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Grand Théâtre de Genève, Le convenienze ed inconvenienze teatrali VIVA LA MAMMA! besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Grand Théâtre de Genève,Viva la Mamma Foto Carole Parodi
Grand Théâtre de Genève,Viva la Mamma Foto Carole Parodi

Produktion: Nouvelle production en coproduction avec l’Opéra national de Lyon et le Gran Teatre del Liceu de Barcelone
Direction musicaleGergely Madaras  Mise en scène & costumesLaurent Pelly    DécorsChantal Thomas   LumièresJoël Adam

Collaboration à la mise en scèneJulien Chavaz Collaboration aux costumesJean-Jacques Delmotte

Rezension:

Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi
Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi

Das Grand Theatre de Genève schenkt seinem Publikum eine amüsante, höchst unterhaltsame  Produktion zum Jahresende: «Le convenienze ed inconvenienze teatrali» (Viva la Mamma) von Gaetano Donizetti. Daniel Dollé hatte es in seiner Einführung versprochen (übrigens durchaus besuchenswert – Dollé macht diese Einführungen immer mit grosser Begeisterung, engagiert und fundiert),Tränen gebe es an diesem Abend höchstens vor Lachen.

Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi
Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi

«Viva la Mamma» ist eine Oper in der Oper, eine Parodie auf die Oper und die Geschichte dessen, was hinter den Kulissen abläuft: Es geht um Divengezicke und Tenorgehabe, um Eitelkeiten, Rivalitäten und Intrigen, dies zur wunderbar leichten Musik von Donizetti. Hintergründig geht es aber auch über die ungewisse Zukunft der Oper und somit auch vieler Theatersäle.

Chaos im Parkhaus

Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi
Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi

Der Vorhang ist noch nicht ganz offen da ertönen schon die ersten Lacher aus dem Publikum. Wir befinden uns in einem alten Theater, das zu einer Parkgarage umfunktioniert worden ist (Dekor Chantal Thomas). Die Bühne ist zugemauert, drei Autos stehen herum, eine junge Frau entsteigt ihrem türkisfarbenen Cinquecento und stöckelt mit unzähligen Einkaufstaschen zur Garage raus. Nun erscheinen die Sängerinnen und Sänger zur Probe der Oper «Romulus und Ersilia». Nur hat da so jeder seine eigene Idee, welchen Platz im Stück sie oder ihm zusteht, mit wem sie oder er singen will und generell wie das Stück daherkommen sollte. Da ist die Prima Donna Daria in ihrem schwarzen Etuikleid mit weissem Fellkragen und Fellhütchen (eine wunderbar agierende Patrizia Ciofi, herablassend, hochmütig, mit aber ab und an etwas belegter Stimme, vor allem im ersten Teil). Sie weigert sich, mit der Seconda Donna (Melody Louledjian) zu singen. Ihr sie bis zur Selbstaufgabe vergötternder Gatte Procolo (David Bizic) unterstützt sie in jeder Hinsicht. Der Kontertenor Pippetto (Katherine Aitken) ist nicht zufrieden mit seiner Arie und der Tenor Guglielmo (Luciano Botelho) möchte auf dem Plakat zuoberst erwähnt werden. Dirigent (Pietro die Bianco), Librettist (Enric Martínez-Castignani) Impresario (Péter Kálmán) und Theaterdirektor (Rodrigo Garcia) verzweifeln zusehends. Sie versuchen, die Gemüter zu besänftigen und etwas Ordnung in dieses Chaos zu bringen.

Mann als Frau als Mann…

Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi
Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi

Nun kommt auch noch Mamma Agata, die Mutter der Seconda Donna, eine wahre Erscheinung! Laurent Naouri spielt diese italienische Übermamma als wäre die Rolle für ihn geschrieben worden. Jetzt geht es erst richtig los: Mamma Agata, in geblümten Kleid mit grauer Strickjacke und schwarzer Lackhandtasche, übernimmt die Bühne und das Geschehen und begeistert von der ersten Sekunde an, pathetisch, dramatisch, überbordend. Wie Naouri mit seiner Stimme spielt, seine Gestik und Mimik, das  ist ganz grosses Kino. Die Arie über das Rondo, welches Mamma Agata für ihre Tochter fordert, ist an Komik kaum zu überbieten und erhält tosenden Szenenapplaus. Nun flieht auch noch der Kontertenor, Mamma Agata ersetzt ihn, eine sozusagen vierfache Travestie: ein Mann, der eine Frau darstellt, singt die Rolle des Kontertenors, der oft von einer Frau gesungen wird.

