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Stadt der Vögel, Freilichtspiel Tribschen Luzern, Première vom 13. Juni 2017, besucht von Léonard Wüst

Stadt der Vögel, c Emanuel Wallimann, die Waldstätter AG
Stadt der Vögel, c Emanuel Wallimann, die Waldstätter AG

Leitung und Besetzung:

Text
Gisela Widmer
Regie
Annette Windlin
Ausstattung
Ruth Mächler
In der Hauptrolle
Walter Sigi Arnold
Komposition
Hansjörg Römer /
Christian Wallner
Musik
Myrta Amstad / Christian Wallner /
Pit Furrer / David Zopfi
Choreografie
Lukas Schmocker
Licht
Martin Brun

 

Grundsätzliches zum Stück und zu den Freilichtspielen:

Seit 2005 finden auf Tribschen bei Luzern, wo 1866 bis 1872 Richard Wagner wohnte, die Luzerner Freilichtspiele jedes zweite Jahr statt.

Für die diesjährige Produktion hat Gisela Widmer, angeregt durch den Luzerner Altphilologen Kurt Steinmann, den 2400 Jahre alten Klassiker „Stadt der Vögel“ von Aristophanes neu geschrieben.

Die Ausgangslage: Natürlich handeln die beiden Athener, Makarios («der Glückselige») und Georgos («der Erdverbundene »), zuerst einmal aus purem Eigennutz. Sie haben einiges auf dem Kerbholz und gleichzeitig die Nase voll von den Wirrnissen in Athen. Das aber sind nur die äusseren Beweggründe für ihre Flucht: In ihren Herzen werden sie von der urmenschlichen Sehnsucht nach einem «guten Ort» getrieben. Diese anfänglich noch diffuse Sehnsucht führt sie in die Vogelwelt. Denn der Vogel ist wie der Mensch ein zweibeiniges und aufrecht stehendes Wesen; dazu aber fähig, zu fliegen und über allem und all überall zu sein.

Und hier, in dieser Vogelperspektive, liegt das Geheimnis von Aristophanes’ Komödie: Man muss die Fähigkeit entwickeln, das Bekannte von aussen zu betrachten, um es wirklich zu erkennen.

Und die beiden Athener erkennen: Die Erde mit ihren streitenden Menschen ist ein hoffnungslos schlechter Ort. Genauso wie der Olymp mit seinen strafenden Göttern. Und am schlechtesten ist die Abhängigkeit der Menschen von den Göttern. Selbst die Vögel haben darunter zu leiden: Sie werden von den Menschen

gefangen, gebraten und manchmal sogar den Göttern geopfert.

So werden die beiden Athener und die Vögel Verbündete. Eine Stadt wollen sie bauen. Unabhängig sein und frei! Die Götter sollen verhungern. Und die Menschen sollen halt selber schauen. Diese Vogelstadt, die da herbeigesehnt wird, ist eine Utopie, also ein «Nichtort». Goethe hat in seiner Übersetzung für die Vogelstadt den Begriff «Wolkenkuckucksheim» kreiert. König Wiedehopf tritt auf, und es stellt sich heraus, dass er ebenfalls einst ein Athener war, der von den Menschen schlecht behandelt wurde und sich deshalb den Vögeln zuwandte.

Rezension:

Natürlich, wie an solchen Premieren gewohnt, erschien viele lokale, gar einige nationale Prominenz, auch gaben sich andere Regisseure und Schauspielerinnen die Ehre. So etwa auch der Intendant des Luzerner Theaters Benedikt von Peter, der  kürzlich erwähnte, dass er in Zukunft noch vermehrter mit lokalen Laienbühnen zusammen arbeiten will. Auf Tribschen (Zuschauertribüne mit 550 gedeckten Plätzen), boten die Schauspielerinnen physisch eine starke Leistung, konnten sie doch nicht auf die Höhen des Spielgeländes fliegen, sondern mussten hinauf- und auch wieder herunter sprinten. Hauptdarsteller Walter Sigi Arnold (Makarios) hatte, als Primus inter Pares, die Szenerie jederzeit im Griff. Die Live Musik spielte diesmal eine eher untergeordnete Rolle, konnte sich eigentlich nur bei Begleitung der Gesängen der Nachtigall (König Wiedehopfs Gattin) profilieren.

