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Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra | Kit Armstrong, 16.8.2022, besucht von Léonard Wüst

Alles ist bereit für das Konzert
Alles ist bereit für das Konzert

Besetzung und Programm:
Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra  Kit Armstrong Piano
George Gershwin (1898–1937)

Zweiter Satz aus dem Concerto in F, arrangiert für Trompete, Klavier und Streichquartett
Antonín Dvořák (1841–1904)
Klavierquintett A-Dur op. 81
Kaikhosru Shapurji Sorabji (1892–1988)
Transzendentale Etüde Nr. 36 (für die linke Hand)
Tōru Takemitsu (1930–1996)
A Bird came down the walk für Viola und Klavier
Florence Price (1887–1953)
Klavierquintett a-Moll

Allgemeines zum, von Dr. Dolf und Maria Stockhausen gesponserten Konzert

2009 machten Bauarbeiter auf dem Dachboden eines verfallenen Hauses in St. Anne, Illinois, eine erstaunliche Entdeckung: Sie förderten dort ganze Stapel mit handgeschriebenen Noten aus der Feder von Florence Price zutage, die in dem Anwesen einst ihre Sommerresidenz unterhielt. Der sensationelle Fund führte zur Renaissance dieser grossartigen afroamerikanischen Komponistin, die nach ihrem Tod im Jahr 1953 fast völlig in Vergessenheit geraten war. Kit Armstrong stellt mit Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra das Klavierquintett in a-Moll vor, das spätromantisches Melos mit Anklängen an Kirchenlieder und einem Juba-Tanz verbindet. Multikulturell geht es ohnehin zu an diesem Abend. Blues Reminiszenzen enthält der langsame Satz aus George Gershwins Klavierkonzert, tschechische Ohrwürmer erwarten uns bei Antonín Dvořáks Klavierquintett mit seiner hinreissenden Dumka. Parsischer Herkunft ist der 1988 verstorbene Kaikhosru Shapurji Sorabji, der eine musikalische Brücke von Ost nach West schlägt und etliche Klavierwerke vorlegte, die lange als «unspielbar» galten. Fernöstliche Impulse steuert schliesslich der Japaner Tōru Takemitsu bei.

George Gershwin  2. Satz aus dem Concerto in F, arrangiert für Trompete, Klavier und Streichquintett

Vorgeschichte zur Komposition:

Solistinnen des Lucerne Festival Orchestra
Solistinnen des Lucerne Festival Orchestra

“New York Symphony” – so sollte das Concerto in F ursprünglich heißen. Es entstand 1925 als Auftragskomposition für Walter Damrosch, den Chefdirigenten der New York Symphony Society. Vermutlich entschied sich Gershwin für den ‘klassischen’ Titel, um zu vermeiden, dass man sein Stück ‘nur’ als klingendes Großstadt-Gemälde wahrnahm. Denn mit dem Concerto wollte er sich einreihen in eine große, jahrhundertealte Musiktradition.

Die “Rhapsody in Blue” hatte Gershwin als Komponisten über Nacht berühmt gemacht. An diesen Erfolg wollte er ein Jahr später mit dem Concerto anknüpfen. “Viele Leute glaubten, die Rhapsody sei nur ein glücklicher Zufall gewesen”, erinnert sich Gershwin. “Also machte ich mich daran, ihnen zu zeigen, dass ich noch eine Menge mehr drauf habe als das. Ich entschloss mich, ein Werk der absoluten Musik zu schreiben. Die Rhapsody war, wie aus dem Titel zu schließen, eine Impression über den Blues. Das Concerto sollte aber unabhängig sein von einem Programm.” Gershwin hat’s klar erkannt: wer es in Amerika zu etwas bringen will, muss zeigen, was er kann! Und auch mal laut mit dem Handwerk klappern.

Zur Interpretation durch die Musiker*innen

vlnr Daniel Röhn Violine Kit Armstrong Piano  Manuel Kastl Violine  Jens Peter Maintz Violoncello  (2)
vlnr Daniel Röhn Violine Kit Armstrong Piano Manuel Kastl Violine Jens Peter Maintz Violoncello (2)

Selbst wenn sich Gershwins Konzert an klassischen Vorbildern orientiert, er orchestrierte es sogar selbst, – mit dem jazzinspirierten Tonfall dieser Musik schimmert halt schon immer sein Grosserfolg, die «Rhapsody in Blue» durch. Die sieben Musiker*innen intonierten mit einer Mischung aus fast schon bluesiger Leichtigkeit und Entspanntheit, eine wunderbare Symbiose von Jazz und klassischen Elementen, vorgetragen mit sichtlichem Vergnügen, nicht immer nur «todernste» Klassik zu spielen, gewürdigt vom Publikum mit langanhaltendem Applaus.

 

 

 

Antonín Dvořák Klavierquintett A-Dur op. 81

vlnr Korbinian Altenberger Violine Irina Simon-Renes Violine Kit Armstrong Piano Béatrice Muthelet Viola Thomas Ruge
vlnr Korbinian Altenberger Violine Irina Simon-Renes Violine Kit Armstrong Piano Béatrice Muthelet Viola Thomas Ruge

Gleich der Beginn des 1. Satzes – einer der eindrucksvollsten Einstiege der gesamten Kammermusik – stellt ein Schubertisches Cellothema einem symphonischen Tutti nach dem Vorbild von Brahms gegenüber. Ihm folgen: ein leggiero-Thema in a-Moll, ein der Bratsche zugewiesenes, wehmütiges Seitenthema in cis-Moll und eine aus diesem abgeleitete Schlussgruppe. Die Themen werden in einer Sonatenform von monumentalen Ausmaßen verarbeitet, wobei ein Zitat aus dem A-Dur-Klavierquartett von Brahms auf das Vorbild dieses Satzes verweist. Besonders hervorzuheben sind die harmonischen Ausweichungen in der Durchführung, die bis nach Es-Moll und Ces-Dur führen, und die großartig gesteigerte Reprise des Hauptthemas.

Mit dem traurig ins Bodenlose abfallenden zweiten Thema im Kopfsatz, ist Dvorák in einer Klangwelt angelangt, in der sich die Slawen besser zurechtfinden.

 

 

 

 

Dvořáks besondere Affinität zur ukrainischen «Dumka»

vlnr Irina Simon-Renes Violine Kit Armstrong Piano Béatrice Muthelet Viola
vlnr Irina Simon-Renes Violine Kit Armstrong Piano Béatrice Muthelet Viola

In den Mittelsätzen knüpfte Dvorak an sein neun Jahre früher komponiertes Streichsextett in A und an das Quartett Opus 51 an. Wie dort, so ist auch hier das Adagio eine Dumka, wie im Sextett das Scherzo ein Furlant. Die Dumka , ein sehr melancholischer ukrainischer Volkstanz, für den der Wechsel zwischen Langsamen, melancholischen Teilen und schnellen Tanzabschnitten typisch ist. In der Dumka des Klavierquintetts hat Dvorak außerdem einen halbschnellen Zwischenteil eingefügt, der durch seine eigenartigen Klangmischungen zwischen Klavier und Streichern fasziniert. Das Thema der langsamen Teile ist von unwiderstehlicher Schönheit, die freilich einiges der berühmten Marcia funebre aus Schumanns Klavierquintett verdankt.

Der Furiant des dritten Satzes ist ein tschechischer Volkstanz im schnellen Dreiertakt, der im Trio auf wundersame Weise in ein Lyrisches Stück im Stile Griegs verwandelt wird. Das Finale konkurriert nicht mit dem Kopfsatz, sondern gibt sich als schwungvolle Polka mit kunstvoller Fugato-Durchführung.

