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Luzerner Theater, Tanz 27: Roll ’n‘ Rock It!, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Luzerner Theater Tanz 27 Foto Ingo Höhn
Luzerner Theater Tanz 27 Foto Ingo Höhn

Produktionsteam:

Choreographie, Bühne und Kostüme «Äffi»: Marco Goecke Choreographie und Bühne Uraufführung: Fernando Hernando Magadan Choreographie und Bühne «I New Then»: Johan Inger Kostüme: Bregje van Balen

Besetzung:

Tanz Luzerner Theater: Zach Enquist, Carlos Kerr Jr., Olivia Lecomte, Dor Mamalia, Sada Mamedova, Aurélie Robichon, Tom van de Ven, Andrea Thompson, Giovanni Insaudo, Sandra Salietti, Valeria Marangelli, Louis Steinmetz, Aurora Stretti

Rezension:

Tanz27  Impression der Produktion
Tanz27 Impression der Produktion

Roll’n’Rock it, das sind drei Tanzstücke, drei Choreographien und Musik von The Doors, Johnny Cash und Van Morrison, eine wiederum neue Seite des Ensembles Tanz Luzerner Theater und ein gelungener Abend mit viel Rhythmus, Energie und einer Prise Komik.

Für «Flying High», einer Uraufführung und kreiert für Tanz Luzerner Theater, wählte Fernando Hernando Magadan Stücke von The Doors. Die Bühne ist sozusagen eine Bühne auf der Bühne, zwei grosse Lautsprechertürme, ein Mikrofon, mal als brennende Lampe, mal als rauchende Verführung, Scheinwerferchoreografien wie an Rockkonzerten. Es ist die tänzerische Übersetzung der 60iger Jahre, des Lebens auf der Überholspur von Jim Morrison. Das ist hektisch, organisiert chaotisch und gleichzeitig unglaublich rhythmisch, dynamisch und schnell. Die Tänzerinnen und Tänzer vermitteln ein Gefühl von Untergang, von Zerrissenheit, Menschen, Paare, suchen sich, versuchen sich, und finden sich doch nicht.

Komplexe Bewegungsabläufe

Tanz27  Impression der Produktion
Tanz27 Impression der Produktion

«Äffi» von Marco Goecke ist ein Solo, ein Solo für zwei Arme, zwei Hände und einen Rücken, denn fast die ganzen 11 Minuten steht der Tänzer (an diesem Abend ein sehr überzeugender Louis Steinmetz) mit dem Rücken zum Publikum. Und was für ein Rücken! («Der war doch drauf projiziert» meinte ein Besucher in der Pause «der ist doch nicht real».) Makellos, muskulös, Rippenbögen, die sich bei Drehungen herausschälen, Wirbel, die sich einer nach dem anderen aufeinander fügen, Muskelspiele, kunstvoll ausgelichtet. Dieser Anblick kann durchaus kurz ablenken von den komplexen, virtuosen Bewegungsabläufen. Für Goecke ist der Körper ein Gefängnis, die Bewegung die Befreiung daraus. Steinmetz greift nach dieser Freiheit, mit fliegenden Armen, flatternden Händen, zittrigen Fingern, das erinnert an verwundete Vögel, verletzte Flügel. Und trotzdem ist da eine Leichtigkeit, als würde Goeckes ganz eigene Tanzsprache sich ganz von selbst ergeben zu den Songs von Johnny Cash. Das sind Bilder die sich tief einprägen.

Liebe, Verlust und Komik

Tanz27  Impression der Produktion
Tanz27 Impression der Produktion

Das letzte Stück «I new then» von Johan Inger, eine Schweizer Erstaufführung, wie übrigens «Äffi» auch, erzählt vom Erwachsen werden, von Liebe und Verlust zu Songs von Van Morrison. Aber bevor das Ganze ins Tragische abdriften kann, schwenkt es über ins Komische. Auch dieses Stück ist energiegeladen und wild. Eine Augenweide ist der Gasttänzer Jérôme Marchand, der vorübergehend für den verletzten Giovanni Insaudo einspringt. Trotz seiner 2 m Körpergrösse bewegt er sich wie eine Raubkatze, unglaublich elegant und elastisch.

