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Lucerne Festival am Piano,Klavier-Konzert 2 Festival Strings Lucerne , Piotr Anderszewski, 26. November 2017, besucht von Léonard Wüst

Die Festival Strings Lucerne im KKL, geleitet von Piotr Anderszewski, Foto Peter Fischli
Die Festival Strings Lucerne im KKL, geleitet von Piotr Anderszewski, Foto Peter Fischli

Besetzung und Konzertprogramm:

Festival Strings Lucerne

Piotr Anderszewski  Klavier und Musikalische Leitung

 Daniel Dodds  Konzertmeister und Musikalische Leitung
Daniel Dodds Konzertmeister und Musikalische Leitung
Daniel Dodds  Konzertmeister und Musikalische Leitung
 
Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791)
Sinfonie B-Dur KV 319
Joseph Haydn (1732–1809)
Konzert für Klavier und Orchester D-Dur Hob. XVIII:11
Antonio Salieri (1750–1827)
Sinfonie D-Dur La Veneziana
Wolfgang Amadé Mozart (1756–1791)
Konzert für Klavier und Orchester G-Dur KV 453

 

Rezension:

Das ungewöhnliche an diesem Konzert: bei den beiden Klavierwerken übernahm Solist Piotr Anderszewski auch die musikalische Leitung, die für den Rest Daniel Dodds oblag. (Dieser,  seines Zeichens Konzertmeister der Festival Strings, wurde 2008 von Claudio Abbado ins Lucerne Festival Orchestra berufen, wo er seither festes Mitglied ist)

Im sehr gut besetzten Konzertsaal bestritten die Strings den Auftakt allein mit Mozarts Sinfonie B-Dur KV 319 unter der Leitung von Daniel Dodds. Diese ist im typisch wienerischen Tonfall gehalten, obwohl Mozart die ersten drei Sätze 1779 noch in Salzburg komponierte, das Menuett fügte er wahrscheinlich erst für eine Wiener Aufführung 1784/85 hinzu, E.T.A. Hoffmann benannte das Werk „diese ist gleichsam die Oper der Instrumente“, ergo eine Oper ohne Text. Dodds führte souverän unspektakulär durchs Werk, was vom Auditorium auch gebührend gewürdigt wurde.

Auftritt des Solisten Piotr Anderszewski

Piotr Anderszewski c Simon Fowler Warner Classics klein
Piotr Anderszewski c Simon Fowler Warner Classics

Darauf wurde der Konzertflügel an seinen Platz geschoben und das Warten auf den Solisten des Abends begann. Dieser liess sich lange, gar etwas sehr lang Zeit, bevor er sich auf den Schemel setzte. Sofort übernahm er gestenreich das Kommando und zelebrierte Haydns Klavierkonzert D-Dur erfrischend, angriffig und energisch, dies alles kongenial mitgetragen von seinen Mitmusikern, die sichtlich Spass an der Sache hatten, wie natürlich das fachkundige Publikum auch.

Piotr Anderszewski verstand sich am Flügel als Primus inter pares und vermochte doch stets mit lebendiger, plastischer Artikulation präsent zu sein, nicht zuletzt in einer ungemein farbigen, modernen Kadenz, die trotzdem den ersten Satz am Ende nicht sprengte. Die Lucerne Festival Strings begleiteten in diesem fast symphonischen Konzert auf Augenhöhe und klanglich exquisit: So verströmte auch das schlichte Adagio eine dichte Gesanglichkeit. Etwas zurückhaltend dann, das eigentlich temperamentvoll angedachte abschliessende «Rondo all’Ungharese».

Das Publikum genoss die Virtuosität des polnisch – ungarischen Künstlers und spendete dementsprechenden Applaus, der natürlich auch die kongeniale Begleitung durch die Strings mit einschloss.

Zweiter Konzertteil

Dieser begann mit der, mit ca. zehn Minuten Spieldauer,  relativ kurzen Sinfonia D-Dur «La veneziana» von Antoni Salieri, einem der meistvergessenen Komponisten seiner Zeit, den meisten eher präsent aufgrund der angeblichen oder tatsächlichen Rivalität mit Mozart. Dabei wurde das Orchester wieder geführt von Konzertmeister Daniel Dodds. Diese Sinfonie setzte Salieri aus zweien seiner Opernouvertüren zusammen. Gewohnt souverän die Wiedergabe des Werkes durch das, eigentlich  zweite KKL Hausorchester.

