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Heuriger mit Schrammelmusik im 12 Apostelkeller Wien, 15. Oktober 2019, eine Reportage von Léonard Wüst

Heuriger mit Schrammelmusik im 12 Apostelkeller in Wien mit Ursula und Michael Pewny
Heuriger mit Schrammelmusik im 12 Apostelkeller in Wien mit Ursula und Michael Pewny

Schrammelmusikduo mit Ziehharmonika und Geige, Zwölf Apostelkeller,5 % Rabatt auf Ihre gesamte Konsumation vom 15.Jänner 2020 bis 28. Februar 202 mit Codewort "Apostel Paulus"

Der legendäre Film „Der 3. Mann“ aus dem Jahre 1949 mit Orson Wells, Joseph Cotten und Alida Valli unter der Regie von Carol Reed und mit dem Filmsoundtrack des Zithervirtuosen Anton Karas. spielt im Wien der Nachkriegsjahre, zu Beginn des sogenannten „Kalten Krieges“, der erst mit dem Berliner Mauerfall am 9. November 1989 ein, vorläufiges,  Ende nahm. Die damals östlichste Hauptstadt Westeuropas unter der Verwaltung der vier alliierten Siegermächte, war eine Agentendrehscheibe und der Kultfilm spiel teilweise auch in den Abwasserkanälen der Stadt.

Abtauchen in die Wiener Unterwelt

Oberer Keller im Zwölfapostelkeller
Oberer Keller im Zwölfapostelkeller

Ganz so weit hinunter geht es dann doch nicht, wenn man in den Zwölfapostelkeller zum Stadtheurigen geht, aber ein paar Treppen geht’s halt schon hinunter in die „Unterwelt“, ins historische Kellergewölbe, dessen Geschichte bis in Jahr zurück 1339 belegt ist. Eine Gämse muss man nicht grad sein um das zu schaffen, aber für nicht ganz so bergtaugliche wie mich, nicht grad so ideal, aber geschafft, wenn auch langsam und vorsichtig, hab ichs dann doch, zumindest in den obersten der verschiedenen Keller, ohne mich abseilen zu müssen.

Ganz unten war ich nicht

Zuunterst, von mir nicht erreicht der Brunnenkeller, die einzig noch komplett erhaltene gotische Brunnenstube Wiens. In Begleitung meines guten Wiener Freundes, dem besten Boogie Woogie –  & Bluespianisten Österreichs, Michael Pewny und seiner Mutter Ursula, traf ich schon um ca. 18.00 Uhr, nicht auf Orpheus, aber auf den freundlichen Ober mit kroatischen Wurzeln in der Unterwelt. Alsbald genossen wir  die, von uns georderten, von den netten Apostelmitarbeitern aufgetischten, typisch österreichischen Hausspezialitäten und warteten gespannt auf die, täglich ab 19.00 Uhr aufspielenden, Schrammelmusiker.

Infos ab Homepage des Zwölfapostelkellers:

Drei Kellergeschoße in bis zu 18m Tiefe behüten Denkmäler der Geschichte. Die Ursprünge des Bauwerkes gehen bis in die Romanik und Gotik zurück, erwähnt wurde es bereits 1339. Das Mauerwerk des Brunnenkellers, mit seinen für die vornehmen Bauten der Romanik charakteristischen Steinquadern, stammt aus den Jahren um 1100. In den Jahren 1716 – 1721 wurde vom Wiener Baumeister Lucas von Hildebrandt die bis heute erhaltene Barockfassade gestaltet, eine der schönsten in Wien, die dem Bauwerk den Namen Hildebrandthaus verschaffte und unter Denkmalschutz steht.

