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Mahler Chamber Orchestra, Leitung Daniele Gatti, KKL Luzern, 23. Januar 2018, besucht von Léonard Wüst

Mahler Chamber Orchestra
Mahler Chamber Orchestra

Besetzung und Programm:

 

Rezension:

Daniele Gatti (Dirigent) Foto Ann Dokter
Daniele Gatti (Dirigent) Foto Ann Dokter

Am Pult stand mit Daniele Gatti (*1961 in Mailand), seit 2016 Chefdirigent des Royal Concertgebouw-Orchesters Amsterdam, ein grosser der aktuellen Dirigentengilde, der schon im Alter von 27 Jahren an der Mailänder Scala debütiert hatte. Er ist in der Schweiz in guter Erinnerung, war er doch von 2009 bis 2012 Chefdirigent des Zürcher Opernhauses.

Zum Orchester

Das Mahler Chamber Orchestra wurde 1997 von Claudio Abbado und früheren Mitgliedern des Gustav Mahler Jugendorchesters gegründet, gibt pro Jahr etwa 60 bis 70 Konzerte und gilt, laut „Le monde“, als eines der besten Kammerorchester der Welt. Orchester und Dirigent kennen sich bestens, ist doch Daniele Gatti seit dem 27. Mai 2016 Artistic Advisor des Orchesters.

Erster Konzertteil startete mit Schumann Ouvertüre

Mahler Chamber Orchestra und Daniele Gatti 2016 Foto Geoffroy Schied (6)
Mahler Chamber Orchestra und Daniele Gatti 2016 Foto Geoffroy Schied

Robert Schumann tat sich schwer mit seinen Opernplänen, so ist denn „Genoveva“ die einzige Oper von ihm, für die er zwischen April 1847 und August 1848 sowohl die Musik komponierte als auch den Text schrieb. Am 25. Juni 1850 wurde sie im Stadttheater Leipzig unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Die Vieraktoper von der standhaften Liebe gehört der deutschen Romantik an. Die sehr negative Kritik in der Presse war wohl ausschlaggebend dafür, dass Schumann keine weiteren Opern mehr schrieb. „Genoveva“ ist auch heute nicht besonders populär, die Ouvertüre daraus wird aber des Öftern konzertant aufgeführt. Da das Libretto auf der tragischen französischen Sage Genoveva von Brabant beruht, eröffnen schwermütig klingende Streicher das Werk. Bald schon mischen sich auch die Bläser, allen voran die Hörner in die Partitur ein. Der italienische Dirigent bestimmt energisch den Takt und treibt das Orchester vorwärts. Der Hauptteil setzt mit einer rasche Triolen fliessenden Cellolinie ein, schraubt sich dann eruptiv in Seufzermotiven in Halbtonschritten hoch, bis die ersten Violinen in einem Sturzflug über zwei Oktaven in den Seitensatz führen, der in Es – Dur, der Paralleltonart von C – Moll geschrieben ist und von den Hörnern klar angezeigt wird, danach von sanften Bläserfiguren geprägt ist, die an das Thema Liebe in der Oper gemahnen. Dann wendet sich der Seitensatz, erneut von den Hornsequenzen angezeigt, in die jubelnde Coda, den Schlussteil. Diese oft kritisierte Wendung zum Ende der Sinfonie von C-Moll des Hauptteils in der Coda zu einem strahlenden, ja hymnischen C-Dur, erinnert an Beethovens 5. Sinfonie (dem „Durch Dunkel zum Licht“).Das Publikum zeigte sich begeistert und mit langanhaltendem, stürmischem Applaus erkenntlich.

