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Tiroler Landestheater, Die grosse Nacht des Tanzes, Premiere 29.Februar 2020, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Ensemble Foto Rupert Larl
Ensemble Foto Rupert Larl

Choreografie & Regie

Nacho Duato, Jiří Kylián, Mauro Bigonzetti
Bühne & Kostüme
Nacho Duato, Jiří Kylián, Helena de Medeiros

Por vos muero, Choreografie von Nacho Duato
Lara Brandi, Oumy Cissé, Camilla Danesi, Sayumi Nishii, Brígida Pereira Neves, Alice White, Mikael Champs, Mingfu Guo, Gabriel Marseglia, Martin Seget´a, Nicola Strada

Lieder eines fahrenden Gesellen, Choreografie von Jiří Kylián
Alice White, Martin Seget´a, Lara Brandi, Carlos Campo Vecino, Oumy Cissé, Marco Marangio, Sayumi Nishii, Mitsuru Ito, Brígida Pereira Neves, Gabriel Marseglia
Cantata, Choreografie von Mauro Bigonzetti
Tanzcompany des TLT

 

Rezension:

Brígida Pereira Neves, Mingfu Guo, Nicola Strada Foto Rupert Larl
Brígida Pereira Neves, Mingfu Guo, Nicola Strada Foto Rupert Larl

Tanzdirektor Enrique Gasa Valga des Tiroler Landestheaters bot seinem Publikum mit der «Grossen Nacht des Tanzes» einen Abend voller Gegensätze, Musikalität, Poesie und Lebensfreude. Den Anfang machte «Por vos Muero» von Nacho Duato. In diesem Stück setzt sich der spanische Choreograf auseinander mit dem legendären «Siglo de Oro», dem «Goldenen Zeitalter». Musik aus Spanien aus dem 15./16. Jahrhundert wechselt sich ab mit Strophen des Gedichtes «Por vos muero» von Garcilaso de la Vega. Die dunkle, samtene Stimme des Sprechers unterstreicht die Stimmung auf der Bühne, zwischen Heiterkeit und Todessehnsucht, zwischen Ernsthaftigkeit und Verspieltheit. Die Kostüme – erst hautfarbene Trikots, dann wunderbar fliessende Röcke und samtene Oberteile in dunklen Farben – greifen die Stimmung auf. Diese ist abwechslungsweise düster königlich, ruhig erhaben, verspielt fröhlich. Das Tanz-Ensemble interpretiert diese Anmut, Melancholie und Sinnlichkeit aufs Schönste, das ist modern und klassisch zugleich und begeisterte durchwegs.

Grosse Ehre fürs Tiroler Landestheater

Gabriel Marseglia, Brígida Pereira Neves Foto Rupert Larl
Gabriel Marseglia, Brígida Pereira Neves Foto Rupert Larl

Das zweite Stück, «Lieder eines fahrenden Gesellen» von Jiří Kylián, spielt auf einer anderen Ebene, zwar mit ähnlichen Emotionen, aber mit anderen Bildern. Eine spezielle Aufführung für das Tiroler Landestheater übrigens: Da das Original des Rückprospektes dieses Stückes nicht mehr transportfähig gewesen war, durfte der Malersaal des TLT eine Kopie erstellen, welche nun künftig mit der Produktion unterwegs sein wird. Der Entstehungsprozess dieser Kopie wurde mit einer kurzen Videoeinspielung erklärt und Tanzdirektor Gasa Valga bedankte sich für das grosse Vertrauen, welches dem TLT damit entgegengebracht worden war.

Die vier Lieder von Gustav Mahler werden mit vier Pas de deux interpretiert, die beinahe nahtlos ineinander übergehen. Die Paare vereinen und verlieren sich vor dem riesigen Bild mit wechselnder Beleuchtung – mal strahlend heller Sonnenaufgang, mal düsterer Nebelmorgen – verzehren sich nacheinander, innig, verzweifelt, auch mal verspielt. Die Szenen haben etwas Zartes und Zerbrechliches an sich, was viel mit der Anmut der jeweiligen Tanzpaare zu tun hat.

