nichts hinzuzufügen, ausser, dass das nicht alle Herrschenden begriffen, begreifen und achten.

Ferdinand Ries, ein Schüler Beethovens, war von der „Eroica“ schwer beeindruckt. Ries übernahm auch die Aufgabe, die Sinfonie dem Bonner Verleger Nikolaus Simrock zum Druck anzubieten. Am 22. Oktober 1803 schreibt Ries an Simrock:

„Es ist nach seiner [Beethovens] eigenen Äußerung das größte Werk, welches er bisher schrieb. Beethoven spielte sie [die dritte Sinfonie] mir neulich und ich glaube, Himmel und Erde müssen zittern bei ihrer Aufführung.“

Sympathisches Detail am Rande: trotz ihrer mittlerweile relativen Bekanntheit, war sich Bomsori nicht zu schade, in der Pause CDs zu signieren und für Selfies zu posieren.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:  Fabrice Umiglia www.fsl.swiss

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Die Violonistin Bomsori Kim mit den Festival Strings im KKL Foto Fabrice Umiglia

 

Bomsori Kim freut sich übr den langanhaltenden Applaus

 

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Mit Secondhand die Umwelt und den Geldbeutel schonen

Secondhand Symbolbild unsplash
Secondhand Symbolbild unsplash

Schon gewusst? Secondhand hat seine Wurzeln in Italien, genauer gesagt in der Kult-Stadt Florenz. Bereits im Jahr 1280 haben Straßenverkäufer mit gebrauchter Kleidung gehandelt. Heute ist Secondhand weitverbreitet und beschränkt sich nicht nur auf den Mode-Bereich.

 

Was genau es damit auf sich hat und weshalb Secondhand essenziell für unsere Zukunft ist, lesen Sie hier.

Was ist Secondhand?

 

Secondhand bedeutet übersetzt “aus zweiter Hand” und steht für Gegenstände, die bereits gebraucht sind, sich aber in guter Verfassung befinden. Man kennt Secondhand in erster Linie von Kleidungsstücken. Diese wurden bereits getragen, sind aber noch gut erhalten und können deshalb problemlos von einer anderen Person weitergetragen werden.

 

Mit dem Kauf gebrauchter Ware schützt man die Umwelt und schont gleichzeitig den Geldbeutel, denn das Erwerben von Secondhand-Artikeln ist günstiger als ein Neukauf.

Designer Möbel aus zweiter Hand

 

Wie bereits erwähnt, beschränkt sich Secondhand nicht nur auf Mode. Auf Whoppah gibt es zum Beispiel ein verlockendes Angebot an Kunst und Designermöbeln, die ein zweites Zuhause suchen. Hört man das Wort “Designer”, denkt man vielleicht an teure, luxuriöse Produkte, die sich nur die Superreichen leisten können. Doch diese Überzeugung gehört ab sofort der Vergangenheit an. Aus zweiter Hand sind die Möbel für die breite Masse zugänglich und bringen mit innovativen Farben und Formen neues Leben in jedes Zuhause.

 

Sie finden etwa den heiß begehrten Vitra Sessel zu bezahlbaren Preisen. Dieser passt unserer Meinung nach besonders gut ins Homeoffice, denn er verleiht Ihrem Arbeitsplatz einen Hauch Eleganz und ein luxuriöses Gefühl beim Arbeiten.

Secondhand-Mode

 

Fast Fashion ist ein Problem der Neuzeit. Am laufenden Band werden neue Kollektionen zu Billig-Preisen produziert und vertrieben. Was letzte Woche im Trend war, ist heute wieder out. Dadurch werden wir ständig dazu angehalten, Geld für Kleidung auszugeben, um modisch auszusehen und dazuzugehören. Das ist einerseits schlecht für unseren Geldbeutel, aber noch viel schlimmer für die Umwelt. Die Herstellung der enormen Mengen an Textilien produziert jährlich mehr als eine Billion Tonnen CO2. Das ist belastender als der internationale Flug- und Schiffsverkehr zusammen.

 

Gegen diese erschreckenden Zahlen müssen wir dringend etwas tun. Mit dem Kauf gebrauchter Kleidung unterstützt man einen nachhaltigen Konsum, schont die Umwelt und spart nebenbei noch Geld.  

Geld sparen bei Babyzubehör & Kinderspielzeug

 

Babys und Kinder sind teuer – man benötigt ein großes Budget, um das nötige Zubehör, Kleidung und weitere Ausrüstung anzuschaffen. Als Familie spart man sich riesige Summen Geld, wenn man bei diesen Investitionen auf gebrauchte Ware zurückgreift. Ein Kinderwagen, Spielzeug oder ein Laufrad lassen sich heutzutage problemlos aus zweiter Hand erwerben. Eltern sparen dadurch Beträge im drei- bis vierstelligen Bereich.

