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Katy Perry «WITNESS: The Tour»Hallenstadion Zürich, 1. Juni 2018, besucht von Léonard Wüst

Katie Perry im Hallenstadion Zürich, 1. Juni 2018, Foto Ruedy Hollenwäger
Katie Perry im Hallenstadion Zürich, 1. Juni 2018, Foto Ruedy Hollenwäger

Besetzung:

Katie Perry und Band

Support-Act: Tove Styrke

 

Rezension:

„WITNESS: The Tour“ ist Perrys erste Tour seit der „Prismatic“-Welttournee 2014/15. Damals spielte die Musikerin ein Mammut-Programm von 150 Konzerten.

Mit ihrem Album «Witness» findet Katy Befreiung in den Veränderungen ihres eigenen Lebens und in der Welt um sie herum, in dem sie Songs liefert, welche sowohl die Gedanken als auch die Bewegung inspirieren. Die bislang veröffentlichten Singles wie das platinveredelte «Chained To The Rhythm» mit Skip Marley und der neue Song «Bon Appétit» mit Migos und «Swish Swish» feat. Nicki Minaj zeigen die musikalische und thematische Bandbreite des neuen Albums.

Bombastische Bühnenshow im „Wädlitempel“

Support-Act Tove Styrke
Support-Act Tove Styrke

Nach der, als Support Act engagierten Tove Styrke, bei der die Tontechniker den „leiser“ Regler nicht gefunden hatten, deshalb überschlug sich und widerhallte alles, dauerte es geschlagene 50 Minuten bevor sich der Main Act, also Katie Perry auf die Bühne bequemte, dies tat sie dann aber schwebend  aus einem Sternengerüst heraus und hernieder, dabei eine Kurzversion des Show Intros „Witness“ intonierend, um eine zweistündige Show zu zelebrieren, Auf der riesigen Showbühne hatte sich bereits ihre Band platziert. Diese bestand aus je einem Keyboarder, Schlagzeuger und Bassisten, ergänzt durch zwei Gitarristen und eine Gitarristin.

Der Sängerin Hang zur Reizüberflutung.

Katy Perry auf ihrer Welttournee  Witness The Tour  Bild  Paul Bergen Keystone
Katy Perry auf ihrer Welttournee Witness The Tour Bild Paul Bergen Keystone

Der in rosa Zuckerwatte gepackte Girlie Event im Zürcher Hallenstadion lockte sehr viele Besucher an, die Halle war praktisch ausverkauft. Die Zielgruppe, kreischende weibliche Teenies samt mütterlichem Anhang bevölkerte die Halle. Die Künstlerin betet eine bemerkenswerte physische Leistung, mit den Tanzeinlagen und all den anstrengenden Turneinlagen, auch nicht jederfau Sache, wie sie sich meterhoch über dem Hallenboden ungesichert auf einer Schaukel durch den Raum schweben lässt.

Ein richtiges Mutter mit Teenie Töchtern Konzert

Katy Perry auf ihrer Welttournee Witness The Tour, Szenenfoto
Katy Perry auf ihrer Welttournee Witness The Tour, Szenenfoto

In Zürich führt Perry ein halbes Dutzend knalliger Kostüme vor, spielt ein bisschen Gitarre und schlägt das Rad, während die sechs Musiker und acht Tänzerinnen um sie herumwirbeln. Ausserdem gondelt sie auf einem Planeten durch die Halle, wird von überdimensionalen Salz- und Pfefferstreuern gewürzt und bei «I Kissed a Girl» – ihrem ersten Hit von 2008 – von einem ebenso riesigen Kussmund verschlungen. Dazwischen übt die Entertainerin ein paar Brocken Schweizerdeutsch («Hoi zäme! – Heb Pfrässi!») und wirft mit einem Vater-Sohn-Fanduo überdimensionale Basketbälle in einen Korb. Irgendwann kommt dann auch der legendäre Left Shark auf die Bühne, jener aus dem Takt geratene Tanz-Haifisch von Perrys Super-Bowl-Auftritt 2015, der jetzt mit den Füssen Piano spielen kann.

