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Lucerne Concert Band, Luzerner Musiker auf der grossen Bühne im KKL Luzern, 29. April 2018, besucht von Léonard Wüst

Lucerne Concert Band, Galakonzert 2018 Foto: Priska Ketterer Luzern
Lucerne Concert Band, Galakonzert 2018 Foto: Priska Ketterer Luzern

Besetzung:

Lucerne Concert Band, Leitung  Gian Walker

Sabrina Auer, Henrik Belden, Johnny Burn

 

Rezension:

2006 geboren als Kind der Feldmusik Luzern, hat sich die ca. fünfzigköpfige Formation „Lucerne Concert Band“ ihre gute Reputation weit über Luzern hinaus geschaffen, was auch die immer sehr gut besuchten Anlässe im Konzertsaal des KKL Luzern bezeugen. Ob allein, oder wie an diesem Abend, mit musikalischen Gästen, immer wieder vermögen Sie das Publikum abzuholen und zu begeistern. Mit ihrem grossem Können und der ansteckenden Spielfreude verbreiten die Musiker, unter dem souveränen Dirigat von Gian Walker, gute Laune und beste Stimmung.

Die „Lucerne Concert Band“ in überschäumender Spiellaune

Sabrina Auer im Gespräch mit Moderator Damian Betschart
Sabrina Auer im Gespräch mit Moderator Damian Betschart

Zum Auftakt spielten die Musiker eine kurze Sequenz im typischen Big Band Sound, bevor der Moderator des Abends, Damian Betschart vom 1. Balkon aus das Publikum willkommen hiess und kurz erläuterte, wie der Abend ablaufen sollte und welche Gäste das folgende Programm, unter dem Motto  „100% Luzerner Power“, bereichern würden, natürlich, Nomen est Omen, alles Künstlerinnen aus Luzern und Umgebung.


Sabrina Auer mit der Lucerne Concert Band
Sabrina Auer mit der Lucerne Concert Band

Betschart kündigte dann auch schon die erste Künstlerin an, die international vor allem als Musicaldarstellerin tätige Mezzosopranistin Sabrina Auer. Die Band intonierte ein längeres Intro, worauf die Künstlerin, einen Song von Adèle intonierend, die Bühne betrat. Im folgenden „You Raise Me Up“ erhielten René Riebli am Alt-Saxofon und Roger Hasler an der Trompete Gelegenheit, ihr solistisches Können zu demonstrieren, dies sehr zur Freude des sachkundigen Auditoriums. Sabrina Auer schuf dann mit Leonard Cohens «Halleluja» eine schon fast andächtige Stimmung in den sehr gut besetzten Konzertsaal, bevor Gian Walker seine Mitmusiker durch ein Melodienpotpourri querbeet durch populäre Musikliteratur führte, dies in der immer passender Lautstärke und gleichbleibendem Engagement. Dann übernahm wieder Sabrina Auer mit dem gefühlvoll vorgetragenen „Imagine“ von John Lennon mit kongenialer Klavierbegleitung, eingebettet im Big Band Sound. Zum Abschluss ihres Auftritts startete sie mit dem Feger „What a Feeling“ aus Flashdance, komponiert von Giorgio Moroder so richtig durch. Das Publikum bedankte sich bei den Protagonisten mit einem langanhaltenden, kräftigen Applaus.


Johnnie Burn im Element
Johnnie Burn im Element

Für mich weniger inspirierend, unnötig, gar etwas deplatziert,  dann der Auftritt des Comedians Johnnie Burn, der sich aber später noch als durchaus passabler Sänger erweisen sollte.

Heimspiel zum Bühnenjubiläum


Henrik Belden animiert das Publikum zum Mitklatschen
Henrik Belden animiert das Publikum zum Mitklatschen

Henrik Belden und Band erobern den weissen Saal. Nach über 350 Konzerten und fünf veröffentlichten Studioalben ist der Luzerner Singer/Songwriter pünktlich zum 1ojährigen Bühnenjubiläum im grossen Saal des KKL  angekommen, womit sich für ihn ein grosser Traum erfülle, wie er eine entsprechende Frage von Moderator Damian Betschart beantwortete. Belden spielt sein Set, begleitet von seinen drei Bandmitgliedern, nicht aber von der „Lucerne Concert Band“.