Etwas ungewohnt ist es schon, dass die Zuschauertribüne diesmal nicht Richtung See ausgerichtet ist, sondern um 180 Grad gedreht Richtung Richard Wagner Museum. Somit entfällt der spektakuläre Blick über den Vierwaldstättersee Richtung Bürgenstock, dafür kann die Regisseurin so die Hauptfiguren, in diesem Fall die diversen Vögel, im Wald, mal sichtbar, mal unsichtbar, platzieren, und es ergeben sich mehr Variationen für das Lichtdesign.

Zuerst betreten Makarios und Georgos, vor ihren Gläubigern aus Athen geflohen, die Szene, auf der, im Rund verstreut, diverse Eier liegen. Neugierig beäugt von einem Wächtervogel, sinnieren die beiden über ihre Zukunft und träumen davon, sich dem Volk der Vögel anzuschliessen und in Zukunft ohne menschliche Sorgen mehr zu leben. Nicht mehr vogelfrei, sondern frei wie ein Vogel. Sie wandelten so auf den Spuren von König Wiedehopf, der schon bis etwa zur Hälfte zu einem Vogel mutiert war und auf Bitten des Wächtervogels, zusammen mit seinem Aktuar, nun auch die Szene bereicherte. Ab jetzt wurde diskutiert, argumentiert und lamentiert. Schlussendlich sah sich Wiedehopf genötigt, eine Vogel-Volks-Vollversammlung einzuberufen. Also schälten sich Vögel aus den herumliegenden Eiern, strömten die gefiederten Genossen aus allen Himmelsrichtungen zur Versammlung. Unter dem Vorsitz ihres Königs wurde heftig gegackert, ob man die zwei menschlichen Asylsuchenden in ihr Volk aufnehmen soll. Um bessere Karten für ihr Ansinnen zu haben, versprach Makarios, die Gründung einer eigenen „Stadt der Vögel“, demokratisch strukturiert nach athenischem Vorbild an die Hand zu nehmen. Schlussendlich zeigt sich das Vogelvolk einverstanden, hatten ihnen doch die beiden Fahnenflüchtigen reichlich Honig über den Mund gestrichen.

Ab da ereignet sich Seltsames in der neu gegründeten Vogelstadt, später von J.W. Goethe „Wolkenkuckucksheim“ genannt, die Stadt in den Wolken, die sich die Vögel als Zwischenreich gebaut haben. Schon bald zeigen sich fast menschliche Verhaltensweisen, wie das Streben nach Macht. Einfluss und Ruhm wollen sich auch hier ihren Weg bahnen. Eigenschaften, die dem Gefieder bis dato völlig fremd waren. Eine Gruppe Beamter aus Athen erscheint, um alles der Ordnung halber zu regulieren, was es für so eine Stadtgründung braucht. Da sind Chaos und Streit schon vorprogrammiert. Sie Vögel wehren sich mit Federn und Schnäbeln, wie sie es schon vorher gegen Makarios und Georgos getan hatten Dazu gipfelt das, von Makarios und Georgos initiierte, Aufbegehren gegen die Allmacht der Götter in einem eigentlichen Boykott. Es werden keine Opfergaben (Schafe, Kälber usw.) mehr dargeboten, was die Götter fast verhungern lässt und bemüssigt, mit dem aufmüpfigen Vogelvolk zu verhandeln. Dafür wird von Zeus zuerst Göttin „Iris“ per Transportseil zum aufmüpfigen Vogelvolk geschickt, um die Lage zu sondieren. Die trifft aber mit ihrer Schnodderigkeit und dem affektierten, hochnäsigen Gehabe den Ton nicht, sodass der Göttervater drei weitere hochrangige Abgeordnete schickt,  u.a. Herakles, seinen Sohn und Poseidon, einen Bruder. Als Wesen, die in einer Zwischenwelt leben, haben die Vögel dabei die besseren Karten als beispielsweise die Menschen, die auf der Erde, in diesem Fall vor allem im ungeliebten Athen, leben. Irgendwann wird irgendwie ein fast guteidgenössischer Kompromiss gefunden, der von den  Vögeln singend („Alle Vögel sind schon da“) und tanzend gefeiert wird. Am Schluss findet die Hochzeitsfeier von Georgos mit der Göttin Basileia statt, auf der die Götter erscheinen und die Vögel in militärischer Formation vorbeimarschieren. Schlussendlich ziehen sich die Götter in den Himmel zurück. Die Menschen bleiben auf der Erde und dazwischen ist eben diese Fantasie einer „Stadt der Vögel“, die auf Tribschen von einem engagierten Team auf und hinter der Bühne in die Realität umgesetzt wurde.

