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Al Jarreau & NDR Bigband, Kongresshaus Zürich, 1. Dezember 2016, besucht von Léonard Wüst

NDR Big BandBesetzung:

Al Jarreau, vocals  NDR Bigband: Jörg Achim Keller, conductor – Ernst Friedrich Felsch, Björn Berger, Christof Lauer, Frank Delle, Katharina Thomsen, saxes – Thorsten Benkenstein, Ingolf Burkhardt, Nicolas Boysen, Reiner Winterschladen, trumpets – Dan Gottshall, Klaus Heidenreich, Stefan Lottermann, Ingo Lahme, trombones – Joannes Vroomans, piano – Petrus Johannes Tiehus, guitar – Christian Diener, bass – Wolfgang Haffner, drums

 

Rezension:

Von Hamburg nach Hannover und Bremen – über Paris und Amsterdam bis nach Monte Carlo und in die Schweiz führte die gemeinsame Tour des legendären Jazzsängers Al Jarreau mit der NDR Bigband. Im Gepäck hatten der US-amerikanische Altmeister des Scat-Gesangs und das renommierte Solistenensemble aus Norddeutschland das „Duke Ellington Songbook“ – in einem brandneuen Arrangement von Jörg Achim Keller.

Gastdirigent und Arrangeur Jörg Achim KellerAl Jarreau ist siebenfacher Grammy Gewinner, spielte mit in der obersten Liga der Entertainer, auf Augenhöhe mit Grössen wie Frank Sinatra, Dean Martin, Harry Belafonte, Sammy Davis jr., Joey Bishop, Peter Lawford usw. An diesem Abend im Kongresshaus, am letzten Konzert einer Tournee, die ihn durch 18 Länder führte, war er nur noch noch ein Schatten seiner selbst, eine Legende, die sich selbst demontiert, oder vom Management demontiert wird. Von zwei Assistenten im Rollstuhl auf die Bühne geschoben, installierte sich der 76jährige auf einem Schemel.

Er musste in früheren Jahren schon Tourneen unterbrechen, Konzerte absagen aufgrund akuter gesundheitlicher Probleme (u. Lungenentzündung, Atemwegsprobleme, Herzbeschwerden), musste deswegen auch schon während einer Europatournee in Frankreich auf eine Intensivstation verlegt werden und konnte diese erst nach einer Woche wieder verlassen.

Der US-Amerikaner gilt als einer der größten Gesangsvirtuosen in der Geschichte des Jazz. Immer wieder machte er aber auch musikalische Ausflüge in Richtung Funk, Soul und Pop. Zu den bekanntesten Songs Al Jarreaus gehören Stücke wie „Mornin“, „Moonlighting“ oder „Boogie Down“. Zuletzt erschien in diesem Jahr das Album „My Old Friend“ Celebrating George Duke.

Al Jarreau in concert im KKL in LuzernMit George Duke verbindet ihn eine uralte Freundschaft traten sie doch schon in den 1960ern  in San Francisco als Al Jarreau and the George Duke Trio auf. Seine allererste Band hiess aber „The Indigos“, wie Jarreau im Verlaufe des Konzertes erzählte. Trotz sichtlicher Erschöpfung, unterliess es Jarreau nicht, Anekdoten zum Besten zu geben, das Publikum auch auf diese Weise, eben ganz im Stil eines Entertainers, zu unterhalten. Er wirkte durchaus sehr lebendig, seine Extremitäten deuteten dies auch immer wieder an, wippte und schaukelte er doch auch im Sitzen, sein Stimmvolumen aber litt natürlich durch das Kauern auf dem Schemel,  unmöglich, bei zusammengedrücktem Brustkorb auf seinem normalen Level zu singen. So erinnerte er einzig bei den Klassikern „Pennsylvania 65000“ (Glenn Miller Welthit) und bei „Take the A Train“ (einem von Billy Strayhorn 1939 komponierten und getexteten Jazzstandard, der vom Duke Ellington Orchestra ab 1941 als Erkennungsmelodie verwendet wurde) einigermassen an den Künstler, den man in guter Erinnerung hat. Es war denn vor allem der Verdienst der ausgezeichneten NDR Big Band mit den exzellenten Solistinnen, dass das Konzert trotzdem noch zu einem, wenn auch mit nur grad 60 Minuten, kurzen Erlebnis wurde. Dass seine Stimme einst besser gurgeln, knattern, stöhnen, gurgeln und schnalzen konnte, verzieh das Publikum, mehrheitlich eher gesetzteren Alters,  etwas irritiert zwar, spendete aber doch langanhaltenden, wenn auch eher höflichen, denn begeisterten Applaus.