Ein Tipp noch: Sollten Sie den Besuch noch vor sich haben, planen Sie Zeit für die Einführung. Die Dramaturgin Selina Beghetto vermittelt ihre Begeisterung mit so viel Humor, Unverkrampftheit und Spontaneität, dass man sich danach lachend mit wildfremden Menschen austauscht, voller Vorfreude Richtung Theatersaal schreitet und, wenn man es noch nicht getan hat, noch schnell ein Programmheft kauft.

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: luzernertheater.ch

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Orchestre National de France, KKL Luzern, 12. April 2018, besucht von Léonard Wüst

Orchestre National de France
Orchestre National de France

Besetzung und Programm:

Engelbert Humperdinck (1854 – 1921)
Vorspiel zur Oper «Hänsel und Gretel»

Max Bruch (1838 – 1920)
Schottische Fantasie op. 46 für Violine und Orchester

Maurice Ravel (1875 – 1937)
Une barque sur lʼocéan

Claude Debussy (1862 – 1918)
La Mer

 

Rezension:

Grundsätzliches zu den Protagonisten

Das im Jahre 1934 gegründete Orchestre National de France, das erste ständige Sinfonieorchester Frankreichs, war schon des Öftern zu Gast im Konzertsaal des KKL in Luzern, so u.a.  unter verschiedenen Dirigenten in diversen Konzerten des „Migros – Kulturprozent – Cassics“.

Dirigent  Emmanuel Krivine, geboren in Grenoble, startete seine Karriere als Violinist. Im Alter von 16 Jahren wurde er mit dem Premier Prix des Paris Conservatoire ausgezeichnet und studierte bei Henryk Szeryng und Yehudi Menuhin. Sein Treffen mit Karl Böhm 1965 gab den Ausschlag, dass er sich auf das Dirigieren konzentrierte.

Renaud Capuçon, einer der weltbesten Geigenvirtuosen, spielt  auf der „Guarneri del Gesù, Panette, 1737“, die früher während 50 Jahren im Besitz des berühmtesten Violinisten seiner Zeit  Isaac Stern (1920 – 2001) war.

1.Konzertteil mit Werken deutscher Komponisten

Emmanuel Krivine, Leitung
Emmanuel Krivine, Leitung

Einleitend im Programm war das Vorspiel zu „Hänsel und Gretel „von E. Humperdick, das dem Orchester wenig Gelegenheit zur Profilierung bot.

In Max Bruch`sSchottische Fantasie op. 46 für Violine und Orchester“, basierend auf schottischen Volksweisen, spielen die Harfen eine tragende Rolle. Der Komponist lehnt sich in allen vier Sätzen sehr stark auf original schottische Volksmelodien an. Das Werk war dem spanischen Meistergeiger Pablo Sarasate auf den Leib geschrieben, sollte auch von diesem uraufgeführt werden, was dann jedoch, aufgrund einiger Verstimmungen zwischen den beiden, nicht der Fall war. So war es dem ebenso berühmten deutschen Solisten Joseph Joachim vorbehalten, das Werk am 22. Februar 1881 in Liverpool aus der Taufe zu heben.

Hier verzichte Capuçon  auf übertriebene Glissandi, war auch in höchsten Lagen nie schrill, bewies grösste Sensibilität, konnte auch hauchzart akzentuieren, mit einer ganz auf schönen Ton ausgerichteten Phrasierung und wurde dabei vom ehemaligen Geiger Emmanuel Krivine und seinem Orchester hervorragend rücksichtsvoll unterstützt.