Katy Perry auf ihrer Welttournee Witness The Tour, Szenenfoto
Katy Perry auf ihrer Welttournee Witness The Tour, Szenenfoto

Leider dauert diese Sequenz überlang und die Stimmung lässt hörbar nach. Die Musik dringt über weite Strecken übersteuert und matschig aus den Boxen, Hauptsache, es steppen die Riesenflamingos oder es wird Poledance an übergrossen Blumen vollführt. Erst bei ruhigeren Nummern wie «Into Me You See» spürt man so etwas wie Anmut und Kraft. Nur: Eigentlich wollte Katy Perry ja seit der letzten US-Präsidentschaftswahl, bei der sie Hillary Clinton supportete, viel weniger Budenzauber fabrizieren und stattdessen «purposeful pop» machen – also entschlossener, aktueller und kantiger klingen. Davon ist in Zürich wenig zu spüren, es sei denn, man entdecke Abgründiges darin, wenn die Sängerin «bubbles» auf «troubles» reimt, während sie durch ihr überzuckertes Fantasieuniversum swisht.Die Stimme in den hohen Passagen eher etwas wackelig und professionell vom Play-back abgelöst – eben mehr Show als Stimme. Diese war aber wirklich gigantisch. Und wer geht schon an ein Konzert der hübschen Dame, um nur Ihre Stimme zu hören? Den Fans hats gefallen und sie sparten denn auch nicht mit Applaus und lautem Kreischen, bis sie ihre Zugaben bekamen. Das Ganze ist eine Mischung aus Disneyworld, Moulin Rouge Revue, Cirque du Soleil und Friedrichstadtpalastshow

Ein paar Videotrailer der Show:

https://youtu.be/Mgr6I74ZggY

https://youtu.be/6SADgpUClkAh

https://youtu.be/3glCsuH9TfI

https://youtu.be/g4xkiQ4RORc

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:

http://www.abc-production.ch/index und

www.katyperry.com

 

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Luzerner Sinfonieorchester, Unbekannte Schätze russischer Musik am Zaubersee gehoben

Intendant Numa Bischof Ullmann Foto Ingo Hoehn

Acht Konzerte an drei Veranstaltungsorten und ein begeistertes Publikum.
Die siebte Ausgabe des Zaubersee-Festivals bot zahlreiche Meisterwerke sowie unbekannte Schätze russischer Komponisten und festigte seinen Ruf als hochkarätiges Kammermusikfestival für russische Musik.

Von Mittwoch, 30. Mai bis Sonntag, 3. Juni veranstaltete das Luzerner Sinfonieorchester die siebte Ausgabe des Zaubersee-Festivals. In sieben Kammermusikveranstaltungen im Hotel Schweizerhof und in der St. Charles Hall Meggen traten Künstler wie die Cellisten Mischa Maisky, Truls Mørk und Christian Poltéra, die Mezzosopranistin Ekaterina Semenchuk oder die Pianisten Behzod Abduraimov und Stanislas Ioudenitch auf.

Behzod Abduraimov und Luzerner Sinfonieorchester_©Ingo Hoehn

Im Rahmen eines Sinfoniekonzerts im KKL Luzern gelangte unter der Leitung von James Gaffigan das zweite Klavierkonzert von Sergei Rachmaninoff zur Aufführung. Das Publikum bedankte sich dafür beim Luzerner Sinfonieorchester und beim Solisten Behzod Abduraimov mit stehenden Ovationen. Abduraimov, der erste Artist in Residence am Zaubersee-Festival, zeigte sich während der fünf Tage nicht nur im grossen Konzertrepertoire, sondern auch als versierter Kammermusiker und als Rezitalist.

Am Zaubersee wurden dieses Jahr aber auch unbekannte Schätze geborgen: In einer Welturaufführung spielte das Quatuor Danel die beiden Werke Improvisation und Romanze von Mieczyslaw Weinberg. Weinberg (1919-1996) nahm in der sowjetischen Musikszene zwar eine Aussenseiterrolle ein, inspiriert Musiker aber bis heute. Ebenfalls neuartig und aussergewöhnlich waren die Einführungen von Musikwissensschaftlerin und Cambridge-Professorin Marina Frolova-Walker sowie von Parfum-Experte Luca Turin.