Es ist nicht möglich, einen Satz dem anderen vorzuziehen, denn das feurige Allegro und die poetische Dumka treiben ebenso voran wie der ungestüme Furiant und das fröhliche Finale. Dass Dvoáks Stück einen wunderschönen klanglichen Eindruck macht und interessante und originelle instrumentale Effekte großer Zahl enthält, ist ebenso unzweifelhaft wie die Feststellung, dass die fünf Protagonisten auf der Bühne, die Intentionen des Komponisten schlicht grossartig umgesetzt haben. Der absolute Höhepunkt dieses Konzertabends. Das Auditorium belohnte die Protagonisten mit stürmischem Applaus und einigen Bravorufen und begab sich dann in die Foyers des KKL in die Pause.

Kaikhosru Shapurji Sorabji Transzendentale Etüde Nr. 36 (für die linke Hand)

Kit Armstrong am Piano Foto Priska Ketterer
Kit Armstrong am Piano Foto Priska Ketterer

Kaikhosru Shapurji Sorabji starb vor 34 Jahren, 1988, im biblischen Alter von 96 Jahren, und damals war er einer der unbekanntesten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Der aus einer Parsi-Familie stammende, aber Zeit seines Lebens in England ansässige Tonsetzer, der alle Spekulationen über seine ethnische Herkunft brüsk zurückwies, hatte sich um die Verbreitung seines umfangreichen, hauptsächlich aus Klaviermusik bestehenden Oeuvres wenig gekümmert; die teilweise haarsträubenden Schwierigkeiten seiner Werke taten ein Übriges.

Auch für dieses Werk braucht es einen ganzen Konzertflügel

Kit Armstrong am Piano Foto Priska Ketterer
Kit Armstrong am Piano Foto Priska Ketterer

Obwohl dieses Oeuvre nur mit der linken Hand gespielt wird, bracht es natürlich auch den ganzen Konzertflügel und nicht nur einen halben, denn der Komponist «nötigt» die Interpreten, mit der linken Hand ab und zu auch die obersten Tasten auf der rechten Flügelseite zu betätigen, dort gar Läufe, Tremoli, Tonkaskaden einzustreuen.

Auch hier lernt man „Etüden“ in einem weiten Spektrum zwischen spezifischen technischen Aufgaben und charakteristischen Stimmungs- und Klangwerten kennen, eine teils hyperspätromantische, teils atonale Welt voll unerschöpflicher Fantasie, geistreich, blitzend in den schillernden Kaskaden, aber auch lyrisch versunken. Der oft wegen seiner Überlängen gefürchtete Sorabji zeigt sich hier auch als formbewußter Aphoristiker. Auf dieser hochinteressanten Entdeckungsreise präsentiert sich der amerikanische Tastenakrobat Kit Armstrong einmal mehr in bestechender Form, selbst da, wo er eine ultimative Grenze des überhaupt Spielbaren einräumt.

Tōru Takemitsu A Bird came down the walk für Viola und Klavier

Wolfram Chist Viola und Kit Armstrong am Klavier Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer
Wolfram Chist Viola und Kit Armstrong am Klavier Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer

Die Eröffnungsmelodie in der Bratsche konzentriert sich auf einem wiederholten g’, das zunächst normal gespielt wurde und dann wieder als wechselnde Obertöne auf den tieferen Saiten erklang. Der fortgeschrittene Bratschist, wie dies Wolfram Christ ist, wird Takemitsus Verwendung von Doppel-, Dreifach- und Vierfachgriffen für das Instrument gut geeignet finden. Neben den üblichen Sul-Ponticello- und Sul-Tasto-Effekten fordert Takemitsu häufig Harmonien kombiniert mit Glissandi – ein üblicher Effekt in Takemitsus Streichern, der möglicherweise von Messiaen herrührt.

Ein bemerkenswertes melodisches Merkmal ist die Verwendung von Tremolo, um Vogelgesang vorzuschlagen; An einer Stelle verwendet Takemitsu im Klavierpart die beschreibende Kennzeichnung “als Ruf eines Vogels”. Während die Beschwörung des Vogelgesangs den Titel des Stücks konnotiert, spiegelt er auch einen anderen Einfluss von Messiaen wider, dem berühmtesten Komponisten des Vogelgesangs. Die Darstellungen des Vogelgesangs sind am deutlichsten im Klavier, oft umreißen Dreiklänge auf F und Cis mit wiederkehrenden Tremolo-Figuren von 32-Noten-Figuren, die normalerweise in Tonhöhe und Register festgelegt sind, gegenüber eckigen dissonanten Melodien und dichten Harmonien in einer Schichtung Textur.

Fünftönige pentatonische Akkorde mit Dur-Beugung sind ein wiederkehrendes Merkmal des Klavierparts. Takemitsu verwendet dichte, vorwiegend tertianische Akkorde und Arpeggio Figuren, wobei sich einige Akkorde in paralleler Bewegung verschieben. Kit Armstrong präsentiert sich hier als äußerst anpassungsfähig und als kongenialer Duopartner für den Könner Christ mit der Viola. Ausgehaltene Töne, die Tritonus umreißen, verleihen dem Stück ein Element struktureller Kontinuität. Der Eröffnungsabschnitt des Stücks kontrastiert das ausgehaltene g’ der Bratsche mit den langen Basstönen des Planos auf cis/des[b]. Nach mehreren Phrasen verschiebt sich das Verhältnis um einen Schritt, wobei ein a in der Bratsche gegen E[[flat].sub.1] im Klavier zu hören ist. Spuren dieser weiträumigen linearen Verbindungen ziehen sich durch das ganze Stück, bis sich der Bass am Ende wieder auf Des niederlässt.

Die beiden Akteure durften für ihre Darbietung den verdienten, langanhaltenden Applaus des Auditoriums ernten und wurde etliche male auf die Bühne «zurückgeklatscht». A Bird Came Down the Walk ist ein wichtiger Beitrag zum fortgeschrittenen Viola-Repertoire und absolut spielwürdig.

Florence Price (1887–1953)  Klavierquintett a-Moll

Price war die erste Afroamerikanerin, deren Orchesterwerk von einem großen US-Orchester gespielt wurde. Sie behauptete bekanntlich, dass sie mit “zwei Handicaps zu kämpfen hatte – dem ihres Geschlechts und ihrer Rasse”, und ein Großteil ihrer Musik blieb bis zu ihrem Tod unveröffentlicht

Der Musikstil der Afro Amerikanerin

Obwohl ihre Ausbildung von europäischer Tradition geprägt war, besteht Price’s Musik hauptsächlich aus dem amerikanischen Idiom und offenbart ihre südlichen Wurzeln. Sie schrieb mit einem volkstümlichen Stil und verwendete Klänge und Ideen, die der Realität der städtischen Gesellschaft entsprechen. Als engagierte Christin verwendete sie häufig die Musik der afroamerikanischen Kirche als Material für ihre Arrangements. Auf Drängen ihres Mentors George Whitefield Chadwick begann Price, Elemente afroamerikanischer Spirituals zu integrieren und den Rhythmus und die Synkope der Spirituals zu betonen, anstatt nur den Text zu verwenden. Ihre Melodien waren vom Blues inspiriert und mit traditionelleren, europäischen romantischen Techniken vermischt . Die Verflechtung von Tradition und Moderne spiegelte das Leben der Afroamerikaner in den Großstädten zu dieser Zeit wider.