Der Stoff aus dem Jahre 414 vor Christus wurde zügig, amüsant und farbenprächtig inszeniert, aufgelockert durch ein paar lokalpolitisch eingefügte Bonmots und vom Publikum mit entsprechend grossem Applaus belohnt, den auch, die nun ebenfalls auf die Szene geeilten „Macher“, geniessen durften.

Trailer der Produktion:

 
Kleine Fotodiashow der Produktion von Emanuel Wallimann, die Waldstätter AG:

Fotos: www.freilichtspiele-luzern.ch, Wikipedia und Homepage von

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Luzerner Theater, Dancemakers Series #8, 8. Juni 2017, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Dancemakers Series #8 Foto Ingo Höhn
Dancemakers Series #8 Foto Ingo Höhn
Besetzung:
Zach Enquist, Sada Mamedova (Choreographie Dario Dinuzzi)
Zach Enquist, Sada Mamedova (Choreographie Dario Dinuzzi)

Tanz Luzerner Theater: Martina Consoli, Zach Enquist, Rachel P. Fallon, Shota Inoue, Carlos Kerr Jr., Rachel Lawrence, Olivia Lecomte, Dor Mamalia, Sada Mamedova, Salome Martins, Aurelie Robichon, Enrique Saez Martinéz, Tom van de Ven, Dario Dinuzzi, Andrea Thompson

 

Rezension:

Die Serie «Dancemakers» gibt den Tänzern des Luzerner Balletts einmal pro Jahr die Möglichkeit, sich selber auszudrücken, zu zeigen, wie sie sich und den Tanz sehen. Das führt jedes Mal zu speziellen Begegnungen und spannenden Programmen, so auch letzten Donnerstag an der Première von «Dancemakers Series  #8“ im Südpol

 

Sada Mamedova, Andrea Thompson (Choreographie Zach Enquist)
Sada Mamedova, Andrea Thompson (Choreographie Zach Enquist)

Die Themen der sieben Choreographien sind alle relativ ernsthaft, tiefgründig und philosophisch und die Tänzerinnen und Tänzer gehen auch in ihrem körperlichen Ausdruck einen Schritt weiter, weg vom ausschliesslichen Tanz hin zu einer Art «Bewegungs-Erzähl-Theater» mit tänzerischen Interaktionen. Es wird viel gesprochen, rezitiert, teilweise in Reimen, es gibt Video-Einspielungen und Schattenspiele.