 

Für den Kauf eignen sich beispielsweise Flohmärkte, Online-Plattformen wie eBay-Kleinanzeigen oder Freunde und Bekannte, die bereits ältere Kinder haben.

Kontostand aufbessern durch eigene Verkäufe

 

Von Secondhand kann man nicht nur als Käufer profitieren. Jeder hat die Möglichkeit, selbst tätig zu werden und sich durch den Verkauf alter Gegenstände etwas Geld zu verdienen. Als Familie, die keine weiteren Kinder plant, kann man Zubehör wie den Kinderwagen, Autositz, Babybett oder Kinderstühle verkaufen. Diese Ausrüstung benötigt man nie wieder, durch das Weitergeben hilft man einer anderen Familie beim Geld sparen und bessert den eigenen Kontostand auf. Außerdem schafft man wieder mehr Platz im Eigenheim – eine klare Win-win-Situation.

 

Für jeden, der kein Kinderzubehör zum Abgeben hat, lohnt sich ein Blick in den Keller und den Kleiderschrank trotzdem. Ungetragene, gut erhaltene Klamotten können problemlos im Internet oder auf einem Flohmarkt weiterverkauft werden. Altes Spielzeug, Möbel und Co. lassen sich ebenfalls vertreiben.

Unser Fazit

 

Secondhand ermöglicht es uns, ein nachhaltiges und bewusstes Leben zu führen. Es ist zudem die ideale Möglichkeit, bei neuen Anschaffungen Geld zu sparen. Wer nicht nur sparen, sondern auch verdienen möchte, kann selbst zum Secondhand-Verkäufer werden und gebrauchte Gegenstände vertreiben.

 

 

 

 

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WEST SIDE STORY im Theater 11. Zürich, 17.1.2023, besucht von Léonard Wüst

West Side Story die Jets sind im “Anflug” Foto Jeff-Busby
West Side Story die Jets sind im “Anflug” Foto Jeff-Busby

Lonny Price
Director

 
Julio Monge

Choreographer

 
Grant Sturiale

Musical Supervisor

 
Anna Louizos

Set Design

 
Alejo Vietti

Costume Design

 
Fabrice Kebour

Lighting Design

 
Martin Flohr

Executive Producer

West Side Story die Besucher warten gespannt auf den Beginn Foto Fleur Fuchs

In der New Yorker Upper West Side vibriert die Luft: Rivalisierende Strassengangs, leidenschaftliche Rhythmen, eine verhängnisvolle Feindschaft und mittendrin die ganz grosse Liebe, die dafür kämpft, alle Hindernisse zu überwinden – und tragisch scheitert. Lassen Sie sich begeistern von der mitreissenden Neuinszenierung der West Side Story, die den unsterblichen Musical-Klassiker in ein neues Zeitalter führt.

Längst im Rentenalter angekommen, ist das Musical  und immer noch taufrisch, höchst lebendig und spritzig.

Zum Musical an sich

West Side Story die Besucher warten gespannt auf den Beginn Foto Fleur Fuchs
West Side Story die Besucher warten gespannt auf den Beginn Foto Fleur Fuchs

Kaum erklingen die ersten Töne der Ouvertüre findet man sich in den Straßen New Yorks wieder, inmitten des Verkehrsgewirrs, sieht vor dem geistigen Auge den Dampf aus den Gullydeckeln über den U-Bahn-Stationen aufsteigen, riecht die Armut und Hoffnungslosigkeit der Upper West Side.

Die Liedtexte: zur Musik von Leonard Bernstein verfasste Stephen Sondheim ; Literarische Vorlage war William Shakespeares « Romeo und Julia» ; Die Uraufführung: des Musicals fand statt am  26. September 1957  im: Winter Garden Theater in New York City. Die erste Verfilmung mit Natalie Wood: als Maria, gesungen von Marni Nixon und Richard Beymer als  Tony, gesungen von Jimmy Bryant, gabs 1961, ausgezeichnet mit 10 Oscars, das Remake von Steven Spielberg kam im Dezember 2021 in die Kinos mit Ariana DeBose als Maria und Ansel Elgort als Tony, trotz 7 Oscar Nominierungen reichte es grad mal für einen , nämlich den Oscar als beste Nebendarstellerin für Ariana DeBose.

