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Verhextes Somehuus, Kabarett-Duo Knuth und Tucek, besucht von Gabriela Bucher – Liechti, Kleintheater Soomehuus Sursee

Kabarett-Duo Knuth und TucekRezension:

Letzten Samstag erzählte das Kabarett-Duo Knuth und Tucek dem Surseer Publikum mit wortgewaltigen, bitterbösen, witzigen, beissenden, hochbrisanten Texten und Liedern von der finsteren Vergangenheit der Hexenverfolgung.

Es ist kurz nach sechs, der Lichttechniker richtet die Scheinwerfer, Nicole Knuth und Olga Tucek gehen auf der Bühne des Somehuus ein letztes Mal ihre Skripts durch. Hier wird noch etwas gestrichen, dort hervorgehoben. Ihre aktuelle Produktion «Hexen, ein Ritt auf dem Zaunpfahl» hat immer einen lokalen Bezug und ist somit bei jeder Aufführung anders. «Ist dir aufgefallen, dass dies unsere erste Aufführung ist, wo nur Frauen vorkommen?» sagt Olga zu Nicole «und sieben aufs Mal zur selben Zeit, das ist krass!». Dann beugt sie sich wieder über das Skript und murmelt «Soorsi, Surengasse, Münchrüti». Die Namen müssen sitzen.

In ihrem neuen Programm laufen die beiden Satirikerinnen einmal mehr zu absoluter Höchstform auf. Grundlage für ihre Texte sind historische Quellen. Davon gebe es in Sursee massenweise, erklärt Olga, die Kleinstadt sei mit 60 protokollierten Hexenprozessen überproportional gut vertreten, habe sich aber wohl damals mit Luzern messen müssen. Gleichzeitig informieren sich die zwei aber auch über lokale Gegebenheiten und bauen diese gekonnt ein. Daraus wird ein hochexplosiver Mix, der am Samstag auch das Somehuus-Publikum verzaubert – verhext – hat.

Verpackt wird das Ganze in eine aktuelle Geschichte: Die Studentin Mara wartet in Sursee auf ihre beiden Kollegen, mit welchen sie einen low budget Film drehen will für ihre Bachelor-Arbeit über die Hexenverfolgung in der Schweiz. Die beiden Jungs wollten Sursee über die «Bergroute» erreichen, sind aber vorübergehend mit ihren Bikes in Beromünster hängen geblieben. Also kundet Mara die «location» alleine aus. Dabei erscheint ihr immer öfter eine seltsame Gestalt, die sich als Agatha Müller entpuppt, eine der sieben Frauen, die 1625 als Hexen verurteilt und verbrannt wurden. Die Ebenen vermischen sich, Mara begibt sich auf eine Zeitreise und folgt Agatha in den Diebenturm zum Tanzen, zur Gerichtsverhandlung und schlussendlich zur Enthauptung und Verbrennung. Im Surseer Wald sucht sie danach den damaligen Tanzplatz der Hexen und trifft dort auf Alrauna und die «Weisen Frauen der Luzerner Landschaft». Diese channeln gerade ihr Mondritual und vereinen sich mit den aufgestiegenen Meisterinnen. Als moderne Hexen mit Geschäftsmodell unterlassen sie es aber nicht, gleichzeitig diverse Artikel aus ihrem Webshop anzupreisen.

Nicole Knuth und Olga TucekWie die beiden Kabarettistinnen Vergangenheit und Gegenwart verweben ist atemberaubend und sprachlich unglaublich dicht. Dass die Örtlichkeiten dabei bekannt sind, macht die Geschichte umso authentischer und beklemmender, man ist selber mitten drin. Dabei wird auch die heutige Kleinstadtidylle auf die Schippe genommen und lokale Gegebenheiten werden thematisiert, was teilweise sehr witzig daherkommt. Aber auch aktuelle, politisch brennende Themen werden angesprochen, schonungslos und wortgewaltig.

