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Benefizkonzert der MS-Gesellschaft, Tonhalle Maag Zürich, 2. Dezember 2018, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Sinfonieorchester Camerata Schweiz
Sinfonieorchester Camerata Schweiz

Programm und Besetzung :

Ludwig van Beethoven | Klavierkonzert D-Dur op. 61 a

Joseph Haydn | Sinfonie Nr. 104 D-Dur «London»

Sinfonieorchester Camerata Schweiz
Howard Griffiths: Leitung
Claire Huangci: Klavier

Rezension:

Strömende Zuschauermassen in strömendem Regen, Tixi-Taxis treffen fast im Minutentakt ein, vor der Tonhalle Maag in Zürich bildet sich eine lange Schlange an diesem ersten Sonntag im Advent: Viel Solidarität mit den Menschen mit MS, aber auch viel Neugier auf das Programm und die Interpreten des diesjährigen Benefizkonzertes der MS Gesellschaft. Im grossen Foyer wärmen sich die einen unter den Heizstrahlern, andere bedienen sich aus grossen Schalen mit Spanischen Nüssli und Schokorondellen, es herrscht eine lockere Stimmung. Vom Gebäude nebenan wummert ein gewaltiger Bass, «nur bis 11.00 Uhr», beruhigt die Platzanweiserin, ein nahtloser Übergang von Party zu Klassikkonzert.

Auf dem Programm dieses Benefizkonzertes stehen Beethovens Klavierkonzert in D-Dur op. 61 a, ursprünglich für Violine geschrieben. Solistin ist die amerikanische Pianistin Claire Huangci, diesjährige Gewinnerin des renommierten Géza Anda Preises. Das zweite Werk ist Joseph Haydns Sinfonie Nr. 104 D-Dur «London», die Camerata Schweiz spielt unter der Leitung von Howard Griffith.

Gefühlte 40 Jahre

Howard Griffiths Leitung
Howard Griffiths Leitung

In seiner gewohnt lockeren Art begrüsst Howard Griffith die Gäste, erzählt von seiner Mutter, welche selber MS hatte und von seiner Verbindung zur Solistin Claire Huangci. Er kenne sie schon so lange, dass sie mindestens 40 sein müsste, sie sei aber erst 28. Mit seinem herrlichen Akzent und seiner unkomplizierten Art hat er die ausverkaufte Maag Halle sofort auf seiner Seite.

Atemberaubende Präzision

Claire Huangci Solistin am Klavier Fozo Mateusz Zahora
Claire Huangci Solistin am Klavier Foto Mateusz Zahora

Ebenso auf ihrer Seite hat Claire Huangci das Publikum bereits nach den ersten paar Takten. Für Zuhörer, welche Beethovens Werk als Violinkonzert kennen, sind diese zwar anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, aber Huangci spielt mit so viel Hingabe, so leichtfüssig und mit glockenklarem Anschlag, dass man die Violine gerne und schnell vergisst. Singend und perlend kommt der erste Satz daher, mal grazil hingehaucht, ins Orchester hineingewebt, dann wieder atemberaubend virtuos mit unglaublich präzisen Trillern in einem kaum vorstellbaren Tempo. In der Kadenz lebt sie ihre Virtuosität nochmal voll aus, im spannungsvollen Dialog mit der Pauke.

Claire Huangci Solistin am Klavier
Claire Huangci Solistin am Klavier

Im zweiten Satz bleibt sie gleichfalls gefühlvoll, leicht und sanft, wird dann energisch im dritten Satz, aber ohne jegliches Pathos, ohne Affektiertheit. Howard Griffith begleitet mit der Camerata subtil und bleibt im ausgewogenen Zwiegespräch mit der hervorragenden Solistin. Man kann Beethoven nur beglückwünschen, dass er damals auf Wunsch des Pianisten und Notenverlegers Clementi diese Version für Klavier geschrieben hat, sei es nur, damit Huangci sie so wundervoll interpretieren kann. Die junge Pianistin wird vom Publikum frenetisch beklatscht und bedankt sich mit einem atemberaubenden Encore, der Toccata aus Friedrich Guldas Übungsstücke «Play Piano Play.»