Handlung kurz und bündig

Szenenfoto von Johan Persson
Szenenfoto von Johan Persson

Auf den Straßen der New Yorker West Side liefern sich in den 1950er Jahren zwei verfeindete Gangs einen erbitterten Bandenkrieg. Die einheimischen «Jets» wollen um jeden Preis ihr Revier gegen die zugewanderten puertoricanischen «Sharks» verteidigen. Die ohnehin angespannte Situation eskaliert, als sich der frühere Jets-Anführer Tony in die schöne Maria verliebt – die Schwester des Sharks-Anführers Bernardo. Ihre verbotene Romanze führt zu weiterem Blutvergießen.

Der Sohn des Komponisten in einem Interview

«Die erste klassische Oper der USA?», fragt er skeptisch. «Nein, es ist ein Musical – ein Musical mit opernhaften Zügen», sagt Alexander Bernstein. «Mein Vater und seine Mitstreiter wollten ein Werk schaffen, das in seiner Struktur europäisch, doch im Geist absolut amerikanisch sein sollte, durchsetzt mit verrückten Ideen aus dem Jazz und anderen Musikgenres sowie modernen Formen des Tanzes.».

Andere Adaptionen von Shakespeares Klassiker

Szenenfoto von Johan Persson
Szenenfoto von Johan Persson

Die Macher der «West Side Story» waren bei weitem nicht die einzigen, die sich bei der Grundlage von Shakespeares Klassiker bedienten. So z.B. auch Charles Gounod für seine Oper  «Roméo et Juliette», Angelin Preljocaj und Sergei Sergejewitsch Prokofjew für ihre Ballettmusik, ebenso ist «Romeo und Julia»  auch eine vom Komponisten als „Fantasie-Ouvertüre“ bezeichnete sinfonische Dichtung des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski, selbst ein anderes Musical basiert auf dem Stoff, «Roméo et Juliette, de la Haine à l’Amour» ist das bisher erfolgreichste Musical in französischer Sprache. Text und Musik stammen von Gérard Presgurvic und mit seinem Werk «Romeo und Julia auf dem Lande» scheute sich mit Gottfried Keller selbst ein Schweizer nicht, die Grundlagen zu adaptieren und trotzdem überstrahlt, nebst dem Original von Shakespeare natürlich, Bernsteins Adaption bei weitem alle anderen an Bekanntheit und Beliebtheit.

Die Inszenierung im Zürcher Theater 11

Das Besondere am wohl bekanntesten  Musical überhaupt ist, dass jedes Lied für sich ein Hit ist und nicht wie die meisten von einem, vielleicht zwei «musikalischen Aufhängern» lebt, wie z.B. bei «Hair» «Aquarius» und» Let the Sunshine in», «Cats» mit «Memory», «Old Deuteronomy», «Macavity. « und «Mr. Mistofelees», im «Phantom of the Opera» «The Show must go on» «All I Ask of You»

und «Angel of music», in »Jesus Christ Superstar « I dont know how to love him» und »Jesus Christ Superstar« in «Les Misérables» – «I Dreamed A Dream» in « Porgy & Bess «Summertime» und «It Ain’t Necessarily so», «Cabaret» mit «Welcome» und «Cabaret» usw.

Brillante Töne aus dem Orchestergraben

Braune Ziegelwände und Feuerleitern in den engen Häuserschluchten New Yorks sorgen für eine neue Intimität in den Dialogszenen. Foto Johan Persson
Braune Ziegelwände und Feuerleitern in den engen Häuserschluchten New Yorks sorgen für eine neue Intimität in den Dialogszenen. Foto Johan Persson

Dass diese “West Side Story” auch nach über sechs Jahrzehnten so frisch wie am ersten Tag wirkt, liegt – wie sollte es anders sein – vor allem an Bernsteins mit Ohrwürmern gespickter Partitur, die hier von einem für Musical – Tourneen Verhältnisse erfreulich groß besetzten Orchester unter Leitung von Grant Sturiale mit viel Herzblut umgesetzt wird. Da dürfen die Streicher im berühmten “Maria” oder in der ähnlich ikonischen Balkonszene pathetisch schwelgen und die jungen Liebenden in den siebten Himmel heben. Gleichzeitig kommt aus dem Graben aber auch ordentlich Druck bei den  Auseinandersetzungen zwischen den «Jets» und «Sharks» und zudem harmonierte der «Graben» perfekt synchron mit den Bühnendarstellern.