 

Ausdrucksstarke Bilder

Martina Consoli, Zach Enquist, Andrea Thompson, Sada Mamedova (Choreographie Dario Dinuzzi)
Martina Consoli, Zach Enquist, Andrea Thompson, Sada Mamedova (Choreographie Dario Dinuzzi)

«playFULL» von Carlos Kerr Jr., «Kintsukuroi» von Olivia Lecomte und Sada Mamedova und «Crescens» von Dario Dinuzzi stehen reinem Tanztheater am nächsten. «playFULL» erinnert an den Alltag einer Männer-WG. Drei junge Männer provozieren, necken und bekämpfen sich, dies auf einer Bühne mit lediglich einer dunklen freistehenden Wand mit Türe. Kerr gelingen ausdrucksstarke und teilweise amüsante Bilder. Auch Olivia Lecomte überzeugt mit eindrücklichen Momenten. Wenn sie für einen Sekundenbruchteil mitten im Lichtkreis in einer Pose verharrt, hat das etwas von einer Momentaufnahmen in Schwarz-Weiss. In «Crescens» betanzt Enrique Sáez Martínez mit kraftvollen Bewegungen die leere Bühne und weiss sie doch zu füllen.

 

Skurriler Höhepunkt

Olivia Lecomte (Choreographie Olivia Lecomte) 1Dor Mamalia dokumentiert in «I’mpossible» den Untergang einer Person. Er steht im Dialog mit einem überdimensionalen rotleuchtenden Stoff-Herz (Tom van de Ven), die Deutung der Bilder ist nicht immer ganz einfach. Eindrücklich seine unglaubliche Elastizität, wenn er sich in schlangengleichen Bewegungen auf der Bühne windet. Zach Enquist befasst sich in «What lies between» (Rachel Lawrence, Andrea Thompson, Sada Mamedova) mit den Gewohnheiten der Menschen und ihrer Unfähigkeit, diese zu ändern. Zwei Frauen scheinen sich gegenseitig verfallen, eine dritte drängt sich immer wieder dazwischen. «The Balancing Act» von Dario Dinuzzi thematisiert die Einsamkeit. Die Tänzer/-innen (Dario Dinuzzi, Andrea Thompson, Sada Mamedova, Zach Enquist und Martina Consoli) betanzen kleine Holzhürden, jeder auf seine eigene Art. «+3» von Shota Inoue verlangt dem Zuschauer einiges ab, unterhält aber auch mit schrägen Ideen. Wenn sich die drei (Rachel Lawrence, Sada Mamedova und Tom van de Ven) mit  verschlungenen Armen und Beinen in beinahe unmöglichen Positionen winden, erinnert das an das Gesellschaftsspiel «Twister» und mit der Heiratsszene mit Einrad erlebt das Stück einen skurrilen Höhepunkt. Nicht alles offenbart sich dem gemeinen Tanzliebhaber. Aber die Tatsache, dass es viele gemeinsame neue Elemente gibt in den 7 Choreografien lässt die Frage aufkommen, ob «Dancemakers» hier Weichen stellt für das, was kommen wird?

 

Dor Mamalia (Choreographie Dor Mamalia)
Dor Mamalia (Choreographie Dor Mamalia)

Last but not least und man verzeihe die Banalität: Die Tänzerinnen und Tänzer stehen zum Schlussapplaus auf der Bühne, 13 unterschiedlichste Menschen aus 9 verschiedenen Nationen aber mit der gemeinsamen Leidenschaft für den Tanz, fürs Ausprobieren und Experimentieren, eines der berührendsten Bilder dieses Abends!

Kleine Fotodiashow der Produktion von Ingo Höhn, Luzerner Theater:

fotogalerien.wordpress.com/2017/06/08/luzerner-theater-dancemakers-series-8-8-juni-2017-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: luzernertheater.ch

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Autoren- und Journalisten-Siegel von European News Agency - Nachrichten- und Pressedienst
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Konstantin Wecker mit Band, Kongresshaus Zürich, 6. Juni 2017, besucht von Leonard Wuest

Konstantin Wecker Foto Thomas Karsten
Konstantin Wecker Foto Thomas Karsten
Besetzung: Konstantin Wecker mit Band, Jubiläumskonzert zum 70. Geburtstag

Poesie und Widerstand

Rezension:

70 Jahre Ungehorsam – verändert hat sich der Künstler in seinem Leben schon oft, ein anderer ist er nie geworden (Zitat des Veranstalters abc production).