Symbiose von Musikstilen der alten und der neuen Welt

Obwohl das a-Moll Klavierquintett in seinem spätromantischen Idiom charakteristisch konservativ ist, feiert es Price’ afroamerikanisches Erbe mit Anklängen an Spirituals und Hymnen und den beliebten Juba-Stomping-Tanz, der seine Wurzeln in den Sklavenplantagen des tiefen Südens hat. Ebenso hat sie sich offenbar aber auch an Kompositionen von Antonín Dvořák orientiert. Anyway, dem Publikum gefiel die akustische Symbiose von alter und neuer Welt und es belohnte die Ausführenden dementsprechend mit stürmischem Schlussapplaus, der auch die Künstlerinnen mit einschloss, die sich bei Darbietung dieses Werkes nicht mehr auf der Bühne befanden.

Text: leonardwuest.ch

Fotos: Léonard Wüst  und Priska Ketterer       https://www.lucernefestival.ch/de

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Solistinnen des Lucerne Festival Orchestra
Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer

vlnr Daniel Röhn Violine Kit Armstrong Piano Manuel Kastl Violine Jens Peter Maintz Violoncello
Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer

Wokfram Chist Viola und Kit Armstrong am Klavier
Copyright: LUCERNE FESTIVAL/Priska Ketterer

 

Die Protagonistinnen beim Schlussapplaus Foto Léonard Wüst

Solist*innen des Lucerne Festival Orchestra

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Seebühne Bregenz, Madame Butterfly, 6. August 2022, besucht von Léonard Wüst

Szenenfoto Madame Butterfly, Butterfly mit Papierschiff
Szenenfoto Madame Butterfly, Butterfly mit Papierschiff

Besetzung

Musikalische Leitung Yi-Chen Lin
Cio-Cio-San (genannt Butterfly) Celine Byrne
Suzuki Aytaj Shikhalizada
B. F. Pinkerton Otar Jorjikia
Sharpless Yngve Søberg
Goro Michael Laurenz
Der Fürst Yamadori Patrik Reiter
Onkel Bonzo Levente Páll
Kate Pinkerton Sabine Winter
Der kaiserliche Kommissar Unnsteinn Árnason
Kind Aurel Boss

Bregenzer Festspielchor
Statisten der Bregenzer Festspiele
Prager Philharmonischer Chor
Wiener Symphoniker

Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler
Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler

Mein erster Eindruck. So imposant wie das Bühnenbild für «Rigoletto» in den Jahren 2019 und 2021 ( Augen wie Garagentore, Hände von 11,5 Metern Länge und ein Gesamtgewicht von 175 Tonnen) ist dasjenige der japanischen Butterfliege nicht ganz, ja, vielleicht nicht ganz so spektakulär auf den ersten Blick, was aber täuscht. Das Blatt Papier, das der Bühnenbildner Michael Levine ersonnen hat, ragt 23 Meter in die Höhe und wiegt mit dreihundert Tonnen fast das doppelte als die damalige  Rigoletto Figur.

Für die Wiener Symphoniker ist es immer dasselbe. Sie sitzen auf der Bühne des Bregenzer Festspielhauses, während der Orchesterklang auf den See übertragen wird. Unter der Leitung der in Wien aufgewachsenen, gebürtigen Taiwanesin Yi-Chen Lin intonieren sie das feingesponnene Notengeflecht Puccinis intensiv, trotzdem äusserst gefühlvoll und lassen somit den überragenden Stimmen auf der Bühne genug Raum und Volumen zu deren Entfaltung.

 

 

Zur Dirigentin, Zitat Tagesspiegel

Dirigentin Yi-Chen Lin
Dirigentin Yi-Chen Lin

Schon im zarten Alter von vier Jahren beginnt sie mit dem Geigenunterricht bei ihrem Großvater, bald kommen auch Klavierstunden hinzu. Und weil sich Yi-Chen Lin in beiden Fällen als außergewöhnlich begabt erweist, wird sie als Neunjährige zur Vorbereitungsklasse der Wiener Musikhochschule zugelassen.

Als Teenager tritt sie oft mit ihrer Schwester auf, die musikalisch ebenfalls zweigleisig fährt: Mal spielt die eine die Violine und die andere begleitet am Flügel, mal ist es umgekehrt. Letztlich aber entscheidet sich die 1985 in Taipei geborene und in der österreichischen Hauptstadt aufgewachsene Musikerin dann doch für „das leichteste Instrument der Welt“.

Wenn Yi-Chen Lin den Begriff gebraucht, ist er natürlich doppeldeutig gemeint. Rein vom  Gewicht her betrachtet, ist der Taktstock tatsächlich nicht zu unterbieten. Da sich jedoch mit dem schlanken Stab selbst keine Töne erzeugen lassen und er dennoch die faszinierende Vielfalt eines ganzen Orchesters entfesseln soll, hat eine Dirigentin zugleich auch den komplexesten Job in der Klassik-Szene.

„An Abenden, an denen es gut läuft, ist es wirklich leicht“, sagt Yi-Chen Lin. „Weil ich mich dann von den anderen getragen fühle.“ Damit es so weit kommen kann, ist aber harte Arbeit nötig. Die fängt mit dem einsamen Partiturstudium an und wird kaum leichter, wenn es in den Proben dann darum geht, die eigenen Gedanken zum Werk den übrigen Beteiligten zu vermitteln.

Yi-Chen Lin stammt aus einer Musikerfamilie aus Taipei. Ihr Debüt als Dirigentin gab sie 2009 mit dem RSO Wien, seit der Saison 2020/21 ist sie Kapellmeisterin und musikalische Assistentin an der Deutschen Oper Berlin.

Weltklasse Klangqualität dank ausgetüfteltem System

Das  ausgefeilte Tontechnik System der Seebühne
Das ausgefeilte Tontechnik System der Seebühne

Die Qualität der Zuspielung der Musik vom Festspielhaus zur Bühne geschieht mittlerweile in derart hoher Qualität, dass die Bregenzer Festspiele es wagen können, eine Oper wie Giacomo Puccinis „Madame Butterfly“ in das Programm zu nehmen, wobei der originale italienische Titel „Madama Butterfly“ des 1904 uraufgeführten Werks internationalisiert wurde. Dass Regisseur Andreas Homoki hingegen keine aktuelle Sextourismusgeschichte und somit ein globales Thema forciert, sondern, verdeutlicht durch die Kostüme von Antony McDonald, einer erstarrten japanischen Kultur zum Ende des Shogunats, also der Samuraifürsten, ein Amerika der 1950er-Jahre gegenüberstellt, beinhaltet zwar einen Zeitsprung, ist von der Handlung her aber nachvollziehbar.

Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler
Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler

Den Einbruch einer fremden neuen Welt – der Amerikanischen – in diesen ewig wirkenden Raum kennzeichnen sie sehr wohl mit den Gesten der Eroberung und der Zerstörung. Mit Pinkertons Auftritt bricht die US-Flagge an einem phallischen Fahnenmast durch das zarte Papier, bohrt sich mit eindeutig zweideutigem Besitzanspruch gen Himmel, lässt triumphierend das Star-Spangled-Banner wehen, dessen Hymne der Komponist Giacomo Puccini in «Madama Butterfly» auch musikalisch beschwört. Demgegenüber stehen die behutsam schreitenden Gesten einer Tänzergruppe, die sich in ihren weiß-beigen Kostümen direkt an das mit allerlei japanischen Zeichen beschriebene Papier anschmiegen. Es könnten Priester sein, jedenfalls Vertreter des alten Japans, jener Ahnen, deren Kraft Butterfly alias Cio-Cio-San so stark in sich spürt.