Bühnenbild dient als überzeugende Grundlage für eine eindrückliche Inszenierung

West Side Story das ebenso einfache wie geniale Bühnenbild Foto Fleur Fuchs
West Side Story das ebenso einfache wie geniale Bühnenbild Foto Fleur Fuchs

Ein schon fast einfaches, unspektakuläres, in seiner Funktionalität, erlaubt mit wenigen Handgriffen rasche Szenenwechsel, aber schlicht geniales Bühnenbild in Form eines Hauses, in seinem düsteren Äussern durchaus mit dem Haus in Alfred Hitchcocks Horrorklassiker «Psycho» vergleichbar,  dient, ebenso wie die stilechten, stimmigen Kostüme, für das grossartige Spektakel auf der Zürcher Theaterbühne.

«When you`re a Jet* Mit provokantem Fingerschnippen durchstreifen die Mitglieder der New Yorker Strassengang „Jets“ ihr staubiges Revier, auf der Suche nach ihren Rivalen, den puerto-ricanischen „Sharks“. In der sommerlichen Hitze der Stadt lassen leidenschaftliche Latinas zu feurigen Mambo-Rhythmen die Röcke fliegen und träumen dabei von einem besseren Leben. Mittendrin: Die grosse Liebe, die Grenzen und Vorurteile überwindet – in der Upper West Side vibriert die Luft vor Spannung. Eine direkte handgreifliche Konfrontation wird jedoch noch rechtzeitig von Officer Krupke unterbunden

«Something`s coming» Obwohl dem Gang Alter eigentlich entwachsen und von einer besseren Zukunft träumend,  lässt sich Tony, Mitbegründer der «Jets», von deren aktuellen Anführer Riff dazu drängen, aus Loyalität beim «Feldzug» gegen die PQ`s, wie die «Sharks» von den Polizisten genannt werden, mitzutun.

Die erst kürzlich aus Puerto Rico nach New York gekommene Maria, Schwester des »Shark» Anführers Bernardo, arbeitet mit dessen Freundin in einem Brautkleiderratelier und freut sich auf die abendliche Tanzveranstaltung, der für sie den Start ihres Lebens in Amerika symbolisiert und  für die ihr Anita ein Kleid näht.

Alle treffen sich beim Tanzanlass am Abend

Szenenfoto von Johan Persson
Szenenfoto von Johan Persson

Zusammen mit Chino, dem für Maria vorgesehenen Bräutigam, holt Bernardi die Chicas zum Tanz ab, wo sich beim «Dance oft he Gym», einer Massenszene mit Tanzeinlagen, die dem puerto-ricanischen Temperament ebenso gerecht wird wie dem Tanzfieber der 50er Jahre., Tony und Maria zum ersten Mal begegnen und sich Knall auf Fall unsterblich ineinander verlieben, Das passt natürlich Bernardo gar nicht, was er denn auch unmissverständlich zum Ausdruck bringt und Chino anweist, Maria nach Hause zu bringen. Die Choreografien von Julio Monge sind im Allgemeinen bemerkenswert. So wird bereits in der Eröffnungsszene die Rivalität zwischen den Gangs allein durch einen Tanz verdeutlicht, der sich trotz einer am Ballett angelehnten Ästhetik sehr harmonisch in den Stil des Abends einfügt.

Maria und Tony Liebe ohne ZukunftFoto Jeff Busby
Maria und Tony Liebe ohne ZukunftFoto Jeff Busby

«Maria» Das Lied auf seinen Lippen macht Tony die Wohnung der Geschwister ausfindig und ruft Maria ans Balkonfenster, wo sie sich ewige Treue schwören und sich für den nächsten Abend im Atelier verabreden. «Tonight», während sich Anita mit ihren Freundinnen über ihr kommendes Leben in. «America» austauscht.

In Doc`s Drugstore, dem temporären Arbeitsort von Tony, handeln die beiden Gangchefts Riff und Bernardo die Bedingungen für den ultimativen Kampf aus.

Währenddessen bittet  Doc die Jets «Cool» zu sein und die Strassenschlacht zu unterlassen. Worauf sich die beiden Gangs treffen und Tony den Vorschlag macht, dass sich je die beiden besten Kämpfer, stellvertretend für deren Gangs,  in einem waffenlosen Zweikampf gegenüber stehen sollten.

Anita informiert Maria vom geplanten Kampf der Gangs. Tony erscheint, wie verabredet, kurz darauf im Atelier, worauf Anita dieses verlässt und die Verliebten allein lässt. Tony verspricht seiner Angebeteten auf deren Flehen hin, alles zu versuchen, um den Kampf zu verhindern, worauf die beiden sich ihre gemeinsame Zukunft und Heirat vorstellen, im Sinne und Duett von «One Hand, one Heart».

Maria fasst ihre Gefühlwelt im Hinblick auf das Treffen mit Tony im Song *I feel pretty» zusammen.