Konstantin Wecker Foto Thomas Karsten
Konstantin Wecker Foto Thomas Karsten

Wenn der Ur – Bayer durch die Lande tourt, strömen seine Fans seit Jahrzehnten und füllen die Konzertsäle und Hallen. Seine Themen sind auch heute noch, oder wieder, sehr aktuell. Dazu hat er die Gabe, seine Texte in markante, wiedererkennbare Melodien zu packen. Wenn dazu noch ausgezeichnete Mitmusiker auf der Bühne stehen, ist ein unvergesslicher Abend garantiert.

Konstantin Wecker Foto Bayerischer Rundfunk c Wilschewski
Konstantin Wecker Foto Bayerischer Rundfunk c Wilschewski

Eröffnet wurde das Konzert mit einer Playbackeispielung, dazu betraten die fünf Begleitmusiker die Bühne, besetzten ihre Platze und übernahmen nahtlos die eingespielte Melodie. Es folgte der Einzug des „Gladiators“ Konstantin Wecker, der sich vom hinteren Saaleingang her singend durch das Publikum seinen Weg bahnte und sich so  den Zugang zur Bühne verschaffte. Bejubelt von den Konzertbesuchern, Hardcorefans meist  eher gesetzteren Alters, startete er das Set mit „Kein Ende in Sicht“, Liedzeile daraus: Kein Ende in Sicht, den Anfang verprasst, dazwischen nur tänzelndes Schweben. Den Sinn dieses Unsinns noch lang nicht erfasst, doch immerhin: leben im Leben! Es folgte Lied auf Lied, unterbrochen nur durch Monologe, Anekdoten aus seinem prallgefüllten Leben und natürlich Applaus, viel Applaus. Zwischendurch hatten auch seine Mitmusiker, von denen ein jeder mindestens zwei Instrumente beherrschte, Gelegenheit, mit Soli zu glänzen. So spielte z. B. die Cellistin ebenso gut den Elektrobass, der Violinist beherrschte auch die Leadgitarre ausgezeichnet, usw. Wecker meinte noch, er habe jetzt 50 Jahre darauf gewartet, endlich 70 zu werden, die ersten 20 Lebensjahre könne man ja nicht voll anrechnen. Dann interpretierte er zuerst Lieder aus seinem frühen Schaffen, dann sang er sich nach und nach über die jüngste Vergangenheit, z. B. mit „Der alte Kaiser“ (komponiert als Hommage an die Aufständischen auf dem Tahrir Platz) bis  in die Gegenwart. Ein Streifzug durch ein ganzes Künstlerleben, das nicht nur mit Glanzlichtern gesegnet ist, sondern auch grosse Brüche aufweist

 

Noch immer mal wütender Rebell, mal zärtlicher Poet

Konstantin Wecker Foto Maximilian Lottmann
Konstantin Wecker Foto Maximilian Lottmann

Wecker kam aber immer gestärkt zurück, nichts konnte seiner Popularität etwas anhaben, Wecker Fans sind unerschütterlich und treu ergeben. Amüsiert schaut der Künstler zurück, seinen Karrierestart als Darsteller in Softpornos nutzt er gar, um sein Machoimage zu untermauern. Ein Gehabe, dass sogar seinem verehrten Vater einst die Bemerkung entlockte: Aha, Männlein will Mann spielen.

Selbst eine  so grosse Künstlerin wie Mercedes Sosa coverte mitIch singe weil ich ein Lied hab“, einen Wecker Song, das Lied, das sie auch gemeinsam bei einem Konzert 1988 in Wien, zusätzlich ergänzt durch Joan Baez, interpretierten.