Absoluter Höhepunkt des 1. Konzertteils war die Zugabe

Renaud Capuçon, Solist Violine
Renaud Capuçon, Solist Violine

Mit Jules Massenets  Meditation aus Thaïs als Zugabe krönte Renaud Capuçon seine sonst schon überragende Darbietung und stellte einmal mehr unter Beweis, dass er einer der besten Virtuosen an der Violine unserer Zeit ist. Das Auditorium spendete denn auch begeisterten, stürmischen Beifall, der natürlich auch den andern Künstlern galt. Der Solist bat dann noch die Harfenistin Emilie Gastaud, die die Zugabe mit ihm im Dialog so wundervoll mitgestaltet hatte, für einen Extraapplaus  zu sich nach vorn an den Bühnenrand.  Trotz einiger Bravorufe und abschliessendem Applausorkan, reichte es nicht ganz zu einer stehenden Ovation. Diese hätte es, da bin ich mir sicher, ganz gewiss gegeben, wenn dies das Ende des Konzertes und nicht „nur“ der erste Konzertteil gewesen wäre. So aber begab man sich gutgelaunt in die Pause.

2. Konzertteil mit Werken französischer Komponisten

Maurice Ravel, der Prototyp eines Dandys, illustrierte tonal mit «Une barque sur lʼocéan» – ein tanzendes Boot auf den schimmernden Wellen des Meeres. Ursprünglich, wie die meisten seiner Werke, 2005 für Klavier komponiert, orchestrierte er das Werk erst zwei Jahre später, 2007 uraufgeführt. Da Ravel die Orchesterfassung jedoch nicht wirklich geglückt erschien, wurde sie erst 15 Jahre nach dessen Tod, also im Jahre 1950 veröffentlicht. Das Werk gehört zu seinem viersätzigen Zyklus „Miroirs“. Auch hier oblag den Harfen wieder eine tragende Rolle, übernahmen sie doch das Leitmotiv, das in der Urfassung dem Piano zugeteilt war. Dazu das glänzend aufgelegte Orchester, souverän in Klang, Rhythmus und Dynamik, unterstützend, den feingesponnenen Passagen der Harfen nie entgegentretend, sondern das Klangerlebnis ergänzend zur ausgereifter, betörenden Fülle.

Der krönende Abschluss des Konzertes

Die Sinfonie „La mer“, von Debussy selbst als «sinfonische Skizzen» untertitelt, ist das Musterbeispiel des musikalischen Impressionismus und heute eines seiner beliebtesten, am meisten gespielten Werke. Wie eigentlich alle Werke Debussys ist auch La mer“ kein Gassenhauer, sondern schön gradlinig reduziert, in karg formaler Form geschrieben, verdeutlicht es die besondere Beziehung des Komponisten zum Meer, hatten doch seine Eltern für ihn eine Laufbahn als Seemann vorgesehen, wie er seinem befreundeten Komponistenkollegen André Messager einmal in einem Brief offenbarte. Die beiden Ecksätze sind durch dasselbe Motiv verbunden In der Einleitung von Trompete und Englischhorn exponiert, wird es im Finale von der Solotrompete eingeführt, übernimmt in der Folge die Rolle des Meeres, dem der Wind als Dialogpartner gegenübersteht. So übernimmt der Mittelsatz „Jeux des vages“, also das Spiel der Wellen, gleichsam die Funktion eines Scherzos. Das Orchester, unter subtiler Führung seines Dirigenten, konnte hier aus dem Vollen schöpfen, magistral sich von den Wellen treiben, von Wogen tragen lassen. Debussy hat ebenso ausreichend Sequenzen in die Partitur geschrieben, die einzelnen Registersolisten Raum zum Profilieren bot, sei es für die Oboe, die Harfe, Trompete oder das Horn usw..

Buch Guarneri del Gesù, Panette, 1737,obs BSI SA
Buch Guarneri del Gesù, Panette, 1737,obs BSI SA

Gegen Schluss wechseln Sequenzen von Bässen zu den Oboen, Schlagwerk, Hörnern, Querflöte, Pizzicato der Celli, Tutti mit dominierenden Bläsern, Oboe, Xylophon, Hörnern, gefolgt von den Streichern übertrumpft von Oboe und Querflöte, Posaunen, Trompete, Tutti und endet mit einem veritablen Paukenschlag. Das Auditorium honorierte die Interpretationen des französischen Vorzeigeorchesters mit langanhaltendem stürmischem Applaus, garniert mit einigen Bravorufen.

