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London Symphony Orchestra Robin Ticciati, Leitung – Antoine Tamestit, Viola, 18. 10.2021 KKL Luzern, besucht von Léonard Wüst

London Symphony Orchestra Foto Mark Allan
London Symphony Orchestra Foto Mark Allan

Besetzung und Programm:
London  Symphony Orchestra
Dirigent Robin Ticciati
Solist Viola Antoine Tamestit
William Walton  – Konzert für Viola  und  Orchester
Johannes Brahms Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 (ca. 40’)

Alle Jahre wieder zu Beginn der Saison des Migros- Kulturprozent – classics begrüsst Intendant Mischa Damev das Publikum mit launigen Worten und hofft, dass diese Saison wie geplant durchgeführt werden könne und heisst zum Auftakt eines der weltbesten Orchester, Zitat Damev,  im Konzertsaal des KKL Luzern willkommen.

Dirigent Ticciati Robin
Dirigent Ticciati Robin

Mit Robin Ticciati stand ein «Shooting Star» der Klassik am Pult, der Pariser Antoine Tamestitagierte als. Solist an der Viola. Mit seinem Debüt bei der Filarmonica della Scala im Juni 2005 wurde Robin Ticciati der jüngste Dirigent, der in der Historie der Mailänder Scala am Dirigentenpult stand. Im Sommer 2006 dirigierte er Mozarts Il sogno di Scipione bei den Salzburger Festspielen.

William Walton Konzert für Viola und Orchester

Antoine Tamestit spielte am Montag im KKL
Antoine Tamestit spielte am Montag im KKL

Das Bratschenkonzert von William Walton ist – ohne Übertreibung – das erste Konzert für Viola und Orchester des 20. Jahrhunderts. Und es hat die Pforten für dieses noch immer unterschätzte Instrument – wenn es um dessen Solistenrolle geht – weit aufgestoßen. Walton, der von 1902 bis 1983 lebte, hatte in den zwanziger Jahren durchaus mit Elementen der musikalischen Moderne experimentiert und ähnlich wie Strawinsky einen veritablen Skandal-Erfolg zuwege gebracht: mit dem auch sprachlich recht eigenwilligen Melodram „Facade“. Doch später machte er einen Rückzieher: das Konzert für Viola und Orchester von 1929 zeigt wieder fast schon romantische Züge. Trotzdem weigerte sich der zunächst für die Uraufführung vorgesehene Lionel Tertis, das Werk aus der Taufe zu heben, und zwar mit der Begründung, es sei zu modern und deshalb unspielbar.

Uraufführung mit Paul Hindemith als Solisten

Solist Antoine Tamestit
Solist Antoine Tamestit

Am 3. Oktober 1929 kam das Konzert dann doch in London auf die Bühne, und Solist war der keineswegs weniger prominente Paul Hindemith, der damit gleichzeitig seine Wertschätzung für den jungen britischen Kollegen zum Ausdruck brachte und dessen Karriere einen gehörigen Schub gab.

Eigenständiger Weg zwischen Spätromantik und Moderne

Waltons Musik findet einen originellen Weg zwischen Spätromantik und Moderne. Nostalgische Melodien, die das ländliche England beschwören, wechseln mit rhythmisch mitreißendem Drive, der vom nervösen Leben der Großstadt London zu erzählen scheint. Geschickt verwebt Walton den Solopart mit dem farbig instrumentierten Orchester, unterfüttert von einer süffigen, eigenwillig zwischen Dur und Moll changierenden Harmonik.

Gesanglicher Wohllaut und kerniger Ton

Antoine Tamestit Solist  Viola
Antoine Tamestit Solist Viola

Antoine Tamestit, er spielt eine Stradivari aus dem Jahre 1672, zieht souverän die klanglichen Register seines Instruments – zwischen dem gesanglichen Wohllaut einer angenehm verschleierten Altstimme in den lyrischen Partien und einem kernigen Ton mit pointierter Attacke in den jazzigen Abschnitten. Ein hellwacher, reaktionsschneller Partner ist ihm Robin Ticciati am Pult der wunderbar warm und dunkel klingenden Londoner Symphoniker. Das ist tolle Musik – handwerklich auf höchstem Niveau, inspiriert und spontan zugänglich. Antoine Tamestit nähert sich Walton mit romantischem Ton. Mit Ruhe und einer gewissen Gelassenheit singt er die kantablen Linien großzügig aus. Den zweiten Satz, ein Scherzo, lässt er aufleben und mobilisiert hier mitreißendes Temperament und packenden Drive, von dem auch der dritte Satz profitiert.

Das Publikum, sichtlich beeindruckt, belohnte die Protagonisten mit stürmischem, langanhaltendem Applaus.