Kurzfassung des Geschehens

Ciò-Ci`ò-San (Butterfly), ihre Dienerin Suzuki, und Goro
Ciò-Ci`ò-San (Butterfly), ihre Dienerin Suzuki, und Goro

Auf der Seebühne erleben wir das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Zivilisationen, der sich in dieser Oper ereignet, für den amerikanischen Marineleutnant B. F. Pinkerton, der eine Scheinehe mit der blutjungen Japanerin Ciò-Ciò-San eingeht, die sie, im Gegensatz zu ihm, ernst nimmt. Und drei Jahre lang auf ihn wartet, gemeinsam mit dem Kind, das in der Folge ein kleines Papierschiff in den amerikanischen Farben zu Wasser lässt.

Madama Butterfly wartet in Bregenz mit vielen Effekten auf Figuren auf einem zerknitterten Tuschebild
Madama Butterfly wartet in Bregenz mit vielen Effekten auf Figuren auf einem zerknitterten Tuschebild

Wenn Pinkerton dann endlich wiederkehrt, um, an der Seite seiner neuen, amerikanischen Frau, ebendieses Kind mitzunehmen, ist das Schiff übergross geworden. So gross, wie alles auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele sein muss, die, als weltgrösste Seebühne, siebentausend Zuschauern Platz bietet – knapp zweihunderttausend pro Saison. Allein das Blatt Papier, das der Bühnenbildner Michael Levine ersonnen hat, ragt 23 Meter in die Höhe und wiegt dreihundert Tonnen. Und scheint doch über dem Bodensee zu schweben, sanft gewellt, leicht wie die japanischen Schriftzeichen und die Tuschezeichnung mit den Bergen von Nagasaki, die es zeigt. Das passt zu dieser Oper, die ihre Schicksalsschwere aus der Leichtigkeit gewinnt und bis auf eine grosse Chorszene fast ein Kammerspiel bleibt, das sich ganz auf die Titelfigur konzentriert.

Homoki schafft hier mit ruhiger Hand Bilder voller Poesie – etwa, wenn sich die Geishas mit ihren japanischen Schirmchen von der obersten Kante des Bühnen-Papiers einen Pfad hinab bahnen. Mit Lichtwechseln (Licht: Franck Evin) erzeugt Homoki zudem immer wieder neue stimmungsvolle Landschaftsbilder, aber auch sehr bedrohlich wirkende Gesichter etc.

Ein wie vom Wind verwehtes, geknülltes Seidenpapierblatt mit Kalligraphien von Bäumen und Bergen – trotzdem 1340 Quadratmeter Fläche, 33 Meter breit, 23 Meter hoch und 300 Tonnen schwer.

Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler
Szenenfoto Madame Butterfly von Anja Köhler

Der amerikanische Marineoffizier Pinkerton – stationiert in Nagasaki – hat über den Vermittler Goro ein Haus zur Nutzung für 999 Jahre erworben, inklusive des Geisha-Mädchens Cio-Cio-San genannt Butterfly.Ungewöhnlich, dass eine Oper mit einem Männerduett beginnt Pinkerton und der amerikanische Konsul und es dauert schon eine Weile, bis etwa zwei Dutzend Geishas daher tippeln, alle mit einem ro-gelb.orangen Kimono und einem  typisch asiatischem Schirmchen „bewaffnet“.

Dazu gesellt sich „Butterfly“ im weissen Kimono mit leichtem rosa am unteren Rand, später Pinkerton in marineblauer Uniform

 

 

 

Homokis  ruhig zurückhaltende Inszenierung

Nichte Vanessa Bösch mit Sohn Enea auf der Zuschauertribune in Bregenz
Nichte Vanessa Bösch mit Sohn Enea auf der Zuschauertribune in Bregenz

Eine sanfte Interpretation des tragischen Stoffes, von Andreas Homoki nicht reißerisch dramatisch umgesetzt. Er verzichtet auf Effekthascherei, zu der die grandiose Location geradezu einlädt. Homoki verfällt der Lockung nicht, sondern lässt den Akteur*innen und der Musik Puccinis genug Raum zur Entfaltung. Dass, wie immer, dann doch noch einer ins Bodenseewasser fällt, scheint beim Spiel auf dem See einfach unerlässlich und sei dem Intendanten des Zürcher Opernhauses bei seinem Gastspiel in Bregenz nachgesehen.

Schon fast eine „One woman Show“, ist doch die Hauptfigur quasi ununterbrochen auf der Bühne, wirkt das Geschehen fast wie ein Kammerspiel.

Die irischstämmige lyrische Sopranistin Celine Byrne
Die irischstämmige lyrische Sopranistin Celine Byrne

Mit Celine Byrne haben, die den Riesenraum zu füllen vermag. Fast zwei Stunden lang pausenlos auf der Bühne, bringt die irische Sopranistin alles mit, was die Rolle fordert: Leichtigkeit und Kraft, Zärtlichkeit und dramatische Ausbrüche, genau gesetzte, aus dem Text entwickelte Farben und Linien von glühender Intensität – eine junge Frau, die an ihrer Unabdingbarkeit innerlich verbrennt. Wie das Papier, das am Ende des Abends in Flammen aufgeht.

Da wird etwa der reiche Fürst Yamadori (auffallend tenorschön: Patrik Reiter) von Sklaven durchs Wasser getragen, treiben Butterfly und ihre Dienerin Suzuki den aufdringlichen Heiratsvermittler Goro (mit gut dosierter,  ironischer Komik: Michael Laurenz) in den See, so dass er sich nur schwimmend retten kann. Damit lässt sich Homoki. zum Gaudi des Publikums, doch noch zu einem, in Bregenz fast unvermeidlichen, «Wasserfall» hinreissen.

Zur Homokis Inszenierung allgemein

Madame Butterfly Szenenfoto
Madame Butterfly Szenenfoto

Im Gegensatz zu manchen Vorgängerproduktionen wirken die Effekte nie aufgesetzt, sondern aus dem Grundkonflikt entwickelt. Eine weisse Tänzerschar schwebt lautlos über das Papier, verkörpert die Macht der kulturellen Tradition über Ciò-Ciò-San. Es sind die Totengeister, die ihr am Ende den Dolch für den traditionellen japanischen Selbstmord reichen. Ähnlich wie Puccini sich für seine Partitur mit der japanischen Kultur und Musik beschäftigte, hat der Kostümbildner Antony McDonald Vorbilder im Kabuki-Theater gefunden.

Die amerikanischen Figuren scheinen dagegen eher dem Hollywoodkino der 1950er Jahre entstiegen. Die elegante Lichtführung von Franck Evin, der schon die Zürcher «Butterfly»-Produktion von Ted Huffman veredelte, vermag dem Papier bei Bedarf sogar einen dramatischen Faltenwurf zu verschaffen. Ebenso wie Homoki auch in Zweier- und Dreierszenen Spannung herstellt, indem er die Figuren weite Strecken zurücklegen und immer den gesamten Raum bespielen lässt. So gelingt, was vorab kaum möglich erschien: das Kammerspiel zu vergrössern, ohne es zu vergröbern. Poesie triumphiert über den Widerstand der Materie, wenn der Frauenchor zu Beginn von höchster Höhe herabschwebt oder die Geister die Bühne mit einem Blütenregen bedecken.

