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Luzerner Theater, Der Mensch erscheint im Holozän, Max Frisch, Gustav Mahler, Luzerner Sinfonieorchester, Première 30. April 2017, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

Der Mensch erscheint im Holozän, Adrian Furrer, Winston Dan Vogel (Drigent) Luzerner Sinfonieorchester Foto Ingo HoehnProduktionsteam und Besetzung

Musikalische Leitung: Yoel Gamzou Musikalische Leitung: Winston Dan Vogel (30.04. / 21.05. / 19.05. / 28.05.) Inszenierung: Felix Rothenhäusler Raum- und Lichtdesign: Matthias Singer Dramaturgie: Julia Reichert Licht: Clemens Gorzella Konzeption und musikalische Bearbeitung: Yoel Gamzou

 

Rezension:

Er steht ganz allein auf der Bühne, leger gekleidet, schwarzes T-Shirt mit einem Aufdruck eines Van Gogh Bildes, schwarze Jogginghose, nackte Füsse. Hinter ihm leere Stühle und Notenpulte. Er, das ist Herr Geiser (Adrian Furrer), eingeschlossen in seinem Alterswohnsitz im Tessin, draussen Dauerregen. Das erzählt er dem Publikum, wie so vieles anderes. Er redet pausenlos, über verschiedene Arten von Donner, über Dinosaurier, über Naturkatastrophen und Erdzeitalter, über Vorräte, die er noch hat und immer wieder darüber, wie es draussen regnet und über einen eventuellen Riss im Hang. Auf einer Leinwand hinter ihm werden kurze Sätze eingeblendet, das wirkt ein bisschen so als würde man hinter seinem Rücken über ihn reden. Anfänglich kümmert er sich nicht darum, ruhig, konzentriert und völlig absorbiert legt er sein Wissen dar, als müsste er sich selber beweisen, dass es noch da ist. Ab und zu blinkt ein Lichtstab kurz auf, wie eine Sturm-, eine Gewitterwarnung. Herr Geiser redet weiter, ohne Pause, schaut sich erst um, als plötzlich die ersten Musiker auf der Bühne erscheinen, vorerst nur Streicher. Nun blinken vereinzelt schon mehrere dieser Lichtstäbe und Herr Geiser wird etwas unruhiger, redet sich langsam um Kopf und Kragen, redet wider des Vergessens, ganze 40 Minuten lang. Inzwischen haben sich einige Streicher eingeschaltet, die restlichen Musiker treffen ein, die Musik nimmt langsam überhand bis zum brachialen neuntönigen Akkord, der Geisers Hirnschlag signalisiert. Geiser verstummt, bleibt aber auf der Bühne. Er versucht zwar noch, etwas zu sagen, aber es gelingt ihm nicht. Nicht das Ende der Welt ist eingetreten, sondern das Ende seiner Kontrolle über sein Hirn. Umhüllt von der Musik, völlig darin eingeschlossen, bleibt er reglos stehen, einmal bewegt er noch die Zehen und Finger. Keine Erinnerungen mehr, kein Wissen und auf der Leinwand erscheint der Satz: «Die Gesteine brauchen seine Erinnerung nicht.»

Soviel zur Handlung des Stücks «Der Mensch erscheint im Holozän». Die Gegenüberstellung von Schauspiel und Musik ist nicht ganz einfach nachvollziehbar. Einerseits ist da ein Mensch in seinem existenziellen Kampf, der wortgewaltig versucht, die Kontrolle über sein Leben zu behalten. (Adrian Furrer als Herr Geiser vollbringt hier eine unglaubliche Leistung: 40 Minuten lang rezitiert er ohne Pause, reiht Informationen, Jahreszahlen, Fachausdrücke aneinander.) Andererseits ist da Mahlers Musik, Auszüge aus seiner letzten, der 10. Symphonie, in der Version des israelisch-amerikanischen Dirigenten Yoel Gamzou. Trotz des apokalyptischen Akkords und der 12 Paukenschläge hat sie etwas Sphärisch-Schönes, etwas Zartes und Hoffnungsvolles und lässt einen stellenweise in kosmische Welten abgleiten.