Johannes Brahms (1833 – 1897) Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98

Hochkonzntrierter Robin Ticciati
Hochkonzntrierter Robin Ticciati

Der erste Satz folgt dem konventionellen Schema der Sonatensatzform, ist geprägt von einer Folge absteigender Terzen die im Verlauf der gesamten Sinfonie mehrfach variiert werden. Auch der zweite Satz beginnt ungewöhnlich. Zuerst ein archaisch anmutendes Bläserthema, später dann eine warme, schier unendlich scheinende Kantilene der Celli. Das Intro der Hörner zu Beginn des zweiten Satzes gemahnt mich immer an das „Munotsglöckchen“, ein Motiv, das vom gesamten Ensemble in diversen Variationen übernommen und schlussendlich im Finale von den Bässen akzentuiert wird, bevor die Streicher das Ganze weich ausfliessen lassen, das von der Querflöte noch veredelt wird.

Resoluter, kontrastreicher 3. Satz

Dirigent Robin Ticciati
Dirigent Robin Ticciati

Sehr resolut der dritte Satz, der größtmögliche Kontrast: ein lärmendes, fast burleskes “Allegro giocoso”. Einwürfe von Piccolo Flöte, Kontrafagott und Triangel geben dem Ganzen einen schon fast grotesk wirkenden Charakter. eine gewollte Heiterkeit, die etwas Drohendes hat. Abrupt geht es in einer Trubel artigen C-Dur-Stimmung weiter, ebenso in einer, für Brahms, eher ungewöhnlichen Instrumentierung, mit zusätzlicher Piccolo flöte, Triangel sowie C-Klarinetten. Gegen Ende des Satzes klingt das Hauptthema des Finalsatzes an, bevor der lärmende Trubel sein Ende findet.

Beeindruckender finaler Satz

Dirigent Ticciati Robin
Dirigent Ticciati Robin

Der finale Satz startet mit schönen Hornklängen, unterstützt vom Paukisten, der von den Trompeten unterstützt wird, bevor das ganze Orchester wieder zu einer Einheit findet. Zum Ende duellieren sich die Streicher mit der Pauke, bevor sich die Querflöte und peu a peu die anderen Bläser dazugesellen, über alles erheben sich die Blechbläser, die ihrerseits von den Streichern wieder etwas zurückgebunden werden, bevor sich alle zum furiosen Ausklang wieder vereinen. Die Sinfonie, zu den weltbekanntesten  gehörend, vermochte das Publikum zu begeistern und wurde von diesem auch mit einem stürmischen, langanhaltenden Schlussapplaus honoriert. Robin Ticciati war dem Orchester ein engagierter, auch körperlich voll mitgehender Taktgeber. Nach dem nicht enden wollenden  Applaus gewährten die Engländer noch eine Zugabe in Form der Legende op. 59, Nr. 10 von Antonin Dvořák.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/  

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Kulinarische (Alb) Träume und frohes Erwachen erlebt Herbert Huber

Frische bunte Gemüseplatte
Frische bunte Gemüseplatte

Ich träume. Von frischem Gemüse aus dem Garten. Von „lindem“ Gemüse mit frischer Butter dran. Nicht vom geschmacklosen Schmarren auf dem Teller. Broccoli und womöglich noch Blumenkohl direkt aus der Tiefkühltruhe und im Dämpfer lieblos regeneriert. Der Dämpfer kann nämlich nicht kochen. Alles kommt so raus, wie es reinkam. Ich träume von Gemüse, mit viel Liebe gepflegt und serviert wie Bachmann Pralinés. Ich träume von einem saftigen Ratatouille und einem Kürbisragoût. Und plötzlich verfolgen mich wieder „mini Zucchini“ aus der Gemüsezucht und die grausamen Keniaböhnchen, fünf Stück, zwei Zentimeter lang. Der Alptraum geht weiter mit Kohlrabi ohne Geschmack und Spargel mitten im Herbst.

Hausgemachte Ravioli mit Wiedikerlifuellung
Hausgemachte Ravioli mit Wiedikerlifuellung

Wer erwartet, dass man Ravioli mit geschmortem Rindsbraten füllt, der ist ein Volldubel, ein Vorgestriger, ein Kochantiquar. Nein, heute füllen doch echte Küchendynamiker ihre „dickteigigen“ Ravioli mit Randen, Tintenfisch und mit Kartoffeln. Wenn ein hauchdünner Teig darum wäre, ginge das noch. Aber wenn das so weitergeht, kommt wohl bald Chriesibrägel oder Mettwurst in die Ravioli. Ja, was ich schon einmal geschrieben habe trifft leider Gottes zu: Wir haben eine Generation von Köchen zu Dekorateuren verbildet – dabei haben viele von Ihnen das Kochen verlernt.