Gian Walken, am Taktstock, hat alles und alle im Griff
Gian Walken, am Taktstock, hat alles und alle im Griff

Geballte Luzerner Power, alle auf die Bühne, lautete die Losung für das Finale, Sabrina Auer, Henrik Belden und Johnnie Burn intonierten gemeinsam, unterstützt von allen andern Musikern, „We are the World“, das 1985 von Michael Jackson und Lionel Richie geschrieben wurde und bis heute zu den meistverkauften Singles zählt. Diese Darbietung zeichnete das Auditorium mit einer stehenden Ovation aus.

Grosses Finale We are the World mit allen drei Stargästen
Grosses Finale "We are the World" mit allen drei Stargästen

Text: www.leonardwuest.ch

Veranstalter und Fotos:

http://www.fml.ch/index.php/concertband

Homepages der Gastkünstler:

http://sabreena.ch/ 

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Jazz Club Luzern,The Count Basie Orchestra, KKL Luzern, 26. April 2018, besucht von Léonard Wüst

The Count Basie Orchestra
The Count Basie Orchestra

Besetzung:

Musical Director/Trumpet:
Scotty Barnhart

Vocal:
Carmen Bradford

Trumpets:
Michael Williams
Kris Johnson
Margues Carroll
Endre Rice

Trombones:
Clarence Banks
David Keim
Alvin Walker
Mark Williams

Saxes:
Frank Basile
Doug Miller
Dave Glasser
Doug Lawrence
Charlie Young

Rhythm Section:
George Caldwell p
Will Matthews g
Trevor Ware b
Robert Boone dr

Rezension:

Die Urbesetzung der Band nach deren Gründung 1935 umfasste neun Mitglieder, Basie am Piano, zwei Trompeter, drei Saxophonisten, Posaunist, Bass und Schlagzeug.

Big Band Swing Sound ist nur etwas für Nostalgiker, Ewiggestrige, ältere Semester?

Count Basie bei einem Auftritt im New Yorker Jazzclub Aquarium, ca. 1947
Count Basie bei einem Auftritt im New Yorker Jazzclub Aquarium, ca. 1947

Weit gefehlt, ein altersmässig sehr durchmischtes Publikum im gutbesetzten Konzertsaal im KKL wartete auf die vor 83 Jahren gegründete Band. Spätestens seit Robbie Williams den Swing für sich und seine Fangemeinde entdeckt und wachgeküsst hat, interessiert sich auch ein jüngeres Publikum wieder für die Dinosaurier dieses Genres. 17 Musiker des Orchesters betraten pünktlich die Bühne und setzten sich an ihre Plätze. Es folgte der Bandleader Scotty Barnhart, mit seiner Trompete in der Hand und unverzüglich startete man in das Set mit einem Standard, das auch schon mit ersten Soli garniert wurde, u.a. von zwei der total fünf Saxophonisten, die sich am Bühnenrand mit fulminater Fingerakrobatik freundschaftlich duellierten. Daraufhin ergriff der Bandleader seine Trompete mit dem  Dämpfer und glänzte im Stile eines Miles Davis an vorderster Front, bevor er sich wieder nahtlos in den kompakten Orchestersound integrierte. Der volle Sound, zu dem die Rhythmussektion mit fein tarierter Lautstärke und variantenreich viel beitrug, inklusive den solistischen Kurzausflügen von Pianist George Caldwell und Bassist Trevor Ware. Darauf entfalteten sich die satten Bläsersätze, bestehend aus fünf Saxophonen und je vier Posaunen und Trompeten. Dazu erhielten alle Bandmitglieder die Gelegenheit ein Solo, oder auch mehrere zu intonieren. Mit viel Drive und ebenso viel Gespür führte Bandleader Scotty Barnhart seine Mitmusiker durch das Set, mal die Lautstärke, gegebenenfalls auch die Tempi variierend.