Der erste Teil der Geschichte endet damit, dass die Mauer auf der Bühne mit grossem Getöse, Flutlicht und Rauchschwaden durchbrochen wird, Dramatik pur, danach befinden sich alle im alten Theatersaal, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat.

Von Sardinen und Broccoli

Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi
Viva la Mamma Szenenfoto von Carole Parodi

Die Proben gehen weiter, das Chaos ebenfalls: Statisten stehen unbeholfen herum, fuchteln unkoordiniert mit Lanzen und lachen, wenn sie betreten sein sollten. Mamma Agata setzt zur Arie «Assisa a` piè d’un sacco» an, eine Parodie auf «Assisa a` piè d’un salice» aus Rossinis Othello, aber nicht bevor sie ihre Lacktasche mit auf die Bühne geholt hat. Im Clinch mit dem Souffleur, der nach mehr Abstand verlangt, surft sie in allen möglichen und unmöglichen Stimmlagen herum, ist mal gestenreich überbordend, mal verschämt verlegen, mal theatralisch ausladend, dann wieder bemüht weiblich. In Unkenntnis von Noten und Text singt sie von frittierten Sardinen und durchsichtigen Broccoli, da bleibt kein Auge mehr trocken, das ist grandios! Luigia, die Seconda Donna – anfänglich verlegen, zurückhaltend und peinlich genau den Regie-Anweisungen von Mamma Agata folgend – wird plötzlich immer mutiger und steigert sich schlussendlich in Armbewegungen, die man sich sonst von Schlagerstars gewohnt ist. Zu guter Letzt wird das Stück wegen mangelnder Finanzen abgesagt, die ganze Truppe macht sich aus dem Staub, ein Abbau-Trupp erscheint und macht sich daran, den Theatersaal mit Pressluft- und Abbruchhämmern abzubauen.

Regisseur Laurent Pelly zieht alle Register, Sängerinnen und Sänger folgen ihm mit grösstem Vergnügen, das Publikum ist begeistert: die Komik nimmt kein Ende, trotzdem verkommt der Abend nicht zum billigen Slapstick.

Das Sänger-Ensemble ist sehr homogen, durchwegs schöne, tragende Stimmen. Das Orchestre de Chambre de Genève unter Roberto Balistreri bringt die Leichtigkeit und Verspieltheit Donizettis wunderbar herüber und ist subtile und unterstützende Begleitung des Ensembles auf der Bühne. Ein wahrlich unglaublich vergnüglicher Abend!

Kleine Fotodiashow der Protagonisten und der Produktion von Carole Parodi:

fotogalerien.wordpress.com/2018/12/22/grand-theatre-de-geneve-le-convenienze-ed-inconvenienze-teatrali-viva-la-mamma-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: www.geneveopera.ch

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Haus der Musik Innsbruck, Tanztheater Frida Kahlo – Nueva Pasión, 16. Dezember 2018, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Frida Kahlo Foto Guentheregger
Frida Kahlo Foto F. Guentheregger

Besetzung: Tanzstück von Enrique Gasa Valga . Libretto von Enrique Gasa Valga und Katajun Peer-Diamond . Musik interpretiert von Lila Downs, Brigitte Fassbaender, Chavela Vargas, Buika u. a.

Frida Kahlo .           Pilar Fernández Sánchez, Camilla Danesi, Lara Brandi, Chiara Ranca

Leo Trotzki              Yulian Botnarenko, Federico Moiana

Fridas Vater            Martin Segeta, Emanuele Chiesa

Diego Rivera           Gabriel Marseglia, Nicola Strada

Der Tod                  Balkiya Zhanburchinova, Sayumi Nishii

Fridas Schwester    Brígida Pereira Neves, Camilla Danesi

Josephine Baker     Addison Ector

Ensemble               Tanzcompany des TLT

 

Rezension:

Das gefeierte Tanzstück als Porträt der mexikanischen Malerin erlebt nach seinem unglaublichen Erfolg 2011 fast unverändert ein Comeback  in den Kammerspielen in Innsbruck. Innsbrucks Ballettchef Enrique Gasa Valga begeistert einmal mehr.