Die Inszenierung beschäftigt sich mit der Frage, wie sich das «Danach» ausdrücken lässt, wenn der Mensch der Welt abhandengekommen ist. Sollte die Antwort Mahlers Musik sein, die Gefühle und Emotionen, welche diese auslöst, hat das Abhandenkommen durchaus etwas Faszinierendes und Tröstendes.

Kleine Fotodiashow der Produktion von Ingo Höhn, Luzerner Theater:

fotogalerien.wordpress.com/2017/04/30/luzerner-theater-der-mensch-erscheint-im-holozaen-30-april-2017-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

«Der Mensch erscheint im Holozän», Interview mit Yoel Gamzou und Felix Rothenhäusler, Luzerner Theater

vimeo.com/215137561

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: luzernertheater.ch

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Dechen & Zürcher Kammerorchester THE CALL FOR PEACE, KKL Luzern, 15. April 2017, besucht von Léonard Wüst

Dechen bei einem Konzert Emmenbrücke 13.3.2015Besetzung:

Zürcher Kammerorchester | Dieter Dyk Leitung | JEWEL Ensemble | Dechen Shak-Dagsay Gesang | Helge van Dyk Klavier | Daniel Pezzotti Cello | Hank Shizzoe Gitarre | Thomas Niggli Sitar | Thomas Jordi Bass | Tosho Yakkatokuo Schlagzeug | Jürg Fuyûzui Zurmühle Shakuhachi | Rhani Krija Perkussion | Tibetische Tanzgruppe

 

Grundsätzliches:

Dechen Shak-Dagsay ist eine weltbekannte Mantra-Sängerin tibetischer Herkunft. Sie flüchtete 1963 als Kind zusammen mit ihrer Mutter in die Schweiz, wo sie im Toggenburg aufwuchs.

Philosophie:

Zitat Dechen: Mein Künstlername Dechen ist tibetisch und bedeutet die grosse Glückseligkeit. Mir gefällt der Name, weil er bezeichnend ist für das, was ich tue. Überall, wo ich hinkomme, mache ich die Menschen mit meiner Musik glücklich. Zitatende. Dechen singt und rezitiert traditionelle tibetische Mantras ebenso wie Gedichte ihres, in Tibet lebenden Vaters Trülku Dagsay Rinpoche, einem tibetischen Lama. Von ihm erhielt. sie die Übertragungen der bedeutungsvollen Mantras, die sie inzwischen weltweit singt. Diese werden von Helge van Dyk, ihrem Keyboarder, Produzenten und Arrangeur, vertont.

Rasanter Start in eine grosse, auch internationale Karriere

1989 brachte sie eine Single mit dem Titel ‚Bodhichitta’ heraus, welche verschiedene Musikproduzenten aufhorchen liess, worauf sie1994  von Ryuichi Sakamoto ins Studio nach London eingeladen um für den Soundtrack von Bernardo Bertolucci’s berühmten Film ‚Little Buddha’ zu singen.

Ein unvergesslicher Moment  Eine Segnung von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama, Kloster Einsiedeln, August 2005Die Künstlerisch wirkt sehr authentisch, wenn sie die psychisch und physisch erlittenen Qualen ihres geknechteten und drangsalierten Volkes anklagt, trotzdem die Hoffnung im Vertrauen auf eine höhere Macht nicht verliert und die Menschen dazu aufruft, Sorge zu tragen zu den Mitmenschen, andern Lebewesen und eigentlich zur gesamten Welt, unserem einmaligen blauen Planeten.

Ihr grosses Anliegen ist ihr soziales Engagement

Ganz nach ihrem Vorbild, ihrer verstorbenen Mutter Yischi Tsedön la, haben es sich Dechen und ihre beiden jüngeren Schwestern Dolkar Dagsay und Dega Faoro zur Aufgabe gemacht, die von ihren Eltern gegründete ‚Tsedön Klinik’ in Tibet finanziell zu betreuen und in die Selbstständigkeit zu führen.