Eins ist sicher: Mit ihrer Scharfzüngigkeit, mit ihrer Art, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, anzuklagen, aufzuzeigen und zu enthüllen, hätten die beiden 1625 nicht überlebt. Heute sind sie verdientermassen Trägerinnen diverser Preise und nicht mehr wegzudenken aus der Schweizer Kleinkunstszene! Zwei Powerfrauen, die ihresgleichen suchen und am Samstag das Surseer Publikum restlos begeistert haben.

Kleintheater Soomehuus SurseeKnuth und Tucek sind mit ihrem Programm «Hurrah» am 8./9. und 11.3.17 in Neuenkirch zu sehen und mit dem Programm «Hexen» am 16.3.17 im Kleintheater Luzern, selbstverständlich in einer auf die Stadt Luzern gemünzten Version

Text: www.gabrielabucher.ch

Fotos: www.knuthundtucek.ch/ und www.somehuus.ch

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Luzerner Sinfonieorchester – Dvořák-Fest mit Augustin Hadelich, 15. Februar 2017, besucht von Léonard Wüst

LSO luzerner Sinfonieorchester (c)Christian FlierlBesetzung und Programm:

Luzerner Sinfonieorchester

James Gaffigan, Leitung

Augustin Hadelich, Violine

 

Antonín Dvořák (1841 – 1904)
«Die Waldtaube», Sinfonische Dichtung op. 110
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504 «Prager»
Antonín Dvořák
Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53
Antonín Dvořák
«Die Mittagshexe», Sinfonische Dichtung op. 108

Rezension:

Antonin DvořákGlücklicherweise musste Antonin Dvořák nicht die Metzgerei/Gaststätte seiner Eltern übernehmen, sonst würde es diese ganz spezielle Musik wahrscheinlich gar nicht geben, obwohl der Vater in späteren Jahren den Lebensunterhalt als Zitherspieler verdiente und auch zwei von dessen Brüdern Berufsmusiker waren, der eine Trompeter, der andere Violinist. Mit sechs Jahren ging der kleine Antonin in die Schule von Nelahozeves (Mühlhausen) und bekam dort von seinem Lehrer, Joseph Spitz, zum ersten Mal Geigenunterricht. Er absolvierte später einige Lehr – und Wanderjahre, auch als Strassenmusiker, bevor er ab seinem 16. Lebensjahr in der böhmischen Hauptstadt Prag lebte, wo er u.a. im Opernorchester als erster Bratschist tätig war. Dvořák  war als Komponist durchaus selbstbewusst, niemals aber abgehoben, gar überheblich. Er wollte instinktiv eine eigenständige „tschechische Musik“ kreieren, ging dazu in der Strukturierung seiner Werke teilweise auch neue Wege, rückte etwas von der Romantik eines Brahms oder Schubert ab und orientierte sich mehr an der Volksmusik seines Vaterlandes, baute immer wieder auf Motive aus denselben auf, wie das auch Bedřich Smetana zu tun pflegte.

Ein typisches Beispiel dafür zur Konzerteröffnung war «Die Waldtaube», eine seiner sinfonischen Dichtungen, ebenso die Konzert abschliessende Komposition «Die Mittagshexe».

Passend ins Konzert auch das zweite Werk des ersten Konzertteils, die Sinfonie in D-Dur KV 504, auch „Prager Sinfonie“ genannt, von Wolfgang Amadeus Mozart, komponiert im Jahr 1786. Einige Motive der „Prager“ verwendete Mozart auch in der „Zauberflöte“.

Der zweite Konzertteil war dann ausschliesslich Dvořáks Werken vorbehalten

Geleitet von Dirigent James Gaffigan betrat der Solist des Abend, Augustin Hadelich die Bühne für das Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53.

Dvořák widmete dieses dem damaligen Star – Geiger Joseph Joachim, einem engen Freund und Berater Johannes Brahms und sandte ihm auch die Partitur zur Beurteilung zu. Joachim hatte sehr umfassende Änderungswünsche, die der Komponist alle umsetzte („nicht einen einzigen Takt habe ich behalten“). Auf die Zusendung der Neufassung reagierte Joachim über zwei Jahre nicht und er spielte das ihm gewidmete Werk, nach heutigem Wissensstand, sein Leben lang nie konzertant.