Am nächsten Abend treffen sich beide Gangs unter der Autobahnbrücke, um den Zweikampf auszutragen «The Rumble». Doch bevor dies geschieht, kommt Tony aufgebracht hinzu. Auf Marias Wunsch versucht er, den Kampf zu verhindern. Bernardo missversteht Tonys Absicht und fordert ihn zum Kampf heraus. Das gefällt Riff nicht, und er schlägt Bernardo nieder. Daraufhin zücken die beiden ihre Springmesser. Bevor Tony oder irgendein anderes Mitglied der beiden Gangs eingreifen kann, wird Riff von Bernardo erstochen. Dies entfacht einen heftigen Kampf, in dem Tony Bernardo mit dem Messer seines Freunds Riff tötet. Dieser Kampf kann erst mit dem Eintreffen der Polizei gestoppt werden.

Chino überbringt Maria die Nachricht vom Tod ihres Bruders Bernardo. Als Tony bei Maria auftaucht, macht sie ihm heftige Vorwürfe. Er überzeugt sie jedoch davon, dass Bernardos Tod nicht beabsichtigt war. Die beiden fallen einander in die Arme und träumen von einer besseren Zukunft «Somewhere».

Als Anita auftaucht, flieht Tony, vergisst jedoch seine Jacke. Anita bemerkt das sofort und rät Maria, von ihm abzulassen, da er schlecht für sie sei «A Boy like that». Maria überzeugt sie jedoch von ihrer Liebe zu Tony «I Have a Love». Sie schickt Anita zu Doc’s Drugstore, um Tony die Nachricht von einem Treffen am Abend zu überbringen, als Lieutenant Schrank hereinkommt, um Maria zu den Morden des Vorabends zu befragen.

Im Drugstore möchte Anita Tony die Nachricht von Maria überbringen. Die Jets trauen ihr jedoch nicht und unternehmen den Versuch, sie zu vergewaltigen. Daraufhin behauptet sie, dass Chino Maria aus Eifersucht erschossen habe. Als Doc, der Besitzer von Doc’s Drugstore, Tony diese Nachricht überbringt, beginnt dieser, verzweifelt durch die Straßen der West Side zu laufen, um Chino zu finden, dass dieser ihn ebenfalls erschieße. Dabei trifft er auf Maria und läuft auf sie zu. Doch da erscheint Chino und erschießt Tony in Marias Armen.

Schließlich begreifen die Gangs, dass es sich nicht lohnt, wegen ihrer Konflikte Menschenleben zu opfern, und tragen gemeinsam die Leiche von Tony davon «Reprise Somewhere».

Ausdrucksstarke, spielfreudige Darsteller*innen

Romeo und Julia 2023 Jadon Webster als Tony, Melanie Sierra als Maria
Romeo und Julia 2023 Jadon Webster als Tony, Melanie Sierra als Maria

Melanie Sierra und Jadon Webster verkörpern die beiden Liebenden mit großer Authentizität. Keine großen Opernstimmen, denen man bei Tonaufnahmen oftmals begegnet, hier aber falsch am Platz wären, sondern zwei ausgewiesene Musicalprofis mit solidem klassischem Fundament, die Bernsteins populären Songs ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken und auch im “Somewhere”-Traumballett eine gute Figur machen. Alle Agierenden, auch in den kleinsten Rollen, so ist seh- und hörbar, verfügen über die heute geforderte sehr anspruchsvolle professionelle Musicalausbildung die bis zu drei Jahren dauert.

 

 

 

 

Die originalen Tanznummern faszinieren auch heute noch

West Side Story die Akteurinnen beim Schlussapplaus Foto Fleur Fuchs
West Side Story die Akteurinnen beim Schlussapplaus Foto Fleur Fuchs

Genau wie die Tanznummern von Fred Astaire und Ginger Rogers in deren Filmen auch heute noch Kult und Wegweisend sind, ist es auch die Originalchoreografie von Broadway-Legende Jerome Robbins, die von Julio Monge wieder zum Leben erweckt wird. Dies ist die wohl  grösste Stärke dieser Inszenierung, bei der das junge Ensemble absolut vehement und mit jeder Menge Adrenalin und sehr  viel gymnastischen und tänzerischen Können in den großen Ballettsequenzen agiert und liefert die Nummern mit einer schon fast unheimlichen Präzision ab. Da steigert sich die Spannung  beim “Dance at the Gym”, wo sich die verfeindeten Gangs zu pulsierenden lateinamerikanischen Rhythmen auf dem Tanzparkett “duellieren”. Und auch das von Kyra Sorce als Anita mit wehenden Röcken angeführte “America” schäumt geradezu über vor Lebensfreude und Glauben an den amerikanischen Traum, der in der straffen, zügigen  Produktion trotz Unerreichbarkeit,  immer wieder angedeutet wird.