Pure Italianità

Das letzte Stück ist Lebensfreude pur und eine weitere Möglichkeit fürs Ensemble, sein vielfältiges Können zu zeigen: In «Cantata» des Italieners Mauro Bigonzetti geht es hoch her. Da stampfen, hüpfen, springen die Tänzerinnen und Tänzer über die Bühne, singen, pfeifen, schreien, lachen. Da ist immer etwas los, Macho-Männer mit Hosenträgern messen sich an verführerisch-stolzen Frauen in farbigen Kleidern. Mal übernehmen die Machos, mal die Frauen mit ihren wallenden Mähnen, ein wunderbar farbiges, lebendiges, ausgelassenes, feuriges, wuseliges Mit- und Gegeneinander, das pralle Leben des italienischen Südens. Dies zu Melodien der Gruppe Assurd mit ihren kraftvollen Stimmen und ihrem leidenschaftlichen Temperament. Tänzerinnen und Tänzer versprühten eine solche Lebenslust und Lebensfreude, dass sie das Publikum ansteckten. Dieses feierte das Ensemble, ihren Direktor und die «Grosse Nacht des Tanzes» lange, laut und herzlich.

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: https://www.landestheater.at/

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Dschungel, Die welterste Brass-Oper von Manuel Renggli und Michael Fehr, Premiere 8. Februar 2020, besucht von Claudia Walder

Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Produktionsteam Musikalische Leitung: Michael Bach, William Kelley Inszenierung: Tom Ryser Bühne: Sipho Mabona Mitarbeit Bühne: Simon Sramek Kostüme: Birgit Künzler Licht: Clemens Gorzella Choreinstudierung: Mark Daver Dramaturgie: Rebekka Meyer

Besetzung

Diana Schnürpel (Atlanta) Rebecca Krynski Cox (Raja / 1.Affe) Sarah Alexandra Hudarew (Samreh / 2. Affe) Jason Cox (Sohn des roten Baron) Vuyani Mlinde (Der rote Baron) Hubert Wild (Gefiederter Mensch / Ein Hund) Nina Langensand (Brahma) Walter Sigi Arnold (Erzähler) Chor des LT Brassband Bürgermusik Luzern

 

Rezension:

«Dschungel», die weltweit erste Oper für Brassband, nimmt ihre Besucher mit auf eine metaphorische Reise – vom Luzerner Stadttheater in eine «braun-rote Stadt», in den Dschungel und durch verschiedene Musikgenres. Die Oper basiert auf einer Erzählung des Berner Schriftstellers Michael Fehr und nimmt dessen ganz spezielle, rhythmische und wiederholende Sprache auf. Sie folgt dem Mädchen Brahma, das vom Hunger durch die Stadt getrieben wird. Dort gerät sie in Schwierigkeiten und flieht in den Dschungel, wo sie auf verschiedene Tiere trifft und schliesslich in einem alten Tempel Unterschlupf findet. Wird die Protagonistin dabei von der Schlange Atlanta geführt, so übernimmt der Panther, verkörpert vom Schauspieler Walter Sigi Arnold, diese Rolle für das Publikum, als ruhiger, ganz in schwarzen Samt gekleideter Erzähler.

Raue Sätze kontrastieren klassische Opernstimmen

Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Auch Brahma wird nicht von einer Sängerin, sondern von der Schauspielerin Nina Langensand auf die Bühne und in die Köpfe gezeichnet. Ihre gesprochenen, oft rauen Sätze kontrastieren mit den klassischen Opernstimmen des Luzerner Ensembles, was im ersten Moment irritiert, jedoch im Verlauf des Stücks immer besser zusammenfindet, mosaikartig und spannend. Die Komposition von Manuel Renggli ist in der klassischen Oper verankert. Sie spielt jedoch mit verschiedenen Genres, lässt zum Beispiel Anklänge von Hiphop oder indischer Musik erahnen. So zeichnet der Entlebucher Künstler die Charaktere der verschiedenen Tiere auch musikalisch nach. Immer wieder blitzt dazwischen der typische Brassband-Sound auf, gerade in den sehr rhythmischen Passagen, stellenweise jedoch vergisst der Zuhörer die ungewöhnliche Besetzung – was durchaus als Kompliment gemeint ist.