Dank ihres grossen musikalischen Erfolges unter anderem mit dem BEYOND Projekt war es Dechen möglich 2010 die DEWA CHE Foundation zu gründen und mit ihren verschiedenen sozialen Projekten zur Erhaltung und Förderung der tibetischen Kultur innerhalb wie ausserhalb Tibets beizutragen.

Mehr dazu finden Sie unter www.dewache-foundation.com

Das Konzert, rezensiert durch Léonard Wüst

Die klangvolle schweizerisch-tibetische Stimme Dechen Shak-Dagsay sang ihre Botschaft für den Frieden direkt in die Herzen der Zuhörer. Bei ihrem Auftritt im KKL Luzern, ausverkaufter Konzertsaal, wurde sie in ihrem Anliegen unterstützt durch das Zürcher Kammerorchester, das „Jewel Ensemble“ und Gastmusikern aus aller Welt. sowie einer Gruppe junger Tänzer aus Ost Tibet.

Meine hochkarätigen Musiker des 'DAY TOMORROW' Ensemble vor einem Konzert in Bern am 5. Dezember 2014Das Konzert begann mit dem traditionellen Ruf des Muschelhorns, das die Nonnen und Mönche in den Klöstern Tibets  zum Gebet ruft. Beim darauffolgenden Chenresi Mantra, dem wohl allerwichtigsten für die Tibeter, kam erstmals Jürg Fuyûzui Zurmühle mit seinem Shakuhachi als Solist zur Geltung, garniert mit ein paar Schlägen des Gongs. Mit einen paar Zupfern an der von Thomas Niggli gespielten Sitar, dem Einsatz von diversen, in Schwingungen versetzten Klangschalen und Glasschalen war unmittelbar ein mystisch – magischer Klangteppich geschaffen, auf dem sich die Künstlerin stimmlich in Höhen schwang, gekleidet in ein traditionelles, einfaches Kleid des Bergvolkes, einen Glücksschal um die Schultern gelegt.

Klare Ansagen einer starken Frau

Es folgte eine kurze Begrüssung mit ein paar Erklärungen zu den Mantras  und Anmerkungen über Ablauf, aber auch den Sinn und Zwecks dieses Konzertes.

Die nun folgenden Mantras erklärte Dechen immer mit ein paar Worten, worauf sie beruhen, welche Aussage und Bedeutung sie haben. Bei den zwei folgenden war es die jahrtausendalte intensive Kraft zur Erlangung des inneren, wie auch des äusseren Friedens. Gefolgt von einem  Lobgesang auf die Tiere, ohne die die Menschheit nie überleben könnte. Wenn die Fauna gepriesen wird, fehlt auch die Huldigung der Elemente nicht, Erde, Wasser, Feuer und Wind sind die Grundlagen unseres Lebens. Sind sie ausgewogen und im Gleichgewicht, können sich Natur und Leben voll entfalten. Eigentlich Selbstverständlichkeiten, die man sich aber immer wieder ins Bewusstsein rufen sollte. Dechen interpretierte eines dieser Mantras gar in einer Art Sprechgesang, Rap auf Tibetisch? Dies verdeutlichte auch, dass nicht alles pessimistisch gesehen wird, die Hoffnung auf die Vernunft unserer Spezies noch nicht ganz erloschen ist, aber immer wieder geweckt, an sie appelliert werden muss.