Maria Pilar Sanchez als Frida Kahlo und  Gabriel Marseglia als Diego Rivera Foto Rupert Larl
Maria Pilar Sanchez als Frida Kahlo und Gabriel Marseglia als Diego Rivera Foto Rupert Larl

Die Bühne, wahlweise ein grosses, lichtdurchflutetes Zimmer mit Fenstern und Flügeltüren oder ein Platz mit Häuserfassaden, ist in ein sanftes Hellblau getüncht, Frida Kahlo als junges Mädchen in blütenreinem Weiss schwebt über die Bühne, mit unglaublicher Leichtigkeit, unbändiger Lebensfreude und Sorglosigkeit. In der kurzen Pause zum nächsten Bild ertönt ein Quietschen, Krachen und Knirschen, Geräusche des schrecklichen Unfalls, welchen Frida erlitt und an dessen Folgen sie ihr Leben lang leiden musste. Im nächsten Bild steht sie ganz alleine mitten auf der Bühne, in einem blutroten Samtkleid, unglaublich einsam, verloren und verletzlich, ein Rollstuhl wird hereingeschoben, sie setzt sich mühsam drauf und schaut zu, wie die anderen um sie tanzen.

Farbsymphonie

Camilla Danesi, Alice White, Emanuele Chiesa, Mikael Champs Foto Rupert Larl
Camilla Danesi, Alice White, Emanuele Chiesa, Mikael Champs Foto Rupert Larl

Das sind zwei der insgesamt 27 Bilder in zwei Akten, welche in diesem Tanztheater die Geschichte der Frida Kahlo erzählen. Zwei unglaublich starke Bilder, überhaupt lebt dieses Ballett von seinen Bildern, von den farbenfröhlichen Kostümen (Andrea Kuprian) und den wunderschönen Lichteffekten (Michael Reinisch), die die Bühne wahlweise in unschuldiges Weiss, leidenschaftliches Rot, verhaltenes Grau tauchen und immer wieder neue Effekte erzeugen. Dazu gibt es Einspielungen von Fotos aus Fridas Leben, von ihren Bildern, kurze Filmsequenzen, Texte, die entweder im Off oder von den Tänzerinnen gesprochen werden, Liedern, die sie teilweise auch selber singen. Es ist ein Gesamtpaket über diverse Stationen im Leben dieser unkonventionellen Frau und Malerin: Diego Rivera und Frida, die Hochzeit, die Affäre Diegos mit Fridas Schwester Cristina,  Fridas Affäre mit Josephine Baker, ihre Reise nach Paris, nach New York, ihre Begegnung mit Trotzki, ihr politisches Engagement und schlussendlich ihr früher Tod. Dies zu Musik aus allen Sparten, von Mariachi über Kurt Weill  bis hin zu Brahms.

Maria Pilar Sanchez als Frida Kahlo und Ensemble Foto Rupert Larl
Maria Pilar Sanchez als Frida Kahlo und Ensemble Foto Rupert Larl

Das Programmheft gibt Hinweise und Informationen, die man vorgängig lesen sollte, es lohnt sich, wenn man sich etwas auskennt im bewegten Leben der Frida Kahlo, denn es gibt unzählige Anspielungen im Stück. Versteht man diese nicht, kann man sich aber auch einfach den wirklich wunderschönen Bildern hingeben, die Enrique Gasa Valga auf die Bühne der Kammerspiele zaubert. Die Szenen mit dem Ensemble sind meist fröhlich ausgelassene Tanzsequenzen, die Solos und Pas-de-deux eindrücklich, leidenschaftlich und gefühlvoll. Und wenn Frida ihre Wut und Enttäuschung über Diegos Affären auslebt, ist das Verzweiflung pur, beinahe greifbar.

Die zwei Fridas

Lara Brandi (Frida Kahlo), Maria Pilar Sanchez (Frida Kahlo) Foto Rupert Larl
Lara Brandi (Frida Kahlo), Maria Pilar Sanchez (Frida Kahlo) Foto Rupert Larl

Auf der Bühne sind oft zwei Fridas (Maria Pilar Sanchez und Lara Brandi). Die Künstlerin erklärte die beiden Fridas in ihrem gleichnamigen Gemälde als Ausdruck ihrer Dualität. Die beiden Tänzerinnen sehen sich zum Verwechseln ähnlich, zierlich aber stolz, fragil und dennoch kraftvoll. Oft sitzt oder steht die eine reglos am Rande, als Trösterin oder Bewacherin, während die andere tanzt, manchmal tanzen sie gemeinsam, dann mutet es an wie ein Spiegelbild.