Üble Träume

Crevetten
Crevetten

…also für Gäste, die nichts vom Essen verstehen. Nur geiles Design zählt und Dekorationen, die vom Geschmack ablenken. Oder wie ist es mit den vielen Fischen aus der Zucht? Den Crevetten aus den umfunktionierten Reisfeldern Vietnams. Weil Crevetten züchten mehr Batzelis geben soll? Überall das gleiche Lamm aus Neuseeland oder Australien. Dabei gäbe es doch das „Pré salé“ aus der Normandie oder aus Schottland. Und wie ist es mit den Wassersäulis aus der Schweineindustrie, den Chüngelirückenfilets von Chüngeln die gehalten wurden wie, wie eben? Und dann das spottbillige Hühnerfleisch, welches um den halben Erdball gekarrt wird und bei uns mit einer saftigen Marge verhökert wird.

Cordon bleu
Cordon bleu

Cordonblöös werden so dünn geklopft und mit Industrieschinken gefüllt, und das Gelbe, das rausquillt, dem sagen die Macher Käse.Nein ich mag das alles nicht mehr. Auf die Gefahr hin, endgültig als kulinarischer Simpel abgestempelt zu werden. So muss ich einfach sagen:

Ich mag nur noch das richtig Gekochte.

Schmorbraten mit Beilagen
Schmorbraten mit Beilagen

Das Ursprüngliche. Mustermessen auf dem Teller sind für mich ein Grund, vor lauter Hunger die nächste Beiz mit einem deftigen Wurstsalat aufzusuchen, um den Hunger zu stillen. Genug gelästert.Ich liebe einfach das differenziert Abgeschmeckte. Das frisch Gebratene. Den sanft pochierten Frischfisch. Und den weich „gesüderleten“ Schmorbraten. Weischwieguet? Alles ohne Zusatzstoffe. Die merkt mein empfindlicher Magen nämlich morgens im Bett. Wenn etwas sauer hochkommt und ich aus meinen bösen Träumen erwache. Dann frage ich mich wieder hellwach?

Lammfilets
Lammfilets

Gibt es noch die Köche, die so fein und geil und frisch und fröhlich kochen können? Ich glaube schon – man muss sie nur wieder suchen!

 

Text www.herberthuber.ch

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Swiss Orchestra, Schatzkammer Schweizer Sinfonik, Tonhalle Zürich, 16.10.2021, besucht von Léonard Wüst

Swiss Orchestra, Lena-Lisa Wüstendörfer, Leitung
Swiss Orchestra, Lena-Lisa Wüstendörfer, Leitung

Besetzung und Programm:
Swiss Orchestra
Lena-Lisa Wüstendörfer, Leitung
Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
Ouvertüre zu «Das Märchen von der schönen Melusine», op. 32
Joseph Joachim Raff (1822 Lachen – 1882)
Zwei Scenen, op. 199 sowie «Traumkönig und sein Lieb», op.66
für Singstimme und Orchester
Cavatina aus «Six Morceaux», op. 85 Nr. 3,
arrangiert für Violine und Orchester von Edmund Singer (1874)
Richard Wagner (1813 – 1883)
«Träume» aus den Wesendonck-Liedern, Fassung für Violine und Orchester, WWV 91B
August Walter (1821 – 1896 Basel)
Sinfonie in Es-Dur, op. 9

Die frisch restaurierte, altehrwürdige Tonhalle

Die renovierte Tonhalle in Zürich , Ausenansicht Bild Keystone
Die renovierte Tonhalle in Zürich , Ausenansicht Bild Keystone

Vier Jahre in der Tonhalle Maag liegen hinter uns, in einem Interims-Konzertsaal, der viel junges Publikum angezogen hat, der die Schwelle zum klassischen Konzert tief gelegt hat. Und jetzt also der Einzug in den neu renovierten Saal mit seinem Komponistenhimmel, mit glitzernden Kristallleuchtern, mit Gold und Stuck, erbaut Ende des 19. Jahrhunderts als Monument des Bürgerstolzes. Diesen Saal will das Tonhalle Orchester nun «wie ein Instrument neu einstimmen», sagte Ilona Schmiel, Intendantin der Tonhalle-Gesellschaft Zürich und fügt hinzu «Wir hoffen, dass wir das jüngere Publikum, das wir dort neu gewonnen haben, mitnehmen können in die renovierte Tonhalle.

Ilona Schmiel ist seit 2014 Intendantin der Tonhalle Foto Keystone
Ilona Schmiel ist seit 2014 Intendantin der Tonhalle Foto Keystone

Hier spüren wir eine besondere Verantwortung.». Die neue Tonhalle positioniert sie in der gleichen internationalen Liga wie das Konzerthaus des Wiener Musikvereins, das Concertgebouw in Amsterdam oder die Symphony Hall Boston – alles Säle, die im gleichen Stil erbaut sind. Schmiel nennt sie mit liebevollem Unterton «Schuhkartons». Und: Sie alle beherbergen Orchester, die ihre Heimstätten im Namen tragen, wie das Tonhalle-Orchester Zürich.