Dann rückten für einmal die Musiker in den Fokus, die die ihnen gewährte Improvisationsfreiheit zur Freude des Publikums voll ausschöpften, ob Bass, Schlagwerk, Sitar oder Gitarre, die Soli von aussergewöhnlicher Qualität eingebettet in den Klangteppich, den die Musiker des, wie gewohnt souveränen Zürcher Kammerorchesters auslegten. Das ZKO war nur mit der Streichersektion vertreten und das ganze Konzert stand unter der Gesamtleitung von Dieter Dyk. Das nächste Mantra enthielt die Botschaft: Wenn die Erde uns schon bedingungslos alles gibt, ist es Zeit, dass wir nicht nur nehmen, sondern auch dankbar zurückgeben.

Höhepunkt des ersten Konzertteiles

Noch ein Höhepunkt vor der Pause war die grandiose Interpretation der Ode an den Jomolangma, wie der Mount Everest von den Tibetern genannt wird, der höchste Berg der Welt ist Sitz einer der fünf wichtigsten Göttinnen des tibetischen Volkes, der „Göttin des Türkis“. Das Auditorium, das auch schon vorher mit Szenenapplaus nicht gegeizt hatte, war begeistert ob dieser, zwar eher nachdenklich stimmenden, irgendwie aber trotzdem optimistischen Performance und applaudierte dankbar lang und anhaltend.

Eindrücklicher Auftakt in den zweiten Konzertteil

Mit dem meditativen, von Philipp Glass (*1937) für Yehudi Menuhin und Edna Mitchell komponierten „Echorus 1995“ setzte das ZKO den nächsten Glanzpunkt, für zwei Soloviolinen und Streichorchester geschrieben, fügte sich dieses perfekt in Dechens Konzert ein und unterstrich die Klasse, sowohl der beiden Solistinnen, als auch die des ZKO. Dann übernahm wieder Dechen und liess noch weitere Mantra folgen, ein jedes mit einer anderen, aber immer grossen kulturhistorischen Bedeutung. Manche waren fast nur auf die Stimme ausgerichtet arrangiert, bei anderen spielte auch Dechens vorzügliches „Jewel Ensemble“ eine sehr gewichtige Rolle, indem diverse Soli eingebaut waren, ob für Gitarre, Sitar, Bass, Piano oder Schlagzeug und Perkussion. Manche waren auch sehr modern arrangiert mit grosser Betonung der Rhythmik. Zu einigen bewegte sich die Sängerin, mal mit schlangenhaften, dann mit Tempeltanz ähnlichen Bewegungen. Besonders angetan hat es ihr offensichtlich das Mantra „Want go far“, wie sie erläuterte. Als eigentliche Medizin betrachten die Tibeter das Mantra „Shine of Lapislazuli“, da, laut den tibetischen Ärzten, das Rezitieren von Mantras, insbesondere dieses, für einen ausgeglichenen Geist zur Vorbeugung von Krankheiten, unerlässlich sei. Nach einem weiteren Mantra erhielten die Musiker wieder Gelegenheit zu einer ausgedehnten Improvisation, während der Dechen die Bühne, fast schwebend, verliess. Nach ausgedehnten Soli der Musiker packten sie schlussendlich wieder zusammen in einen kompakten Sound, nun wieder bestimmt von den fernöstlichen, exotischeren Instrumenten, die Dechen, nun in Begleitung der tibetischen Tanzgruppe (11Tänzer/innen), wieder animierte, auf die Bühne zurück zu kommen. Die farbenfrohen, traditionellen Kostüme der jungen Tänzer aus Ost Tibet erfreuten unsere Augen, dazu Dechens sehr variable Gesangskünste die Ohren. Das Ganze kompakt eingebettet in die geschickt arrangierten  Orchestersequenzen war, scheinbar, das spektakuläre Schlussbouquet eines einzigartigen Konzertes. Dann aber ergriff die Künstlerin nochmals das Wort, bedankte sich bei all ihren Mitmusikern, beim Publikum, ihren Freunden und Unterstützern, erklärte auch, dass der sonst in ihrer Band spielende Cellist Daniel Pezzotti krankheitsbedingt leider nicht dabei sein konnte. Auch sei es schon eine Tradition, dass sie zum Schluss „Das Lied der Umwelt“ intoniere, daran erinnernd an unsere Verbundenheit mit der Erde, für die wir alle die Verantwortung trügen.