Anspruchsvolle stimmliche Aufgabe

Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Stimmlich hat der Komponist den Sängern keine leichte Aufgabe gestellt, besonders Diana Schnürpel als Schlange Atlanta und Hubert Wild als gefiederter Mensch beeindrucken in den meist gebrochenen, springenden Melodien. Mit Brüchen, oder besser: mit Kanten und Falten spielt auch das Bühnenbild des Luzerner Origamikünstlers Sipho Mabona, dessen geometrische Formen Projektionsfläche für das Farbenspiel der Beleuchtung, aber auch für die Fantasie der Zuschauer bieten. Auch dass die Erzählung, als Metapher, mehrere Deutungsschichten hat, spiegelt sich, wortwörtlich, auf der Bühne: So versteckt sich im Spiegelelement, das immer wieder den Blick des eitlen Panthers auf sich zieht, das Origami-Faltmuster ebendieses Dschungelbewohners.

Kostüme sind echte Bereicherung

Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Bemerkenswert sind auch die Kostüme von Birgit Künzler, die sich zum einen, wie Bühnenbild und Beleuchtung, den von Fehr beschriebenen Farbwelten anpassen. Zum anderen aber nehmen sie den hochaktuellen Konflikt zwischen den zwei Welten Stadt und Dschungel, Mensch und Natur konzeptuell auf: Alle Stücke entstanden durch «Upcycling», geben also gebrauchter Kleidung aus Brockenhäusern und alten Kostümen aus vergangenen Produktionen ein zweites Leben, um so Ressourcen zu schonen. Allerdings bleibt dabei ein Hemd nicht unbedingt ein Hemd, sondern es entstehen kreative Entwürfe, die zum genaueren Hinschauen einladen – auch mit humorvollen Details wie den übergrossen, beweglichen Augenbrauen einiger Dschungelvögel.

Regie fügt das Puzzle zusammen

Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Unter der Regie von Tom Ryser fügen sich die einzelnen Elemente zusammen, bilden die einzelnen Szenen, wie die Flächen eines Origami-Tiers, ein Ganzes – nicht nahtlos zwar, doch wie beim Origami verleihen die Falt- und Bruchstellen dem Werk Konturen. Vielleicht würde man sich dann und wann eine etwas aktivere Protagonistin wünschen, die den Handlungsstrang zumindest zeitweise durch eigene Initiative vorantreibt statt nur von den Ereignissen mitgespült zu werden.

Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Dschungel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Dennoch: «Dschungel» ist eine gelungene Kooperation Schweizer Künstler, entstanden als Auftragsarbeit für das Luzerner Theater, das damit nicht nur seinen Besuchern einen musikalisch wie auch sprachlich spannenden Abend beschert, sondern zudem der hiesigen Kulturszene eine wichtige Plattform bietet.

Text: Claudia Walder https://textfrösch.li/Biografie/   Fotos: luzernertheater.ch

Fotos: Ingo Hoehn  Luzerner Theater

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Grand théatre de Gèneve, Die Entführung aus dem Serail, 22.Januar 2020, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

ie Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi
Die Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi

Direction musicale Fabio Biondi
Mise en scène Luk Perceval
Scénographie Philip Bussmann
Costumes Ilse Vandenbussche
Lumières Mark Van Denesse
Dramaturgie Luc Joosten
Chorégraphie Ted Stoffer
Direction des chœurs Alan Woodbridge

Konstanze Olga Pudova · Rebecca Nelsen1
Blonde Claire de Sévigné
Belmonte Julien Behr
Pedrillo Denzil Delaere
Osmin Nahuel Di Pierro
Konstanze âgée Françoise Vercruyssen
Blonde âgée Iris Tenge
Belmonte âgé Joris Bultynck
Osmin âgé Patrice Luc Doumeyrou