Viva la Vida

Lara Brandi (Frida Kahlo) und Ensemble Foto Rupert Larl
Lara Brandi (Frida Kahlo) und Ensemble Foto Rupert Larl

Das Tänzerensemble überzeugt auf der ganzen Linie, Gabriel Marseglia gibt einen leidenschaftlichen Diego, Yulian Botnarenko einen energischen Trotzki und Addison Ector eine exzentrische Josephine Baker. Das Stück endet mit Fridas letztem Bild: Wassermelonen rollen über die Bühne, im Hintergrund erscheint das Bild «Viva la Vida», Diego Rivera sitzt auf einer Bank, aus seinem Mund tropft der Saft der Melonen, farblich ist alles so abgestimmt, als gehöre es zum Bild.

Nueva Pasión ist ein Gesamtkunstwerk, alles greift ineinander über, ergänzt und vervollständigt sich. Die Bilder bleiben einen noch weit über den tosenden Schlussapplaus an der Premiere im Kopf.

Die ursprünglich angesagten Aufführungen bis März 2019 sind alle ausverkauft, zusätzliche Termine im Oktober 2019 ebenfalls schon gut gebucht.

Text und Fotos

www.gabrielabucher.ch

Kleine Fotodiashow der Produktion von Rupert Larl:

fotogalerien.wordpress.com/2018/12/18/haus-der-musik-innsbruck-tanztheater-frida-kahlo-nueva-pasion-16-dezember-2018-besucht-von-gabriela-bucher-liechti-2/

Fotos und Video

www.haus-der-musik-innsbruck.at

 
 
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Fado Ikone Mariza im KKL Luzern 13. Dezember 2018, besucht von Léonard Wüst

Fado Queen Mariza
Fado Queen Mariza

Besetzung:

Mariza, vocals – José Manuel Neto, portuguese guitar – Pedro Jóia, classic guitar – Fernando Araújo, acoustic bass – Hugo Marques, drums/percussion

Rezension:

Der traditionelle Fado, immaterielles UNESCO Weltkulturerbe
Der traditionelle Fado, immaterielles UNESCO Weltkulturerbe

Sie ist die schillerndste der aktuellen weiblichen „Grössen“ des Fado. Die sehr extrovertierte,  als Marisa dos Reis Nunes am 16. Dezember 1973 in Lourenço Marques Mosambik geborene Sängerin, feiert etwas viel eher sich selbst als den Fado, lässt die Demut gegenüber diesem portugiesischen immateriellen UNESCO Welterbe vermissen. Ins Konzert startete die wasserstoffblonde hochgewachsene Sängerin mit einem traditionellen Fado, bei dem auch der wichtige Part der portugiesischen Gitarre zum Tragen kam. Dieses Instrument, das mit künstlichen Fingernägeln (Unhas Postiças) gezupft wird, gilt als das weltweit am härtesten gespannte Saiteninstrument überhaupt

Einsatz zusätzlicher Instrumente, entgegen der Tradition

In Lissabons Fado-Museum sind Instrumente aus verschiedenen Epochen ausgestellt.
In Lissabons Fado-Museum sind Instrumente aus verschiedenen Epochen ausgestellt.

Die klassische Instrumentenbesetzung beim Fado besteht in der Regel aus einer Guitarra Portuguesa (einem zwölfsaitigen, birnenförmigen Instrument, etwa ein Drittel kleiner als eine klassische Gitarre), einer Viola (klassische Gitarre) und einem Kontrabass, bzw. einer Bass-Viola. Im Unterschied zu andern bekannten Fadointerpretinnen der aktuellen Generation wie. zum Beispiel Ana Moura, Luisa Rocha, Misia oder ganz besonders Carminho, bedient Mariza sich auch eher ungewöhnlicher zusätzlicher Instrumente bei der Performance der traditionellen Sehnsuchtslieder. So sassen an diesem Abend auch ein Akkordeonist und ein Perkussionist auf der Bühne Das ist nicht per se schlecht, wenn dies aber nur dem Zweck von mehr Spektakel dient, konterkariert es die lange Tradition des „Gosto de ser triste“, des Genusses traurig zu sein. Ebenso verwässert es den so typischen, an sich schon perfekten Fadosound. Dazu noch in einem transparenten Kleid tänzelnd Hüften schwingen und Po wackeln tut einem Fadokenner, als den ich mich bezeichnen darf, nur noch weh und lässt mich Kopf schütteln.