Augustin Hadelich., Solist ViolineDer Solist klangzauberte Töne aus andern Sphären in den Raum, entrückt, dicht, dennoch klar, aufbauend auf einer, nicht nur technisch, optimalen Ausbildungsgrundlage und ausserordentlichem Können, kombiniert mit viel Einfühlungsvermögen und, wie mir schien, einem ausgeprägten Flair für das Slawische. Alles kongenial unterstützt von einem, wie immer, engagierten, gutgelaunten Orchester, souverän geleitet von James Gaffigan. Das Publikum im sehr gut besetzten Konzertsaal feierte den Solisten mit frenetischem, langanhaltendem Applaus und liess nicht locker, bis zur Gewährung einer Zugabe.

Mit dieser, der Caprice Nr. 21 von Niccolò Paganini, krönte der gefeierte Solist seine Weltklassedemonstration.

Das wars aber noch nicht, setzte doch das LSO zum Abschluss dieses grandiosen Konzertabends mit «Die Mittagshexe» auch noch ein starkes Ausrufezeichen. Das Auditorium würdigte die Protagonisten denn auch nochmals mit einer wahren, fast nicht enden wollenden Applauskaskade.

Nachtrag zum Solisten:

Hadelich (*4. April 1984) erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen (u.a. Grammy Award „Best Classical Instrumental Solo“ für die Aufnahme von Henri Dutilleux Violinkonzert mit dem Seattle Symphony Orchestra, 2016).

Das Violinstudium begann Hadelich zunächst am Instituto Mascagni in Livorno und dann an der New Yorker Juilliard School bei Joel Smirnoff.

Erstaunlich auch der unglaubliche Wille des jungen Künstlers, erlitt er dich In seiner Jugend bei einem Brand schwere Verletzungen, Näheres über diesen Link:

www.sueddeutsche.de/kultur/portraet-der-geiger-der-durchs-feuer-ging-1.2567778

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: sinfonieorchester.ch/home und

www.augustin-hadelich.com/

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Im Rahmen des Musikfestivals Szenenwechsel 2017, Lars Møller und Big Band der Hochschule Luzern, 5. Februar 2017, besucht von Léonard Wüst

Big Band der Hochschule LuzernBesetzung und Programm:

Big Band der Hochschule Luzern
Lars Møller Saxofon, Komposition, Arrangement

Rezension:

Lars Møller wurde für seine Big Band-Kompositionen verschiedentlich mit hohen Auszeichnungen geehrt. Unter vielen anderen auch für seine viel beachtete Komposition «ReWrite of Spring», eine Hommage an Strawinskys Meisterwerk «Le sacre du printemps».
Das Konzert  enthielt nebst dem erwähnten Werk auch weitere Kompositionen aus Lars Møllers Hand.

So ein Konzert ist natürlich auch eine ganz spezielle, wertvolle Erfahrung für die jungen Musiker. Ein Auftritt unter Leitung eines so renommierten Musikers, Dirigenten und Komponisten, ein Meilenstein in der Ausbildung zum Profimusiker. Ein Konzert mit Musik fernab des gängigen Big Band Repertoires, mit ungewohnten, avantgardistischen Klängen, sphärisch dicht, nahe beim Free Jazz. Lobenswerter Weise liess Møller den jungen Musikern genügend Raum, sodass fast alle ein Solo darbieten konnten. Bei diesen blitzte schon ein erstaunliches Können und eine grosse Selbstsicherheit auf. Unaufgeregt, fast schon routiniert performten die Musikstudentinnen im Luzerner Saal, vor dem zahlreich erschienenen, fachkundigen Publikum eher gesetzteren Alters. Aufgrund der Biografie des Leaders eher Saxophon lastig, was aber den Genuss keineswegs trübte, zumal Møller auch mal selbst mitspielte und mit seiner Spielfreude seine Mitmusiker anspornte und mitriss.