Zartheit und Klarheit in den Strukturen

Madame Butterfly Szenenfoto
Madame Butterfly Szenenfoto

Unaufdringlich, aber handwerklich brillant, scheint die Produktion selbst etwas von einer Tuschezeichnung zu haben, die weich, aber immer klar konturiert ist. Was perfekt mit der musikalischen Anlage durch den Dirigentin Yi-Chen Lin harmoniert, die ebenfalls Zartheit mit Klarheit, leichthändige Detailgenauigkeit mit dramatischem, trotzdem zurückhaltendem Vorwärtsdrang vereint. Dabei muss auch sie besondere Widerstände überwinden, die in der technischen Koordination zwischen den Sängern draussen und dem Orchester drinnen im Festspielhaus liegen.

Madame Butterfly Szenenfoto
Madame Butterfly Szenenfoto

Den wechselnden Gefühlszuständen der Titelfigur von Hoffen, Bangen, Warten und totaler Enttäuschung folgend taucht Franck Evin in seinem Lichtdesign den poetischen Papierraum in immer neue Farbvaleurs. Der Einheitsraum erschöpft sich nicht, seine Bildmacht entwickelt über den Abend magische Spannung. Auch sängerisch lebt diese „Madame Butterfly“ von der Differenzierung und weniger von der dramatischen Überwältigung. Celine Byrne gibt eine verblüffend lyrische, verletzlich anrührende Cio-Cio-San, der Charakter ihres Soprans ist mehr Liù als Tosca. Der famose Tenor von Otar Jorjikia (Pinkerton) schmiegt sich ideal an ihre Stimme. Er hat, für Puccini perfekt, herrlichen Schmelz, Legatoeleganz und jenes einschmeichelnde Moment, das dem großen Duett des Paars am Ende des ersten Akt eine Gefühlswahrheit beschwert, die zwar nicht von Dauer, aber doch vom Zauber des erfüllten Augenblicks ist. Yngve Søberg steuert seinen warm timbrierten Sharpless-Bariton bei, Aytaj Shikhalizada ihren dunklen Mezzo als anteilnehmende Dienerin Suzuki. Sehr schön auch das Terzett Suzuki, Pinkerton und Konsul, das schlussendlich durch Pinkertons amerikanische Frau, Sabine Winter, zum Quartett erweitert wird. Die Wiener Symphoniker dirigiert Yi-Chen Lin packend und pathosvermeidend. Die Soundanlage, die das Orchester aus dem Festspielhaus zuspielt, bewährt sich.

Dies sah auch das begeisterte Publikum, das schon mit Szenenapplaus nicht gegeizt hatte so und applaudierte langanhaltend und kräftig, garniert gar mit etlichen Bravorufen.

Nach Quasidurchfall an der Premiere heute ein Welterfolg

Die Oper wurde in ihrer ursprünglichen Fassung als Zweiakter am 17. Februar 1904 im Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt. Die Uraufführung der dreiaktigen Neufassung fand am 28. Mai 1904 in Brescia statt.

Beeindruckende Zuschauerkulisse beim Spiel auf dem See
Beeindruckende Zuschauerkulisse beim Spiel auf dem See

Grundsätzlich ist ja schon erstaunlich, dass die „Madame Butterfly“ eine der meistgespielten Opern weltweit ist, hat sie doch nicht eine Arie, ein Chorgesang oder sonst ein Stück, die man einfach kennt, ob Operngänger*in oder nicht, wie z.B. „Elucevan le stelle“ aus „Tosca“, der Triumphmarsch aus Aida, „Nessun dorma“ aus „Turandot“, den „Gefangenenchor“ aus „Nabucco“, Bizets –«Habanera» aus dessen Carmen oder „La donna e mobile“ aus Verdis „Rigoletto“ usw.

Zuschauertribüne Foto Anja Köhler
Zuschauertribüne Foto Anja Köhler

Puccinis «Madama Butterfly» war bei ihrer Uraufführung im Jahr 1904 an der Mailänder Scala noch ein echtes Fiasko. Dabei spielte auch der kurz zuvor ausgebrochene Krieg zwischen Japan und Russland eine Rolle, zumal die Herzen der Italiener mehrheitlich für Russland schlugen. Stattdessen reüssierte in derselben Mailänder Saison Umberto Giordanos «Siberia», in der eine russische Kurtisane sich für einen straffälligen Soldaten opfert und ihm ins Straflager nach Sibirien folgt.

Fazit

Die Reise zur Seebühne in Bregenz lohnt sich auch im Sommer 2023, wenn «Madame Butterfly»,  traditionsgemäss,  nochmals eine zweite Saison gespielt wird und schon baut sich eine gewisse Spannung auf, wenn man auf 2024/25 vorausblickt, wenn Carl Maria von Webers «Freischütz» die Seebühne entern wird.

Szenenfoto Diashow  Madame Butterfly von Anja Köhler und Karl Forster

fotodiashows.wordpress.com/2022/08/08/madame-butterfly-seebuhne-bregenz-6-august-2022/

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: bregenzerfestspiele.com/de

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Madame Butterfly Szenenfoto

Geishas auf einem zerknitterten Tuschebild

Madame Butterfly Seebèhne in der Abendsonne

Stetes Feilen an der Technik auf der Seebühne

Zuschauertribüne Foto Anja Köhler

 

Die Protagonist*innen beim Schlussapplaus

 

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Tatar oder Tartare, egal, Hauptsache gut, meint Herbert Huber

Sommerliches- Beef Tatar
Sommerliches- Beef Tatar

Rohes Fleisch ist nicht jedermanns Sache, und man sollte das auch nicht täglich essen. Aber ab und zu ein Tatar, das kann ein Hochgenuss sein. Erst recht, wenn man es selber macht.

Tatar oder Tartar? Der Duden sagt klar „Tatar“ und hält sich dabei an die Legende, die bereits während meiner Kochlehrzeit zirkulierte: Tatar hat seinen Ursprung bei den Tataren. Dieses gefürchtete mongolische Volk soll auf seinen Beutezügen zähes Fleisch während des Reitens unter dem Sattel in einem speziellen Ledersack weichgeritten haben.

Mir ist die zweite Version aber wichtiger und glaubwürdiger. Bekannt wurde das von dem französischen Meisterkoch Auguste Escoffier 1921 kreierte Beefsteak Tatar oder Tartare, bei dem feinen rohen Rinderhackfleisch aus der Huft» geschnitten mit einer Sauce à la Tartare auf Senf- und Ei-Basis serviert wird.

Doch längst nicht alle halten sich an den Duden, zumal unser Tatar in anderen Sprachen unter Steak tartare oder Beefsteak ta(r)tar läuft. Auch noch zum Durcheinander bei trägt die in der französischen Küche heimische Sauce tartare (harte Eier, Zwiebeln, Kapern und Schnittlauch), die zu Fisch, Austern und kaltem Braten serviert wird

Damals noch vor den Gästen zubereitet…

Beef Tatar mit Ei
Beef Tatar mit Ei

Ehrlich gesagt: Mir ist es im Grund egal, ob Tatar mit oder ohne r geschrieben wird. Wichtig ist, dass es nach Fleisch schmeckt und mit einer gehörigen Prise Leidenschaft zubereitet wird. Ich erinnere mich an die Stifti im Luzerner Continental (damals an der Morgartenstrasse) als das Tatar vor dem Gast und vom umtriebigen Chef de Service zubereitet wurde. Aus der Küche kam erstklassiges von Fett und Sehnen befreites Fleisch vom Rindsfilet (heute nimmt man aus Preisgründen oft Fleisch von der Huft, was auch geht, wenn diese jung und zart ist). Dazu kamen die Garnituren in kleine Schälchen und – in der Mitte des wieder zum Steak zurückgeformten Fleisches – das frische Hühnerei in der halbierten Schale. Alle Gästeaugen waren damals auf den Chef gerichtet. Ein bisschen Show mit schwungvoll geführtem Besteck, dann der Spritzer Cognac und etwas Tabasco für die Schärfe. Dann kam der Moment der Wahrheit. In den kleinen Löffelchen gab es ein Birebebitzeli“ zum Degustieren – fast immer gefolgt von einem nach «Ooohwunderbar» des Gastes.