Konstantin Wecker Foto Ufuk Arslan
Konstantin Wecker Foto Ufuk Arslan

Ebenso einprägsam wie sein „Einmarsch“ zu Beginn des Konzertes, war auch sein Abschied. Er verliess die Bühne, singend natürlich, streifte durch die Sitzreihen, umarmte diese und jenen, feierte seine Fans, die wiederum feierten ihn, kehrte schlussendlich auf die Bühne zurück und genoss mit seinen Mitmusikern noch eine langanhaltende stehende Ovation. Definitiver Höhepunkt war dann das ultimativ abschliessende : "Sage Nein!", begeistert umjubelt vom Auditorium und mit einer erneuten „Standing Ovation“ belohnt. Wecker bleibt Wecker, immer ein aussergewöhnliches Erlebnis. Trotz seinen 70 Jahren performt er immer noch vor und nach der Pause je ca. 90 Minuten.

Eine unendlich erscheinende Karriere

Konstantin Wecker Foto Annik Wecker
Konstantin Wecker Foto Annik Wecker

Über 50 Jahre schon bespielt Wecker die Bühnen Europas, gar der Welt und es macht nicht den Anschein, als ob er nächstens in Rente geht und sein spätes Familienidyll noch intensiver geniessen will. Unruhig unterwegs ist er noch immer. Vielleicht, Altersweisheit geschuldet, nicht mehr ganz so zornig, nicht aber weniger engagiert. Seinen Anhängern, meist im gleichen Alter geht es wohl ähnlich. Alt68er, von Utopisten zu Realisten mutiert, ohne ihre Träume zu verlieren oder Idealen abzuschwören. Wecker und Band interpretieren Song für Song, ergänzt durch des Meisters Anekdoten und Erinnerungen an musikalische Weggefährten, amüsante und ernste Begebenheiten, Lebensirrtümern, Irrwegen und Verfehlungen. Die späte Rückkehr auf den Pfad der Tugend, unterstützt von seiner damaligen Frau Annik, bereichert durch die beiden gemeinsamen Söhne.

Vielseitigkeit ist ein Markenzeichen von Konstantin Wecker

Konstantin Wecker und Hannes Wader Foto Thomas Karsten
Konstantin Wecker und Hannes Wader Foto Thomas Karsten

Er singt ja nicht nur seine Lieder. Er textete und komponierte auch für andere, wirkte als Schauspieler in vielen Gastrollen mit, komponierte Filmmusik, schrieb gar ganze Musicals, u.a., das Hundertwasser Musical, zusammen mit Christopher Franke das Musical Ludwig usw.. Seit dem Wintersemester 2007/2008 hat Wecker an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg einen offiziellen Lehrauftrag angenommen. Immer wieder engagiert er sich politisch und auch sozial an vorderster Front, wurde und ist eine Ikone der antifaschistischen Bewegung

 

Konstantin Wecker – Mercedes Sosa – Joan Baez – Ich singe weil ich ein Lied hab – Wien 1988:

www.youtube.com/watch?v=LhHAaJqjVhc

Konstantin Wecker: "Sage Nein!"

www.youtube.com/watch?v=aZtmfCJRErY

Ein Konzert von: www.abc-production.ch/

Fotos: www.abc-production.ch/ und Wikipedia und Homepage von

www.wecker.de/de/start.html

Text: www.leonardwuest.ch

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Festival Strings Lucerne, Beethoven at its best Solisten: Vilde Frang, Nicolas Altstaedt, Herbert Schuch, KKL Luzern, 2. Juni 2017, besucht von Léonard Wüst

Festival Strings Lucerne
Festival Strings Lucerne

Besetzung und Programm:

Daniel Dodds
, Violine & Leitung
 Vilde Frang
, Violine
 Nicolas Altstaedt
, Violoncello
 Herbert Schuch
, Klavier
 Festival Strings Lucerne
Ludwig van Beethoven: Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56 «Tripelkonzert»
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93

 

Rezension:

Brillant, leichtfüßig und den kammermusikalischen Geist des Miteinanders verströmend wie wohl kaum ein anderes Konzert, kommt Beethovens berühmtes Tripelkonzert daher. Allzu selten steht es auf dem Programm, denn gleich drei hervorragende Solisten müssen auf das Beste miteinander harmonieren. (Zitat ProArte, Klassik für Hamburg)