 

Numa Bischof Ullmann, Künstlerischer Direktor und Gründer des Festivals Zaubersee, zeigt sich denn auch sehr zufrieden: «Die siebte Ausgabe von Zaubersee ist absolut gelungen». Die Auslastung lag mit nahezu 90% so hoch wie nie. Insgesamt zählte das Festival an den acht Konzerten rund 3‘000 engagierte Zuhörende, die aus der ganzen Schweiz wie auch aus dem Ausland nach Luzern reisten. Die gute Auslastung der Konzerte und die Rückmeldungen der Besucher zeigen, dass sich die Umbenennung des Festivals in «Kammermusikfestival russischer Musik in Luzern» gelohnt hat. «Das Publikum erhält so eine klarere Idee vom Inhalt des Zaubersee-Festivals», ist Bischof Ullmann überzeugt.  www.sinfonieorchester.ch

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Migros – Kulturprozent – Classics, Extrakonzert II Sächsische Staatskapelle Dresden, KKL Luzern, 31. Mai 2018, besucht von Léonard Wüst

Sächsische Staatskapelle Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden

Besetzung und Programm:

Sächsische Staatskapelle Dresden

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      Carl Maria von Weber – Ouvertüre zur Oper „Oberon“

 

Rezension:

Die Sächsische Staatskapelle Dresden ist wohlbekannt in der Innerschweiz und jährlich an einem der Lucerne Festivals präsent und ebenso im Rahmen von Tourneen des Migros – Kulturprozent – Classic, wie an diesem Abend, in Begleitung des russischen Klaviervirtuosen Denis Mazujew (*11. Juni 1975 in Irkutsk).Auch der Russe ist in Luzern wohlbekannt und gern gesehen, bzw. gern gehört. Die Protagonisten wurden an diesem Migros Kulturprozent  Classics Konzert  im total ausverkauften Konzertsaal des KKL mit enthusiastischem Applaus willkommen geheissen. Karten für das Konzert wurden auf dem Europaplatz vor dem KKL fast wie Wertschriften gehandelt.

Brillanter Konzertauftakt mit Carl Maria von Webers Oberon Ouvertüre

Christian Thielemann, Dirigent
Christian Thielemann, Dirigent

Die am 12. April 1826 unter der musikalischen Leitung des Komponisten im Royal Opera House Covent Garden in London uraufgeführte Ouvertüre ist eher selten in einem Konzertprogramm gelistet, schade, hat sie doch, wenn so brillant wie von den Sachsen vorgetragen, einiges zu bieten. Beginnend mit romantischen Hornklängen und sanften Violinen, unterstützt von kurzen Einwürfen der Oboe und der Klarinetten, weitergeführt durch Trompetenklänge, alles schlussendlich unterlegt von den Streichern. Diese übernehmen schliesslich vehement das Diktat und absolvieren einige furiose Passagen, sodass man  vor seinem geistigen Auge, förmlich die Elfen über die Konzertbühne schweben sah. Thielemann, höchst konzentriert und angespannt, führte zügig durch die Partitur. Die Musiker wurden für diesen aussergewöhnlich furiosen Start in den Konzertabend mit grossem, stürmischem Applaus bedacht.

Franz Liszt – Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur

Denis Matsuev Solist am Klavier
Denis Matsuev Solist am Klavier

Das zweite Klavierkonzert von Franz Liszt ist, für diesen Komponisten, eher untypisch, da viel weniger kaskadenartige Staccato als die andern seiner Werke, weniger für den spektakulären Effekt geschrieben und ruhiger, trotzdem technisch äusserst anspruchsvoll.