Eine feurige Belohnung

Beef Tatar vom Kalb mit Gurkenspaghettini und Vollkorncrostini
Beef Tatar vom Kalb mit Gurkenspaghettini und Vollkorncrostini

Mein erster Tatar vor dem Gast durfte ich als Koch in Vollmontur im Hotel du Raisin in Cully zubereiten und servieren. Weil das Hotel so schmuck und so romantisch war, kehrten da auch Gäste mit entsprechender schmucker Begleitung ein. Ich zitterte ein wenig beim Anmachen der Tatar in der riesigen Schüssel und würzte gehörig mit Tabasco. Dann wollte ich, wie ich das gelernte hatte, dem Gast zum Versuchen geben. Doch der wollte das partout nicht. Es sei bestimmt gut so, meinte er. In der Küche probiere ich dann die Reste meiner Kreation – und oh Schreck: Mein Tatar war extrem scharf geraten. Ich war niedergeschlagen und wartete ängstlich auf die entsprechende Reklamation. Stattdessen kam der Kellner und überbrachte mir freudestrahlend ein saftiges Trinkgeld. «Das beste Tatar, das ich je gegessen habe», soll der Gast gesagt haben. Naja, vielleicht lag dieses Urteil auch an der Begleitung des Herrn: Feurige Frau, Feuriges auf dem Teller.

Und Heute?

Auch das gibts Vegetarisches Tatar
Auch das gibts Vegetarisches Tatar

Die Frage des Servicepersonals nach dem gewünschten Schärfegrad ist bei Tatar-Bestellungen im Restaurant Standard. Bei der Zubereitung allerdings wird heute auch aus zeitlichen Gründen kein grosses Brimborium vor dem Gast gemacht. Mövenpick pflegt das Tatar seit Jahren mit der hygienisch verpackten, gehackten «Tatarwurst»: Einzeln portioniert und gefroren, à la minute aufgetaut, mit der vorbereiteten Sauce angemacht und aufgetischt. So schmeckt es in allen Mövenpicks gleichermassen gut. Gastronomie mit System eben. Für Tatar geht man bei Mövenpick nicht fehl. Ganz allgemein: Bestellen Sie Tatar in Restaurants, wo dieses Gericht eine Spezialität ist und häufig bestellt wird, nicht nur alle paar Wochen einmal.

Tatar selbstgemacht? Aber sicher! Es ist keine Hexerei und macht ausserdem sehr viel Freude. Bestellen Sie beim Metzger speziell zartes Fleisch für Tatar. Auf keinen Fall soll es direkt aus dem Vakuum kommen. Weil das Vakuum Fleisch oft sehr lange verpackt, zuerst wieder etwas frische Luft atmen muss. Das gilt nicht nur für Tatar – auch für Grillfleisch etc.

Sie werden sehen, er wird es nicht immer vom teuren Filet anbieten. Schön rot allerdings muss es sein, ohne Fett und Sehnen. Schauen Sie dem Metzger tief in die Augen – dann lassen Sie das Fleisch von Hand hacken. Zack, zack, mit zwei scharfen Messern, nicht durch den Fleischwolf. Gut verpacken und ohne langen Apéro-Halt nach Hause. Fleisch auspacken und in einer Porzellanschüssel in den Kühlschrank legen. Und dann nach diesem Rezept zubereiten.

Tatar für 4 Personen

Zutaten:

600 bis 800 g Rindfleisch (obere Grenze für Vielesser)

Sauce

1 mittlere Essiggurke, abgetropft, fein gehackt

1 mittlere Zwiebel, sehr fein gehackt

1 Kaffeelöffel Kapern gehackt

1 Sardellenfilet gehackt (kann weggelassen werden)

1 Esslöffel gehackte Petersilie

2 frische Eigelb von Schweizer Eiern

1 EL Dijon-Senf scharf

1 KL Ketchup oder 1 EL Biotta Tomatensaft

2 EL Weissweinessig

3 EL Sonnenblumenöl (oder für Liebhaber: Olivenöl)

1 Spritzer Zitronensaft

1 Prise Paprika edelsüss

1 KL Sambal Olek oder 4 Spritzer Tabasco (wer es sehr scharf mag: mehr)

Cherry Tomaten und Oliven für die Garnitur. Auch Kapernäpfel passen sehr gut.

Etwas Cognac oder Whisky nach eigenem Gusto (ich ziehe den Fleischgeschmack vor und mag Cognac oder Whisky eher zum Kaffee)

Alle Zutaten gut vermischen.

Zubereitung

Das gehackte Fleisch aus dem Kühlschrank nehmen und sorgfältig mit Löffel und Gabel mit der Sauce vermischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Wichtig: gefällig anrichten. Man kann das fertige Tatar auch in eine Kuchen-Herzform füllen, glatt streichen und anrichten. Mit wenig Salatblättern und halbierten Tomaten. Kapernäpfel und Oliven garnieren.

Garnitur: Fein gehackte Zwiebelchen, Kapern, Sardellen usw., separat in Schälchen serviert.

Anstelle von normalem Toastbrot kann man auch mal etwas anderes ausprobieren. Eine Neuentdeckung, das «Crustino Brot» in Scheiben geschnitten, getoastet und zum Tatar warm serviert.

Butter muss für mich nicht zwingend sein, Garnitur hingegen schon.

Text www.herberthuber.ch

Fotos: www.pixelio.de

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Festspiel zum Jubiläum 150 Jahre Rigi Bahnen, RIGI – DIE KÖNIGIN DER BERGE, 3. August 2022, besucht von Léonard Wüst

Rigi Festspiel 2022 Spielstätte bei der Schwingarena
Rigi Festspiel 2022 Spielstätte bei der Schwingarena

2021 feierte die Rigi Bahnen ihr 150 Jahre Jubiläum und war Grund, ein einzigartiges Festspiel zu entwickeln. Geniessen Sie unser Open-Air-Festspiel «RIGI – KÖNIGIN DER BERGE». Erleben Sie mit uns die Geschichte der Rigi, das bäuerliche Leben am Berg und die Älplerchilbi.

Rigi die Königin der Berge
Rigi die Königin der Berge

Schon die Anfahrt Richtung der «Königin der Berge», ausnahmsweise nicht mit dem ÖV, in diesem Fall dem Schiff ab Luzern bis nach Vitznau, sondern mit dem Auto über die legendäre Axenstrasse entlang dem Vierwaldstättersee, bis zum  Bau der Autobahnen Bestandteil der Route vom Norden über den Gotthard nach Italien, ist ein Erlebnis. Das zweite folgt dann, wenn man in Vitznau in die legendäre Rigibahn einsteigt, die uns nach Rigi Staffel, dem Schauplatz des Geschehens führen sollte.