Danke Dechen Shak-Dagsay, die Botschaft ist angekommen und dies auf aussergewöhnlich herzlich, sympathische überzeugende Art. Das Publikum bedankte sich denn auch mit einer langanhaltenden stehenden Ovation, die die Künstlerin und ihre Mitmusiker sichtlich berührte und genossen.

Dechen Shak-Dagsay`s Wunsch

‚Ich wünsche mir, dass es mir auch weiterhin gelingen wird, mit meiner Stimme die Menschen zu ihrer ureigenen Quelle der inneren Ruhe und des Glücks zu führen.’

Trailer von „Want go far“, das vertonte Gedicht über den Flug des weissen Kranichs, vom sechsten Dalai Lama (Tshangyang Gyatsho 1682 oder 1683 – 1706) in Erahnung seinen nahenden Tod verfasst, kurz bevor er im Alter von nur 23 Jahren von politischen Gegnern ermordet wurde.

www.youtube.com/watch?v=CzdpIKsUhjQ

Trailer “Le Bonheur/Amaleho”

www.youtube.com/watch?v=hD36ahocaAs

Trailer Everest-Jomolanga (Live concert in Seoul, South Korea, Suncheon Bay Garden Music Festival)

www.youtube.com/watch?v=1LxURE_NEQk

Trailer „Love within“ – Tina Turner, Regula Curti, Dechen Shak-Dagsay, Sawani Shende-Sathaye

www.youtube.com/watch?v=q-DlceJQ-K0

Dechen Shak-Dangsay singt für „Ihre Heiligkeit“ den  Dalai  Lama in Wiesbaden, 23 August 2011

www.youtube.com/watch?v=LXlAHb7Vz3o

Dechen Shak-Dagsay – Barcelona – Om Mani Peme Hung – 8 April 2008

www.youtube.com/watch?v=zAbNptb4INw

Interview mit Dechen Shak-Dagsay

http://www.dechen-shak.com/de/video.html

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos:

www.dechen-shak.com/de/ und www.zko.ch

Impressionen der Künstlerin aus ihrem privaten Fotoalbum:

fotogalerien.wordpress.com/2017/04/15/dechen-the-call-for-peace-kkl-luzern-15-april-2017-besucht-von-leonard-wuest/

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Paul Ott/Paul Lascaux:www.literatur.li

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Chorkonzert 4 Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Leitung Mariss Jansons, Solisten, 8. April 2017, besucht von Léonard Wüst

Symphonieorchester des Bayerischen RundfunksBesetzung und Programm:

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Chor des Bayerischen Rundfunks

Mariss Jansons  Dirigent

Anna Prohaska  Sopran

Mojca Erdmann  Sopran

Hanno Müller-Brachmann  Bariton

Wolfgang Rihm (*1952)
Gruss-Moment 2 – in memoriam Pierre Boulez für Orchester
Schweizer Erstaufführung

Mariss Jansons  DirigentRequiem-Strophen für Soli, gemischten Chor und Orchester

Schweizer Erstaufführung | Auftragswerk der musica viva des Bayerischen Rundfunks

räsonanz – Stifterkonzert. Eine Initiative der Ernst von Siemens Musikstiftung, in Kooperation mit LUCERNE FESTIVAL und musica viva des Bayerischen Rundfunks

Rezension:

Anna Prohaska  SopranDas Publikum im fast ausverkauften Konzertsaal empfing Mariss Jansons (*1943) und seine „Bayern“ mit einem herzlichen, langanhaltenden Willkommensapplaus. Der Lette und sein Orchester sind immer wieder gern gesehene und natürlich vor allem, gern gehörte Stammgäste am Lucerne Festival. Dazu noch zwei Schweizer Erstaufführungen, diese erst noch komponiert vom Nachfolger Pierre Boulez` als neuem Leiter der Lucerne Festival Academy, Wolfgang Rihm (*1952).