Beethovens oft unterschätzte, da atypische, 4. Sinfonie

Mahler Chamber Orchestra und Daniele Gatti 2016 Foto Geoffroy Schied (6)
Mahler Chamber Orchestra und Daniele Gatti 2016 Foto Geoffroy Schied

Im Gegensatz zu den wuchtigen Sinfonien Nr. 3 und Nr. 5 kommt die vierte eher brav daher, war aber zu Lebzeiten des Komponisten, aufgrund ihrer leichten Fasslichkeit beliebter als die andern zwei oben  genannten, neuartigen Sinfonien. Sie erinnert, durch ihre klare Struktur, wie auch die Instrumentierung an Sinfonien von Haydn und Mozart, weist aber auch durch ihre romantische Adagio Einleitung, wunderbar vom Orchester ausgearbeitet, auf Komponisten wie Anton Bruckner und Gustav Mahler voraus. Beethoven kontrapunktiert viel in diesem Werk, beispielsweise Fanfare gegen Melodie (1. Satz), Melodie gegen Marsch (2. Satz), Zweier- gegen Dreierrhythmus (3. Satz), Energie gegen Erstarrung (4. Satz). Und in allen vier Sätzen prallen diese Gegensätze irgendwann musikalisch aufeinander – nur werden die daraus entstehenden Konflikte, anders als in den Werken tragischen Charakters, rasch wieder beigelegt, abgelöst durch Witz und Überraschungseffekte. Dagegen steht merkwürdigerweise  die Adagio-Einleitung zum ersten Satz in düsterem B-Moll. In dieser  intonierten die Streicher und Holzbläser die Melodie wundervoll weich, fast zärtlich. Der Dirigent betonte die Kontraste zwischen Pianissimo und Fortissimo fast überdeutlich, die Tutti gerieten auch mal zu wuchtig.

2. Konzertteil mit der „Rheinischen Sinfonie“ von Schumann

Mahler Chamber Orchestra und Daniele Gatti 2016 Foto Geoffroy Schied (6)
Mahler Chamber Orchestra und Daniele Gatti 2016 Foto Geoffroy Schied

Den Namen bekam die Sinfonie, weil Schumann mit seiner Familie in Düsseldorf Wohnsitz nahm, nachdem er dort beim „Allgemeinen Musikverein“ eine Anstellung gefunden hatte. Der majestätisch dahinfliessende Rhein beeindruckte ihn sehr und so fanden viele Eigenschaften des Gewässers Einfluss in, die in Düsseldorf entstandene Komposition Schumanns, beschreibt aber nicht  tonmalerisch den Rhein oder den Kölner Dom, sondern spiegelt damit verbundene Stimmungen wider.

Der erste Satz beginnt unmittelbar mit seinem markanten, schwungvollen Hauptthema im ¾ Takt, das in der Folge im Seitenthema, in G – Moll, also der Paralleltonart, statt der Dominante B – Dur, ein lyrisches Element der Oboe enthält.

Einige fast widersprüchliche Angaben finden sich in diesem Werk. So schreibt der Komponist beim 2. Satz, dem ländlerhaften „Scherzo“ (was gewöhnlich auf ein flottes Tempo hindeutet) „sehr mäßig“ hinzu.

Der kurze 3. Satz steht in As-Dur und hat beschaulichen, kammermusikalischen Charakter. Schumann verzichtet in ihm auf den Einsatz von Schlagwerk und Blechbläsern.

Den 4. Satz, den Schumann ursprünglich mit „Im Charakter der Begleitung einer feierlichen Ceremonie“ überschrieb, intonierten die Protagonisten in diesem Sinne. Einen zusätzlichen klanglichen Akzent schafft Schumann, indem er zum ersten Mal in der ganzen Sinfonie die Posaunen einsetzt, die traditionell mit Kirchenmusik assoziiert werden, was seinerzeit oft als erklärungsbedürftig empfunden wurde.

Etwas übertriebene Lautstärke in den Mittelsätzen

Dirigent Daniele Gatti
Dirigent Daniele Gatti

Nach den drei langsameren Sätzen ist der Finalsatz wieder schwungvoll und betont heiter. Sein leicht zugänglicher Aufbau und ein Repertoire an eingängigen Melodien stellen zum getragenen vierten Satz zunächst einen plötzlichen Kontrast her, in Durchführung und Coda werden jedoch in Tempo und Charakter angepasste Motive aus dem 4. Satz übernommen.