Historie der Bahnen auf die Rigi

Aktie über 500 Franken der Rigibahn Gesellschaft vom 31. Dezember 1889
Aktie über 500 Franken der Rigibahn Gesellschaft vom 31. Dezember 1889

Die Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) wurde am 21. Mai 1871 unter dem Namen Ringbahn als erste Bergbahn Europas eröffnet. Zusammen mit der Arth-Rigi-Bahn (ARB), die auf der anderen Bergseite verläuft, und der von Weggis kommenden Luftseilbahn Weggis–Rigi Kaltbad (LWRK) bildet sie seit 1992 die Rigi-Bahnen Aktiengesellschaft (RB). Das eigentliche 150 Jahr Jubiläum wäre also letztes Jahr gewesen, wurde aber, Corona bedingt, auf heuer verschoben.

 

 

 

 

 

 

 

Sanft den Berg hinauf

Dampfzüge auf der Doppelspur unterhalb bei Rigi Kaltbad
Dampfzüge auf der Doppelspur unterhalb bei Rigi Kaltbad

Vor der Bahn Ära erklomm man die Höhen des Berges per pedes, etwas begütertere Reisende liessen sich von Einheimischen mit der Sänfte sanft und bequem in die hehre Alpenwelt hinauftragen. So war beiden gedient, die Reisenden vergossen keinen Schweiss beim Aufstieg, die Einheimischen konnten ihr Auskommen etwas aufbessern, sanfter Tourismus im wortwörtlichen Sinn.

Ab 1871 gings dann mit Dampf obsi. Die Bahnen sind natürlich schon lange, seit 1937,  elektrifiziert und mit modernstem Rollmaterial bestückt. Zu besonderen Gelegenheiten und Spezialfahrten wird auch heute noch die liebevoll gepflegte Dampflok aus dem Depot geholt und erfreut Jung und Alt, wenn sie dampfschnaufend den Berg hinauf transportiert werden.

Aktuelles Foto der Rigi Bahn ab Vitznau
Aktuelles Foto der Rigi Bahn ab Vitznau

Wir nahmen also Platz auf den bequemen Bänken und ruckelten vorbei an Felswänden, quer durch saftige  Naturwiesen, lichte Anhöhen und kleine Wäldchen liessen uns 40 Minuten lang die Rigi Sonnseite hinaufchauffieren. Sicher und entspannt Rigi Staffel erreicht, begaben wir uns in das, dort speziell für die Festspiele platzierte Eventzelt für ein feines Nachtessen zur Stärkung, bevor das Spektakel begann, das ca. 500 Meter weiter entfernt, in der berühmten Schwingarena stattfinden würde.

Ausführungen des musikalischen Leiters Christoph Walter

7 in sich geschlossene Akte werden geboten mit Schwerpunkt Musik

Komponist Christoph Walter
Komponist Christoph Walter

Nicht ein Freilufttheater wie man sich das gewohnt ist erwartet die Besucher, sondern eine Mischung aus vielen, diversen  Dingen, aber alle mit Bezug auf die Rigi, ein richtiges Open Air Happening in der Schwingarena. Mit dabei sind Profimusiker genauso wie zahlreiche Amateure. Insgesamt sind 250 Leute beteiligt, darunter Jodelklubs, Trychler und ein Älpler, der auch die Rolle des Sprechers innehat. Das Festspiel setzt sich zusammen aus sieben in sich geschlossenen Akten. Jedes dieser Bilder erzählt eine eigenständige Episode der Geschichte des Bergs. So begegneten wir Mark Twain, Johann Wolfgang von Goethe oder auch Queen Victoria. Ausserdem nehmen wir an einem Alpaufzug samt Tieren teil. Und noch einiges mehr. Im Zentrum steht dabei die Musik. Sie erzählt die Geschichten, gesprochen wird eher weniger. Es wird nicht im klassischen Sinn Theater gespielt, sondern die Musik wird mit szenischen Darbietungen begleitet. Das deckt von traditioneller Volksmusik bis modernen Pop sehr vieles ab. Den Anfang machen Trychler, später wird zum Beispiel eine Interpretation von Brahms’ Erster Sinfonie genauso zu hören sein wie ein Hip-Hop-Stück mit dem Luzerner Rapper Visu. Fabienne Louves wird den Rigi-Song zum Besten geben – ein typisches Pop-Stück. Wir vermengen auch irische mit hiesigen Volksmusikklängen. Und bei Lagerfeuerromantik erklingt das Kinderlied «Weisst du, wie viel Sternlein stehen?» Es wird eine Mischung aus vielen Dingen sein. Und ein richtiges Festspiel in der Schwingarena.

Spektakel in der Rigi Schwingarena

CHRISTOPH WALTER ORCHESTRA
CHRISTOPH WALTER ORCHESTRA

Nach einem kurzen Spaziergang vom Eventzelt zur Schwingarena, die Platz für 2300 Zuschauer bietet, inmitten der Masse der andern Festspielbesucher traf man dort ein wo sich sonst Edelweisshemdsärmlige Stumpen rauchende Schwinganhänger versammeln und den «Bösen» der diversen Teilverbänden des Schwinger Verbandes bei deren Kämpfen um den Sieg, oder zumindest um das Eichenlaub, den Bergfestkranz, zuschauen. Jetzt aber anwesend war ein  durchmischtes Publikum und harrte gespannt der Dinge, die da kommen sollten. Und die kamen, und wie die kamen.

Das Orchester, in Grossformation, also mit Streicher*innen, enterte die zwei Bühnen an dem Platz, wo beim Rigischwingen sonst die Sägemehlringe sind und sofort gab Christoph Walter, der Chef, dessen Namen das Orchester auch trägt, den Takt, und auf seiner Handorgel oder dem Keyboard, auch den Ton an.

Dann erfreuten uns zuerst acht attraktive, junge Damen in roten Kostümen mit gekonntem Tanz zu den poppigen Rhythmen des Orchesters. Diese Tänzerinnen bekamen wir noch öfters, in diversen Outfits, darunter gar mal in «Krachledernen», zu sehen. Das Orchester spielte im Prinzip während der ganzen Aufführung begleitete, bzw. unterstützte die andern Musik darbietenden Akteur*innen.

Erster «Folkloreteil»

Sphärische Musik des Orchesters markiert den Beginn der Vorstellung, worauf Trychler in die Arena einziehen, gefolgt von singenden Blumenkindern und einer Tanzgruppe. Text gibt es kaum, als roter Faden zwischen den einzelnen Szenen fungiert ein Älpler, der in seinem Alpsegen bisweilen inhaltlich aufnimmt, was auf der Bühne zu sehen ist.

Zentrales Element des Festspiels ist die Musik, die «alles zusammenhält». So ertönen bei einer Kilbi-Szene Ländler und französische Varieté-Klänge, beim Schwingerbild wird gejodelt und Alphorn geblasen, beim Thema Krieg auf dem Berg schlagen die Trommeln den Marsch und bei der Tourismus-Szene mit dem Besuch von Königin Victoria sind royale englische Stücke zu hören.

Typisch regionale Klänge von  acht Alphörnern der Alphorngruppe Rigi, zwei davon von Damen geblasen, unterstützten die auftretenden Fahnenschwinger Zug/Schwyz bei ihrer Darbietung. Gekonnt warfen diese die Schweizerfahnen in verschiedenen Figuren und Drehungen in den Nachthimmel um sie gekonnt und auch synchron, wieder aufzufangen.