Sängerin Carmen Bradford Foto Stephen Pariser
Sängerin Carmen Bradford Foto Stephen Pariser

Etwa bei Konzertmitte gesellte sich die, nicht nur stimmlich voluminöse, Sängerin Carmen Bradford zur Band und interpretierte zwei weniger bekannte Standards, bevor sie dann mit dem Klassiker  „I Wish You Love“, komponiert vom Franzosen Charles Trenet, original  „Que reste-t-il de nos amours?“ glänzte und sich dafür einen kräftigen Szenenapplaus abholte. Danach überliess sie die Bühne wieder dem Orchester, das Bigband Klassiker  an  Bigband Klassiker reihte, ein jeder garniert mit virtuosen Soli. Eine topsolide Leistung des, mit 17 Grammy Awards ausgezeichneten Orchesters, das sich  ursprünglich über den  Kansas City Swing Jazz definierte und diesem  grundsätzlich bis dato treu geblieben ist. Etwas modernere, aktuellere Musikliteratur wird leider nicht serviert, hätte die Band doch, mit diesen ausgezeichneten Musikern, mehr als genug Potential zur kongenialen Umsetzung dieser. Um mit Krokus Bandleader Chis von Rohr zu sprechen: Es hätte ruhig ein bisschen mehr „Dräck“ sein dürfen.

The Count Basie Orchestra
The Count Basie Orchestra

Gegen Ende des Sets kam schlussendlich auch der Basssaxphonist noch zum Handkuss in Form eines Solos, gefolgt durch ein kurzes ebensolches des  Drummers, bevor der Bandleader seine Crew in ein furioses Finale führte. Die nun folgende „Standing Ovation“ belohnten die Protagonisten mit zwei Zugaben, dabei konnte bei der ersteren der Schlagzeuger nochmals sein Können zeigen, ebenso einige Bläser mit abschliessenden, kurzen Solosequenzen. Die Mitglieder und Anhänger des Jazz Clubs Luzern kamen einmal mehr in einen Konzertgenuss der absoluten Weltklasse in der einzigartigen Atmosphäre des Konzertsaals im KKL Luzern.

Sängerin Carmen Bradford
Sängerin Carmen Bradford

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:

https://www.jazzluzern.ch/

Trailer der Band im Sydney Opera House:

www.youtube.com/watch?time_continue=17&v=XvQ8Y6qQLTc

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Luzerner Sinfonieorchester, Feuervogel, KKL Luzern, 19. April 2018, besucht von Léonard Wüst

LSO Luzerner Sinfonieorchester (c)Christian Flierl
LSO Luzerner Sinfonieorchester (c)Christian Flierl

Besetzung und Programm:

Luzerner Sinfonieorchester

James Gaffigan, Leitung

Igor Strawinsky (1882 – 1971)
«Pogrebalʼnaya Pesnya», Trauermusik – Hommage an Rimski-Korsakow

Dieter Ammann (*1962)
«glut» für Orchester (Œuvres Suisses)

Arthur Honegger (1892 – 1955)
Pastorale dʼété

Igor Strawinsky
«Der Feuervogel», Suite aus dem Ballett (1919)

 

Rezension:

Fünf namhafte russische Komponisten winkten ab, als Sergej Diagilew, Impresario der Ballets Russes, sie um eine Ballettmusik zum «Feuervogel» bat. Also blieb nur noch der junge, relativ unerfahrene Igor Strawinsky – und dieser schuf mit dem «Feuervogel» sein erstes Meisterwerk. Die ungemein klangfarbenintensive Partitur verrät auch eindeutig, bei wem Strawinsky das Instrumentieren gelernt hatte: bei Nikolai Rimski-Korsakow. Als dieser 1908 starb, komponierte Strawinsky seinem verehrten Lehrer zum Gedenken eine Trauermusik – sein erstes vollgültiges Werk, das aber nach der Uraufführung verloren ging und erst 2015 in der Bibliothek des St. Petersburger Konservatoriums wieder auftauchte. Was für eine Sensation! Nun war diese Trauermusik erstmals mit dem Luzerner Sinfonieorchester zu hören.

Die dunkle Intonation des alles unterlegenden Bassmotivs prägen diese 12 minütige Werk. Dazu die kurzen Soli einzelner Instrumente, damit, so Strawinskys Intention, jedes einzelne von Ihnen seine eigene Melodie dem verehrten Meister mit ins Grab legt.