Statement der Orchestergründerin zum Programm

Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer begrüsst das Publikum
Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer begrüsst das Publikum

Die Schweizer Kunstmusik aus der Klassik und Romantik fristet auch im 21. Jahrhundert immer noch ein Schattendasein. Ein bedauerlicher Fakt, findet Lena-Lisa Wüstendörfer, die Dirigentin, promovierte Musikwissenschaftlerin und Gründerin des Swiss Orchestra. Die beiden vorliegenden Werke aus der Schweizer Romantik wurden von ihr in intensiven Recherchen ausfindig gemacht und können nun dank der DEBUT Produktion von Schweizer Fonogramm einem breiten Publikum vorgestellt werden.

Inspiration durch landschaftliche Schweizer Schönheiten

Die Schönheit der Schweiz hat nicht nur Dichter inspiriert, sondern auch zahlreiche Komponisten aus dem In- und Ausland. Dirigentin und Musikwissenschaftlerin Lena-Lisa Wüstendörfer spürt diese Schätze unbekannter Schweizer Komponisten in Archiven und Bibliotheken auf und erweckt sie in einem attraktiven Konzertformat zum Leben. In der Tonhalle stellte das Orchester vier Tonschöpfer vor, deren Biografien eng miteinander verwoben sind und für die die Schweiz als Heimat, Zufluchtsort, Reiseland oder Inspirationsquelle eine bedeutende Rolle spielte.

Neugierig auf die renovierte alte Dame an der Claridenstrasse

Die Tonhalle Zürich erstrahlt nach der umfassenden Instandsetzung in den Jahren 2017 bis 2021 wieder in ihrer ganzen Pracht Foto Georg Aerni
Die Tonhalle Zürich erstrahlt nach der umfassenden Instandsetzung in den Jahren 2017 bis 2021 wieder in ihrer ganzen Pracht Foto Georg Aerni

Äußert gespannt, wie sich die für 180 Millionen Franken renovierte Tonhalle präsentiert, machte ich mich mit dem Zug auf nach Zürich für das Konzert des Swiss Orchestra“, betitelt als „Schatzkammer Schweizer Sinfonik».Neugierig auf die Werke der beiden, mir relativ unbekannten Schweizer Komponisten, betraten wir die frisch herausgeputzten und trotzdem irgendwie vertrauten ehrwürdigen Hallen des Prunkbaus in unmittelbarer Seenähe und stellten fest, dass sich doch eher das typische «Tonhallenpublikum» für das Konzert eingefunden hatte.

Felix Mendelssohn Bartholdy Ouvertüre zu «Das Märchen von der schönen Melusine», op. 32

Grundlage für das Werk war Conradin Kreutzers Oper Melusina in Berlin: Melusine ist eine mythische Sagengestalt des Mittelalters. Im Erzählkern handelt die Sage davon, dass Melusine einen Ritter unter der Bedingung eines speziellen Betrachtungstabus heiratet, demzufolge er sie nicht in ihrer wahren Gestalt sehen soll: der einer Wasserfee, meist mit Schlangenleib. Melusine wird zur Quelle seines Ansehens und Reichtums, bis der Ritter das Tabu bricht.

Konzentration auf das Sagenhaft Allgemeine

LLW und das Swiss Orchestra in Aktion_Foto Dominic Büttner
LLW und das Swiss Orchestra in Aktion_Foto Dominic Büttner

Die Ouvertüre konzentriert sich aufs „Sagenhaft-Allgemeine“ und breitet in jedem Teil der sonatensatzförmigen Anlage einmal, im Ganzen also dreimal, den Gegensatz der unvereinbaren Sphären aus. Man ist versucht, diese Interpretation produktionsästhetisch zu begründen und philosophisch zu grundieren und meint zu wissen, dass Mendelssohn in seinen Ouvertüren allmählich auf Distanz zu der Äußerlichkeit gegangen sei, auf die ihre Titel verweisen, und mehr und mehr deren Innerlichkeit offengelegt habe. In der Märchenouvertüre sei diese Tendenz an ihr Ziel gekommen. Hier verzichtet er gänzlich darauf, den äußerlichen Verlauf des Märchens wiederzugeben, und zieht sich ganz auf dessen innerliche Voraussetzung und Veranlassung zurück.Mendelssohn , so Zitat Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, trete hier „von einem an sich schon klaren Gehalt“ zurück in die eigene Freiheit des Inneren“. Das erschwere allerdings den Wissenschaftlern und Hörern unserer Tage „die ‚richtige‘ Deutung, das ‚richtige‘ Verständnis der Stücke“, da sie nicht mehr so dächten und fühlten wie Mendelssohn. Zitatende.