Aussergewöhnlich, dass das Publikum schon vorher auch nach jedem einzelnen Satz Beifall spendete, nicht wie sonst üblich, nur am Ende einer Sinfonie.

Als ultimative, vom begeisterten Publikum herbeigeklatschten Zugabe, belohnten uns die Protagonisten noch mit «Barcarolle» aus Jacques Offenbachs «Hoffmanns Erzählungen».

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: sinfonieorchester.ch/home

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Paul Ott/Paul Lascaux:www.literatur.li

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Ein kleines Geschichtchen über das Stadttheater Sursee von Léonard Wüst

Stadttheater Sursee
Stadttheater Sursee

Seit neun Jahrzehnten ist die Surseer Operettenbühne schweizweit bekannt und galt immer schon als die beste Laienoperettenbühne des Landes. Bis weit in die 1970er Jahre  gehörte für die ländliche Bevölkerung ( vor allem aus dem Entlebuch und dem anschliessenden Emmental ) der jährliche Besuch der Operette Sursee zum kulturellen Höhepunkt des Jahres. So beförderten denn viele Carunternehmen aus der Deutschschweiz fast allabendlich teilweise ganze Dorfgemeinschaften, Trachtenvereine usw. aus fast allen Kantonen der deutschsprachigen Schweiz nach Sursee zur alljährlichen „Operette“.

Die Sorser Operette, der alljährliche Strassenfeger auf der Luzerner Landschaft

Theatersaal Stadttheater Sursee
Theatersaal Stadttheater Sursee

Kinos waren auf dem Lande spärlich gesät, Fernseher gabs noch nicht und wer schon, wer hatte gar ein eigenes Auto zu dieser Zeit. Das Angebot an kulturellen Anlässen auf dem Lande war damals, im Gegensatz zu heute, problemlos überschaubar, Heimunterhaltung wie z.B. Fernsehen oder Video schauen, den allerwenigsten zugänglich. So fusst teilweise der grosse Erfolg, den man am Stadttheater Sursee Dank dem Wechsel vom Schauspiel zum Singspiel vor 90 Jahren hatte und immer noch hat, auch auf der treuen Stammkundschaft aus ländlichen Gebieten. Unterstützt auch von den Carunternehmern, die die Tickets gleich hunderterweise kauften und die Carfahrten an die Sorser Operette fix in ihrem jährlichen Ausflugsprogranmm proklamierten.

Auch kritische Zeiten überstand man schadlos

Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori
Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori

Eine besonders heikle Phase gabs mal im Jahre 1966, als in der Innerschweiz die Maul – und Klauenseuche ausgebrochen war. Von den Behörden wurden recht restriktive Vorschriften erlassen, um eine weitere Verbreitung derselben möglichst zu verhindern. So mussten u.a. vor den Eingängen des Theaters, der Restaurants usw. Seuchenteppiche gelegt werden. Immerhin wurden die Fahrten der Cars nach Sursee nicht untersagt, wie anfänglich allseits befürchtet. Heute ist das Publikum weit durchmischter als früher, aber noch immer ist der Besuch der Operette ein gesellschaftliches Ereignis und fix in der Agenda eingetragen und auch viele, die früher mal mit ihren Eltern mit dem Marti Car an der Operette waren, kommen heute mit dem eigenen Auto und mit ihren Kindern und schwärmen von früheren Zeiten, als alles noch viel einfacher und weniger luxuriös war.