Abschliessender Auftritt von Piotr Anderszewski

Festival Strings Lucerne © Emanuel Ammon, AURA, Header
Festival Strings Lucerne © Emanuel Ammon, AURA, Header

Mozart schrieb  das Konzert für Klavier und Orchester G Dur für seine Schülerin Barbara Ployer. Diese spielte das Konzert auch erstmals am 10. Juni 1784 in ihrem Elternhaus in Döbling. Das Konzert ist technisch ebenso anspruchsvoll wie seine Vorgänger, was zeigt, dass Ployer eine begabte Pianistin war. Mit dem technisch äusserst anspruchsvollen Konzert, erhielt der Solist noch einmal Gelegenheit, sein aussergewöhnliches Können zu demonstrieren. Anderszewski schöpfte die Klangfülle und die Brillanz des Steinway-Flügels voll aus, blieb trotzdem sensibel in den feinen Passagen, schälte die Details der zwar melancholischen, nicht aber traurigen Komposition heraus. Die Festival Strings waren ihm dabei ein ebenbürtiger Bühnenpartner. Das Auditorium bedankte sich bei den Protagonisten mit langanhaltendem stürmischen Applaus, der schlussendlich in eine stehende Ovation mündete. Die Künstler revanchierten sich dafür mit gleich drei Zugaben. Die erste Zugabe war „Auf dem überwucherten Pfad“ des tschechischen Komponisten Leoš Janáček, gefolgt von Bartók und zum krönenden Abschluss nochmals das «Rondo all’Ungharese», zur grossen Freude des Publikums in schnellerem Tempo, expressiver, weniger verhalten, so das ungarische Element betonend.

Nachtrag:

Das erste Mal überhaupt ist mir aufgefallen, dass einige der Musiker, vor allem in der ersten Reihe, inkl. Daniel Dodds, einen digitalen Notenständer benutzten. Am 2. November interpretierte der französische Pianist Alexandre Tharaud, begleitet vom Münchener Kammerorchester im KKL ebenfalls Haydns Konzert für Klavier und Orchester Nr. 11 D-Dur. Erstaunlich, dass dieses Werk innert eines Monats gleich zweimal zur Aufführung kam, steht es doch, zu Unrecht,  nicht allzu oft auf dem Programm.

Konzertbericht darüber:

https://innerschweizonline.ch/wordpress/mozart-und-haydn-muenchener-kammerorchester-alexandre-tharaud-solist-am-klavier-kkl-luzern-2-november-2017-besucht-von-leonard-wuest/

Impressionen  des Konzertes, kleine Fotodiashow von Peter Fischli, Lucerne Festival:

fotogalerien.wordpress.com/2017/11/28/klavier-konzert-2-festival-strings-lucerne-piotr-anderszewski/

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

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Luzerner Theater, Tanz 26: Hinter Türen, Première 25. November 2017, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

anz 26 Hinter Türen Foto Gregory Batardon
anz 26 Hinter Türen Foto Gregory Batardon

Produktionsteam

Choreographie und Bühne: Jo Strømgren Kostüme: Bregje van Balen Licht: David Hedinger-Wohnlich Dramaturgie: Selina Beghetto

 

Rezension:

Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto
Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto

«Tanz 26 – Hinter Türen», das Handlungsballett, welches letzten Samstag Premiere feierte, lässt sich in keine Schublade stecken. Es ist eine zu Live-Musik getanzt interpretierte Lesung, oder ein gesprochenes Ballett mit Musik, etwas bunt Zusammengeschmischtes, witzig, ironisch, mit ab und zu kritischen Untertönen, unterhaltsam, erheiternd, kurzweilig.