Zu Beginn der ca. acht minütige „Gruss- Moment 2 – in memoriam Pierre Boulez“ (komponiert 2016). Gefolgt vom Hauptwerk des Abends, den ca. 80 Minuten dauernden „Requiem – Strophen“ (geschrieben 2015/16).

Hanno Müller-Brachmann  Bariton Rihm stützt sich dabei nicht auf die diversen Evangelien, sondern vertonte Texte von u.a. Johannes Bobrowski, Hans Sahl, Rainer Maria Rilke, ergänzt durch, von Rilke ins Deutsche übersetzte, Textfragmente von Michelangelo Buonarroti. Die Grundpassagen werden durch den Chor fast ausschliesslich auf lateinisch gesungen, die Soloparts auf Deutsch. Rihm will mit seiner Komposition, wie er einmal erklärte, „die innere Bewegung eines Trauerprozesses nicht abbilden, wohl aber abtasten“

Das Werk umfasst vierzehn Abschnitte, in vier Teile gruppiert, die, mit Ausnahme des zweiten, jeweils auch einen Ordinariumsteil der Messe umfassen; „Kyrie“ (III.), „Sanctus“ (X.) und „Agnus Die“ (XIII.), damit lässt sich zwar noch das Gerüst der Totenmesse erkennen, das meiste des Rests ist aber entweder auf wenige zentrale Aussagen reduziert, oder die Messteile fallen ganz weg und werden durch Anderes ersetzt, den zweiten Teil bilden stattdessen die drei Sonette Michelangelos, zwischen die der Psalm 129 eingefügt ist. Rihm arbeitet dabei sehr bewusst die Macht des Todes und dessen Unbegreiflichkeit heraus, ausgesprochen mit der ersten Zeile in Rilkes Gedicht: „Der Tod ist gross“.

Mojca Erdmann  SopranObwohl ein modern orchestriertes Werk, ist es nicht so avantgardistisch, dass man um dessen Akzeptanz beim Publikum fürchten müsste. Natürlich setzt er andere Rhythmen als von den traditionellen Passionswerken her gewohnt, nutzt auch des Öftern das Schlagwerk, hat ein Faible für die königliche Harfe. Ein Terrain, das dem Orchester zu gefallen scheint, agiert es doch souverän, mit der nötigen Zurückhaltung bei den Gesangspassagen. Die Vokalsolisten fügen sich nahtlos ins Gefüge, mit einem ganz starken, in Luzern bestens bekannten Bariton Hanno Müller – Bachmann, einer souveränen Anna Prohaska (Sopran), einer ab und zu schrillen Sopranistin Mojca Erdmann. Die grossartigen Stimmen des Chors und das Orchester  des bayerischen Rundfunks legten die Basis für ein Klangerlebnis, dem Jansons mit seinem nuancierten Dirigat den Feinschliff verlieh, was auch das Auditorium so sah und die Protagonisten  mit  stürmischem, langanhaltenden Applaus belohnte.

Kleine Fotodiashow von Priska Ketterer, Lucerne Festival:

fotogalerien.wordpress.com/2017/04/09/chor-und-symphonieorchester-des-bayerischen-rundfunks-mariss-jansons-solisten-konzertbilder-_-oster-festival-2017-08-04-2017-_-chorkonzert-4/

Links auf die andern von mir besuchten Konzerte am Osterfestival 2017

 

Chorkonzert 3 Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble, Leitung Thomas Hengelbrock, Solisten, 6. April 1017, besucht von Léonard Wüst

 

https://innerschweizonline.ch/wordpress/chorkonzert-3-balthasar-neumann-chor-und-ensemble-leitung-thomas-hengelbrock-solisten-6-april-1017-besucht-von-leonard-wuest/

Sinfoniekonzert 2 musicAeterna , Leitung Teodor Currentzis, Solisten, 7. April 2017, besucht von Léonard Wüst

https://innerschweizonline.ch/wordpress/sinfoniekonzert-2-musicaeterna-leitung-teodor-currentzis-solisten-7-april-2017-besucht-von-leonard-wuest/