„glut“ Bombastische Komposition von Dieter Ammann

James Gaffigan, Leitung
James Gaffigan, Leitung

Dieter Ammann komponiert wenig und in gemächlichem Tempo, daher gibt es bis heute erst einundzwanzig Stücke. Dass er dabei instrumental gern aus den Vollen schöpft, ist inzwischen hinlänglich bekannt. So standen denn u.a. auch gleich acht Schlagwerker auf der Bühne um die monströse Komposition zu interpretieren. Deutlich schimmert immer wieder die Vergangenheit Ammanns als „Jazzer“ durch, ebenso Anlehnungen an die neue, von Gershwin und Bernstein angestossene amerikanische Musik. Zwischendurch auch mal eine Reminiszenz an die ganz Grossen seiner Zunft, wie z. B.  Ravel, um unvermittelt wieder auf diesen ganz neuen Weg einzubiegen, den auch viele seiner Weggefährten, wie Wolfgang Riehm, Matthias Pintscher usw. eingeschlagen haben und der von Pierre Boulez mit seiner „Lucerne Festival Academy“ massgeblich vorbereitet und aufgezeigt wurde. Mit dem, im zweiten Konzertteil programmierten  «Feuervogel», korrespondiert auch Dieter Ammanns «glut» – nach des Komponisten eigenen Worten «eine Welt, deren innere Glut, zu Klang geformt, nach aussen drängt»; eine klangfarblich höchst vielfältige Musik, die «von einer ausserordentlichen Dichte der Ereignisse geprägt» ist. Ja, hochkomplex, kompliziert, irgendwie unvorherseh – und undurchschaubar sind die Klangwerke des 1962 in Aarau geborenen Schweizer Komponisten. Widersprüchlich auch sein Werdegang: Nach Studium von Schulmusik und Jazz wandte er sich der Musiktheorie und Komposition zu, performte parallel dazu in diversen Formationen, an diversen Instrumenten, u.a. in „Steven`s Nude Club“, der Ska – Punkformation des unvergesslichen, viel zu früh verstorbenen Luzerners Thomas Hösli (1965 – 2007). Das Orchester, unter der souveränen Leitung von James Gaffigan, intonierte sichtlich inspiriert, angetan vom Werk Ammanns, der auch die Proben begleitet hatte. Das sachkundige Publikum, vorwiegend Abonnementsinhaber honorierte die Leistung der Protagonisten denn auch mit langanhaltendem, kräftigen Applaus, der sich noch steigerte, als dann auch noch der Komponist höchstpersönlich die Bühne betrat, sich mit entsprechenden Gesten bei den Musikern bedankend.

2. Konzertteil mit Honegger und dem „Feuervogel“ von Igor Strawinsky

Unterschiedlicher geht nicht. Zuerst die besinnliche, nicht unbedingt nach Honegger klingende, schlank instrumentierte Trouvaille „Pastorale d`été“, die er während eines Sommer -Aufenthaltes 1920 in Wengen im Berner Oberland komponiert hat und das die Idylle dieser Gegend reflektiert. Entsprechend schlicht zurückhaltend die Interpretation durch das Residenzorchester des KKL, wie sich der Luzerner Klangkörper seit letztem Jahr nennt.

Dem „Feuervogel“ ging etwas das Feuer ab

Dann der an und für sich temperamentvolle „Feuervogel“, den aber Gaffigan etwas zu dezent anging, das feurige des Vogels zu wenig transponierte, ausser bei der Inangriffnahme, dem ersten Paukenschlag, des vierten Satzes, “Höllentanz des Zauberers Kaschtschej“. Eigenartig, dass der Dirigent dann nicht weiter  befeuerte, sondern eher unterkühlt fortfuhr und erst beim Einschwenken ins furiose Finale aufzeigte, was möglich gewesen wäre. Das Auditorium blieb etwas ratlos zurück, spendete eher höflichen, denn begeisterten Beifall.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: sinfonieorchester.ch/home

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Luzerner Theater, Maria Stuarda Belcanto-Oper von Gaetano Donizetti. Semikonzertante Aufführung, Première, 14. April 2018, besucht von Léonard Wüst

Maria Stuarda links, Elisabetta rechts, unten von l.n.r. Anna, Talbot, Leicester, Cecil
Maria Stuarda links, Elisabetta rechts, unten von l.n.r. Anna, Talbot, Leicester, Cecil

Produktionsteam:

Musikalische Leitung: Rolando Garza Rodríguez Szenische Einrichtung: Friederike Schubert Bühne: Vanessa Gerotto Kostüme: Claudio Pohle Licht: Clemens Gorzella Dramaturgie: Caterina Cianfarini Choreinstudierung: Mark Daver

Besetzung:

Marina Viotti (Elisabetta I.) (19.05. / 27.05. / 15.04. / 24.04.) Theresa Kronthaler (Elisabetta I.) (30.05.) Diana Schnürpel (Maria Stuarda) Denzil Delaere (Roberto, Conte di Leicester) Bernt Ola Volungholen (Giorgio Talbot) Jason Cox (Lord Guglielmo Cecil) Sarah Alexandra Hudarew (Anna Kennedy) Chor des LT Luzerner Sinfonieorchester

Rezension:

Maria Stuarda links, Elisabetta rechts
Maria Stuarda links, Elisabetta rechts

Zwei Herrscherinnen. Allein in der Macht, vereint im Kampf um Englands Thron. Zwischen Elisabeth I. im folgenden Elisabetta genannt, der amtierenden Königin von England und Maria Stuart, Königin von Schottland, kommt es zur Auseinandersetzung, bei der eines sicher ist: Es kann nur eine Königin geben. In Donizettis Belcanto-Oper brechen sich die Leidenschaften in dramatisch zugespitzten Arien mit vorwärtsdrängenden, perlenden oder messerscharfen Tonkaskaden Bahn.

Der grosse Auftritt der englischen Herrscherin

Maria Stuarda Szenenfoto
Maria Stuarda Szenenfoto

Elisabetta erhält per Brief einen Heiratsantrag des französischen Königs, der darin auch gleichzeitig um die Freilassung Maria Stuardas bittet. Obwohl auch ihr Volk um diese Gnade ersucht, windet sich die Herrscherin in Angst um Machtverlust. Zudem ist Leicester, einer ihrer  Günstlinge, fasziniert von der ehemaligen schottischen Königin Maria und schmiedet Pläne, diese zu befreien.

Der semi – konzertanten Aufführungsart angepasstes Bühnenbild

Maria Stuarda Szenenfoto Luzerner Sinfonieorchester
Maria Stuarda Szenenfoto Luzerner Sinfonieorchester

Im hinteren Teil der Bühne, statt wie üblich im Orchestergraben, ist das Orchester platziert, das von Rolando Garza Rodriguez engagiert, manchmal, im Verhältnis zu den Sängerinnen, etwas zu laut, geleitet wird.

Das Bühnenbild, aufgrund der semi – konzertanten Aufführung auf das Wesentliche reduziert, zwei Türme, ähnlich Wachtürmen im Mittelalter, auf dem rechten steht Elisabetta, feuerrothaarig in glänzend goldener Robe, der „Bastard“ aus der Beziehung von Heinrich VIII und Anne Boleyn, wie sie von Maria Stuarda wahrgenommen und später gar bezeichnet wird, auf dem linken Turm der „reinrassige“ Tudorsprössling Maria, schwarzes, zerzaustes Kurzhaar, leuchtend rot gekleidet, seit 18 Jahren an diversen Orten in England inhaftiert, trotzdem unbeugsam, ihren, wie sie meint, berechtigten Ansprung auf den englischen Thron einfordernd.

Gefangen in ihren Turmgefängnissen

Maria Stuarda Szenenfoto
Maria Stuarda Szenenfoto

Die beiden Türme symbolisieren auch die mentalen Gefängnisse  in denen sich die Kontrahentinnen befinden. Gefangen in ihren unterschiedlichen Wahrnehmungen der Situation, blockiert in einer Sackgasse, aus der sie nicht herausfinden. Donizetti spitzt die Eskalation dramatisch zu, die zu einem veritablen verbalen Schlagabtausch eskaliert, eine Konfrontation, die es so gar nie gegeben hat, sind sich die beiden in Wahrheit doch nie persönlich begegnet. Marina Viotti als Elisabetta beherrscht die Szenerie des ersten Aktes, hat der Komponist ihr doch darin die bedeutendste Rolle zugedacht. Die drei männlichen Protagonisten, in normale Anzüge mit Krawatte gekleidet, kommen nicht so oft zum Zuge, für einmal geben die Damen den Ton an. Als Leicester Maria besucht und sie ersucht Elisabetta um Gnade zu bitten und so den Streit zu beenden, folgt diese seiner Bitte, doch die amtierende Herrscherin erweist sich als unerbittlich. Die so gedemütigte Stuarda schlägt verbal zurück, betitelt die Engländerin als abscheulichen Bastard, der den Thron entweiht habe, womit die Ausgangslage wieder den Status Quo erreicht und der schottischen Exkönigin Schicksal besiegelt ist. Während Marina Viotti als Elisabetta ihre Tiraden direkt, auch visuell, an Diana Schnürpel (Maria Stuarda) adressiert, repliziert diese zum Publikum gerichtet, die Attacken also nur indirekt konternd. So ist auch am Luzerner Theater die Engländerin die Böse, während man der Schottin wohlwollender gegenüber steht.