Der Dirigent übertrieb in den vorherigen Sätzen manchmal etwas mit der Lautstärke, die eigentlich erst im Finalsatz richtig ausgereizt werden sollte. Durch diesen fegte er dann auch mit seinem Orchester, sehr zur Freude des Publikums im gut besetzten Konzertsaal. Der Applaus fiel denn auch dementsprechend aus, inklusive der Sonderapplause für die einzelnen Sektionen, von denen die Bläser besonders gefeiert wurden.

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/  

Kleine Fotodiashow des Mahler Chamber Orchestra und Daniele Gatti 2016 Fotos Geoffroy Schied:

fotogalerien.wordpress.com/2018/01/23/mahler-chamber-orchestra-und-daniele-gatti-2016-fotos-geoffroy-schied/

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Stadttheater Sursee „Boccaccio“ von Franz von Suppé, 13. Januar 2018, Première besucht von Noémie Felber

Stadttheater Sursee „Boccaccio“ von Franz von Suppé
Stadttheater Sursee „Boccaccio“ von Franz von Suppé

Produktion und Besetzung:

Isabelle Ruf-Weber, Produktionsleitung  Andres Joho, Musikalische Leitung

Björn B. Bugiel, Inszenierung Achim Glatz, Choreinstudierung

Daniel Bentz, Giovanni Boccaccio Kathrin Hottiger, Fiametta

Stefan Wieland,  Pietro, Prinz von Palermo  Jens Olaf Müller, Scalza, Barbier

Alle Mitwirkenden über diese Links:

http://stadttheater-sursee.ch/dynasite.cfm?dsmid=512797

http://stadttheater-sursee.ch/dynasite.cfm?dsmid=512798

http://stadttheater-sursee.ch/dynasite.cfm?dsmid=512803

Rezension:

Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori
Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori

Das Ende der Festtage mag einige Menschen traurig stimmen. Für die Surseer Bevölkerung jedoch gibts im Januar den Startschuss in die jährliche Operettensaison. Auf dem Programm steht dieses Jahr «Boccaccio», ein Werk des Komponisten Franz von Suppé und der Librettisten Friedrich Zell und Richard Genée. Uraufgeführt wurde die Operette am 1. Februar 1879 in Wien. «Boccaccio» gilt als die bekannteste Komposition von Suppés, sie wird aber dennoch vergleichsweise selten aufgeführt. Besonders nach der letztjährigen Produktion der äusserst bekannten Operette «Die Fledermaus» scheint die Ausgangslage schwierig, zumal «Boccaccio» auch noch im düsteren Mittelalter spielt. Kann das im Surseer Stadttheater funktionieren?

Wonnevolle Kunde

Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori
Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori

Es kann, und wie! Die Geschichte der Operette stützt sich auf die historische Figur des italienischen Schriftstellers Giovanni Boccaccio (1313-1375) und sein bekanntestes Werk, das «Decamerone». Passend zur historischen Anlehnung eröffnet sich dem Publikum bereits im ersten von drei Akten ein gewaltiges Bild. Der Schriftsteller Boccaccio klappt sein eigenes Buch auf und lädt die Zuschauer in eine von ihm geschaffene Bilderbuchwelt ein. Die andächtige Stimmung schlägt im Florenz des 14. Jahrhunderts schnell in eine leichte, fröhliche Gangart um. Die Geschichte von Boccaccio und seinen Freunden strotzt vor Humor, gleichwohl wird bei jedem Liebespaar eifrig mitgefiebert. Trotz einiger Umwege und Intrigen findet sich gegen Schluss des Abends, was sich finden soll. Die gefällige Handlung und die eingängige Musik halten die Zuschauer auf Trab, dank eindrücklicher Effekte bleibt die Spannung vom Anfang bis zum Schluss erhalten. Von den 150 Lichteinstellungen über die realistischen Kostüme bis hin zum aufwendigen Bühnenbild punktet die Inszenierung auf der ganzen Linie.