Trychlergruppe Vitznau
Trychlergruppe Vitznau

Dann, man hörte sie schon von weitem nahten sie, die berühmten Tryvchler, nicht Ueli Maurers Freiheitstrychler, sondern die Trychlergruppe Vitznau, ganz traditionell in ihren schneeweissen Kutten und den grossen, schweren Trychlen mit den schön bestickten Hals Gurten. (für nicht Insider:¨Trychlen sind die grossen, rüüdig schweren Kuhglocken für den Alpauf- und abzug)).

 

 

 

 

 

Farbenprächtiges, abwechslungsreiches Freiluftgeschehen auf der Königin der Berge.

Milchbränteli
Milchbränteli

Da hatte auch schon der Aelper,an diesem Abend auch der Ausrufer, eine Art Conferencier, der immer wieder zwischendurch träfe Sprüche und Reime in der Art des traditionellen Alpsegens zum Besten gab, mal ohne, mal mit dem dafür traditionell, wie ein Megaphon benutzten Milchbränteli, seinen ersten Auftritt.

 

 

 

 

 

 

 

Die Franzosen zu Napoleons Zeiten  ungebetene Gäste auf der Rigi

Beresina
Beresina

Früh morgens am 3. Mai 1799 griffen die Franzosen auf beiden Ufern des Zugersee’s die Zugänge zum Flecken Arth an, aber am Rossberg und am Rigi wurden sie zurückgeschlagen. Heute Abend in der Episode «Beresina», Schlachtszenen gespielt vom Theater Weggis, vom Christoph Walter Orchester selbstverständlich mit dem legendären Beresinalied klanglich untermalt.

Die Ländlerkapelle «Echo vom Gätterli» spielte zwischendurch immer mal wieder einen lüpfigen Schottisch oder sonst ein schönes Volksmusiklied, manchmal musizierten sie gar zusammen mit den Frauen und Mannen vom Jodler Club am Rigi.

Tonerzeugung mit Schallgeschwindigkeit, auch das gibt’s auf diesem mystischen Berg

Geislechlöpfer Symbolbild
Geislechlöpfer Symbolbild

Die Geislechlöpfer Küssnacht a. R./Weggis durften auch ihr Können demonstrieren, auch schwerer, als es auf den ersten Blick aussieht, kommt doch das Chlöpfe, also das Knallen erst zustande, Wenn der Zwick, also der Knopf am  Ende der Geisel mit Überschallgeschwindigkeit zurückgerissen wird. Die Geisel Schnüre der Herren der Geislen sind also in etwa so schnell unterwegs wie die schnellsten Jets unserer nationalen Fluggesellschaft und das schon Jahrzehnte, gar Jahrhunderte früher und länger als diese.

Mit Pauken und Trompeten marschierte zwischendurch auch noch die Feldmusik Weggis über den Schwingarenarasen.

Gar Ziegen und Kühe waren Teil des Geschehens

Alpaufzug Symbolbild
Alpaufzug Symbolbild

Höhepunkt war dann noch ein ganzer Alpaufzug mit Menschen und Tier und allem andern, was es für so einen währschaften, traditionellen Anlass braucht. Auf der Rigi folgte Schlag auf Schlag eine Szene nach der andern, also auch ohne Helene Fischer gings Atemlos durch die Nacht. Während der ganzen Zeit waren auch Buben und Jungschwinger vom Schwinger Verband Rigi, also noch nicht die «Bösen», am Rand der Wiese mit ihrem Sport beschäftigt.

Wenn Königin auf Königin trifft

Queen Victoria mit Entourage auf der Rigi
Queen Victoria mit Entourage auf der Rigi

Sogar die Queen persönlich, nicht das jetzige Liseli von der Insel, sondern die legendäre Queen (Königin) Victoria, erschien schon auf der Königin der Berge, der Rigi, natürlich stilgerecht auf einer Sänfte heraufgetragen und mit grosser Entourage. Passend zu ihrem Auftritt spielte das Orchester den Abba Knaller «Dancing Queen» vokal super interpretiert von der gebürtigen Französin Nelly Patty, die auch bei der Intonierung der «Marseillaise», im «Beresina Bild» stimmgewaltig glänzte. Nicht nur Bodenständiges wurde geboten, nein, gar so modernes Zügs wie ein Hip-Hop-Stück  des Luzerner Rappers Visu fand seinen Platz im Geschehen.

Versammlung am romantischen Lagerfeuer

Schauspiel Gruppe Panorama (
Schauspiel Gruppe Panorama

Kaum war das Lagerfeuer entzündet sang Nelly Patti im Duett mit Christian Wanner von der Bunte Bühne Kriens und auch die Kindergruppe, die auch während des ganzen Spiels immer wieder auftrat, versammelte sich am romantischen Feuer.

Nelly Patty Symbolbild
Nelly Patty Symbolbild

Als das Duett der beiden Erwachsenen ausgesungen war, stimmte ein Mädchen der Kindergruppe «Weisst du, wie viel Sternlein stehen?» an, das von den anderen Kindern aufgenommen wurde und im Chor durch die lauwarme Sommernacht hallte.

Fabienne Louves intoniert zum Schlussfeuerwerk den  «Rigi Song»

Fabienne Louves Symbolbild
Fabienne Louves Symbolbild

Fabienne Louves krönte mit ihrer Darbietung des Rigi Songs, natürlich auch von Christoph Walter komponiert, diesen aufwühlenden, denkwürdigen Abend und nach und nach versammelten sich alle Akteur*innen für das Schlussbild im Rund der Schwingarena und durften den stürmischen, langanhaltenden Schlussapplaus geniessen, der zusätzlich durch etliche Bravo Rufe veredelt war, der würdige Abschluss eines Open Air Spektakels mit vielen, ja sehr vielen Glanzlichtern.

Den weltberühmten Sonnenaufgang warteten wir dann nicht mehr ab, sondern liessen uns von der Rigibahn wieder bequem zur Talstation fahren.

Nachtrag und Fazit

Die Macher des Festspiels, der Schweizer Komponist und Dirigent Christoph Walter, Veranstalter und Initiant Marco Schneider und Regisseur Markus Back, haben bereits diverse Theaterprojekte gemeinsam realisiert und bekannte Comedians bei der Erarbeitung ihrer Bühnenshows begleitet.

Mit grosser Kreativität und viel Herzblut haben die Verantwortlichen ein einzigartiges Festspiel entwickelt. «Wir sind bewusst auf die kulturellen und historischen Gegebenheiten der Rigi sowie die Menschen auf und um die Rigi eingegangen», erzählt Marco Schneider über die Entwicklung des Festspiels. Entstanden ist eine musikalische Reise, einzigartig komponiert und arrangiert. Das künstlerische Trio versteht es, Volkskultur, klassische Musik und aktuelle Songs dramaturgisch durch Choreografien, Gesang und Theater zu einem berührenden Festspiel zu verschmelzen. Ein Feuerwerk ganz ohne Böller, Raketen und Geknalle, farbenprächtig, liebevoll angerichtet, mit der richtigen Portion Humor und Ironie gewürzt und mit viel  mit Charme und Liebe serviert.

Link auf die Liste der Miwirkenden

rigi-festspiel.ch/rigi-festspiel-2/

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Léonard Wüst und https://www.rigi.ch/

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Queen Victoria mit Entourage auf der Rigi

Die Mitwirkenden beim verdienten Schlussapplaus

Rigi die Königin der Berge

Aussicht auf den Vierwaldstättersee und Pilatus

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