Wellenfigur als Leitmotiv

Das Ganze beginnt und schließt mit einer zauberischen Wellenfigur, die im Verlauf einige Mal auftaucht und so wirkt, als würde man vom Kampfplatze heftiger menschlicher Leidenschaften plötzlich hinaus in das großartige, erdumfassende Element des Wassers versetzt, namentlich von da wo es von As durch G nach C moduliert. Der Rhythmus des Ritterthemas in F Moll gewinnt durch die Tempovariation an Stolz und Bedeutung. Gar zart und anschmiegend klingt uns noch die Melodie in As nach, hinter der wir den Kopf der Melusina erblicken. Von einzelnen Instrumentaleffekten hören besonders erwähnenswert  das schöne B der Trompete (gegen den Anfang), das die Septime zum Akkorde bildet; — ein Ton aus uralter Zeit. Dies alles souverän dargereicht von den Protagonisten und hefztig beklatscht vom Publikum im gut gefüllten Saal.

Joachim Raff Zwei Scenen, op. 199 sowie «Traumkönig und sein Lieb», op.66
für Singstimme und Orchester

In der nun folgenden kurzen Begrüssungsansprache der Dirigentin erwähnte diese, dass sie bei ihren Recherchen zufälligerweise entdeckt habe, dass August Water der Grossvater eines Onkels der Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis war. Ebendiese gesellte sich nun zum Orchester für die folgenden drei Lieder, die alles andere, als «leichte Kost» waren.

Die Hirtin und die Jägersbraut

Marie-Claude Chappuis Mezzosopran
Marie-Claude Chappuis Mezzosopran

Das Orchester breitete den «Soundteppich» für die Sängerin dicht, kräftig, aber auch mit der nötigen Zurückhaltung, auf dem sich die vielfach ausgezeichnete  Mezzosopranistin souverän gesanglich bewegen konnte, dies unter dem immer klaren, souveränen Dirigat von Lena – Lisa Wüstendörfer.

 

 

 

 

 

 

 

Traumkönig und sein Lieb

Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer und Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis
Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer und Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis

Die aus Fribourg stammende Mezzosopranistin glänzte besonders beim «Traumkönig» mit schönen Koloraturen und im wechselseitigen Dialog mit den vorwitzigen Oboen supportiert vom glänzenden, spielfreudigen Orchester, welches ab 1. Januar 2022 auch das Residenzorchester der Andermatt Konzerthalle wird.Die Lieder waren nicht optimistisch freudig, sondern eher melancholisch, sehnsuchtsvoll nachdenklich. Die Solistin brachte diese  innere Sehnsucht perfekt rüber, phrasierte gefühlvoll, trotzdem ausdrucksstark und artikulierte klar und verständlich, intonierte bombensicher in alle Lagen und konnte sich dabei immer auf die Kongenialität ihrer Mitmusiker verlassen, die von Dirigentin Wüstendörfer stilvoll  zurückhaltend durch die Partitur geführt wurden.

Dass Auditorium geizte denn auch nicht mit entsprechendem Applaus.

Cavatina aus «Six Morceaux», op. 85 Nr. 3

Konzertmeister Sherniyaz Mussakhan
Konzertmeister Sherniyaz Mussakhan

Dieses, damals sehr populäre Werk, hatte es sogar ins Repertoire (heutzutage Playlist genannt) des Salonorchesters auf der »Titanic» geschafft und wurde an diesem Konzert mit dem jungen kasachischen Konzertmeister Sherniyaz Mussakhan als Solisten intoniert. Er stellte sich den technischen Herausforderungen mit Bravour und liess Raffs Musik ein Äußerstes an Sorgfalt und Einfühlung zuteilwerden. Explizit im ausladenden Kopfsatz der Sonate nutzte er die gewährte Freiheit zum Ausspielen der Kontraste nuancenreich mit sehr viel Feingefühl.

Das sachkundige Publikum bedankte sich mit langanhaltendem Applaus für den Hörgenuss und begab sich gutgelaunt in die Foyers zur Pause.

2. Konzertteil mit Wagner und Walter

Richard Wagner «Träume» aus den Wesendonck-Liedern

Diese akustische Liebeserklärung Wagners an Mathilde Wesendonck, benutze er später in seiner Oper «Tristan & Isolde» als Grundlage für das Liebes Duett in As-Dur zu Beginn des 2. Aktes.

August Walter Sinfonie in Es-Dur, op. 9

Dieses viersätzige Werk erwies sich als wahre «Trouvaille», als Volltreffer beim Wüsterdörferschen Stöbern in der Schatzkammer der Schweizer Sinfonik.

Laut beschrieb des Swiss Orchestra wurde  Walters Sinfonie in Es-Dur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum kontinuierlich aufgeführt  und galt als eines seiner Hauptwerke. Heute sei sie gänzlich aus den Konzertsälen verschwunden.