Fazit

Da lohnt es sich, auch von der Innerschweiz, ja gar von Züri West nach Zürich zu pilgern, wenn man solch einen Augen- und Ohrenschmaus vorgesetzt bekommt.

Trailer WEST SIDE STORY | Theater 11 Zürich |

youtube.com/watch?v=Hrz2K4zQZp0

noch bis am 29.01.2023

im Theater 11 Zürich

Nähere Infos über diesen Link:

https://www.musical.ch/en/westsidestory

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Really Useful Group Ltd und https://fbm.ch/

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West Side Story das ebenso einfache wie geniale Bühnenbild Foto Fleur Fuchs

Braune Ziegelwände und Feuerleitern in den engen Häuserschluchten New Yorks sorgen für eine neue Intimität in den Dialogszenen. Foto Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

Szenenfoto von Johan Persson

West Side Story die Akteurinnen beim Schlussapplaus Foto Fleur Fuchs

West Side Story die Akteurinnen beim Schlussapplaus Foto Fleur Fuchs

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Festival Strings Lucerne Konzert II «Imagination». 8. Januar 2023 besucht von Léonard Wüst

Märchenhaftes Konzerterlebnis: Daniel Dodds (Violine), Julian Riem (Klavier) und Raphaela Gromes (Cello) im Zeugheersaal des Hotels Schweizerhof Foto Dominik Fischer Festival Strings Lucerne
Märchenhaftes Konzerterlebnis: Daniel Dodds (Violine), Julian Riem (Klavier) und Raphaela Gromes (Cello) im Zeugheersaal des Hotels Schweizerhof Foto Dominik Fischer Festival Strings Lucerne

Besetzung und Programm:
Daniel Dodds Violine
Raphaela Gromes Cellist
Julian Riem Klavier

ROBERT SCHUMANN
· Märchenerzählungen op. 132
· Fantasiestücke op. 73
KAROL SZYMANOWSKI
· Mythen op. 30
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
· Scherzo aus «Ein Sommer nachts-traum» op. 61 Nr. 1
MAURICE RAVEL
· Ma mère l’oye (1908/1910)
ERNEST CHAUSSON
· Poème op. 25
FRANZ LISZT
· Gnomenreigen, aus 2 Konzertetüden S. 145
PAUL JUON
· Märchen a-Moll op. 8
PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKY
· Walzer aus dem Ballett «Dornröschen» op. 66

Wie immer begrüsste Orchesterdirektor Hans Christoph Mauruschat die Gäste, diesmal mit den besten Neujahrswünschen für das noch junge neue Jahr 2023.

Daniel Dodds Foto Fabrice Umiglia
Daniel Dodds Foto Fabrice Umiglia

Die künstlich-künstlerische Verschleierung der Wirklichkeit ist einer der Topoi der romantischen Schaffensweise, und den Literaten wie auch den Musikern jener Epoche kamen u. a. Mythen und Märchen als Inspiration für den Akt des Verschleierns entgegen: Wie wunderbar lassen sich sensible innere Erfahrungen, die als zu fragil für den harten Zusammenprall mit Wirklichkeit empfunden werden, in die traumähnlichen, irrealen Bilder fantastischer Erzählungen kleiden! Ein Musiker wie Robert Schumann, dem der innere Zusammenhang verschiedener Kunstgattungen bewusst war und am Herzen lag, ließ sich vom Märchengenre denn auch musikalisch inspirieren, wovon seine Zyklen „Märchenerzählungen“, „Märchenbilder“ und „Fantasiestücke“ zeugen.

Raphaela Gromes Foto Wildundleise
Raphaela Gromes Foto Wildundleise

Musik im Stile Schumanns erklingt hier anfangs noch fetzenweise wie im Nebel, gleitet aber immer wieder rasch in ein atonales, teils auch bis zum Geräuschhaften vordringendes Idiom ab, das sich dann für die folgenden Sätze weiter etabliert und ausdifferenziert. Spannender fast als Schumanns Musik sind diese Stücke, die ganz zeitgenössisches Empfinden und Erleben im Umgang mit Realität und Fiktion, mit Wirklichkeit und Unwirklichkeit widerzuspiegeln scheinen.