Der norwegische Choreograph, Tänzer, Regisseur und Autor Strømgren, hat mit dem Luzerner Ensemble und dem Cellisten Gerhard Pawlica (Solocellist des 21st Century Symphony Orchestra) fünf nicht zusammenhängende Geschichten über Luzerns Keller erarbeitet. Ausgangslage war die Idylle Luzerns, die ihm suspekt schien. Irgendetwas musste doch da versteckt sein und er ist fündig geworden in Luzerns Kellern. Dabei hat er auch entdeckt, dass Luzern die Welthauptstadt des zeitgenössischen Tanzes ist. Das behauptet er mindestens, und er sei ein guter Behaupter, behauptet er.

Herr und Frau Lustenbergers Lüste

Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto
Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto

Die Kellergeschichten werden durch eine Off-Stimme erzählt, von Pawlica am Cello begleitet und vom Luzerner Tanzensemble erzählend getanzt. Das ist teilweise unglaublich amüsant, ab und zu ironisch und behauptend schräg. Da sind Herr und Frau Lustenberger, er Finanzberater im Anzug, sie Ladeninhaberin eines Shops mit unnützen Dingen, in Rock, Bluse und Strickjäckchen. Sie leisten sich den Luxus einer Tanzperformance in ihrem Keller mit eine Gruppe Lustenbergers, gekleidet wie sie beide. Diese interpretieren ihr Leben, decken Missverständnisse auf, geheime Wünsche und Sehnsüchte, da wird lasziv getanzt, durch Kellerfenster voyeuristisch zugeschaut, geflirtet und gestritten.

Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto
Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto

Herr und Frau Federball sind Sportlehrer und in rotweissen Tennis-Outfits. Sie hängen alten Zeiten nach und sind regelrecht abhängig von ihrer wöchentlichen Dosis zeitgenössischen Tanzes. Frau Federball bewegt sich versunken über die Bühne, in klassischen Figuren anmutig ihre beiden Federbälle schwingend. Gefangen in ihrer Garderobe kümmern sich die beiden um ihre Studenten, die sich in einer Art Boxring lauthals Zweikämpfe liefern.

Im dritten Keller verstecken sich Menschen, die auf der Strasse nicht wirklich ihren Platz haben, auch wenn Luzern doch sehr offen und tolerant sei. Und wenn heute oft sogar nackt getanzt werde, meint Strømgren, sei das doch mit «lahmen Fingern und toten Augen». Dem gegenüber setzt er Frauen im Niqab und betont mit einem Tanz der Hände das Ausdruckstärkste am Menschen, Finger und Augen.

Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto
Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto

Einige Szenen seien vor der Aufführung zensiert worden, nicht aber jene der Polizisten, die zum Guggisberglied weinen. Und auch nicht jene, wo die schönste aller Künste zelebriert wird: die Neutralität. Tänzerinnen und Tänzer tragen hautfarbene Trikots und haben die Möglichkeit, sich zum ersten Mal wirklich tänzerisch zu entfalten und ihr grosses Können zu zeigen. Denn obwohl die Erklärungen zum Getanzten aufschlussreich und durchaus humorvoll sind, verunmöglichen sie es teilweise, sich auf den Tanz zu konzentrieren und selber Interpretationen zum Geschehen zu erfinden.

Cellist als Mittäter

Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto
Tanz 26 Hinter Türen Szenenfoto

In allen Kellern spielt Pawlica sein Cello – und auch mal eine Geige als Cello – und ist Teil der Inszenierung. Mal sitzt er schon auf der Bühne, mal kommt er erst und packt sein Instrument aus. Mal tupft ihm eine Tänzerin den Schweiss von der Stirn, mal trägt er ein Schweissband, mal zieht er seine Hosen aus und spielt nur in Unterhosen. Auf Wunsch des Choreografen hat er meist unbekannte Stücke von Duport und Piatti ausgesucht, aber auch Saint-Saëns «Schwan» und Puccinis «Madame Butterfly» kommen zum Zug.

Ballett? Theater? Was auch immer, es wurde viel gelacht an der Premiere. Es lohnt sich also, «Hinter Türen» offen und mit Neugierde anzugehen, dann ist beste Unterhaltung gewiss.