Österreichische Hausmannskost in üppigen Portionen

Ich verpflegte mich mit einer saisonalen Wildsuppe mit Speck, die aber, aufgrund des etwas sehr vielen Specks, eher eine Specksuppe mit etwas Wildgeschmack war, aber gut abgeschmeckt war sie. Meine Begleiter*innen lobten ihre Rindssuppe mit Griessnockerln, bevor sie sich an Schweinsbraten mit Serviettenknödel und  Speckkrautsalat gütlich taten und ich mich dem Spanferkel zuwandte. Schön zart zubereitet aber eine so grosse  Portion, dass  locker zwei hungrige Fernfahrer davon satt geworden wären. Währenddessen brummte der Laden, ein ständiges Kommen und Gehen, grosse und kleine Gruppen, Familien, eine Bande Jugendfreunde mit weiblichem Anhang, Touristenpärchen aus aller Herren Länder wurden durch die Gewölbe geschleust, platziert und bedient. Die Servicemitarbeiter  kamen da schon manchmal an den Anschlag, blieben aber immer freundlich und aufmerksam.

Der langersehnte Auftritt der „Schrammler“

Heuriger mit Schrammelmusik im 12 Apostelkeller in Wien mit Ursula und Michael Pewny
Heuriger mit Schrammelmusik im 12 Apostelkeller in Wien mit Ursula und Michael Pewny

Dann endlich  kamen sie vom unteren Keller zu uns herauf, die beiden Schrammelmusiker und intonierten am Nebentisch schon mal die Mutter aller Schrammellieder „Die Reblaus“, dessen Version von Hans Moser weltweit begeisterte und zu einem Synonym für diesen Musikgenre wurde. An jedem Tisch machte die Musiker ihre Aufwartung und erfüllten die Musikwünsche der Gäste, die „Reblaus“ war fast jedes Mal dabei, so dann auch bei uns. Leider hatte ich mir diesbezüglich keine Notizen gemacht und eines meiner liebsten Wienerlieder (nicht ein typischer Schrammel, aber passend), „Im Prater blühn wieder die Bäume“ von Robert Stolz schlicht vergessen zu wünschen.

Auch Puszta Klänge fehlten nicht

Zwölf Apostelkeller
Zwölf Apostelkeller

So beglückten uns die „Schrammler“, ein Akkordeonist, ein Geiger, noch mit einem Potpourri aus der Operette „Die Csárdásfürstin“  und so ging im Zwölfapostelkeller halt die Chose auch nicht ganz ohne Weiber. Natürlich ist das ganze Drum und Dran auch sehr auf Touristen ausgerichtet, es waren aber auch mindestens ebenso viele Eingeborene, oder zumindest österreichische Gäste anwesend. So sind denn die Preise sehr moderat kalkuliert, die Portionen dagegen sehr grosszügig bemessen. Trotzdem, ein Apfelstrudel mit Vanillesauce musste dann aber doch noch bestellt sein, obschon ich mir eigentlich vorher bewusst war, dass ich den nicht mehr schaffe. So gings denn gutgelaunt und gutgenährt an den Aufstieg aus den Katakomben, um ein Erlebnis reicher, zurück in die reale Welt.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Michael Pewny, Léonard Wüst und https://www.zwoelf-apostelkeller.at/https://www.zwoelf-apostelkeller.at/

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Luzerner Theater, Märchen im Grand Hotel, Operette von Paul Abraham, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Produktionsteam:
Musikalische Leitung: William Kelley, Inszenierung: Bram Jansen, Bühne: Robin Vogel,
Kostüme: Ulrike Scheiderer, Choreographie: Ryan Djojokarso, Video: David Röthlisberger,
Licht: Marc Hostettler, Sounddesign: Jorg Schellenkens, Dramaturgie: Julia Jordà Stoppelhaar,
Johanna Wall
Besetzung:
Tora Augestad (Sounddesignerin), Heidi Maria Glössner (Zimmermädchen / Infantin Isabella),
Samuel Streiff (Kellner / Albert), Robert Maszl (Prinz Stefan / Koch), Jason Cox (Manager /
Chamoix), Vuyani Mlinde (Verwandlungskünstler), Giulia Bättig (Trainée Hotel), Norma
Haller (Trainée Hotel), Chiara Schönfeld (Trainée Hotel), Anna Vogt (Trainée Hotel)
Luzerner Sinfonieorchester