1 Allegro vivace
3 Andante cantabile
4 Scherzo. Vivace
5 Finale. Andante maestoso

Das Hauptthema des 6/8-Kopsatzes mit seinen lebensvollen Fanfaren in gebrochenen Dur-Dreiklängen trägt den ganzen Satz über den Geist des freudig beschwingten Aufbruchs. Der langsame Satz ist von schmachtend liedhaften Themen beherrscht. Als eine Art Trio/Intermezzo erklingt ein Abschnitt mit erregt wirkenden 16teln in den Streichern. Diese Passage ist geprägt von nervös drängendem Gestus. Unter leisem Trommelwirbel erzeugen schließlich Klarinette & Fagott geradezu geisterhafte Szenerien. Hernach Rückkehr zum wiegenden Liedthema. Formal also äußerst interessant. & nicht nur formal. Das Scherzo birgt in seinem Trio hübsche Horn-Fanfaren. Diese steigern sich im Verlauf zu hymnischer Größe. Die streicherdominierten Rahmenteile stehen in grüblerischem Moll.

Langsame Überleitung ins Finale

Die langsame Einleitung des Finales wechselt bald in ein von den Streichern in freudig-festlichem Allegro angeschärften Hauptthema in synkopiertem Rhythmus. Zwischenzeitlich werden tapsige Oktavsprünge des Solo-Fagotts begleitet durch ein von den Streichern gestaltetes Seitenthema. Ein abwechslungsreicher Widerstreit der einzelnen Stimmen sorgt für immer neue Kontraste. Bläser gegen Streicher, jäh dreinfahrende Sforzati, dann wieder subito piano-Passagen. Dieses Finale bildet sicher den Schwer-& Höhepunkt des Werkes. Das Orchester, durch die Partitur manövriert von Kapitänin Lena – Lisa Wüstendörfer spielte auf absoluten Topniveau und mit offensichtlicher Spielfreude

Fazit

Ein alles andere als gewöhnliches Konzert, das trotz nicht viel gehörten Werken, irgendwie vertraut wirkte. Schwang da in unseren Hinterköpfen  doch irgendwie ein «Made in Switzerland», ein gewisser Chauvinismus mit?

Bewundernswert auch, dass  Orchesterchefin Wüstendörfer ihr Konzept konsequent durchzieht mit der Schweizer Sinfonik und nicht als quasi «Erfolgsgarant» im zweiten Konzertteil doch einen «Gassenhauer» in Form einer bekannten Sinfonie eines der grossen Komponisten einstreut, statt der unbekannteren von August Walter.

 

Schatzkammer Schweizer Sinfonik – Joachim Raffs ‘Traumkönig und sein Lieb’ op. 66

https://www.youtube.com/watch?v=Sr15FuhbkFc

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: https://swissorchestra.ch

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Festival Strings LucerneKonzert Reihe Luzern #KKL Luzern Eröffnungskonzert der Saison 2021-2022 «Hoffnung & Schicksal», besucht von Léonard Wüst

Leia Zhu und die Festival Strings beim gemeinsamen Konzert am Donnerstagabend im KKL Luzern Foto Fabrice Umiglia
Leia Zhu und die Festival Strings beim gemeinsamen Konzert am Donnerstagabend im KKL Luzern Foto Fabrice Umiglia

Besetzung und Programm:
Leia Zhu, Violine
Daniel Dodds, Leitung & Violine
Festival Strings Lucerne

Peter Tschaikowsky | Violinkonzert D-Dur op. 35
Ludwig van Beethoven | Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67

So wie es im Radsport sogenannte Monumente gibt, gemeint sind ein paar klassische Eintagesrennen, wie z.B. Mailand – San Remo, die Flandern Rundfahrt, Paris – Roubaix usw., gibt es solche auch in der klassischen Musik und da gehören die in diesem Konzert programmierten zwei Werke zweifellos dazu.

Peter I. Tschaikowsky Violinkonzert D-Dur op. 35

(Zitat klassik.de)Bei der Uraufführung am 4. Dezember 1881 in Wien ging es hoch her. Das Publikum tobte, und zwar nicht nur vor Begeisterung. Tschaikowskys Violinkonzert in D-Dur spaltete die Gemüter, und der berühmte Wiener Kritiker Eduard Hanslik schrieb über diese Uraufführung: “Tschaikowskys Violin-Concert bringt uns zum ersten Mal auf die schauerliche Idee, ob es nicht auch Musikstücke geben könnte, die man stinken hört.” Hanslik hin oder her, Tschaikowskys Violinkonzert setzte sich später durch und das, obwohl Leopold Auer, dem es zuerst gewidmet war, es als zu schwierig und zu radikal abgelehnt hatte.(Zitatende).