 

Kleine Fotodiashow der Produktion von Gregory Batardon:

fotogalerien.wordpress.com/2017/11/25/luzerner-teater-tanz-26-hinter-tueren-szenenfotos/

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: www.luzernertheater.ch

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St. Urbanhof Sursee, Niklaus „Knox“ Troxler im Gespräch mit Sara Zeller, 26. November, besucht von Léonard Wüst

Niklaus „Knox“ Troxler Grafik
Niklaus „Knox“ Troxler Grafik

Künstlergespräch mit Niklaus Troxler im Rahmen der World Wide Willisau Veranstaltungen in Sursee ( Knox im Gespräch mit Kuratorin Sara Zeller)

Wir gebens ja ungern zu, aber ein bisschen neidisch sind wir Sorser den Willisauern ihr Jazzfestival schon. Wir haben zwar ein Stadttheater, dessen Musiktheaterproduktionen schweizweit einen ausgezeichneten Ruf geniessen, aber eine weltweite Ausstrahlung, wie das Niklaus „Knox“ Troxler mit seinem Festival erreicht hat, fehlt uns halt schon. Obwohl das Willisau Jazzfestival ja nicht das Kerngeschäft von „Knox“ ist, hat er mit seinem Team etwas Ausserordentliches erreicht. Willisau ist heute schweizweit bekannt wegen seiner Willisauer Ringli, weltweit aber wegen seines Festivals. „Knox“ persönlich geniesst aber auch als Grafiker/Künstler weltweites Renommee, seine Werke sind in grossen Museen auf der ganzen Welt zu bewundern. Auch ist er ein gefragter Hochschuldozent. Im Moment sind ausgesuchte Exponate im Rahmen der „World Wide Willisau –Retrospektive Niklaus Troxler“ im Surseer Stadtmuseum Sankt Urbanhof noch bis am 7. Januar 2018 zu bestaunen.

Grundsätzliches zu Niklaus „Knox“ Troxler

Niklaus Troxler genannt Knox
Niklaus Troxler genannt Knox

Vom Firmenlogo über die LP- und CD-Hülle bis hin zur Fassadengestaltung umfasst sein Oeuvre die verschiedensten Medien. Geht es um Musik, lotet er bisweilen die Grenzen der Lesbarkeit aus und lädt den Betrachter dazu ein, mit jedem Blick Neues zu entdecken. Troxler absolvierte eine vierjährige Lehre als Schriftsetzer, studierte an der Schule für Gestaltung in Luzern. Nach seiner Tätigkeit als Art Director in Paris (1972) gründete er ein eigenes Grafik-Studio in Willisau. Seit 1966 organisiert er Jazzkonzerte in Willisau, seit 1975 zudem ein jährliches international ausgerichtetes Jazz Festival, für die er regelmässig Plakate und Plattencover – etwa für Irène Schweizer – gestaltet. Er erhielt wichtige internationale Designpreise auf der ganzen Welt, war der erste, noch lebende Schweizer Künstler, der im MOMA (Museum of Modern Art) New York ausgestellt wurde. Auf Empfehlung von Heinz Edelmann, u.a. Art Director des Beatles-Films „Yellow Submarine“, bewarb sich „Knox“ für die Professur für Kommunikationsdesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Auch ohne Hochschuldiplom setzte er sich gegen 84 Mitbewerberinnen durch und trat diese im Jahre 1998 an.

Künstlergespräch der Kuratorin Sara Zeller mit dem Künstler

Ebenfalls Teil der Retrospektive war das Gespräch mit der Ausstellungskuratorin Sara Zeller im Sankt Urbanhof, bei dem „Knox“ auch Einblicke in Persönliches gestattete. Etwa 30 Personen erwarteten gespannt die Kuratorin und den Künstler. Sara Zeller nahm uns mit in die Ausstellungsräume, wo „Knox“ geduldig Fragen beantwortete, hier eine Anekdote einflocht, da ein Bonmot zum Besten gab. Ausführlich berichtete er von den Anfängen, seis als Grafikdesigner, seis als Festivalveranstalter. Die Musik sei nicht die eigentliche Grundlage seiner Arbeiten gewesen, hätte ihn aber immer beeinflusst, auch, weil er während des Schaffens Musik gehört hätte. Am Anfang war nicht das Feuer, sondern ein normales A4 Blatt, wo er schon mal einige Skizzen, Fragmente festhielt, bevor es dann an das Weltformat für Plakate ging für den ersten Detailentwurf.