Nachdem der Steinway Flügel gerichtet war, betrat, unter grossem Applaus, der Solist des Abends, Denis Matsuev, die Bühne. Das Orchester baut die Komposition, beginnend durch die Holzbläser, langsam feierlich dramatisch auf, in die der Solist dann einige flinke Läufe einfügt, die überflogen werden von einer Solosequenz des Horns, bevor der Pianist einige donnernde Tonkaskaden hin hämmert, die dann vom Orchester aufgefangen und weitergetragen werden. Matsuev, eher der Stoiker, agiert  kaum mit Körper und Gesten, was weniger stark nach aussen transportiert, wie schwierig die Partitur ist. So kommt dieses Werk weniger spektakulär rüber, als dies bei einem extrovertierten Showpianisten wie z.B. lang Lang der Fall ist. Der feinfühlige Russe dagegen, feilt lieber an den Nuancen in den ruhigeren Passagen, die er akzentuiert herausarbeitet, wie er es besonders ergreifend im Dialog mit dem Cello (Friedwart Christian Dittmann) zelebrierte.

Die Künstler, insbesondere der Solist durften einen verdienten, langanhaltenden Applaus entgegennehmen, die den Pianisten immer wieder auf die Bühne zurück rief, bis er doch noch eine kurze Zugabe gewährte und dann das begeisterte Publikum in die Pause entliess

2. Konzertteil Johannes Brahms – Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98

Hier kam die personelle, aber auch musikalische Grösse des Orchesters voll zum Tragen, manchmal drohte die Ausführung durch Thielemann aber fast ins Brachiale zu kippen, besonders in den Tutti wo er mittels vollem Körpereinsatz das Orchester vorwärtspeitschte, wogegen er die solistischen Passagen fein und gefühlvoll herausarbeitete, die Anleitungen nur mittels Fingerzeichen, Kopfbewegungen und Mimik vermittelte

Zu Beginn der Sinfonie heben die Geigen an mit einer getragenen Sehnsuchtsmelodie, die scheinbar aus dem Nichts kommt. Und doch ist bereits hier Brahms, der Konstrukteur, am Werk, denn das Intervall der Terz, das dieser Melodie zugrunde liegt, prägt den weiteren Verlauf der Sinfonie entscheidend. Im 1. Satz beherrscht es die Entwicklung, kehrt in den Folgesätzen sporadisch wieder, und wenn im Finale das düstere Chaconne-Thema erklingt, besteht auch hier die Basslinie aus einer wuchtigen Terzen Kette.

Der Sachsen fulminanter Ritt durch die Brahmsche Partitur

Dem Auditorium schien dieser Ritt durch die Partitur in der von den Protagonisten gebotenen Rasanz und Lautstärke, der in einem furiosen Finale endete, gefallen zu haben, überhäufte es die Sachsen doch mit tosendem Applaus und vereinzelten Bravorufen, auch die einzelnen Register durften sich über einen Extraapplaus freuen, zu einer stehenden Ovation reichte es aber nicht ganz.

Christian Thielemann, der Hans Dampf in allen Gassen?

Christian Thielemann Dirigent
Christian Thielemann Dirigent

Der ausgewiesene Wagner Spezialist Christian Thielemann ist, nebst seiner Tätigkeit bei der Sächsischen Staatskapelle und an der Semper Oper, ja auch noch musikalischer Direktor der Bayreuther Festspiele und ebensolcher bei den Osterfestspielen in Salzburg, wo „sein“ Orchester auch gleich noch das Residenzorchester ist. Zudem wird Christian Thielemann 2019 das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker dirigieren. Zudem hat er viele Berufungen, als Gastdirigent bei einigen der weltbesten Orchestern tätig zu sein, also ein dicht gedrängtes Programm für den 59jährigen, gebürtigen Westberliner.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/  

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Luzerner Theater, Dancemakers Series #9 Choreographien aus dem Tanzensemble, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Dancemakers Series 9 Foto Ingo Hoehn
Dancemakers Series #9 Foto Ingo Hoehn

Besetzung:

Tanz Luzerner Theater: Zach Enquist, Carlos Kerr Jr., Olivia Lecomte, Dor Mamalia, Sada Mamedova, Aurélie Robichon, Tom van de Ven, Andrea Thompson, Giovanni Insaudo, Sandra Salietti, Valeria Marangelli, Louis Steinmetz, Aurora Stretti

Rezension:

Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn
Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn

Hausgemachte Choreografien der Tänzerinnen und Tänzer, kurze Stücke unterschiedlichster Art über ganz persönliche Themen, ungewohnte Nähe zu Tänzerinnen und Tänzern, das ist Dancemakers, mittlerweile in der 9. Ausführung. «Sie zeigen unter einfachen Bedingungen ihre Arbeiten – nah, pur und mit viel Herzblut – Selfmade with love», beschreibt die Dramaturgin Selina Beghetto den Abend im Programmheft.