Sängerin mit aussergewöhnlicher Stimme

Szenenfoto von Carlos Mateus de Lima
Szenenfoto von Carlos Mateus de Lima

Sie performt einen Mix aus brasilianischer Musik, Gospel, Jazz und Soul, aufgemixt mit etwas Karibiksound und portugiesischer Folklore. Sie tut  das mit einer aussergewöhnlichen Stimme, die im Jahre 2000 zur besten Fadostimme des Jahres gekürt wurde. Da passt die BBC Auszeichnung zur Künstlerin der Weltmusik 2003 und die Nomination im Jahr 2007 für ihr Album „Concerto em Lisboa“ für den Latin Grammy in der Kategorie Bestes Folk Album weit besser.

Auf der Homepage des Veranstalters wird die Künstlerin als Fado Diva bezeichnet. Diva, da stimme ich zu, aber weit weg von einer Fadista.

Versöhnlicher Abschluss mit einem „richtigen“ Fado

Denkmal der Entdecker in Belem Hier wird an die Seefahrer-Tradition des Landes erinnert
Denkmal der Entdecker in Belem Hier wird an die Seefahrer-Tradition des Landes erinnert

Als letztes Lied des Konzerts gab es mit „Primavera“ doch noch ein richtiges Fado, mit dem sie demonstrierte, dass sie sehr wohl Fado kann. Nur wenn ich den Begriff grosszügig sehr weit fasse, lässt sich das Gebotene unter „Fado“ einordnen. Eine Art portugiesischer Musikantenstadl triffts wohl eher. Auch vermisste ich, dass keine einzige „Guitarrada“ vorgetragen wurde, bei der die Instrumentalisten ihr Können demonstrieren dürfen und wie es eigentlich bei Fadokonzerten üblich ist. Dem Publikum gefiel diese Art von Musik trotzdem, vor allem die vielen portugiesisch sprechenden, in der Schweiz wohnhaften, liessen sich mitreissen und, ja, zum mitklatschen und mitsingen animieren. Dementsprechend heftig fiel dann auch der Schlussapplaus aus und führte beinahe zu einer stehenden Ovation.

Trailer Mariza – Primavera

www.youtube.com/watch?v=SU2xGmhoX1M

GUITARRADA| José Duarte| Bruno Costa

www.youtube.com/watch?v=4FTo8DGKshU

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:

www.allblues.ch

https://www.mariza.com/

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FESTIVAL STRINGS LUCERNE, Eröffnungskonzert Konzert Reihe Luzern "Tanz der Freude", 3. Dezember 2018, besucht von Léonard Wüst

Solist Ray Chen Violine und die Lucerne Festival Strings
Solist Ray Chen Violine und die Lucerne Festival Strings

Besetzung und Programm:

Festival Strings Lucerne
Ray Chen Violine
Daniel Dodds Leitung & Violine

Dmitri Schostakowitsch: Zwei Stücke für Streichorchester op. 11

Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64

Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Rezension:

Daniel Dodds , Leitung und Violine Foto Dorothee Falke
Daniel Dodds , Leitung und Violine Foto Dorothee Falke

Das Konzert eröffnende stark slawisch geprägte Frühwerk von Sostakowitsch verrät in seinen Satzbezeichnungen musikalische Orientierungen, die auch für den reifen Schostakowitsch gültig blieben: der erste Satz, Präludium genannt, ist eine Hommage an Johann Sebastian Bach, der zweite, ein Scherzo, zeigt in seinem sarkastischen Ton bereits die Doppelbödigkeit späterer Schostakowitsch-Scherzi. Man kann in ihm Anklänge an die Ballettmusik, das goldene Zeitalter und an die ersten beiden Sinfonien hören. Tonmaterial, grad recht für die Strings, um sich warmzuspielen, auf Touren zu kommen, zwei Stücke für Streichorchester op. 11 so richtig, um auch das zahlreich erschienene Publikem einzustimmen, das sich dafür mit starkem Applaus dafür bedankte.