Der erste Konzertteil brachte diverse Eigenkompositionen des Dänen, dem „Folk Song Nr. 1“ .mit einer explosiven Sax Improvisation von Mirjam Scherrer, folgte „Marit`s Dream“ mit dem feinfühligen Trompetensolo von Martin Borner, ergänzt durch den impulsiven Ergänzungspart von Marius Meier am Kontrabass. Brillante Akzente setzte darauf der Tenorsaxophonist Andri Schärli, unterstützt von einem Trompetenduett als kongenialer Untermalung, bevor der Meister in „Noon Skys“ das Zepter, respektive das Saxophon selber übernahm und Höhepunkte setzte mit seinem unermesslichen Improvisationskönnen. Dann konnte auch noch Moritz Anthes mit seiner Posaune einen Glanzpunkt setzen, bevor eine wohlverdiente Pause anstand. Nach diesem kurzen Unterbruch entführte Møller in sein dreisätziges Meisterwerk „Rewrite Of Spring“, damit noch einen Schritt weiter in eine andere Welt, die immer auch beeinflusst ist durch seine Aufenthalte in Indien und seiner Liebe zur klassischen indischen Musik.

Lars Møller Saxofon, Komposition, Arrangement c Hreinn GudlaugssonSo fliessen auch eher ungewohnte Klänge in diese Hommage an Strawinsky, ähnlich, wie das früher u.a. bei den „Beatles“ war. Auch hier bot Møller den Jungspunden reichlich Gelegenheiten zur Demonstration deren solistischen Könnens, genutzt u.a. vom Altsaxophonisten Benjamin Knecht im Verbund mit dem Schlagzeugsolo von Lukas Blattner. Den Mittelsatz nutzte der Chef für ein fulminantes Solo der absoluten Weltklasse. Im Schlusssatz, geprägt vom souverän satten Bläsersatz, zeigte Djordje Kujundzic auf dem Tenorsaxophon, was man auf diesem alles machen kann, bevor sich Florian Respondek mit einem funk- rockigen Solo auf der Gitarre emanzipierte. Ein äusserst anspruchsvolles Programm, von den Protagonisten perfekt dargebracht, mit begeistertem Applaus vom Publikum belohnt. Als Dank gewährten die Musiker noch eine kurze, rassige Zugabe, bevor dann definitiv Schluss war. Fazit: Ein perfekter Abschluss der Konzertreihe Szenenwechsel 2017 der HSLU

«Strawinsky und der Jazz»Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: www.hslu.ch

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Musikfestival Szenenwechsel 2017 der HSLU, Sinfoniekonzert – Mahlers und Mozarts Variationenlust in Dur und Moll, KKL Luzern, 1. Februar 2017, besucht von Léonard Wüst

LSO Luzerner Sinfonieorchester (c)Christian FlierlBesetzung und Programm:

Wolfgang Amadé Mozart (1756 – 1791)
Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 G-Dur KV 216

Gustav Mahler (1860 – 1911)
Sinfonie Nr. 1 D-Dur

Junge Philharmonie Zentralschweiz
Luzerner Sinfonieorchester LSO
Isabelle van Keulen, Violine
Dmitry Liss, Leitung

Rezension:

Wenn die Jungen zusammen mit den Etablierten konzertieren, staunt man, wie technisch reif und ausdrucksstark der Nachswuchs aus den Reihen der HSLU Sektion Musik schon ist. Eine besonders interessante Konstellation dieses Jahr, dass die Solistin an der Violine, Isabelle van Keulen (*1966), Dozentin an der HSLU ist, also zusammen mit einigen ihrer Schützlingen auf der Bühne stand. Dass sich mit Dmitry Liss ein routinierter russischer Dirigent dazu gesellte, versprach schon einiges im Voraus.