Orchestre de la Suisse Romande
Chœur du Grand Théâtre de Genève

Rezension:

Wer sich auf eine mehr oder weniger traditionelle Aufführung der «Entführung aus dem Serail» im «Grand Théâtre de Genève» eingestellt hatte, wurde an der Premiere am letzten Mittwoch enttäuscht und äusserte diese Enttäuschung am Ende mit lauten Buh-Rufen. Es waren etliche, trotzdem schafften es die Nicht-Enttäuschten nach kurzer Zeit, die Rufe zu übertönen. Denn wer sich eingelesen und vor allem eingelassen hatte auf diese neue Hör-Erfahrung, erlebte eine beeindruckende und berührende Neuinterpretation des «Singspiels» von Mozart.

ie Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi
Die Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi

Regisseur Luk Perceval hatte sich auf die Inszenierung des Werks eingelassen unter der Bedingung, dieses neu gestalten zu können. Das Leben habe sich seit Mozart verändert, erklärte er in einem Interview, auch die Oper müsse sich verändern. Er hat die archaische Form aufgebrochen, die Oper sozusagen entrümpelt von den orientalisch-exotisch gefärbten und oft über-forcierten Klischees. Die ursprünglichen Texte des Singspiels ersetzte er mit Texten der türkischen Schriftstellerin Aslı Erdoğan aus ihrem Buch «Der wundersame Mandarin». Grundthema: Das Schicksal der Migranten, das Fremdsein, die Suche und Sehnsucht nach Liebe und Erfüllung. Aslı Erdoğan kennt sich aus in Sachen Fremdsein und Exil, war sie doch mit 24 Jahren die erste türkische Physik-Studentin am CERN in Genf, einzige Frau unter 40 Männern, zudem im Jahr 2016 drei Monate in der Türkei inhaftiert. Heute lebt sie im Exil in Deutschland.

Sehnsüchtige Erinnerungen

ie Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi
Die Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi

In Anlehnung an das Serail steht auf der Genfer Bühne lediglich ein Holzkonstrukt mit Turm, welches sich fast kontinuierlich dreht. Menschen laufen drum herum, suchen und finden sich, verlieren sich wieder, verharren in Posen, die zwar Nähe suggerieren, dabei aber oft Traurigkeit und Nachdenklichkeit ausdrücken.

ie Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi
Die Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi

Geblieben aus der Oper sind die Figuren Belmonte (Julien Behr), Konstanze (Olga Pudova), Blonde (Claire de Sévigné) und Osmin (Nahuel di Pierro). Ihnen sozusagen zugestellt sind Schauspieler, welche ihre gealterte Version darstellen. Erinnerungs-Monologe (in französischer Sprache) werden abgelöst von Arien, berührende Szenen spielen sich ab zwischen Sängern und Schauspielern. Äusserst eindringlich Joris Bultynck, wenn er als gealterter Belmonte mit dunkler, samtener Stimme, entrückt und doch unglaublich präsent, seine Konstanze/Geliebte anfleht, zurückzukommen. Auch die Szene zwischen Konstanze und Blonde und ihren gealterten Egos, der fragilen Françoise Vercruyssen und der eindringlichen Iris Tenge, berührt. Sehnsuchtsvoll wenden sich die Jungen singend an ihre Liebsten, während ihre gealterten Figuren erzählend Erinnerungen an vergangene Lieb- und Leidenschaften aufleben lassen, untermalt mit Mozarts wundervoller Musik. Osmin (Patrice Luc Doumeyrou) erinnert am ehesten an die ursprüngliche Figur, poltert und flucht als Alter über die Bühne in seinem Rollstuhl, behindert in Mobilität und Ausdruck, und bringt als Einziger Unruhe in die Szenen.