Allerhöchste technische Anforderungen

Leia Zhu Foto Sirat Uziely
Leia Zhu Foto Sirat Uziely

Dieses, Tschaikowskys einziges, Violinkonzert erfordert von Solisten*innen ein immenses technisches Können. Darin gibt es nicht die einzig schwere Stelle, an der der Geiger gemessen wird, hier reihen sich die technisch anspruchsvollen Episoden aneinander wie die Perlen einer Perlenkette: Technisch schwierige Läufe, Doppelgriffe und das Spiel in extrem hoher Lage. Höhepunkt ist die große Solokadenz in der Mitte des ersten Satzes. Auch hier komponiert Tschaikowsky aus dem vorhandenen Themenmaterial wieder alle erdenklich technischen Schwierigkeiten in den Violinpart: “Die schöneren Momente sind sicherlich vielleicht eigentlich danach, wenn die Flöte das Thema übernimmt und alles, was vorne schon mal war, in leicht veränderter Form wiederkommt.

“Das sehr schnelle und eigentlich wirklich lustige Hauptthema wird im Schlusssatz dann von verschiedenen Couplets unterbrochen.” Dieses Hin- und Her zwischen schnellen, virtuosen und ruhigen, melancholischen Abschnitten im letzten Satz von Tschaikowskys Violinkonzert mündet schließlich in einen fulminanten Schluss.

Ich war mir nicht schlüssig, ob die sehr junge Solistin, aufgrund mangelnder Lebenserfahrung,  über  den mentalen Background verfügt, dieses Werk mit der nötigen Reife zu entwickeln. Dass sie über die technischen Fähigkeiten verfügt, ist unbestritten. Schon nach den ersten paar gespielten Takten durch die, als Tochter chinesischer Eltern, im Oktober 20066 in Newcastle (GB) geborene Leia Zhu, waren meine diesbezüglichen Bedenken Makulatur.

Der erste Satz überrascht dadurch, dass die Kadenz bereits der Durchführung folgt und nicht, wie vorher üblich, der Reprise. Eine weitere Besonderheit ist, dass die einleitende Orchestermelodie – wie in Tschaikowskis b-Moll-Klavierkonzert – im ganzen Werk nicht wiederkehrt. Nach dem anstrengenden, gut zwanzigminütigen ersten Satz mit seinen extrem hohen technischen Ansprüchen folgt der zweite Satz, die “Canzonetta”, was ‘kleines Liedchen'” bedeutet. “Es ist ein langsamer Walzer in g-Moll, den die Solistin die ganze Zeit mit Dämpfer spielt. Es geht um ein trauriges schönes Bild, das von den beiden großen Ecksätzen umrahmt wird.

Melancholischer Zwischensatz

Der zweite Satz ist ganz vom melancholischen, gar sentimentalen Spiel der Violine geprägt. Dezent begleiten die Streicher den Solisten im zweiten Satz, die Holzbläser kommunizieren mit der Geigerin und es entwickelt sich ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Doch diese Ruhe, diese Eintracht hält nicht bis zum Ende an. “Der Satz zerfällt und zerfasert vollständig, die Geige hat fertiggespielt; das Orchester verlangsamt sich und auch harmonisch ist es so, als ob man sich irgendwo verläuft zum Ende der “Canzonetta”. “Und am Ende dieser dieses Verlaufens, wo man wirklich nicht mehr weiter weiß, kommt dann wie ein Gott aus der Maschine der letzte Satz angefahren, der keine Fragen mehr offen lässt.”.

Furios, mächtiges Finale

Daniel Dodds, Leitung & Violine
Daniel Dodds, Leitung & Violine

Das «attacca subito» des dritten Satzes unterbricht plötzlich die Schwermut des Vorgängersatzes und führt zu den zwei beschwingten Hauptthemen des Finalsatzes. Der letzte Satz fordert dann noch mal höchstes technisches Können und Virtuosität vom Solisten. Aber es gibt auch noch andere Momente, die wie eine Oase aus dem Satz hervorstechen. “Es ist halt ein Rondo”. Das sehr schnelle und eigentlich wirklich lustige Hauptthema wird dann von verschiedenen Couplets unterbrochen.” Dieses Hin- und Her zwischen schnellen, virtuosen und ruhigen, melancholischen Abschnitten im letzten Satz  mündet schließlich in einen fulminanten Schluss.

Das Luzerner Renommier Ensemble, unter Daniel Dodds unauffälliger, trotzdem energischer Führung,  interpretierte Tschaikowsky mit Strenge, aber auch Süße und sogar Geziertheit sowie einer hinreißenden, abrupten Ruppigkeit, wie es sich anhörte, auch ganz im Sinne der Solistin, die mittels Augenkontakt, Kopfgesten und vollem Körpereinsatz mit ihren Mitmusikern korrespondierte.