Feuer und Flamme

Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori
Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori

Für die Aufführung von «Boccaccio» wurde ein immenser Aufwand geleistet. Besonders hervorgehoben werden sollten die ergänzend zum Originaltext geschriebenen Dialoge von Björn B. Bugiel, verantwortlich für die Inszenierung und die Ballettchoreographie im ersten Akt. Das Gesamtpaket ist ausserordentlich stimmig und die Operette präsentiert sich als beeindruckende und humorvolle Inszenierung. Der wahrscheinlich eindrücklichste Effekt des ganzen Abends ist jedoch der brennende Bücherwagen mit Boccaccios Novellen. Der Autor selbst entzündet mit einer Fackel seine Werke. Feuer auf der Bühne ist stets eine heikle Sache, Eventtechniker Fynn Bollinger und andere Beteiligte mussten für diese Szene sogar eine spezielle Ausbildung machen. Gelohnt hat sich dieser Aufwand allemal: Der Bühneneffekt ist grossartig und der Fackelträger Boccaccio wirbt in dieser Pose vom ausdrucksstarken Werbeplakat.

Altbekannt und doch ganz neu

Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori
Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori

Obwohl die Hauptrollen neu besetzt sind, bleibt das Team der Operette im Kern beständig. Auf der Bühne begegnen regelmässigen Besuchern also altbekannte Gesichter, was das familiäre Gefühl des Theaters zusätzlich verstärkt. So ist Bugiel beispielsweise bereits zum fünften Mal dabei und Isabelle Ruf-Weber verantwortet sogar schon zum 16. Mal die künstlerische Gesamtleitung. Beide leisten in ihren jeweiligen Gebieten grossartige Arbeit. Die Schauspieler interpretieren ihre Rolle sehr glaubwürdig und fesseln das Publikum von der ersten Sekunde an. Auch die gesangliche Darbietung steht der schauspielerischen Leistung in nichts nach. Die Gesangssolisten überzeugen mit vorzüglichen und stimmigen Darbietungen. Unterstützt werden sie von zahlreichen Chormitgliedern, die zugleich als Statisten fungieren. Die stimmlich schwierigen Passagen werden von ihnen bravourös gemeistert und das Engagement und die Spielfreude sind ihnen deutlich anzusehen. Auch das rund 24-köpfige Orchester begleitet die Sänger stimmungsvoll und spielt die wunderschönen Melodien Suppés lebhaft und gefühlvoll.

Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori
Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori

Das Premierenpublikum war begeistert und belohnte die Protagonisten mit Standing Ovations.
Wer also den langen Weg nach Florenz nicht gehen mag, der kann sich auch mit einem Abend im Surseer Stadttheater begnügen. «Boccaccio» wird dort noch bis Mitte März gespielt, ein Besuch lohnt sich definitiv.

Kleine Fotodiashow der Produktion von Roberto Conciatori:

fotogalerien.wordpress.com/2018/01/14/stadttheater-sursee-boccaccio-operette-in-drei-akten-von-franz-von-suppe/

Text: www.noemiefelber.ch

Fotos: http://www.stadttheater-sursee.ch/willkommen

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Luzerner Theater, Göttinnen des Pop, Première am 18. Januar 2018, besucht von Léonard Wüst

Göttinnen des Pop Auf den Spuren von Beyoncé, Nina Simone, Aretha Franklin und anderen Stimmen, Foto Ingo Hoehn
Göttinnen des Pop Auf den Spuren von Beyoncé, Nina Simone, Aretha Franklin und anderen Stimmen, Foto Ingo Hoehn

Produktionsteam:

Inszenierung: Julia Wissert Bühne und Kostüme: För Künkel Musikalische Leitung: Muriel Zemp Dramaturgie: Hannes Oppermann

Besetzung;

Sofia Elena Borsani Anna Rebecca Sehls Alina Vimbai Strähler Adina Friis (Band) Jonas Künzli (Band) Dennis Blassnig (Band)

Rezension:

Straehler Alina Vimbai
Straehler Alina Vimbai

Wie man früher Götzen huldigte, betet man heute die Musik – und Filmstars an, ahmt sie gar nach (u.a. auch in diversen Castingformaten im Fernsehen), mit dem Traum, selbst einmal ein, von allen bewunderter Showstar zu werden. Da war ich schon gespannt, wie Regisseurin Julia Wissert ihre erste Inszenierung am Luzerner Theater umsetzen würde. In der Box platzierte sich die Band an ihren Instrumenten. Das Outfit der drei Schauspielerinnen versprach einen goldenen Abend: die blonde Sofia Elena Borsani im goldfarbenen Hosenanzug, die dunkelhäutige Alina Vimbai Strähler mit goldfarbenen, weiten Hosen und einem gleichfarbigen durchbrochenen Pluderumhang, die schwarzhaarige Anna Rebecca Sehls im, ebenso goldfarbenen, Minikleid. Sie tänzelten sich warm zu der feinen Backgroundmusik der Band, dazu lief im Hintergrund eine kurze Diashow mit Fotos der diversen, heute zu porträtierenden, Popköniginnen.

Freiheit Nr. 1 Beyoncé Knowles (*1981)

Beyoncé Knowles
Beyoncé Knowles

Jede der drei Schauspielerinnen erläuterte, was sie mit Beyoncé in Verbindung bringt. Bei der einen ist das der Starrummel, der Hype um die Sängerin, bei der andern ist es die Verbindung zu Instagram und andern Social Media, die dritte zählt Feminismus und Ehemann/Rapper Jay Z auf. Ebenso ergaben sich Aussagen über Beyoncé aus vielen, fiktiv mit imaginären Passanten geführten, Interviews.

Freiheit Nr. 2 Aretha Franklin (*1942)

Aretha Franklin
Aretha Franklin

Mit Aretha Franklin verbinden alle drei deren turbulentes Liebes – bzw. Eheleben und ihren phänomenalen Aufstieg in den Olymp der Musikgötter ihrer Zeit, als „Königin des Soul“ verkaufte sie mit am meisten Tonträger aller Zeiten. Dazu intonierten die Protagonisten zwei ihrer Sonhs. Zuerst „Natural Woman“ aus dem Jahre 1967, einige Sequenzen wurden gar „A Capella“ zum Besten gegeben. Zum krönenden Abschluss dieser Hommage noch „Chain of Fools“, veröffentlicht 1968, immer mit den entsprechenden Diaprojektionen an der Wand hinter den Sängerinnen. Dazu zog sich, anspielend auf die diversen Hochzeiten der Franklin, Sofia Elena Borsani nach und nach Brautkleider an, zuerst einen Rock, dann ein Cape, einen Schleier usw., deren sie sich , bei Scheitern der Verbindungen, Stück für Stück wieder entledigte.

Freiheit Nr. 3 Whitney Houston (1963 – 2012)

Whitney Houston
Whitney Houston

Als Überleitung zu ­Kapitel «Freiheit 3» stimmt die  Band deren grössten Hit «I Will Always Love You» an, bevor auf der Leinwand ein Konzertausschnitt gezeigt wird und Houston «Greatest Love Of All» singt – es ist das einzige Mal, dass die echte Stimme einer der «Popgöttinnen» zu hören ist. An Songs der als „Jahrhundertstimme“ bezeichneten Whitney Houston wagten sich die Sängerinnen nicht heran, sangen aber kräftig zu den Leinwandklängen mit. Anschliessend wurden rote Windlichter angezündet, unterlegt vom feinen Backgroundspiel der sehr guten Band, die sich nie in der Vordergrund spielte, sondern den Sängerinnen den Teppich für deren Brillieren legte.

Freiheit Nr. 4 Billie Holiday (1915 – 1959)

Billie Holiday
Billie Holiday

Es folgte die Laudatio an die grosse  Billie Holiday (Musik war Billie, Billie war Musik). Basisinformationen über ihr Leben und Wirken, sie, die schon als Kind von Männern aus ihrer Umgebung vergewaltigt wurde, zeitweilig, wie ihre Mutter, ihren Lebensunterhalt als Prostituierte in Bordellen verdiente, den Aufstieg als Musikerin gegen alle Widerstände doch schaffte, um schlussendlich, ihrem Drogen – und Alkoholkonsum geschuldet, schon mit 44 Jahren, bereits Legende, verstarb. Die Protagonistinnen würdigten „Lady Day“ mit dem Song “God bless the Child“.