Tröstende Musik

ie Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi
Die Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi

Geblieben ist selbstverständlich auch Mozarts Musik, die Arien teils in etwas anderer Reihenfolge. Durch die dazwischen neuen gesprochenen Texte gewinnen sie aber an Tiefe und Authentizität. Man vermisst keine Sekunde die sonst oft holprig vorgetragenen, schwerfälligen und heutzutage auch als naiv empfundenen Texte der ursprünglichen Fassung. Wenn nach einem Monolog Mozarts Musik erklingt, hat das trotz der Schwermütigkeit und Melancholie etwas unglaublich Tröstliches und Erhebendes.

Zentrale Themen Sehnsucht und Einsamkeit

ie Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi
Die Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi

Mag sein, dass sich der Sinn, die Aussagen von Aslı Erdoğans Texten nicht immer mit jenen der Arien decken, sich die Themen nicht immer gleich gut überlagern. Sucht man aber den Vergleich zur ursprünglichen Geschichte nicht, erlebt man Momente tiefster Innigkeit und Musikalität. Und auch wenn die Gegenüberstellung Sänger/Schauspieler die Interaktionen teilweise einschränkt – es wird oft vorne am Bühnenrand gesungen und gesprochen – vermittelt das doch auch wieder ein Gefühl von Einsamkeit und Sehnsucht.

Die Oper endet nicht wie üblich jubilierend, sondern nachdenklich, leise, fast todessüchtig mit dem Lied «Ich würd’ auf meinem Pfad…», die gespürt einzig mögliche Art, diesen Abend zu beschliessen.

ie Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi
Die Entführung aus dem Serail Szenenfoto von Carol Parodi

Der Versuch, eine Oper inhaltlich zu erneuern, ist in diesem Singspiel gelungen.  Seitens des Publikums braucht es Offenheit, Neugier und eine gewisse Bereitschaft zum Loslassen. Dann wird man von Perceval, Erdoğan, dem ganzen Ensemble und dem Orchestre de la Suisse Romande unter Fabio Biondi belohnt und geht bereichert nach Hause. Wie weit allerdings Anpassungen an Librettos in anderen Werken möglich sind, bleibt dahingestellt. Aber Opern könnten jüngerem Publikum bestimmt eher zugänglich gemacht werden mit Themen und einer sprachlichen Umsetzung, die mehr mit der heutigen Welt zu tun haben.

Kleine Fotodiashow der Produktion von Carole Parodi:

fotogalerien.wordpress.com/2020/01/22/grand-theatre-de-geneve-die-entfuehrung-aus-dem-serail-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: www.geneveopera.ch

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Paul Ott/Lascaux http://paul-lascaux.ch
 
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Konzert Theater Bern, Madama Butterfly, 19. Januar 2020, besucht von Noémie Felber

Madame Butterfly Foto Isabel Janosch
Madame Butterfly Foto Isabel Janosch

Musikalische Leitung Péter Halász  Regie Nigel Lowery

Ausstattung Nigel Lowery Licht Bernhard Bieri

Chorleitung Zsolt Czetner Dramaturgie Gerhard Herfeldt

Chor Chor Konzert Theater Bern Orchester Berner Symphonieorchester

 

Rezension:

Madame Butterfly Szenenfoto von Isabel Janosch 2
Madame Butterfly Szenenfoto von Isabel Janosch

Eine farbenfrohe Hafenszenerie blickt dem Publikum entgegen, als sich der Vorhang öffnet. Die schnellen Eröffnungsnoten der Ouvertüre untermalen das Gehetze auf der Bühne. Die Vorbereitung für die Hochzeit zwischen Madama Butterfly und Benjamin Franklin Pinkerton befinden sich in vollem Gange. Ganz Nagasaki scheint bei dem Fest beteiligt zu sein. Doch wer die Geschichte kennt, weiss, dass diese freudige Stimmung nicht von langer Dauer sein wird. Im Verlaufe des Abends wird das Publikum Zeuge, wie die Titelfigur von einem Leben voller hoffnungsvoller Freude und Liebe in eines voller Armut, Elend und Trauer versinkt. Nicht umsonst nennt sich die Oper von Giacomo Puccini, Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica «tragedia giapponese».