Dirigent Dmitry Liss c Frank PerryDmitri Liss leitet mit dem Ural Philharmonic Orchestra eines der führenden russischen Orchester. Der 1960 geborene Vertreter der Moskauer Dirigentenschule und Absolvent des Moskauer Konservatoriums begann seine Laufbahn als Assistent von Dmitry Kitayenko beim Moscow Philharmonic Orchestra. Über das zuerst interpretierte Violinkonzert bemerkte der Mozart Biograf Alfred Einstein (1880 – 1952): Wenn es ein Wunder in Mozarts Schaffen gibt, so ist es die Entstehung dieses Konzertes. Etwas ungewohnt für Mozart, dass kurz nach dem intensiven Streicherbeginn eine Sequenz mit den Hörnern eingefügt ist und die erstmalig grosszügige Raumlassung für die Violine als Soloinstrument, wie er das bei seinen späteren, ausgereifteren Klavierkonzerten systematisch anwendet. Auch ist der erste Satz mit 226 Takten überaus lang. als das bis anhin Gewohnte. Mozart schrieb am 23. Oktober 1777 seinem Vater aus dem Augsburger Dominikanerkloster Heilig Kreuz u.a. Auf die Nacht beim Souper spielte ich das Strassburger Concert; es ging wie Öl, alles lobte den schönen, reinen Ton. So einen schönen, reinen Klang entlockte auch Isabelle van Keulen ihrer Violine.

Solistin Isabelle van Keulen c  Marco Borggreve Die Solistin ist Mozart auch dadurch verbunden, dass sie einen Teil ihres Studiums am Salzburger Mozarteum absolvierte. Auffällig oft korrespondierte sie durch Augen und Gesten mit den jungen Musikern des gemischten Orchesters, lobte und munterte sie so auf.

Für die Mahler Sinfonie bediente sich der Dirigent des Taktstockes, vielleicht hatte er gewisse Ungenauigkeiten bemerkt und hoffte, dies mittels Akzentuieren mit dem Stock eliminieren zu können. Uns Zuhörern jedenfalls, war nichts aufgefallen, erhielten doch die Protagonisten für ihre Mozartinterpretation langanhaltenden, kräftigen Applaus, bevor man sie in die Pause entliess.

Geschickt baute Liss die Spannung auf, lotete die Dramatik in Mahlers Komposition genüsslich aus, führte seine Mitmusiker souverän, präzis durch das Werk, agierte jetzt beim Dirigat auch vermehrt mit Gesten und Körpereinsatz. Erstaunlich, dass dieses Monumalwerk in seiner Urfassung bei Publikum und Kritikern eher auf Ablehnung stiess, selbst die überarbeiteten Fassungen hatten einige Jahre später keinen leichten Stand, Diese Sinfonie (vom Komponisten ursprünglich „Titan“ betitelt), die heute als ein Meilenstein der Musikgeschichte gilt, musste sich ihren Weg dorthin wahrlich verdienen, wirkt aber auch heute noch, mit ihren Brüchen, der Doppelbödigkeit  aufwühlend verwirrend. Dass sie aber zu Recht dort steht, demonstrierten die vereinten Luzerner eindrücklich. Alle Sinfonien Mahlers sind „Finalsinfonien“, stellte schon Paul Bekker, einer der einflussreichsten Musikkritiker im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts fest. Dennoch klingt der schliessende D-Dur-Jubel im Verbund mit der tragischen Geschichte, welche dieses Werk mit rein musikalischen Mitteln erzählt, nicht etwa erlösend, sondern fast schmerzlich. Deshalb auch meinte der Philosoph Theodor W. Adorno: Mahler war ein schlechter Jasager.

Junge Philharmonie ZentralschweizDas Publikum war ob dieser grandiosen Interpretation begeistert und feierte die Protagonisten mit stürmischem, langanhaltendem Applaus und sogar einigen Bravorufen.

Zusammengefasst:

Ein bezaubernd, luftig leichter Mozart zum Auftakt  wurde im zweiten Teil kontrapunktiert mit einem epochal, wuchtig dramatischen Mahler.

 

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: sinfonieorchester.ch/home und

www.hslu.ch

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