Erfolgsgeschichte wird auch im renovierten Stadttheater fortgeschrieben

Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori
Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori

Seit der grossen Renovation des Stadttheaters 199972000, sieht das neue Theater ja schon fast aus wie solche in grösseren Städten, der Charme der ganzen Inszenierung atmet aber nach wie vor in jeder Ritze des ehrwürdigen Gebäudes hinter der katholischen Pfarrkirche, dem man sich auch noch heute mit einer gewissen Ehrfurcht, aber auch grosser Vorfreude nähert. Noch immer sind Spuren früherer Akteurinnen zugegen, wenn auch nicht mehr visuell, so doch spirituell. Gute Geister, die mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass die ihnen folgenden Generationen mit ebenso viel Engagement und ebensolcher Spielfreude diese Tradition fortführen und den guten Ruf des Hauses mit ihren Leistungen bewahren, ja gar ausbauen.

Erfolg auch mit Produktionen wie an den grossen Häusern

Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori
Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori

Mit grossem Respekt würden die Gründerväter feststellen, dass die heutigen Protagonisten die beiden letzten Jahre mit der „Fledermaus“ und „Boccaccio“ gar schon fast „richtige“ Opern erfolgreich auf die Bühne gebracht haben, ganz wie in grossen Häusern eben. Es gehört heute zum guten Ton, dass man in der Operette war, ist es doch auch noch so, dass man trotz teilweiser Professionalisierung, sehr viele Akteure persönlich kennt, gar mit ihnen verwandt ist. Sehr viel wird getan, ob auf der Bühne oder hinter der Kulisse, sei es als künstlerische Leiterin, sei es als Garderobiere oder Mittelbeschaffer, damit das Gesamtpaket Operette Sorsi sich weiterhin erfolgreich gegen eine immer grösser werdende Unterhaltungskonkurrenz behauptet und somit zuversichtlich den kommenden Jahren entgegengeblickt werden kann. Erneut ein starkes Zeichen gesetzt haben die Mitwirkenden auch dieses Jahr mit ihrem „Boccaccio“, dessen „Dernière“ ich, im ausverkauften Haus, angesehen habe. Auch am Schluss dieser Aufführung, wie an fast allen vorherigen, gab es eine verdiente „Standing Ovation“ für die Glanzleistung des Ensembles. Zum ausführlichen Bericht unserer Kolumnistin Noémie Felber über die Inszenierung gelangen Sie über unten eingefügten Link.

Kleine Fotodiashow der Boccaccio Produktion von Roberto Conciatori:

https://fotogalerien.wordpress.com/2018/01/14/stadttheater-sursee-boccaccio-operette-in-drei-akten-von-franz-von-suppe/

Bericht der Boccacio Première von www.noemiefelber.ch

https://innerschweizonline.ch/wordpress/stadttheater-sursee-boccaccio-von-franz-von-suppe-13-januar-2018-premiere-besucht-von-noemie-felber/

Text  www.leonardwuest.ch

Fotos: stadttheater-sursee.ch/willkommen

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Gregory Porter und Band, KKL Luzern, 26. März 2018, besucht von Léonard Wüst

Gregory Porter und Band, Foto Klaus Rothen
Gregory Porter und Band, Foto Klaus Rothen

Besetzung:

Gregory Porter, Vocals – Chip Crawford, Piano – Ondřej Pivec, Hammond Organ – Tivon Pennicott, Saxophone – Jahmal Nichols, Bass – Emanuel Harrold, Drums

Rezension:

Gregory Porter  Kopfbedeckung
Gregory Porter Kopfbedeckung

Des Sängers Markenzeichen sind seine rau – melodiöse, raumfüllende  Baritonstimme und seine Kopfbekleidung. Und tatsächlich lässt Porters „Jazz Hat, wie er selbst ihn nennt, den Sänger aussehen wie das Mitglied einer religiösen Bruderschaft. Um seinen Kopf trägt er ein schwarzes Tuch, das nur sein Gesicht und seinen dichten, krausen, schwarzen Bart ausspart, obenauf sitzt eine dunkle Ballonmütze.