Es folgte stürmischer Applaus, inklusive einiger Bravorufe und dennoch dauerte es eine längere Zeit, bis diese sich zu einer stehenden Ovation entwickelte.

Ergreifende, die Seele berührende  Zugabe

Cellist Alexander Kionke begleitete die Solistin bei ihrer Zugabe «Méditation» aus Thais von Jules Massenet mit sensiblem Pizzicato. Wir genossen eine äusserst gefühl- und hingebungsvolle Interpretation dieses «Violin Zugabeklassikers» dem der entsprechende Applaus folgte, der die Künstlerin noch zwei-dreimal zurück auf die Bühne rief, bevor man sich in die Pause begab und sich wunderte, denn Leia Zhu steht mitten im Foyer, noch in ihrem türkisen «Bühnenoutfit», plaudert mit Zuhörern und lässt sich feiern und geduldig ablichten.

2. Konzertteil mit dem so bekannten Beethovenschen Ta ta ta ta

Nach einer kurzen humorvollen Begrüssung durch den künstlerischen Leiter der «Strings»,  Daniel Dodds, begab man sich akustisch in die fünfte Dimension in Form der, auch  «Schicksalssinfonie» genannten, fünften von Beethoven.

Der Anfang ist weltbekannt. Das Eingangsmotiv kommt gerade einmal mit vier Tönen aus. Doch klopft da wirklich das Schicksal an die Tür? Ta ta-ta-taaaa  – Wohl kaum eine Tonfolge ist weltweit so berühmt wie der Anfang von Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie. Hätte Beethoven in der heutigen Zeit gelebt, wäre er allein durch die Tantiemen reich geworden: für Handyklingeltöne, musikalische Bearbeitungen aller Stilrichtungen oder Abdrucke seiner Noten auf Taschen, Tassen und Regenschirmen. Ganz zu schweigen von den Verwertungseinnahmen für die Aufführungen seiner Werke.

Fast tauber Komponist

Die Festival Strings Lucerne im Konzertsaal des KKL Luzern
Die Festival Strings Lucerne im Konzertsaal des KKL Luzern

Erstaunlich, dass die Sinfonie in einer Zeit entstand, als Beethoven bereits schwerhörig war und unter Tinnitus litt. Es ist die erste Sinfonie, die er in Moll schrieb, es folgte, mit der neunten noch eine zweite, während er die andern alle in Dur komponierte.

Welche Bedeutung man der Sinfonie beimisst belegt diese Tatsache: Im Jahr 1977 wurden die „Voyager Golden Records” ins All geschossen. Das sind goldene Datenplatten, bespielt unter anderem mit Beethovens Fünfter. Vielleicht werden sie also eines Tages Außerirdischen Aufschluss über das Leben der Menschen auf der Erde geben.

Nicht nur der taube Beethoven kämpfte mit seinem Schicksal, auch die Hörer werden unmittelbar in das musikalische Geschehen mit hineingenommen. Sie werden durch die Musik förmlich dazu aufgefordert, die Auseinandersetzung mit dem Schicksal zu durchleben, um am Ende von der Finsternis zum Licht zu gelangen („per aspera ad astra“).

Das Orchester, unter diskreter, trotzdem magistraler Führung ihren Chefs Daniel Dodds spielte einmal mehr auf höchstem Niveau, agierte resolut, wo gefordert, sanft wo geboten, drückte dem Werk den eigenen Stempel auf, ohne die Werktreue zu verlieren.

Der zweite Satz stellt in jeder Hinsicht einen scharfen Kontrast zum ersten Satz dar: dort ein extrem kurzes, rhythmisch prägnantes Motiv, hier ein weit ausholendes, geschwungenes punktiertes sangliches Thema und hat das Thema und drei freie Variationen.

Für den sieghaften Schlusssatz lässt Beethoven Piccoloflöte, Kontrafagott und drei Posaunen ‚aufmarschieren‘.
Es sind also speziell zur Militärmusik zählende Instrumente, deren Klang den sieghaften Gestus grundiert. Kaum bedarf es da noch der Erwähnung, dass sich das c-Moll des Kopfsatzes zu C-Dur aufhellt – mit aller damit verbundenen Metaphorik.“

Nach eleganten Fagotttsequenzen und Pizzicato am Ende des dritten Satzes entsteht aus feinstem Pianissimo der vierte Satz in forschem avanti, in optimaler Abstimmung und Harmonie Und die Tempoverschärfung gegen Schluss ist auch ohne ersichtliches Dirigat perfekt aufeinander abgestimmt.

Das Auditorium im praktisch voll besetzten Konzertsaal würdigte diese aussergewöhnliche Darbietung mit langanhaltendem, stürmischem Applaus

Text: www.leonardwuest.ch Fotos:  festivalstringslucerne.org/de/home

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