Adventsstimmung

Claire Huangci  Foto Gregor Hohenberg
Claire Huangci Foto Gregor Hohenberg

Im zweiten Teil folgt Haydns Sinfonie Nr. 104 «London». Da ist viel Spielfreude zu spüren, eine wunderbare Leichtigkeit, Verspieltheit und Transparenz. Auch hier zeigt sich der ganze Saal begeistert. Das Publikum wird aber nicht einfach so in diesen ersten Adventsonntag entlassen. Gemeinsam mit der Camerata und dem jungen Solisten Axel Marena wird «Stille Nacht» gesungen, auf Wunsch der MS Gesellschaft zum Abschluss noch Leonard Cohens «Hallelujah». Der Advent ist mehr als stilvoll eingeläutet!

Text:  www.gabrielabucher.ch

Fotos: www.multiplesklerose.ch/de/

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Gölä 20 Jahre Jubiläums-Show, Hallenstadion Zürich, 1. Dezember 2018, besucht von Léonard Wüst

Gölä im Hallenstadion Foto Ruedy Hollenwäger
Gölä im Hallenstadion Foto Ruedy Hollenwäger

Besetzung: Gölä (Marco Pfeuti) und Band

Rezension:

Jodlerquartett Rosenberg aus dem Prättigau
Jodlerquartett Rosenberg aus dem Prättigau

Mit seinem Debutalbum «Uf u dervo» schrieb Gölä 1998 Musikgeschichte in der Schweiz. Dieses Album verkaufte sich rund 250’000 Mal, hielt sich mehr als 2 Jahre in den Charts und löste hierzu-lande einen regelrechten Mundartboom aus. Seither hat der «Büetzer» aus dem Berner Oberland acht weitere Mundart-Alben veröffentlicht, die alle Platz 1 der CH-Hitparade belegten und (meistens mehrmals) mit Platin ausgezeichnet wurden.

Der Mundartrocker in Action
Der Mundartrocker in Action

Legendär sind auch die eindrücklichen Mundartkonzerte von Gölä im Zürcher Hallenstadion, das er seit 2002 mit seiner Band und Überraschungsgästen (u.a. mit Steve Lee, Polo Hofer, Bligg, DJ Bobo, Marc Storace, Jodelchor, Tschäggättä aus dem Wallis…) bereits fünf Mal restlos ausverkauft hat. Vom ersten bis zum letzten Ton haben die Fans jeweils alle Songs lauthals mitgesungen und auch die gebotene Bühnenshow hielt jedem Vergleich mit der eines internationalen Stars stand.

Jessie Rich
Jessie Rich

Das Hallenstadion dreimal hintereinander zu füllen bleibt sonst nur absoluten Superstars wie Tina Turner, Helene Fischer, Ed Sheeran oder den Rolling Stones vorbehalten, eigentlich undenkbar, dass dies auch einem Schweizer Musiker, und dann  erst noch einem Mundartrocker, gelingt.

Das Phänomen des singenden Maurers aus dem Berner Oberland

Alpentainer Marc Trauffer
Alpentainer Marc Trauffer

Er kann eigentlich gar nicht singen, ist beileibe auch kein hochbegabter Gitarrist, trotzdem sind seine Konzerte innert Stunden, gar innert Minuten ausverkauft, kurzfristig anberaumte Zusatzkonzerte eher die Regel, denn die Ausnahme. Marco Pfeuti, wie er mit bürgerlichem Namen heisst, als besonders talentierten Entertainer zu bezeichnen wär auch nicht unbedingt richtig. Nichtdestotrotz gelingt es ihm, trotz, oder wegen seiner Fäkalsprache das Image eines einfachen „Bauchnuschtis“ zu pflegen, laufend noch mehr Anhänger zu gewinnen. Am selben Tag, mit einem Konzert um 13.00 Uhr und einem um 19.00 Uhr das Zürcher Hallenstadion mit jeweils über 10000 Zuhörern zweimal zu füllen, hat noch keiner vor ihm geschafft, nicht mal Superstars wie Tina Turner, Helene Fischer oder James Blunt.