Rezension:

Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Kellner Albert ist verzweifelt: In «seinem» Grand Hôtel ist nichts mehr, wie es einmal war. Die Qualitäts-Touristen fehlen, Albert wünscht sich sehnlichst, sein geliebtes Hotel vom Billig-Tourismus zu retten, um dort weiterhin wie eh und je seiner Arbeit nachgehen zu können und in der Nähe seiner Isabella zu sein, der Putzfrau, die er seit 20 Jahren liebt und verehrt. Der Hoteldirektor Chamoix hat da aber andere Pläne. Er lässt gerade einen Werbespot drehen, um das Haus besser verkaufen zu können. Der angereiste Scheich mit Gefolge zeigt grosses Interesse. Für diesen Werbespot fehlt allerdings noch die Tonspur, die wird jetzt aufgenommen, aus Spargründen mit den Stimmen der Angestellten des Hotels. Die Geschichte des Werbespots ist Paul Abrahams Operette «Märchen im Grand Hotel». Auch diese Geschichte spielt, wie könnte es anders sein, in einem Grand Hôtel und dreht sich um eine verarmte spanische Prinzessin, ihre Entourage und um einen unbeholfenen Kellner.

Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Dies in groben Zügen das «Märchen im Grand Hôtel» in der Inszenierung von Bram Jansen, welches seit Ende Oktober 2019 und noch bis März 2020 im Luzern Theater gezeigt wird. Jansen hat die 1934 uraufgeführte Operette speziell für Luzern umgeschrieben und angepasst. Luzerner Geschichten, Lokalitäten und typische Touristen-Clichés tauchen dann auch immer wieder auf in seiner Inszenierung.

Kissenklopfer und Orangenküsse

Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Marylou, die Sounddesignerin, baut also ihr Tonstudio auf im Keller des Grand Hôtels. Bühnentechnisch ist das so gelöst, dass im oberen Teil des Bühnenraums ein nobles Hotelambiente nachgebildet ist, im unteren Teil, durch eine enge Treppe und einen Lift zugängig, der ziemlich chaotische Keller des Hotels mit allerlei Getränkekisten, Weingestellen und sonstigem Kram. Marylou (eine herrlich agile, mit viel Lust und Verve spielende und singende Tora Augestad) empfängt in diesem improvisierten Studio die verschiedenen Sprecher des Films. Es sind diers u.a. Trainees, Koch Andreas, Hoteldirektor Chamoix, Kellner Albert, Putzfrau Isabella, sie alle treten an, um die ihnen zugeteilten Rollen zu sprechen und zu singen. Marylou kümmert sich um die Koordination aber vor allem um die Soundeffekte, was immer wieder Anlass gibt für Lacher im Publikum. Kissenklopfer bei Schlägen, aber vor allem Orangengequetsche bei Kussszenen – da «designt» Marylou besonders ausgiebig und mit viel Wollust.

Die Geschichte in der Geschichte

Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Immer wieder schwappt der Hotelalltag ins Aufnahmestudio: Ein staubsaugender Angestellter stört, der angereiste Scheich wünscht eine Pizza, einen Berner Sennenhund, einen speziellen Champagner. Der Hoteldirektor, ständig an seinem Handy (ein aalglatter Jason Cox), erfüllt die Wünsche oder lässt sie erfüllen. Eine japanische Touristengruppe verirrt sich im Keller und schiesst Selfies mit Handysticks. Die Putzfrau (Heidi Maria Glössner, souverän, mit unglaublicher Bühnenpräsenz) wehrt die Avancen des verliebten Kellners Albert (Samuel Streiff, schüchtern, verträumt, melancholisch) ab. Concierge Lossas (Vuyani Mlinde, herrlich wandlungsfähig, stimmlich und darstellerisch) sieht sich aus Personalknappheit mal die Rolle des Grossfürsten, mal jene der Gräfin Ines zugeteilt und wechselt völlig mühelos zwischen den verschiedenen Tonlagen. Während den Aufnahmen finden Marylou und Koch Andreas Gefallen aneinander, Putzfrau Isabella leider aber immer noch nicht an Kellner Albert, Chamoix steht in Verkaufsverhandlungen mit dem Scheich, Albert funkt dazwischen, um den Verkauf zu verhindern und Isabella verkündet, dass dies ihr letzter Arbeitstag sei im Hotel.

Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Das viel besungene Happy-End passiert nur im Werbespot, der inzwischen fertiggestellt worden ist. Albert betrachtet das Werk, in Schwarz-Weiss, mit nostalgischen Bildern aus dem Hotel Schweizerhof Luzern und mit clichéhaften touristischen Aufnahmen aus der Umgebung. Ob für ihn im realen Leben noch eine Chance auf ein Happy End mit seiner Isabella besteht, bleibt offen.

Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn
Märchen im Grand Hotel Szenenfoto von Ingo Hoehn

Das «Märchen» ist unterhaltend, köstlich, die Musik ein bunter Mix aus Walzer, Jazz, Tango. Kellner Albert besingt seine «schönste Rose» auf beste Operettenmanier und schmachtet dabei selbstvergessen einen Putzmob an, Heidi-Maria Glössner ist eine wunderbar unnahbare Putzfrau und – im Werbefilm – eine noble Prinzessin und lässt mit ihrer schönen Stimme Marlene Dietrich aufleben. Das LSO unter William Kelley schwelgt, fetzt und walzert aufs Schönste aus dem Orchestergraben.

Ein Besuch dieses Märchens, schauspielerisch und musikalisch auf hohem Niveau, sei jedem empfohlen, der einen vergnüglichen Abend verbringen möchte.

 

Kleine Fotodiashow der Produktion von Ingo Hoehn:

fotogalerien.wordpress.com/2019/11/05/luzerner-theater-maerchen-im-grand-hotel-operette-von-paul-abraham-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: luzernertheater.ch

Fotos: Ingo Hoehn  Luzerner Theater

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Oper und Ballett arbeiten zusammen in der Neuproduktion von Les Indes galantes am Grand Théâtre de Genève

Fotomotiv von Matthieu Gafsou
Fotomotiv von Matthieu Gafsou

Als ein Werk, in dem Gesang und Tanz sich die Waage halten, bietet sich Jean-Philippe Rameaus Opéra-ballet Les Indes galantes bestens an für eine erstmalige künstlerische Zusammenarbeit von Oper und Ballett am Grand Théâtre de Genève.

In Rameaus Werk wird in vier verschiedenen Episoden das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und die daraus entstehenden amourösen und gesellschaftspolitischen Konflikte geschildert. Das Europäische begegnet dem Türkischen, dem Persischen und dem Indigenen in Nord- und Südamerika.

Die Amerikanerin Lydia Steier setzt das Stück als die Vision einer neuen, besseren Gesellschaft der Zukunft in Szene, durch die es erst möglich ist, die Kontroversen zu lösen, die sich aus gegensätzlichen Weltbildern ergeben. „Dies ist ein wichtiger Aspekt unseres Projekts für Genf, eine Stadt, die wie keine andere für Menschen-rechte steht. Wir zeigen auf niemanden mit dem Finger, aber wir legen ihn genau auf die Wunden, damit es weh tut“, so Steier. Die Regisseurin hat in letzter Zeit vor allem im deutschen Sprachraum für Aufsehen gesorgt, etwa mit ihrer Zauberflöte bei den Salzburger Festspielen 2018.