Mendelssohns Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64

Ray Chen, Solist Violine Foto Sophie Zhai
Ray Chen, Solist Violine Foto Sophie Zhai

Bereits im Alter von neun Jahren erhielt Ray Chen die Einladung, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele 1998  in Nagano aufzutreten. Seit seinem Gewinn 2009 beim berühmten Reine-Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel und einem medialen Auftritt, der begeistert und inspiriert, erreicht der Australier mit taiwanesischen Wurzeln Millionen von Zuhörern und Followern und damit auch ganz neue und junge Zuhörer rund um den Globus. Und so trat er denn auch an, topmotiviert, mit vollem Körpereinsatz manchmal etwas ungestüm wie ein junger Musketier, wobei er, statt der feinen Klinge, einen feinen Bogen führte. Das Zusammenspiel mit dem Orchester und dessen präzisen Einsätzen klappte ab Beginn bestens, Solist und Mitmusiker motivierten sich wechselseitig zu Glanzleistungen, mit dem Solisten als Primus inter Pares. Seit Juni 2014 spielt Ray Chen die Stradivari „Joachim“ von 1715, eine Leihgabe der Nippon Music Foundation.

Solist ist von Beginn weg voll gefordert

Festival Strings Lucerne im KKL Luzern
Festival Strings Lucerne im KKL Luzern

Nach einer kurzen Einleitung des Orchesters setzt die Violine bereits im zweiten Takt mit einem schwungvollen Thema ein, das im Hintergrund von den Streichern begleitet wird; während der Entwicklung des Themas meldet sich das Orchester mit kurzen, aber bestimmten Tutti zu Wort. Im Anschluss übernimmt das Orchester das Thema der Violine und variiert es, woran sich ein Dialog der Violine mit abwechselnd den Streichern und dann den Bläsern anschließt. Danach ist es an den Bläsern, eine Variation des Themas aufzugreifen, die von der Violine wiederholt wird und mit Begleitung der Bläser, die ihre Variation zwischendurch kurz wiederholen, weiterentwickelt wird. Plötzlich wiederholt die Violine, diesmal energischer, ihr Hauptthema und probiert unter Begleitung des Orchesters wie getrieben alle möglichen Variationen. Ein Crescendo des Orchesters beendet die Variationen; nun ist die Violine mit der Kadenz an der Reihe. Nach der Kadenz wiederholt das Orchester im Piano das Hauptthema des Satzes und wird dabei in schnellem Arpeggio vom Solisten begleitet. Die Violine übernimmt es, das Thema zu variieren; nach einer Weile treten abwechselnd die Bläser und die Streicher als Begleitung hinzu. Ein Dialog zwischen Violine und Orchester führt langsam aber sicher zu einer Reihe kraftvoller Akkorde, die dem Fagott die Aufgabe übertragen, zum zweiten Satz überzuleiten. Der junge Solist bewegte sich sehr selbstsicher und erstaunlich routiniert durch die Partitur und bot, in perfektem Zusammenspiel mit seinen Mitmusikern, einen musikalischen Leckerbissen, dem sachkundigen Publikum sichtlich Freude bereitend. Für den langanhaltenden, stürmischen Applaus zeigte sich Ray Chen in Form von Paganinis Caprice No.21 als Zugabe erkenntlich.

Beethovens musikalische Liebeserklärung an die „Unsterbliche Geliebte“ Antonie Brentano im 2. Konzertteil

Meiner hochverehrten Freundin Antonie Brentano von Beethoven. Erst dieses Jahr wurde diese eigenhändige Widmung auf dem Titelblatt eines bislang unbekannten Exemplars der Partitur entdeckt, aufgrund dieser  zahlreiche Forscher  in Antonie Brentano die Adressatin des berühmten Briefes an die Unsterbliche Geliebte sehen, den der Komponist am 6./7. Juli 1812 in Teplitz schrieb.

Dramatisches Klangtableau entsteht im Schatten der napoleonischen Feldzüge

Daniel Dodds, Violine und Leitung
Daniel Dodds, Violine und Leitung

Dieses opulente Klanggemälde, das während der schon stark fortgeschrittenen Taubheit des Komponisten entstand,  bot den „Strings“ die perfekte Möglichkeit, ihr grosses Können einmal mehr zu demonstrieren, wie gewohnt unter der magistralen, trotzdem unauffälligen Leitung ihres Chefs Daniel Dodds. Wie meistens auf der äussersten Kante seines Stuhles sitzend, absolviert er seine doppelte Aufgabe als 1. Geiger und gleichzeitig Leiter des Orchesters mit vollem Engagement, was sich in seiner Körpersprache deutlich äusserte und auch an seiner Mimik gut abzulesen war. Das Orchester bot einmal mehr ein Gesamtkunstwerk und das Auditorium wusste dies mit dem entsprechenden Applaus zu würdigen.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos http://www.festivalstringslucerne.org/de/home

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