Freiheit Nr. 5 Nina Simone (1933 – 2003)

Nina Simone
Nina Simone

Die wohl aufmüpfigste, schwierigste und, zusammen mit Miriam Makeba, auch die politischste Diva des Pop aber  war Nina Simone. In den 1960er Jahren engagierte sie sich in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, mit Liedern wie „Mississippi Goddam“ und „To Be Young, Gifted, and Black“, wurde traumatisiert durch die Morde an Black Panther Aktivist Malcolm X im Jahre 1965 und  Babtistenpastor Martin Luther King drei Jahre später.

Freiheit Nr. 6 Mahalia Jackson (1911 – 1972)

Mahalia Jackson
Mahalia Jackson

Mahalia Jackson ordne ich eher nicht in die Kategorie „Göttinnen des Pop“, war sie doch eine klassische Vertreterin des Spiritual und des Gospel, ebenso spielten zu ihrer Glanzzeit die bewegten Bilder, vor allem das Fernsehen, noch nicht eine so bedeutende Rolle wie später. Erfolge definierten sich  damals noch über die Plattenverkäufe und die gutbesuchten Konzerte. Auch weltweite Konzerttourneen waren noch nicht alltäglich, Social Media in weiter Ferne. Trotzdem erfreute sie sich auf der ganzen Welt sehr grosser Anerkennung und Beliebtheit, war durchaus das, was man heute einen Weltstar nennt.

Freiheit Nr. 7 Miriam Makeba (1932 – 2008)

Mama Afrika. Die südafrikanische Sängerin Miriam Makeba
Mama Afrika. Die südafrikanische Sängerin Miriam Makeba

Aus einer andern Welt kam die Südafrikanerin, die einen fast lebenslangen Kampf gegen die Apartheid führte. Nach einem Auslandaufenthalt verweigerten ihr die südafrikanischen Behörden die Einreise zur Beerdigung ihrer Mutter. Harry Belafonte half ihr bei der Umsiedelung in die USA und bei ersten Auftritten in Los Angeles und New York. Damit begann ihre Weltkarriere. Bei einer Rede vor der UN Vollversammlung 1963 verlangte sie den Boykott des südafrikanischen Apartheid-Regimes. In der Folge wurde ihr von der südafrikanischen Regierung die Staatsbürgerschaft aberkannt; ihre Schallplatten wurden in Südafrika verboten. Auf Bitte von Nelson Mandela kehrte sie im Juni 1990 nach Südafrika zurück und lebte ab Dezember 1990 wieder in Johannesburg.

Fulminantes Finale

Sofia Elena Borsani
Sofia Elena Borsani
Anna Rebecca Sehls
Anna Rebecca Sehls

Zum Schluss sind die drei Schauspielerinnen Beyoncé, wenn sie sich nach einem Refreshing am Schminktisch, den Hoody übergestülpt, in die R ’n’ B-Sängerin verwandelt haben und voller Power den Hit «Freedom» ab dem aktuellen Album «Lemonade» interpretieren, auch da kongenial unterstützt durch die grossartige Band (Schlagzeug: Dennis Blassnig, E-Piano: Adina Friis, Kontrabass: Jonas Künzli). Das Publikum verdankt die gelungene Uraufführung dieser Götteranbetung mit einem langanhaltenden, starken Applaus und applaudiert die Protagonistinnen mehrmals auf die Bühne zurück.

Kleine Fotodiashow der Produktion von Ingo Höhn, Luzerner Theater:

fotogalerien.wordpress.com/2018/01/17/luzerner-theater-goettinnen-des-pop-auf-den-spuren-von-beyonce-nina-simone-aretha-franklin-und-anderen-stimmen/