Warum? Die Erklärung fällt leicht. Gregory Porter ist ein Nachfahre des Hipsters. Des eigentlichen, ursprünglichen, echten und wahren. Des schwarzen, der dem Dandytum näher steht als den Subkulturen. Den gängigen, heutigen, blutleeren, ausverkauften. Er, der Hypster, jene Person der 40er und 50er Jahre, ist erwachsen, trägt Anzug und Herrenschuhe, nicht Sneakers. Hört Jazz – Bebop -, macht Jazz – Bebop -, und ist eigentlich heute längst ausgestorben. In seiner Ahnengalerie hängen: Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Cannonball Adderley, Miles Davis, Thelonious Monk.

Monk damals: ebenfalls Hühne, ebenfalls seltsame Mütze und Bart.

Porter heute: rosafarbenes Sakko, weisses Hemd und eben diese eigenwillige Kopfbedeckung.

Gregory Porter
Gregory Porter

Ein Bebopper? Nein. Ein Jazzer? Vielleicht. Zu gefällig sind seine anrührenden Balladen, zu massentauglich seine mitreißenden Up-tempo-Stücke. Zu viel Soul und Blues steckt in seiner Musik. Zu angenehm und unsperrig ist seine Person. Wenn er die Augen zusammenkneift, ein breites Grinsen aufsetzt, sein mächtiges Hepcat-Haupt durch die Songs schüttelt, die Brust rausstreckt und mit vollem Körpereinsatz den Gospel-Train anpeitscht – mit Schnippen, Pumpen und Klatschen sowie anderen Finger-, Hand- und Armgesten. Mit seinem umwerfenden Album «Liquid Spirit» schaffte er erst relativ spät,  nämlich 2013, den Durchbruch fast über Nacht. Heute ist Gregory Porter, der 46-jährige Hüne mit der Ballonmütze und der raumfüllenden Baritonstimme, der derzeit erfolgreichste Jazzsänger überhaupt.

Preisgekrönte Alben  in der Sparte Jazz

Mit den Alben «Liquid Spirit» und «Take Me to the Alley» holte er in England und Deutschland Gold sowie gar Platin und wurde beide Male mit dem ­Grammy für das beste Jazz-Gesangs­album des Jahres ausgezeichnet. Auch in der Schweiz schaffte es der Kali­fornier mit Letzterem auf Platz elf in den Charts. Parker ging die Sache, auf einem Barhocker sitzend, gelassen lässig an. Er pendelt zwischen jazzigen Oden an die Liebe und Black Power. Nebsts Songs von seinen Alben, coverte er u.a. solche von Nat King Cole (in Form eines Medleys), Nina Simone und Leon Thomas. Mit auf dem Set waren Tivon Pennicot am Saxophon, Chip Crawford am Piano, Jahmal Nichols mit dem Kontrabass, Emanuel Harrold am Schlagzeug und der versierte Hammondorgelvirtuose Ondřej Pivec. Von diesen bekamen der Pianist, der Saxophonist, wie auch der Bassist ausreichend Gelegenheit, sich in Szene zu setzen, während die Hammondorgel etwas zurückstehen musste und der Drummer wenig auffiel. Routiniert spielten sie das Set durch, einzelne Songs als eigentliche Highlights gabs keine.

Das Beste gabs zum Schluss

Gregory Porter und Band, Foto Klaus Rothen
Gregory Porter und Band, Foto Klaus Rothen

Nach dem grossen Schlussapplaus verliess Gregory Porter die Bühne, während seine Mitmusiker eine Zugabe in Form von Soli gaben und so ihr grosses musikalisches Können demonstrierten. Das sachkundige Publikum geizte denn auch nicht mit Extraapplaus für jedes einzelne Instrumentalsolo und schlussendlich, als der Sänger sich wieder zur Band gesellt hatte, auch nicht mit stürmischen Applauskaskaden und vereinzelten Bravorufen für alle Protagonisten.

Gregory Porter, KKL Luzern, 26. März 2018 Video 1 von Klaus Rothen

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Gregory Porter, KKL Luzern, 26. März 2018 Video 2 von Klaus Rothen

youtu.be/iVUEnghn0yM

Fotos: www.allblues.ch und Klaus Rothen

und  http://www.gregoryporter.com/und www.jazzluzern.ch

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