Kurzer Trailer von Al Jarreau mit dem Orchester

www.ndr.de/orchester_chor/bigband/Al-Jarreau-NDR-Bigband-It-is-so-beautiful,videoimport13298.html

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: allblues, Wikipedia

Ein Konzert von www.allblues.ch und www.migros-kulturprozent.ch/de/home

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Gabriela Montero zu Gast beim Zürcher Kammerorchester, Tonhalle Zürich, besucht von Irène Hubschmid und Ruth Schiesser

Tonhalle Zürich, grosser KonzertsaalBesetzung und Programm:
Zürcher Kammerorchester
Gabriela Montero Klavier
Willi Zimmermann Konzertmeister

Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 33 B-Dur KV 319
Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur KV 449
Gabriela Montero Improvisationen nach Wunsch des Publikums
Joseph Haydn Sinfonie Nr. 44 e-Moll Hob. I:44 «Trauersinfonie»

Rezension:

Einer der Violonisten übernahm diesmal die Begrüssungsansprache und wies dabei auf die eingeplante Improvisation mit der Solistin Gabriela Montero hin.

Das ZKO integriert in die Konzerte immer wieder originelle Ideen mit Neuheitseffekt. Sie zeigen, dass die Musik noch viele Variationsmöglichkeiten anbietet; d.h. attraktiv, modern und auch volksnah wie jugendfreundlich zu sein.

Es ist ein ausgezeichneter Ansporn an die Musiker, zu diversifizieren und neue Prägungen zu schaffen.

Gabriela Montero, Solistin am PianoDie Programmwahl mit Mozart und Haydn war ansprechend und kolorierte deutlich die Charaktereigenschaften/Neigungen der Komponisten. So gelingt es der Solistin,  wie auch dem Orchester, die musikalischen Ansichten/Empfindungen der beiden Komponisten deutlich in der tonalen Widergabe gekonnt zu verkörpern.

Die Sinfonie Nr. 33 von W.A. Mozart startete mit einem lieblichen Auftakt und die Bläser wie die Streicher spielten engagiert wie übereinstimmend. Die bekannte nicht zu unterschätzende “Mozart-Leichtigkeit”, bestehend aus seiner Lebenserfahrung wie Freude, Tragik und Hoffnung wiederspiegelte sich mit einer umfassenden Kompetenz ganz eindeutig in dieser Komposition und zeigte auch, dass sich immer wieder eine gewisse Harmonie finden liess.

Es folgte die Solistin Gabriela Montero mit dem Klavierkonzert Nr. 14. Mit ihrem gewinnenden Wesen und dem Versinken in die Musik, fesselte sie die  Aufmerksamkeit des Publikums. Man spürte deutlich den Respekt und die Zuneigung zu W.A. Mozart und die grosse Freude, es in diesem Sinne spielen zu dürfen. Die innere Ordnung, welche sie persönlich Mozart attestiert, übernahm sie mit einer grossen Natürlichkeit, es war für die Zuhörer ein echtes Geschenk. Dafür erntete sie verdient grossen Beifall und Zurufe.

Nach der Pause folgte die angesagte Improvisation, d.h. aus der Zuschauerreihe durften Musikvorschläge angebracht werden. Sie präsentierte die Originalmelodie und verwandelte Stille Nacht oder die Nationalhymne der Vereinigten Staaten mit den verschiedenartigsten Tonvariationen. Dies zeigt, dass sie über ein grosses Repertoire verfügt und den Mut hat, eigene und neue Melodien dazu zu kreieren. Ein guter Ansporn für junge Musiker, die wertvollen klassischen Musikstücke einerseits zu erlernen und daraus musikalische Impulse zu erkennen, welche zu neuen Uraufführungen überleiten können. Die Begeisterung bestätigte das Experiment