Diverse Trailer der Songs

Beyoncé Knowles, Freedom

https://vimeo.com/173992190

Aretha Franklin – (You Make Me Feel Like) A Natural Woman

https://www.youtube.com/watch?v=dEWuAcMWDLY

Aretha Franklin – Chain Of Fools

https://www.youtube.com/watch?v=gGAiW5dOnKo

Whitney Houston – Greatest Love Of All

https://www.youtube.com/watch?v=IYzlVDlE72w

Billie Holiday – God Bless The Child (1955)

https://www.youtube.com/watch?v=pp9yj5hcWUY

Nina Simone  – Revolution (1969)

https://www.youtube.com/watch?v=qqIJtvU-WXA

Nina Simone – Sinnerman

https://www.youtube.com/watch?v=1vDZsABHUbQ

Mahalia Jackson  – Summertime and I Feel Like a Motherless Child

https://www.youtube.com/watch?v=hohnr22zTxc

Miriam Makeba – Ask the Rising Sun

https://www.youtube.com/watch?v=KXLDMn_LMNk

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch

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Stadttheater Sursee, Erfolgreiche Premiere der Operette Boccaccio am 13. Januar 2018

Boccaccio Szenenfoto, Bild Roberto Conciatori

Im Stadttheater Sursee ist die Operette Boccaccio mit einer Standing Ovation gestartet. Bei der restlos ausverkauften Premiere am Samstag vermochte das lebensfrohe und komödiantische Werk das Publikum zu überzeugen. Boccaccio von Franz von Suppè wurde erstmals seit 2003 wieder in Sursee aufgeführt. Für die fast 30 Vorstellungen bis im März sind bereits 8500 Tickets verkauft worden.
Die Musik- und Theatergesellschaft Sursee entführte das Premierenpublikum zurück ins Mittelalter und bot unter der Regie von Björn Bugiel beste Unterhaltung. Die turbulente Handlung ist komödiantisch angelegt und bietet wunderbare Situationskomik.
150 verschiedene Lichteinstellungen verleihen der Inszenierung einen stimmigen Rahmen. Den Zeitsprung ins Mittelalter löst Bugiel mit einem riesigen Buch (20m3), das die Geschichte von damals erzählt. Sursee sei immer wieder eine grosse Herausforderung, sagt Björn Bugiel. „Speziell die Operette Boccaccio war dramaturgisch schwer umzusetzen. Denn Franz von Suppé legte den
Schwerpunkt nicht auf die Geschichte sondern auf die Musik“, so der Regisseur.
Solisten und Ensemble begeistern
Souverän und in glänzender Verfassung präsentierten sich bei der Premiere der Chor und das Orchester. „Die Wucht der Musik geht direkt in den Bauch“, schwärmt die künstlerische Leiterin,
Isabelle Ruf-Weber. Zu überzeugen vermochten auch die Solisten und Nebenrollen. „Das liegt unter anderem an der Konstanz“. Von den 10 Solisten sind heuer mit Daniel Bentz und Kathrin
Hottiger nur zwei neue Gesichter mit dabei. „Die beiden werden getragen von den längjährigen und erfahrenen Solisten, sagt Daniel Gloor, Präsident der Musik- und Theatergesellschaft. Insgesamt umfasst die Produktion 140 Mitwirkende vor und hinter der Bühne.
Italienischer Charme im Stadttheater
Im Zentrum des erfolgreichsten Bühnenwerkes von Franz von Suppé steht die berühmte Novellensammlung „ Il Decamerone“ des Dichters Giovanni Boccaccio (1313-1375). Von Suppé und seine Librettisten fanden die Literatur des Dichters so unterhaltsam, dass sie einige Erzählungen von untreuen Ehefrauen und betrogenen Ehemännern aufgriffen, um daraus eine
Operette zu schmieden. Darin erzählt ihr Dichter Boccaccio (Daniel Bentz) aber nicht nur, sondern steht als Verliebter selbst im Mittelpunkt. Seinem Charisma hat er es zu verdanken, dass die schöne Florentinerin Fiametta (Kathrin Hottiger) nur ihn liebt und sie seinetwegen sogar den Prinzen von Palermo ausschlägt. Boccaccio wird noch bis Ende März fast 30 Mal aufgeführt. Die Plätze reservieren Sie sitzplatzgenau unter
www.stadttheater-sursee.ch oder beim Vorverkauf im Stadttheater Sursee, Tel. 041 920 40 20 (nachmittags)
Öffnungszeiten Vorverkauf
Stadttheater Sursee, Theaterstrasse 5, 6210 Sursee
Montag und Mittwoch 15 – 17 Uhr
Samstag 09 – 11 Uhr

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