Es war ziemlich heiss und schwül im Südpol an der Premiere am vergangenen Freitag und es herrschte eine fast unnatürliche Stille im Raum, bedingt durch die Nähe der Bühne? Die beinahe greifbare Anspannung und Vorfreude seitens des Publikums und der Tänzerinnen und Tänzer auf die immer sehr persönlichen und speziellen Momente mit dem Ensemble «Tanz Luzerner Theater»?

Krimi in Endlosschlaufe

Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn
Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn

Die sieben Stücke waren wie erwartet unterschiedlichster Natur; verspielt, verrückt, entrückt, poetisch, hektisch. Humorvoll «Une petite soirée» von Zach Enquist, eine kurze Party-Krimi-Szene in Endlosschlaufe, mit jeder Wiederholung konzentrierter, schneller. Zwar eher Theater als Ballett, wobei nur Tänzer so elegant sterbend zu Boden gehen oder so unglaublich kraft- und leblos aus Sesseln gleiten können.

Danach zeigte sich, was Dancemakers auch noch ist. Tänzerinnen und Tänzer schieben Kulissen weg, kehren den Boden, bereiten die Bühne auf das nächste Stück vor.

Poesie und Melancholie

Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn
Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn

Von den sechs weiteren Stücken besonders erwähnenswert «LIVing», ein sehr poetisches, ruhiges Solo von Dor Mamalia mit einer ausdrucksstarken Olivia Lecomte. Zur melancholischen Ballade von Asaf Avidan & The Mojos scheint sie sich in sich selber zu verflechten, versunken in der eigenen Wahrnehmung. Eindrücklich und irgendwie tieftraurig auch «Babochka» von Sada Mamedova zur Musik des Isländers  Ólafur Arnalds. Mamedova fand für das Stück eine ganz eigene Bewegungssprache, eine Art Pas-de-deux für vier Arme und Hände, mit wunderschönen Verschlingungen, Spiegelungen, Verdoppelungen.

Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn
Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn

«Women’s Studies» von und mit Aurélie Robichon und Tom van de Ven beginnt mit den rhythmischen Bewegungen zweier Körper im  Liebesakt, wobei man im blauen Halbdunkel bald erkennt, dass sie für sich allein bleiben. Auch über den Rest des Stückes berühren sie sich kaum, obwohl sie sich zu verfolgen scheinen und sich kaum aus den Augen lassen. Das hat etwas Gehetztes, Atemloses. In «Babel» von Giovanni Insaudo wird die Sprachlosigkeit thematisiert, dabei spielt Insaudo geschickt mit den Sprossen seines «Turms», einem grossen Hochstuhl. «L’appel du vide» von Carlos Kerr Jr. erzählt von psychischen Problemen, Aberglauben, Wahnsinn und in «How to Crave» von Olivia Lecomte und der Schauspieldramaturgin Friederike Schubert wird Andrea Thompson zu A’s Monolog aus Sarah Kanes «Crave» am Ende bildlich vereinnahmt von dieser ausufernden Liebeserklärung.

Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn
Szenenfoto Dancemakers #9 Ingo Hoehn

Die Dancemakers Series erlauben es immer wieder, kurz in die Köpfe der Tänzerinnen und Tänzer zu blicken, einige ihrer Ideen, vielleicht auch Träume und Vorlieben wenn auch nicht immer zu verstehen, so doch mindestens zu erahnen. Die jungen Choreografinnen und Choreografen arbeiten viel mit Videos, Texteinspielungen – teilweise von Bloggerinnen – das ist alles jung, frisch und mutig und fühlt sich ein bisschen an wie wenn man einen flüchtigen Blick ins Wohnzimmer der WG «Tanz Luzerner Theater» werfen würde.

Kleine Fotodiashow der Produktion von Ingo Hoehn:

fotogalerien.wordpress.com/2018/05/31/dancemakers-series-9-choreographien-aus-dem-tanzensemble/

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: luzernertheater.ch

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