Mit Joseph Haydns “Trauersinfonie” erlebten wir passend zur Adventszeit eine gewisse Melancholie. Durch die temperamentvolleren Partituren hörten wir deutlich die elegante wie auch noch monarchisch inspirierte Kompositionsfähigkeit von Haydn. Das ZKO animierte mit der sehr wohlwollenden und ansprechenden Präsentation dazu, aufmerksam zuzuhören. Konzertmeister Willi Zimmermann und seine Musiker hatten auch eine entsprechend freundliche Ausstrahlung. Der Applaus war den auch lang und kräftig, worauf das Orchester die Anwesenden mit einer Mozartzugabe. belohnte

Nach dem Konzert luden die Sponsoren zu einem kleinen Umtrunk,. dabei wurde angeregt dfiskutiert und reflektiert.

Text: www.irenehubschmid.ch  und Ruth Schiesser

Fotos: Wikipedia und  www.zko.ch/#aktuelles-head

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Lucerne Festival am Piano endet mit sehr guter Gesamtauslastung von 89 Prozent*

88 Tasten, 1000 Emotionen c Georg AnderhubDas diesjährige Piano-Festival endet mit einer Gesamtauslastung von 89 Prozent, das sind 4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. 17ʼ400 Besucher kamen insgesamt zum Festival, das neun Tage dauerte, davon 11ʼ900 zu den 13 Konzerten und rund 5ʼ500 zu den Gratis-Veranstaltungen. Das künstlerische Programm der Klavierwoche bot zwei Klavier-Konzerte mit Orchester, sieben Solo-Rezitale, drei Debut-Konzerte und eine Kammermusik-Matinee. Ergänzt wurde dieses von zwei Piano Lectures sowie einem Meisterkurs inklusive Abschlusskonzert in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik – Luzern. Der Tastentag am Sonntag, dem 20. November, lockte das Publikum zu einem umfassenden Einblick ins russische Klavierrepertoire mit drei Rezitalen und einer Piano Lecture ins KKL Luzern, 1ʼ800 Interessierte kamen allein an diesem Tag. Rund 5ʼ000 Jazz-Fans besuchten zusätzlich die Gratis-Veranstaltungen von Piano Off-Stage in den Luzerner Bars, davon fanden sich 1ʼ200 Besucher bereits zur Eröffnung am 22. November im Luzerner Saal des KKL Luzern ein.

Heute, am Samstagnachmittag um 16 Uhr, ist der zweite Teil der Piano Lectures von Martin Meyer zu erleben, der sich Alfred Brendel widmet. Heute Abend um 18.30 Uhr tritt Rudolf Buchbinder mit einem Repertoire von Schumann und Liszt auf die Bühne des KKL Luzern. Morgen, am Sonntag, 27. November um 11 Uhr setzt dann ein Kammermusikkonzert mit Lars Vogt, Antje Weithaas, Florian Donderer und Tanja Tetzlaff den Schlusspunkt der Luzerner Klavierwoche mit Werken von Johannes Brahms.

Das Piano-Festival bot auch in diesem Jahr jungen, international aufstrebenden Stars wie Kit Armstrong, Andrew Tyson und Louis Schwizgebel eine Bühne, arrivierte Jungstars wie Georgy Tchaidze, Alexej Gorlatch, Nareh Arghamanyan und Igor Levit traten auf, und mit Grigory Sokolov und Rudolf Buchbinder waren auch die ganz grossen internationalen Stars zu Gast – ebenso wie Maria João Pires, die mit dem Kammerorchester Basel unter Heinz Holliger spielte, und Murray Perahia, der mit der Academy of St Martin in the Fields musizierte. Der Organist Cameron Carpenter setzte mit seiner International Touring Organ einen besonderen Akzent, und mit Robert Levin war in einem fünftägigen Meisterkurs einer der renommiertesten Klavierpädagogen und Musikforscher im Unterricht zu erleben. Die Jazz-Pianisten Vince Benedetti (USA), Luca Filastro (Italien), Jean-Baptiste Franc (Frankreich), Christina Jaccard (Schweiz), Simon Mulligan (UK), Frank Muschalle (Deutschland), Ricardo Regidor (Schweiz) und Christof Sänger (Deutschland) tourten traditionell nach dem grossen Off-Stage Opening durch die schönsten Luzerner Hotel-Bars und boten Luzerner Nachtschwärmern Jazz bis tief in die Nacht. www.lucernefestival.ch