Der argentinisch-deutsche Choreograph Demis Volpi studiert mit der Genfer Ballettkompagnie die ausgedehnten Tanzszenen ein, die integraler Bestandteil von Rameaus Oper sind und die ihrerseits die fremden Kulturen widerspiegeln. Für das Bühnenbild zeichnet Heike Scheele verantwortlich, für die Kostüme Katharina Schlipf und für das Licht Olaf Freese.

Mit einem ausgewählten Barockensemble sowie dem von Alan Woodbridge einstudierten Chor des Grand Théâtre de Genève wird der in Genf bestens bekannte Alte-Musik-Spezialist Leonardo García Alarcón am Pult seiner Cappella Mediterranea Rameaus Opéra-ballet erarbeiten, in der gerade die farbenreichen und raffinierten Orchestersätze eine ganz besondere couleur locale des Exotischen erzeugen.

Die Besetzung wird angeführt von Kristina Mkhitaryan, die in die Rollen von Hébé, Émilie und Zima schlüpfen wird. In Genf hat sie bereits in Cavallis Il Giasone begeistert, außerdem hat sie in letzter Zeit etwa an Covent Garden, der Bayerischen Staatsoper oder der New Yorker MET von sich reden gemacht. Des Weiteren singen Roberta Mameli (Amour/Zaïre), Claire de Sévigné (Phani), Amira Edris (Fatime), Renato Dolcini (Bellone/Osman/Adario), Gianluca Buratto (Ali), Anicio Zorzi Giustiniani (Don Carlos/Damon), François Lis (Huascar/Don Alvaro) und Cyril Auvity (Valère/Tacmas).

 

Grand Théâtre de Genève

Premiere: 13. Dezember 2019, 19.30 Uhr

Weitere Aufführungen: 15., 17., 19., 21., 23., 27. und 29. Dezember

LINK: https://www.gtg.ch/les-indes-galantes/

 
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Von der www.innerschweizonline.ch, durch Léonard Wüst initiiertes Benefizkonzert des Zonta Clubs Luzerner Landschaft, Shih-Wei Huang spielte in der Klosterkirche Sursee, 31.10.2019, kommentiert von Noémie Felber

Die taiwanesische Pianistin Shih Wei Huang begeisterte in Sursee
Die taiwanesische Pianistin Shih Wei Huang begeisterte in Sursee Foto Edith Budmiger

Besetzung und Programm:

Shih-Wei Huang Solistin am Piano

Ludwig van Beethoven
 32 Variationen c-Moll WoO 80
 
Johannes Brahms
Variationen und Fuge über ein Thema von Händel B-Dur op. 24
 
Franz Liszt
„Rigoletto. Paraphrase de concert“ S 434

 

Rezension:

Shih Wei beim Konzert in der Klosterkitche
Shih Wei beim Konzert in der Klosterkirche

Bereits bei den ersten Takten merkt man, dass Shih-Wei Huang die Musik im Blut liegt. Die sympathische Pianistin spielt mal leise und verträumt, mal haut sie kraftvoll in die Tasten. Das Publikum des Benefizkonzerts wird Zeuge eines abwechslungsreichen Programms, welches die Musikerin voller Emotionen und mit technischer Höchstleistung wiedergibt.

Emotionaler Abend

Shih Wei am Flügel in der Klosterkirche
Shih Wei am Flügel in der Klosterkirche

Eingeleitet wurde das Konzert durch eine kurze Rede von Antoinette Hess-Felber, Präsidentin des Zonta Club Luzern Landschaft. Die Gruppierung setzt sich für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen ein und hat das Benefizkonzert mitorganisiert. Es wird erwähnt, dass die Hälfte der erworbenen Einnahmen an den Club geht, der sie zur Unterstützung von Nachwuchstalenten einsetzen will. Der restliche Betrag erhält  Shih-Wei Huang, die grosszügiger Weise auf eine fixe Gage verzichtete. Die Musikerin eröffnete den musikalischen Teil des Konzerts mit einer Widmung an ihre verstorbene Freundin und Mentorin Lucette Achermann-Wüst.