Tragische Liebesgeschichte

Madame Butterfly Szenenfoto von Isabel Janosch 2
Madame Butterfly Szenenfoto von Isabel Janosch

Die Oper erzählt die tragische Geschichte der Geisha Cho-Cho-San, genannt Butterfly, und ihrem Mann Pinkerton. Dieser verlässt sie kurz nach ihrer Hochzeit, um in seine Heimat Amerika zurückzukehren, wo er eine andere Frau ehelicht. Erst nach drei Jahren, die Butterfly mit hoffnungsvollem Warten verbringt, kehrt der Offizier mit seiner amerikanischen Frau nach Japan zurück. Als ihm zu Ohren kommt, dass Butterfly Mutter seines Kindes ist, möchte er seinen Sohn abholen und nach Amerika bringen. Der Verlust von Mann und Kind bricht Butterfly das Herz und die Oper endet mit ihrem Selbstmord.

Ein Hauch Exotik

Madame Butterfly Szenenfoto von Isabel Janosch 2
Madame Butterfly Szenenfoto von Isabel Janosch 2

Unter der Regie von Nigel Lowery, der bereits zum dritten Mal mit dem KTB zusammenarbeitet, bekommt die Oper den passenden Hauch Exotik. Die beiden Bühnenbilder des ersten und zweiten Aktes überzeugen durch eine kontrastierende Ästhetik, welche die Handlung passend unterstützt, sowie atmosphärischem Lichterspiel. Auch die Kostüme bereichern die Geschichte mit Einflüssen aus der japanischen und amerikanischen Kultur. Die asiatische Exotik zieht sich hin bis zur Musik: So versetzte Puccini die Partitur mit zahlreichen japanischen Einflüssen. Doch auch die amerikanische Nationalhymne wird mehrmals verarbeitet und ergänzt die Oper so mit einer Spur von Patriotismus. Ein besonderes Highlight der Inszenierung bietet die Pantomime nach dem zweiten Akt, die von fünf puppenartigen Figuren dargestellt wird. Dabei orientiert sie sich in ihrer Darstellung sowohl an ihrem traditionellen asiatischen Vorbild, beinhaltet aber auch Verweise auf die moderne Manga-Ästhetik.

Herausragende Leistung

Madame Butterfly Szenenfoto von Isabel Janosch 2
Madame Butterfly Szenenfoto von Isabel Janosch

«Madama Butterfly» zeichnet sich durch vieles aus, insbesondere auch durch ihre wunderschöne Musik. Die virtuosen Gesangspartien wurden von den Hauptdarstellern scheinbar mühelos gemeistert und auch schauspielerisch überzeugen sie mit einer stimmungsvollen Interpretation ihrer Charaktere. Unterstützt werden sie dabei vom Chor des Konzert Theater Bern und dem Berner Symphonieorchester unter der Leitung von Péter Halász, welche das Geschehen auf höchstem Niveau untermalen.
Auch wenn das Stück bei seiner Uraufführung 1904 auch nicht gut beim Publikum ankam, so gilt es heute als ein Klassiker der Opernliteratur. Das Werk überzeugt sowohl mit seiner tragischen Handlung als auch seiner zeitlosen Musik. Und ganz anders als bei der Uraufführung wird die kunstvolle Inszenierung und das hervorragende Team des KTBs bei der Premiere mit tosendem Applaus belohnt, der mehrere Minuten anhielt. Wer sich die Berner Interpretation der Tragödie um Cho-Cho-San nicht entgehen lassen will, kann sie noch bis Ende Juni in Bern erleben.

Text: WWW.NOEMIEFELBER.CH

Fotos: http://www.konzerttheaterbern.ch  Isabel Janosch

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leonardwuest.ch   www.herberthuber.ch     Paul Ott/Lascaux http://paul-lascaux.ch

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