Trotz des gedämpft wirkenden, dunkel gefärbten Klangbildes dominiert die mit „Lebhaft“ umschriebene Ausdrucksdimension der Stücke, deren Grundhaltung durchaus optimistisch wirkt. Im Rahmen der kammermusikalisch besetzten Werke in freien Formen etabliert Schumann im Laufe seines Schaffens ein neues Genre, indem er diese mit konzeptionellen Inhalten bereichert: Bei klarer Trennung zur zyklisch gebundenen Sonatenform bringt er dennoch Momente der dort vorgegebenen formalen Strukturen sowie motivische und harmonische Techniken ein. So scheinen auch die Vier Märchenerzählungen für Klarinette, Viola und Klavier op. 132 zyklisch verbunden. Allein durch ihre tonartliche Disposition entsteht ein Zusammenhalt. Außerdem finden sich einige Kernmotive, die einzelne Abschnitte in Beziehung zueinander setzen. So schildert Schumann sein musikalisches Material auf vielfältige charaktervolle Weise, was nicht zuletzt das im Titel angedeutete „Erzählen“ einlöst.

 

Julian Riem Foto Georg Thum
Julian Riem Foto Georg Thum

Während das eröffnende Stück recht anmutig, aber noch verhalten lebhaft daherkommt, zeigt sich im folgenden eine dynamische Steigerung zum Kraftvollen. Ein kontrastierender lyrischer Mittelteil nimmt bereits die Stimmung des dritten Stücks vorweg, das sehr melodiös und beinahe volkstümlich-schlicht gehalten ist. Zwar fügt Schumann auch in die Mitte des Finales eine ruhigere Episode ein, dennoch überwiegt hier ein vor Kraft sprühender, schalkhaft-auftrumpfender Gestus, den die drei Musiker*innen meisterhaft zum Ausdruck bringen.

Dies verdankte das Publikum im ausverkauften Zeugheersaal mit reichlich Zuspruch in Form des stürmischen Applauses.

KAROL SZYMANOWSKI Mythen op. 30

v.l.n.r.  Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello
v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

Mit den 1915 komponierten “Mythen” schuf Szymanowski eine ebenso narkotisierende wie sensualistisch raffinierten Musik. Mit flirrenden Linien und Trillermelodien, immer neu eingefärbten Klangflächen, Flageoletts und anderem mehr entführen die Cellistin und Julian Riem am Klavier die Hörer in ferne, traumhaft unwirkliche Welten voller geheimnisvoller Klänge. Ein überragendes Plädoyer für Szymanowskis fantastische Musik, die leider viel zu selten programmiert ist.

Felix Mendelssohn Bartholdy Scherzo aus  «Sommernachtstraum»

Hier lassen die drei auf der Bühne, entsprechend dem Namen des Werkes, scherzhaft, neckisch die Elfen durch den Saal tanzen, ganz im Gegensatz zu seinem *Tanz von Rüpeln», ist hier alles federleicht und filigran, die Künstler agieren phonetisch zurückhaltend, ergänzen sich bestens  und harmonieren vorzüglich.

Sehr oft auf den Programmzetteln steht dafür das darauf folgende Werk von Maurice Ravel.

MAURICE RAVEL Ma mère l’oye

v.l.n.r.  Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello
v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

Der Pianist Julian Riem erklärte, dass Dornröschen, der Kleine Däumling, Die Kaiserin von den Pagoden und die Schöne und das Biest, alles Figuren aus Charles Perraults Märchensammlung, als Grundlage diente für Ravels Komposition. Diese Figuren lässt, der Komponist lebendig werden und schließlich in einem farbenprächtigen Feengarten das große Finale von “Ma mère l’oye” zelebrieren. Ein Stück für Kinder? Ja! Weil Ravel die ursprüngliche Klavierversion für die Kinder von Freunden komponiert hatte. Eine Miniatur? Auch! Weil der große Gestus dem intimen Detail weicht. Aber dennoch ein Stück mit Tücken. Voller Raffinesse. Eine gewisse Naivität wird, wie oft bei Ravel, zum Stilprinzip.

 

Cellistin Raphaela Gromes erläuterte, dass alle gespielten Stücke eigens vom Pianisten Julian Riem für die Besetzung im Schweizerhof und die daraus entstehende CD, arrangiert wurden, da einige im Original teilweise anders instrumentiert sind, wie bei Schumann z.B. das erste Stück Klarinette (ad lib. Violine), Viola und Klavier, ds zweite Klarinette in A, Flöte, Harfe und 2 Violen.usw.

ERNEST CHAUSSON Poème op. 25

v.l.n.r.  Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello
v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

Hier gelingt es den Protagonist*innen immer, bei den vielen in Oktaven geführten Passagen im Trio zu einem riesigen „Violin-Cello“ zu verschmelzen, was vor allem an der  immer exakten Einheitlichkeit in der Intonation liegt. Hier wirken sie wie ein schon lange eingespieltes Trios, das den Chausson sehr souverän im Griff hat. Auch in den beiden im Kern lyrischen, in Aufschwüngen jedoch hochvirtuosen Ysaÿe-Soli . Hier kann aber Julian Riem aufgrund des unübersichtlichen und unglaublich dicken Klavierauszugs fast nur in Korrepetitoren-Manier agieren.