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Lucerne Festival am Piano, Rezital 4 Rudolf Buchbinder, 26. November 2016, besucht von Léonard Wüst

Rudolf Buchbinder c Peter FischliBesetzung und Programm:

Rudolf Buchbinder  Klavier

Robert Schumann (1810–1856)
Fantasie C-Dur op. 17

Franz Liszt (1811–1886)
Paraphrase de concert sur «Rigoletto» S 434

Robert Schumann (1810–1856)
Sinfonische Etüden op. 13

Rezension:

Im ersten Konzertteil Werke zweier Komponisten, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Hier der introvertierte, leis – poetische Romantiker Robert Schumann, dort der umjubelte Star Franz Liszt, der gefeierte Salonlöwe Europas, der exzentrische, extrovertierte Frauenheld, der umjubelte Mittelpunkt bei den Hauskonzerten der Haute Volée in den europäischen Städten. Unermüdlich auf Tourneen, entschädigt mit absoluten Spitzengagen für die damalige Zeit. Trotzdem waren beide voneinander beeindruckt, nachdem sie sich einmal persönlich getroffen hatten. Schumann goutierte zwar nicht, dass Liszt sich zirkushaft aufführte, er bewunderte aber dessen technische Brillanz und seinen beseelten Ausdruck auf der Bühne.

Buchbinder interpretierte zu Beginn Schumanns Fantasie C Dur, gewidmet Franz Liszt, für dessen Projekt eines Denkmals in Bonn zu Ehren des, von Schumann und auch Liszt bewunderten Musikgenies Ludwig van Beethoven, der in Bonn geboren wurde. Er hielt sich präzis an die von Schumann vorgegebene Werkbeschreibung, wirkte dabei sehr elegant und souverän, erhaben über die technischen Stolpersteine, welche den Werken Schumanns, oft in Nebenpassagen versteckt, eben doch eigen sind.

Dann, problemlos der Paradigmenwechsel zur raffinierten Paraphrase des „Rigoletto“ von Liszt. Bei diesem, relativ kurzen Werk, jagt, typisch Liszt, eine Höchstschwierigkeit die andere, sehr auf Effekt und zur Publikumsverblüffung ausgerichtet. Dem Auditorium gefielen beide, doch sehr unterschiedlichen Kompositionen, sehr. Dies verlieh es auch mit langanhaltendem kräftigem Applaus Ausdruck, bevor man sich in die Pause begab.

Der zweite Konzertteil beinhaltete die „Sinfonischen Etuden“ von Robert Schumann, einschliesslich der fünf nachgelassenen Variationen. (17 Jahre nach dessen Tod von Johannes Brahms veröffentlicht). Auch hier blieb Buchbinder nah an der Werkbeschreibung, verlieh dem Werk aber trotzdem seine persönliche Handschrift, etwas lebhafter und rasanter als üblich, aber nie treibend, gar verschwommen.

Der schlaue erfahrene Konzertfuchs weiss natürlich ganz genau, wie er die Zuhörer abholen kann, welche Passagen er wie gestalten muss, um das Auditorium in seinen Bann zu ziehen.

Das Publikum spendete denn auch tosenden, langanhaltenden Applaus, applaudierte den Künstler immer wieder auf die Bühne zurück, bis er die gewünschte Zugabe doch noch gewährte, dies in Form der Gigue aus der Partita Nr. 1 B-Dur von Johannes Sebastian Bach, die natürlich die Zuhörer zu noch mehr Applaus anspornte und Buchbinder weiterhin noch nicht entliess. Nach erneutem mehrmaligen Applauskaskaden setzte sich der Altmeister nochmals an den Konzertflügel und gab seine „Phantasmen“ von Johann Strauss zum Besten. Dabei konnte er seine Wurzeln nicht verbergen und liess dem Wiener Temperament Lauf, worauf sich das Publikum zu einer definitiven stehenden Akklamation erhob. Damit bot Buchbinder eine Woche vor seinem 70sten Geburtstag am 1. Dezember einmal mehr ein Weltklassekonzert, er, der seit 50 Jahren auf allen grossen Bühnen dieser Welt gefeiert wird.

Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch

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