Creme de la Creme der Schweizer Musikszene als Special Guest mit auf der Bühne.

Schlangenfrau Nina Burri
Schlangenfrau Nina Burri

Zu diesem Erfolg trägt auch der unkonventionelle Showablauf bei, so eröffnete Schlangenfrau Nina Burri mit ihren, im wahrsten Wortsinn halsbrecherischen Verrenkungen den Abend, was selbst für eingefleischte Gölä Fans überraschend war, sind die sich doch einiges gewohnt von ihrem Liebling, der dann nahtlos mit „Gib mir chli Musig“ übernahm, gefolgt vom „Erscht Tag“, ¨übergehend in eine kurze Anmoderation.

Sandee und Babs Moser
Sandee und Babs Moser

Für diese reduzierte er sein oberes Outfit auf das legendäre schwarze Unterleibchen, das seine Vollkörpertätowierungen besser zur Geltung brachte und das einfache Büetzerimage unterstrich, wie dies ebenso das folgende Lied „Ech wärche hart“ tat.

ZIBBZ
ZIBBZ

Sein „Ohni di“ gab er dann zusammen mit dem Jodelquartett Rosenberg aus dem Prättigau zum Besen. Daraufhin bat Gölä mit Jesse Rich, einen seiner Backgroundstimmen für ein Duett an den Bühnenrand. Dann begrüsste er als ersten Spezialgast mit Marc Trauffer eine andere Berner Oberländer Musikgrösse mit dem er dann „Heiterefahne“ intonierte.

Schöre Müller
Schöre Müller

Für „Louenesee“ kam dann dessen Komponist, Span Legende Schöre Müller, auf die Bühne.

Indianer von Gölä mit Kathrin Burch und dem Jodlerklub Echo vom Glaubenberg
Indianer von Gölä mit Kathrin Burch und dem Jodlerklub Echo vom Glaubenberg

Dazwischen unterstützten ihn noch Kathrin Burch und der  Jodlerklub Echo vom Glaubenberg beim Vortragen des „Indianer“. Bevor auch noch IBBZ die Bühne enterten, wie dies vorher auch schon, die von Gölä als „myni Wiiber vo Wimmis“ angekündigten, Sandee und Babs Moser getan hatten.

Krokus die Schweizer Kultband
Krokus die Schweizer Kultband

Auch „Krokus“, die Kultband, die als einzige Schweizer Rockband eine Weltkarriere gemacht hat, stand in ihrer Gesamtbesetzung bei Gölä auf der Bühne.

Besondere Überraschung in Person eines Weltstars als Zugabe

Nachdem Gölä sich mit einem Gitarrensolo zu profilieren versuchte, bat er als krönenden Abschluss  die englische Rocklegende Urgestein Bonnie Tyler zu sich auf das Set für zwei ihrer grössten Hits, bevor dann der „Schwan“ den ultimativen Schluss markierte.

Bonnie Tyler & Gölä – Holding Out For A Hero

www.youtube.com/watch?v=pU-wrz1yDw

Gölä Hallenstadion Zürich, 1. Dezember 2018 Video 2

www.youtube.com/watch?v=97qxi9Xthbw&feature=youtu.be

Gölä Hallenstadion Zürich, 1. Dezember 2018 Video 3

 

www.youtube.com/watch?v=5MsrP4PFip4&feature=youtu.be

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: Ruedy Hollenwäger Léonard Wüst und

http://www.abc-production.ch/index

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Lucerne Festival, Abschlusskonzert Piotr Anderszewski, 25. November 2018, besucht von Léonard Wüst

Piotr Anderszewski Foto Simon Fowler Warner
Piotr Anderszewski Foto Simon Fowler Warner