FRANZ LISZT Gnomen Reigen, aus 2 Konzertetüden S. 145

Unter den Komponisten des 19. Jahrhunderts gehörte Franz Liszt zu den schillerndsten Persönlichkeiten. Er war Exzentriker und Frauenschwarm, Intellektueller, Geistlicher, Kosmopolit und Vielreisender, Unternehmer und Entertainer, ein virtuoser Pianist, der Konzertsäle füllte, ein Pädagoge und ein Komponist, der eine Vielzahl von Werken unterschiedlichster Gattung schuf.

Der Gnomen Reigen gehört zu den vielen Werken Liszts die neben Fingerakrobatik vor allem nach Charakterschilderung, nach Stimmungen und Impressionen verlangen. Diesem Verlangen kam das Trio auf der Bühne in jeder Hinsicht nach und man empfindet  – bei geschmackvoll eingesetztem Rubato – eine ausgereifte Kontrolle des Materials, was zu Durchsichtigkeit und auch Klangschönheit führt, aber dafür Wildheit oder gar Exzess außen vorlässt.

PAUL JUON Märchen a-Moll op. 8

Raphaela Gromes und  Julian Riem spielen vorzüglich aufeinander abgestimmt. Gromes besitzt ein sicheres Gefühl für melodische Entwicklungen. Sie hält sich streng an die Phrasierungsvorschriften der Komponisten, verliert sich aber nicht in einem bloßen Aneinanderreihen der einzelnen Phrasen, sondern erfasst stets auch die längeren Verläufe der Melodiebögen, in denen sie den Wechsel der Schwer- und Leichtpunkte sorgfältig herausarbeitet.

PETER ILJITSCH TSCHAIKOWSKY Walzer aus dem Ballett «Dornröschen» op. 66

Im Jahr 1889 schrieb der Komponist  in einem Brief: „Mir scheint, dass die Musik dieses Balletts eine meiner besten Schöpfungen sein wird.“ Zu diesem Zeitpunkt war Tschaikowsky zwar bereits ein anerkannter Komponist, doch sein Lebensweg war kein leichter. Seine Eltern wollten, dass ihr Sohn Beamter wird. Doch ›Peter‹ – das ist der deutsche Name für Pjotr – setzte sich letztlich durch, lebte dafür aber zeitweise in bitterer Armut und musste viel Kritik einstecken. Das war nicht einfach für den sehr empfindsamen Musiker. Immer wieder verfiel er in Trübsinn und depressive Stimmungen. Seiner romantischen ›Dornröschen‹-Musik ist dies jedoch kaum anzuhören: Sie strotzt vor Leichtigkeit und großartigem musikalischem Ideenreichtum. Diese Leichtigkeit verströmte denn auch das Trio auf der Bühne, nur so strotzend vor Spiel- und voller Lebensfreude. Dieses Dornröschen war gar nicht im Tiefschlaf, sondern, im Gegenteil, hellwach und äusserst lebendig.

Die Künstler freuen sich über die stehende Ovation
Die Künstler freuen sich über die stehende Ovation

Als Zugabe in Verdankung der stehenden Ovation zelebrierten die drei noch den «Abendsegen” aus der Oper “Hänsel und Gretel” von Engelbert Humperdinck.

Ein Stück, das nebst den andern dargebotenen auch auf der CD «Imagination» ( war gleichzeitig auch der Konzertname), die die Künstler nachher auch signierten, so man eine erworben hatte.

Diese Kammermusikkonzerte am späten Sonntagnachmittag, eigentlich während der Corona Pandemie fast aus der Not geboren, haben sich mehr als etabliert, erfreuen sich immer regem Zuspruch, d.h. der Zeugheersaal im «Schweizerhof» ist eigentlich immer bis auf den letzten Platz gefüllt und haben inzwischen auch  ihren festen Platz im Konzertkalender der «Strings».

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Dominik Fischer und Fabrice Umiglia www.fsl.swiss

Homepages der andern Kolumnisten:  www.gabrielabucher.ch  www.herberthuber.ch  www.maxthuerig.ch

Zeugheersaal im Hotel Schweizerhof Luzern


Die Künstler freuen sich über die stehende Ovation

v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

v.l.n.r. Daniel Dodds Violine Julian Riem Klavier Raphaela Gromes Cello

 

 

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