Daniel Dodds, Leitung und Violine
Daniel Dodds, Leitung und Violine

Die Festival Strings Lucerne hatten am Vorabend, als erstes Schweizer Orchester überhaupt, in der Elbphilharmonie in Hamburg mit dem gleichen Programm gastiert, entsprechend hoch waren denn auch die Erwartungen des gutgelaunten Publikums im fast ausverkauften Konzertsaal die zusätzlich gesteigert wurden durch das Mitwirken der drei prominenten Solisten Vilde Frang, Nicolas Altstaedt und Herbert Schuch beim Tripelkonzert, das für den ersten Konzertteil programmiert war. Diese Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt, harmonierten doch die drei Solisten bestens miteinander, keiner war dominierend und sie fügten sich auch hervorragend ins Gesamtorchester ein, das für deren Soloparts, einen kompakten, feinausgewogenen Klangteppich legte. Beim Tripelkonzert handelt es sich beim ersten Satz um den längsten Satz in allen Instrumentalkonzerten Beethovens.

Triplekonzert, die Solisten,v.l.n.r. Schuch, Frang, Altstädt
Triplekonzert, die Solisten,v.l.n.r. Schuch, Frang, Altstädt

Zudem ist er nicht in der üblichen Sonatenhauptsatzform komponiert. Geleitet wurde das Konzert von Daniel Dodds, auf dem Konzertmeisterstuhl bei den ersten Geigen sitzend und selber auf seiner Violine mitspielend, ebenso diskret wie souverän. Das demonstrierte auch das grosse Vertrauen, welches Dodds  (er gehört auch zu den Solisten des Lucerne Festival Orchestra) in seine Mitmusiker hat. Die „Strings“ untermauern ihren Ruf, als eines der weltbesten Kammerorchester mit einer grossartigen Leistung und die Protagonisten durften für ihre Darbietung einen langanhaltenden Applaus ernten, für eine Zugabe liessen sie sich aber nicht erwärmen. Gutgelaunt begab man sich zur Pause in die Foyers des KKL, von dessen Dachterrasse aus sich immer wieder ein grandioser Blick über das Panorama rund um das Luzerner Seebecken bietet.

Zweiter Konzertteil: Beethovens 8. Sinfonie

Nicht gerade mit Lob überschüttet wurde diese, etwas im Schatten der 7. und der 9. Sinfonie stehende Komposition, nach ihrer Uraufführung am 27. Februar 1814 und doch hatte sie auch begeisterte Anhänger. Anton Diabelli etwa meinte u.a.: mit offenen Armen empfängt der wahre Kunstfreund dieses herrliche, glänzende Product des unerschöpflichen Beethoven. In ihren Entwürfen eigentlich als Klavierkonzert gedacht, überarbeitete der Komponist im Verlaufe des Sommers 1812 diese zu einer „richtigen“ Sinfonie. David Dodds geleitete, noch immer sitzend in der Position des Konzertmeisters, sein Orchester in das gewaltige Werk, in dem sich speziell im ersten Satz auch die Bläser, allen voran die Fagottisten, dann die Oboen, Querflöten usw. auszeichnen konnten. Dies unterstützt von den grundsoliden Streichern, die je nach dem, üppig begleitend, mal anfeuernd vorantreibend ihren Kollegen in nichts nachstanden, so einen wundervollen Gesamtklangteppich schufen, der dem Werk des Musikgenies mehr als gerecht wurde. Das Auditorium feierte die Musiker mit langanhaltendem, tosenden Applaus und vielen Bravorufen für diesen Konzertgenuss.

Veranstalter und Fotos: www.festivalstringslucerne.org/de/home

Text: www.leonardwuest.ch

Luzerner Sinfonieorchester, Solisten: Vilde Frang und Truls Mørk, KKL Luzern, 20. April 2016, Rezension über diesen Link:

innerschweizonline.ch/wordpress/luzerner-sinfonieorchester-solisten-vilde-frang-und-truls-mork-kkl-luzern-20-april-2016-besucht-von-leonard-wuest/

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