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

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Das Oster-Festival 2017 endet mit erfreulicher Bilanz von 94 Prozent Auslastung

Lucerne Festival Ostern 2017Lucerne Festival zieht Bilanz des Oster-Festivals, das am morgigen Sonntag dem 9. April zu Ende geht. Die Konzerte des neuntätigen Festivals waren mit 94 Prozent* und über 9000 Besuchern sehr gut ausgelastet. In den Kirchen Luzerns und im KKL Luzern wurden insgesamt 14 Veranstaltungen mit sowohl sakraler als auch weltlicher Musik geboten. Fünf Konzerte waren aus­verkauft, darunter das Eröffnungskonzert am 1. April, die Chorkonzerte vom 2. und 4. April und das Sinfoniekonzert der MusicAeterna mit Teodor Currentzis und der Geigerin Patricia Kopatchinskaja. Voll besetzt war ausserdem die Premiere der Marienvesper von Claudio Monteverdi, die diesjährige Kooperation von Lucerne Festival mit dem Luzerner Theater**. Zum Dirigier-Meisterkurs mit Bernard Haitink kamen insgesamt rund 330 Interessierte.

An diesem Wochenende dirigierte Mariss Jansons das Symphonieorchester des Bayerischen Rund­funks bei ihrer jährlichen Luzerner Residenz – heute Abend steht die Schweizer Erstaufführung von Wolfgang Rihms Requiem-Strophen auf dem Programm. Es handelt sich um das erste räsonanz – Stifterkonzert, der Initiative der Ernst von Siemens Musikstiftung in Koopera­tion mit Lucerne Festival und musica viva des Bayerischen Rundfunks. Morgen Abend spielt im Abschlusskonzert Emmanuel Ax Mozarts Klavierkonzert Es-Dur KV 482. Die Uraufführung der Young-Produktion Once around the world mit dem Ensemble der Lucerne Festival Alumni und Mike Svoboda ist morgen, am Sonntag, um 11.00 und 15.00 Uhr zu erleben.

Der griechische Dirigent Teodor Currentzis war der diesjährige «artist-in-residence» des Oster-Festi­vals. Er dirigierte sein Ensemble MusicAeterna in zwei Konzerten im KKL Luzern: Am 5. April stand ihm die Geigerin und «artiste étoile» des kommenden Sommer-Festivals, Patricia Kopatchinskaja, zur Seite. Am 7. April konzertierte er zusammen mit der Sopranistin Nuria Rial und der Mezzosopranistin Paula Murrihy mit Werken von Pergolesi und Haydn. Am 2. April waren Werke von Bach, Poulenc und Messiaen in der Franziskanerkirche zu hören – aufgeführt vom Collegium Vocale zu Franzis­kanern Luzern und dem Capricornus Consort Basel. Ein Höhepunkt des Festivals bildete das Musik­theater zu Monteverdis Marienvesper am 3. April und an den Folgetagen – eine Koproduktion von Lucerne Festival und dem Luzerner Theater, welche die Jesuitenkirche als begehbaren Bühnenraum für die Besucher gestaltete. Ein weiteres Chorkonzert wurde zu Ehren des 600. Geburtstag von Niklaus von Flüe am 4. April im Kirchensaal MaiHof gegeben. Thomas Hengelbrock brachte am
6. April zusammen mit dem Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble, den Solisten Daniel Behle und Markus Butter Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion in der selten gespielten Zweitfassung von 1725 zur Aufführung. Während drei Tagen, vom 7. bis 9. April, hatten junge Dirigenten im Meisterkurs Dirigieren zum siebten Mal die Möglichkeit, von den Kenntnissen und Erfahrungen Bernard Haitinks zu profitieren und mit den Festival Strings Lucerne zu arbeiten. www.lucernefestival.ch

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