Besetzung und Programm: Piotr Anderszewski  Klavier

Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Präludium und Fuge C-Dur BWV 870 aus Das Wohltemperierte Klavier, Band 2
 
Präludium und Fuge f-Moll BWV 881 aus Das Wohltemperierte Klavier, Band 2
 
Präludium und Fuge Es-Dur BWV 876 aus Das Wohltemperierte Klavier, Band 2
 
Präludium und Fuge dis-Moll BWV 877 aus Das Wohltemperierte Klavier, Band 2
 
Präludium und Fuge As-Dur BWV 886 aus Das Wohltemperierte Klavier, Band 2
 
Präludium und Fuge gis-Moll BWV 887 aus Das Wohltemperierte Klavier, Band 2
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
33 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli op. 120

 

Rezension:

Präludien und Fugen aus Band 2 des Wohltemperierten Klaviers von J. S. Bach

Das Wohltemperierte Klavier (BWV 846–893) ist eine Sammlung von Präludien und Fugen für ein Tasteninstrument in zwei Teilen. Teil I stellte Bach 1722, Teil II 1740/42 fertig. Jeder Teil enthält 24 Satzpaare aus je einem Präludium und einer Fuge in allen Dur- und Molltonarten, chromatisch aufsteigend angeordnet von C-Dur bis h-Moll. Davon interpretierte Anderszewski ab Präludium und Fuge C-Dur bis Präludium und Fuge Gis-Moll, deren zwölf. Dieses Instrumentalwerk das vornehmlich der Ausbildung des musikalischen Nachwuchses diente, war für den Pianisten ideal, um sich für die ungleich schwierigeren Diabelli Variationen warm zu spielen, was er aber trotzdem mit gebotener Aufmerksamkeit und grossem Können tat.

Beethovens Diabelli-Variationen op. 120.

Sie sind ein Meilenstein im Repertoire und eine Herausforderung für jeden Pianisten gleichermaßen: die 33 Variationen von Beethoven über einen Walzer von Anton Diabelli. Bis heute bilden sie einen Zyklus, der an Kühnheit, Detailfülle, Ernst und Humor in der Musikgeschichte seinesgleichen sucht. Anders als vielleicht die Goldberg-Variationen sind sie nicht „nur“ eine Verdichtung aller früheren Musik, sondern auch eine Öffnung späterer Musik. „Altes und Neues stehen nebeneinander, vielmehr: beide werden innerhalb der Entwicklungsarchitektur zu einer höheren Einheit verschmolzen. Das Prinzip des ausgleichenden Gegensatzes herrscht allenthalben: Unerbittliche kontrapunktische Strenge steht neben zartem Tasten wie in einem Nocturne (Var. 29), entfesselte Virtuosität neben lyrischen Ruhepunkten; farbige Flächigkeit wechselt mit Abschnitten, in denen schroffe Akzente das Thema gleichsam »gegen den Strich kämmen«.

Beethoven verarbeitete den Walzer in sage und schreibe 33 Variationen, die uns tatsächlich verblüffen. Das geht in schnellen bis rasanten Tempi bis hin zu ruhigen und schweren Varianten. Die Tonlagen ändern sich, die Melodien werden mal von der rechten, mal von der linken Hand übernommen. Anderszewski arbeitet diese Unterschiede auf beeindruckende Weise heraus und fasziniert mit seiner Art, gefühlvoll die Töne ausklingen zu lassen. Auch vermochte er stets mit lebendiger, plastischer Artikulation präsent zu sein, nicht zuletzt in einer ungemein farbigen, modernen Kadenz.

Der Pianist schenkte den angespannten, gebannt lauschenden Konzertbesuchern einen Höhepunkt nach dem andern, bis alle 33 Variationen interpretiert waren und der Künstler entspannt die Schultern sinken liess, kurze fast ehrfürchtige Ruhe, gefolgt von tosendem Applaus.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

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IN MEMORIAM DAVID BILL, eine Kolumne von Anna Rybinski

Wandskulptur Bill Sitfung

Er fühlte sich von Gegensätzen magisch angezogen.