Ein Plakat muss auf den ersten Blick Interesse wecken

Auch Details erklärt der Künstler gedulig
Auch Details erklärt der Künstler gedulig

Er habe auch bewusst den Text immer an die Ränder platziert, um damit mehr Raum für das eigentliche Design zu haben. Das Visuelle sei nun mal das Wichtigste bei einem Plakat. Der Passant (Besucher) muss auf den ersten Blick interessiert sein und hinschauen. Die Schrift werde dann später auch wahrgenommen, aber das Wichtigste sei es, Aufmerksamkeit zu erregen.

Knox in angeregter Unterhaltung mit Besuchern
Knox in angeregter Unterhaltung mit Besuchern

Der interessierte Zuhörer fragte sich da schon mal: Wie hat der das alles unter einen Hut gebracht? Er betrieb sein eigenes Designstudio in Willisau, organisierte und leitete das Jazz Festival Willisau, bildete nebenbei noch zehn Lernende aus, unterrichtete von 1998 bis 2013 als Professor für Kommunikationsdesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Die Führung des Festivals gab er 2010 an seinen Neffen Arno ab, steht diesem aber im Hintergrund noch beratend zur Seite. Erst da habe er gemerkt, dass er vorher immer einen übervollen Terminkalender gehabt hätte, bemerkte er schmunzelnd. Er habe nie das Gefühl gehabt, er sei überbeansprucht, da ihm auch alles immer viel Freude gemacht habe und er auch dank dem Kontakt mit den jungen Studierenden immer à jour geblieben sei, als Künstler und als Mensch.

Bereichernde Tätigkeit als Professor in Stuttgart

Kuratorin Sara Zeller im Zwiegespräch mit  Knox
Kuratorin Sara Zeller im Zwiegespräch mit Knox

So kolportiere er auch die Story, als er von der Firma Bosch für eine Plakatgestaltung angefragt wurde. Er fixierte das Projekt als Teil der Semesterarbeit in Stuttgart und beendete das Projekt zusammen mit den engagierten Studentinnen erfolgreich. Die Gage von Bosch verwendete man für eine Studienreise nach New York, tagsüber Atelierbesuche bei bekannten Designern, abends Besuche der angesagtesten Jazzlokale im Big Apple. So konnte „Knox“ seine Leidenschaft, die Musik, mit seiner beruflichen Tätigkeit auch da verbinden. Auch eine, von einer seiner chinesischen Studentin organisierten, Studienreise nach China sei sehr eindrücklich gewesen, konnte man doch das Atelier des weltberühmten, damals unter Hausarrest stehenden, Künstlers Ai Weiwei besuchen und wurde von diesem persönlich durch dessen Reich geführt. Geduldig beantwortete „Knox“ die Fragen von Sara Zeller, gab Erklärungen zu einigen  im Sankt Urbanhof gehängten Exponaten ab, erläuterte seine Vorgehensweise bei der Plakatgestaltung usw. Interessante Einblicke in das Schaffen und Werk des Künstlers und die Art des „Homo Knox“ wurde den Besuchern vermittelt während dieser spannenden Stunde.

Kleine Fotodiashow des Künstlergesprächs von Urs Hubacher, Stiftung Some huus Sursee:

fotogalerien.wordpress.com/2017/11/27/niklaus-knox-troxler-im-kuenstlerespraech-mit-kuratorin-sara-zeller-stadtmuseum-sankt-urbanhof-sursee-26-november-2017/

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: Urs Hubacher, Stiftung Somehuus Sursee

http://www.sankturbanhof.ch/cms/website.php

und http://www.troxlerart.ch/  

http://www.jazzwillisau.ch/

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Lucerne Festival am Piano, Tastentag 3 Yulianna Avdeeva, 19. November 2017, besucht von Léonard Wüst

Avdeeva Yulianna c Christine Schneider
Avdeeva Yulianna c Christine Schneider

Besetzung und Konzertprogramm:

Solistin am Piano Yulianna Avdeeva

Bach | Debussy | Chopin

Rezension:

Die gebürtige Moskauerin (*3.7.1985), spielt seit ihrem fünften Lebensjahr Klavier, absolvierte das Klavierstudium an der Moskauer Gnessin Hochbegabten-Musikschule und schloss ihre Ausbildung an der Zürcher Hochschule der Künste ab. Die Gewinnerin des Chopin-Klavierwettbewerbs in Warschau 2010 erzeugte im Konzertsaal eine fast sakrale Atmosphäre mit ihrer Interpretation von Johann Sebastian Bachs Ouvertüre nach französischer Art (Partita h-Moll) BWV 831. Für diese Komposition verwendete Bach französische und italienische Musik – Stilelemente, was gar nicht so einfach war, gab es doch zu jener Zeit nur selten gedruckte Musiknoten. Die Französische Ouvertüre stellt grosse An- und Herausforderungen, ist sie doch für das zweimanualige Cembalo und Orgel komponiert. Dabei bewies Yulianna Avdeeva sehr viel Stilbewusstsein und Feingefühl. Äusserst konzentriert arbeitete sie die Feinheiten heraus und wirkte dabei immer sehr ernst, mit angespannten Gesichtszügen.

Estampes von Claude Debussy als Highlight des Konzertes

Mit den drei Sätzen Pagodes, La soirée dans Grenade (Ein Abend in Granada) und Jardins sous la pluie (Gärten im Regen) lässt Debussy im Zyklus „Estampes“ in Bildern eine poetische Welt aus Landschaften und fernen Ländern entstehen. Sichtlich entspannter liess die Künstlerin hier die Töne perlen, spielte die fernöstliche des ersten, die maurisch geprägte Exotik des zweiten Satzes feinfühlig aus. Debussy komponierte die Stücke im Sommer 1903 während eines Aufenthalts in Bichain im nördlichen Burgund. Von dort bekräftigt er in einem Brief: „Wenn man sich Reisen nicht leisten kann, muss man sie durch Fantasie ersetzen.“ Im virtuosen Schlusssatz knüpft er an seine zukunftsweisenden Images aus dem Jahr 1894 (HN 846) an.

Furioses Finale mit Chopins Klaviersonate Nr. 3H Moll

Yulianna Avdeeva, Solistin am Klavier c Christine Schneider
Yulianna Avdeeva, Solistin am Klavier c Christine Schneider

Nach Bachs Werk in H Moll zu Beginn, beschloss mit der Klaviersonate Nr. 3H Moll von Frédéric Chopin eine Komposition in derselben Tonart das Konzert. Mit ihren vier Sätzen ist sie in der  Sonatensatzform der Wiener Klassik gehalten. Obschon Russin, scheint Avdeeva die Musik Chopins mit der Muttermilch aufgesogen zu haben – die Musik, nicht die gängige Sichtweisen auf diesen Komponisten: Ihre Interpretationen hat sie sich selbst erarbeitet, unter anderem durch seriöses Quellenstudium. Nicht von ungefähr gewann sie 2010 den Chopin-Wettbewerb. Sie  huscht im Scherzo des zweiten Satzes auf einer Seite vom Piano zum (synkopierten) Fortissimo, schwebt durch das Largo des dritten, das einer Nocturne gleicht. .Den 4. Satz eröffnen wuchtige Doppeloktaven mit dissonanten und modulierenden Mittelstimmen das Rondo mit großer Gebärde. In den Zwischengruppen wird die Bewegung verdoppelt.

„Die Gesamtsteigerung ist klug berechnet, in ihrer edel-virtuosen Fassung bewundernswert, in der rauschhaften Art slawisch überschäumend, beinahe zügellos, technisch und gestalterisch nur von wirklichen Meistern des Klaviers zu bewältigen urteilte der deutsche Musikwissenschaftler Otto Schumann. (1897 – 1981) über das Werk.

Da Chopin, ebenso wie Debussy, ein grosser Bach-Verehrer war – seine Préludes sind eine Reverenz an das „Wohltemperierte Klavier“ –, spannte sich an diesem Konzertabend eine interkulturelle Traditionslinie durch zwei Jahrhunderte, die in Debussys „Estampes“ ihre Vollendung fand.

Die Künstlerin erfreute sich an einer „Standing Ovation“ und wir uns an zwei kurzen Zugaben.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

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Autoren- und Journalisten-Siegel von European News Agency - Nachrichten- und Pressedienst

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