Von Beethoven über Brahms zu Franz Liszt

Shih Wei geniesst den verdienten Applaus beim  Klosterkonzert
Shih Wei geniesst den verdienten Applaus beim Klosterkonzert

Durch diese Einleitung ist der Grundstein für einen berührenden Abend gelegt. Zusätzlich unterstützt wird diese Wirkung durch den dramatischen Beginn des Programms mit Beethovens 32 Variationen in c-Moll. In eine ganz andere Stimmung wird das Publikum mit dem beschwingteren zweiten Werk, Variationen und Fugen über ein Thema von Händel des Romantiker Johannes Brahms, versetzt. Einen pompösen Abschluss des gut einstündigen Programms bieten Liszts Rigoletto-Paraphrasen. Huang gelingt es mit ihrem aussergewöhnlichen Talent, die unterschiedlichen Stile der Kompositionen authentisch zu vermitteln und den Werken eine individuelle Note einzuverleiben.

Von Taiwan nach Sursee

Shih Wei mit Mitorganisatorin Edith Budmiger
Shih Wei mit Mitorganisatorin Edith Budmiger

Shih-Wei Huang spielt bereits seit ihrer Kindheit Klavier und studierte an renommierten Hochschulen auf der ganzen Welt. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und konzertierte mit namhaften internationalen Orchestern. Es ist dementsprechend eine besondere Gelegenheit, sie in Sursees Klosterkirche zu erleben. Der kleine Raum ermöglicht einen familiären Rahmen und eine unbezahlbare Nähe zu der Künstlerin. So hört man jede kleinste musikalische Nuance und erkennt jede Gefühlsregung auf dem Gesicht Huangs. Komplett ohne Noten und meist mit geschlossenen Augen spielt sich die Pianistin scheinbar mühelos durch das anspruchsvolle Programm und begeistert so die zahlreichen Konzertbesucher in der praktisch ausverkauften Klosterkirche. Dass diese einmalige Möglichkeit, eine Weltklassepianistin live zu erleben geschätzt wurde, manifestierte sich in der abschliessenden Standing Ovation, die von der Künstlerin  strahlend  entgegengenommen wurde.

Zeitreise durchs 19. Jahrhundert mit abschliessendem Sprung in die Gegenwart

Initiant und Mitorganisator Léonard Wüst bedankt sich bei der Künstlerin mit einem Blumenstrauss
Initiant und Mitorganisator Léonard Wüst bedankt sich bei der Künstlerin mit einem Blumenstrauss

Mit den ausgewählten Stücken entführte die Pianistin das Publikum auf ein musikalisches Abenteuer. Besonders die zahlreichen Variationen erfordern eine Diversität der Künstlerin, die sie hervorragend meistert. Nicht nur technisch überwindet sie die höchst anspruchsvollen Stücke, sondern versieht sie zudem mit einer seh- und hörbaren Emotionalität. Nach einem erfolgreichen Konzert, gefolgt von tosendem Applaus, verabschiedet die Künstlerin das Publikum mit einem beeindruckenden Solo-Piano Arrangement der Titelmelodie zu «Pirates of the Caribbean» in die Nacht. Dieser stilbrechende Abschluss begeisterte sowohl Freunde der Klassik als auch Fans der zeitgenössischen Musik.

Trio Shih Wei im Hirschen beim Meet the Artist
Trio Shih Wei im Hirschen beim Meet the Artist

Einige Zuhörer zog es im Anschluss weiter zum «Get together, Meet the Artist» im Galeriesaal des Hotel Hirschen,  an welchem Shih-Wei Huang, begleitet von Bassist Thomas Ottiger  und Schlagzeuger Urs Zimmermann, mit ausgewählten Jazz-Stücken eine ganz andere musikalische Seite zeigte.

Text: www.noemiefelber.ch

Fotos:   https://www.shihweihuang.com/  Edith Budmiger, Mona Wermelinger

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