Raum, der geteilt, eingeteilt und strukturiert wird, Flächen von Objekten, die immer anders zusammengefügt und durch Farbkontraste hervorgehoben werden: All das faszinierte den jungen Künstler und es fasziniert auch uns, wie er die selbstgestellten Aufgaben zu lösen verstand.

 

David Bill Foto Jakob Bill

Nach einer abgeschlossenen Lehre als Schmied beschäftigte er sich innerhalb der konkreten Kunst von Anfang an mit Metall und bildete sich als Autodidakt weiter. Der Kubus wurde der Mittelpunkt seiner Skulpturen, den er auf jede mögliche Weise zu zerlegen und wieder zusammenzufügen wusste. Die «rhythmischen Ausschnitte», wie David seine Vorgehensweise bei manchen Objekten bezeichnete, haben ihre eigene, fast musikalische Logik, sie pulsieren in der Tat wie ein verborgener Rhythmus. Bei Flächen und deren Dimensionen hatten seine unzähligen Varianten zu verschiedenen Raumkontrasten geführt,  bei Farben  blieb er hingegen  dem grösstmöglichen Kontrast treu: Schwarz und Weiss dominierten seine Skulpturen, seitdem er seinen eigenen Stil fand.

 

Es war nicht leicht für ihn, mit dem familiären Erbe umzugehen und zu sich selbst zu finden. Sein Grossvater war das Universalgenie Max Bill, Architekt, Maler, Grafiker und Plastiker. Der Vater, Jakob Bill, als promovierter Archäologe, fand zur Malerei als Autodidakt und schafft eine eigene Welt von geometrischen Farbkompositionen, mit unendlich vielen Varianten von Schattierungen und Farbintensität. David war ein Sucher und Zweifler – aber zuletzt hat er auch das Richtige für seinen Schaffensdrang gefunden, bei dem er sich entfalten konnte: den Kontrast zwischen Raum und  Objekt. Die Gegensätze von Schwarz und Weiss, die diesen Raum füllen oder sogar sprengen,  geben seinen Skulpturen eine eigene Dynamik; alles öffnet sich und wächst über die tatsächliche Grösse hinaus.

Sein Material war der Stahl, dessen Bearbeitung  nicht nur künstlerische Kreativität, sondern auch solides Handwerk mit  höchster Präzision verlangte.

Seine Stahlskulpturen sind weiss und schwarz einbrennlackiert. Er hat die Bleche, nach seiner Vorstellung und ohne (!) vorherige Zeichnung,  jeweils im Kopf berechnet und bestellt. Die Blechplatten schweisste er selber zusammen und polierte sie. Für die Einbrennlackierung klebte er die gewünschten Flächen selber ab. Früher war Schwarz und Weiss dominant bei ihm, im letzten Jahr wendete er auch Farben an.

Dazu Dorothea Strauss, ehemalige Direktorin des Museum Haus Konstruktiv: „Man möchte seine Skulpturen umlaufen, um ihre Grammatik zu verstehen und gleichzeitig laden sie dazu ein, das delikate Spiel zwischen Raum und Fläche einfach nur zu geniessen. Auf die Frage hin, ob er seine häufig geradezu kniffligen Verschränkungen zwischen Flächen und Volumina an Modellen erprobt, lächelte David Bill nur. Nein, er entwickle die jeweilige Systematik ausschliesslich im Kopf. David bezeichnete diesen Vorgang als dreidimensionales Schachspiel.“

 

Die Familie des Künstlers und die Galerie grunder perren in Adligenswil machten es mit einer zweitägigen Gedenkausstellung für Freunde und Bekannte möglich,  persönlich Abschied von ihm zu nehmen. Die Anwesenden waren tief bewegt, es war für alle ein schmerzhaftes, persönliches Innehalten vor den letzten Dingen: David Bill ist mit 42 Jahren aus dem Leben geschieden.

Text: annarybinski.ch/

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