Stiefmütterlich behandelte Männerfiguren bei Donizetti

Männliche Figuren haben in Donizettis „Maria Stuarda“ nicht viel zu sagen, respektive zu singen. Auch, weil die zweite Hälfte des Duetts Marias mit Leicester und der zweite Teil des Duetts mit Talbot weggestrichen wurden. Wenn sie aber mal dazu kommen, ergänzen sie die zwei alles dominierenden Frauenfiguren auf den Türmen sehr gut. Jason Cox als Cecil, wie auch Bernt Ola Volungholen als Talbot halten die hohe gesangliche Qualität der Damen, Tenor Denzil Delaere als Conte di Leicester, intoniert etwas zu wenig akzentuiert, kaum ein Piano, wenn, dann mit hörbar Mühe. Sehr gut auch der Chor ebenso die aufmerksame Anna, Sarah Alexandra Hudarew, als Amme und Vertraute Marias.

Des Dramas zweiter Akt

Maria Stuarda Szenenfoto
Maria Stuarda Szenenfoto

Nachdem Elisabetta auf Drängen ihres Beraters Cecil das von einer Kommission Adliger vor drei Monaten gefällte Todesurteil für Maria unterzeichnet hat, nimmt sie die rote Perücke vom Kopf und schält sich aus ihrer engen Korsage wie aus einem Kokon (Kostüm: Claudio Pohle) scheint sich aber nicht sicher zu sein, ob sie richtig gehandelt hat, wie ein fragender Blick Richtung der Stuarda andeutet. Sie verpflichtet  Leicester noch, bei der Exekution, in Form der Enthauptung, anwesend zu sein, die am folgenden Tag nach dem dritten Böllerschuss erfolgen soll. Dieser hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass, falls Maria sich einsichtig zeigt und Abbitte leistet, Elisabetta sie doch noch begnadigen würde. Als die Hinrichtung unmittelbar bevor steht, äussert Maria gegenüber Cecil folgende zwei Wünsche: Anna, ihre Vertraute, soll sie zur Richtstätte begleiten. Er, Cecil, soll Elisabetta ausrichten, sie, Maria, bete für  England und seine Herrscherin um Segen, auch hätte sie ihr verziehen und ihr vergossenes Blut werde der englischen Königin Gewissen reinwaschen. Dann sehen sich Maria und Leicester ein letztes Mal. Sie singt ihr Schlussgebet – und plötzlich hält das Orchester inne. Maria verlässt über eine Treppe ihr Gefängnis, den Turm (symbolisch für das Kopfrollen nach dem dritten Böller?).

Eine gesangliche Parforceleistung der zwei Hauptfiguren dieses Dramas, die nicht nur bildlich, ( auf dem Turm), sondern auch stimmlich immer auf der Höhe waren.

Das Premierenpublikum honorierte die Leistung der Protagonisten mit langanhaltendem, starkem Applaus, konnte sich aber nicht zu einer stehenden Ovation entschließen. Zu zwiespältig die Eindrücke, eignet sich doch eine Tragödie weit weniger für eine semi – konzertante Aufführung, als, wie letztes Mal, die quirlige Komödie L’italiana in Algeri».

 

Nachtrag:

Zitat Maria Stuarda: „In my End is my Beginning…“ Dies ist das Sprichwort, das Mary während ihres Gefängnisaufenthaltes in England auf ihr Tuch des Eigentums bestickt hat und das Thema in ihrem Leben ist. Es symbolisiert die Ewigkeit des Lebens nach dem Tod und Maria ließ sich wahrscheinlich von dem von ihr angenommenen Emblem inspirieren.

 

Kleine Fotodiashow der Produktion von Ingo Hoehn:

fotogalerien.wordpress.com/2018/04/18/luzerner-theater-maria-stuarda-belcanto-oper-von-gaetano-donizetti-semikonzertante-auffuehrung-premiere-14-april-2018-besucht-von-leonard-wuest/

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch

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